Historische Rede des Papstes im Deutschen Bundestag

Die Rede Benedikts XVI. im Deutschen Bundestag war ein rhetorisches Meisterwerk. Er präsentierte seine Gedanken in einer dynamischen Entfaltung, doch am Ende stand die entscheidende Aussage wie ein kompakter Block vor den Augen seiner Zuhörer. Der Papst ließ sich nicht auf die Ebene der Politik herab, verkündete aber auch keine religiöse Offenbarung. Als Advokat des Gewissens zeigte er die Vernunft und die Natur des Menschen als Grundlage einer politischen Ethik auf. Ohne die aktuellen Brennpunkte beim Namen zu nennen, konnte jeder die Position des Papstes erkennen und seine konkreten Appelle an die Verantwortungsträger verstehen. Jeder Versuch, den Inhalt der Rede durch eine Auswahl von entscheidenden Sätzen wiederzugeben, muss scheitern und wird dem Anliegen des Papstes nicht gerecht. Wir möchten im Folgenden dennoch versuchen, einige Auszüge zusammenzustellen, die gleich einer Perlenkette die Schönheit und Bedeutung der Aussagen des Papstes aufleuchten lassen.

Von Papst Benedikt XVI.

Rolle des Heiligen Stuhls

Die Einladung zu dieser Rede gilt mir als Papst, als Bischof von Rom, der die oberste Verantwortung für die katholische Christenheit trägt. Sie anerkennen damit die Rolle, die dem Heiligen Stuhl als Partner innerhalb der Völker- und Staatengemeinschaft zukommt. Von dieser meiner internationalen Verantwortung her möchte ich Ihnen einige Gedanken über die Grundlagen des freiheitlichen Rechtsstaats vorlegen.

Maßstab der Gerechtigkeit

Die Politik muss Mühen um Gerechtigkeit sein und so die Grundvoraussetzung für Friede schaffen. Natürlich wird ein Politiker den Erfolg suchen, ohne den er überhaupt nicht die Möglichkeit politischer Gestaltung hätte. Aber der Erfolg ist dem Maßstab der Gerechtigkeit, dem Willen zum Recht und dem Verstehen für das Recht untergeordnet. Erfolg kann auch Verführung sein und kann so den Weg auftun für die Verfälschung des Rechts, für die Zerstörung der Gerechtigkeit.

Deutsche Vergangenheit

„Nimm das Recht weg – was ist dann ein Staat noch anderes als eine große Räuberbande“, hat der hl. Augustinus einmal gesagt.[1] Wir Deutsche wissen es aus eigener Erfahrung, dass diese Worte nicht ein leeres Schreckgespenst sind. Wir haben erlebt, dass Macht von Recht getrennt wurde, dass Macht gegen Recht stand, das Recht zertreten hat und dass der Staat zum Instrument der Rechtszerstörung wurde – zu einer sehr gut organisierten Räuberbande, die die ganze Welt bedrohen und an den Rand des Abgrunds treiben konnte. Dem Recht zu dienen und der Herrschaft des Unrechts zu wehren ist und bleibt die grundlegende Aufgabe des Politikers. In einer historischen Stunde, in der dem Menschen Macht zugefallen ist, die bisher nicht vorstellbar war, wird diese Aufgabe besonders dringlich. Der Mensch kann die Welt zerstören. Er kann sich selbst manipulieren. Er kann sozusagen Menschen machen und Menschen vom Menschsein ausschließen.

Quellen der Rechtserkenntnis

In einem Großteil der rechtlich zu regelnden Materien kann die Mehrheit ein genügendes Kriterium sein. Aber dass in den Grundfragen des Rechts, in denen es um die Würde des Menschen und der Menschheit geht, das Mehrheitsprinzip nicht ausreicht, ist offenkundig: Jeder Verantwortliche muss sich bei der Rechtsbildung die Kriterien seiner Orientierung suchen. … Die Frage, wie man das wahrhaft Rechte erkennen und so der Gerechtigkeit in der Gesetzgebung dienen kann, war nie einfach zu beantworten, und sie ist heute in der Fülle unseres Wissens und unseres Könnens noch sehr viel schwieriger geworden. Wie erkennt man, was recht ist? In der Geschichte sind Rechtsordnungen fast durchgehend religiös begründet worden: Vom Blick auf die Gottheit her wird entschieden, was unter Menschen rechtens ist. Im Gegensatz zu anderen großen Religionen hat das Christentum dem Staat und der Gesellschaft nie ein Offenbarungsrecht, nie eine Rechtsordnung aus Offenbarung vorgegeben. Es hat stattdessen auf Natur und Vernunft als die wahren Rechtsquellen verwiesen – auf den Zusammenklang von objektiver und subjektiver Vernunft, der freilich das Gegründetsein beider Sphären in der schöpferischen Vernunft Gottes voraussetzt.

Positivistischer Naturbegriff

Der Gedanke des Naturrechts gilt heute als eine katholische Sonderlehre, über die außerhalb des katholischen Raums zu diskutieren nicht lohnen würde, so dass man sich schon beinahe schämt, das Wort überhaupt zu erwähnen. Ich möchte kurz andeuten, wieso diese Situation entstanden ist. Grundlegend ist zunächst die These, dass zwischen Sein und Sollen ein unüberbrückbarer Graben bestehe. Aus Sein könne kein Sollen folgen, weil es sich da um zwei völlig verschiedene Bereiche handle. Der Grund dafür ist das inzwischen fast allgemein angenommene positivistische Verständnis von Natur. Wenn man die Natur – mit den Worten von H. Kelsen – als „ein Aggregat von als Ursache und Wirkung miteinander verbundenen Seinstatsachen“ ansieht, dann kann aus ihr in der Tat keine irgendwie geartete ethische Weisung hervorgehen.[2] Ein positivistischer Naturbegriff, der die Natur rein funktional versteht, so wie die Naturwissenschaft sie erkennt, kann keine Brücke zu Ethos und Recht herstellen, sondern wiederum nur funktionale Antworten hervorrufen.

Kulturlosigkeit provoziert Extremismus

Das positivistische Konzept von Natur und Vernunft, die positivistische Weltsicht als Ganze ist ein großartiger Teil menschlichen Erkennens und menschlichen Könnens, auf die wir keinesfalls verzichten dürfen. Aber es ist nicht selbst als Ganzes eine dem Menschsein in seiner Weite entsprechende und genügende Kultur. Wo die positivistische Vernunft sich allein als die genügende Kultur ansieht und alle anderen kulturellen Realitäten in den Status der Subkultur verbannt, da verkleinert sie den Menschen, ja sie bedroht seine Menschlichkeit. Ich sage das gerade im Hinblick auf Europa, in dem weite Kreise versuchen, nur den Positivismus als gemeinsame Kultur und als gemeinsame Grundlage für die Rechtsbildung anzuerkennen, alle übrigen Einsichten und Werte unserer Kultur in den Status einer Subkultur verweisen und damit Europa gegenüber den anderen Kulturen der Welt in einen Status der Kulturlosigkeit gerückt und zugleich extremistische und radikale Strömungen herausgefordert werden. Die sich exklusiv gebende positivistische Vernunft, die über das Funktionieren hinaus nichts wahrnehmen kann, gleicht den Betonbauten ohne Fenster, in denen wir uns Klima und Licht selber geben, beides nicht mehr aus der weiten Welt Gottes beziehen wollen. Und dabei können wir uns doch nicht verbergen, dass wir in dieser selbstgemachten Welt im Stillen doch aus den Vorräten Gottes schöpfen, die wir zu unseren Produkten umgestalten. Die Fenster müssen wieder aufgerissen werden, wir müssen wieder die Weite der Welt, den Himmel und die Erde sehen und all dies recht zu gebrauchen lernen.

Die ökologische Bewegung

Ich würde sagen, dass das Auftreten der ökologischen Bewegung in der deutschen Politik seit den 70er Jahren zwar wohl nicht Fenster aufgerissen hat, aber ein Schrei nach frischer Luft gewesen ist und bleibt, den man nicht überhören darf und nicht beiseite schieben kann, weil man zu viel Irrationales darin findet. Jungen Menschen war bewusst geworden, dass irgend etwas in unserem Umgang mit der Natur nicht stimmt. Dass Materie nicht nur Material für unser Machen ist, sondern dass die Erde selbst ihre Würde in sich trägt und wir ihrer Weisung folgen müssen. Es ist wohl klar, dass ich hier nicht Propaganda für eine bestimmte politische Partei mache – nichts liegt mir ferner als dies. Wenn in unserem Umgang mit der Wirklichkeit etwas nicht stimmt, dann müssen wir alle ernstlich über das Ganze nachdenken und sind alle auf die Frage nach den Grundlagen unserer Kultur überhaupt verwiesen. Erlauben Sie mir, bitte, dass ich noch einen Augenblick bei diesem Punkt bleibe. Die Bedeutung der Ökologie ist inzwischen unbestritten. Wir müssen auf die Sprache der Natur hören und entsprechend antworten. Ich möchte aber nachdrücklich einen Punkt ansprechen, der nach wie vor – wie mir scheint – ausgeklammert wird: Es gibt auch eine Ökologie des Menschen. Auch der Mensch hat eine Natur, die er achten muss und die er nicht beliebig manipulieren kann. Der Mensch ist nicht nur sich selbst machende Freiheit. Der Mensch macht sich nicht selbst. Er ist Geist und Wille, aber er ist auch Natur, und sein Wille ist dann recht, wenn er auf die Natur achtet, sie hört und sich annimmt als der, der er ist und der sich nicht selbst gemacht hat. Gerade so und nur so vollzieht sich wahre menschliche Freiheit.

Die innere Identität Europas

Ist es wirklich sinnlos zu bedenken, ob die objektive Vernunft, die sich in der Natur zeigt, nicht eine schöpferische Vernunft, einen Creator Spiritus voraussetzt? An dieser Stelle müsste uns das kulturelle Erbe Europas zu Hilfe kommen. Von der Überzeugung eines Schöpfergottes her ist die Idee der Menschenrechte, die Idee der Gleichheit aller Menschen vor dem Recht, die Erkenntnis der Unantastbarkeit der Menschenwürde in jedem einzelnen Menschen und das Wissen um die Verantwortung der Menschen für ihr Handeln entwickelt worden. Diese Erkenntnisse der Vernunft bilden unser kulturelles Gedächtnis. Es zu ignorieren oder als bloße Vergangenheit zu betrachten, wäre eine Amputation unserer Kultur insgesamt und würde sie ihrer Ganzheit berauben. Die Kultur Europas ist aus der Begegnung von Jerusalem, Athen und Rom – aus der Begegnung zwischen dem Gottesglauben Israels, der philosophischen Vernunft der Griechen und dem Rechtsdenken Roms entstanden. Diese dreifache Begegnung bildet die innere Identität Europas. Sie hat im Bewusstsein der Verantwortung des Menschen vor Gott und in der Anerkenntnis der unantastbaren Würde des Menschen, eines jeden Menschen, Maßstäbe des Rechts gesetzt, die zu verteidigen uns in unserer historischen Stunde aufgegeben ist.


[1] De civitate Dei, IV, 4, 1.
[2] Wolfgang Waldstein, Ins Herz geschrieben. Das Naturrecht als Fundament einer menschlichen Gesellschaft, Augsburg 2010, 15-21.

Gelebte Ökumene

Die Begegnung des Papstes mit den Vertretern des „Rats der Evangelischen Kirche in Deutschland“ am 23. August 2011 fand im Augustinerkloster in Erfurt statt. Hier hat Luther Theologie studiert, hier ist er zum Priester geweiht worden. Mit ungewöhnlicher Deutlichkeit würdigte Benedikt XVI. Luther als ernsthaften Gläubigen und Theologen und schlug von ihm den Bogen in die heutige Zeit. Von einer wahren Ökumene erwartet er das gemeinsame Zeugnis vom Glauben an den dreifaltigen Gott in einer säkularisierten Welt, nicht aber kirchenpolitisches Aushandeln von Kompromissen in Sachen des Glaubens. Die erste Aussage ist der Predigt beim ökumenischen Gottesdienst entnommen, die zweite seiner Ansprache bei der vorausgehenden Begegnung.

Von Papst Benedikt XVI.

Politisches Missverständnis

Im Vorfeld meines Besuches war verschiedentlich von einem ökumenischen Gastgeschenk die Rede, das man sich von einem solchen Besuch erwarte. Die Gaben, die dabei genannt wurden, brauche ich nicht einzeln anzuführen. Dazu möchte ich sagen, dass dies so, wie es meistens erschien, ein politisches Missverständnis des Glaubens und der Ökumene darstellt. Wenn ein Staatsoberhaupt ein befreundetes Land besucht, gehen im Allgemeinen Kontakte zwischen den Instanzen voraus, die den Abschluss eines oder auch mehrerer Verträge zwischen den beiden Staaten vorbereiten: In der Abwägung von Vor- und Nachteilen entsteht der Kompromiss, der schließlich für beide Seiten vorteilhaft erscheint, so dass dann das Vertragswerk unterschrieben werden kann. Aber der Glaube der Christen beruht nicht auf einer Abwägung unserer Vor- und Nachteile. Ein selbstgemachter Glaube ist wertlos. Der Glaube ist nicht etwas, was wir ausdenken und aushandeln. Er ist die Grundlage, auf der wir leben. Nicht durch Abwägung von Vor- und Nachteilen, sondern nur durch tieferes Hineindenken und Hineinleben in den Glauben wächst Einheit.

Gemeinsames Zeugnis in der Welt

Das Notwendigste für die Ökumene ist zunächst einmal, dass wir nicht unter dem Säkularisierungsdruck die großen Gemeinsamkeiten fast unvermerkt verlieren, die uns überhaupt zu Christen machen und die uns als Gabe und Auftrag geblieben sind. Es war der Fehler des konfessionellen Zeitalters, dass wir weithin nur das Trennende gesehen und gar nicht existentiell wahrgenommen haben, was uns mit den großen Vorgaben der Heiligen Schrift und der altchristlichen Bekenntnisse gemeinsam ist. Es ist für mich der große ökumenische Fortschritt der letzten Jahrzehnte, dass uns diese Gemeinsamkeit bewusst geworden ist, dass wir sie im gemeinsamen Beten und Singen, im gemeinsamen Eintreten für das christliche Ethos der Welt gegenüber, im gemeinsamen Zeugnis für den Gott Jesu Christi in dieser Welt als unsere gemeinsame, unverlierbare Grundlage erkennen. …

Die Abwesenheit Gottes in unserer Gesellschaft wird drückender, die Geschichte seiner Offenbarung, von der uns die Schrift erzählt, scheint in einer immer weiter sich entfernenden Vergangenheit angesiedelt. Muss man dem Säkularisierungsdruck nachgeben, modern werden durch Verdünnung des Glaubens? Natürlich muss der Glaube heute neu gedacht und vor allem neu gelebt werden, damit er Gegenwart wird. Aber nicht Verdünnung des Glaubens hilft, sondern nur ihn ganz zu leben in unserem Heute. Dies ist eine zentrale ökumenische Aufgabe, in der wir uns gegenseitig helfen müssen: tiefer und lebendiger zu glauben. Nicht Taktiken retten uns, retten das Christentum, sondern neu gedachter und neu gelebter Glaube, durch den Christus und mit ihm der lebendige Gott in diese unsere Welt hereintritt. Wie uns die Märtyrer der Nazizeit zueinander geführt und die große erste ökumenische Öffnung bewirkt haben, so ist auch heute der in einer säkularisierten Welt von innen gelebte Glaube die stärkste ökumenische Kraft, die uns zueinander führt, der Einheit in dem einen Herrn entgegen. Und darum bitten wir Ihn, dass wir neu den Glauben zu leben lernen und dass wir so dann eins werden.

Die „Stadt ohne Gott“ kann nicht gelingen

Ausgehend vom Phänomen der Politikverdrossenheit zeigt Weihbischof Dr. Andreas Laun die eigentliche Wunde unserer Gesellschaft auf. Wenn der Mensch glaubt, er könne eine Welt ohne Gott bauen, so hat er sich getäuscht. Er wird sich immer größerer Probleme ausgeliefert sehen, die er nicht mehr lösen kann. Die Folge sind eine „Kultur des Todes“ und eine immer größere Einschränkung der persönlichen Freiheit durch den Staat. Nicht ein Papst, der die unverrückbaren Fundamente für politisches Handeln hervorhebt, ist der Feind der Demokratie und des Menschen, sondern derjenige, der alle Werte zur Disposition stellt und der Mehrheitsentscheidung unterwirft. Die Frucht nämlich ist ein Totalitarismus, der den Schutz des Einzelnen untergräbt.

Von Weihbischof Andreas Laun, Salzburg

Sie ist weit verbreitet, die tiefe Verdrossenheit über Politik und Politiker. Warum ist das so? Die Menschen sind verängstigt angesichts wirtschaftlicher Verunsicherung, sie haben Angst vor dem Anwachsen von Kriminalität und Terror, sie sind empört über die Schuldenpolitik ihrer Regierungen auf der einen Seite und Privilegien wie zum Beispiel unverschämte Politiker-Gehälter auf der anderen Seite. Sie spüren, wie sie mehr und mehr ihrer kleineren und größeren Freiheiten durch Vorschriften über Vorschriften beraubt werden, und schlimmer noch: Man beraubt sie auch mancher ihrer Grundrechte wie zum Beispiel des Erziehungsrechtes der Eltern durch eine verpflichtende, aber unmoralische „Sexualerziehung“ in der Schule! Empört sind die Menschen auch darüber, wie bestimmte Politiker mit der Macht der Gesetze unsinnige Ideologien wie Gender-Mainstreaming oder eine radikale Evolutionslehre den Menschen aufzwingen wollen und im übrigen vor allem damit beschäftigt zu sein scheinen, den politischen Gegner schlecht zu machen, statt sich vielleicht sogar mit diesem um das Wohl des Landes zu kümmern. Und weiter: Die Menschen leiden unter vielen Übeln und haben Angst vor ihnen. Die große und wachsende Zahl zerstörter Familien, die kaum mehr erziehbaren Jugendlichen und ihre Bildungsmängel trotz immer neuer pädagogischer Konzepte und Reformen. Der dramatisch ansteigende Kindermangel auf der einen Seite und auf der anderen Seite die stetig wachsende Zahl der Menschen aus anderen Kulturkreisen, verbunden mit dem „Verbot“, sich deswegen Sorgen machen zu dürfen, weil derjenige, der sich solche macht, als krank und unmoralisch abgekanzelt wird! Nicht zuletzt wachsen bei vielen Menschen die Existenzängste angesichts unsicherer Arbeitsplätze und immer höherer Steuern.

Viele Politiker beschäftigen sich mit diesen Fragen nicht, schieben die Schuld auf irgendwelche „Andere“ oder reden wirkliche Probleme schön als „moderne Entwicklungen“. Bestimmte, sogar offensichtliche Antworten auf die Frage nach den Ursachen dürfen um keinen Preis der Welt ausgesprochen werden – wie zum Beispiel: Ein Hauptgrund für den „demografischen Wandel“, wie man das Fehlen der Kinder beruhigend zu nennen pflegt, ist selbstverständlich der Umstand, dass „man“ zum Beispiel im kleinen Österreich jedes Jahr mindestens eine „Kleinstadt von Kindern“ vernichten lässt, nicht „gegen das Gesetz“, sondern unter dem Schutz des Gesetzes! Als ob Kinder nicht wesentlich Zukunft wären und zum Glück und zum Wohlstand jedes Landes gehörten!

Vor allem aber eine Frage wird nicht zugelassen und gilt als die politisch unkorrekteste aller Fragen und, sie zu stellen, als schlimmster Tabubruch überhaupt. Sie lautet: Ist vielleicht der tiefste, bedeutendste Grund vieler Übel in unserer heutigen Welt die Abwendung von Gott? Zwar lassen sich immer noch viele Europäer taufen, trauen und beerdigen von Priestern, aber gleichzeitig verhöhnt man die Gebote Gottes, missachtet die von Ihm geschaffene Ordnung der Schöpfung und versucht unverdrossen, nicht nur eine Stadt, sondern eine ganze „Welt ohne Gott“ zu bauen. Sozusagen „Gottfrei“, vergleichbar dem grauenhaften Unwort „Judenfrei“, das die Nazis erfunden haben!

Die Bibel kennt, was man heute wieder versucht: Mit dem „Turmbau von Babel“ versuchten die Menschen, sich an die Stelle Gottes zu setzen, aber dadurch entstand die große Verwirrung! Die Folge war, dass sich die Menschen nicht mehr verstanden, ihr Projekt scheiterte und die weitere Geschichte der Welt weitgehend durch Geld, Gewalt, Ungerechtigkeit bestimmt wurde.

Die „Stadt ohne Gott“ will und will auch heute nicht gelingen! Vielmehr scheint die Welt zu taumeln, von einer Krise in die andere, von einer Katastrophe zur nächsten!  Wäre es nicht höchste Zeit für alle Menschen, für Politiker und ihre Wähler, sich die Frage zu stellen: Es gibt Naturkatastrophen, es gibt Unglücke auf Grund allzu menschlichen Irrens, aber darüber hinaus: Sind wir nicht selbst Ursache so vieler Leiden, weil wir Gott auszuschalten versuchen und unsere legitime Unterscheidung zwischen Gott und Welt, zwischen Kirche und Staat in eine feindselige Trennung der Welt von Gott umgedeutet haben? Wenn das Evangelium sagt, „Gott kam in die Welt und damit in Sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf“, so sagen die Menschen heute: „Er kam nie, aber sollte er doch gekommen sein: Wir brauchen Ihn nicht, Er stört, Er soll wieder gehen, jetzt gleich und das für immer“; denn die Welt gehört uns, nur uns, Gott hat darin keinen Platz und nichts zu suchen, höchstens einen im „Göttermuseum der Religionen, die uns aber allesamt gleichgültig sind!“

Wie Gott über all das „denkt“, wenn man das so sagen darf, steht eindrucksvoll schon beim Propheten Amos (3,1ff und 4,1ff): Zuerst zählt Gott die Sünden der Menschen auf, dann die Übel, die Er der Sünden wegen gesandt und zugelassen hat, aber immer wieder mündet die anklagende Rede Gottes in den Satz ein, wie als ob Gott es einfach nicht glauben könnte: „Und dennoch seid ihr nicht umgekehrt zu mir!“ Wer Ohren hat zu hören, hört in diesem Satz schon das Weinen Jesu über Jerusalem und die Sehnsucht Gottes, Seine sündigen, aber doch geliebten Menschen mögen doch endlich umkehren zu Ihm und sich retten lassen!

Und ist es nicht genau das, was unseren hektisch agierenden, aber ratlosen Politikern vor allem fehlt: „das Zurück zu unserem Schöpfer“, zu dem Vater aller Menschen, das Zurück zu Seinen, dem Menschen angepassten, also in diesem Sinn „artgerechten“ Gesetzen und Strukturen? Provokant in alter Begrifflichkeit gesagt: Wie wir es auch nennen, wir brauchen das „Gottesgnadentum“, das Otto von Habsburg so beschrieben hat:  „Wahres Gottesgnadentum ist die Erkenntnis, dass alle Macht von oben kommt, dass sie daher nicht unbeschränkt sein kann, weil sie sich stets auf die obersten sittlichen Grundsätze, auf das göttliche Naturrecht beziehen muss und diesem unterworfen ist. Gottesgnadentum ist daher nicht nur die Grundlage der legitimen Macht, es ist, noch mehr als dies, der sicherste Schutz jener, die der Macht unterworfen sind. Richtig verstandenes Gottesgnadentum ist die stärkste Garantie, die ein Staatsbürger haben kann.“[1]


[1] Vgl. Otto von Habsburg: Mit Gott für die Geschichte, Heiligenkreuz 2009, 64.

Der Friedensappell von München

Vom 11. bis 13. September 2011 fand in München das internationale Friedenstreffen der Gemeinschaft Sant’ Egidio statt, das seit dem Friedensgebet von Assisi im Jahr 1986 jährlich in einer anderen Stadt durchgeführt wird. Es war ein gewaltiges Ereignis, dessen Aktualität und Bedeutung für den Weg der Menschheit im Zeitalter der Globalisierung gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Unter der sicheren Führung des Münchener Erzbischofs, Reinhard Kardinal Marx, schlossen sich höchste Religionsvertreter und Politiker wie Bundespräsident Christian Wulff und Bundeskanzlerin Angela Merkel mit Tausenden von Teilnehmern zu einem wahren Bündnis der Versöhnung und des Friedens zusammen. In 35 Podien und acht Foren wurden die ganzen brisanten Themen von den Umwälzungen in der arabischen Welt mit Terrorismus und Christenverfolgung, der Identitätskrise und Islamisierung Europas bis hin zu den Folgen der weltweiten Wirtschaftskrisen im Zeichen des Dialogs und der Verständigung behandelt.

Das Licht, das der sel. Johannes Paul II. mit seinem Pontifikat entzündet hatte, strahlte in Gebeten und eindrucksvollen Zeremonien wie einer Gedenkfeier im ehemaligen KZ Dachau, in programmatischen Statements und vor allem im abschließenden Friedensappell auf. Nachfolgend die leicht gekürzte Eröffnungsrede von Kardinal Marx am 11. September – „10 Jahre danach“ – auf dem Münchner Marstallplatz.

Von Reinhard Kardinal Marx, München-Freising

Die Bilder des Angriffs auf die beiden Türme des World Trade Center haben sich tief eingeprägt in das Gedächtnis der Menschheit. Es sind Bilder des Schreckens, der Gewalt, des Terrors, der Angst. Alle können wir uns erinnern an diesen Tag. Wir wissen noch, was wir getan haben, was uns bewegt hat. Wir können den Schock und die im Laufe der Stunden stetig wachsende Erschütterung nachempfinden. Auch zehn Jahre danach ist diese Wunde nicht einfach verheilt, kann das, was passiert ist, nicht als aufgearbeitet gelten. Denn die Konsequenzen dieser menschenverachtenden Tat sind bis heute spürbar. Die Gewalt setzte sich fort in kriegerischen Auseinandersetzungen, in je neuen Reaktionen von Gewalt und Gegengewalt, eine Kette, deren Ende noch nicht absehbar ist.

So fordert uns der heutige Tag neu heraus zum Nachdenken. Es geht dabei um ein Gedenken im umfassenden Sinn, um eine Erinnerung, die zum Auftrag wird. …

Denn die verabscheuungswürdigen Taten des 11. September 2001 hatten zwei Ziele: zum einen das Ziel der größtmöglichen Zerstörung, der Vernichtung von Menschenleben, die Inszenierung von Bildern des Schreckens und der Angst, und zum andern das Ziel, die Welt, besonders die Völker der westlichen Zivilisation hineinzuzwingen in die Logik der Gewalt und des Terrors. Es ging und geht darum, die Agenda des politischen und gesellschaftlichen Lebens durch den Terror vorzugeben und bestimmen zu lassen. Und es ist ja wahr, dass auch die Verteidigung gegen die, die mit Gewalt und einer unvorstellbaren Fantasie des Bösen gegen unschuldige Menschen vorgehen, auf Vernichtung aus ist.

Aber unsere Antwort muss größer, umfassender, tiefer sein. Die Vereinigten Staaten und die gesamte westliche Zivilisation, ja die ganze Weltgemeinschaft, die das Ziel des Angriffs waren, müssen über die direkte Abwehr der Gewalt hinaus neue Antworten finden für Frieden und Miteinander in einer globalen Welt, in einer Welt, in der unterschiedliche Kulturen, Religionen, Überzeugungen Platz haben müssen und können.

Manchmal kommt es mir vor, als sei bei der Suche nach diesen großen Antworten das letzte Jahrzehnt ein verlorenes Jahrzehnt gewesen. Wir haben uns wohl allzu sehr in Kriegsszenarien und Kampfesrhetorik bewegt. Wir müssen neu lernen, dass unsere Welt nur zukunftsfähig sein kann in einer Ordnung der Gerechtigkeit und der Solidarität, mit Kräften der Versöhnung, des Friedens und des Miteinanders. Dieses Weltfriedenstreffen hier in München will dafür Ermutigung und Orientierung sein, denn unsere Welt kann Schritt für Schritt zum Guten hin verändert werden. Davon lassen wir uns nicht abbringen. …

Die hier anwesenden Vertreter der Religionen wollen sich in diese Bewegung einreihen. Wir wehren uns entschieden gegen den Missbrauch des Namens Gottes, gegen jede Gewalt, Ausbeutung, Unterdrückung im Namen der Religion. Sich auf Gott zu berufen und unschuldige Menschen zu töten, ist Blasphemie. Wir wollen durch unser Miteinander hier in München zeigen, Religionen wollen und können Quelle des Friedens, des echten Dialogs und der Versöhnung sein.

Der Friedensappell im Wortlaut

Wir sind Männer und Frauen aus unterschiedlichen Religionen und haben uns in München versammelt. Das geschieht auf Einladung des Erzbistums München und Freising und der Gemeinschaft Sant‘ Egidio, die seit 25 Jahren den „Geist von Assisi“ zielstrebig verbreitet. Wir danken allen, die in schwierigen Zeiten diese Hoffnung am Leben erhalten haben, während Brücken einstürzten. Nach zehn Jahren, die gezeichnet waren von der Kultur der Gewalt und dem Wahnsinn des Terrorismus, und in einer Welt, in der ein entfesselter Kapitalismus scheinbar das Geschehen beherrscht und sich eine neue Armut zeigt, haben wir innegehalten, um in Einfachheit zu beten, aufeinander zu hören und über die Zukunft nachzudenken. Diese Zusammenkunft zum Gebet und zum Dialog hat uns verändert! In den Zeugnissen vieler haben wir die Sehnsucht nach einer neuen Zeit wahrgenommen.

Die Versuchung ist groß, verschlossen zu leben und auch die Religionen zur Abgrenzung zu benutzen. Diese Versuchung hat sich durch die Weltwirtschaftskrise noch zugespitzt. Die Welt scheint teilweise das Bewusstsein der eigenen Begrenztheit verloren zu haben. Sie neigt häufig dazu, mehr das Trennende zu suchen, als die Sympathie gegenüber dem anderen. Sie achtet mehr auf die Bedürfnisse des Ich, als auf das Gemeinwohl. In vielen Regionen der Welt sind zunehmende Gewalt und eine Sinnkrise spürbar. Eine Wende ist notwendig!

Die Globalisierung bietet nämlich zahlreiche Chancen, doch sie benötigt eine Seele. Der Egoismus führt zu einer Zivilisation des Todes und bringt auch real vielen Menschen den Tod. Daher müssen wir den Blick erheben, uns für die Zukunft öffnen und fähig werden, eine Globalisierung der Gerechtigkeit zu verwirklichen. Mit Entschiedenheit müssen wir uns mit der Frage des Friedens in all seinen Facetten beschäftigen. Denn wir sind zum Zusammenleben bestimmt und tragen alle die Verantwortung für die Kunst des Zusammenlebens. In der heutigen Zeit hat sich der Dialog als intelligente und friedliche Waffe erwiesen. Er ist die Antwort auf die Prediger des Terrors, die sogar die Worte der Religionen verwenden, um Hass zu verbreiten und die Welt zu spalten. Nichts ist verloren mit dem Dialog. Hier in München haben wir die Sprache des Dialogs und der Freundschaft gesprochen. Denn kein Mann, keine Frau und kein Volk ist eine Insel, es gibt nur ein Schicksal, ein gemeinsames Schicksal.

Betrachten wir uns mit größerer Sympathie, dann wird vieles, ja alles möglich sein. Es ist an der Zeit, sich zu ändern. Die Welt benötigt mehr Hoffnung und mehr Frieden. Wir können wieder neu lernen, nicht gegeneinander, sondern miteinander zu leben. Wir sind uns der Verantwortung der Religionen für die Gefährdung des Friedens bewusst, immer dann, wenn sie nicht den Blick nach oben gerichtet haben. Wer den Namen Gottes gebraucht, um den anderen zu hassen und zu töten, lästert den heiligen Namen Gottes. Daher können wir sagen: Es gibt keine Zukunft im Krieg! Es gibt keine Alternative zum Dialog. Der Dialog ist ein einfaches Werkzeug, das alle nutzen können. Durch den Dialog können wir ein neues Jahrzehnt und Jahrhundert in Frieden gestalten. Seien wir alle Handwerker des Friedens. Möge Gott unserer Welt wirklich das wunderbare Geschenk des Friedens machen.

München, 13. September 2011

Der Rottenburger Bekennerbischof Johannes Baptista Sproll

„Firmes en la fe“ – „Stark im Glauben“, das war der Ruf des Weltjugendtags in Spanien, der alle Teilnehmer untereinander verband. Mit diesen Worten begann die Weltjugendtags-Hymne, basierend auf dem Thema, das Papst Benedikt XVI. dem Jugendtreffen gegeben hatte. Überall war der Liedruf zu hören, auf den Straßen Madrids, in der Metro, in den Pfarrkirchen und Schulunterkünften, vor allem aber auf dem Gelände des Militärflughafens „Cuatro Vientos“, wo am 20. und 21. August dieses Jahres der Höhepunkt des Treffens mit zwei Millionen Jugendlichen stattfand. Über Funk und Fernsehen konnte die ganze Welt an dem großartigen Zeugnis der jungen Menschen Anteil nehmen, die sich um den Papst geschart hatten.

Benedikt XVI. bezeichnete die Begegnung als „kostbares Geschenk Gottes“: „Jugendliche mit dem festen und aufrichtigen Wunsch, ihr Leben in Christus zu verwurzeln, fest im Glauben zu bleiben, den Weg gemeinsam in der Kirche zu gehen.“ Genau das ist auch das Vermächtnis des Bekennerbischofs Sproll, dessen Leben von P. Notker Hiegl OSB vorgestellt wird: „Fortiter in fide – stark im Glauben!“

Von P. Notker Hiegl OSB

Vor kurzem erlebte ich eine freudige Überraschung. Ein Ausflug der pastoralen Mitarbeiter des Dekanats Sigmaringen-Meßkirch führte uns in die Bischofsstadt Rottenburg am Neckar. Der Nachmittag stand zur freien Verfügung und ich besuchte den St. Martins-Dom. Gerade wurde eine Hl. Messe mit vielen Jugendlichen gefeiert. Sie saßen in den ersten Bänken und lauschten den Worten des Predigers. Dieser sprach über den ehemaligen Bischof Johannes Baptista Sproll und stellte seine Glaubenstreue und Bekennerstärke als Beispiel für alle Gläubigen heraus, besonders aber auch für die Firmlinge.

Persönliche Erinnerungen

Im Frühjahr 1953 kam ich als noch nicht ganz zwölfjähriger Zögling ins Bischöfliche Knabenseminar „Martinihaus“. Erst vier Jahre zuvor war Bischof Johannes Baptista Sproll in Rottenburg verstorben. Seine Beisetzung in der Bischofsgruft zu Sülchen am 8. März 1949 wurde jedes Mal erwähnt, wenn wir dorthin unter Aufsicht eines Präfekten unseren wöchentlichen Spaziergang unternahmen. Überall erlebten wir die Hochachtung für diesen Bekennerbischof, der die Ehre der katholischen Kirche gerettet hatte, weil er am 10. April 1938 als einziger Bischof in ganz Deutschland nicht zur Volksabstimmung über den Anschluss Österreichs gegangen war. Er war schließlich auch der einzige Bischof, der im Dritten Reich seine Diözese verlassen musste (1938-1945). Dieser Bischof war für uns junge Latein- und Griechischschüler schon damals ein Seliger, ein Heiliger, einer, an dem wir uns und unser künftiges Leben als Priester ausrichten wollten. Auch Bischof Carl-Joseph Leiprecht, sein Nachfolger, der mich zwei Jahre zuvor gefirmt hatte und einige Male im Martinihaus erschien, sprach immer wieder mit großer Achtung von seinem früheren Vorgesetzten.

Behütete Kindheit und Jugendzeit

Die Vorfahren von Johannes Baptista Sproll stammten aus dem Württembergischen Dorf Schweinhausen zwischen Biberach und Waldsee. Der Vater, Josef Sproll, ein Straßenwärter, heiratete 1869 Maria Anna Frehner aus dem Weiler Berg, unweit der väterlichen Wohnung. Am 2. Oktober 1870 erblickte Johann Baptist als erstes Kind das Licht der Welt. Ihm folgten noch 13 Geschwister. Vier davon starben bereits im Kindesalter. Seine Geschwister ergriffen später bäuerliche und handwerkliche Berufe, mit Ausnahme seiner Schwester Maria, welche Lehrerin wurde, aber schon mit 43 Jahren an Multipler Sklerose starb. Johannes war begabt und lernbegierig. Schon in jungen Jahren erweckte er die Aufmerksamkeit seines Ortspfarrer, Dr. Vochetzer, und des Nachbargeistlichen, Prälat Hofele in Ummendorf, der zeitweise die Pfarrei Schweinhausen betreute. Beide Kleriker nahmen sich seiner religiösen wie seiner schulischen Bildung an und rieten seinen tiefgläubigen Eltern, den aufgeweckten Jungen studieren zu lassen, denn er habe das „Zeug“ zu einem Geistlichen. In früheren Jahrzehnten war es für einen Dorfpfarrer eine Ehrensache, begabte Jungen zunächst privat in Latein zu unterrichten und sie dann in die nächstgelegene Lateinschule oder ins Bischöfliche Knabenseminar zu schicken. So war es auch bei Johannes Baptista Sproll. Meist halfen die Heimatpfarrer auch bei der Finanzierung des Studiums mit. Vier Jahre lang ging der Schüler Johannes täglich den 7,5 km langen Weg zu Fuß von Schweinhausen nach Biberach ins Gymnasium. Nachmittags half er der Mutter in der kleinen Nebenerwerbs-Landwirtschaft. Sein Lehrer in Biberach, Rektor Müller, war in ganz Württemberg als „Landexamens-Driller“ bekannt. Dieses Examen nach der 5. Klasse Gymnasium eröffnete den kostenlosen Eintritt in eines der beiden niederen Konvikte in Ehingen/ Donau oder Rottweil/Neckar und in das dazugehörige Gymnasium. Johannes Baptista Sproll kam ins Konvikt nach Ehingen. 1890 folgte die Reifeprüfung für die Universität und für das Wilhelmstift in Tübingen.

Erste Priesterjahre mit reicher Erfahrung

In der Universitätsstadt fühlte sich der junge Student bald zu Hause. Das Wilhelmstift wurde von Otmar Ege geleitet und die Katholisch-Theologische Fakultät erfreute sich in jenen Jahren eines guten wissenschaftlichen Rufs. Kirchenhistoriker war Franz Xaver Funk, Dogmatiker Paul Schanz, Kirchenrechtler Quirin Kober und Moraltheologe Paul Wilhelm Keppler, dessen Nachfolger er auf dem Bischofsstuhl von Rottenburg werden sollte. Die Philosophische Fakultät nahm 1898 seine preisgekrönte Arbeit „Das St. Georgsstift in Tübingen und sein Verhältnis zur Universität in dem Zeitraum von 1476–1534“ in etwas erweiterter Form zur Promotion an. Im Sommer 1894 hatte Sproll das Studium in Tübingen abgeschlossen, um im Herbst in das Priesterseminar in Rottenburg einzutreten. Dort durfte er ein Jahr lang die bewährte Schule von Regens Stiegele, dem geborenen Priestererzieher, erleben: Nicht hohe Theologie und Wissenschaft, sondern der Grundsatz „Alles mit der Kirche und nichts gegen die Kirche“ wurde für den jungen Intellektuellen zum Fundament für sein Leben im geistlichen Stand. Am 16. Juli 1895 war dann der große Tag für ihn gekommen: Bischof Wilhelm Reiser (der vierte Bischof der erst 1821 gegründeten Diözese) erteilte ihm zusammen mit 40 weiteren Kandidaten im Martins-Dom zu Rottenburg die Priesterweihe. Nach der Primiz in seiner Heimatgemeinde Schweinhausen trat der Neupriester seine erste Stelle in der Pfarrei Hofs an. 1897 kam er vorübergehend nach Oberndorf am Neckar. Der häufige Stellenwechsel war für Vikare in damaliger Zeit „Gang und Gäbe“. Es folgte die Versetzung ins schmucke Städtchen Wiesensteig, um schon einen Monat später 28-jährig als Repetent für Kirchenrecht in das Wilhelmsstift nach Tübingen berufen zu werden. Drei Jahre verbrachte Sproll als theologischer Erzieher im Kreis der studentischen Jugend, bis ihn Bischof Keppler im Dezember 1900 als kommissarischer und ab 1902 als definitiven Subregens mit dem Lehrauftrag für Gesetzeskunde und für Religionspädagogik an das Priesterseminar nach Rottenburg berief.

Bischofsweihe in der Notzeit des Ersten Weltkriegs

Während seiner Zeit als Subregens erlebte Sproll ein hartes Jahrzehnt kirchlicher Konfrontation. In der Diözese Rottenburg kristallisierte sich die Bewegung des Reformkatholizismus. Einer engagierten Gruppe ging es um die Wiederbegegnung von Kirche und Kultur, um die Versöhnung zwischen Katholizismus und moderner Wissenschaft. Bischof Keppler befürchtete dadurch jedoch eine Verflachung des Glaubens und ein Aufgeben der Tradition, eine dem Modernismus verwandte Geistesrichtung, welche von Papst Pius X. 1907 verurteilt worden war. Die Theologische Fakultät Tübingen hielt dagegen, so dass Bischof Keppler sogar seinen Rücktritt vom Bischofsamt erwog. In dieser Zeit übernahm Sproll für drei Jahre die verzweigte Pfarreistelle Kirchen im Dekanat Ehingen, wurde jedoch am 26. April 1912 ins Domkapitel nach Rottenburg zurückberufen, 1913 wurde er Generalvikar. Die Diözese Rottenburg war inzwischen auf 750.000 Katholiken angewachsen. Und Bischof Keppler wandte sich im November 1915 mit der Bitte an Papst Benedikt XV., ihm in der Person seines Generalvikars einen Weihbischof an die Seite zu stellen. Der Papst gab dem Antrag statt und so fand mitten in der Notzeit des Ersten Weltkriegs am 18. Juni 1916 im Dom zu Rottenburg die Weihe von Dr. Sproll zum Weihbischof von Rottenburg (Titularbischof von Almira/Syrien) statt. Konsekrator war Bischof von Keppler, Mitkonsekratoren waren Bischof Dr. Kirstein aus Mainz sowie Weihbischof Dr. Waitz von Feldkirch. Nun folgten gut zehn Jahre vertrauensvoller Zusammenarbeit zwischen Bischof und Weihbischof. Zwei Träger des bischöflichen Amtes, aber ein Herz und eine Seele: Firmungsreisen, zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen, auch mehrere Besuche der Württembergischen Divisionen an der West- und Ostfront. Mit dem politischen Umsturz 1918 brach für die Kirche ebenfalls eine neue Zeit an. Nun wurden Gaukatholikentage ins Leben gerufen und Weihbischof Dr. Sproll wurde als Vertreter des Zentrums Mitglied der Verfassungsgebenden Landesversammlung von 1919/20. Sein sprichwörtlicher Humor erleichterte ihm seine Arbeit ungemein, ob er in kleiner oder großer, weltlicher oder kirchlicher Gesellschaft auftrat. Am 16. Juli 1926 verstarb der greise Oberhirte Bischof von Keppler. Das Domkapitel wählte den Generalvikar und Weihbischof Dr. Sproll zunächst zum Kapitularvikar, dem Bistumsverweser bis zur Ernennung eines Nachfolgers. Das Bischofswahlrecht war bisher durch kein Konkordat zwischen Staat und Kirche geklärt. Nuntius Eugenio Pacelli in Berlin fühlte sich nicht bevollmächtigt, ein Machtwort zu sprechen. Die Öffentlichkeit wurde ob der Verzögerung der Bischofswahl ungeduldig.

Erklärter Gegner des national-sozialistischen Regimes

Um einen Konflikt mit dem Heiligen Stuhl zu verhindern, schaltete sich der Württembergische Innenminister Eugen Bolz (1881–1945) vermittelnd ein. Am 12. März 1927 fand schließlich die Wahl durch das Domkapitel statt. Neuer Bischof war der bisherige Weihbischof Dr. Sproll. Er wurde am 29. März von Papst Pius XI. bestätigt. Am 14. Juni 1927 fand die feierliche Inthronisation des siebten Bischofs der Diözese Rottenburg statt. Ein Jahr später beging das Bistum eine Feier zu seinem 100-jährigen Bestehen. Die Gründung der Diözese, die bereits 1821 durch eine päpstliche Bulle erfolgt war, hatte mit der Inthronisation des ersten Bischofs, Johann Baptist von Keller, am 20. Mai 1828 ihren Abschluss gefunden. Die Jahrhundertfeier fand nun vom 25. bis 27. Juni 1928 statt. Staatspräsident Eugen Bolz hielt die Festansprache. Weder Bischof Sproll noch der Redner konnten ahnen, dass anderthalb Jahrzehnte später Bolz als letzter Staatspräsident Württembergs in seiner Seelennot den verbannten Bischof Sproll im Heilbad Krumbad aufsuchen würde, ehe sein Weg durch Gefängnisse hindurch auf dem Schafott von Plötzensee endete. Die „braune Partei“ gewann in Deutschland immer mehr Boden, am langsamsten in Württemberg, aber auch hier war sie im Kommen. Bischof Sproll verhielt sich auch nach der Machtergreifung am 30. Januar 1933 abwartend. Wohl begrüßte er aus eigener Wahlerfahrung den Abschluss des Reichskonkordats am 20. Juli 1933, doch blieb er voller Skepsis. Bald zeigte die Partei ihr wahres Gesicht. Bischof Sproll begann einen Feldzug der unerschrockenen Abwehr gegen den braunen Terror. Keine Mühe scheuend sprach er Sonntag für Sonntag zu den Gläubigen, verurteilte die fortschreitende Einschränkung der katholischen Presse, verteidigte die katholische Diözesanjugendführung. Bald fand in der braunen Parteizeitung „Flammenzeichen“ die perfideste Hetze gegen Sproll statt. Anfang 1938 wurde gegen ihn ein Ermittlungsverfahren „wegen Volksverhetzung“ eingeleitet. Im Fernbleiben des Bischofs von der Volksabstimmung und der Reichstagswahl nach dem „Anschluss“ Österreichs am 10. April 1938 fand sich der geeignete Vorwand, den Bischof aus seiner Diözese zu entfernen. Schon Tags darauf, am 11. April 1938, wurde die erste „spontane“ Demonstration gegen den Bischof organisiert. Herbeigeführte „Braune“ zogen vor das Bischofs-Palais. Am 21. April fand die zweite Demonstration statt, am 23. April die dritte, am 16. Juli die vierte, am 18. Juli die fünfte, am 23. Juli die sechste und am 31. Juli die siebte. Als Deutscher schämt man sich, diese Demonstrationen gegen einen Bischof mit ihrer zerstörerischen Dynamik näher zu schildern. Am 24. August folgte die Ausweisung des Bischofs. Die Fahrt ging zunächst mit der Gestapo nach Freiburg, vier Tage später nach Bad Dürrheim und von dort aus weiter über verschiedene Stationen wie Bad Wörishofen und das Kloster St. Ottilien. Stets neu gehetzt durch die Nazis, die Gestapo, wurde er schließlich im Dezember 1940 entkräftet und total angeschlagen, ja fast gänzlich gelähmt, ins Krankenhaus München/Nymphenburg eingeliefert. Ab Januar 1941 fand er liebevolle Aufnahme bei Ursberger Schwestern im Heilbad Krumbad. Dort verbrachte er bis 12. Juni 1945, also einen Monat nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Endlich konnte der inzwischen unheilbar Gelähmte in seine Bischofsstadt Rottenburg zurückkehren.

Vollendung im Leiden und heroischen Dienst

Abends um 20.30 Uhr kündeten die Glocken des Rottenburger Martins-Doms die Ankunft des aus der Verbannung zurückkehrenden Bischofs Dr. Sproll an. Im Rollstuhl wurde er in den Dom gefahren. Am 14. Juni, also zwei Tage später, dem Jahrestag der Inthronisation, wurde der Bischof von 180 Geistlichen, welche trotz der damals beschwerlichen Verkehrsverhältnisse nach Rottenburg gekommen waren, zum Dankgottesdienst in den Dom geleitet. Am 24. Juni beging der Bischof seinen Namenstag. Am Nachmittag fand eine Huldigung der Jugend statt. Neben den Rottenburgern waren vor allem Jugendliche aus Stuttgart und Ludwigsburg als Gratulanten gekommen. An diesem Tag erließ der Bischof sein erstes von noch vielen folgenden Hirtenschreiben an die Diözesanen zum Thema Wiederaufbau. Am 15. Juli feierte Bischof  Sproll sein Goldenes Priesterjubiläum. Rottenburg erlebte wiederum einen ganz großen Tag. In einem Hirtenwort mit dem Titel „Fortiter in fide – Stark im Glauben“ wandte sich der Bischof an seine Gläubigen. Auf dem Weg zum Dom wurde der Gelähmte stets in einer „Sedia gestatoria“ auf den Schultern getragen, ein Ehrenamt für alle Rottenburger Honoratioren und einfachen Bürger, jung und alt. Die berühmte Rottenburger Bürgerwehr bildete jeweils Spalier, die Banner der Schwabenjugend wehten, die Priester in Gehrock umstanden hochachtungsvoll ihren Bekenner-Bischof. Bilder davon fand ich in vielen Rottenburger Haushalten, in die ich damals als armes und krankes Flüchtlingskind aus dem Martinihaus immer wieder eingeladen wurde. „Ich durfte ihn auch tragen“, so sagten die Leute voller Stolz. Vom 24. bis 26. August 1945 besuchte der heimgekehrte Bischof unter Mühen und Schmerzen zum ersten Mal wieder verschiedene Gemeinden Stuttgarts. Im Jahre 1945 folgten noch Besuche in seiner Heimat Schweinhausen (28. Sept.) und in Ulm (30. Sept.). Die Barmherzigen Schwestern von Untermarchtal übernahmen nun bis zu seinem Tod im Jahr 1949 die Pflege des Bischofs. Es erfolgte Reise auf Reise, Hirtenbrief auf Hirtenbrief. Am 30. November 1948 erhielt der immer stärker Leidende in Carl Joseph Leiprecht einen Weihbischof, der ihm treu helfend zur Seite stand. Auch nach dem Krieg weilte der schwer gezeichnete Bischof zur entspannenden Erholung wiederholt in Krumbad bei Sr. Gosberta, die ihn in der Verfolgungszeit jahrelang gepflegt hatte. Das Reisen war nun für ihn noch beschwerlicher geworden. Nur mit großer Mühe konnte er im Auto sitzen. Am 27. Januar 1949 besuchte er, gezeichnet von seiner Todeskrankheit, die Albertus-Magnus-Kirche in Oberesslingen. Dort sollte er seine letzte Predigt halten. Ein leichter Schlaganfall fesselte ihn im Februar ans Bett, bis er schließlich am Morgen des 4. März verstarb. Am Dienstag, den 8. März, wurde der siebte Bischof der Diözese in der Bischofsgruft in Sülchen beigesetzt. Sein Hirtenwort, der Fasten-Hirtenbrief 1949 „Über die christliche Erziehung der Jugend in der Familie“, wurde geradezu ein Vermächtnis und eine Zusammenfassung seines bischöflichen Wirkens. Zum letzten Mal wollte der Bischof seine nunmehr 1¼ Millionen Katholiken, Einheimische und Flüchtlinge, Heimatvertriebene und Zugewanderte, vor Augen haben und sie alle auf Christus als letztes und einzig gültiges Ziel hinweisen. Den großen, bescheidenen, verkannten, aber im Glauben starken Rottenburger Bekennerbischof werden wir sicherlich in Bälde als Seligen verehren dürfen. Fortiter in fide!

Noch ein Hinweis: Im Internet finden Sie eine umfangreiche Gedenkseite über Bischof Sproll: www.bischof-sproll.de


Fatima und die Barmherzigkeit Gottes

Fatima ist ein heilsgeschichtliches Ereignis, das in die Mitte des kirchlichen Lebens Eingang gefunden hat. Die Kirche versteht es vor allem als Manifestation der göttlichen Barmherzigkeit. Anna Roth, eine Expertin für mariologische Themen, sieht in der Botschaft von Fatima eine besondere Schule, welche die Gläubigen zu Werkzeugen der Barmherzigkeit Gottes formen möchte. Fatima verkündet keine Drohbotschaft, sondern legt den Finger auf den Ernst des mensch-lichen Lebens. Erst im Licht der Ewigkeit kommt das Geheimnis der göttlichen Barmherzigkeit richtig zum Leuchten. Demnächst erscheint im Fe-Medienverlag ein Buch von Anna Roth mit dem Titel „Fatima und die Barmherzigkeit Gottes“. Nachfolgend zum Rosenkranzmonat Oktober ein erster Einblick in ihre Betrachtungen.[1]

Von Anna Roth

Man könnte sich fragen: Was hat denn Fatima mit der Barmherzigkeit Gottes zu tun? Hat Gott nicht in Fatima den drei Kindern die Hölle gezeigt? Soll das etwa ein Akt der Barmherzigkeit gewesen sein?

Gottes Barmherzigkeit

Zunächst wollen wir der Frage nachgehen, was wir generell unter der Barmherzigkeit Gottes verstehen.

Die Barmherzigkeit Gottes geht von der unüberbietbaren Liebe Gottes zu uns Menschen aus. Denn generell gilt, dass die Barmherzigkeit eine Frucht der Liebe ist. Die Liebe ist der Grund, aus der die Barmherzigkeit strömt. Die Liebe ist die Quelle, aus der die Barmherzigkeit fließt. In seiner großen Barmherzigkeit offenbart sich der menschfreundliche Gott.

Viele Textstellen im Alten und Neuen Testament bezeugen das. So lesen wir im Buch der Weisheit (12,18a): „Weil Du über Stärke verfügst, richtest Du in Milde und behandelst uns mit Nachsicht.“ Und im Buch Sirach (18,11) heißt es: „Der Herr hat mit ihnen (d. h. mit den Menschen) Geduld, und Er gießt über sie Sein Erbarmen aus.“

Im Neuen Testament begegnet uns bei Johannes Jesus als der gute Hirt, der sein Leben hingibt für seine Schafe (Joh 10,11). Und auch bei Markus scheint der barmherzige Gott auf; denn: „Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Ich bin gekommen um die Sünder zu rufen, nicht die Gerechten“ (Mk 2,17).

Blick nach Fatima

Da ist zunächst das Gebet des Engels von Fatima, wo wir im zweiten Teil beten: „Ich bitte Dich um Verzeihung für jene, die nicht an Dich glauben, Dich nicht anbeten, nicht auf Dich hoffen und Dich nicht lieben.“[2] 

Hier wenden wir uns voll Hoffnung bittend an den gütigen Gott, dass Er in seiner großen Barmherzigkeit sich gerade derer erbarmen soll, die Ihn nicht lieben, die Ihn vielleicht sogar ablehnen, Ihn verneinen, Ihn negieren. Gerade sie, die Gott den Kampf angesagt haben, möge Er in sein barmherziges Herz legen, auf dass sie umkehren. Er ist ja der „Barmherzige“, auf Ihn können wir bauen.

Jesus hat doch seiner geliebten Mutter Maria sein „Ja“ zu Fatima gegeben. Und so – und nur so – konnte Maria in Fatima erscheinen. Denn Maria handelt immer in Übereinstimmung mit dem Willen ihres göttlichen Sohnes. Maria will nichts anderes, als ihrem geliebten göttlichen Sohn Jesus Christus viele Seelen zuführen, viele Seelen für Ihn zurückgewinnen. Sie ist doch unsere Mutter.

Die Mutterbeauftragung Marias

Diese große, einmalige, weltumspannende, universale Mutterbeauftragung Marias fand unter dem Kreuz statt: „Als Jesus seine Mutter sah, und bei ihr den Jünger, den Er liebte, sagte Er zu seiner Mutter: ,Frau, siehe – dein Sohn.‘ Dann sagte Er zu dem Jünger: ,Siehe – deine Mutter.‘“ (Joh 19,26). Das ist konkret die Mutterbeauftragung Marias für alle Menschen. Und diese Mutterbeauftragung gilt von da an durch die gesamte Erdenzeit, die ganze Weltgeschichte hindurch. Maria ist von da an zuständig für jeden Menschen – niemand ist ausgenommen. Und diese universale Mutterbeauftragung ist unabhängig von Religions- und Kulturzugehörigkeit, sie ist unabhängig davon, ob der Mensch überhaupt von der Existenz Gottes etwas weiß, und sie ist unabhängig davon, ob der Mensch glaubt oder nicht oder ob er Gott liebt oder negiert.

Und so wie eine Mutter sich um ihr Kind Sorgen macht, ihr Kind liebevoll pflegt und behütet, jedes Unheil von ihrem Kind fernhalten will, wie sie gerade das Kind, was ihr vielleicht den größten Kummer bereitet, mit der ganzen Kraft ihrer mütterlichen Liebe wieder zurückführen will, so – und in einer noch ganz anderen Intensität – Maria. Jedem ihrer Kinder geht sie mit mütterlicher Liebe und Geduld nach – und besonders denen, die der Barmherzigkeit Gottes am meisten bedürfen. Das ist die große Bitte von Fatima: Maria, unsere Mutter, breitet ihren Mantel über alle Menschenkinder aus – und noch viel intensiver und wärmender über ihre Sorgenkinder. Sie will vor allem – und das ist ihre große Aufgabe – Seelen retten.

„Seelen retten“

J. Ratzinger/Benedikt XVI. verweist in seiner Deutung der Botschaft von Fatima auf ein Schlüsselwort, das sich im sog. ersten und zweiten Geheimnis von Fatima findet. Dieses Schlüsselwort, so Benedikt XVI., heißt: „Seelen retten“.[3] Doch dieses Wort ist nicht neu. Schon im 1. Petrusbrief  (1,9) lesen wir: „Ziel eures Glaubens ist die Rettung der Seelen.“ Und Maria, unsere Mutter, will nichts anderes, als Seelen retten.

Das Jesus-Gebet

So hat Maria den drei Kindern Lucia, Jacinta und Francisco bei ihrer Erscheinung am 13. Juli 1917 in Fatima folgendes Gebet gelehrt, das nach jedem Rosenkranzgesätz gebetet werden soll: „O mein Jesus, verzeih uns unsere Sünden, bewahre uns vor dem Feuer der Hölle, führe alle Seelen in den Himmel, besonders jene, die Deiner Barmherzigkeit am meisten bedürfen.“[4] 

Aber wer bedarf denn am meisten der Barmherzigkeit Gottes? Das sind doch gerade die, die sich von Gott ganz bewusst abgewendet haben. Und damit gerade sie gerettet werden, müssen wir für diese armen Menschen ganz besonders, und zwar mit einem liebenden Herzen beten. Dann wird Gott sich in seiner Güte der Sünder großzügig erbarmen. – Erinnern wir uns noch einmal daran, was Maria bei ihrer vierten Erscheinung am 19. August 1917 in Fatima zu den drei Kindern gesagt hat: „Betet – betet viel und bringt Opfer für die Sünder, denn viele Seelen kommen in die Hölle, weil sich niemand für sie opfert und für sie betet.“[5] 

Was bedeutet das für uns? Das bedeutet, dass wir eine sehr große Verantwortung für die Sünder haben. Wir müssen wirklich alles, was in unseren Kräften steht, tun, damit möglichst viele Menschen gerettet werden. Und die Aufforderung zum Beten ist nicht neu. Auch bei Paulus lesen wir im Kolosserbrief (4,2): „Lasst nicht nach im Beten; seid dabei wachsam und dankbar!“

Aufforderung zum Opfer – was sollen wir tun?

Neben der Aufforderung zum Beten ist aber auch noch vom Opfer die Rede. Ja – aber was ist ein Opfer – oder was sollen wir tun? Es gibt viele Arten von Opfer. Eine Art möchte ich kurz herausgreifen, mit der wir alle mehr oder weniger oft konfrontiert werden: Wenn z.B. in unserer näheren Umgebung, d.h. in der Familie oder in der Sippe, am Arbeitsplatz oder in der Nachbarschaft, jemand ist, der uns Unrecht tut, uns beleidigt, uns verleumdet etc., und wenn wir dann hingehen und uns nicht in einen Streit einlassen, wenn wir nicht unser Recht einfordern, sondern wenn wir Frieden halten und für diesen betreffenden Menschen beten und das Unrecht, das man uns antut, im Sinn von Fatima, also aus Liebe zu Jesus und in Liebe (auch wenn es sehr schwer fällt) für die Bekehrung der Sünder oder auch für die Bekehrung eines bestimmten Menschen aufopfern – wenn wir das tun, dann geschieht Neuschöpfung. Dann schafft Gott in seiner großen Barmherzigkeit den Sünder neu. Dann setzt Gott für den betreffenden Menschen einen Neuanfang. Dann wird dieser Mensch, für den wir unser Leiden aufgeopfert haben, eine Neuschöpfung. Dann erfüllt sich die Bitte Marias von Fatima. Dann geschieht die Bekehrung des Sünders.

Denn Fatima heißt Neuanfang. Neuanfang bedeutet: Versöhnung mit dem barmherzigen Gott. Und dies geschieht über den Weg der Nächstenliebe. Denn in der Nächstenliebe manifestiert sich die Gottesliebe. Die Gottesliebe kann nur in der Nächstenliebe fruchtbar werden, wo sie das Tor der großen Barmherzigkeit Gottes aufschließt – mit dem Schlüssel von Fatima.


[1] Von der Autorin ist 2008 erschienen: „Maria – Ihre Christozentrik im Spiegel der Theologie“ (ein mariologisches Grundlagenwerk), Tectum Verlag, gebunden, zwei Lesebändchen, 151 S., 29,90 Euro, ISBN 978-3-8288-9628-4. Nähere Angaben unter: www.anna-roth.com
[2] Sr. Lucia, Sr. Lucia spricht über Fatima, 7.Aufl., Fatima 2001, 81.
[3] Joseph Ratzinger/Benedikt XVI., Die Botschaft von Fatima, in: Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls, 2000, Nr. 147, 40.
[4] Wolfram Eckhard Mantke, Die Erscheinungen der Hl. Maria in Fatima, Fatima 2005, 20.
[5] Sr. Lucia spricht über Fatima, a.a.O., 187.

„Eine wahre Flut von Licht!“

Meist hält der Papst nach einem Auslandsbesuch bei der drauffolgenden Generalaudienz einen Rückblick auf seine Apostolische Reise. Er beleuchtet die Höhepunkte und stellt deren Bedeutung heraus. Am 24. August 2011 war das Thema der Weltjugendtag in Madrid. Mit großer Begeisterung zählte Benedikt XVI. die wichtigsten Begegnungen mit den Jugendlichen auf und nannte das gesamte Treffen „eine wahre Flut von Licht“.

Pfarrer Erich Maria Fink nahm mit 94 Jugendlichen aus dem russischen Ural am Weltjugendtag teil. Reich beschenkt kehrte er in seine Pfarrei „Maria – Königin des Friedens“ zurück. Dankbar, aber auch nachdenklich schildert er seine persönlichen Eindrücke. Und der Aussage des Papstes kann er mit voller Überzeugung beipflichten: Der Weltjugendtag war „eine wahre Flut von Licht“.

Von Erich Maria Fink

Heute möchte ich kurz mit den Gedanken und mit dem Herzen zu den außergewöhnlichen Tagen zurückkehren, die ich in Madrid beim XXVI. Weltjugendtag erlebt habe. Es war, wie ihr wisst, ein sehr bewegendes kirchliches Ereignis. Ungefähr zwei Millionen Jugendliche von allen Kontinenten haben voller Freude eine großartige Erfahrung der Geschwisterlichkeit, der Begegnung mit dem Herrn, des Teilens und des Wachstums im Glauben gemacht: eine wahre Flut von Licht. Ich danke Gott für dieses kostbare Geschenk, das Hoffnung für die Zukunft der Kirche gibt: Jugendliche mit dem festen und aufrichtigen Wunsch, ihr Leben in Christus zu verwurzeln, fest im Glauben zu bleiben, den Weg gemeinsam in der Kirche zu gehen.“ Mit diesen Worten begann Papst Benedikt XVI. bei der Generalaudienz am 24. August 2011 seine Rückschau auf den Weltjugendtag in Madrid.

Ungewollt zum Pilger geworden

Den Auftakt zum Weltjugendtag machte am 16. August 2011 der gastgebende Erzbischof von Madrid, Kardinal Antonio Maria Rouco Varela, mit dem Eröffnungsgottesdienst. Die Heilige Messe fand auf demselben Platz, der Plaza de Cibeles, statt wie am 18. August die Begrüßungsfeier und einen Tag später der Kreuzweg mit dem Papst. Die Polizei wollte den Verkehr zunächst bis zum Triumphbogen aufrechterhalten und versuchte mit aller Strenge die jungen Pilger von der Fahrbahn fernzuhalten. Doch das gelang nur kurze Zeit. Von allen Seiten tauchten solche Menschenmassen auf, dass die Ordnungshüter kapitulieren mussten. Wie ein Tsunami brachen die jungen Menschen über den Verkehr herein und die Fahrzeuge, die gerade unterwegs waren, saßen mitten in der Menge fest. Genauso erging es auch drei Polizeiautos. Ein Beamter stieg aus seinem Wagen aus und rief einem Kollegen zu: „So, jetzt bin ich auch zum Pilger geworden!“ Er war entrüstet, gleichzeitig klang es humorvoll!

Übergabe der Schlüssel Madrids

Die Szene wirft ein Licht auf den ganzen Weltjugendtag. Sie ist ein Symbol für die regelrechte Eroberung der Stadt Madrid durch die Jugendlichen aus 193 verschiedenen Ländern der Welt. Innerhalb weniger Tage hatten sie die Riesenmetropole eingenommen. Straßen und Plätze, U-Bahnen und öffentliche Einrichtungen waren in der Hand singender und froher Pilger. Und der Bürgermeister von Madrid brachte gleichsam sein Einverständnis zum Ausdruck, indem er dem Papst bei der Begrüßungsfeier zeichenhaft die Schlüssel der Stadt überreichte. Er besiegelte damit eindrucksvoll das unübersehbare Zeugnis der jungen Menschen. Im Grunde genommen waren alle bisherigen Weltjugendtage von diesem Bild geprägt: Millionenstädte werden durch das unbeschwerte öffentliche Glaubensbekenntnis der jungen Teilnehmer innerhalb weniger Augenblicke vollkommen verwandelt. Allein schon ihr Erscheinen kann als „wahre Flut von Licht“ bezeichnet werden.

Der sichere Felsen

Nicht nur in Anwesenheit des Papstes, sondern überall ertönte unablässig der Ruf: „Esta es la juventud del papa“ – „Dies ist die Jugend des Papstes!“ Das ist mehr als nur ein Zeugnis für Frieden und gegenseitigen Austausch unter Völkern und Kulturen. Es ist das eindeutige Bekenntnis zum Papst und zur katholischen Kirche. Für die heutige Gesellschaft – ja oft sogar innerkirchlich – stellt eine solche „Demonstration“ eine ungeheure Herausforderung dar. Dass sich dagegen Proteste erheben, ist im Europa unserer Zeit mehr als verständlich. Der Papst selbst freute sich offensichtlich über die unglaubliche Begeisterung, mit der er aufgenommen wurde. Aber er spielte den Ball vom ersten Augenblick an zurück. Als Grundlage für seine Begrüßungsansprache wählte er das Gleichnis, mit dem die Bergpredigt endet (Mt 7,24-27). Dort ruft Jesus seine Zuhörer auf, das Haus des Lebens nicht auf Sand zu bauen, sondern auf den sicheren Felsen. Nur so kann es in den Stürmen standhalten und den Fluten widerstehen. Und Jesus selbst deutet das Gleichnis: Nur der, der die Worte Jesu hört und danach handelt, stellt sein Haus auf ein zuverlässiges Fundament. Benedikt XVI. trat in Madrid sehr deutlich als Nachfolger des hl. Petrus auf. Er weiß sich als Felsen, auf den Christus seine Kirche gegründet hat (Mt 16,18). Gleichzeitig zeigte er mit dem Verweis auf die Stelle in der Bergpredigt, wie er sein Amt als „Felsenmann“ ausüben möchte. Er wird für die jungen Menschen in dem Maß zum sicheren Felsen, als er sie in der Treue zur göttlichen Weisung des Evangeliums festigt. Eine wunderbare Verbindung der beiden Bibelstellen, in denen Jesus das Bild vom Felsen in je eigenem Zusammenhang gebraucht. Der Papst gab ein Signal. Er ließ von Anfang an sein Programm für den Weltjugendtag aufscheinen: Er will alles vermeiden, was nach Personenkult aussehen könnte. Den Enthusiasmus und das Feuer der Jugendlichen aber möchte er nützen, um sie auf ein Leben aus dem Glauben an Jesus Christus hinzulenken. Es geht um mehr als nur um einen flüchtigen, oberflächlichen Event, es geht um den Sinn des Lebens, um die Quellen der Kraft, mit der die jungen Menschen gegen den Strom schwimmen und in der Nachfolge Christi treu bleiben können.

Gott nimmt uns ernst

Die Gebetsvigil zeigte aller Welt, wie ernst Gott selbst den Weltjugendtag nimmt. Ganz offensichtlich unterstützte er mit seiner Allmacht das Bemühen des Papstes um die Jugendlichen. Als Benedikt XVI. mit seiner Ansprache beginnen wollte, brach ein abenteuerlicher Sturm los und heftiger Regen peitschte auf die unübersehbare Menge von fast zwei Millionen jungen Menschen nieder. Die biblischen Worte, die in der Begrüßungsfeier erklangen, wurden sehr konkret erfahrbar. Und tatsächlich hielten die Jugendlichen stand. Keine Panik brach aus, alle blieben auf dem Feld. Auch der Papst war den Unbilden ausgesetzt und wurde hinter einer ganzen Wand von weißen Regenschirmen in Sicherheit gebracht. Die folgenden 20 Minuten werden ihm unvergesslich bleiben. Ich möchte gerne beschreiben, wie ich im Kreis unserer russischen Jugendlichen diese Augenblicke auf dem Flughafengelände erlebt habe. Stundenlang mussten wir den Tag über in sengender Hitze von über 40 Grad verbringen. Es blieb auch mir fast nichts anderes übrig, als mich drei bis viermal umzuziehen und am Ende auf Sportkleidung umzusteigen. Das Feld glich schließlich eher einem Badestrand als einer heiligen Versammlung. Die wenigsten waren wirklich vorbereitet, als die abendliche Feier begann. Da schaffte das Ungewitter mit einem Schlag Ordnung. Es traf uns wie ein läuternder Bußakt, wie ein reinigendes Gewitter eben. In Windeseile wurden alle Utensilien regensicher verstaut, die Jugendlich zogen sich ordentliche Kleidung an und richteten ihre volle Aufmerksamkeit auf das Geschehen am Altar. Jeder war mit ganzem Herzen dabei, bangte um den Papst und war gespannt, wie das Ganze noch zu Ende gehen würde. Erst in diese Situation hinein konnte der Papst seine Worte wirkungsvoll sprechen und einen der Höhepunkte dieses Weltjugendtags vollziehen, nämlich die Weihe der Jugendlichen der Welt an das Heiligste Herz Jesu. Die anwesenden jungen Menschen gingen vereint mit dem Papst auf ihre Knie. Ein beeindruckendes Schweigen verband die unübersehbare Menge, die in ehrfürchtiger Anbetung vor dem Herrn im Allerheiligsten Sakrament verweilte, bis sie die Worte aus dem Mund des Papstes vernahm. Angesichts der dramatischen Umstände verzichtete Benedikt XVI. auf seine vorbereitete Rede und auch auf den langen Gebetsteil. Er beschränkte sich auf das Wesentliche dieses Abends, auf das Weihgebet, das er auf Spanisch vortrug. Als unmittelbar danach die Hymne „Majesty“ ertönte, war es, als ob alle Engel und Heiligen des Himmels in Jubel ausbrächen. Mit dem „Tantum ergo“ und dem Eucharistischen Segen wurde die Weihe besiegelt, die das Oberhaupt der Kirche in der Autorität, d. h. mit der Schlüsselgewalt des Petrusdienstes vollzogen hatte.

Das Weihegebet

„Herr Jesus Christus Bruder, Freund und Erlöser des Menschen, schaue mit Liebe auf die Jugendlichen, die hier versammelt sind und öffne für sie die ewige Flamme deiner Barmherzigkeit, die ausströmt aus deinem Herzen, geöffnet am Kreuz. Fügsam deinem Ruf sind sie gekommen, um mit dir zu sein und dich anzubeten. Mit brennendem Gebet weihe ich sie deinem Herzen, damit sie, gefestigt und auferbaut in dir, immer die Deinen seien, im Leben und im Tod, dass sie sich niemals von dir trennen! Gewähre ihnen ein Herz, das dem deinen gleicht, sanft und demütig, damit sie immer deine Stimme hören und deine Befehle, deinen Willen erfüllen und mitten in der Welt das Lob deiner Glorie seien, damit die Menschen, die über deine Werke nachdenken, dem Vater die Ehre geben, mit dem du lebst, glücklich für immer, in der Einheit des Heiligen Geistes, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Ein neuer Morgen

Aufgeweckt wurden die jungen Leute am nächsten Morgen durch eine unerwartete Lautsprecherdurchsage. Über das ganze, noch in nächtliche Stille gehüllte Gelände hinweg erschallte die Ankündigung, dass in der großen Abschlussmesse keine hl. Kommunion ausgeteilt werde. Zu dieser Entscheidung seien die Verantwortlichen gekommen, nachdem der abendliche Sturm einige der Eucharistie-Zelte mit den vorgesehenen Hostien zerstört hätte. Wir alle wurden nachdenklich. Will uns Gott die Augen dafür öffnen, wie entscheidend ein würdiger Umgang mit dem Wertvollsten ist, das er uns in dieser Welt geschenkt hat? Auch in dieser Sorge, die den Papst im Zusammenhang mit solchen Großveranstaltungen schon seit langem umtreibt, scheint ihn Gott mit seiner Vorsehung unterstützen zu wollen. Während der feierlichen Eucharistiefeier lag ein herrlicher Friede über dem ganzen Platz. Unter den vielen tausend Konzelebranten, die als Einzige die Eucharistie empfingen, verspürte ich dennoch eine Wehmut. Ich betete dafür, dass Gott der Kirche zeigen möge, wie sie in Zukunft bei solchen Gottesdiensten einen würdigen Kommunionempfang für alle vorbereiteten Herzen gewährleisten kann. Als schließlich bekannt wurde, dass das Weltjugendtagskreuz von den Böen derart niedergerissen wurde, dass es sieben der haltenden Jugendlichen verletzte und den Altar für die Sonntagsmesse beschädigte, überkam uns ein heiliger Schauer. Das Geheimnis des Herzens Jesu ist untrennbar mit dem schmerzlichen Bangen des Erlösers um jede einzelne Seele verbunden. Mit diesem Leiden ist unser Herr im Altarssakrament real gegenwärtig und im Geheimnis des Mitleidens will er auch unser Leben formen. Ohne die Liebe zum Kreuz gibt es keine Heiligung. Möge diese Sprache Gottes von der ganzen Kirche verstanden werden, damit ein neuer Morgen anbreche. Denn inmitten von Nacht und Finsternis hat sich unter dem Himmel von Madrid eine wahre Flut von Licht in unsere Welt ergossen.

Hungerstreik: Gott wohlgefällig?

Der Titel dieses Beitrags mag fast ein wenig harmlos klingen. Doch was Dr. François Reckinger Schritt für Schritt entfaltet, erweist sich als höchst brisant. Unerwartet taucht ein ganzes Bündel an Fragen auf, die das Fundament der christlichen Verkündigung berühren. So bringt Reckinger mit seiner bestechenden Gedankenschärfe und sachlichen Beweisführung Licht in unsere heutige, oft auch unter Christen verschwommene Vorstellungswelt. Der aufschlussreiche Artikel ist heilsam und aktuell zugleich.

Von François Reckinger

Spätestens seit ca. 1980 hört und liest man immer wieder von Bischöfen und Priestern weltweit, die entweder selbst in Hungerstreik getreten sind oder andere dabei unterstützt und deren Verhalten positiv bewertet haben. Vom Hungerstreik eines Bischofs in Ecuador wurde im Juni dieses Jahres berichtet.[1]

Das Grundprinzip der Beurteilung

Das verwundert, denn eine solche Art des Protestierens bedeutet eine schwerwiegende Gefährdung des eigenen Lebens – es sei denn, sie würde von Anfang an als befristet angekündigt und medizinisch überwacht. Dann sollte sie sachgemäß eher als Protestfasten bezeichnet werden. Allerdings würde sie dann einen Großteil ihrer Wirkung als Druckmittel einbüßen. Unbefristeter Hungerstreik ist auf jeden Fall ein Angriff auf das eigene Leben, und ein solcher ist nach dem Urteil der traditionellen katholischen Moraltheologie in sich schwer sündhaft, entsprechend dem Prinzip, dass es unter keinen Umständen erlaubt sein kann, einen Unschuldigen direkt zu töten.

Mit „unschuldig“ ist dabei gemeint, dass der Betreffende kein ungerechter Angreifer ist. Dem Tötungsverbot gegenüber wurden früher in der Moraltheologie drei Ausnahmen benannt: ein ungerechter Angreifer; führende oder bewaffnete Vertreter der Gegenseite, in einem Krieg, den man auf der eigenen Seite als gerecht meint ansehen zu dürfen; und drittens die von einem zuständigen Gericht in gerechter Weise verhängte Todesstrafe. Heute werden die beiden letzteren Fälle mit Recht kritischer gesehen und nur noch insofern aufrechterhalten, wie sie sich auf den ersten Fall zurückführen lassen. Nach der von Papst Pius XII. und dem 2. Vatikanischen Konzil eingeleiteten Wende im moraltheologischen Denken kann ein Krieg allenfalls noch dann als gerecht gelten, wenn und solange er ein reiner Verteidigungskrieg ist;[2] und Todesstrafe erscheint nur noch dann vertretbar, wenn es angesichts eines defizitären Strafvollzugswesens oder einer aktuellen Katastrophensituation einem Staat unmöglich ist, Gewaltverbrecher in sicheren Gewahrsam zu bringen, um die Bevölkerung vor ihnen zu schützen. Die Hungerstreikenden, um die es hier geht, sind in keiner Weise ungerechte Angreifer gegen ihre Mitmenschen. Darum ist es unerlaubt, sie direkt zu töten; und indem sie dies durch ihr Verhalten faktisch tun, werden sie zu ungerechten Angreifern gegen sich selbst.

Mit „direkt“ ist gemeint, dass das geplante Hungern sich unmittelbar gegen Leib und Leben der Streikenden richtet. Erst aus dieser, als Mittel zum Zweck gewollten Wirkung, ergibt sich das damit angestrebte Ziel: der Druck auf die Öffentlichkeit, damit die politischen und gesellschaftlichen Entscheidungsträger die sozialen Ungerechtigkeiten beheben, um derentwillen zu einem derart extremen Mittel gegriffen wird. Der Fall ist demnach nicht vergleichbar mit anderen Situationen, in denen es höchste Tugend bedeutet, sein Leben für andere hinzugeben: Maximilian Kolbe, der freiwillig an die Stelle eines Mithäftlings getreten ist als Opfer eines geplanten Verbrechens, von dem sich der KZ-Kommandant nicht abbringen ließ: Er, der Täter, vollzog die Tötung, Kolbe erlitt sie nur anstelle des anderen Häftlings. Dasselbe gilt für Geiselnahmen, bei denen staatliche oder kirchliche Amtsträger sich selbst zum Austausch mit den Opfern angeboten haben.

Ähnlich verhält es sich für Passagiere, die beim Untergehen ihres Schiffes, falls die Rettungsboote knapp sind, den ihnen darin angebotenen Platz jemand anderem abtreten. Die Naturgewalt vollzieht dann die Tötung, die opferbereite Person erleidet sie nur. Ebenso wenn ein Feuerwehrmann sich selbst in Gefahr bringt, um einen Hausbewohner zu retten, und dabei auch wirklich umkommt. Die Rettung des Bewohners kann als Wirkung der Aktion ebenso direkt erfolgen wie der keineswegs gewollte Tod des Helfers. Diese zweite Wirkung wird in keiner Weise angestrebt, auch nicht als Mittel zum Zweck. Wenn sie eintritt, gefährdet sie viel eher den Zweck der Handlung, als dass sie ihm dienlich wäre.

Wer ist „ungerechter Angreifer“?

Ein klärendes Wort ist noch zum Begriff des „ungerechten Angreifers“ zu sagen. Ein Einbrecher ist den von ihm „besuchten“ Hausbewohnern sowie den u. U. dazukommenden Polizisten gegenüber, falls er gewalttätig wird, ein ungerechter Angreifer, die genannten Personen ihm gegenüber dagegen grundsätzlich gerechte Angreifer. Seitens jener Theologen, die seit den sechziger Jahren das hier zur Frage stehende Prinzip bestreiten, wurde als Argument u. a. vorgebracht, dass die Vertreter dieser traditionellen Lehre doch auch mit der Tötung von bedrohlich angreifenden psychisch Kranken einverstanden seien, obwohl diese ja wohl nicht imstande seien, gerecht und ungerecht sachgemäß zu unterscheiden. Demgegenüber ist zu sagen, dass das Prinzip sich natürlich nur auf die vom Angegriffenen zu beurteilende objektive Ungerechtigkeit des Angriffs beziehen kann. Auch als psychisch gesund geltende Täter, z. B. Terroristen, können subjektiv schuldfrei sein, wenn sie wirklich glauben, mit ihrer Aktion eine gute Tat zu vollbringen.

Autonome Moral?

Die neuere, inzwischen weit verbreitete Ansicht wird als die „autonome“ oder „teleologische“ Moralkonzeption bezeichnet. Einer ihrer prominentesten Vertreter, Franz Böckle, stellt sie folgendermaßen vor: „Als ‚teleologisch‘ (von télos = Ziel) bezeichnen wir jene Theorie, die besagt, alle Handlungen müssten ausschließlich von ihren Folgen her sittlich beurteilt werden. Eine wachsende Zahl katholischer Moraltheologen ist der Überzeugung: Sittliche Normen im zwischenmenschlichen Bereich … können nur unter Berücksichtigung aller voraussehbaren Folgen des Handelns begründet werden.“[3]

Entsprechend dieser Theorie gäbe es, entgegen der traditionellen Ansicht, im zwischenmenschlichen Bereich keine Handlungen, die „in sich schlecht“ und darum in jedem Fall, unabhängig von ihren Folgen, sündhaft sind. Einer der von Böckle[4] zitierten Fachkollegen, Franz Scholz, führt gerade auch den Hungerstreik als eines der Beispiele an, die seiner Ansicht nach als denkbare Ausnahmen vom Tötungsverbot gelten müssten. Er illustriert diese Aussage mit dem Hinweis auf den Bürgermeister von Cork, in Irland, der 1920 als Folge eines 70-tägigen Hungerstreiks gegen die sozial ungerechte britische Herrschaft gestorben ist und dem dafür „alle Welt tiefen Respekt“ gezollt habe.[5]

Klarstellung durch das Lehramt

Das kirchliche Lehramt hat gegenüber der dadurch ausgelösten Kontroverse eindeutig Stellung bezogen. Noch bevor die Auseinandersetzung innerhalb der katholischen Theologie richtig entbrannt war, hatte das 2. Vatikanische Konzil 1965 erklärt: „Was … zum Leben selbst im Gegensatz steht, wie jede Art Mord, Völkermord, Abtreibung, Euthanasie und auch der freiwillige Selbstmord …: all diese und ähnliche Taten sind an sich schon eine Schande; sie sind eine Zersetzung der menschlichen Kultur … Zugleich sind sie in höchstem Maße ein Widerspruch gegen die Ehre des Schöpfers.“[6] 

Diese Aussage hat Johannes Paul II. u. a. in seiner Enzyklika „Veritatis splendor“ von 1993 aufgegriffen, um zu belegen, dass es menschliche Handlungen gibt, die sich nicht „auf Gott hinordnen“ lassen, „weil sie in radikalem Widerspruch zum Gut … der Person stehen“: Handlungen, die in der Überlieferung der Kirche „in sich schlecht“ genannt werden: „Sie sind immer und an und für sich schon schlecht, unabhängig von den … Absichten des Handelnden und den Umständen“ (Nr. 80). Gegen das Bestreben, eine autonome Moralkonzeption (Nr. 36f.) und eine teleologische Ethik zu entwerfen, die nur „Werte“ aufzeigen, jedoch „niemals eine absolute Verbotsnorm“ erkennen ließe (Nr. 74), erhebt der Papst entschieden Einspruch, vor allem mit dem Hinweis darauf, dass man für bloße Werte, die sich so oder anders anwenden lassen, schwerlich als Märtyrer sterben könnte (Nr. 76; 90-93). Jesus dagegen fordert die Bereitschaft zum Martyrium für den Fall, dass jemand es nur vermeiden könnte, indem er ihn auch nur zum Schein verleugnen würde – und die vielen christlichen Märtyrer sind für die Verweigerung dieser oder anderer Handlungen gestorben, die nach der Lehre der Bibel und der Kirche in sich und darum in jedem Fall sündhaft sind.

Es gibt „in sich schlechte Handlungen“

Als biblisches Beispiel einer Benennung von schwer sündhaften konkreten Handlungen verweist die Enzyklika, im Anschluss an das Trienter Konzil,[7] auf 1 Korinther 6,9-10, wo Paulus zehn verschiedene Verhaltensweisen aufzählt, die einen Menschen vom Gottesreich ausschließen – sofern nicht aufgrund unverschuldeten Irrtums oder beeinträchtigter Willensfreiheit Schuldminderung oder Schuldfreiheit vorliegt: so müssen wir von der Sache her und entsprechend anderweitigen lehramtlichen Stellungnahmen hinzufügen.

Schon zwei Jahre später ist der Papst auf die betreffende Lehre hinsichtlich des menschlichen Lebens zurückgekommen in der Enzyklika „Evangelium vitae“: Das Gebot: „Du sollst nicht töten“ hat „absoluten Wert, wenn es sich auf den unschuldigen Menschen bezieht … Mit der Petrus und seinen Nachfolgern von Christus verliehenen Autorität bestätige ich … in Gemeinschaft mit den Bischöfen der katholischen Kirche, dass die direkte und freiwillige Tötung eines unschuldigen Menschen immer ein schweres sittliches Vergehen ist.“[8]

In einer wichtigen Erklärung von 1998 hat schließlich die Glaubenskongregation Beispiele von Aussagen biblisch-kirchlicher Lehre aufgezählt und sie entsprechend dem Verbindlichkeitsgrad ihrer lehramtlichen Verkündigung in drei Gruppen eingeteilt. Zur ersten Gruppe – mit dem höchsten Verbindlichkeitsgrad – gehört neben dogmatischen Aussagen, wie dem Glaubensbekenntnis und grundlegenden Konzilsdefinitionen, ein einziges Beispiel einer Morallehre: genau jene, die uns hier beschäftigt: dass „die direkte und freiwillige Tötung eines unschuldigen Menschen ein schweres sittliches Vergehen ist“.[9]

Verwirrung stiftende Praxis

Damit erscheint in dieser Sache die lehramtliche Verkündigung eindeutig. Hinsichtlich der Praxis bleibt jedoch ein mehrfaches Unbehagen. In einer Auflistung als Ertrag lediglich routinemäßiger Pressedurchsicht komme ich auf 37 Fälle seit ca. 1980 – das bedeutet mehr als einen Fall pro Jahr. Dabei handelt es sich einmal um einen Bischof in Brasilien und eine ihn unterstützende Erklärung der dortigen riesigen Bischofskonferenz.[10] Da kann man sich schon die bange Frage stellen, ob es die vom Papst und der Glaubenskongregation als Argument angeführte übereinstimmende Lehre des weltweiten Bischofskollegiums derzeit überhaupt noch gibt.

Ferner fällt auf, dass nicht wenige Professoren weiter unbehelligt die vom obersten Lehramt abgelehnte Theorie vertreten. Einer von ihnen, Walter Kerber, durfte gar den Artikel „Hungerstreik“ im „Lexikon für Theologie und Kirche“ übernehmen und im genannten Sinn verfassen[11] – in einem Werk, als dessen Herausgeber ein Bischof und späterer Kurienkardinal verantwortlich zeichnet. Ebenso verwunderlich erscheint es, dass, nach einem KAP-Bericht von Juni 1996, einer der hungerstreikenden Bischöfe ein Interview über Radio Vatikan geben durfte.[12]

Zuletzt sind drei Fälle zu erwähnen, in denen Selbstmord auf eine andere Weise als durch Hungerstreik verübt wurde, und die dennoch in diesen Zusammenhang gehören. 1998 hat sich ein katholischer Bischof in Pakistan erschossen, um dadurch gegen die dortige Christenverfolgung zu protestieren.[13] Außer der Tat selbst erscheint da auch das Motiv erschreckend. Jesus hat uns Verfolgung derart entschieden vorausgesagt, dass wir ständig mit ihr rechnen müssen. Er hat uns keineswegs dazu angeleitet, gegen eine solche zu protestieren, sondern uns gesagt: „Freut euch und jubelt. Euer Lohn im Himmel wird groß sein“ (Mt 5,12).

Nachfolgend hat in dem genannten Fall, wie berichtet wird, der päpstliche Nuntius die Begräbnismesse in Islamabad gefeiert. Im selben Jahr und in 1999 hat es je einen Selbstmord durch Erschießung auf dem Gebiet des Vatikans gegeben. Auch danach wurde dem Gebet für die beiden auf diese Weise Verstorbenen jeweils Öffentlichkeitscharakter verliehen.[14]

Öffentliches Gebet und Gottesdienst für Selbstmörder ist m. E. nur verantwortbar, wenn dabei klargestellt wird, dass dies nur geschehen kann, weil mit der Möglichkeit zu rechnen ist, dass die betreffenden Verstorbenen im Augenblick der Tat aufgrund eines psychischen Ausnahmezustandes nicht im Vollbesitz ihrer geistigen Fähigkeiten waren oder weil sie guten Glaubens der irrigen Überzeugung waren, eine erlaubte Entscheidung zu treffen. Sollte bei den drei genannten Gelegenheiten eine derartige Klarstellung erfolgt sein, dann wäre sie auf jeden Fall von den Nachrichtenagenturen nicht mit verbreitet worden. Und da von vornherein damit zu rechnen ist, dass dies nicht geschieht, sollte Gottesdienst für Selbstmörder m. E. in intimerem Rahmen und nicht durch Bischöfe als Zelebranten geschehen.

So wie die angeführten Vorgänge in den Nachrichten herübergekommen sind, muss der Leser oder Hörer den Eindruck gewinnen, als würde das oberste Lehr- und Hirtenamt mit der einen Hand (der Praxis) zurücknehmen, was es mit der anderen Hand (der Lehrverkündigung) zu Recht gegeben hat. Und das ist schade, weil es Verwirrung stiftet und das Zeugnis der Kirche für die Botschaft Jesu verdunkelt.


[1] Die Tagespost, 18.6.2011, 4.
[2] Vgl. F. Reckinger, Krieg – ohne uns!, Paderborn 1983, 48-50.
[3] Fundamentalmoral, München 1977, 306.
[4] Ebd., 305, mit Anm. 4.
[5] Wege, Umwege und Auswege der Moraltheologie, München 1976, 96.
[6] Pastoralkonstitution Gaudium et spes, Nr. 27.
[7] Denzinger/Hünermann, Nr. 1544.
[8] Nr. 57 (Hervorhebung im Text).
[9] Lehrmäßiger Kommentar zur Schlussformel der Professio fidei, Nr. 11 (Verlautbarungen des Apostolischen Stuhles 144).
[10] Die Tagespost, 15.12.2007, 4; 18.12.2007, 4; 22.12.2007, 7.
[11] Bd. 5, 1996, 336-337.
[12] Wiedergabe u. a. in: Luxemburger Wort, 30.6.1995, 2.
[13] KNA, 13.5.1998; Wiedergabe u. a. in der Kirchenzeitung „Tag des Herrn“, 17.5.1998, 2-3.
[14] KNA, 19.5.1998, 1; KNA, 1.9.1999, Ausland, 4.

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