Botschaft des Papstes zum 98. Deutschen Katholikentag

Unser Land braucht einen neuen missionarischen Aufbruch

Vom 16. bis 20. Mai 2012 fand in Mannheim der 98. Deutsche Katholikentag statt, an dem etwa 80.000 Menschen teilnahmen. Sogar Bundespräsident Joachim Gauck kam zum abschließenden Festgottesdienst mit 20.000 Gläubigen vor dem Mannheimer Schloss. Solche Begegnungen sind ein wichtiges Zeugnis derer, denen Glaube und Kirche in der heutigen Zeit überhaupt noch etwas bedeuten. Katholikentage sind notwendig. Natürlich ist es bedauerlich, dass bestimmte Kräfte und vor allem die Medien nur Papstkritik suchen und Kirchenkampf- bzw. Abbruchthemen transportieren. Doch in Mannheim gab es auch Wertvolles, engagierte Bekenntnisse, echte Begeisterung, Freude am Herrn. Es wäre ein Fehler, würden wir uns an den Schwächen der Veranstaltung aufhängen und das Glaubensfest übersehen. Die wunderbare Botschaft des Papstes an die Teilnehmer des Katholikentags, die Erzbischof Dr. Jean-Claude Périsset, der Apostolische Nuntius in Berlin, bei der Eröffnungsveranstaltung auf dem Marktplatz vorgetragen hat, geht nicht an der Wirklichkeit vorbei, sondern ist ein richtungweisendes Wort, das zum Bleibenden dieses Ereignisses gehört.

Von Papst Benedikt XVI.

Einen neuen Aufbruch wagen“ – unter diesem Leitwort versammeln sich in diesen Tagen zahlreiche Gläubige zum 98. Deutschen Katholikentag in Mannheim. In Verbundenheit grüße ich euch alle, die ihr zur feierlichen Eröffnung auf dem Marktplatz im Herzen der Stadt zusammengekommen seid. Mein besonderer Gruß gilt dem Erzbischof von Freiburg und Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Dr. Robert Zollitsch, den anwesenden Kardinälen und Bischöfen sowie dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken, das gemeinsam mit dem Erzbistum Freiburg Gastgeber dieses Katholikentages ist. Ebenso grüße ich die Vertreter der Ökumene, des öffentlichen Lebens und alle, die über die Medien mit euch verbunden sind.

Bei dieser Gelegenheit erinnere ich mich gerne und mit großer Dankbarkeit an meinen Pastoralbesuch im vergangenen Jahr in unserem Heimatland und an die vielen bereichernden Begegnungen mit Menschen aus allen Teilen der Bevölkerung bei diesem großen Fest des Glaubens.

Aufbruch jedes Einzelnen zu Christus hin

„Einen neuen Aufbruch wagen“ steht über eurer Zusammenkunft in Mannheim. Was will uns dieses Wort eigentlich sagen? Aufbrechen heißt, sich in Bewegung setzen, sich auf den Weg machen. Vielfach ist damit aber auch eine Entscheidung zur Veränderung und Erneuerung mitgemeint. Aufbrechen kann nur, wer bereit ist, Altes zurückzulassen und sich auf Neues einzulassen.

Was aber bedeutet dies dann für die Gemeinschaft der Kirche, die nach dem Apostel Paulus der geheimnisvolle Leib Christi ist? Christus ist das Haupt, und wir sind die Glieder. Wir dürfen die Kirche nicht in ihrem Haupt manipulieren, sondern wir selbst sind gerufen, uns immer wieder neu als Glieder am Haupt, am „Urheber und Vollender“ unseres Glaubens (vgl. Hebr 12,2) auszurichten. Erneuerung trägt nur Frucht, wenn sie aus dem wirklich Neuen von Christus her geschieht, der der Weg, die Wahrheit und das Leben ist (vgl. Joh 14,6).

So betrifft Aufbruch jeden Gläubigen persönlich und zuinnerst. Durch die Taufe sind wir neu in Christus. Der Herr hat unser Menschsein von der Knechtschaft der Sünde befreit und „aufgebrochen“ für die lebensspendende Beziehung mit Gott. Dieses von Gott her geschenkte Aufbrechen muss daher immer wieder ein persönliches Aufbrechen zu Gott hin werden.

Ansporn durch die Gemeinschaft der Heiligen

Jeder hat sich um seinen persönlichen Glauben zu bemühen, ihn konkret zu leben und ihn weiterzuentwickeln. Aber in unserem Glauben sind wir nicht allein, isoliert von den anderen.

Wir glauben mit und in der Gemeinschaft der Kirche. Aufbruch jedes Getauften ist zugleich Aufbruch in und mit der Kirche! Zu allen Zeiten gab es Menschen, die diesen Aufbruch gewagt haben und in denen sich die Gegenwart Gottes besonders deutlich gezeigt hat.

Das Glaubenszeugnis der Heiligen und der großen Schar von Christen, die froh und unerschrocken die Botschaft des Evangeliums ihren Mitmenschen verkündet haben, kann uns auch heute Mut machen zu einem neuen Aufbruch, uns anspornen zu einem neuen Mut des Glaubens. Die Heilige Schrift und die Geschichte der Kirche kennen eine Vielzahl von Menschen, denen das Allgemeinübliche ihrer Zeit nicht genügte, ja nicht genügen konnte. Mit unruhigem und offenem Herzen waren sie fähig, in ihrem Leben und in den Anforderungen des Alltags den „Heraus-Ruf“ Gottes zu vernehmen.

Nicht menschliche Unbeständigkeit ließen sie aufbrechen, sondern die Sehnsucht nach Wahrheit und das Hören auf Gottes Wort. Wahrer Aufbruch, so zeigen sie uns, besteht im Gehorsam und Vertrauen gegenüber Gottes Weisung und Ruf. Wer sich von Gott angeredet weiß und aus diesem Dialog mit Gott heraus sein Leben gestaltet, überwindet Enge und Ängstlichkeit und kann so „Rede und Antwort geben von der Hoffnung, die ihn erfüllt“ (vgl. 1 Petr 3,15).

Der Märtyrer Alfred Delp aus Mannheim

Ein Sohn der Stadt Mannheim, der Jesuitenpater und spätere Märtyrer Alfred Delp, schildert uns in einer Betrachtung, die er wenige Wochen vor seinem Tod geschrieben hat, jene Menschen, die unter dem Anruf Gottes aufbrechen und sich auf den Weg zu machen wagen: „Es sind dies die Menschen“, so schreibt er, „mit den unendlichen Augen. Sie haben Hunger und Durst nach dem Endgültigen; richtig Hunger und Durst. Sie sind der entsprechenden Entschlüsse fähig. Sie ordnen das Leben seinen Endgültigkeiten unter. Suchende, fahrende Menschen sind sie geworden, weil sie dem inneren Ruf und dem äußeren Zeichen – das sie ohne den innerlichen Hunger und die gespannte Wachheit nie bemerkt hätten – mehr glaubten als der sicheren und behaglichen Sesshaftigkeit“ (Im Angesicht des Todes, 97f.).

Beitrag aller zur Neuevangelisierung

Liebe Schwestern und Brüder! Der Katholikentag ist in einer Stadt zu Gast, in der sich eine schier unübersehbare Vielfalt von Ideen und Auffassungen, von Lebensentwürfen und Religionen findet. Das Wagnis eines neuen Aufbruchs bedeutet in einer solchen Umgebung, ihre Chancen und Gefährdungen zu erkennen und Räume echten Miteinanders zu schaffen.

Denn nur eine Menschheit, in der die „Zivilisation der Liebe“ herrscht, wird sich eines wahren und bleibenden Friedens erfreuen können. Als Kirche haben wir den Auftrag, den Anspruch und die Botschaft des Evangeliums offen und klar zu verkünden. Der Beitrag aller Getauften zur Neuevangelisierung ist unerlässlich. Auch unser Land braucht einen neuen missionarischen, apostolischen Aufbruch.

Die Kirche lieben wie Christus

Ein besonderes Wort möchte ich den Jugendlichen und jungen Erwachsenen widmen. Vielen von euch durfte ich im vergangenen Jahr beim Weltjugendtag in Madrid und einige Wochen später bei der Vigilfeier in Freiburg begegnen. Wer wie ihr sein Leben noch vor sich hat, ist immer wieder gefordert, Entscheidungen zu treffen und auch bei Enttäuschungen wieder aufzustehen und kraftvoll Zukunft zu gestalten. Habt den Mut, euch an Jesus Christus zu orientieren! Stärkt euch gegenseitig im Glauben! Steht in eurem Freundeskreis, in Schule und Beruf für die Botschaft des Evangeliums ein! Wie Christus die Kirche liebt (vgl. Eph 5,25), wollen auch wir die Kirche lieben.

Ja, identifiziert euch mit der Kirche, weil sich Christus mit der Kirche identifiziert, weil sich Christus mit uns identifiziert! Schöpft aus dem Leben und aus der Wahrheit, die uns Christus in der Kirche schenkt! Wir alle wollen diesen Schatz der Liebe Gottes den Menschen in unserem Land bringen. Auf sein Wort hin wollen wir aufbrechen (vgl. Lk 5,5) und so Gottes Aufbruch zu uns Menschen erwidern.

Auftakt zum Jahr des Glaubens

Der 98. Katholikentag bildet gewissermaßen einen Auftakt zum Jahr des Glaubens, das wir in Kürze anlässlich des fünfzigsten Jahrestages der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils beginnen werden. So mögen diese Tage zu einem Glaubensfest werden und mithelfen, den Glauben der Kirche in seiner Schönheit und Frische wiederzuentdecken, ihn sich aufs Neue und immer tiefer anzueignen wie auch in eine neue Zeit hinein zu verkünden. Mit diesem Wunsch lege ich den Verlauf des Katholikentages in Gottes Hände und erteile euch allen von Herzen den Apostolischen Segen.

Bischof Fellay: "Die Initiative des Heiligen Vaters ist echt!"

Piusbrüder“ vor der Einigung mit dem Papst?

Weihbischof Dr. Andreas Laun würde eine Einigung zwischen der Priesterbruderschaft St. Pius X. und dem Heiligen Stuhl sehr begrüßen. Die jüngsten Aussagen von Bischof Bernard Fellay, dem Leiter der Gemeinschaft, findet Laun sensationell. Denn aus ihnen geht einerseits hervor, wie aufrichtig Papst Benedikt XVI. der traditionsorientierten Bruderschaft die Hand zur Versöhnung reicht, andererseits, wie deutlich Bischof Fellay mit den Kritikern in seinen eigenen Reihen ins Gericht geht. Sollte die Bruderschaft die ausgestreckte Hand des Papstes ergreifen, so darf sie mit einem großen Entgegenkommen kirchenrechtlicher Art rechnen. Es ist anzunehmen, dass ihr die Form einer Personalprälatur gewährt würde. Dies eröffnete ihr eine weitgehende Handlungsfreiheit. Sie könnte mit großem Elan und missionarischem Eifer ihr Gespür für das Wesen der Liturgie einbringen. Doch Weihbischof Laun betont, eine Versöhnung würde der Kirche nur in dem Maß zum Segen gereichen, als sie bereit wäre, die zurückkehrenden Priester freudig aufzunehmen und wirklich zu integrieren.

von Weihbischof Andreas Laun, Salzburg

Während die „öffentliche katholische Meinung“ in Mitteleuropa für alle anderen Religionen, auch die Nicht-Religion des Buddhismus, welcher nichts von Gott weiß, aufgeschlossen und ihnen gegenüber freundlich gesinnt ist, werden die Piusbrüder vehement abgelehnt. Zwar nicht so vehement, aber ähnlich erfahren dies auch die Petrusbrüder, obwohl diese eine ganz und gar katholische Gemeinschaft innerhalb der Weltkirche darstellen. Sieht man in den Piusbrüdern „getrennte Christen“, so ist es doch sehr erstaunlich wahrzunehmen, dass die „liberalen Katholiken“ mit ihnen weder eine Ökumene anstreben noch eine Wiedervereinigung wünschen und dies, während sie gleichzeitig die Zulassung der Protestanten zum Empfang der Hl. Kommunion lautstark fordern, obwohl diese an der Lehre gemessen weiter von der Kirche entfernt sind als die Piusbrüder! So weit, so schlecht und vor allem auch so widersprüchlich und unverständlich.

Nun aber scheint sich, wahrnehmbar auch für Katholiken, die kein genaues Wissen über die Beziehungen und Gespräche zwischen Vatikan und Piusbrüdern besitzen, eine erstaunlich positive Entwicklung anzubahnen! Papst Benedikt XVI., dem es vor kurzem erst gelungen ist, eine größere Gruppe von Anglikanern in die Einheit der Kirche zurückzuführen, versucht jetzt offenbar, dasselbe bei den Piusbrüdern zu erreichen: Liebevoll und theologisch klar durchdacht! Er geht dabei an „Verrückten“ in dieser Gemeinschaft, von denen einer erst kürzlich große Aufregung erzeugte, einfach vorüber und hat das Gespräch mit Bischof Bernhard Fellay, dem Leiter der Gemeinschaft, begonnen. Der Papst lädt ein und Bischof Fellays Reaktion kann man nur als „sensationell“ bezeichnen! Er sagt nämlich: „Ich denke, dass die Initiative des Heiligen Vaters – denn sie geht wirklich von ihm aus – echt ist. Es scheint keine Fallen zu geben. Daher müssen wir sie aufmerksam untersuchen und, wenn möglich, vorwärts gehen.“ Und mehr noch: „Wenn wir gerufen werden, dem Heiligen Vater bei der Verteidigung des Glaubens zu helfen, so soll dies so sein!“ Allerdings: „Ich persönlich hätte noch eine gewisse Zeit warten wollen, um die Dinge klarer zu sehen, doch es sieht wirklich so aus, dass der Heilige Vater will, dass es jetzt geschieht.“ Auch was das Konzil betrifft, hat der Papst das Vertrauen des Bischofs gewonnen mit der Feststellung: „Das Konzil muss innerhalb der großen Tradition der Kirche betrachtet und ihr gemäß verstanden werden!“ Bischof Fellay ist glücklich: „Dies sind Erklärungen, hinsichtlich derer wir vollkommen, absolut einverstanden sind. Das Problem könnte in der Anwendung bestehen, das heißt: Ist das, was geschieht, wirklich in Kohärenz oder in Harmonie mit der Tradition?“ Weitere Klärungen auf diese Frage erwartet er sich noch, aber offenbar weiß er, dass ihm die dafür nötige Zeit gerne gewährt werden wird. Aus all dem kann man doch nur folgern: Bischof Fellay will die Einladung des Papstes annehmen und geht mit großen Schritten in Richtung der vollen Einheit mit der Kirche!

Werden die Piusbrüder ihrem Leiter folgen?

Wer wirklich katholisch ist und katholisch fühlt, kann sich über diese Entwicklung nur freuen und Bischof Fellay zusammen mit seinen Anhängern nur mit offenen Armen erwarten: Wenn sie im katholischen Glauben wieder geeint sind, hindert letztlich nichts mehr, mit einigen letzten Klärungen in die volle Einheit zurückzukehren!

Und doch, schon jetzt weiß man: Nicht alle Katholiken werden an diesem Fest der Versöhnung teilnehmen und auch nicht alle Piusbrüder werden Bischof Fellay folgen. Im Gegenteil, Bischof Fellay redet offen über die Schwierigkeiten in den eigenen Reihen. Seine Gegner scheinen vor allem die drei anderen Bischöfe der Gemeinschaft zu sein! Aber was Bischof Fellay zu ihnen sagt, ist wiederum ein sensationelles Wort: „Wenn man euch liest“, so Fellay, „so fragt man sich ernsthaft, ob ihr noch glaubt, dass die sichtbare Kirche, deren Sitz in Rom ist, die Kirche Unseres Herrn Jesus Christus ist, eine Kirche, die gewiss auf schreckliche Weise von Kopf bis Fuß (,a planta pedis usque ad verticem capitis‘) entstellt ist, doch eine Kirche, die – wie dem auch sei – noch Unseren Herrn Jesus Christus als Haupt hat. Ist Papst Benedikt XVI. für euch noch der legitime Papst?“

Wie wahr, wie mutig, wie geradlinig stellt der Bischof diese Frage an seine Mitbrüder, spürbar bereit, sich sogar von ihnen zu trennen, wenn es um der Wahrheit willen sein muss! Wer Anstoß nimmt, dass er von einer Entstellung der Kirche, wie sie sich heute zeigt, spricht, kennt die Geschichte nicht: Große Heilige wie Katarina von Siena haben ganz ähnlich gesprochen angesichts der Nöte der Kirche in ihrer Zeit!

Das Glaubensproblem aller Extremisten

Extrema se tangunt“ – Extreme berühren sich, haben Gemeinsamkeiten: Man könnte nämlich die Frage, die Bischof Fellay seinen Brüdern stellt, auch den Anhängern der innerkirchlichen Protestbewegungen genauso stellen, weil sie „dasselbe Glaubens-Problem“ haben wie die Extremisten der Piusbrüder – etwa so: „Glaubt ihr wirklich noch, dass die katholische Kirche die Kirche Jesu Christi und dass der Papst der von Christus bestellte Nachfolger des Apostels Petrus ist? Wenn ihr das wirklich glaubt, wie könnt ihr dann diese Opposition betreiben ohne die Sorge, damit eigentlich in Opposition gegen Christus zu geraten – wie Paulus, den der Herr selbst fragt: ‚Saulus, warum verfolgst du mich?‘“

Wahrscheinlich sehen die Gegner einer Wiedervereinigung mit der Kirche innerhalb der Piusbruderschaft die Protestierer in der Kirche genauso als extremes Feindbild wie umgekehrt diese den Piusbrüdern höchstens mit „Feindesliebe“ zu begegnen bereit sind!

Aus der Isolation befreien und eingliedern

Sicher ist: Wenn die Einigung wirklich zustande kommt, wird dies für wirklich ökumenisch denkende Katholiken, die die Einheit mit allen „anderen Christen“ ersehnen, ein Tag der Freude sein und dies sogar dann, wenn einige Teile der Piusbrüder „zurückbleiben“ und dann als kleine Sekte der katholischen Kirche auf ihrem Weg durch die Jahrhunderte eine Zeit lang nachhinken, wie andere Sekten es ja auch getan haben und manche noch tun.

Bis das Werk vollbracht ist, sollten wir Katholiken von der einen Seite und die gut gesinnten Piusbrüder von ihrer Seite aus zwei Dinge tun: erstens nicht durch lieblose oder unerleuchtete Zwischenrufe das Zusammenfinden stören – und zweitens das Fest vorbereiten, wenn es so weit sein wird! Und dann sollten auch Wege gefunden werden, die zurückgekehrten Priester aus ihrer Isolation zu befreien und in die Seelsorge einzugliedern. Es ist unverantwortlich, katholische Priester wegen einer anderen Sprache und einem anderen Ritus auszugrenzen. Bei gutem Willen aller Beteiligten und, wenn nötig, mit Hilfe Roms werden sich Wege finden lassen. Es geht dabei um nichts Geringeres als den Dienst an den Menschen in der Feier der Eucharistie, von der ja alle sagen und glauben, sie sei Höhepunkt des kirchlichen Handelns!

„Für viele“ im Zeichen der Einheit

Mit einem Schreiben an alle Bischöfe des deutschen Sprachraums hat Papst Benedikt XVI. definitiv die Verwendung der Übersetzung „für viele“ anstelle „für alle“ in den Wandlungsworten eingefordert. Doch stellt der Brief vom 14. April 2012 nicht nur eine Anweisung dar, vielmehr ist sie mit einer ausführlichen katechetischen Erklärung verbunden, welche Benedikt XVI. damit als Vertiefung der Lehre über die Hl. Eucharistie der ganzen Kirche anbietet. Pfarrer Erich Maria Fink stellt das päpstliche Dokument inhaltlich vor und zeigt auf, wie sehr sich der Papst wieder einmal als Brückenbauer und Vermittler zwischen unterschiedlichen theologischen Positionen erwiesen hat.

Von Erich Maria Fink

Papst Benedikt XVI. hat mit einem Brief an alle Bischöfe im deutschen Sprachraum zur Frage der Übersetzung der Worte „pro multis“ in der römischen Liturgie mit „für alle“ oder „für viele“ Stellung genommen. Das Schreiben überraschte inhaltlich und vor allem von seiner Art her. Der Papst erteilte die unmissverständliche Anordnung, in allen Sprachräumen, in denen bislang bei den Wandlungsworten die Übersetzung „für alle“ verwendet wird, die liturgischen Bücher auf die wortgetreue Form „für viele“ umzustellen. Aber er machte sich die Mühe, seine Entscheidung mit theologischen Argumenten zu erklären und fordert einen solchen pastoralen Dienst auch von den Bischöfen. Um die Übersetzung „für viele“ im kirchlichen Leben einführen zu können, ohne Verwirrung zu stiften, müssten Priester und Gläubige darauf vorbereitet werden. Mit dieser Vorgehensweise hat Benedikt XVI. als oberster Hirte der Kirche ein eindrucksvolles Beispiel für pädagogisch einfühlsame pastorale Arbeit gegeben. Geistliche Führung kann nur Frucht bringen, wenn sie nicht nur kommandiert, sondern die Menschen helfend begleitet und ihnen ständig die Augen für die Gründe und Hintergründe der einzelnen Wegmarken öffnet. Genau das versucht Papst Benedikt mit seinem Schreiben zu tun. Und vom Inhalt her überrascht er deshalb, weil er über die bekannten Erklärungsmuster hinausgeht.

1. Christus ist „für alle“ gestorben

Zunächst blickt der Papst auf das Erlösungswerk, das Jesus Christus auf Golgota vollbracht hat. Der menschgewordene Sohn Gottes hat die Sünden aller Menschen und aller Zeiten auf sich genommen. Alle Menschen können in ihm das ewige Heil finden. Er bietet es allen an. So sind grundsätzlich alle berufen, durch ihn von ihren Sünden erlöst und gerettet zu werden. Die einmalige Hingabe Jesu Christi am Kreuz ist das Lösegeld, das für alle Menschen durch die ganze Geschichte hindurch zur Wiedergutmachung ihrer Schuld genügt. 

Dies stellt Benedikt XVI. von vornherein klar und verweist dazu auf die Heilige Schrift:

„Dass Jesus Christus als menschgewordener Sohn Gottes der Mensch für alle Menschen, der neue Adam ist, gehört zu den grundlegenden Gewissheiten unseres Glaubens. Ich möchte dafür nur an drei Schrifttexte erinnern: Gott hat seinen Sohn ‚für alle hingegeben‘, formuliert Paulus im Römer-Brief (Röm 8,32). ‚Einer ist für alle gestorben‘, sagt er im zweiten Korinther-Brief über den Tod Jesu (2 Kor 5,14). Jesus hat sich ‚als Lösegeld hingegeben für alle‘, heißt es im ersten Timotheus-Brief (1 Tim 2,6).“

In diesem Sinn nimmt der Papst auch die „Übersetzung des Missale nach dem Konzil“ in Schutz. Er zeigt Verständnis für die berechtigten Absichten, die hinter dieser interpretierenden Übersetzung stünden. Man habe „das Wort ‚viele‘ mit ‚alle‘ wiedergegeben […]: um in dem von Jesus gewollten Sinn die Universalität des von ihm kommenden Heils unmissverständlich auszudrücken“.

Wie wird nun nach der herkömmlichen Argumentationsweise der Gedankengang an dieser Stelle weitergeführt? Gewöhnlich wird dem universalen Heilswillen Gottes die tatsächliche Auswirkung der Erlösung durch Jesus Christus gegenübergestellt. Von den Theologen wird betont, dass das Heil nicht automatisch wirksam wird, sondern vom Menschen im Glauben angenommen werden muss oder zumindest nicht durch einen freien Akt abgelehnt werden darf. Soweit entspricht es ganz und gar der Lehre der Kirche. Die Rettung für das ewige Leben werde also zwar „allen“ angeboten, aber faktisch werde es nicht von allen in Anspruch genommen. Deshalb würden nur „viele“ erlöst.

In den heftigen Auseinandersetzungen um die richtige Wiedergabe der Wandlungsworte in den Landessprachen wurde meistens auf dieser Ebene argumentiert: Die Form „für alle“ bringe das Heilsangebot zum Ausdruck, „für viele“ jedoch zeige, dass eben nicht alle gerettet würden. Wer dem Anliegen der neuen Übersetzung wohlwollend gegenüberstand, erklärte normalerweise: Beide Varianten hätten ihre Berechtigung, man müsse die Worte „für alle“ nur richtig deuten und dürfe aus ihnen keine Allerlösungslehre ableiten. Die strikten Gegner der Übersetzung „für alle“ warfen jedoch genau diese Häresie der katholischen Kirche nach der Liturgiereform vor: Mit dem Ausdruck „für alle“ würde sie bei den Gläubigen den Eindruck erwecken, als würden alle Menschen erlöst und niemand käme in die Hölle. Durch die Form „für viele“ jedoch stelle sie fest, dass die Hölle nicht leer sei.

Papst Benedikt XVI. geht interessanterweise in seinem Brief auf diese Diskussion überhaupt nicht ein. Er macht zur Frage nach der tatsächlichen Erlösung, der endgültigen Rettung „aller“ oder „vieler“ keine Aussage. Doch wie kann er sich so nachdrücklich für die wortgetreue Form „für viele“ einsetzen und sich gleichzeitig der Auseinandersetzung um die Allerlösungslehre entziehen? Es gelingt ihm dadurch, dass er das Gespräch auf einer anderen Ebene fortführt. Gleichzeitig stellt er dem universalen Heilsangebot nicht nur eine Seite gegenüber, nämlich die Frage nach der tatsächlichen individuellen Annahme des Heils, sondern er fügt dem ersten Schritt zwei weitere hinzu. In einer Katechese, wie sie der Papst zur Einführung der wortgetreuen Übersetzung fordert, müssen alle drei Schritte nachvollzogen werden. 

2. Das Blut, das „für euch und für viele“ vergossen wird

Im zweiten Schritt nimmt Benedikt XVI. die Geschichte der Kirche in den Blick. Es ist die Zeit nach dem Tod und der Auferstehung Jesu Christi. Sie ist dadurch gekennzeichnet, dass bis zum Ende der Tage das einmalige Erlösungswerk Jesu Christi von Golgota in jeder Feier der Eucharistie vergegenwärtigt wird. Nach der Lehre des Papstes muss das Wandlungswort in diesem Rahmen gesehen und verstanden werden. Bezugspunkt ist also die Liturgie.

Benedikt XVI. betont zunächst, dass die Wandlungsworte auf den Einsetzungsbericht in der Bibel zurückgehen. Der Priester nimmt die Worte auf, die Jesus nach der neutestamentlichen Überlieferung selbst beim Letzten Abendmahl gesprochen hat. Und der Papst stellt die Frage: „Warum hat wohl Jesus selbst es so gesagt? Der eigentliche Grund besteht darin, dass Jesus sich damit als den Gottesknecht von Jes 53 zu erkennen gab, sich als die Gestalt auswies, auf die das Prophetenwort wartete.“

Die Kirche hat immer geglaubt, dass sich in Jesus Christus die Voraussage vom leidenden Gottesknecht erfüllt hat. Noch stärker jedoch wiegt die Aussage des Papstes, Jesus selber habe im Abendmahlsaal bewusst auf dieses Prophetenwort Bezug genommen, um deren Erfüllung in seiner Person zu bestätigen. In der Verbindung des Prophetenworts mit dem Einsetzungswort Jesu ist das Verständnis der Kirche von der Erlösung durch den Kreuzestod Christi als Sühneopfer für die Menschheit unverrückbar grundgelegt.

Um die ganze Dichte dieses „Liedes vom leidenden Gottesknecht“ erfassen zu können, muss es in seiner vollen Länge betrachtet werden. Dennoch einige Verse, die das Zueinander von „alle“ und „viele“ zum Ausdruck bringen: „Wir meinten, er sei von Gott geschlagen, von ihm getroffen und gebeugt. Doch er wurde durchbohrt wegen unserer Verbrechen, wegen unserer Sünden zermalmt. Zu unserem Heil lag die Strafe auf ihm, durch seine Wunden sind wir geheilt. Wir hatten uns alle verirrt wie Schafe, jeder ging für sich seinen Weg. Doch der Herr lud auf ihn die Schuld von uns allen. Er wurde misshandelt und niedergedrückt,  aber er tat seinen Mund nicht auf. Wie ein Lamm, das man zum Schlachten führt, und wie ein Schaf angesichts seiner Scherer, so tat auch er seinen Mund nicht auf. … Doch der Herr fand Gefallen an seinem zerschlagenen (Knecht), er rettete den, der sein Leben als Sühnopfer hingab. … Mein Knecht, der gerechte, macht die vielen gerecht; er lädt ihre Schuld auf sich. … Denn er trug die Sünden von vielen und trat für die Schuldigen ein“ (Jes 53,4-12).

Papst Benedikt XVI. hebt nun hervor, dass sich die Kirche um dieser Verbindung zwischen Jesaja 53 und dem Erlösungswerk Christi willen an das Wort Jesu im Abendmahlsaal halten müsse: „Sie sagt so aus Respekt vor dem Wort Jesu, um ihm auch bis ins Wort hinein treu zu bleiben. Die Ehrfurcht vor dem Wort Jesu selbst ist der Grund für die Formulierung des Hochgebets.“ Und abschließend fasst er noch einmal zusammen: „Ehrfurcht der Kirche vor dem Wort Jesu, Treue Jesu zum Wort der ‚Schrift‘, diese doppelte Treue ist der konkrete Grund für die Formulierung ‚für viele‘. In diese Kette ehrfürchtiger Treue reihen wir uns mit der wörtlichen Übersetzung der Schriftworte ein.“

Aber damit holt der Papst die Debatte nicht einfach nur auf die Ebene der Philologie zurück, wie es in manchen Kommentaren heißt. Gleichzeitig nämlich faltet Benedikt XVI. den Bezug zum Abendmahl weiter aus.

Jesus habe bewusst nicht von „allen“, sondern von „vielen“ gesprochen, weil er dabei die Menschen im Blick hatte, die der Einladung an seinen Tisch folgen werden, um seinen Leib und sein Blut unter den Gestalten des Brotes und des Weines zu empfangen. Und dies seien eben nicht alle, sondern nur die Gläubigen, die sich für die Hl. Messe Zeit nehmen und ihr Herz für den Empfang der Hl. Kommunion öffnen.

„Hier muss zunächst noch eingefügt werden“, so der Papst, „dass Jesus nach Matthäus und Markus ‚für viele‘, nach Lukas und Paulus aber ‚für euch‘ gesagt hat. Damit ist scheinbar der Kreis noch enger gezogen. Aber gerade von da aus kann man auch auf die Lösung zugehen. Die Jünger wissen, dass die Sendung Jesu über sie und ihren Kreis hinausreicht; dass er gekommen war, die verstreuten Kinder Gottes aus aller Welt zu sammeln (Joh 11, 52). Das ‚für euch‘ macht die Sendung Jesu aber ganz konkret für die Anwesenden. Sie sind nicht irgendwelche anonyme Elemente einer riesigen Ganzheit, sondern jeder einzelne weiß, dass der Herr gerade für mich, für uns gestorben ist. ‚Für euch‘ reicht in die Vergangenheit und in die Zukunft hinein, ich bin ganz persönlich gemeint; wir, die hier Versammelten, sind als solche von Jesus gekannt und geliebt. So ist dieses ‚für euch‘ nicht eine Verengung, sondern eine Konkretisierung, die für jede Eucharistie feiernde Gemeinde gilt, sie konkret mit der Liebe Jesu verbindet. Der Römische Kanon hat in den Wandlungsworten die beiden biblischen Lesarten miteinander verbunden und sagt demgemäß: ‚Für euch und für viele‘. Diese Formel ist dann bei der Liturgie-Reform für alle Hochgebete übernommen worden.“

3. „Die vielen“ tragen Verantwortung „für alle“

Im dritten Schritt geht es um das Geheimnis der Kirche als Sakrament für die Welt (Vgl. Lumen gentium, Nr. 1). Die Kirche ist in der Hand Gottes ein Werkzeug, durch das seine Gnade auch die anderen Menschen erreichen kann, die nicht zu den „vielen“ gehören, die um seinen Tisch versammelt sind. Der Papst betont, dass es sich dabei um ein geheimnisvolles Gnadenwirken Gottes handelt. Er schreibt: „Wie der Herr die anderen – ‚alle‘ – auf seine Weise erreicht, bleibt letztlich sein Geheimnis.“ Doch entscheidend ist für Benedikt XVI., dass auf diesem Weg das „für viele“ doch wieder zu einem „für alle“ wird. Denn diejenigen, die in der Feier der Eucharistie am Erlösungsopfer Christi teilnehmen, empfangen Leib und Blut Christi nicht nur für sich und ihr eigenes Heil, sondern sie stehen stellvertretend für die ganze Menschheit vor Gott. Sie, die vielen, sind berufen, für alle einzutreten.

Der Papst drückt dieses Geheimnis der Kirche mit den Worten aus: „Die vielen tragen Verantwortung für alle. Die Gemeinschaft der vielen muss Licht auf dem Leuchter, Stadt auf dem Berg, Sauerteig für alle sein. Dies ist eine Berufung, die jeden einzelnen ganz persönlich trifft. Die vielen, die wir sind, müssen in der Verantwortung für das Ganze im Bewusstsein ihrer Sendung stehen.“

 „Die vielen“ aber können diese Verantwortung für das Ganze nur erfüllen, wenn sie die Würde ihrer Berufung begreifen und mit dankbarem Staunen annehmen. So schreibt Benedikt XVI.: „Zunächst sollte es für uns, die wir an seinem Tische sitzen dürfen, Überraschung, Freude und Dankbarkeit bedeuten, dass er mich gerufen hat, dass ich bei ihm sein und ihn kennen darf. ‚Dank sei dem Herrn, der mich aus Gnad’ in seine Kirch‘ berufen hat…‘.“

Wenn wir aber zu unserer Berufung „Ja“ gesagt haben, darf uns das Wort „für viele“ wiederum trösten. Denn es ist nach Benedikt XVI. zugleich eine Verheißung: „In der heutigen Gesellschaft haben wir das Gefühl, keineswegs ‚viele‘ zu sein, sondern ganz wenige – ein kleiner Haufen, der immer weiter abnimmt. Aber nein – wir sind ‚viele‘: ‚Danach sah ich: eine große Schar aus allen Nationen und Stämmen, Völkern und Sprachen; niemand konnte sie zählen‘, heißt es in der Offenbarung des Johannes (Offb 7,9).“

Der Verweis auf die Schar derer, die dem Lamm gefolgt sind, rundet den Brief des Papstes ab. Damit stellt er seine Überlegungen in die gewaltige Perspektive hinein, welche uns durch die Offenbarung des Johannes eröffnet wird. „Die vielen“ müssen sich als die Schar derer verstehen, von denen es heißt: „Sie folgen dem Lamm, wohin es geht. Sie allein unter allen Menschen sind freigekauft als Erstlingsgabe für Gott und das Lamm“ (Offb 14,4). Erstlingsgabe zu sein aber bedeutet nicht, die Einzigen zu sein, die gerettet werden. Vielmehr wird „die Erstlingsgabe für Gott und das Lamm“ um der ganzen Ernte willen dargebracht.

Zusammenfassend beschreibt der Papst die drei Schritte noch einmal mit folgenden Worten:

1. „‚Alle‘ bewegt sich auf der ontologischen Ebene – das Sein und Wirken Jesu umfasst die ganze Menschheit, Vergangenheit und Gegenwart und Zukunft.“

2. „Aber faktisch, geschichtlich in der konkreten Gemeinschaft derer, die Eucharistie feiern, kommt er nur zu ‚vielen‘.“

3. „Wir sind viele und stehen für alle. So gehören die beiden Worte ‚viele‘ und ‚alle‘ zusammen und beziehen sich in Verantwortung und Verheißung aufeinander.“

Auswertung: das Geheimnis der Kirche

Mit der Rückkehr zur ursprünglichen Form der Wandlungsworte in der Übersetzung „für viele“ ist, wie Papst Benedikt XVI. selbst schreibt, weder „eine Reaktion am Werk, die das Erbe des Konzils zerstören will“, noch „hat die Kirche ihre Lehre verändert“. Aber wie er diese Lehre nun vorlegt und mit dem Wort „für viele“ verbindet, lässt ein Licht aufstrahlen, das die gegensätzlichen Positionen auf einzigartige Weise miteinander versöhnen und den Gläubigen das Geheimnis der Kirche ganz neu nahebringen kann.

Versöhnung geschieht, wenn traditionell ausgerichtete Kreise erkennen können, dass die Kirche nicht einfach allen Menschen das Heil verspricht, sondern ganz klar die Mitwirkung des Menschen an seiner Erlösung einfordert. Versöhnung geschieht aber auch, wenn fortschrittlich denkende Kreise sehen können, dass mit dem Ausdruck „für viele“ in keiner Weise die Hoffnung aufgegeben wird, dass auch außerhalb der Kirche Stehende von der Gnade erreicht werden können. Im Zeichen der Einheit also hat sich Papst Benedikt XVI. für die Form „für viele“ entschieden.

Das Geheimnis der Kirche als Braut des Lammes und dessen Erstlingsgabe zu leben, ist sowohl die Einladung des II. Vatikanischen Konzils als auch der rote Faden, der sich durch die heilsgeschichtlichen Offenbarungen der Neuzeit zieht. Seit den Offenbarungen des Heiligsten Herzens Jesu an die hl. Margareta Maria Alacoque im 17. Jahrhundert, welche beispielsweise zur Einführung des Hochfestes des Heiligsten Herzens Jesu am dritten Freitag nach Pfingsten durch den sel. Papst Pius IX. im Jahr 1856 geführt haben, ergeht an die Gläubigen der Ruf, ihre christliche Berufung stellvertretend „für alle“ zu leben. In Fatima fordert die Gottesmutter am Beginn des 20. Jahrhunderts die Gläubigen dazu auf, Jesus zu bitten, er möge „alle Seelen in den Himmel führen, besonders diejenigen, die seiner Barmherzigkeit am meisten bedürfen“. Und durch die hl. Sr. Faustina Kowalska, nach deren Offenbarungen der sel. Papst Johannes Paul II. im Jahr 2000 das Fest der Göttlichen Barmherzigkeit am Sonntag nach Ostern eingeführt hat, schenkt Jesus den Rosenkranz zur Göttlichen Barmherzigkeit. Darin lässt er am Ende eines jeden Gebets den Vers „für uns und für die ganze Welt“, d.h. „für alle“, anfügen.  

Es geht hierbei nicht nur um Formen der Frömmigkeit. Die Maßnahme des Papstes hat eine tiefe theologische Bedeutung. In der Art, wie Benedikt XVI. nun in seiner Lehre die Form „für viele“ erklärt, stellt er unzweideutig fest, dass sich das Erlösungswerk nicht auf das Tun Jesu Christi vor 2000 Jahren beschränkt, sondern dass die Kirche in ihrem sakramentalen Leben an der Erlösung mitwirkt. Ohne Jesus Christus kann kein Mensch gerettet werden, aber auch nicht ohne die Kirche, d.h. ohne „die vielen“, die sich durch die Geschichte hindurch für die Erlösungsgnade öffnen. Dies besitzt eine enorme Sprengkraft für das ökumenische Gespräch; denn allein auf dieser Grundlage kann die katholische Kirche auf die reformatorisch geprägten Glaubensgemeinschaften zugehen.

„Bei Ihrem Besuch am 15. März 2012 haben Sie mich wissen lassen, dass bezüglich der Übersetzung der Worte ‚pro multis‘ in den Kanongebeten der heiligen Messe nach wie vor keine Einigkeit unter den Bischöfen des deutschen Sprachraums besteht“, so schreibt Benedikt XVI. an den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, den Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch. Dieser aber bezeichnete in einer umgehenden Stellungnahme den Papstbrief erfreulicherweise als „Klärung und Abschluss einer Diskussion“.

Es bleibt zu hoffen, wie der Papst sich ausgedrückt hat, dass nun die Gefahr einer „Spaltung im innersten Raum unseres Betens“ gebannt ist. Denn es drohe „die Gefahr, dass bei der bald zu erwartenden Veröffentlichung der neuen Ausgabe des ‚Gotteslobs‘ einige Teile des deutschen Sprachraums bei der Übersetzung ‚für alle‘ bleiben wollen, auch wenn die Deutsche Bischofskonferenz sich einig wäre, ‚für viele‘ zu schreiben, wie es vom Heiligen Stuhl gewünscht wird.“ Unabhängig von der Veröffentlichung des neuen Gotteslobs oder einer neuen Ausgabe des Messbuchs könnten die Bischöfe im Übrigen zu jeder Zeit mit einem einfachen Beschluss oder Dekret den Gebrauch der Form „für viele“ in allen deutschsprachigen Gottesdiensten einführen.

Ausblick: die vorbereitende Katechese

Gleich nach seiner Amtseinführung hatte Benedikt XVI. die „pro multis“-Thematik angepackt. Im Juli 2005 holte er zunächst bei allen Vorsitzenden der Bischofskonferenzen der Welt zu dieser Frage Stellungnahmen ein und ordnete schließlich im Herbst 2006 die Änderung in allen Sprachgebieten an, in denen „pro multis“ mit „für alle“ übersetzt worden war. Schon damals bat er die Bischöfe, „den Gläubigen in den nächsten ein bis zwei Jahren eine geeignete Katechese anzubieten, damit sie auf die Einführung einer präzisen landessprachlichen Übersetzung der Formel des pro multis (z.B. ‚for many‘, ‚per molti‘, ‚für viele‘ bzw. ‚für die Vielen‘) vorbereitet werden“.

Deswegen erinnerte der Papst in seinem jetzigen Schreiben noch einmal daran, es sei damals „festgelegt“ worden, „dass dieser Übersetzung in den einzelnen Sprachräumen eine gründliche Katechese vorangehen müsse, in der die Bischöfe ihren Priestern wie durch sie ihren Gläubigen konkret verständlich machen müssten, worum es geht“. Und mit allem Nachdruck betont er: „Das Vorausgehen der Katechese ist die Grundbedingung für das Inkrafttreten der Neuübersetzung. Soviel ich weiß, ist eine solche Katechese bisher im deutschen Sprachraum nicht erfolgt. Die Absicht meines Briefes ist es, Euch alle, liebe Mitbrüder, dringendst darum zu bitten, eine solche Katechese jetzt zu erarbeiten, um sie dann mit den Priestern zu besprechen und zugleich den Gläubigen zugänglich zu machen.“

Grundlage für eine solche Katechese bildet nun der Brief des Papstes. Eine Hilfe stellt aber auch das Schreiben vom 17. Oktober 2006 dar, das der damalige Präfekt der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung, Francis Kardinal Arinze, im Auftrag des Papstes verschickt hat und ebenfalls ausführliche Erklärungen exegetischer und historischer Art enthält. Außerdem kann das Buch des Papstes „Jesus von Nazareth. Zweiter Teil: Vom Einzug in Jerusalem bis zur Auferstehung“ (Freiburg 2011, S. 154-158) ein erhellendes Licht auf die Thematik werfen. Darin lässt Benedikt XVI. den Leser spüren: Hinter der Maßnahme verbirgt sich für ihn nicht nur kirchenpolitisches Kalkül, um beispielsweise die Priesterbruderschaft St. Pius X. zurückzugewinnen, sondern ein theologisch-geistliches Herzensanliegen.

Fruchtbar gelebter Zölibat

André-Marie Jerumanis stammt aus Belgien und wurde am 27. Mai 1956 geboren. Er ist Priester und Arzt, hat in Moraltheologie promoviert und doziert an der Theologischen Fakultät Lugano (Schweiz). Im April 2012 erschien das Buch „Verheiratete Priester? 30 brisante Fragen zum Zölibat“,[1] an dem er wesentlich mitgearbeitet hat. Er bringt darin die Überzeugung zum Ausdruck, dass der Zölibat keine frauen- und ehefeindliche Kirchenkultur fördert, sondern im Gegenteil die Wertschätzung sowohl der Frau als auch der Ehe begünstigt (vgl. S. 104ff). Den einzigen Weg, als Priester den Zölibat fruchtbar zu leben, sieht er darin, sich die Haltung Jesu den Frauen gegenüber zu eigen zu machen.

Von André-Marie Jerumanis

Das Bild der Frau als Schwester

Johannes Paul II. hat mit Nachdruck hervorgehoben: „Um reif und gelassen im Zölibat zu leben, erscheint es besonders wichtig, dass der Priester in seinem Innersten das Bild der Frau als Schwester entwickelt.“[2] Der Zölibat um des Himmelreichs willen muss dazu führen, dass der Priester die Frau mit anderen Augen sieht: nicht mit den Augen der Begierde und des Verlangens, auch nicht mit den Augen der argwöhnischen Missbilligung, sondern mit einem neuen, positiven Blick tiefster Wertschätzung, wie Christus selbst sie empfunden hat – einem Blick, der innere Reife voraussetzt und gezielt gepflegt werden muss.

Vertrauen vonseiten der Frauen

In seinem Schreiben über die Würde und Berufung der Frau führt Johannes Paul II. aus: „Es wird allgemein zugegeben – sogar von solchen Menschen, die der christlichen Botschaft kritisch gegenüberstehen –, dass Christus seinen Zeitgenossen gegenüber zum Förderer der wahren Würde der Frau und der dieser Würde entsprechenden Berufung geworden ist. Das löste bisweilen Befremden und Verwunderung aus und ging oft bis an die Grenze eines Skandals: ,Sie wunderten sich, dass er mit einer Frau sprach‘ (Joh 4,27).“[3] Der Papst wies auch auf die Fruchtbarkeit einer solchen Haltung hin: „Wenn der Priester mit Hilfe der göttlichen Gnade und unter dem bes. Schutz Mariens, der Jungfrau und Mutter, in diesem Sinne seine Haltung gegenüber der Frau reifen lässt, wird er erleben, dass sein Dienst von einem Gefühl großen Vertrauens gerade vonseiten der Frauen begleitet wird, Frauen, die von ihm in den verschiedenen Altersstufen und Lebenssituationen als Schwestern und Mütter gesehen werden.“[4] 

Wachsamkeit über die eigenen Gefühle

Natürlich ist die Tugend der Klugheit dennoch erforderlich. Etwas anderes anzunehmen wäre naiv. Das macht Johannes Paul II. ebenfalls deutlich: „Die Berufung zur Ehelosigkeit verlangt eine bewusste Verteidigung, mit besonderer Wachsamkeit über die Gefühle und das gesamte eigene Verhalten“, und er fügt hinzu: „Würden in der Beziehung zu einer Frau das Geschenk und die Wahl der Ehelosigkeit Gefahren ausgesetzt, dürfte es der Priester nicht unterlassen zu kämpfen, um seiner Berufung treu zu bleiben.“ Im weiteren Verlauf des Schreibens erinnert er daran, wie wichtig das Leben im Geist ist: „Wenn der Priester nicht in sich echte Haltungen des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe zu Gott fördert, kann er leicht den Rufen nachgeben, die ihn aus der Welt erreichen.“[5]

Beteiligung der Frau am Aufbau der Kirche

Der Priesterzölibat ist auch kein Grund, die Frau nicht am Aufbau der Kirche zu beteiligen. Sie ist genau wie die übrigen Gläubigen auch im Rahmen des allgemeinen Priestertums aller Getauften dazu berufen, an der prophetischen, priesterlichen und königlichen Sendung Christi teilzuhaben. Die Tatsache, dass die Frau nicht ordiniert werden kann, darf nicht als Diskriminierung gewertet werden; das wäre sie allerdings dann, wenn das Priesteramt kein Dienst, sondern eine Machtposition wäre. Tatsächlich ist es innerhalb der Kirche eher so, dass die Sendung des Mannes und die der Frau einander ergänzen. Aus kirchlicher Sicht „ist das Zeichen der Frau mehr denn je zentral und fruchtbar. Dies hängt mit der Identität zusammen, welche die Kirche von Gott erhalten und im Glauben angenommen hat. Diese ,mystische‘, grundlegende, seinshafte Identität muss man beim Nachdenken über die entsprechenden Rollen des Mannes und der Frau in der Kirche gegenwärtig halten.“[6]

Ehe und Zölibat als sich ergänzende Geschenke Gottes

Die Wertschätzung der Ehelosigkeit um des Himmelreichs willen geht im Christentum nicht zulasten der Ehe und ist auch keine Flucht vor der Ehe. Sowohl die Ehe als auch der Zölibat sind Geschenke Gottes. „Beiden entspricht ein spezifisches Charisma; jede von ihnen ist eine Berufung, die der Mensch mit Hilfe der Gnade Gottes in seiner Existenz zu erkennen imstande sein muss.“[7] Beide Lebensformen sind Ausdruck einer bräutlichen Liebe und damit Berufungen zur völligen Selbsthingabe.

In der Lehre Jesu, die von der Tradition der Kirche aufgegriffen wird, besitzt die Ehe eine eigene Würde und sakramentale Heiligkeit, die seit zweitausend Jahren standhaft verteidigt wird. Und doch gibt es im Christentum noch einen anderen Weg, nämlich die „bewusst gewählte Ehelosigkeit um des Himmelreichs willen“. Gerade im Hinblick auf dieses Reich sind Ehe und Zölibat nur in Ergänzung zueinander zu verstehen. Beide sind von Treue und Fruchtbarkeit gekennzeichnet. „Die vollkommene eheliche Liebe muss in sich etwas von dieser Treue und dieser Hingabe an den Einzigen Bräutigam (und auch von der Treue und Hingabe des Bräutigams an die einzige Braut) haben, auf den die Ordensprofess und auch der priesterliche Zölibat aufgebaut ist.“[8] Auch die Fruchtbarkeit der Ehe ähnelt der „um des Himmelreichs willen“ enthaltsam gelebten bräutlichen Liebe, deren Frucht eine geistliche Vaterschaft oder Mutterschaft ist. Überdies weist der Zölibat um des Himmelreichs willen uns auf die Vergänglichkeit dieser Welt und auf die „Relativität“ – gemessen an der Liebe Gottes – der affektiven menschlichen Bindungen hin und lehrt uns, die Menschen, mit denen wir auf der natürlichen Ebene von Ehe und Familie verbunden sind, in der Liebe des Herrn zu lieben.


[1] Hrsg. von Arturo Cattaneo unter Mitwirkung von Manfred Hauke, André-Marie Jerumanis und Ernesto William Volonté. Mit einem Vorwort und Beitrag von Mauro Kardinal Piacenza, Präfekt der Kongregation für den Klerus. Aus dem Ital. übersetzt von Gabriele Stein, Paderborn 2012, 164 S., kart., ISBN 978-3-89710-501-0.
[2] Schreiben an die Priester zum Gründonnerstag 1995.
[3] Mulieris dignitatem, Nr. 12.
[4] Schreiben an die Priester zum Gründonnerstag 1995.
[5] Schreiben an die Priester zum Gründonnerstag 1995.
[6] Kongregation für die Glaubenslehre, Schreiben an die Bischöfe der katholischen Kirche über die Zusammenarbeit von Mann und Frau in der Kirche und in der Welt, 31. Mai 2004, Nr. 15.
[7] Schreiben an die Priester zum Gründonnerstag 1995.
[8] Johannes Paul II., Generalaudienz vom 14. April 1982.

Zur gegenwärtigen Diskreditierung der Priester

Bedrängnisse geistlich bewältigen

Am 5. Mai 2012 weihte der Augsburger Bischof Dr. Konrad Zdarsa in der Basilika St. Ulrich und Afra sechs Männer zu Diakonen. In seiner Predigt brachte er zum Ausdruck, dass Diakone und Priester heute einer gewaltigen Anfechtung ausgesetzt sind. Die Unterschiedlichkeit der gnadenhaften Begabungen werde in Frage gestellt, müsse von den geweihten Amtsträgern aber tapfer ausgehalten werden. Dazu möchte der Bischof seinen Diakonen und Priestern eine Hilfe an die Hand geben. Gleichzeitig spiegeln seine Worte die Spiritualität wider, mit der er selbst die Schwierigkeiten und Anfeindungen verarbeitet, denen er derzeit ausgesetzt ist. Nachfolgend die wichtigsten Gedanken aus seiner Predigt.

Von Bischof Konrad Zdarsa, Augsburg

Gleichgestaltung mit Christus

Durch die Weihe empfängt der Diakon eine von Gott geschenkte, gnadenhaft verliehene Begabung und Beauftragung zum diakonischen Dienst, zur Gleichgestaltung mit Christus. Mit Christus, der nicht gekommen ist, um sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösepreis für viele.

Das vermittelt ihm die Kirche, darin wird er mit der Hl. Weihe zum Diakon bestärkt und besiegelt. Welche Aufgabe, welchen Dienst oder welche Verantwortung er einmal auch immer in der Kirche im Dienst an Gott und den Menschen übernehmen wird – er muss immer tiefer in diese Haltung und Gesinnung eintauchen. Diese Gewissheit soll bei allen Menschen, die ihm begegnen, die ihm anvertraut und aufgegeben sind, immer mehr wachsen und noch sicherer werden.

Unterschiedlichkeit der Beauftragung

Den Menschen geschwisterlich zu begegnen, ihnen als Diakon der Kirche entgegenzugehen, bedeutet nicht, sich schulterklopfend anzubiedern und alle Verschiedenheit zu nivellieren. Die Unterschiedlichkeit der gnadenhaften Begabung und die damit verbundene Beauftragung und Verantwortung muss bewusst übernommen und tapfer ausgehalten werden. Denn alles, was uns gegeben ist, ist uns zum Dienst gegeben. Was dem Diakon verliehen wird – die Nähe zur Leihgabe ist unüberhörbar –, muss er eines Tages gut gebraucht und genutzt mit großem Gewinn zurückgeben können. Damit ist aller Ungeist eigenmächtiger Anmaßung von vornherein gebannt. Dann bleibt er vor allem transparent für den, der durch ihn wirken will, unseren Herrn Jesus Christus. Dann können die Menschen Ihn – und einzig und allein darauf kommt es an – und in Ihm den Vater sehen.

Dienst helfender Liebe

Und es gibt keinen zu geringen und keinen zu schwerwiegenden Dienst, in dem diese Haltung nicht verwirklicht werden kann. Ob der Diakon das Evangelium verkündet oder die Gaben für das eucharistische Opfer vorbereitet, ob er den Gläubigen den Leib und das Blut Christi austeilt oder im Auftrag des Bischofs Ungläubige und Gläubige ermahnt und in der Hl. Lehre unterrichtet, ob er Gebetsgottesdienste leitet, die Taufe spendet, den Brautleuten als qualifizierte Zeugen beisteht und sie segnet, ob er schließlich den Sterbenden die Hl. Wegzehrung bringt und die Verstorbenen zur letzten Ruhe bestattet. – Damit werden die Aufgaben der Diakone im Weiheritus im Großen und Ganzen beschrieben. Dann aber heißt es nahezu noch feierlicher hervorgehoben und lapidar: Aufgrund apostolischer Überlieferung durch Handauflegung geweiht und dem Altar eng verbunden, versehen die Diakone im Auftrag des Bischofs oder des Pfarrers den Dienst helfender Liebe. 

Bedrängnis als Gnade

Die größte Anfechtung der Kirche besteht meines Erachtens in der gegenwärtigen Diskreditierung ihrer Priester. Unsere Zuversicht und unser Vertrauen aber bauen mit dem Apostel Paulus darauf, dass Gott das gute Werk, das er begonnen hat, auch bis zum Tage Christi vollenden wird. Der Apostel findet diese Zuversicht sogar noch durch die Gnade bestätigt, die ihm durch seine Gefangenschaft und die Verteidigung und Bekräftigung des Evangeliums gewährt ist. Apostolischer kann man es wohl nicht verstehen, fundamentaler kann es wohl nicht formuliert werden, was den wahren Diener Gottes auszeichnet. Sogar noch die Anfechtung, die Verteidigung und Bekräftigung der Frohen Botschaft, ja, die persönliche Unfreiheit um des Evangeliums willen (!) bedeuten Gnade, unverdientes Geschenk und Zuwendung Gottes. Das kann nur nachvollziehen und erfassen, der immer mehr bemüht ist, mit Christus gleichgestaltet und für ihn transparent, durchscheinend zu sein.

Geistliche Bewältigung von Schwierigkeiten

Schmähung, Kampf und Leiden – das alles brauchen wir uns nicht eigens zu suchen. Es wird jedem von uns nur in dem Maße zugemutet werden, als er die Kraft hat, es zu tragen. Aber an jedem Ort und zu jeder Zeit ist er dazu aufgerufen, allem, was ihm begegnet, geistlich zu begegnen, alles, was ihm aufgegeben wird, geistlich zu bewältigen. In allen Phasen seines Dienstes soll er bedenken und vergegenwärtigen, was ihm bei der Überreichung des Evangelienbuches ans Herz gelegt wurde: „Nimm hin das Evangelium Christi. Zu seiner Verkündigung bist du bestellt. Was du liest, ergreife im Glauben, was du glaubst, das verkünde, und was du verkündest, erfülle im Leben!“

Rat des hl. Karl Borromäus

„Ich gestehe: wir alle sind schwach. Aber Gott, der Herr, hat uns Mittel gegeben, die uns leicht helfen können, wenn wir nur wollen.“ Dieses Bekenntnis vernehmen wir Jahr für Jahr in der geistlichen Lesung des Stundenbuchs von keinem geringeren als dem hl. Karl Borromäus. In der Folge verweist der Heilige auf zahlreiche Verhaltensweisen, die dazu gegeben und geeignet sind, unseren geistlichen Dienst zu unterstützen und zu fördern. „Erkennt, Brüder“, so differenziert er, „dass nicht allen Männern der Kirche in gleicher Weise dasselbe notwendig ist.“ Aber für alle ist ihm wichtig: „Es gibt das innere Gebet, das allen unseren Handlungen vorausgeht, sie begleitet und ihnen folgt.“ Und er zitiert selber aus dem ersten Brief an die Korinther: „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“

Notwendigkeit des persönlichen Gebets

Wir mögen die Anfechtung der Kirche von außen oder von innen feststellen und beklagen – ohne persönliches Gebet, wo auch immer wir sind, sägen wir an unserem eigenen Ast. Ohne persönliches Gebet sind wir unfähig, einander in Liebe zu begegnen oder missionarisch Kirche zu sein, mögen wir noch so viel davon reden oder schreiben. Vom hl. Karl Borromäus lassen wir uns vergewissern: „Alle Schwierigkeiten, die wir notwendig Tag für Tag in großer Zahl erfahren – wir sind ja in sie hineingestellt –, werden wir leicht überwinden können. Auf diese Weise gewinnen wir die Kraft, Christus in uns und in anderen zu gebären“, soweit der Heilige.

Der Dienst der Liebe, das besondere Feingefühl für das, was vor allem die Armen und Geschlagenen brauchen, das Ertragen aus Gnade, das vertrauensvolle, inständige Gebet – damit können wir gemäß der Weisung des Herrn das Werk vollbringen, das der, der beim Vater für uns eintritt, unser Herr Jesus Christus, vollbracht hat.

Das „Wunder von Mosta“ vor 70 Jahren

Pfarrer Erich Maria Fink ist durch die Gebetsgemeinschaft „Maria – Mutter Europas“ seit vergangenem Herbst in besonderer Weise auch mit Malta verbunden. Während seine Pfarrei im russischen Ural innerhalb der Partnerschaft den äußersten Nordosten Europas vertritt, wurde von den Bischöfen Maltas im November 2011 die altehrwürdige Kirche Unserer Lieben Frau von Mellieħa als marianischer Leuchtturm im äußersten Süden des Kontinents ausgewählt. Im Mai dieses Jahres besuchte Pfr. Fink zum ersten Mal sein neues Partnerheiligtum in Mellieħa. Dabei lernte er die tiefe Religiosität des kleinen Inselstaates kennen und stieß auch auf das sog. „Wunder von Mosta“, das sich vor 70 Jahren ereignet hat. Er gibt einen Einblick in interessante Details, die im deutschen Sprachraum weithin unbekannt sind.

Von Erich Maria Fink

Katholisches Urgestein

Malta gehört zum katholischen Urgestein des christlichen Abendlandes. 98 Prozent der Bevölkerung sind katholisch, die übrigen zwei Prozent bestehen mehrheitlich aus muslimischen Libyern. Ein Großteil der Getauften nimmt auch heute noch aktiv am kirchlichen Leben teil. Religion und Politik sind auf Malta so eng miteinander verknüpft, dass der katholischen Kirche faktisch der Charakter einer Staatsreligion zukommt. Abtreibung ist noch immer strafbar, während die Ehescheidung durch eine Volksabstimmung am 29. Mai 2011 gesetzlich ermöglicht wurde. Trotz des nachdrücklichen Plädoyers der Bischöfe sprach sich eine knappe Mehrheit für das neue Scheidungsrecht aus. Die Entscheidung bedeutet keine Absage der Bevölkerung an die katholische Kirche. Sie macht aber eine Krise unter der jungen Generation sichtbar, die sich auf vielfache Weise offenbart. In den vergangenen fünfzehn Jahren beispielsweise hat sich die Zahl der unehelichen Kinder verzehnfacht. Dies hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass sich auf dem Hintergrund des gesetzlichen Verbots der Ehescheidung die Angst vor einer endgültigen Bindung enorm verstärkt hatte.

Auf dem Fundament des hl. Paulus

Die religiöse und nationale Identität der Malteser ist zunächst durch die geschichtliche Verbindung zum Völkerapostel Paulus geprägt. Nach dem Bericht der Apostelgeschichte (Apg 27,12-28,10) hatte der hl. Paulus bei seiner Überfahrt von Jerusalem nach Rom vor Malta Schiffbruch erlitten. Während seines anschließenden kurzen Aufenthalts auf der Insel hinterließ er ein eindrucksvolles Zeugnis für die erlösende Kraft des Evangeliums. So erinnert ein gewaltiges Denkmal auf den Saint Paul‘s Islands (maltesisch: Il-Gżejjer ta' San Pawl), einem vorgelagerten Riff im Nordwesten der Hauptinsel, an die Stelle, wo Paulus mit der übrigen Schiffsbesatzung gestrandet sein soll. Die ganze Bucht trägt seinen Namen, auf Englisch St. Paul‘s Bay, ähnlich wie unzählige Kirchen und Kapellen auf den drei bewohnten maltesischen Inseln. Einige Kilometer südlich der Bucht beispielsweise befindet sich ein Pauluskirchlein mit der maltesischen Bezeichnung San Pawl Milqi. Es steht auf einer Anhöhe am Ortsrand von Burmurrad und soll den Ort markieren, an dem der Apostel nach der biblischen Darstellung (Apg 28,7) einem gewissen Publius, dem Obersten der Insel, begegnet ist und dessen Vater von Fieber und Ruhr geheilt hat. Tatsächlich konnten Archäologen unter der Kirche die Fundamente eines römischen Landhauses finden. Ein anderes Beispiel ist die Kirche St. Pauli Schiffswrack in Valletta, der Hauptstadt der Republik Malta im Nordosten der Hauptinsel. In ihr werden eine große Handreliquie des hl. Paulus sowie ein Teil des Meilensteins aus Tre Fontane in Rom verehrt, auf dem der Apostel enthauptet worden sein soll.

Das Erbe des Malteserordens

Der Name Valletta deutet auf eine zweite Wurzel hin, ohne die das religiöse Leben der Malteser nicht verstanden werden kann. Es ist die Geschichte des bekannten Malteserordens, der eigentlich Johanniterorden bzw. Orden des heiligen Johannes zu Jerusalem, zu Rhodos und zu Malta heißt. Als Ritterorden war er 1099 nach der Eroberung Jerusalems durch das Heer des Ersten Kreuzzugs entstanden. Nach dem Untergang der Kreuzfahrerstaaten verlegte der Orden seinen Sitz im Jahr 1306 zunächst nach Rhodos und 1530 nach Malta. Von daher stammen die Bezeichnungen Rhodesier und später Malteser. Der spanische König hatte die Inselgruppe, die vom 9. bis zum 11. Jahrhundert unter arabischer Herrschaft stand, im 16. Jahrhundert den Maltesern übertragen. Deren Großmeister Jean Parisot de la Valette gründete 1566 Valletta als Festungsstadt, nachdem er die Insel erfolgreich gegen die osmanischen Angriffe, vor allem während der großen Belagerung 1567, verteidigt hatte. Der souveräne Malteserorden blieb in Malta über 200 Jahre lang an der Macht, bis er 1798 den französischen Revolutionstruppen unter Napoleon weichen musste. Noch heute besitzt der Orden einen staatsähnlichen völkerrechtlichen Status, obwohl er gegenüber der Republik Malta keinen politischen Anspruch mehr auf das Land erhebt.

Britische Kolonie im II. Weltkrieg

Gegen die französischen Plünderer wurden von den maltesischen Aufständischen die Briten zu Hilfe gerufen. So kam es, dass 1800 auf der Insel ein britisches Regiment stationiert wurde und die Engländer mit dem Frieden von Paris 1814 Malta als Kronkolonie erhielten. Erst 1964 wurde Malta von Großbritannien in die Unabhängigkeit entlassen, blieb jedoch noch zehn Jahre lang Mitglied des Commonwealth. Am 13. Dezember 1974 erklärte sich Malta zur parlamentarischen Republik und löste sich endgültig von der Queen als Staatsoberhaupt. Während des Zweiten Weltkriegs wurde dem Inselstaat die britische Staatszugehörigkeit zum Verhängnis. Von seinem Hafen aus wurde der Nachschub des deutschen Afrikakorps behindert. Aus diesem Grund geriet Malta zwischen die Fronten. Mehrere Jahre lang kam es zu heftigen Kämpfen um das kleine Land. Seinen ersten Luftangriff erlebte es am 11. Juni 1940. Dies war der Beginn von mehr als 3300 Luftalarmen innerhalb der folgenden zweieinhalb Jah-re, bis die Bombardements nach etwa 2000 Angriffen 1942 eingestellt wurden. Auf die 28 km lange und 13 km breite Insel wurde eine Bombenlast von insgesamt 17.000 Tonnen abgeworfen. Mehr als 1500 Menschen kamen ums Leben, etwa 2000 Personen wurden schwer verletzt und über 30.000 Gebäude zerstört.

Ganz in der Nähe des Marienheiligtums von Mellieħa befindet sich der Eingang zu einem Luftschutzbunker aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Kilometerlange Gänge sind in den weichen Felsen geschlagen und können heute als eine Art Museum besichtigt werden. Da ich als Priester erkennbar war, brauchte ich keinen Eintritt zu bezahlen. Und als die Verantwortlichen erfuhren, dass ich Deutscher bin, gaben sie sich umso größere Mühe, mir die Ereignisse von damals nahezubringen. Welches Leid der militärische Wahnsinn des NS-Regimes über die unschuldige Bevölkerung von Malta gebracht hat, ist unsäglich. Ich war zutiefst erschüttert und beschämt. Schweigend und zugleich mit Ehrfurcht vor der Tapferkeit der Malteser ging ich durch die Anlage. Mich beschäftigte die Meldung, die der damalige Gouverneur von Malta, der britische Offizier Sir William George Shedden Dobbie (1879-1964), am 25. Mai 1941 erhalten hatte: „Eure historischen Denkmäler, eure Kirchen und Kathedralen werden von den Barbaren zertrümmert und entehrt werden.“ Tatsächlich gaben sich die Nationalsozialisten nicht damit zufrieden, möglichst viele Menschenleben auszulöschen. Sie hatten sich geschworen, die ganze Insel in Schutt und Asche zu legen und ihre Schönheit für immer zu zerstören.

 Religiöser Eifer des britischen Gouverneurs

Gouverneur Dobbie war ein überzeugter Christ und verstand seine militärische Laufbahn von Jugend an als Ruf, „in den Dienst Gottes zu treten“. Vom Herrn erflehte er die Führung bei seinen Unternehmungen, er betete regelmäßig vor den Anwesenden laut zu Tisch, ließ unter seinen Truppen Bibeln verteilen und verwies die Soldaten auf den Sohn Gottes, der um unseretwillen am Kreuz gestorben sei. Er flehte öffentlich zu Gott um die Vernichtung seiner Feinde. Damit gewann er die Herzen der Malteser. Es entsprach ihrer Religiosität, wie sie sich im Abwehrkampf gegen den Islam durch die Geschichte hindurch geformt hatte. Das mutige Bekenntnis Dobbies zu Jesus Christus wurde von der Bevölkerung positiv aufgenommen und geschätzt, obwohl er selbst nicht katholisch war, sondern eine evangelikale Prägung in der anglikanischen Glaubensgemeinschaft besaß.

Im April 1940 hatte Feldmarschall William Edmund Ironside, der damalige Chef des Imperialen Generalstabs Großbritanniens, dem bereits in Ruhestand versetzten Dobbie die Position des Gouverneurs und Oberkommandierenden (Commander-in-chief) von Malta angeboten. Dobbie hatte die Aufgabe sofort angenommen. Doch bereits wenige Wochen später, als Frankreich im Juni 1940 gefallen war, brauchte er sich keine Hoffnungen mehr auf eine Hilfe aus England machen. Der offensichtlich auch religiös eingestellte Ironside sandte ihm ein Fernschreiben, in dem es hieß: „Persönlich vom Chef des Imperialen Generalstabs, Deuteronomium, Kapitel 3, Vers 22.“ Der Vers lautet: „Fürchtet euch nicht vor ihnen; denn der HERR, euer Gott, streitet für euch.“ Daraufhin gab Dobbie als Tagesbefehl die Anordnung heraus: „Die Entscheidung der Regierung Seiner Majestät, bis zum endgültigen Sieg über unsere Feinde zu kämpfen, wurde von allen Reihen der Garnison von Malta mit Befriedigung gehört. Es kann sein, dass schwierige Zeiten vor uns liegen, aber so hart sie auch sein mögen, ich weiß, dass der Mut und die Entschlossenheit aller Dienstgrade nicht wanken werden und dass wir mit Gottes Hilfe die Sicherheit dieser Festung halten werden. Ich fordere daher alle Offiziere und Soldaten auf, Gottes Hilfe demütig zu suchen und dann im Vertrauen auf ihn unerschrocken ihre Pflicht zu tun.“

Das Georgs-Kreuz für die ganze Insel

Dobbie aber rief nicht nur zum Gottvertrauen auf. Er machte sich unverzüglich ans Werk, um die Verteidigungseinrichtungen, welche sich in einem trostlosen Zustand befanden, auf allen Ebenen auszubauen. Als Luftschutzbunker für die Bevölkerung ließ er etwa 20 km Tunnel in die Kalkfelsen treiben und organisierte Hilfskonvois. Schließlich geschah das völlig Unerwartete: Malta konnte von den Nazis nicht eingenommen werden. Im Sommer 1942 stellte die deutsche Luftwaffe ihre Bombardements ein. Der britische König Georg VI. aber verlieh der gesamten Bevölkerung des Landes bereits am 15. April 1942 das sog. Georgs-Kreuz für seine „Tapferkeit während der deutschen und italienischen Fliegerangriffe im 2. Weltkrieg“. Dieser Orden war von ihm erst am 24. September 1940 als höchste zivile Auszeichnung für Tapferkeit im Vereinigten Königreich gestiftet worden. Kurze Zeit später wurde Dobbie aufgrund völliger Erschöpfung von Feldmarschall John Vereker (Lord Gort) abgelöst und nach seiner Rückkehr in die englische Heimat als „Knight Grand Cross“, der höchsten Klasse des Ordens vom hl. Michael und Georg, geehrt.

Mit dem Blick auf die Religiosität des damaligen Gouverneurs soll weder dessen Person bewertet oder gar heiliggesprochen, noch einem Militarismus das Wort geredet werden. Das christliche Profil dieses Offiziers gilt heute in unserer säkularisierten Gesellschaft, sofern es nicht vollkommen totgeschwiegen wird, verständlicherweise als umstritten. Umso mehr sollten wir das Zeugnis dieses Mannes in Erinnerung behalten. Es bildet einen wesentlichen Mosaikstein für das Bild, das uns die außergewöhnliche Rolle Maltas im Zweiten Weltkrieg begreifen lässt. Im Zeichen der Ökumene dürfen wir anerkennen, dass Gott auf den ganz und gar ernst gemeinten Glauben Dobbies eingegangen ist und seinen öffentlichen Ruf mit der Hilfe von oben beantwortet hat. Dies fügt sich nicht nur in die geschichtlichen Tatsachen ein, sondern kann uns auch für Gegenwart und Zukunft ermutigen, Gott und die rettende Macht des christlichen Glaubens wieder selbstverständlicher in das gesellschaftspolitische Leben einzubringen.

Viertgrößte Kirchenkuppel der Welt

Auf diesem Hintergrund muss auch die Verschonung der Kirche in Mosta und der darin versammelten Gläubigen bei einem Luftangriff auf Malta im Jahr 1942 gesehen werden. Die Ereignisse werden gewöhnlich als „Wunder von Mosta“ bezeichnet. Natürlich war es kein Wunder im strengen Sinn des Wortes. Wer jedoch die ganzen Zusammenhänge unvoreingenommen betrachtet, kann das Wirken Gottes in dem Geschehen nicht übersehen. Und er versteht, warum das „Te Deum“ in Mosta bis zum heutigen Tag nicht verstummt ist.

Mosta befindet sich zwischen Valletta und Mellieħa im Zentrum der maltesischen Hauptinsel. Der Name der Stadt ist ein arabisches Wort und heißt nichts anderes als „Mitte“. Neben der ehemaligen Kolonialsprache Englisch ist Maltesisch heute sowohl Amtssprache als auch die Liturgiesprache der katholischen Kirche. Die Gottesdienste werden fast ausschließlich auf Maltesisch gefeiert. Es handelt sich dabei in ihrer Grundstruktur um eine arabische Sprache, übrigens die einzige, die lateinische Schriftzeichen verwendet. Und so ist auch in der Hl. Messe ständig das Wort „Allah“ zu hören, mit dem die Kirche in ihrer Liturgie offiziell Gott bezeichnet.

Die Stadt Mosta, in der heute etwa 17.000 Einwohner leben, besitzt ein einzigartiges Juwel. Es ist die Mariä-Himmelfahrts-Kirche, die Rotunda Santa Marija Assunta. Sie zeichnet sich durch die viertgrößte freitragende Kirchenkuppel der Welt mit einem Durchmesser von 39 Metern aus. Größer sind nur die Kuppeln des Petersdoms und des Pantheons in Rom sowie die des Doms Santa Maria del Fiore in Florenz. Der Kuppelbau in Mosta wurde von dem maltesischen Baumeister Grognet de Vassè dem Pantheon nachempfunden und zwischen 1833 und 1860 errichtet. Am 15. Oktober 1871 konnte der Bischof die neue Pfarrkirche, die zum größten Teil von der Bevölkerung selbst gebaut und finanziert worden war, einweihen.

Das „Wunder von Mosta“

Am 9. April 1942 gab es in Mosta wieder einmal Fliegeralarm. Schon in der Morgenfrühe tauchten feindliche Flugzeuge auf. Auch ein U-Boot wurde gesichtet. Um 10.35 Uhr begannen die Bombardements, die sich den ganzen Tag über hinzogen und verschiedene Städte trafen. Die zwei ersten Bomben rissen Krater in das Gelände des Flughafens Hal Far. Um 16.30 Uhr näherte sich der Insel eine große Zahl von Fliegern. Sie waren in drei Wellen gegliedert. Zehn Flugzeuge vom Typ JU 88 griffen zehn Minuten später die Stadt Mosta an. Dabei ereigneten sich die Bombeneinschläge, die in Zusammenhang mit dem „Wunder von Mosta“ stehen. Es folgten am selben Tag noch weitere Bombenangriffe auf die Stadt. Zwei Zivilisten ließen dabei in Mosta ihr Leben, der 56-jährige John M. Cauchi und ein weiterer Mann, der nicht mehr identifiziert werden konnte.

Der 9. April 1942 war der Donnerstag in der Osteroktav. Bereits um 16.00 Uhr hatten sich viele Gläubige in der Pfarrkirche zum Gebet vor der Abendmesse versammelt. Als die Bombardierungen begannen, flüchteten einige in nahegelegene Bunker. Die meisten aber blieben in der Kirche. Viele von ihnen waren ältere und kranke Leute, die sich ohnehin schwer taten, in die Luftschutzbunker hinunterzusteigen. So suchten sie im Gotteshaus Zuflucht und zogen sich zum Teil in die Seitenkapellen zurück.

Um 16.40 Uhr durchschlug plötzlich eine 500 kg schwere deutsche Fliegerbombe die Gewölbedecke, streifte die Wand, fiel auf den Boden und rollte in Richtung Kanzel. Die Kuppel als ganze blieb intakt, es war nur ein Loch aufgerissen. Doch die herunterfallenden Steine verursachten eine solche Staubwolke, dass der Kirchenraum kurzzeitig in Finsternis gehüllt war. Die Menschen erwarteten jeden Augenblick die Detonation der Bombe und suchten das Weite. Doch bald begannen sie zu begreifen, dass sie vor diesem schrecklichen Schicksal bewahrt blieben. Es kam zu keiner Explosion. In kürzester Zeit brachten mutige Angehörige der Armee die Bombe auf den Vorplatz und entschärften sie. Andere Bomben trafen die Fassade und die Außenbereiche der Kirche. Sie explodierten, richteten aber nur minimale Schäden an.

Die Fürsorge des guten Hirten

Zum Zeitpunkt des Einschlags befanden sich 302 Personen in der Kirche, die allesamt ums Leben gekommen wären. Doch es gab keine Todesopfer und auch keine Verletzten. Einige Augenblicke, bevor die Bombe und mit ihr das Baumaterial von der Decke stürzten, verließen die darunter stehenden Gläubigen blitzschnell ihren Platz und sprangen in den Korridor, der zur Sakristei führt. Sie waren einer inneren Intuition gefolgt und konnten ihr Verhalten rational nicht erklären. Nie war eine solche Bewegung unter den Gläubigen beobachtet worden.

Interessanterweise gab es außer dem Leck in der Decke nur einen weiteren Schaden. Die Bombe traf an der Wand ein Bild, das Jesus mit seinen Aposteln zeigt. Es ist, als wollte der Erlöser auf sich selbst aufmerksam machen. Er ist es, der das Leid der Menschen auf sich genommen hat, um sie zu retten. Der gute Hirte gab sein Leben hin für die Schafe. So konnten die Gläubigen der Gottesmutter für ihren Schutz danken, aber gleichzeitig begreifen, dass Maria nur Fürsprecherin bei ihrem Sohn ist, der allein mit göttlicher Vollmacht die Geschichte lenkt und Wunder wirkt.

Als bekannt wurde, was sich in Mosta ereignet hatte, erschien sofort Gouverneur Dobbie vor Ort. Er war tief betroffen und ordnete die Schließung der Kirche an. Dieser Befehl war in keiner Weise eine religionsfeindliche Äußerung, sondern eine gut gemeinte, vernunftgemäße Vorsichtsmaßnahme. Es wäre für ihn das Trauma seines Einsatzes auf Malta schlechthin gewesen, wenn ausgerechnet in dieser Kirche Hunderte von Menschen verunglückt wären. Er wusste, was dieses Gotteshaus für die Malteser bedeutet. Es war ihnen ans Herz gewachsen und in seiner grandiosen Architektur sollte es nach ihrem eigenen Verständnis den starken Glauben des maltesischen Volkes widerspiegeln.

Unter dem Schutzmantel der Gottesmutter

Hin und wieder wird die seltsame Geschichte verbreitet, es habe sich um eine manipulierte Bombe gehandelt. Beim Öffnen habe sich gezeigt, dass sie nur mit Sand gefüllt gewesen sei. Außerdem habe sie die Aufschrift „Grüße aus Pilsen“ getragen. Mit dieser Legende wollte man das „Wunder von Mosta“ als Sabotage-Akt von Arbeitern der Skoda-Werke in der deutsch besetzten Tschechoslowakei erklären. Diese Version aber ließ sich in Malta vor Ort bislang nicht verifizieren. Doch selbst wenn die Geschichte einen wahren Hintergrund hätte, wäre sie ebenfalls ein deutlicher Hinweis auf die Vorsehung Gottes.

Das Original der Bombe wird jedenfalls im Kriegsmuseum von Valletta aufbewahrt. Eine Kopie steht in der Sakristei der Kirche von Mosta, wo sie zu einem Ensemble gehört, das mit Fotografien und Zeugnissen die Ereignisse vom 9. April 1942 dokumentiert. Für die Bevölkerung des Inselstaates ist und bleibt das „Wunder von Mosta“ ein übernatürliches Zeichen dafür, wie sehr die Gottesmutter das maltesische Volk liebt und selbst ihren Mantel über das Heiligtum von Mosta ausgebreitet hat. So zeigen es zahlreiche Darstellungen der Kirche.

Heute befindet sich vorne rechts in der Kirche von Mosta eine große Statue Unserer Lieben Frau von Fatima. Nicht nur dort, sondern in fast allen Kirchen Maltas kann man den ganzen Tag über Menschen antreffen, die in Andacht versunken knien oder sitzen. Oft beten sie gemeinsam den Rosenkranz. Was mich am meisten überrascht hat, ist die große Zahl der Männer, die sich daran beteiligen. Das „Wunder von Mosta“ hat die marianische Frömmigkeit auf Malta gestärkt und die Herzen für die Wünsche Unserer Lieben Frau von Fatima weit geöffnet. Wir dürfen froh darüber sein, dass Malta mit seinem christlichen Fundament seit 1. Mai 2004 Mitglied der Europäischen Union ist. Bislang ist es deren kleinster Mitgliedsstaat. Das Vertrauen der Malteser zur Gottesmutter ist wie ein Anker, der das zerbrechliche Schiffchen Malta und in gewissem Sinn auch ganz Europa in den Stürmen der heutigen Zeit vor dem Verderben retten kann.

Christliche Hoffnungszeichen angesichts wirtschaftspolitischer Krisen

Miteinander für Europa

Was das Netzwerk „Miteinander für Europa“ am 12. Mai 2012 zustande gebracht hat, ist erstaunlich und ein echtes Hoffnungszeichen. Es war die dritte internationale Veranstaltung von Christen unterschiedlicher Konfessionen, die sich für die Einheit Europas und das Wohl des ganzen Kontinents auf der Grundlage christlicher Werte einsetzen. Entstanden ist die Initiative 1999 und verbindet heute rund 300 christliche Bewegungen und Gemeinschaften. Ihre Mitglieder sind evangelische, katholische, anglikanische und orthodoxe Christen ebenso wie Mitglieder von Freikirchen und neuen Gemeinden. Nach ähnlichen Begegnungen 2004 und 2007 in Stuttgart wählte das Netzwerk dieses Jahr Brüssel als zentralen Austragungsort. In der dortigen Gold Hall kamen mehr als 1000 Mitglieder aus den christlichen Gemeinschaften sowie Vertreter aus Politik und Gesellschaft zusammen. Live zugeschaltet waren Treffen aus 144 anderen Städten Europas. In Deutschland haben an 30 Orten schätzungsweise 8000 Menschen an solchen lokalen Aktionen und Begegnungen teilgenommen. Was alle miteinander verbindet, haben sie in einem Manifest zusammengefasst und als öffentlichen Appell an alle Länder und Nationen Europas gerichtet:

Wir sind Bürgerinnen und Bürger Europas und vertreten zahlreiche Bewegungen und Gemeinschaften, die mit dem Evangelium von Jesus Christus leben. Wir sind katholische, evangelische, reformierte, anglikanische, freikirchliche und orthodoxe Christen, die aus verschiedenen Ländern und Regionen Europas kommen. Trotz der großen Unterschiede in unserer Herkunft und Geschichte sind wir zu Freunden geworden, verbunden in geschwisterlicher Zusammenarbeit. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass unsere Verschiedenheit kein Grund zur Spaltung ist, sondern eine Vielfalt von Gaben und Begabungen zum Ausdruck bringt, einen Reichtum, aus dem wir schöpfen können. In unserem Miteinander haben wir erlebt, dass Einheit möglich ist, eine Einheit, die die eigene Identität nicht verwischt, sondern stärkt. Von einer solchen Vorstellung ließen sich auch die Gründerväter Europas leiten: Als Christen hatten sie nach der Tragödie der totalitären Systeme, nach dem Schrecken des Krieges und des Kolonialismus, des Abgrunds der Shoah und der Vernichtungslager den Mut zu einem großen Traum: einer Vision für die Einheit Europas.

Angesichts der Krise unseres Kontinents spüren wir als Christen und Europäer, dass die Antwort nicht nationalistischer Rückzug, Gegnerschaft oder Lokalpatriotismus sein kann. Diese Krise darf nicht dazu führen, Zuflucht hinter neuen Mauern von politischem und wirtschaftlichem Egoismus zu suchen. Sie würden uns auf unserem Kontinent spalten und den Norden vom Süden der Welt trennen. Europa braucht mehr Einheit. Wenn unsere Länder und Völker versuchen, die Herausforderung der globalen Welt nur allein zu bewältigen, werden sie bedeutungslos sein. Das Miteinander in Europa ist unsere Bestimmung! Europa ist eine Notwendigkeit für unsere Zukunft. Zukunft in Frieden, Wohlstand und Gerechtigkeit gewinnen wir durch Verbundenheit, Austausch und Zusammenarbeit. Ein Europa, das in versöhnter Vielfalt geeint ist, wird eine Kultur des Zusammenlebens verwirklichen, eine Kultur, die die Welt braucht.

Heute sagen wir mit Entschiedenheit, dass wir unser geschwisterliches Miteinander in den Dienst an der Einheit und am Frieden Europas und der Welt stellen wollen. Gemeinsam bekräftigen wir hier in Brüssel, wo wir an die Anfänge des europäischen Traumes erinnert werden, unseren Einsatz für ein geeintes und gastfreundliches Europa, in dem Freiheit, Barmherzigkeit und Solidarität das Zusammenleben prägen.

Wir setzen uns ein für ein Europa, das sich mit Großzügigkeit den Bedürfnissen der ärmeren Länder öffnet und den Frieden und das Zusammenleben aller Menschen in den Mittelpunkt seiner Bemühungen stellt.

"Der freie Wille ist eine reine Lüge!"

Angelpunkt der Lehre Luthers

Pfarrer Erich Maria Fink hat in einem Artikel zum bevorstehenden Lutherjubiläum (Nr. 2/2012) alle Interessierten dazu eingeladen, sich an einem „Klärungsprozess zu beteiligen und einen fruchtbaren Austausch in Gang zu bringen“. Inzwischen haben uns teilweise sehr ausführliche Meldungen zum Thema Luther erreicht, auf die wir gerne eingehen möchten. Mehrere Zuschriften befassen sich mit der Frage der Willensfreiheit. Hat Luther mit seinen Aussagen über den „unfreien“ Willen des Menschen tatsächlich philosophisch-theologische Urteile gefällt, oder nur existentielle Erfahrungen ins Wort gefasst? In welchem Sinn hat er die Freiheit des Menschen vor Gott geleugnet? Welchen Charakter haben seine biblischen Analysen zum Thema Prädestination? Nachfolgend geben wir zunächst in kursiver Schrift die Stellungnahme eines Theologen zum obengenannten Artikel wieder, der jedoch nicht namentlich in unserer Zeitschrift auftreten möchte. Anschließend bringen wir einen Auszug aus der Schrift „Der Geist im Widerspruch. Von Luther zu Hegel“ von Professor Dr. Alma von Stockhausen (Schriftenreihe der Gustav-Siewerth-Akademie, Band 3), die das Thema im Rückgriff auf Luthers Aussagen beleuchtet und die Meinung des Theologen in Frage stellt.

Aus der Zuschrift eines Theologen: „Wenn Martin Luther mit Erasmus von Rotterdam um das genaue Verständnis der Freiheit eines Christenmenschen ringt, dann treffen sich zwei Auffassungen von Freiheit: das stadtbürgerliche, auf Verantwortung und Interessenausgleich gegründete Verständnis des Erasmus und das von Luthers Erfahrungen mit klein- und mittelständischem Adel geprägte Verständnis einer willkürlich benutzbaren, jederzeit zerstörerisch auftretenden Form von Freiheit. Konsequenterweise finden Erasmus und Luther nicht zueinander. Wenn Luther davon spricht, dass eine freie Entscheidung nicht stattfinden kann, dann meint er unter Umständen gar nichts anderes als Erasmus von Rotterdam, der den freien Willen des Menschen verteidigt. Beider Menschenbild differiert, nicht beider Auffassung vom freien Willen! Dass die beiden Herrn dies nicht sehen konnten, ist verständlich, aber wir Heutigen sollten es sehen. Noch einmal anders gesagt: Luther leugnet wohl weniger den (relativ) freien Willen des Menschen, als vielmehr die Fähigkeit des Menschen, sich dessen ordnungsgemäß und damit konstruktiv zu bedienen. Das sah der Weise von Rotterdam in seiner aufblühenden Stadtrepublik naturgemäß anders als der aufrührige Mönch in seiner von Fehde-Handlungen geprägten Umwelt des kleinadeligen Mitteldeutschland!“

Von Alma von Stockhausen

Das Wesentliche der Sache

Mein Erasmus“, schreibt Luther, „ich lobe und preise gar sehr an Dir, dass Du als einziger von allen die Sache selbst in Angriff genommen hast, das heißt das Wesentliche der Sache, und dass Du mich nicht mit jenen fremdartigen Sachen über Papsttum, Fegefeuer, Ablass und ähnlichem geplagt hast. Einzig und allein Du hast den Kardinalpunkt der Sache erkannt und hast die Hauptsache selbst angegriffen.“![1] 

Die Sache selbst, um die es Luther in der Antwort an Erasmus von Rotterdam geht, ist der Nachweis, „dass der freie Wille eine reine Lüge sei“.[2] 

Die Freiheit des Menschen, wenn es überhaupt eine gibt, kann nur in Gott gründen. Aber wie sollen zwei Freiheiten – Gottes und des Menschen – ohne gegenseitige Einschränkung nebeneinander existieren? Nur wenn durch Offenbarung deutlich wird, dass Gottes Wesen sich selbst schenkende Liebe ist, kann sie in ihrer Kenosis als raumgebend für die Selbstbestimmung des anderen verstanden werden.

Nur „herzbewegte Liebe“, gibt der Narr in Shakespeares King Lear zu bedenken, vermag die Freiheit des anderen zu respektieren. „Kalter Allwille“[3] dagegen „vernichtet gänzlich das Dogma vom freien Willen“.[4] Wenn Gott will, weil er will, und weder „Ursache noch Grund für ihn Geltung haben“,[5] weil sein Wesen durch die „Alleinherrschaft“ der „Allmacht“ bestimmt ist, dann muss Gott „ein solcher lebendiger und wahrer Gott sein, der in seiner Freiheit uns Notwendigkeit auferlegt“.[6] 

„Selbst die natürliche Vernunft wird gezwungen zu bekennen, dass jener ein lächerlicher Gott wäre oder, richtiger, ein Götze, welcher das Zukünftige ungewiss voraussieht und es nicht vermöchte und täte.“[7] Weil Gott aber mit „unveränderlichem, ewigem und unfehlbarem Willen versieht, sich vornimmt und tut“,[8] wird „der freie Wille niedergestreckt“ wie durch einen „Blitzschlag“.[9] 

Der freie Wille ist gänzlich ein göttlicher Name

„Der Wille Gottes nämlich ist wirksam und kann nicht behindert werden“, argumentiert Luther, „da er die wesensmäßige Macht Gottes selber ist.“[10] Da „Gottes Wille nicht behindert werden kann“, folgert er weiter, „kann auch das Werk selbst nicht behindert werden, dass es geschehe, in Ort, Zeit, Weise, Umfang, wie er selbst es versieht und will.“[11] 

Die Allmacht Gottes scheint folgerichtig auf Alleinherrschaft zu bestehen und zur Durchsetzung ihrer Entschlüsse alle anderen Geschöpfe als gehorsame Knechte in Dienst nehmen zu müssen.

„Einen Knecht, der unter der Gewalt eines Herrn steht, hättest Du nämlich nicht frei genannt“, erklärt Luther weiter, „und mit wieviel weniger Recht nennen wir einen Menschen oder einen Engel, die unter der vollständigen Gewalt Gottes stehen, frei.“[12] „Daraus folgt nun, dass der freie Wille gänzlich ein göttlicher Name ist und keinem anderen zukommen kann als allein der göttlichen Majestät. Diese nämlich vermag und tut, wie der Psalm singt, alles, was sie will im Himmel und auf Erden. Wenn dieses dem Menschen beigelegt wird, wird es in nichts rechtmäßiger beigelegt, als würde man ihm auch die Gottheit selbst beilegen – eine Gotteslästerung, die größer nicht sein kann.“[13] 

Das Miteinander der Freiheit Gottes und des Menschen

Wenn Gottes Wesen alleinherrschender Allwille ist, hat Luther recht. Wenn aber Gottes Allmacht sich darin bekundet, seinen vollendeten Selbstbesitz dem anderen zu schenken, wenn Gottes Wesen entäußernde Liebe ist, dann eröffnet er damit dem anderen die Freiheit seiner selbst und nicht sklavische Notwendigkeit. Luther hätte nur Raum für das Miteinander zweier Freiheiten, der Freiheit Gottes und des Menschen, wenn er in Christus das Offenbarwerden der dreifaltigen Liebe Gottes erkennen könnte.

Der Mythos, nicht die Metaphysik, weder die der Griechen noch die mittelalterliche oder die der Neuzeit, beschreibt eine Herrschaft Gottes, vermittelt durch den Sklavendienst des Menschen. Die trinitarische bzw. christologisch sich schenkende Gottesliebe versteht sich umgekehrt: Sie nimmt ihre eigene Natur zurück und macht sich zum Träger der Entgegennahme des anderen. Selbst das Konzil von Konstantinopel stellt fest, dass die hypostatische Union göttlicher Natur mit der menschlichen gerade nicht die Unterordnung des menschlichen Willens erfordert, sondern durch das Miteinander zweier Willensakte in einem Fleisch bestimmt ist.

Wenn Luther die sich selbst entäußernde Gottesliebe in blinde Willkür ummünzt, gerät er folgerichtig in mythische Verstrickung, die besagt, dass der Stärkere sich behaupten muss durch Unterwerfung des Schwächeren. Geoffenbart ist uns aber der Gott, der nicht über seine Gottheit wie einen Raub wachen musste, vielmehr unser aller Bruder wurde.

Wie ist sittliches Handeln ohne Freiheit möglich?

Wenn nach Luther Gott aufgrund seiner allmächtigen Autorität die Freiheit des Menschen nicht dulden kann – wie ist dann sittliches Handeln des Menschen möglich? Ein durch Gottes Alleinwirksamkeit zur Notwendigkeit verurteiltes menschliches Streben wäre ein subjektloses mechanisches Vollstrecken göttlicher Gesetze, das sich jeder moralischen Bewertung entzieht. „Von der Wirksamkeit der göttlichen Allmacht heftig ergriffen“, könnten wir dann wirklich nur, wie Luther behauptet, „äußerlich erschallen lassen, was er selbst inwendig allein einhaucht.“[14] Gegen Erasmus von Rotterdam wendet Luther ein: „Wenn (der Mensch) das Wort und das Werk Gottes wollen kann – was bleibt hier aber für die Gnade und den heiligen Geist übrig?“[15] Die Alleinwirksamkeit der göttlichen Allmacht verbietet Luther die Mitwirkung des Menschen, die in der Tat nur denkbar ist, wenn Gott ein Gott der sich schenkenden Liebe ist, die nicht nur sich selber kennt, deren Freude es vielmehr ist, beim anderen zu sein. Nur wenn ich Gott sich selbst entäußernde Liebe zutraue, kann ich verstehen, dass Gott sich selbst zurücknimmt, um mit dem Menschen zu sein.

Dagegen verteidigt Luther die Alleinwirksamkeit Gottes. „Gott wirkt alles in allem; und es ist für die Entwirrung des Knotens nicht nötig zu sagen: etwas tut Gott, etwas tut der Mensch. ,Gott wirkt alles in allem‘ ist eine indikativische Aussage!“[16] 

Vergleich des menschlichen Willens mit einem Lasttier

Gott muss für Luther als der „Antreiber“ des menschlichen Willens verstanden werden, der jede Mitwirkung des Menschen ausschließt und den „freien Willen niederstreckt“.[17] 

„Du, der Du Dir vorstellst“, argumentiert Luther gegen Erasmus, „dass der menschliche Wille eine in einer freien Mitte gesetzte Sache und sich selbst überlassen sei, ersinnst zugleich leicht, es gäbe ein Streben des Willens nach beiden Seiten, weil Du Dir einbildest, dass sowohl Gott als auch der Teufel weit entfernt seien und gleichsam nur Zuschauer jenes wandelbaren freien Willens. Dass sie aber Antreiber und Lenker jenes geknechteten Willens sind, wechselseitig im höchsten Maße einander feind, das glaubst Du nicht.“[18] 

Luther zieht vielmehr die Konsequenz und vergleicht den menschlichen Willen mit einem „Lasttier“. „Wenn Gott darauf sitzt, will es und geht es, wohin Gott will. Wenn der Satan darauf sitzt, will es und geht es, wohin der Satan will. Und es liegt nicht in seiner freien Wahl (des Menschen), zu einem von beiden Reitern zu laufen und ihn zu suchen, sondern die Reiter selbst kämpfen darum, ihn festzuhalten und ihn in Besitz zu nehmen.“[19] 

„Weil ja Gott alles in allem schafft und wirkt, schafft er notwendigerweise auch im Satan und im Gottlosen“,[20] folgert Luther. Damit wird die ganze Aporie seiner Gottesvorstellung, die nur den geknechteten Willen des Geschaffenen zulässt, deutlich!

Luther gibt zwar Erasmus gegenüber zu, dass die Frage nach der Vereinbarkeit von der „praescience Gottes“ und der Freiheit des Menschen schwierig ist, aber bleibt bei der Feststellung, dass es „schwieriger und unmöglicher“ sei zu behaupten, „dass Widersprechendes und Entgegengesetztes sich nicht widerspreche oder dass irgendeine Zahl 10 und dieselbe zugleich 9 sei“.[21] Nach Luthers Auffassung „erstreckt sich das Dogma vom freien Willen nicht auf die Christen und die Schrift, sondern ist völlig aufzugeben und unter die Märchen zu rechnen, welche Paulus verwirft“.[22] Daher schließt Luther „diese kleine Disputation“ über den unfreien Willen folgendermaßen ab: „Durch die Schrift ist, gesetzt, dass sie dunkel ist, bisher über den freien Willen nichts Gewisses definiert worden, noch kann es definiert werden. Durch das Leben aber aller Menschen von Anbeginn der Welt ist nichts für den freien Willen sichtbar gemacht worden. Also etwas lehren, was innerhalb der Schrift mit keinem Wort vorgeschrieben und außerhalb der Schrift durch kein Ereignis angezeigt ist, das gehört nicht zu den Dogmen der Christen, sondern zu den wahren Geschichten.“[23] 

Erbschuld und Sünde wurzeln nicht im Willen des Menschen

Prinzipiell ist für Luther „von Anbeginn der Welt nichts sichtbar vom freien Willen“. „Kein Wort der Schrift“ oder „Ereignis außerhalb der  Schrift“ verweist auf ihn. Luther begründet den Verlust der Freiheit also nicht durch die Urschuld. Denn den geknechteten Willen haben wir deswegen nicht als Folge der Erbschuld zu verstehen, weil sich, nach Luther, grundsätzlich keine geschöpfliche Freiheit mit der Alleinwirksamkeit des allmächtigen Gottes verträgt. Wie aber ist, ohne Freiheit, die Entstehung des Bösen überhaupt zu verstehen? – Der Fall Adams?

„Gott hat den Menschen am Anfang geschaffen“, zitiert Luther den Schöpfungsbericht und erläutert: „Hier spricht er (Gott) von der Schöpfung des Menschen, aber die Stelle besagt bisher nichts über den freien Willen und die Gebote.“[24] Sondern nach Luther macht Gott den Menschen nach seinem Ebenbilde, damit „er über die Fische des Meeres herrsche“.[25] In diesen Dingen, „die unter dem Menschen sind, bewegt sich der Mensch nach seinem eigenen Willen und Rat“.[26] Nicht so „in den anderen Reichen der Gebote und Gesetze Gottes“. Hier „wird der Mensch nicht in der Hand seines eigenen Rates gelassen, sondern er wird vom Willen und dem Rate Gottes in Bewegung gesetzt und geführt, so dass er, wie in seinem Reiche von seinem eigenen Willen abgesehen, von dem Gebote eines anderen in Bewegung gesetzt wird, in dem Reiche Gottes, von dem Gebote eines anderen und abgesehen von seinem eigenen Willen in Bewegung gesetzt“.[27] 

Die Sirach-Stelle: „Wenn du die Gebote halten willst, so werden sie dich halten“,[28] die Erasmus von Rotterdam zur Bekräftigung des freien Willens anführt, legt Luther gegenteilig aus. Die Gebote und Gesetze Gottes fordern nicht unseren freien Willen auf, sondern „erinnern nur unsere Ohnmacht“, die nicht in der Lage ist, aus dem Wollen ein Können abzuleiten. Auch der erste Mensch war nach Luthers Auffassung zwar nicht ohnmächtig, solange er den Beistand der Gnade hatte, aber er „vermochte das Gute nicht zu wollen, das heißt den Gehorsam, weil der Geist diesen nicht eingab“.[29] „Um unseren Stolz auszutilgen“, meint Luther, „sei an diesem ersten Menschen durch ein erschreckendes Beispiel sichtbar gemacht worden, was unser freier Wille vermag, wenn er sich selbst überlassen ist, und nicht ununterbrochen mehr und mehr von Gottes Geist gelenkt und gefördert wird.“[30] 

Wenn Kain vorgehalten wird: „Lass du der Sünde nicht ihren Willen, sondern herrsche über sie“,[31] so wird durch solche Anweisungen dem Menschen vor Augen geführt, „was er soll, nicht was er kann“. Dem Kain z. B. wird gesagt, „er solle über die Sünde herrschen und ihre Begehrlichkeit unterdrücken, was er in Wahrheit weder getan noch versucht hat, weil er ja schon von der fremden Macht Satans unterjocht war“.[32] 

Dunkle Willkür eines prädestinierenden Gottes

Wenn Gott es ist, der nach Luthers Auffassung allein den Menschen im Reiche der Gebote und Gesetze bestimmt, „warum wandelt er nicht zugleich die bösen Willen, die er bewegt? Das gehört zu den Geheimnissen der Majestät, wo seine Urteile unbegreiflich sind“, antwortet Luther.[33] „Warum hat Gott Adam fallen lassen, und warum schafft er uns alle mit derselben Sünde befleckt, obwohl er jenen hätte bewahren und uns aus etwas anderem oder so, dass zuvor der Same gereinigt war, hätte erschaffen können?“ frägt sich Luther selbst.[34] Die Antwort, die er sich gibt, ist der gleiche Verweis auf die Willkür Gottes, für den „weder Ursache noch Grund Geltung haben“.[35] 

Den Respekt Gottes vor der freien Entscheidung des Menschen bis hin zum Eintreten für diese Schuld auf Golgatha übersieht Luther. Wenn Gott selbst Adam hat fallen lassen, wird sein eigener Sühnetod sinnlos. Dasselbe gilt für den Verrat des Judas. Luther meint, dass Judas „notwendigerweise ein Verräter wurde, und es lag nicht in der Hand des Judas oder irgendeines Geschöpfes, anders zu handeln oder den Willen zu ändern, wenn er das auch mit Willen, nicht gezwungen getan hat, sondern jenes zu wollen, war das Werk Gottes, das er durch seine Allmacht in Bewegung setzte, so wie auch alles andere“.[36] 

Wenn für Luther unsere Unfreiheit so radikal besteht, dass „wenn wir etwas tun, es Gott in uns erwirkt“,[37] dann fällt das Böse auf Gott zurück.

So führt Luthers Bemühen, Gottes Allmacht und Alleinwirksamkeit zu betonen, in die Aporie, ihn auch als den Urheber des Bösen zu bekennen.

„Wenn dir gefällt“, erklärt Luther, „dass Gott die, welche kein Verdienst haben, krönt, so darf dir auch nicht der missfallen, welcher die, welche es nicht verdient haben, verdammt.“[38] Was wäre Gott für ein Gott, fragt Luther weiter, wenn er nicht grundlos in seiner Allmacht erwählen und verdammen könnte. Er wäre nichts anderes als das „Idol der Schicksalsgöttin“.

Während Erasmus von Rotterdam vom Erbarmen Gottes spricht, das auch dem Sünder zuteil wird, weil der Gott der „herzbewegten Liebe“ die Freiheit seines Geschöpfes zur Umkehr aufruft, spottet Luther über ihn mit der Bemerkung: Erasmus versucht aus der unbegreiflichen Güte und Barmherzigkeit Gottes Eigenschaften seiner „Natur“ zu machen. Dieser „seiner Natur nach grundgütige Gott“ ist der Inhalt dieses Christentums ohne Christus, verhöhnt Luther Erasmus.[39] 

Wie soll die Sünde verstanden werden, wenn sie nicht Abfall von dem „seiner Natur nach grundgütigen Gott“ ist? – Bosheit, die aufgrund der allmächtigen Alleinwirksamkeit bewirkt wird, hat ihren Grund also nicht in der Freiheit des Menschen, sondern in der Willkür eines prädestinierenden Gottes, dessen Natur uns verborgen oder an sich selber dunkel und von gegensätzlicher Spannung ist.


[1] Luther, Martin, De servo arbitrio (1525), WA 18, S. 786.
[2] Luther, Martin, a.a.O., 603.
[3] Shakespeares Charakteristik des reformatorischen Gottesbildes in King Lear.
[4] Luther, Martin, a.a.O., 615.
[5] 712.
[6] 718.
[7] 718.
[8] 615.
[9] 615.
[10] 615.
[11] 616.
[12] 662.
[13] 636.
[14] 695.
[15] 664.
[16] 732.
[17] 750.
[18] 750.
[19] 635.
[20] 709.
[21] 717.
[22] 656.
[23] 661.
[24] 671.
[25] 671.
[26] 671.
[27] 672.
[28] 672.
[29] 675.
[30] 675.
[31] 676.
[32] 676.
[33] 712.
[34] 712.
[35] 712.
[36] 715/716.
[37] 691.
[38] 731.
[39] 615.

Evangelisierung im Internet

Pfarrer Leo Tanner von Jonschwil in der Schweiz beschäftigt sich sehr erfolgreich mit dem Thema Neuevangelisierung. Er ist durch seine Kurse und Evangelisierungsprogramme weit über die Grenzen seiner Pfarrei hinaus bekannt geworden. Inzwischen versucht er, die erarbeiteten Schätze auch über das Internet zugänglich zu machen. Dazu wurde von ihm und seinen Mitarbeitern die „Evangelisierungswebsite“ www.leotanner.ch eingerichtet, die sich mit einer eindrucksvollen Dynamik entwickelt. Pfr. Tanner stellt das Projekt kurz vor.

Von Leo Tanner

Unsere Evangelisierungs-Website wurde am 29. April mit den Materialien gestartet, die damals zur Verfügung standen. Laufend wird sie nun mit neuen Beiträgen ergänzt. Mein Anliegen ist es, die Botschaft des Evangeliums inspirierend – lebensnah – persönlich – biblisch – ermutigend zu verbreiten. Die vier Themenkreise „Gott kennen lernen“ – „Im Glauben wachsen“ – „Das Evangelium weitergeben“ – „Schätze der Kirche entdecken“ bilden das Fundament. Die weitere Entwicklung der Website ist noch offen. Gerne jedoch nehmen wir Anregungen entgegen.

Wie kam es zu dieser „Verkündigungswebsite“?

Unter anderem waren folgende drei Gründe entscheidend:

1. Eine Möglichkeit für Suchende

Bei der Hochzeit meines Patenkindes – wenn man einen Mann noch „Kind“ nennen darf – habe ich in der Predigt auf das Geschenk der Freundschaft Gottes hingewiesen und dargelegt, wie Gottes Freundschaft das persönliche Leben und alle menschlichen Freundschaften bereichert. Nach dem Gottesdienst kamen zahlreiche Teilnehmer auf mich zu und sprachen mit mir über Gott. Viele von ihnen waren aus der Kirche ausgetreten. Es wurde mir konkret die Frage gestellt, wie sie Gott persönlich kennenlernen könnten… Da merkte ich, dass Bücher allein nicht ausreichen: Die Botschaft muss gehört werden können. Und dann ist es für viele wichtig, auch einmal anonym einfach ein wenig in die Welt des Glaubens und der Freundschaft Gottes hineinschauen zu können.

2. Neue Wege durch moderne Medien

Im Vorbereitungsdokument zur Vollversammlung der Bischofssynode in Rom zum Thema „Die Neuevangelisierung zur Weitergabe des christlichen Glaubens“ im Oktober 2012 heißt es u.a.: Die neue Evangelisierung komme aus dem Mut, angesichts der gewandelten Voraussetzungen „neue Wege“ in der Verkündigung des Evangeliums zu wagen. „Die neue Evangelisierung ist das Gegenteil der Selbstgenügsamkeit, des Sich-Zurückziehens auf sich selbst, der Mentalität des Status quo und einer pastoralen Konzeption, die es für ausreichend erachtet, dass alles so weiterläuft, wie man es bisher gemacht hat. Das ,business as usual‘ reicht heute nicht mehr“ (Nr. 10). Einer von vielen neuen notwendigen Wegen möchte diese Website sein.

3. Zu den Menschen gehen

Im Apostolischen Schreiben „Tür des Glaubens“ schreibt Papst Benedikt XVI.: „Die Liebe Christi ist es, die unsere Herzen erfüllt und uns dazu drängt, das Evangelium zu verkünden. Heute wie damals sendet er uns auf die Straßen der Welt, um sein Evangelium allen Völkern der Erde bekanntzumachen (vgl. Mt 28,19)“ (Porta fidei, Nr. 7).

Wir sind auf die Straßen der Welt gesandt, das heißt, wir sollen dorthin gehen, wo die Menschen heute sind. Und wo sind sie anzutreffen? Weitgehend – vor allem Jüngere – im Netz. Viele Menschen kommen heute nicht mehr in die Kirche und auch nicht mehr in Pfarrgemeinderäume. Aber so ganz für sich allein einen Vortrag auf einer Homepage als Video anzusehen oder sich anzuhören, dazu braucht es kaum eine große Überwindung. So möchte ich Menschen die Möglichkeit bieten, auch auf diesem Weg Gott neu zu entdecken und in der Beziehung zu Ihm wachsen zu können.

Für wen ist diese „Verkündigungswebsite“ gedacht?

1. Für sich persönlich

Menschen, die Gott kennen lernen, im Glauben wachsen und die Inhalte des Glaubens besser verstehen möchten, finden hier vielfältige Hilfen und Anregungen.

Mir bestätigen immer wieder Menschen, dass sie froh sind, einfach und verständlich Informationen zu aktuellen Glaubensfragen zu erhalten und dass sie durch die Vorträge geistliche Nahrung und Ermutigung erhalten.

2. Um dem Glauben Anderer zu dienen

Eltern, Großeltern, Freunde… können ihre Kinder, Enkelkinder, Kollegen…, die nicht mehr in die Kirche gehen und auch nicht zu einer kirchlichen Veranstaltung mitkommen würden, hier auf eine Möglichkeit hinweisen, wie sie unverbindlich den christlichen Glauben neu kennen lernen können. Viele sind überfordert, Anderen bestimmte Fragen des Glaubens und auch der Lehre der Kirche mit einfachen Worten zu beantworten. Hier kann auf einen passenden Vortrag auf der Website hingewiesen werden: „Schau oder hör dir mal das an, dann reden wir darüber.“

3. Um Glaubenswege vor Ort (eine evangelisierende Pastoral)
zu fördern

Auf der Website finden sich viele Hilfen und Ideen, die Priester, Hauptamtliche und auch Laien ermutigen, neu – gerade auch durch Glaubenswege (-kurse) – das Evangelium zu verkünden und mit Anderen Glaubenswege zu gehen.


Liebe Leser von "Kirche heute," ich lade Sie ein, in die Website hineinzusehen oder hineinzuhören. Vielleicht gewinnen Sie den Eindruck, dass dieses Angebot anderen dienen könnte. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie solche Menschen, auch Verantwortliche in der Kirche, auf die Website aufmerksam machen würden. Vielleicht haben Sie auch die Möglichkeit, in Zeitschriften, Artikeln, Pfarrgemeindeinformationen (zum "Jahr des Glaubens") darauf hinzuweisen. Zu weiteren Auskünften bin ich gerne bereit: leo.tanner@weg-verlag.ch

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