Ein Fingerzeig Gottes

Das Erdbeben in Japan und seine verheerenden Folgen haben im wahrsten Sinn des Wortes die ganze Welt erschüttert. Mit einem Schlag hat sich vieles verändert. Die Menschheit ist wachgerüttelt, Politiker suchen neue Wege, aber auch die Gläubigen sind tief getroffen und in ihrem Glauben herausgefordert. Was will uns Gott damit sagen? Am Horizont dieser Frage taucht unter anderem Akita auf, ein Ort in Japan, der bislang nur wenig bekannt ist.  Doch die Katastrophe lenkte auf ihn urplötzlich eine weltweite Aufmerksamkeit. Denn die dortigen Ereignisse vor knapp 40 Jahren haben nun eine frappierende Aktualität erlangt. Pfarrer Erich Maria Fink stellt in seinem Beitrag vor, was damals geschehen ist, und zeigt die Bedeutung von Akita für die heutige Situation auf. Für ihn sind die Zusammenhänge ein deutlicher Fingerzeig Gottes.

Von Erich Maria Fink

Die Erdbebenkatastrophe

Das Epizentrum des verheerenden Erdbebens am 11. März 2011 lag in der Nähe der japanischen Stadt Sendai. Es hatte die Stärke 9,0 und verursachte einen gewaltigen Tsunami. In kürzester Zeit verwüsteten die ungestümen Wellen eine weite Küstenregion und lösten eine Atomkatastrophe aus. 12.000 Häuser wurden zerstört, über 20.000 Menschen verloren ihr Leben und weitere 380.000 wurden obdachlos.

Etwa 150 km von Sendai entfernt befindet sich an der gegenüberliegenden Westküste das Heiligtum Unserer Lieben Frau von Akita (Soegawa Yuzawadai 1, Akita 010-0822, Japan). Dort hatte die Ordensschwester Agnes Katsuko Sasagawa im Jahr 1973 drei Erscheinungen, bei denen die Gottesmutter schwere Heimsuchungen ankündigte. Nicht nur die örtliche Nähe, sondern auch Einzelheiten in der Beschreibung drohender Katastrophen legen einen Zusammenhang zwischen den Botschaften von Akita und den jüngsten Ereignissen nahe. Die auffallende Übereinstimmung ist offensichtlich eine Mahnung Gottes, die Ereignisse von Akita ernst zu nehmen. Jedenfalls laden sie dazu ein, sich eingehender mit den Erscheinungen auseinanderzusetzen, zumal deren Echtheit sowohl vom zuständigen Diözesanbischof als auch von der römischen Glaubenskongregation anerkannt worden ist. Umgekehrt fällt auch von den Worten der Gottesmutter aus dem Jahr 1973 ein erhellendes Licht auf das Unheil, das in unseren Tagen über Japan hereingebrochen ist.

Die Seherin von Akita

Katsuko Sasagawa wurde 1931 geboren. Im Alter von 19 Jahren wurde sie bei einer Blinddarmoperation durch einen Anästhesie-Fehler gelähmt. Eine katholische Krankenschwester führte sie vom Buddhismus zum Christentum. Mit 25 Jahren wurde sie durch ein Wasser aus der Quelle von Lourdes geheilt. Nun arbeitete sie als Katechetin in der Missionspfarrei Myoko-kogen. Während ihrer Tätigkeit verlor sie das Gehör, wurde vollkommen taub und musste in Frühpension gehen. Doch dieses Unglück sollte sich später als Teil eines himmlischen Plans herausstellen, durch den sich Gott selbst verherrlichen wollte. Die ebenso vollständige und von Gott angekündigte Heilung an Pfingsten 1982 nämlich gab mit den Ausschlag für die kirchliche Anerkennung ihrer übernatürlichen Erfahrungen. Man ist an die Worte Jesu im Johannesevangelium erinnert, mit denen er auf die Nachricht von der schweren Erkrankung seines Freundes Lazarus antwortet: „Diese Krankheit wird nicht zum Tod führen, sondern dient der Verherrlichung Gottes: Durch sie soll der Sohn Gottes verherrlicht werden“ (Joh 11,4). Die Taubheit führte Katsuko nach Akita. Dort trat sie in das Säkularinstitut, das der damalige Diözesanbischof Johannes Shojiro Ito im Jahr 1970 errichtet hatte. Es trägt den Namen „Dienerinnen des Heiligsten Herzens Jesu in der heiligen Eucharistie“ oder kurz „Dienerinnen der heiligsten Eucharistie“. Katsuko erhielt den Schwesternnamen Agnes und begann in der Gemeinschaft ein intensives Leben des Gebets.

Die erste Erscheinung am 6. Juli 1973

Zur Taubheit gesellten sich weitere Prüfungen. Sr. Agnes bekam bohrende Schmerzen in ihrer Hand, was den Beginn ihrer Stigmatisierung andeutete, und konnte keinen Augenblick Ruhe finden. Am 6. Juli 1973, es war der erste Freitag im Monat, also ein Herz-Jesu-Freitag, hatte sie eine erste Erscheinung. Was geschehen war, berichtet sie mit den Worten:

„Ich hatte wieder den Verband erneuert und betete. Da hörte ich von irgendwo her eine Stimme: Fürchte dich nicht! Bete nicht nur wegen deiner Sünden, sondern auch um die Rettung aller Menschen. Die heutige Welt verwundet das Heiligste Herz Jesu durch Undankbarkeit und Verachtung. Tiefer und schmerzender als deine Wunde ist die Wunde in der Hand Marias. Komm, lass uns gehen!

Die Person, die zu ihr sprach, gab sich mit den Worten „Ich bin der, der immer bei dir ist und dich beschützt!“ als Schutzengel zu erkennen und führte sie in die Kapelle. Sr. Agnes erzählt weiter: „Als wir die Kapelle betraten, war die Gestalt nicht mehr zu sehen, die mich wie ein zuverlässiges Licht geführt hatte.

Allein in der Kapelle, betete ich zum Altar gewandt und dann ging ich auf die Statue der Gottesmutter zu. Die Wunde in ihrer Hand ist tief und schmerzend! Diese mir mitgeteilten Worte klangen noch in meinen Ohren, ich dachte, ich muss mir ihre Hand ansehen. Zu dieser Zeit war die Marienstatue in der Ecke rechts hinter dem Altar auf einem Podest aufgestellt. Gerade in dem Moment, als ich von unserem, mit Tatami-Matten ausgelegten Fußboden auf die Stufe des Podestes treten wollte, kam plötzlich die in Holz geschnitzte Marienstatue zum Leben und ich fühlte mich angesprochen. Die Statue war in blendend helles Licht gehüllt. Unwillkürlich warf ich mich auf den Boden und im selben Moment klang eine unbeschreiblich schöne Stimme in meinen tauben Ohren.

Meine Tochter, meine Novizin! Du hast gut getan, alles zu verlassen, um mir zu folgen. Leidest du sehr an deiner Taubheit? Du wirst bestimmt geheilt werden. Habe Geduld! Es ist die letzte Prüfung. Schmerzt dich die Wunde in der Hand? Bete zur Sühne für die Sünden der Menschen. Jede einzelne Schwester hier ist meine unersetzbare Tochter. Betest du inbrünstig das Gebet der Dienerinnen der Heiligsten Eucharistie? Komm, beten wir es zusammen!

Als sie dann mit Heiligstes Herz… zu beten begann, erschien an meiner Seite der Schutzengel und betete mit. Wie benommen, auf dem Boden liegend, fing ich an, mitzubeten: …gegenwärtig…, als von der Statue her die Stimme einfügte: wahrhaft gegenwärtig. Mit Nachdruck sprach die Stimme, wie um mich in meiner Verwirrung zu belehren: Von jetzt an füge immer ,wahrhaft‘ ein!“

Das Gebet war von Bischof Ito selbst verfasst worden, der die Gemeinschaft gegründet hatte. Darin hieß es einfach nur „im heiligsten Sakrament gegenwärtig“. Derselbe Bischof, der die Diözese Niigata, in der sich Akita befindet, seit 1962 leitete, sprach auch kurz vor seiner Resignation am Ostersonntag, den 22. April 1984, mit einem ausführlichen Hirtenwort die kirchliche Anerkennung der Erscheinungen aus.

Sr. Agnes betete schließlich zusammen mit der Gottesmutter und ihrem Schutzengel das Gebet:

„Heiligstes Herz Jesu, wahrhaft gegenwärtig im allerheiligsten Sakrament, ohne Ruhe auf den Altären der ganzen Welt als Opfer dargebracht, mit Deinem heiligsten Herzen vereinige ich mein Herz zum Lobpreis des Vaters und für das Kommen Deines Reiches, Dir weihe ich meinen Leib und meine Seele ganz und gar. Ich bitte demütig: Nimm diese bescheidene Weihe an zum Ruhme des Vaters und zur Rettung der Seelen. Ich bitte inständig, mich gemäß Deinem Willen zu gebrauchen. Heiligste Mutter, lass nicht zu, dass ich von Deinem Sohn getrennt werde. Beschütze mich als Dein Eigentum. Amen.“

Und sie berichtet: „Als das Gebet beendet war, sprach die schöne Stimme weiter:

Bete viel für den Papst, die Bischöfe und die Priester. Du hast seit deiner Taufe bis heute nie vergessen, für den Papst, die Bischöfe und die Priester zu beten, du hast gut gebetet, nicht wahr. Bete auch künftig viel, viel. Berichte deinem Oberen von den heutigen Ereignissen und befolge, was dir gesagt wird. Dein Oberer hat gewünscht, dass du inständig betest.

Als die Stimme geendet hatte, begann der Engel (von jetzt an nannte der Obere ihn so, deswegen folge ich ihm hierin) das Gebet der Mutter aller Völker, und auch ich betete sofort mit ihm: Jesus Christus, Sohn des Vaters… Als ich in dem Schweigen nach diesem Gebet meinen Kopf hob, war alles Licht wieder erloschen. Auch der Engel war nicht mehr zu sehen, und die Marienstatue sah aus wie immer.“

Akita und die „Frau aller Völker“

Die etwa ein Meter hohe Holzstatue zeigte die Gottesmutter in der Gestalt der „Frau aller Völker“, wie sie vom 25. März 1945 bis zum 31. Mai 1959 in Amsterdam erschienen war. Die Gottesmutter hatte die Statue der „Frau aller Völker“ nicht zufällig ausgewählt. Dies unterstrich der Engel, als er mit Sr. Agnes abschließend das Gebet sprach, das Maria in den Niederlanden die Seherin Ida Peerdeman gelehrt hatte. Die Erscheinungen von Amsterdam wurden von Bischof Josef Maria Punt, dem zuständigen Bischof von Haarlem, am 31. Mai 2002 kirchlich anerkannt. Bereits zuvor hatte sein Vorgänger, Bischof Henrik Josef Bomers, durch ein offizielles Schreiben vom 31. Mai 1996 den Titel „Frau aller Völker“ bestätigt.

Das Bild der Frau aller Völker bildet auch den Schlüssel für die geheimnisvollen Worte in Akita: „Die Wunde in ihrer Hand ist tief und schmerzend!“ Das Bild der „Frau aller Völker“ zeigt die Gottesmutter vor dem Kreuz als Mittlerin der Gnaden. Sie breitet ihre Arme aus und öffnet die Handflächen. Diese erscheinen mit Malen, als wären sie durchbohrt. Aus den Wunden treten jeweils drei Strahlen hervor, die Maria selbst als „Gnade, Erlösung und Friede“ deutet. Gleichzeitig empfindet die Seherin oft selbst einen geheimnisvollen Schmerz in ihren Handflächen, wenn sie in ihren Visionen die Bedrohungen einzelner Völker schauen darf.

In Akita wurden die Worte des Engels über die Wunde in der Hand der Gottesmutter durch ein Zeichen verstärkt, das der Bischof in seinem Anerkennungsschreiben eigens erwähnt. An der Holzstatue vergoss die rechte Hand der Gottesmutter Blut, das einen intensiven süßen Duft verströmte. Als noch eindrücklicher bezeichnete der Bischof allerdings die Tränen, die aus den Augen der Statue flossen. Vom 4. Januar 1975 bis zum 15. September 1981, dem Fest der Schmerzen Mariens, wurden die Tränen insgesamt 101 Mal beobachtet. Der Bischof selbst war Zeuge und prüfte zweimal ihren Geschmack. Prof. Sagisaka, Spezialist für Rechtsmedizin an der Universität Akita, wies die Identität mit menschlicher Tränenflüssigkeit nach.

Über 500 Personen sind als Zeugen dieser Tränen festgehalten, wohl mehr als 2000 haben sie gesehen. Bischof Ito bestätigt zahlreiche Bekehrungen aufgrund der Begegnung mit der weinenden Statue. Als Beispiel nennt er in seinem Hirtenbrief Mr. Yoichi Imatani beim Namen, dessen katholische Ehefrau sich lange um seine Bekehrung bemüht hatte, den aber erst der Anblick der Tränen zum Entschluss bewegte, sich taufen zu lassen.

Die zweite Erscheinung am 3. August 1973

Auch der 3. August 1973 war ein Herz-Jesu-Freitag. Die zweite Erscheinung an diesem Tag hatte eine Vorgeschichte. Am 28. Juli 1973 wurde Sr. Agnes von Bischof Ito empfangen. Nachdem er ihren Bericht gehört hatte, trug er ihr auf:

„Wenn nächstes Mal die Person wieder erscheint, dann stellen Sie ihr bitte folgende Fragen: 1. Wünscht Gott die Existenz unserer Gemeinschaft? 2. Ist die gegenwärtige Form richtig? 3. Ist eine kontemplative Gruppe nötig, obwohl es ein Säkularinstitut ist?“

Als die Erscheinung tatsächlich wieder stattfand, kam Sr. Agnes gar nicht dazu, ihre Fragen vorzubringen. Dennoch enthält die Botschaft auf alle drei Fragen eine Antwort. Sr. Agnes vernahm wieder die „unbeschreiblich schöne Stimme“. Sie sprach:

„Du meine Tochter, meine Novizin! Liebst du den Herrn? Wenn du den Herrn liebst, dann höre, was ich dir sage. Es ist wichtig. Berichte es deinem Oberen.

Viele Menschen der Welt betrüben den Herrn. Ich wünsche mir Menschen, die den Herrn trösten. Der Sohn und ich wünschen Seelen, die anstelle der Sünder und Undankbaren durch Leiden und Armut sühnen, um den Zorn des himmlischen Vaters zu mildern. Um seinen Zorn über die Welt zu offenbaren, beabsichtigt der Vater, über die ganze Menschheit eine Strafe zu verhängen. Zusammen mit dem Sohn habe ich schon oft versucht, den Zorn zu mildern. Mit der Darbietung der Kreuzesleiden des Sohnes, seines kostbaren Blutes, der grenzenlos liebenden, den Vater tröstenden Seelen, der Vielzahl der Opferseelen, konnte der Vater zurückgehalten werden. Gebet, Abtötung, Armut, Taten mutigen Opfers können den Zorn des Vaters besänftigen.

Auch von deiner Kongregation erwarte ich dieses. Schätzt die Armut hoch, heiligt euch, betet, um Sühne zu leisten für den Undank und die Beleidigungen vieler Menschen. Betet andächtig das Gebet der Dienerinnen der Heiligsten Eucharistie, verwirklicht es, bringt es dar zu Sühne für die Sünden. Möge jede von Euch ihre Fähigkeiten nutzen und ihren Posten sorgfältig erfüllen und alles aufopfern. Auch in einem Säkularinstitut ist das Gebet notwendig. Zum Gebet bereite Seelen sind schon aufgeboten. Betet, ohne die Formen überzubewerten, mit Inbrunst und andächtig, um den Herrn zu trösten.

Nach einer kurzen Weile:

Ist das, was du im Herzen denkst, aufrichtig? Bist du ehrlich entschlossen, ein Opfer zu werden? Du meine Novizin, die du eine Braut des Herrn werden willst. Damit die Braut ihrem Bräutigam würdig wird, mache dein Gelübde in der Absicht, mit drei Nägeln ans Kreuz geschlagen zu werden. Die drei Nägel sind Armut, Keuschheit, Gehorsam. Von diesen ist Gehorsam das Fundament. Folge in völligem Gehorsam deinem Oberen, denn dein Oberer wird dich gut verstehen und leiten.

Das war diese unsagbar schöne Stimme, die nur vom Himmel kommen konnte. … Beim Schreiben bemerkte ich, dass in der Botschaft die Beantwortung aller Fragen des Bischofs enthalten waren, ich war vor Dankbarkeit gerührt.

Am 15. August kam der Bischof zu meinen ersten Gelübden. Ich berichtete ihm und konnte alles mündlich vortragen, ohne auf die Aufzeichnungen blicken zu müssen.“

Die dritte Erscheinung am 13. Oktober 1973

Am Samstag, den 13. Oktober 1973, einem herausragenden Fatimatag, hörte Sr. Agnes eine dritte Botschaft, die das drohende Unheil noch deutlicher ansprach:

„Du meine geliebte Tochter, gib gut acht auf das, was ich dir sage. Du sollst es deinem Oberen berichten.

Nach einer kurzen Pause:

Wie ich schon früher sagte, wird der himmlische Vater, wenn die Menschen nicht bereuen und sich bessern, über die ganze Menschheit eine ungeheure Strafe verhängen. Der Vater wird dann unfehlbar eine Strafe, wie sie bis jetzt noch nie erfolgte, schlimmer als die Sintflut, verhängen. Feuer wird vom Himmel fallen und in der Katastrophe werden zahlreiche Menschen umkommen. Auch Gute werden mit den Bösen, auch Priester werden mit den Gläubigen sterben. Die Überlebenden werden so sehr leiden, dass sie die Toten beneiden. Die einzigen Waffen, die bleiben, sind der Rosenkranz und das Zeichen, das der Sohn hinterlassen hat. Betet täglich den Rosenkranz. Betet den Rosenkranz für die Bischöfe und die Priester.

Die Machenschaften des Teufels dringen bis in die Kirche ein. Kardinäle werden Kardinälen, Bischöfe werden Bischöfen feindlich gegenüberstehen. Die Priester, die mich verehren, werden von ihren Kollegen verachtet und angegriffen. Altäre und Kirchen werden verwüstet, die Kirchen werden voll von Menschen, die Kompromisse schließen. Vom Teufel verführt, werden zahlreiche Priester und Ordensleute abfallen. Der Teufel wird besonders die dem Vater geweihten Seelen bearbeiten. Der Verlust zahlreicher Seelen betrübt mich. Wenn noch mehr gesündigt wird, wird es keine Vergebung der Sünden mehr geben.

Sei mutig und berichte deinem Oberen. Dein Oberer wird jede Einzelne zum Gebet und zu Werken der Buße anspornen und befehlen, inbrünstig zu beten.

Hier  machte die Stimme eine Pause… Dann fügte sie hinzu:

Hast du noch etwas zu fragen? Es ist heute das letzte Mal, dass ich dir mit hörbarer Stimme eine Botschaft gebe. Von jetzt an folge der Person, die ich dir schicken werde und deinem Oberen. Bete oft den Rosenkranz. Ich bin die Einzige, die euch vor dem drohenden Unheil retten kann. Wer sich auf mich verlässt, wird gerettet werden.“

Diese Botschaft wird meist als die befremdlichste empfunden. Die Rede von einer „ungeheuren Strafe“, durch die „zahlreiche Menschen umkommen“ werden, ist schwer einzuordnen. Die Erdbebenkatastrophe in unmittelbarer Nähe von Akita aber hat die Aussagen plötzlich als reale Möglichkeit erleben lassen. Der Vergleich mit der Sintflut erscheint im Licht des Tsunami gar nicht mehr so weit hergeholt. Und die Vorstellung eines radioaktiven Super-GAU lässt verstehen, wie die Ankündigung vom Feuer, das vom Himmel fällt, gemeint sein könnte. Da würde es stimmen, dass die Überlebenden so leiden werden, dass sie die Toten beneiden. Tatsächlich haben sich die Worte noch nicht in ihrem vollen Umfang erfüllt. Aber andeutungsweise musste die Welt erfahren, dass es der Himmel mit seinen Mahnungen ernst meint.

Maria ist gekommen, um diese Katastrophen zu verhindern. Derselbe Gedanke liegt der Fatimabotschaft zugrunde. Auch hier haben sich einige Dinge erfüllt, aber längst nicht alle. Was eingetreten ist, erweist in erster Linie die Ernsthaftigkeit und die Glaubwürdigkeit der Erscheinungen. Gleichzeitig aber dürfen wir eben auch darauf vertrauen, dass es den Betern gelungen ist und auch gelingen wird, das drohende Unheil abzuwenden. Man ist erinnert an das Gedicht von Reinhold Schneider „Allein den Betern kann es noch gelingen, das Schwert ob unsern Häuptern aufzuhalten“, das er 1936 im Alter von 33 Jahren verfasst hat.

Einladung zur sühnenden Hingabe

Die übernatürlichen Ereignisse begannen im Leben von Katsuko Sasagawa eigentlich schon 1969. Während sie den Rosenkranz betete, erschien ihr ein Engel und forderte sie auf, am Ende jedes Geheimnisses das Gebet anzufügen: „Oh mein Jesus, verzeih uns unsere Sünden…“. Es ist genau dasselbe Gebet, das Maria 1917 die Seherkinder in Fatima gelehrt hat. Doch Katsuko hatte es noch nicht gekannt. Damit war von Anfang an eine innere Verbindung zur Fatimabotschaft grundgelegt, was von der Kirche immer hervorgehoben wurde.

Bischof Ito übergab nach seiner Anerkennung der Erscheinungen den Fall zur endgültigen Bestätigung an die Glaubenskongregation in Rom. Im Juni 1988 fällte der damalige Präfekt, Josef Kardinal Ratzinger, ein definitives Urteil zugunsten der Erscheinungen von Akita und ihren Botschaften. Er erklärte sie für echt, also für übernatürlich, und damit für glaubwürdig. Außerdem stellte er die Übereinstimmung der Botschaften von Akita und Fatima fest.

Im Christentum, so wird heute immer wieder betont, gehe es nicht um eine Besänftigung Gottes durch Wiedergutmachung, weder durch stellvertretendes Leiden noch durch sonstige Ersatzleistungen. Gott sei nicht Empfänger von Sühne, sondern derjenige, der Versöhnung stifte, der von sich aus die Heilsinitiative ergreife und die Unheilszusammenhänge durchbreche.

Akita rückt hier die Sicht zurecht und zeigt, dass es keine Gegensätze sind: Das einzige Mittlertum Christi schließt nicht aus, dass er den Menschen als Werkzeug in sein Erlösungshandeln einbezieht; von Gott gnadenhaft erlöst zu werden, heißt eben gleichzeitig, von Gott befähigt zu werden, sich für den anderen vollkommen hinzugeben. Wir sind in dem Maß Erlöste, als wir Liebende sind. Und der Rahmen, den Akita mit seinem eucharistischen und marianischen Geist absteckt, unterstreicht, dass es bei unserem Sühnen nicht um einen zusätzlichen Beitrag zum Erlösungsopfer Christi geht, sondern grundsätzlich um dessen Vergegenwärtigung durch eine personale Anteilnahme.

Ausblick

Akita spricht vom Zorn Gottes, von Strafe, von Buße und Sühne. Man könnte über diese Ausdrücke stolpern und sich durchaus fragen: Was für ein Gottesbild steckt hinter solchen Botschaften? Doch wenn man die Ereignisse im Ganzen betrachtet, offenbaren sie die Verbindung zweier fundamentaler Wesenselemente des christlichen Glaubens: einerseits die Bedeutung der menschlichen Freiheit, andererseits das Gesetz der Stellvertretung. Alles Unheil ist die Folge der Abwendung des Menschen von Gott, der einzigen Quelle des Glücks. Gleichzeitig aber ist das Leid, das den Einzelnen trifft, nicht die unmittelbare Folge seiner persönlichen Sünden, sondern offenbart die Sündenlast, die sich die ganze Menschheit aufgeladen hat. Die Opfer in Japan haben nicht mehr gesündigt als andere. Vielleicht hat Gott diese Katastrophe gerade wegen ihrer Ergebenheit und Leidensfähigkeit zugelassen. Jedenfalls sind sie zum Fingerzeig Gottes für die Menschheit geworden. Der Schöpfer und Erlöser will uns Menschen die Augen dafür öffnen, wie es um unser ewiges Heil steht und worin der einzige Weg der Rettung besteht, nämlich in der ernsthaften Bekehrung zum Kreuz und zur Auferstehung Jesu Christi.

Der Sühnedienst des Gottesknechts

Der Sühnegedanke darf nicht dem Rationalismus geopfert werden. Dazu ruft Papst Benedikt XVI. im zweiten Band seines Buchs über Jesus von Nazareth auf.[1] Er setzt sich kritisch mit den „vielen“ Theologen auseinander, die „den Sühnegedanken für mit Jesu Gottesbild unvereinbar“ halten. Nach Benedikt XVI. bildet die recht verstandene Sühne das Zentrum der Sendung des Erlösers und damit auch „der christlichen Existenz überhaupt“. Nachfolgend sind vier Auszüge aus dem neuen Jesusbuch zusammengestellt, welche verschiedene Zugänge zum Sühnegedanken aufzeigen und die Konzeption der Sühnetheologie Benedikts XVI. erschließen.

Von Papst Benedikt XVI. 

Der Tod Jesu

Bei Paulus steht: „Christus ist für unsere Sünden gestorben, gemäß der Schrift…“ (1 Kor 15,3-8). … Es war Sterben „für unsere Sünden“. Weil dieser Tod mit dem Wort Gottes zu tun hat, hat er mit uns zu tun, ist er ein Sterben „für“. In dem Kapitel über Jesu Tod am Kreuz haben wir gesehen, welch gewaltiger Überlieferungsstrom von Schriftzeugnissen hier im Hintergrund einfließt, darunter als gewichtigstes das Vierte Gottesknechtslied (Jes 53). Indem Jesu Tod in diesen Zusammenhang von Wort und Liebe Gottes hineingestellt ist, wird er herausgenommen aus der Linie jenes Todes, der sich von der Ursünde des Menschen her ergeben hatte als Folge der Anmaßung, selbst wie Gott sein zu wollen, was mit dem Absturz in die eigene Armseligkeit, mit dem Todesschicksal enden musste.

Jesu Tod ist anderer Art: Er kommt nicht aus der Anmaßung des Menschen, sondern aus der Demut Gottes. Er ist nicht die notwendige Folge einer wahrheitswidrigen Hybris, sondern Vollzug einer Liebe, in der Gott selber zum Menschen hinuntersteigt, um ihn wieder zu sich hinaufzuziehen. Der Tod Jesu ist nicht angesiedelt im Richtspruch am Ausgang des Paradieses, sondern in den Gottesknechtsliedern. So ist er Tod im Zusammenhang des Sühnedienstes – Tod, der Versöhnung schafft und Licht wird für die Völker (S. 277f.).

Die Stiftung der Eucharistie

Der so genannte Einsetzungsbericht, das heißt die Worte und die Gesten, mit denen Jesus in Brot und Wein sich selbst den Jüngern gab, bildet den Kern der Abendmahls-Überlieferung. … Bei einem so gewaltigen, religionsgeschichtlich und theologisch einzigartigen Vorgang, wie ihn die Abendmahlsberichte mitteilen, konnte die Infragestellung durch die moderne Theologie nicht ausbleiben: Mit dem Bild des freundlichen Rabbi, das viele Exegeten von Jesus zeichnen, lässt sich so Unerhörtes nicht vereinbaren. Es ist ihm „nicht zuzutrauen“. Und natürlich passt es auch nicht zusammen mit dem Bild Jesu als eines politischen Aufrührers. So bestreitet ein nicht geringer Teil gegenwärtiger Exegese, dass die Einsetzungsworte wirklich auf Jesus zurückgehen. … Peter Fiedler führt die Logik dieser Sicht drastisch aus, wenn er schreibt: „Jesus hatte den bedingungslos vergebungswilligen Vater verkündet“, und dann fragt: „War dieser nun doch in seiner Gnade nicht so großzügig oder gar souverän, dass er auf einer Sühne bestand?“ (a.a.O., S. 569; vgl. Pesch, Abendmahl, S. 16 u. 106). Er erklärt dann den Sühnegedanken für mit Jesu Gottesbild unvereinbar, und darin pflichten ihm viele Exegeten und Systematiker inzwischen bei.

In der Tat liegt hier der eigentliche Grund, warum sich ein Gutteil der modernen Theologen (nicht nur der Exegeten) gegen die jesuanische Herkunft der Abendmahlsworte stellt. Der Grund dafür liegt nicht im historischen Befund: Wie wir gesehen haben, sind die eucharistischen Texte ältestes Überlieferungsgut. Vom historischen Befund her kann gar nichts ursprünglicher sein als eben die Abendmahls-Überlieferung. Aber der Sühnegedanke ist dem modernen Empfinden nicht nachvollziehbar. Jesus muss mit seiner Reich-Gottes-Verkündigung der Gegenpol dazu sein. Es geht um unser Gottes- und Menschenbild. Insofern ist die ganze Diskussion nur schein-historisch.

Die Frage ist vielmehr: Was ist das –Sühne? Ist das mit einem reinen Gottesbild vereinbar? Ist das nicht eine notwendig zu überwindende Stufe der religiösen Entwicklung der Menschheit? MUSS Jesus, wenn er der neue Bote Gottes sein soll, nicht gegen diese Vorstellung stehen? So wird der eigentliche Disput darum gehen müssen, ob die neutestamentlichen Texte – recht gelesen – uns einen Gedanken von Sühne eröffnen, der auch von uns nachvollziehbar ist, wenn wir bereit sind, der Botschaft ganz zuzuhören, die da auf uns zukommt (S. 135, 137f.).

Jesus als „Hilasterion

Erstaunlicherweise war eines von Anfang an klar: Mit dem Kreuz Christi waren die alten Tempelopfer endgültig überholt. Neues war geschehen. … In der neutestamentlichen Literatur gibt es verschiedene Anläufe, um das Kreuz Christi als den neuen Kult, die wahre Sühne und die wahre Reinigung der verschmutzten Welt auszulegen. Mehrfach sind wir schon zu sprechen gekommen auf den grundlegenden Text in Röm 3,25, in dem Paulus offensichtlich eine Überlieferung der frühesten judenchristlichen Gemeinde von Jerusalem aufgreift und den gekreuzigten Jesus als „Hilasterion“ bezeichnet. Damit ist, wie wir sahen, der Deckel der Bundeslade gemeint, auf den am großen Versöhnungstag beim Versöhnungsopfer das Sühneblut gesprengt wurde. Sagen wir gleich, wie die Christen diesen archaischen Ritus nun verstanden: Nicht die Berührung von Tierblut mit einem heiligen Gerät versöhnt Gott und Mensch. In der Passion Jesu berührt der ganze Schmutz der Welt den unendlich Reinen, die Seele Jesu Christi und damit den Sohn Gottes selbst. Wenn sonst das Unreine durch Berührung das Reine ansteckt und verunreinigt, so ist es hier umgekehrt: Wo die Welt mit all ihrem Unrecht und ihren Grausamkeiten, die sie verunreinigen, in Berührung tritt mit dem unendlich Reinen – da ist er, der Reine, zugleich der Stärkere. In dieser Berührung wird wirklich der Schmutz der Welt aufgesogen, aufgehoben, umgewandelt im Schmerz der unendlichen Liebe. Weil im Menschen Jesus das unendlich Gute da ist, ist in der Weltgeschichte nun die Gegenkraft zu allem Bösen gegenwärtig und wirksam, ist immer das Gute unendlich größer als die ganze noch so schreckliche Masse des Bösen.

Wenn wir versuchen, dieser Einsicht nachzugehen, finden wir auch die Antwort auf einen Einwand, der sich immer wieder gegen den Sühnegedanken erhebt. Immer wieder wird gesagt: Ist es nicht ein grausamer Gott, der unendliche Sühne verlangt? Ist dies nicht eine Gottes unwürdige Vorstellung? Müssen wir nicht um der Reinheit des Gottesbildes willen auf den Sühnegedanken verzichten? In der Rede von Jesus als „Hilasterion“ wird sichtbar, dass die reale Vergebung, die vom Kreuz her geschieht, sich genau umgekehrt vollzieht. Die Realität des Bösen, des Unrechts, das die Welt entstellt und zugleich das Bild Gottes verschmutzt – diese Realität ist da, durch unsere Schuld. Sie kann nicht einfach ignoriert, sie muss aufgearbeitet werden. Nun wird aber nicht etwa durch einen grausamen Gott Unendliches verlangt. Es ist genau umgekehrt: Gott selbst richtet sich als Ort der Versöhnung auf und nimmt das Leid in seinem Sohn auf sich. Gott selbst schenkt seine unendliche Reinheit in die Welt hinein. Gott selbst „trinkt den Kelch“ alles Schrecklichen aus und stellt so das Recht wieder her durch die Größe seiner Liebe, die im Leid das Dunkle verwandelt (S. 254ff.).

Das Geheimnis Christi in unserem Leben und Leiden

Darum ist die Gabe seiner selbst – sein Gehorsam, der uns alle aufnimmt und zu Gott zurückträgt – der wahre Kult, das wahre Opfer. Insofern muss im Mittelpunkt des apostolischen Dienstes und der zum Glauben führenden Evangeliumsverkündigung das Hineintreten in das Geheimnis des Kreuzes stehen. Wenn wir demgemäß in der Feier der Eucharistie, in der je neuen Teilhabe am priesterlichen Geheimnis Jesu Christi die Mitte des christlichen Kults sehen dürfen, so bleibt doch immer seine ganze Erstreckung festzuhalten: Immer geht es darum, jeden Einzelnen und die Welt so in Christi Liebe hineinzuziehen, dass alle mit ihm zusammen „Opfergabe werden, die Gott wohlgefällt im Heiligen Geist“ (Röm 15,16). …

In den Drangsalen des Lebens werden wir langsam reingebrannt, können gleichsam zu Brot werden, insofern sich in unserem Leben und Leiden das Geheimnis Christi mitteilt und seine Liebe uns selber zur Gabe an Gott und die Menschen werden lässt.

Im Leben und Erleiden des Evangeliums hat die Kirche unter der Führung der apostolischen Botschaft immer mehr das Geheimnis des Kreuzes zu verstehen gelernt, auch wenn es sich letztlich nicht in Formeln unseres Verstands zerlegen lässt: Das Dunkel, die Unlogik der Sünde und die für unsere Augen übergroße Helligkeit Gottes treffen sich im Kreuz, und das übersteigt unsere Logik. Und doch ist in der Botschaft des Neuen Testaments und in seiner Verifizierung im Leben der Heiligen das große Geheimnis ganz Licht geworden.

Das Geheimnis der Sühne darf keinem besserwisserischen Rationalismus geopfert werden. Was der Herr im Anschluss an die Bitte der Zebedäus-Söhne um Thronsitze zu seiner Seite geantwortet hat, bleibt ein Schlüsselwort des christlichen Glaubens überhaupt: „Der Menschensohn ist nicht gekommen, um bedient zu werden, sondern um zu dienen und sein Leben als Lösegeld für viele zu geben“ (Mk 10,45) (S. 262 u. 264).


[1] Joseph Ratzinger/Benedikt XVI.: Jesus von Nazareth, Band II: Vom Einzug in Jerusalem bis zur Auferstehung, Herder, Freiburg 2011 (erste Auflage).

Notwendigkeit der Sühne

Für Erzbischof Dr. Karl Braun gehört Sühne „zum innersten Kern der christlichen Berufung“. Vom Beten und Opfern im Geist der stellvertretenden Sühne hängt die Zukunft der Menschheit ab. „Wenn die Welt nicht zugrunde gehen soll in der Sündennot und Gottesferne“, müssen sich gläubige Seelen bereit finden, sich aus Liebe stellvertretend für andere zur Wiedergutmachung der Sünden hinzugeben. „Das Sühnen in Einheit mit Christus ist keine Begleiterscheinung des Christseins“, so Erzbischof Braun, „es bedeutet, mit Christus gleichförmig zu werden“. Und genau das gilt es in unserer Zeit wieder neu zu entdecken. Der nachfolgende Beitrag geht auf eine Predigt zurück, die Erzbischof Braun am 1. Dezember 2007 in der Gebetsstätte Heroldsbach gehalten hat.[1] 

Von Erzbischof em. Karl Braun, Bamberg

Christliche Berufung zur Sühne

Das Wort „Sühne“ ist heute weithin unverständlich geworden und so gut wie aus unserem Wortschatz verschwunden – und leider auch aus vielen Christenherzen, obwohl es hier um eine Sache geht, die zum innersten Kern der christlichen Berufung gehört. „Sühne“ ist ein mittelhochdeutsches Wort für Versöhnung, Ersatz, Wiedergutmachung, Wiederherstellung eines gestörten Verhältnisses zwischen zwei Personen. Es bedeutet für uns Christen nichts anderes als die durch die Sünde zerstörte Beziehung zu Gott in Vereinigung mit Christus wiederherzustellen und demzufolge vor Gott Genugtuung für unsere eigenen Sünden zu tun, zu „büßen“, und stellvertretend für andere bei Gott einzutreten mit unserem Gebet und Opfer.

Die stellvertretende Sühne Jesu

Johannes, der Lieblingsjünger des Herrn, leitet den Bericht über den Abend des Gründonnerstags ein mit dem Wort: „Jesus wusste, dass seine Stunde gekommen war, um aus dieser Welt zum Vater hinüberzugehen. Da er die Seinen, die in der Welt waren, liebte, erwies er ihnen seine Liebe bis zur Vollendung“ (Joh 13,1): Liebe bis zum Ende, Liebe bis zum Äußersten.

Die Liebe Jesu wird sichtbar in der Fußwaschung der Apostel und in der Abendmahlfeier. Diese Liebe zeigt sich dann am Ölberg im Garten Getsemani. Hier musste der Heiland in tiefster Verlassenheit die Ölbergsfinsternis bestehen, die Nacht bitterer und schwerer Qual.

Jesus sieht in Getsemani die Sünden aller Zeiten – auch die der Menschen unseres Jahrhunderts, das von einer „Kultur des Todes“ gezeichnet ist, die uns zu unseren eigenen Totengräbern macht. Ihre Palette reicht im Kleinen von der Tötung ungeborener Kinder bis hin zur Euthanasie, im Großen von Frevel an der Umwelt und Ausbeutung der Natur bis zu Terrorismus und barbarischem Völkermord: Symptome der Kultur des Todes, des Bösen, der Sünde. Muss nicht gerade auch im Blick darauf das Thema „Sühne“ neu Aufmerksamkeit bekommen und wieder einen höheren Stellenwert im Leben der Kirche gewinnen?

Jesus Christus hat für uns gesühnt, indem er sich in Liebe dem Vater geopfert hat. Mit seiner Sühne hat er dem Vater an unserer Stelle gegeben, was wir ihm durch die Sünde verweigert hatten. Im Herzen des gekreuzigten Sohnes wird der Schmutz der Sünde umgeglüht in das Gold der Liebe, die den Vater mit uns versöhnt.

Teilnahme an der Sendung Christi

Durch die Taufe nimmt uns Christus hinein in seine Sendung und in sein Leben, sodass für uns immer mehr Wirklichkeit wird: „Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir“ (Gal 2,20). Wir leben das Leben Christi mit, wir haben deshalb teil nicht nur an seiner Auferstehung, sondern auch an seinem sühnenden Leiden und Sterben für uns. Wir können zu Jesus also nicht sagen: „Ich will einmal mit dir auferstehen, aber ich möchte nicht mit dir leiden und sühnen!“ Das Leiden, das Sühnen und das Sterben des Erlösers setzen sich fort in den Getauften. Unser ganzes Christenleben ist aufs Innigste verbunden mit dem Grundgesetz der Erlösung, nämlich dem Gesetz der stellvertretenden Genugtuung, der Sühne. Wenn Christus uns als Gefährten seiner Sühne wünscht, dann werden wir in all unserem Beten für andere mitbeten, in unserem Entsagen für andere mitentsagen, in unserem Leid das Leid anderer mittragen und in Christus dem Vater aufopfern. Papst Pius XII. sagte einmal, es sei ein tiefes Geheimnis, dass das Heil vieler Menschen abhängig ist von unseren Gebeten, Opfern und freiwilligen Bußübungen (Rundschreiben Mystici Corporis). Das Sühnen in Einheit mit Christus ist keine Begleiterscheinung unseres Christseins. Es bedeutet, mit Christus gleichförmig zu werden. Es heißt, den nie vollendeten Auftrag der Liebe zu erfüllen, nämlich wie Jesus „Menschen der Hingabe“ zu sein.

Konkrete Verwirklichung sühnender Hingabe

Doch wie sieht solche sühnende Hingabe bei uns aus? „Sühnen“ heißt zunächst einmal so leben, wie Jesus Christus, der Sohn Gottes, gelebt hat: offen für den Vater wie er; voll Vertrauen und Gehorsam; einverstanden mit allem, was der Vater schickt; bemüht, alles zu seiner Ehre zu tun und in Liebe mit ihm verbunden bleiben. Das ist der Kern unserer Sühne für die eigenen Sünden und Armseligkeiten.

Wer sich konsequent darum müht, der braucht nicht nach Opfern und nach Leiden zu suchen – auf den kommen sie von selbst zu. Des Weiteren sind „Sühne“ auch in Liebe angenommene Leiden, Unannehmlichkeiten und Schwierigkeiten. Denken wir an die Mühsal des Alltags und der Arbeit, an Krankheiten und Schmerzen, an die sich ständig wiederholenden Geduldsproben von innen und von außen, an Traurigkeit, Einsamkeit und schließlich an das Sterbenmüssen. All das hat in Gemeinschaft mit Jesus sühnende Kraft. Wie viele Menschen sehen in ihrem Leiden keinen Sinn! Wir alle erfahren immer wieder Schweres und Kreuzesnahes auf diese oder jene Weise. In der Gesinnung der Sühne können wir es positiv umwandeln und sinnvoll machen.

Kardinal Karol Wojtyla: die Agonie am Ölberg in der Kirche

Nur wenigen ist bekannt, das Kardinal Karol Wojtyla, der spätere Heilige Vater Johannes Paul II., als Erzbischof von Krakau an Papst Paul VI. schrieb, er möge mit der ganzen Kirche eine verpasste Chance nachholen. Die Jünger hätten sie damals am Ölberg „verschlafen“. Wir aber sollten durch unser Beten, Opfern und Sühnen dem Heiland in der Stunde seiner Todesangst am Ölberg, seiner Agonie, die im Leib Christi, in der Kirche, fortdauert, zur Seite stehen. Wir sollten die versäumte Gelegenheit, den Herrn zu trösten, nachholen.[2] Jesus wird „bis zum Ende der Welt im Todeskampf, in Agonie sein; in dieser Zeit darf man nicht schlafen, weil er Gesellschaft und Trost sucht“.[3] 

Opferstrom der sühnenden Kirche durch die Jahrhunderte

Die Nacht des Gründonnerstags sieht den Heiland ohne Trost. Allein gelassen von den Jüngern, schickt der Vater seinen tröstenden Engel (vgl. Lk 22,43). Doch nicht allein er schenkt Trost und Kraft. Dieser Bote des Himmels ist nur der erste, der Anführer vieler Tröster aus allen Jahrhunderten bis zum Ende der Tage. Jesus sieht sie alle: Tausende und Abertausende Opfernder und Sühnender. Menschen, angetan mit den Gewändern der Unschuld und der Buße, mit den Purpurkleidern des eigenen Blutes; Menschen mit den Palmen der Treue bis zum Tod, Menschen mit Dornenkronen auf dem Haupt und um das Herz. Sie alle ziehen am inneren Auge des Herrn vorbei. Sie stehen in der Gemeinschaft seiner Leiden (vgl. Phil 3,10), sie opfern und „erdulden“ mit ihm Schweres. Sie tun dies, damit alle Menschen „das Heil in Christus und die ewige Herrlichkeit erlangen“ (2 Tim 2,10). Sie ergänzen mit ihren Leiden „für den Leib Christi, die Kirche, … was an den Leiden Christi noch fehlt“ (vgl. Kol 1,24). Ihr Opfern und Sühnen fließt zu einem gewaltigen Strom zusammen. Es ist der Opferstrom der sühnenden Kirche. Sie ist zwar für immer die Braut des österlichen Siegers, aber in dieser Weltzeit bleibt sie stets auch die Gefährtin des blutschwitzenden, gegeißelten, dornengekrönten, kreuztragenden und gekreuzigten Herrn.

Dieser Opferstrom muss weiterfließen, wenn die Welt nicht zugrunde gehen soll in der Sündennot und Gottesferne. Die Kirche der christlichen Frühzeit war davon überzeugt, dass die Welt ihr Fortbestehen gegenüber der Unheilsmacht „Sünde“ den Christen verdankt, vor allem denen, die sich sühnend einbringen in das Leiden des Herrn. Mit unserer Sühne setzen wir dem großen Gewicht des Bösen, das es in der Welt gibt und das die Welt nach unten zieht, ein größeres Gewicht entgegen, das Gewicht der Liebe des Herrn, der uns einlädt, bei ihm zu sein und an seinem erlösenden und heilenden Wirken teilzunehmen.

„Kultur des Lebens“ im übernatürlichen Sinn

Freilich, wir wissen: Sühnen, Verzichten, Büßen, Opferbringen ist auch für uns Christen weithin zum Fremdwort geworden – obwohl es dabei um eine wesentliche Seite unserer christlichen Berufung geht. Sicher: Wir Christen müssen die Welt so weit wie nur irgendwie möglich von Hunger, Armut, Not, Leid befreien, vor allem durch mitmenschliches Helfen und soziales Engagement. Und wir wissen auch, wie wichtig es ist, uns im politischen Geschehen einzubringen. Allem voran muss unsere Sorge jedoch dem ewigen Heil unserer Mitmenschen gelten. Hier geht es auch um eine „Kultur des Lebens“, um eine Kultur des Lebens im übernatürlichen Sinn. Wir sind gerufen, in unserem Beten für andere mitzubeten, in unserem Verzichten und Büßen für andere mitzuverzichten und mitzubüßen, in unserem Leid das Schwere anderer mitzutragen und Gott, dem Vater, in Christus aufzuopfern für ihre ewige Glückseligkeit. Damit realisieren wir auf höchste Weise „Mitmenschlichkeit“ und „Dasein für andere“. Dabei denken wir auch an die Verstorbenen im Zustand der Läuterung, im Fegfeuer.

Joseph Kardinal Ratzinger: Sühne für die Sünden gegen die Sakramente

Wir wissen uns ebenso in die Pflicht genommen, zu sühnen für die pilgernde Kirche, für das Volk Gottes in all seinen Gliedern heute. Kardinal Joseph Ratzinger, unser jetziger Heiliger Vater, erinnerte daran beim Karfreitags-Kreuzweg 2005 im römischen Kolosseum: „Wie oft wird das heilige Sakrament seiner Gegenwart missbraucht, in welche Leere und Bosheit des Herzens tritt er da oft hinein? Wie oft feiern wir nur uns selbst und nehmen ihn gar nicht wahr? Wie oft wird sein Wort verdreht und missbraucht? Wie wenig Glaube ist in so vielen Theorien, wie viel leeres Gerede gibt es? Wie viel Schmutz gibt es in der Kirche und gerade auch unter denen, die im Priestertum ihm ganz zugehören sollten? Wie viel Hochmut und Selbstherrlichkeit? Wie wenig achten wir das Sakrament der Versöhnung, in dem er uns erwartet, um uns von unserem Fall aufzurichten? All das ist in seiner Passion gegenwärtig. Der Verrat der Jünger, der unwürdige Empfang seines Leibes und Blutes, muss doch der tiefste Schmerz des Erlösers sein, der ihn mitten ins Herz trifft.“

Mitten ins Herz treffen soll den Herrn nicht solcher Schmerz, mitten in sein Herz soll vielmehr dringen unsere Bereitschaft zur Sühne. Wir sind eingeladen, die Finsternis der Ölbergsnacht von damals und von heute mit Jesus zu teilen. Wir dürfen nicht undankbar für sein Leiden sein und keine schlafenden Jünger und Jüngerinnen.

Der Bußruf von Fatima: in allen Dingen Gott ein Opfer darbringen

Solche sind wir nicht, wenn wir dem Bußruf von Fatima folgen. Die Seherin von Fatima, Schwester Lucia, schreibt in ihren Aufzeichnungen vom Auftrag der Gottesmutter: „Betet, betet viel und bringt Opfer für die Sünder!“ „Opfert euch für die Sünder und sagt immer wieder, besonders wenn ihr ein Opfer bringt: Es ist aus Liebe zu Dir, für die Bekehrung der Sünder und als Wiedergutmachung für die Sünden …“

Unsere Liebe Frau von Fatima verlangt als Werk der Sühne und des Opfers zuerst und vor allem anderen, dass wir unsere „Standespflichten“ in Treue und Liebe erfüllen – die Pflichten des täglichen Lebens, wie sie sich ergeben auf Grund unserer Berufung und unseres Berufes als Laienchristen, Ordensleute und zum sakramentalen Dienst Christi Geweihte. Auf die Frage der Seherkinder von Fatima, wie sie Opfer bringen sollten, antwortete der Engel: „In allen Dingen könnt ihr Gott ein Opfer darbringen. Opfert alles zur Bekehrung der Sünder durch Sühneakte für die Sünden auf, durch die Er beleidigt wird … Vor allem nehmt die Leiden an, die der Herr euch senden wird, und ertragt sie mit Ergebung!“

Wir sollen unsere Opfer mit dem gekreuzigten Jesus darbringen, der auf dem Altar und im Tabernakel gegenwärtig ist. Die Sühnetat Christi am Kreuz wird in jeder Hl. Messe erneuert und fortgesetzt. Indem wir uns bei der Eucharistiefeier mit dem Kreuzesopfer des Herrn vereinigen, bekommen auch unser Arbeiten, Beten, Opfern, Leiden und Lieben höchsten Sühnewert.

Papst Johannes Paul I.: die „kleinen Flügelschläge“ des Alltags

Der Papst des Lächelns, Johannes Paul I., sagte einmal über unser Bemühen um Heiligkeit: „Wir sollen uns mit Trippelschritten, mit kleinen Flügelschlägen zum Himmel bewegen nach Art der Tauben, wenn uns die Art der Adler nicht gegeben ist. Heiligkeit in kleinen Portionen! Wie die Tauben: ein Hüpfer von hier nach dort, ein kleines Stück von einem Dach zum anderen, von einem Schornstein zum nächsten. Ein Schritt nach dem anderen, so können wir auch mit geringen Kräften ankommen. Mancher mag ein Adler sein, aber wir anderen bescheiden uns darin, Tauben zu sein, und machen uns so auf den Weg zum Himmel.“

Ähnliches gilt auch für unsere Antwort auf den Ruf zur Sühne. Der Herr freut sich, selbst wenn wir bloß bescheidene „Trippelschritte“ und leise „Flügelschläge“ der Sühne tun. Er freut sich, wenn wir uns entgegen der Schwerkraft der Bequemlichkeit und des Egoismus Tag für Tag neu bemühen, in der sühnenden Gemeinschaft mit ihm zu bleiben – hinter der Gewöhnlichkeit des Alltags verborgen, in ungezwungener Fröhlichkeit und selbstloser Treue: so wie Maria. Sie, die von der erbarmenden Liebe ihres göttlichen Sohnes so tief ergriffen war, dass sie bis unter das Kreuz bei Jesus bleibt, sie Unsere Liebe Frau von Fatima, erbitte uns den Mut, ihr Vorbild in unser Leben umzusetzen.


[1] Karl Braun: Fatima – Predigten, Fe-Medienverlag, Kisslegg.
[2] Vgl. T. Styzen/St. Dziwisz: Das Gebet in Getsemani dauert weiter an, Lublin-Vaduz 2003, S.49 ff.B
[3] Blaise Pascal: Pensèes, Nr. 553, Ed. Brunschvicg.

Bischöfliche Stellungnahme zu Wort-Gottes-Feiern

Bischof Dr. Konrad Zdarsa, der nach den Turbulenzen um Bischof Dr. Walter Mixa im Herbst 2010 das Bistum Augsburg übernahm, wandte sich zum Auftakt der Fastenzeit am 13. März 2011 das erste Mal mit einem Hirtenwort an seine Diözese. Datiert ist es auf das Fest Kathedra Petri am 22. Februar 2011. Damit ist bereits der Anspruch einer besonderen Autorität angedeutet, der sich wie ein roter Faden durch das bischöfliche Schreiben zieht. „Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt“, mit diesem Aufruf aus der Offenbarung des Johannes ist auch der ganze Brief überschrieben. Und was Bischof Zdarsa schließlich mit solchem Nachdruck verkündet, ist der unersetzliche Wert der Hl. Messe. Sein mutiges Zeugnis ist richtungweisend für die pastorale Planung über die Diözese Augsburg hinaus. Nachfolgend wichtige Auszüge.

Von Bischof Konrad Zdarsa, Augsburg

„Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!“

Liebe Schwestern und Brüder! Ganze achtmal schallt uns dieses Wort aus dem Buch der Offenbarung des Johannes entgegen (Offb 2,7.11.17.29; 3,6.13.22; vgl. 13,9). Wir wissen, dass darauf keineswegs nur Worte des Lobes und der Erbauung, sondern auch Sätze harscher Kritik folgen. Insgesamt aber erweist sich das Buch der Offenbarung des Johannes als eine ausgesprochene Trostbotschaft für die frühchristlichen Gemeinden in schwerer Zeit. …

Noch bevor ich in die Diözese Augsburg kam, hatte ich von der Initiative eines Pastoralgespräches unter dem Leitwort „Missionarisch Kirche sein“ aus dem Jahr 2007 erfahren. … Was kann denn ein pastorales Gespräch anderes sein, als nach der Art des Guten Hirten miteinander zu reden, einander gut zuzureden, einander zu Herzen und füreinander zum Herzen Gottes zu reden, also füreinander zu beten?

Dabei möchte ich nicht unterschlagen, dass die Rede nach Art des Guten Hirten auch das richtungweisende, notfalls gebietende Wort kennt. Dabei können wir uns auch auf die Anweisungen des Apostels Paulus an seinen Schüler Timotheus stützen (vgl. 2 Tim 4,2ff.).

Stellenwert der Wort-Gottes-Feier

Als eine Fügung des Geistes dürfen wir es wohl auch ansehen, wenn ich schon recht bald nach meiner Einführung aus dem Diözesanrat heraus danach gefragt wurde, welchen Stellenwert ich der Wort-Gottes-Feier in unserer Diözese beimesse. Ich schreibe es demselben Geist zu, wenn ich darauf mit meiner Erfahrung aus den Ortskirchen antwortete, aus denen ich komme. Die Wort-Gottes-Feier kann die Feier der Eucharistie am Sonntag nicht ersetzen und muss immer auf die Feier der Eucharistie bezogen bleiben.

Im Hinblick auf die Ökumene würdigt Papst Benedikt XVI. den Nutzen solcher liturgischen Feiern des Wortes Gottes. Er weist aber ausdrücklich darauf hin, „… dass sie den Gläubigen nicht als Ersatz für die Teilnahme an der Heiligen Messe angeboten werden, die unter das Sonntagsgebot fällt“ (Verbum Domini, Verlautbarung des Apostolischen Stuhls, Nr. 187,77).

Die Kirche lebt und wächst aus der Heiligen Eucharistie. Papst Johannes Paul II. hat diesem Geheimnis noch im Jahr 2003 eine eigene Enzyklika gewidmet (Ecclesia de Eucharistia, Verlautbarung des Apostolischen Stuhls, Nr. 159).

Keine Erfüllung der Sonntagspflicht

Die Eucharistie ist, wie die Väter des Zweiten Vatikanischen Konzils nicht müde werden, zu betonen, Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens (Presbyterorum Ordinis 5; Lumen Gentium 11; Christus Dominus 30,2). Dieses Glaubensbewusstsein darf nicht gemindert werden. Darum kann die Teilnahme an einer Wort-Gottes-Feier dort nicht als Erfüllung der Sonntagspflicht angesehen werden, wo unter zumutbarem Einsatz die Teilnahme an der sonntäglichen Eucharistiefeier möglich ist. Der Vertrautheit mit der eigenen Pfarrkirche halte ich die Mobilität unserer Gesellschaft entgegen.

Der Sturm, den meine Antwort bei manchen ausgelöst hat, bestärkt mich darin, wie notwendig es ist, über diese Frage eindringlich nachzudenken, um zu einer noch tieferen Wertschätzung der Heiligen Eucharistie zu gelangen.

Bildung einer einzigen Pfarrei

Einen jungen Mitbruder hat das Gespräch darüber sehr nachdenklich gemacht. Nach seinem Freijahr als Theologiestudent in Erfurt hat er die Lebenserfahrung der Gläubigen in der Diaspora auf die Formel gebracht: Der Ort meiner religiösen Heimat ist nicht der Ort meines Wohnsitzes. Ohne seine Sorge, ja seine Angst vor der Zukunft zu verhehlen, äußerte er schließlich die Vermutung, dass auch wir uns künftig dieser Herausforderung stellen müssen, um als Christen zu überleben. Dabei dürfen wir uns durchaus unserer Hilflosigkeit bewusst sein.

Die vor uns liegenden Aufgaben werden wir nicht allein durch organisatorische Maßnahmen und immer größere Pfarreiengemeinschaften lösen können. Wenn sich aber die Gläubigen solcher Pfarreien einmütig dazu entschließen, mit ihrem Pfarrer fortan eine einzige Pfarrei bilden zu wollen, soll ihnen das nicht verwehrt werden.

Weckung von Berufungen zum Priestertum

Wir werden unterschiedliche Wege beschreiten müssen, um den Gläubigen unserer Diözese Zugang zur regelmäßigen Eucharistiefeier und zu einer lebendigen Seelsorge zu ermöglichen. Allein die gelebte Sehnsucht nach dem Allerheiligsten Sakrament des Altares wird letztendlich auch wieder mehr junge Männer dazu bewegen, ihrer Berufung zum Priestertum zu folgen. Für uns alle wird es darauf ankommen, dass wir uns nicht nur von der Sorge um die Bewahrung des Bestehenden, sondern noch vielmehr von der Zuversicht auf die Führung des Geistes Gottes in die Zukunft leiten lassen.

Die erforderlichen Schritte, die dazu von den Verantwortlichen der Diözese unternommen werden müssen, wurden bislang unter dem Begriff „Weichenstellung“ zusammengefasst. … Wenn nun schon Weichen gestellt werden müssen, sollte das möglichst rasch und zügig geschehen. Am wichtigsten ist, dass die Gläubigen bereit sind, in den Zug einzusteigen und in die vorgegebene Richtung mitzufahren.

Der wahre Entwickler unserer Gemeinden

Gerade bei solchen Entscheidungen ist es notwendig, mit dem Evangelium zu argumentieren. Wir dürfen uns von niemandem eine Sprache aufzwingen lassen, die weder die Sprache der Heiligen Schrift noch die Sprache des Glaubens der Katholischen Kirche ist. Wir haben der Gesellschaft wahrlich mehr zu geben als nur christliche Werte. Wir selber müssen allezeit dazu bereit sein, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die uns erfüllt (vgl. 1 Petr 3,15). Wir müssen eine Sprache sprechen, die die Menschen verstehen, ohne dass wir damit den Inhalt unseres Glaubens verkürzen und verfälschen. Eine Sprache, mit der wir unsere Mitmenschen von der Wahrheit unseres Glaubens überzeugen und für Jesus Christus gewinnen können. Er ist der wahre Entwickler unserer Gemeinden ganz nach seinem Wort: „Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid. Ich will euch erquicken“ (Mt 11,28).

Woche für das Leben 2011

Die „Woche für das Leben“ ist eine Initiative der Deutschen Bischofskonferenz und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) zum „Schutz des ungeborenen Kindes“. Seit 1991 wird sie jährlich begangen. 1994 wurde die EKD mit ins Boot geholt und die „Woche für das Leben“ auf eine ökumenische Basis gestellt. Viele Lebensschützer bedauern, dass seitdem vom ursprünglichen Anliegen nicht mehr viel zu spüren ist. Von 2011 bis 2013 will die Woche unter dem Motto „Engagiert für das Leben“ die Bedeutung des sozialen Engagements deutlich machen.

Interview mit Mechthild Löhr

Kirche heute: Vor gut 20 Jahren wurde die jährliche „Woche für das Leben“ eingeführt. Wer steht hinter der Initiative und was war ihr ursprüngliches Ziel?

Mechthild Löhr: Bis zur Reform des §218 1992 hat sich vor allem die katholische Kirche in den starken Kontroversen mit unermüdlichen Warnungen vor den zerstörerischen Folgen einer Freigabe der Abtreibung zu Wort gemeldet. Sie lehnte die Reformen des §218 ebenso ab wie das vermeintliche Selbstbestimmungsrecht der Schwangeren über das Lebensrecht des ungeborenen Kindes und bezeichnete Abtreibung als eine Straftat gegen die Menschenwürde. In dieser Zeit entstand gemeinsam mit der EKD die „Woche für das Leben“, die das Ziel hatte, sowohl innerkirchlich wie in Öffentlichkeit und Politik einen besseren Schutz des ungeborenen Lebens anzumahnen und vor der Akzeptanz der Abtreibung gemeinsam zu warnen. 1992 vollzog sich dann ein weitreichender politischer und rechtlicher Positionswechsel, der das Leben der Ungeborenen nicht mehr durch ein mit Strafandrohung bewährtes Abtreibungsverbot schützte, sondern nur noch durch eine verpflichtende Beratung der Schwangeren. Seither gilt in Deutschland, vom Bundesverfassungsgericht bestärkt, der Grundsatz, Abtreibung sei rechtswidrig aber straffrei. Das Lebensrecht des Kindes unterliegt damit dem Selbstbestimmungsrecht der Schwangeren. Der Beratungsschein wurde eingeführt und sowohl die katholische Bischofskonferenz wie auch die EKD beteiligten sich fortan mit kirchlichen Beratungsstellen an der Vergabe der Scheine, die die Schwangere zur Zulässigkeit einer Abtreibung benötigt. Nur Erzbischof Johannes Dyba weigerte sich, in seiner Diözese diese Scheine auszustellen. Erst 2000 verzichteten die Bischöfe auf den Schein. Dies hatte der Papst angeordnet, damit das Zeugnis der Kirche für das Leben nicht verdunkelt werde. Inzwischen war auch seitens der EKD die durch Beratung flankierte Abtreibung als legitimes Frauenrecht praktisch anerkannt. Insgesamt führte dieser innerkirchlich hochkontroverse Prozess in den neunziger Jahren dazu, dass EKD und DBK in der „Woche für das Leben“ immer seltener die Abtreibung oder gar ihre Verurteilung thematisierten und sie nicht mehr den Mittelpunkt der „Woche für das Leben“ stellt. Im Zentrum der „Woche für das Leben“ steht seither die gemeinsame ökumenische Eröffnungsfreier, ein kleines Informationspaket mit Plakaten und Broschüren, ein Jahresmotto sowie die Einladung an Gemeinden und Diözesen, ihrerseits eigene Veranstaltungen durchzuführen. Insofern haben sich die Erwartungen definitiv nicht erfüllt, die viele Christen und auch Lebensschutz-Organisationen mit der Einführung einer solchen Woche verbunden hatten!

Kirche heute: Wie wird die „Woche für das Leben“ inner- und außerkirchlich angenommen? Spielt sie überhaupt eine gesellschaftspolitische Rolle?

Mechthild Löhr: Leider nein! Nachweislich ist in den letzten zwei Jahrzehnten in allen Generationen das Bewusstsein für den Wert des menschlichen Lebens stark zurückgegangen, wie dies zum einen die bleibend hohen Abtreibungszahlen als auch Umfragen zur Einstellung zu Abtreibung zeigen. Weitestgehend gehen heute gerade junge Menschen davon aus, dass eine Abtreibung das legitime und legale Entscheidungsrecht jeder Frau sei. Außerhalb der Lebensschutzbewegung werden sie nur selten hören, dass der Rechtsgrundsatz und das fünfte Gebot „Du sollst nicht töten!“ nicht nur gegenüber Geborenen, sondern genauso gegenüber Ungeborenen gilt. Das öffentliche Reden über Abtreibung und ihre schrecklichen Folgen ist innerhalb wie außerhalb des kirchlichen Raums nahezu völlig tabuisiert. Wir müssen aber seit 1975 von rund 8 Millionen Abtreibungen ausgehen, es gibt also Millionen Betroffener und Mitwirkender.

Bei Vielen besteht wohl die Sorge,  sich durch Kritik an Abtreibung bei Kirchgängern und Wählern unbeliebt zu machen, sowie auch die Angst, indirekt oder direkt Beteiligte durch Verurteilung von Abtreibungen zu „diskriminieren“. Dies hat eine Schweigespirale entstehen lassen. Diese wird leider durch die „Woche für das Leben“, die man inzwischen vielleicht ehrlicherweise in „Soziale Woche“ umtaufen sollte, nicht durchbrochen. Inzwischen sind die zentralen Fragen, die behandelt werden, auf Gerechtigkeits- und Gesundheitsthemen, auf Fragen der Integration, der Lebensqualität und sozialen Solidarität ausgerichtet, während der Schutz des ungeborenen Lebens, gar die Abtreibung nur marginal erwähnt werden.

Kirche heute: Worin sehen Sie die Gründe für das abnehmende Interesse?

Mechthild Löhr: In vielen Parteien und Virtuosen besteht inzwischen eine große Zurückhaltung, ja Ängstlichkeit, Abtreibung und Sexualmoral der Kirche öffentlich zu thematisieren.  Die große Sorge, als frauenfeindlich betrachtet zu werden, da die katholische Kirche ja generell das Recht auf Abtreibung verneint, mag ebenso eine Rolle spielen wie die nicht zu leugnende Tatsache, damit inzwischen außerhalb des gesellschaftlichen Mainstreams zu stehen. Die starke, unfaire mediale Fokussierung der Missbrauch-Debatte ausgerechnet auf die katholische Kirche, wie auch die Zölibats-Diskussion verstärken aktuell sicher noch einmal das Bemühen der Kirche, in Themen der Familien- und Sexualmoral  öffentlich möglichst keine zusätzlichen Aktivitäten zu entfalten.

Kirche heute: Was wäre Ihrer Ansicht nach zu tun, um der im Grunde so wichtigen Initiative neue Geltung zu verschaffen? Wie schätzen Sie die Bedeutung und die Zukunftsperspektive der „Woche für das Leben“ ein?

Mechthild Löhr: In der aktuellen Diskussion um die PID und die Aufhebung des Embryonenschutzes in vitro in Deutschland lässt sich beobachten, wie aufmerksam und interessiert kirchliche Äußerungen in der Politik wahrgenommen werden, wenn sie ganz eindeutig, klar und unmissverständlich erfolgen. Das Eintreten für den Schutz des menschlichen Lebens und für die Würde jedes einzelnen Geschöpfes von seiner Zeugung an ist seit jeher ein Merkmal christlicher Verkündigung gewesen. Jeder ist gleichermaßen wertvoll, ob krank oder gesund, ob erwünscht oder unerwünscht. Inzwischen kommen in Deutschland auf ca. 660.000 Geburten p.a. über 110.000 gemeldete und staatlich finanzierte Abtreibungen. Dies ist ein stilles und großes Drama für die betroffenen Eltern und für uns alle, das sich tagtäglich überall vollzieht. Wer dazu schweigt und keine Auswege sucht, trägt dazu bei, dass das Unrecht bleibt und wächst. Papst Benedikt XVI. spricht nahezu wöchentlich über  den Wert des ungeborenen Lebens, das wir besser schützen müssen. Das sollte ein Auftrag für jeden von uns sein, denn in nahezu allen Familien gibt es inzwischen Erfahrung mit Abtreibungen.

Kirche heute: Was können wir selbst tun, damit die „Woche für das Leben“ wieder lebendiger wird?

Mechthild Löhr: In der Tat hat selbst die Bischofskonferenz im letzten Jahr offen problematisiert, wie gering das Medienecho und auch die Zahl der Veranstaltungen zur „Woche für das Leben“ inzwischen geworden sind. Die nächste „Woche für das Leben“ findet vom 7-14. Mai unter dem Motto „Engagiert für das Leben – Einsatz mit Gewinn“ statt. Auf der Internetseite kann man erkennen, dass bedauerlicherweise bisher noch nicht sehr viel geplant ist. Entscheidend sind die Aktionen, die engagierte Christen selbstständig auf Ebene ihrer Pfarrei anregen und gestalten. Auf der Homepage des Bundesverbandes Lebensrecht www.bv-lebensrechts.de findet jeder schnell Kontakt zu Organisationen und deren Referenten, die beispielsweise als Kooperationspartner und Experten vor Ort eingeladen werden können. Der Schutz des menschlichen Lebens ist uns allen anvertraut! Jeder kann etwas dafür tun! Gewinnen wir Menschen dafür, für jedes von Gott geschenkte Leben zu werben und zu streiten! Die „Woche für das Leben“  ist ein guter Anlass und Startschuss dafür.

Kirche heute: Wir danken Ihnen ganz herzlich für das aufschlussreiche Gespräch!

Das 6. Gebot im Beichtstuhl

Im Umgang mit dem 6. Gebot macht die Kirche einen deutlichen Unterschied zwischen dem persönlichen Gespräch in der Beichte und der öffentlichen Verkündigung. Beim Bußsakrament rät sie zu äußerster Zurückhaltung. Ein Beichtvater darf keinerlei unnötige Fragen stellen. Bischofsvikar Msgr. Christoph Casetti aus Chur stellt nachfolgend die entsprechenden Richtlinien vor. Bei der allgemeinen Darlegung der kirchlichen Morallehre aber sollten die Fragen der Sexualität viel direkter und ausführlicher behandelt werden, als es gewöhnlich geschieht. Je konkreter diese Themen in der Katechese, im Eheseminar und mit gewissen Grenzen auch in der Predigt angesprochen werden, umso besser sind die Gläubigen orientiert und wissen auch ohne unangenehmes Eindringen des Beichtvaters in die Intimsphäre des Pönitenten, was sie zu beichten haben. Ein eindrucksvolles Beispiel für eine unmissverständliche Verkündigung hat vor kurzem Joachim Kardinal Meisner mit seinem Fastenhirtenbrief zum Thema „Verherrlicht Gott in eurem Leib!“ gegeben (vgl. S. 20).

Von Christoph Casetti

Verletzlicher Bereich des menschlichen Lebens

Das 6. Gebot steht nicht an erster Stelle. Es ist damit nicht das wichtigste. Aber es ist ein Gebot, das einen Bereich im Leben des Menschen ordnet, in dem dieser besonders verletzlich ist. Das verlangt vom Beichtvater eine große Behutsamkeit. In diesem Zusammenhang darf ich auf ein vor kurzem erschienenes Buch hinweisen. Gianpiero Dalla Zuanna, Professor für Demographie an der Universität Padua, untersuchte die Gründe für die niedrige Fruchtbarkeit in Venetien im 19. und 20. Jahrhundert. Allgemein wird ja angenommen, dass die Kulturrevolution von 1968 und das Erscheinen von Humanae vitae dazu führten, dass es zu einer Spaltung kam zwischen der Lehre der Kirche und der gelebten Moral.

Nun hat Dalla Zuanna herausgefunden, dass bereits in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts Lehre und Verhalten der Katholiken auseinanderdrifteten, also zu einer Zeit, wo die Sakramente der Eucharistie und der Beichte noch intensiv praktiziert wurden. In der Zeit von 1921-1951 halbierte sich die Zahl der Geburten pro Frau von 5 auf 2,5 Kinder. Das damals am meisten genutzte Mittel zur Verhütung war der „coitus interruptus“. Die Gläubigen wussten, dass dieses Verhalten nicht erlaubt ist und beichteten es auch.

Theorie des hl. Alfons v. Liguori

Der Kirche war es ein Anliegen, den Priestern pastorale Anweisungen zu geben, wie sie sich in diesen Fällen zu verhalten haben. Aus den vorliegenden Dokumenten geht nun hervor, dass in der damaligen Zeit die Theorie des hl. Alfons v. Liguori in der Pastoral bestimmend war. „Wenn man einem Büßer gegenübersteht, bei dem der Verdacht besteht, dass er empfängnisverhütende Praktiken betreibt, sich der Schwere der Schuld jedoch nicht bewusst ist oder im Konkreten sein Verhalten nicht korrigieren kann, ist es nach dieser Theorie gut, sein Schweigen zu respektieren oder seinen guten Glauben in Betracht zu ziehen und ihm ohne weiteres Nachfragen die Absolution zu erteilen.“ Selbst im CIC (Kodex des Kirchenrechts) von 1917 hat diese Theorie ihren Niederschlag gefunden. Der Can. 888 §2 lautete: „Der Priester, der die Beichte hört, hüte sich davor… besonders hinsichtlich des 6. Gebotes gegenüber allen, mit denen er zu tun hat, neugierige und unnütze Fragen zu stellen, und besonders soll er nicht unvorsichtig die Jüngsten zu Dingen befragen, von denen sie nichts wissen.“

Ehemoral wird Gegenstand der Predigt

Erst die Enzyklika Casti connubii von Papst Pius XI. im Jahre 1931 brachte hier eine Wende. Denn sie machte die Ehemoral zu einem expliziten und wichtigen Gegenstand der Predigt und der Beichtseelsorge. Das Argument des „guten Glaubens“ wurde unanwendbar, da vom Lehramt öffentlich gesagt und bekannt gegeben worden war, was innerhalb einer ehelichen Beziehung gut und schlecht ist. Doch die Erfahrung zeigte, dass die meisten Gläubigen die Jahrzehnte des Schweigens als stille Billigung ihrer Verhütungspraxis interpretierten. Daran änderte sich bis heute kaum etwas. Bis zum Ende des letzten Jahrhunderts fielen die Geburten in Venetien – wie im Großteil des restlichen Europas – unter die Rate, welche zum Erhalt der Generationen nötig wäre. „Dennoch war es so, dass der Abstand zwischen Lehre der Kirche und empfängnisverhütender Praxis weiterhin weder als Sünde noch als eine Art Auflehnung gegen die Kirche wahrgenommen wurde.“

Frage der „Königsteiner Erklärung“

Diese Diagnose scheint mir zutreffend zu sein und auch andere Themen der kirchlichen Sexualmoral zu betreffen. Was die Frage der Empfängnisverhütung betrifft, werden die Seelsorger in der Königsteiner Erklärung der deutschen Bischöfe angehalten „in ihrem Dienst, insbesondere in der Verwaltung der heiligen Sakramente, die verantwortungsbewusste Gewissensentscheidung der Gläubigen zu achten“. Diese Weisungen erleichtern nicht gerade den Zuspruch des Beichtvaters.

Noch im Vademekum für Beichtväter spürt man die Regel des hl. Alfons, wenn es da heißt: „Im allgemeinen besteht keine Notwendigkeit, dass der Beichtvater eingehendere Fragen bezüglich all jener Sünden stellt, die aufgrund von unüberwindlicher Unkenntnis ihrer moralischen Sündhaftigkeit oder aufgrund eines schuldfreien Fehlurteils begangen worden sind“ (3.7).

Pastorale Pflicht der Gewissensbildung

Allerdings heißt es dann doch abschließend in dieser Nummer: „Es ist daher nötig, sich auf möglichst geeignete Weise dafür einzusetzen, das moralische Gewissen von diesen Irrtümern zu befreien, die im Widerspruch zur Natur der Ganzhingabe des Ehelebens stehen. Wiewohl man sich der Tatsache bewusst sein muss, dass die Gewissensbildung vor allem in der Katechese – sei es in der allgemeinen, sei es in der speziell für Eheleute bestimmten ihren Platz hat, so besteht doch immer die Notwendigkeit, die Eheleute auch im Sakrament der Versöhnung anzuleiten, sich in Bezug auf die spezifischen Pflichten des Ehelebens zu prüfen. Falls sich der Beichtvater verpflichtet sieht, den Pönitenten zu befragen, so möge er dies mit Diskretion und Respekt tun“ (3.7; vgl. auch 3.8).

„Verherrlicht Gott in eurem Leib!“

Der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner richtete zur Fastenzeit 2011 ein großartiges Hirtenwort an die Gläubigen seiner Diözese: Es bringt die Liebe von Mann und Frau im Licht des christlichen Glaubens zum Leuchten. Der Brief entfaltet seine ganze Kraft nur in seiner vollen Länge. Aber schon die nachfolgenden Auszüge zeigen seinen wertvollen Charakter.

Von Joachim Kardinal Meisner, Köln

Den Menschen gibt es nur als Frau oder als Mann. Frau-sein und Mann-sein prägt unser Mensch-sein von Anfang an. Das Geschlecht ist keine äußerliche Zugabe oder gar Festlegung der Gesellschaft, sondern durchdringt und prägt unser gesamtes Menschsein mit Leib und Seele. Die Sexualität bildet damit auch die Basis für die besondere, ja einzigartige Beziehung zwischen Mann und Frau. Es geht um jene Liebesbeziehung, die sich nach Treue sehnt, sich immer fester bindet und sich schließlich im Ehebund vollendet. Deshalb ist die Sexualität unverzichtbarer Bestandteil dieses Bundes, der Abbild des Bundes Gottes mit den Menschen und dazu berufen ist, fruchtbar zu sein und an der Schöpferkraft Gottes teilzuhaben. Die Botschaft unseres Glaubens zeigt uns dazu: Treue und Partnerschaft sind keine frommen Illusionen, sondern Lebenswirklichkeiten. Unser Glaube ist ein einziges großes JA zum Leib, zur Liebe und zum Leben.

Die Sprache des Leibes

Unsere Beziehung zu Gott und zu den Menschen ist wesentlich leiblich geprägt: Wenn wir uns in der Kirche zum Gebet knien, so ist dies ein leibliches Zeichen dafür, dass wir uns vor Gott klein machen. Wenn wir unsere Hände zum Gebet falten, so drückt dies leiblich aus, dass wir uns mit Leib und Seele und all unseren Sinnen sammeln wollen. Wenn sich Menschen zur Begrüßung einen freundlichen Blick schenken, dann ist dies ein leibliches Zeichen von Zuneigung und Respekt. Der Handschlag drückt Verbundenheit aus und noch inniger die Umarmung. Unser Leib spricht „eine eigene Sprache“. Das gilt insbesondere für die Beziehung zwischen Mann und Frau, die wie keine andere eine leibliche Dimension hat.

Exklusivität der Liebe zwischen Mann und Frau

Im Gegensatz zu anderen freundschaftlichen Beziehungen ist die besondere Liebe zwischen Mann und Frau exklusiv. Sie wählt aus und kann immer nur einer Person gelten. Und je intensiver die Liebe zwischen einem Mann und einer Frau wächst, desto intensiver binden sich beide aneinander, bis es einmal zu dem Punkt kommt, an dem sich Mann und Frau in der Ehe einander für ein ganzes Leben schenken und annehmen. Der Weg einer solchen Beziehung wird begleitet von leiblichen Zeichen dieser Verbindung. Je inniger die Verbundenheit, desto inniger auch die leiblichen Zeichen dieser Verbundenheit. Damit diese Zeichen aber echt sind und nicht Vorspielung falscher Tatsachen, müssen sie mit der Intensität der Liebe übereinstimmen. Die intensivste Form der leiblichen Mitteilung von Liebe zwischen Mann und Frau ist die geschlechtliche Gemeinschaft. Diese leibliche Hingabe aneinander ist nur dann echt und wahrhaftig, wenn sie getragen wird von der Lebenshingabe, die Mann und Frau durch die Eheschließung begründen. Daher ist der einzig legitime Ort der geschlechtlichen Gemeinschaft die Ehe. Hier geht es nicht um leibfeindliche Erwägungen oder gar um eine sexualfeindliche Einstellung. Im Gegenteil: Gerade weil der Leib des Menschen eine solch hohe Bedeutung hat und weil Sexualität für die Liebe zwischen Mann und Frau so wichtig ist, bedarf sie des besonderen Schutzes, denn nur was ich schätze, schütze ich. Der Hochschätzung des Leibes entsprechen die Wegweisungen, die helfen, dieses hohe Gut nicht zu banalisieren und zu entwerten.

Sinn vorehelicher Enthaltsamkeit

Helfende Hände können oft genug zu geballten Fäusten werden und tragende Arme zu Ellenbogen gegen meine Mitmenschen. Mein Leib kann so zum Ort von Selbstsucht und zerstörerischer Aggression werden. Auch die Sexualität hat ihre Eigendynamik. Wenn sie auch im Ganzen der Person die Basis für die besondere Liebe zwischen Mann und Frau darstellt, so verlangt sie zunächst einmal von sich aus lediglich nach Befriedigung. Und es kostet Kraft, diesen Trieb zu bändigen. Wenn ich dies nicht tue, verlangt er immer stärker nach Befriedigung. Immer stärker nimmt dann der Trieb das Ruder meines Lebens in die Hand und nimmt mir zunehmend die Freiheit. Am Ende dient nicht mehr die Sexualität der Liebe zwischen Mann und Frau, sondern der Partner/die Partnerin dient der eigenen Befriedigung. Mit Liebe hat das nichts mehr zu tun. Damit aber Sexualität der Liebe dienen kann, bedarf sie der Einbindung in die Gesamtpersönlichkeit. Wer sich nicht beherrschen kann, der kann auch nicht lieben. Liebe ohne die Fähigkeit zur Enthaltsamkeit ist eine Illusion. Darin liegt der Sinn vorehelicher Enthaltsamkeit. Liebe muss wachsen und reifen können.

Verantwortete Elternschaft und natürliche Empfängnisregelung

Die Sexualität bietet nicht nur die Basis für die besondere Liebe zwischen Mann und Frau, diese leibseelische Liebe ist fruchtbar. … Sexualität und Fruchtbarkeit gehören untrennbar zusammen wie Leib und Seele. Wer Fruchtbarkeit von Sexualität künstlich trennt, ob durch pharmazeutische Präparate oder andere Wege, der korrigiert und manipuliert die Schöpfungsordnung Gottes. Verantwortete Elternschaft hingegen respektiert diese Ordnung und richtet das eigene Leben danach ein. Genau dies ist der Weg, den die natürliche Empfängnisregelung beschreitet, die inner- und außerkirchlich sich zunehmender Beliebtheit erfreut. Die Kenntnis der fruchtbaren und unfruchtbaren Tage der Frau, verbunden mit zeitweiliger Enthaltsamkeit, ist ein Weg der Empfängnisregelung, der die Schöpfungsordnung Gottes respektiert. Zudem ist es ein gesunder Weg, der Partnerschaft und Liebe fördert. Die Botschaft des Glaubens und die Weisungen der Kirche im Hinblick auf die Empfängnisregelung sind ein großes Ja zum Leben im Respekt vor der Schöpfungsordnung Gottes. Sie ermutigt zu verantworteter Elternschaft und einem großherzigen Ja zum Kind. Und da ein Kind immer zuerst ein Geschenk Gottes ist, sagen Eheleute mit dem Ja zu ihrer Elternschaft auch Ja zum schöpferischen Wirken Gottes. … Es ist die Überzeugung der Kirche, dass Gott beim ehelichen Akt dem Kind die unsterbliche Seele einprägt, so dass das Kind ebenfalls zum Abbild des heiligen unsterblichen Gottes wird.

Ja, es gibt eine Diskrepanz zwischen der Lebenswirklichkeit vieler Menschen und den Überzeugungen der Kirche zur Sexualität. Doch es geht um keine „Spielverderbermoral“, sondern um ein einziges großes JA zu Leib, Liebe und Leben.

Frauen überraschen Meinungsforscher

Eine Umfrage unter Frauen in Deutschland sorgte jüngst für eine große Überraschung. Die Mehrheit plädierte für die familiäre Nähe von Kleinkindern. Damit widersteht sie dem allseits propagierten gesellschaftspolitischen Leitbild. Die Psychotherapeutin Christa Meves fühlt sich in ihren Forschungsergebnissen bestätigt und fordert eine Revolution in der Kindererziehung.

Von Christa Meves

Ergebnisse der Umfrage

Durch die Vollbeschäftigung unserer Öffentlichkeit mit dem geschassten Guttenberg erregt das übliche feministische Benachteiligungsgetöse nur noch wenig Aufmerksamkeit: Das Thema Quotenfrau dümpelt nur noch im Hintergrund. Und auch, dass Allensbach mit einer neuen Befragung von Frauen zwischen dem 25. und dem 45. Lebensjahr aufwartet, scheint wenig mediale Beachtung zu erfahren. Immerhin hat Renate Köcher Mitte Februar in der FAZ ihr erstaunliches Ergebnis vorgestellt: Sie hatte den Frauen in dieser für die beruflichen Chancen entscheidenden Phase folgende Frage gestellt: „In welcher Rolle würden Sie sich als Frau am wohlsten fühlen?“ Die Ergebnisse sind mehr als eindrucksvoll. Es kommt in dieser Studie nämlich zum Ausdruck, dass ein erheblicher Prozentsatz der Frauen in Westdeutschland – anders als die Befragten in Frankreich und in den neuen Ländern – die Erziehung der Kinder in der Familie deutlich favorisieren.

Nur 18% der westdeutschen Frauen mit Kindern mögen sich für eine Vollbeschäftigung der Mütter einsetzen. Hingegen plädiert eine Mehrheit von immerhin 59% aus dieser Gruppierung für eine Lebensform mit Teilzeitbeschäftigung. Und dann ergibt die neue Allensbacher Befragung darüber hinaus auch noch, dass eine partielle Ferne von der Familie für die Mütter von Kindern unter drei Jahren nicht wünschenswert erscheint. Renate Köcher: „Den Zeitpunkt, von dem an Kinder unbesorgt in eine Betreuungseinrichtung gegeben werden können, setzt die westdeutsche Bevölkerung bei knapp drei Jahren an, die ostdeutsche bei anderthalb Jahren, die französische Bevölkerung vor der Vollendung des ersten Lebensjahres. In Ostdeutschland wird die ganztägige Betreuung von Kindern im Hort oder in der Schule von 60% der Eltern positiv gesehen, in Westdeutschland nur von 24%.“ Und die Meinungsforscherin fügt hinzu: „Dies ist jedoch die Bilanz einer Minderheit, die Mehrheit hingegen hält eine Betreuung in der Familie für überlegen.“ Die Westdeutschen plädieren offenbar für familiäre Nähe der Kleinkinder! (Wenn es nur ginge!) Selbst für die Meinungsforscherin Renate Köcher bleibt diese ihr rückständig erscheinende Einstellung ein Rätsel.

Aber die Westdeutschen haben eben ihrem gesunden Menschenverstand nachgegeben: Denn, dass Babys am besten in der Nähe, ja am Leib ihrer Mutter gedeihen, ist eigentlich eine Binsenweisheit.

Schützenhilfe durch Neurowissenschaftler

Diese Erfahrung des Kleinkindes bildet die Grundlage zu späterer seelischer Gesundheit, zu Ausgeglichenheit und Bildungsfähigkeit. Neurowissenschaftler, ganz besonders Epigenetiker, bestätigen, dass sogar die Gene in der Phase der Konstituierung des menschlichen Gehirns – das geschieht in der Fötalzeit und während der ersten drei Lebensjahre – durch Stress, zunächst der Mutter, später aber auch des Kindes selbst – in bedenklicher Weise  aus dem Gleichgewicht gebracht werden können.

Der Neurobiologe Peter Spork fasst die Forschungsergebnisse der Epigenetiker von Montreal bis Trier, Magdeburg und Wien folgendermaßen zusammen: „Entscheidend scheinen die Schwangerschaft und die ersten drei Lebensjahre der Kinder zu sein. Wenn die Lebensumstände der Eltern eine halbwegs belastungsfreie Zeit garantieren, wenn sich Mutter und Vater viel Zeit für … ihre Kinder nehmen, dürfte die Chance ihrer Töchter und Söhne auf ein langes und gesundes Leben steigen.“

Besonders der kanadische Forscher Michael Meaney hat angestoßen, dass biologische Vorgänge in der Phase der Konstituierung des Gehirns bei Tier und Mensch durchaus vergleichbar sind. Und die Forscher betonen, dass diese Ergebnisse zu dem Schluss zwingen, ein viel größeres Gewicht auf den Umgang mit dem Kind in seiner ersten Lebenszeit zu legen.

40 Jahre praktische Erfahrung

Dieses Ergebnis entsprach eben bereits vor 40 Jahren meiner praktischen Arbeit mit verhaltensgestörten Kindern und ihren Eltern. Die biologische Gesetzmäßigkeit, die die Epigenetiker jetzt in der Phase der Hirnkonstituierung bei Mensch und Tier feststellen, habe ich dann zu einer Anthropologie ausgearbeitet (s. Verhaltensstörungen bei Kindern, 1970, Geheimnis Gehirn, 2006) in der Absicht, positive Schicksalsweichen zu verstärken und vor Fehlprägungen zu warnen. Ich habe unter Einbeziehung biologischer Forschungsergebnisse nicht nur m. E. zwingend notwendige elterliche Umgangsformen empfohlen, sondern vor allem auch Prognosen für den gesellschaftlichen Zustand der jungen Generation im nächsten Jahrhundert gestellt, wenn diese Entfaltungsbedingungen mehrheitlich nicht beachtet werden würden. Da dies durch einen anhaltenden leichtfertigen allgemeinen Trend erkennbar war, ließ sich der elende Zustand, in dem sich heute unsere Kinder befinden, voraussagen. Heute sind die lebensbeschwerenden dysregulierten Gehirne in der jungen Generation Legion.

Vermeidung von „Stress“ für das Kind

In der Tat – hier ist nun offenbar dringender Handlungsbedarf – werden doch bereits die Kleinkinder heute in einer bedenklichen Zahl übermäßig unruhig und lassen sich oft schon im Grundschulalter nicht mehr bändigen. Aber dazu muss als erstes geklärt werden: Was müssen wir uns denn an Verhaltens- und Pflegemaßnahmen als „Stress“ für das Kind vorstellen? Für die Fötalzeit ist diese Frage relativ leicht zu beantworten; denn der Stress des ungeborenen Kindes ist messbar: Sein Herzschlag und seine Motorik beschleunigen sich, wie der Monitor zeigt, wenn die Mutter in Angst, Aufregung und Überforderung gerät!

Hat das Kind das Licht der Welt erblickt, kann es darüber hinaus bereits missliche Stressgefühle laut zum Ausdruck bringen. Über das, was Kinder hier als „Stress“ erleben, gibt es bereits ein breites Erfahrungswissen, das wir in mühsamer Einzelarbeit in Büchern, Flyern und Vorträgen sowie mit einem Verein gegen den die Forschung unterdrückenden Mainstream zu verbreiten suchen; denn für jedes einzelne Schicksal kann Wissen hier lebensentscheidend sein.

Notwendige Revolution in Familienpolitik und Erziehung

Es ist in später Stunde zwingend, dass die neuen wissenschaftlichen Bestätigungen einer an der Erfahrung gewonnenen Anleitung zu seelischer Gesundheit endlich die nötigen familienpolitischen Schlussfolgerungen haben, z.B. durch Hilfskräfte und frühzeitigen Mutterschutz Stress während der Schwangerschaft zu minimieren, sowie in den ersten drei Jahren des Kindes durch staatliche Hilfe mütterliche Nähe bei ihrem Kleinkind zu ermöglichen und junge Eltern zu einem natürlichen Umgang mit dem Nachwuchs anzuleiten.

Eine solche Revolution im Umgang mit dem Kind in der Phase der Hirnkonstituierung sollte schnellstens umgesetzt werden, um die epidemische krankhafte, lernunfähige Unruhe der Kleinkinder zu stoppen  und der geminderten Schulfähigkeit sowie der fehlenden Belastbarkeit der Herangewachsenen endlich gezielt vorzubeugen.

Schwangere Familienministerinnen im Stress ihrer Amtsführung dürfte es dann in Zukunft ganz gewiss ebenso wenig noch geben, wie es dann unzumutbar wäre, Säuglingen und Kleinkindern durch Entfernung von ihren Müttern genverändernden Dauerstress zuzumuten.

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