Brief der deutschen Bischöfe an alle Priester

Heute als Priester erfüllend wirken und leben

Am 25. September 2012 haben die deutschen Bischöfe auf ihrer Vollversammlung in Fulda einen Brief an ihre Priester verabschiedet. Inzwischen wurde er von den Ortsbischöfen der 27 deutschen Diözesen allen Priestern zugesandt. Im ersten Teil gehen die Bischöfe auf die tiefgreifenden Veränderungen in Kirche und Gesellschaft ein. Besonders nehmen sie dabei die Vergrößerung der pastoralen Räume in den Blick, für welche die Priester Verantwortung übernehmen müssen. Der zweite Teil ist dem Selbstverständnis des Priesters und dem Zusammenspiel der verschiedenen Ämter, Charismen, Dienste und Berufe in der Kirche gewidmet. Nachfolgend geben wir den dritten und vierten Teil des Briefes wieder, in dem sich die Bischöfe ohne Abstriche für das zölibatäre Weihepriestertum einsetzen und Vorschläge machen, wie diese Lebensform in der heutigen Zeit menschlich und geistlich erfüllend verwirklicht werden kann.

Identität des Priesters: „in persona Christi capitis“

Was ein Priester ist, lässt sich nur von Jesus Christus her erklären. Aufgrund seiner sakramentalen Weihe ist der Priester bestellt und bevollmächtigt, „in persona Christi capitis“ zu handeln und auf diese Weise darzustellen, dass Jesus Christus als der Auferstandene auch heute seine Kirche führt, zu ihr spricht und sie heiligt. Das kommt vor allem bei der Feier der Eucharistie zum Ausdruck, der der Priester vorsteht und die für die Gemeinschaft der Glaubenden sichtbar und erfahrbar macht, dass Christus ihr Haupt ist, dass es Jesus Christus ist, der sie im Wort und Sakrament stärkt und leitet. Daraus ergibt sich als eine wesentliche Leitungsaufgabe des geweihten Priesters, den vielfältigen Berufungen, Diensten und Charismen im Gottesvolk zu dienen, sie zu wecken, zu begleiten, zu fördern und sie zur Zusammenarbeit und Einheit im Leib Christi zu führen. Priesterlicher Leitungsdienst ist nicht auf die Vermehrung der eigenen Macht oder zur Herrschaft über die anderen ausgerichtet, sondern darauf, dass alle Gläubigen ihre je eigene Verantwortung für die Sendung der Kirche erkennen und wahrnehmen können. Mit einem Augustinuswort kann man – sinngemäß abgewandelt – sagen: „Mit euch bin ich Christ, für euch bin ich Priester“. Das wird ein Priester umso glaubwürdiger tun können, je mehr er tatsächlich auch seinen priesterlichen Dienst in der Nachfolge Jesu Christi versteht und entsprechend geistlich ausgestaltet. Zum Priestertum des Dienstes gehört darum eine priesterliche Lebenskultur. Priesterliche Lebenskultur ist keine Sonderwelt in der katholischen Kirche, sie schließt vielmehr die Beheimatung des Priesters in der Gemeinschaft der Glaubenden ein, seine Teilnahme am gesellschaftlichen Leben der Menschen und an kulturellen Angeboten und Veranstaltungen in seinem Lebensumfeld. Der Priester lebt so mitten in der Welt und zugleich nahe bei Gott, der ihn sendet.

Erfahrung der Gemeinschaft unter Mitbrüdern

Viele Priester sind auf der Suche nach einer priesterlichen Wohnform, die in den neuen großen Seelsorgeeinheiten an die Stelle des alten Pfarrhauses treten kann. In einem traditionellen Pfarrhaus konnten verschiedene Priestergenerationen unter einem Dach leben, es gab eine Kultur des gemeinsamen Essens, Betens und Gesprächs. Das Pfarrhaus war oft auch ein gastfreundlicher Ort für die Menschen in der Pfarrei. In den neuen und großen pastoralen Verbünden fühlen sich viele Priester, auch wenn die Zusammenarbeit mit den anderen pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gut ist, doch allein. Sie vermissen, dass kein Mitbruder in erreichbarer Nähe ist. Eine Verabredung etwa zu einem gemeinsamen Essen mit einem brüderlichen Austausch lässt sich häufig nur schwer verwirklichen.

Es gibt unter den Priestern eine neue Sehnsucht nach dem Presbyterium, nach einer erfahrbaren Gemeinschaft der Priester in einem Bistum und mit dem Bischof. In gewisser Spannung dazu steht die Sehnsucht nach einem je eigenen individuellen Lebensstil. Gemeinschaft entlastet, fordert und bindet aber auch. Wir möchten Sie als Priester darin bestärken, nach Formen eines gemeinschaftlichen Lebens und eines gastfreundlichen Haushaltes zu suchen. Dies muss nicht unmittelbar eine umfassende vita communis sein. Für dieses Lebensmodell gibt es durchaus verschiedene Abstufungen. In jedem Fall können die verschiedenen Formen gemeinschaftlichen Lebens eine große Hilfe und Stütze sein. Das kann ein wöchentliches Treffen bei einem Essen mit einem anschließenden geistlichen Austausch und einem gemeinsamen Gebet sein oder auch eine intensive Form des Zusammenlebens in einem Pfarrhaus oder die Einbindung in eine geistliche Gemeinschaft mit anderen Gläubigen. Wir möchten Sie ermutigen, kreativ und phantasievoll nach Möglichkeiten zu suchen, und bieten unsere Unterstützung dazu an. Natürlich wird es immer auch eine Spannung zwischen Ihren persönlichen Vorstellungen nach Gemeinschaft und den Erfordernissen der Diözese geben. Aber hierzu ist das Gespräch um so notwendiger, das wir Ihnen auf diese Weise anbieten.

Die Gemeinschaft unter den Mitbrüdern stellt eine Hilfe dar, die vielfältigen Spannungen auszuhalten, in die Sie als Priester heute hineingestellt sind. Jeder lebt auf eine ganz persönliche Weise die Freundschaft mit Jesus Christus und bemüht sich darum, ein Leben lang in dieser Beziehung zu wachsen. Hier gibt es eine große Vielfalt. Aber die Kirche ist auch der Leib Christi und dazu gehört die Erfahrung der communio. Die Kirche lebt aus dem Geist einer Gemeinschaft, die Bindungen und Verbindlichkeit fordert, die aber auch um die Brüchigkeit des Lebens, um Versagen, Schuld und Sünde weiß und den Weg der Versöhnung und Vergebung kennt.

Bedeutung der Ehelosigkeit des Priesters

Für unsere Kirche hat im Blick auf das sakramentale Priestertum die „Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen“ einen hohen Wert. In der öffentlichen Wahrnehmung und Diskussion wird die zölibatäre Lebensform des Priesters fast nur unter ihrem negativen Aspekt, dem Verzicht auf Ehe und Familie, gesehen. Verstehbar und lebbar wird die freiwillig übernommene Ehelosigkeit des Priesters jedoch erst im Zusammenhang mit seiner besonderen Nachfolge Jesu, der selbst ehelos gelebt hat. Letztlich soll der Priester mit seiner ganzen Existenz Jesus Christus und seine Liebe zur Kirche repräsentieren. Die Ehelosigkeit des Priesters ist darum für die ganze Kirche bedeutsam, denn sie macht deutlich, dass die menschliche Sehnsucht nach Heil und Liebe bei Gott wirklich und endgültig Erfüllung finden wird. Es gibt darum eine Verantwortung des ganzen priesterlichen Gottesvolkes, dass in der Kirche ein Klima herrscht, in dem sich auch die spezifischen Aspekte einer priesterlichen Lebenskultur entfalten können. Pflege von Freundschaften und persönliches Gebet, geistliche Begleitung und theologische Weiterbildung, eine regelmäßige Praxis des Bußsakramentes, eine bewusste und würdige Feier der Liturgie, ein bescheidener Lebensstil und ein reflektierter Umgang mit dem Internet sind weitere wichtige Elemente einer priesterlichen Lebenskultur.

Konkrete Fragen und Anregungen

Was sind die konkreten Fragen und Herausforderungen, die wir angehen müssen, damit Sie auch in Zukunft menschlich und geistlich erfüllend als Priester wirken und leben können?

• Viele Priester sehen es als vordringlich an, sich mit ihrem Bischof und den Gläubigen in den Pfarreien über eine Schwerpunktsetzung in der Seelsorge zu verständigen. Denn in den neuen großen Pfarreien oder Seelsorgeeinheiten wird es für den Priester immer schwieriger, in der ganzen Weite des pastoralen Raums noch präsent zu sein und alle pastorale Aktivität einer Pfarrei zu leiten oder zu begleiten. Die Wünsche und Erwartungen der einzelnen Priester sind dabei durchaus unterschiedlich. Hier ist geistliche Unterscheidung im Gespräch, aber auch der Mut gefragt, verschiedene Möglichkeiten auszuprobieren. Nicht nur der Priester, alle pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und alle Gläubigen tragen dazu bei, dass die Kirche bei den Menschen präsent ist; alle sind das „Gesicht der Kirche“.

• Eine besondere Chance stellt die Zusammenarbeit mit den anderen Diensten, Berufungen und Charismen im Gottesvolk dar. Was sind die originären Aufgaben aller Getauften und Gefirmten? Welche Aufgaben müssen auch wieder in diese ursprüngliche Verantwortung aller Glaubenden zurückgegeben werden? Was ist das Profil der anderen hauptberuflichen pastoralen Dienste? Wo eine Kultur des Vertrauens und des Miteinanders herrscht, werden wir auch das Zusammenwirken aller in der Kirche weiter entwickeln können. Wir wollen die Fragen, welche Aufgaben in der Führung einer großen Pfarrei konkret zum Leitungsdienst eines Priesters gehören und mit welchen leitenden Aufgaben auch andere Dienste beauftragt werden können, weiter klären.

• Nicht jeder Priester wird in Zukunft als Pfarrer tätig sein. Es gibt viele Arten, Priester zu sein: als Pfarrer einer großen pastoralen Einheit oder als Seelsorger in einem bestimmten pastoralen Feld oder im priesterlichen Dienst an Menschen in besonderen Lebenssituationen. In den neuen pastoralen Räumen können sich Priester mit einer großen Vielfalt an Charismen und Begabungen einbringen. Die damit verbundenen Chancen müssen wir noch viel mehr nutzen. Es wird auch darum gehen, den verschiedenen Priestergenerationen mit ihren sehr unterschiedlichen biographischen Erfahrungen gerecht zu werden. Wie unterschiedlich sind doch die Kirchenbilder derer, die durch die Nachkriegszeit oder durch die kirchlichen und gesellschaftlichen Aufbrüche der 60er Jahre geprägt wurden, die als Ordenspriester oder als ausländischer Priester in Deutschland wirken, die in einem nichtkatholischen Milieu groß geworden sind, die die volkskirchliche Gestalt der Kirche gar nicht mehr kennen oder ihre Berufung in einer neuen geistlichen Bewegung erfahren haben.

• Wir alle haben bestimmte Bilder vom Pfarrer verinnerlicht, die uns auf unserem Berufungsweg, in der Ausbildung und im priesterlichen Dienst begleitet haben. Einige Bilder tragen heute nicht mehr; andere Bilder vom Priestersein bedürfen der Erneuerung oder Ergänzung. Es geht darum, alte und neue Bilder aus der Bibel und aus den Texten des Zweiten Vatikanischen Konzils, zum Beispiel das Bild vom Hirten, vom Missionar oder vom Mann Gottes auf ihre Inspiration für den Dienst und das Leben von Priestern heute zu befragen. Das wird nicht unabhängig von den Bildern sein, die wir von der Kirche haben. Denn der Priester soll ja der Entwicklung des Volkes Gottes dienen. Und so stellt sich auch die Frage, wie wir gemeinsam unser Bild zukünftigen Kircheseins entwickeln können. Dazu wird es unerlässlich sein, dass das Gespräch über das gemeinsame Priestertum aller Getauften und den Dienst des Priesters auch in den Pfarreien und ihren Teams weiter geführt wird.

Dank und Ermutigung

Sehr verehrte, liebe Mitbrüder im priesterlichen Dienst, in einem Albert dem Großen zugesprochenen Wort heißt es: „Sehen, was ist; tun, was möglich ist; lieben, was ewig ist.“ Mit diesem Brief laden wir Sie ein, mit uns Bischöfen, mit den Mitbrüdern und in Ihren Pfarreien in ein Gespräch über den priesterlichen Dienst heute zu kommen. Dabei wollen wir uns von diesen drei Haltungen leiten lassen:

• sehen, was ist – die Umbrüche und Schwierigkeiten, aber auch die Hoffnungszeichen und Aufbrüche in der Kirche sehen und in all dem Gottes Handeln an seinem Volk heute wahrnehmen;

• tun, was möglich ist – und die Aufgaben, die ein Priester unvertretbar zu tun hat, von denen unterscheiden, die die Getauften berufen sind zu tun;

• lieben, was ewig ist – in der Freundschaft zu Christus weiter wachsen und im Gebet füreinander einstehen.

Wir Bischöfe danken Ihnen für die Treue, mit der Sie Ihren Dienst leisten, und sagen Ihnen dazu unsere Unterstützung im Gespräch und im Gebet zu.

Entdeckung des Katechumenats

Auf der Bischofssynode zur Neuevangelisierung meldete sich auch der Limburger Bischof Franz Peter Tebartz van Elst zu Wort. In seiner Intervention plädierte er dafür, sich bei der Neuevangelisierung am frühkirchlichen Katechumenat zu orientieren. Die Neubelebung des liturgisch begleiteten Erwachsenenkatechumenats nach dem II. Vatikanischen Konzil habe sich als fruchtbar erwiesen. Nachfolgend der zweite Teil seines Beitrags.

Von Bischof Franz Peter Tebartz van Elst, Limburg

In Deutschland haben wir drei Zusammenhänge durch den Katechumenat neu entdeckt:

I. Biografie und Botschaft

Glaubenswege brauchen Glaubensinhalte. So entsteht eine Glaubensvergewisserung, die eine Glaubensidentität ausbildet. Das 20-jährige Jubiläum des Weltkatechismus macht uns bewusst, dass Biografie und Botschaft keine Gegensätze sind, geht es im Glauben doch – wie eingangs zitiert – „um ein Lebenlernen, das wert und fähig ist, immer zu bleiben.“ Der Glaube aber verliert sich im Gefühl, wenn die Fragen der Menschen gerade an den Brüchen in manchen Biografien nicht durch Schrift und Katechese verlässliche Antworten bekommen, die zeigen, wie das Glaubensbekenntnis der Kirche Christen gerade in kritischen Zeiten getragen hat. So reift – wie es der Heilige Vater zu Beginn der Synode gesagt hat – Professio zu Confessio.

II. Liturgie als mystagogische Katechese

In den vergangenen 20 Jahren ist in den deutschen Diözesen gerade durch die diözesanen Zulassungsfeiern des Katechumenates unter dem Vorsitz des Bischofs bewusst geworden: Liturgie ist nicht menschliches Machwerk oder kreativer Aktionismus. Gott handelt an uns. Die Berufung eines Menschen zum Glauben ist Gottes Initiative und sein Werk. Eine Liturgie, die das widerspiegelt, wird zur katechetischen Schule und damit auch zur Korrektur, wo das Geheimnis des Glaubens in Gefahr ist, durch menschliche Worte zerredet zu werden.

III. Der erste Schritt Einzelner und die Bekehrung der Vielen

Wo Taufbewerber sich im Katechumenat in der gestuften Öffentlichkeit der Kirche auf den Weg machen und Gemeinden daran teilhaben, zeigt sich: Es ist die Berufung Einzelner, die die Gemeinschaft der Getauften in die zweite Bekehrung oder – sagen wir besser – in eine neue Evangelisierung führt. In der Begegnung mit den Katechumenen findet die Kirche in ihre Selbstevangelisierung.

Die gewachsene Praxis des Katechumenates in Deutschland macht bewusst: Evangelisierung beginnt mit dem Mut zum ersten Schritt – im Leben der Taufbewerber und der Kirche. Wir müssen anfangen und dürfen uns nicht von den Bedenkenträgern irritieren lassen. Der Philosoph Aristoteles spricht davon, dass ‚der Anfang die Hälfte des Ganzen ist.’ Vielleicht gilt das auch für die Suche nach einer neuen Evangelisierung. Bei einem Besuch der Pastoralkommission unserer Bischofskonferenz in einem französischen Bistum ist mir dies vor einigen Jahren bewusst geworden. Die Situation der Pastoral, die uns dort vorgestellt wurde, war – rein statistisch betrachtet – sehr ernüchternd. Auf unsere Frage an den Bischof, wie er und die Christen dieser Diözese damit leben könnten, antwortete er, was ich nicht vergessen habe. Er sagte: „Wir gehen von Anfang zu Anfang – jeden Tag neu – bis einmal zum letzten Anfang.“ In diesem Sinn bedeutet Evangelisierung: „Im Glauben ein Leben zu erlernen, das wert und fähig ist, immer zu bleiben.“

Anything goes… Warum eigentlich keine Kühlschränke für Eskimos?

In was für einer Welt wollen wir leben? In einer Welt, in der nur die eigenen Interessen zählen? Welche Rolle können dabei Werte spielen? Seltsam, dass etwa Glaubwürdigkeit auch dort gefragt ist, wo man sie nicht auf Anhieb erwarten würde: in der Wirtschaft. Je ehrlicher beispielsweise ein Verkäufer mit seinen Kunden umgeht, umso mehr gewinnt er in ihren Augen an Vertrauen. Egoismus mag eine Triebfeder des Handelns sein; wenn er ungebändigt ist, wird er kaum nachhaltige Wirkungen hervorbringen. Dr. Daniel Langhans lässt teilhaben an den Einsichten, die er aus mehr als 10 Jahren Tätigkeit als Unternehmer und Kommunikationstrainer gewonnen hat. Herausgekommen sind Ergebnisse, die möglicherweise überraschen.

Von Daniel Langhans

Vor einem Verkäufer – so heißt es – muss man sich in Acht nehmen. Auf einer gedachten Beliebtheitsskala der Berufe kommt der Verkaufsberater irgendwo vor dem Taschendieb… Verrät einer im Freundeskreis, er arbeite neuerdings irgendwo im „Vertrieb“ oder in der „Kundenberatung“, so sollte er damit rechnen, dass man ihm entgegnet: „Aha, und ab nächsten Monat machst Du dann in Versicherungen?“

Einem Verkäufer haftet schon mal das Image an, dass er seine Kunden über den Tisch zieht. Und wer es mit dem angehenden Verkäufer besonders gut meint, der gibt ihm den Rat mit auf den Weg, er müsse jetzt lernen, einem „Eskimo“ einen Kühlschrank zu verkaufen – will heißen: Wenn du Erfolg haben willst, musst du deine eigenen Interessen vertreten.

Der Trend zum Verkaufen 

Als Kommunikationstrainer für Verkäufer habe ich die Beobachtung gemacht, dass mit ihrem Beruf Akzeptanzprobleme verbunden sind. Wenn ich – etwa bei einem Workshop auf Messen – in die Runde frage, wer von den Anwesenden den Verkäuferberuf als ursprüngliches Ziel für sein Leben ausgewählt hat, wird es sehr still im Raum. Selten nur streckt sich mal ein Arm in die Höhe.

Warum wird einer zum Verkäufer? Nun, in der Regel wird man dazu gemacht, es ist ein Beruf, den man sich nicht selbst wählt. Oftmals hat auch das „Schicksal“ entschieden – wobei bekanntlich für dieses Wort jederzeit auch religiöse Begriffe wie „Gottes Vorsehung“ stehen. Wer diese Welt von Gott nicht nur geschaffen, sondern auch gehalten ansieht, sieht im Schicksal etwas, das ihm „geschickt“, mithin als zu lösenden Aufgabe übertragen ist.

Nun, die Zeiten waren schon mal besser für Verkäufer. Lautete die meistgehörte Frage in den Kundengesprächen in früheren Jahren noch „Wann können Sie liefern?“, so hat sich heute die Richtung buchstäblich umgekehrt: „Wann darf ich mich wieder melden?“ Wir leben in sog. Käufermärkten, das heißt der Kunde ist es, der über seinen Produkt- oder Lösungs-, und damit auch Gesprächsbedarf autonom regiert.

Im Ergebnis hat der Wettbewerbsdruck permanent zugenommen. Jürgen Klinsmann, dem die deutsche Fußball-Nationalmannschaft ihre unerhörte Wende vom Rumpel- zum Begeisterungs-Fußball verdankt (auch wenn die Fans den wirklich großen Erfolg nach wie vor herbeisehnen), wurde im Jahr 2005 in einem Interview einmal gefragt, ob es ihn nicht störe, dass meist so negativ über seine Schützlinge berichtet werde. Seine seltsame Antwort: Er könne halt auch nicht ändern, dass heutzutage alles so verkaufslastig geworden sei. Was heißen sollte: Ich habe Verständnis dafür, dass Ihr Journalisten die negativen Emotionen Eurer Kunden befriedigt, um Eure Blätter zu verkaufen…

Wenn jemand heute den Beruf eines – sagen wir – Ingenieurs erlernt, ahnt er nicht, dass auf ihn auch die Aufgabe wartet, die von seinem Unternehmen am Markt angebotenen Leistungen später auch einmal potentiellen Kunden anzubieten, ja „verkaufen“ zu müssen. Ob es uns passt oder nicht: Das Verkaufen – und insbesondere das Anbahnen von Verkaufskontakten – hat an Wichtigkeit gewonnen. Damit aber wächst auch der Wettbewerbsdruck jener, die dieselben Produkte und Lösungen anbieten – was sich wiederum auf die eingesetzten Verkaufs-Methoden ausgewirkt hat. Das wiederum bekommt der Kunde mit – und reagiert mit Ablehnung.

Wer hat nicht schon diese Situation erlebt, beispielsweise an einem Samstag-Vormittag: Man arbeitet im häuslichen Garten, plötzlich klingelt das Telefon. Mit erdverschmierten Händen stürzt man zum Hörer, schon säuselt die Stimme am anderen Ende der Leitung: „Wollen Sie Steuern sparen?“ – „Nein danke“, ist die verärgerte Reaktion. Abgesehen davon, dass unerbetene Anrufe in Privathaushalte ja hierzulande schlicht verboten sind, kommt schon das ganze Vorgehensmodell einer einzigen Belästigung gleich. „Wieder so eine Verkaufsaktion“, denkt man sich.

Die Last des Verkaufens

So besteht ein deutlicher Kontrast zwischen dem hohen Stellenwert, den „das Verkaufen“ für den wirtschaftlichen Erfolg der Firmen – und damit übrigens auch für die materielle Existenzsicherung der meisten Menschen – hat, und dem Ansehen, das „der Verkäufer“ in den Augen der Menschen heute einnimmt. Verkauf muss sein, aber uns „etwas verkaufen lassen“, das wollen wir irgendwie alle nicht.

Wer nun doch in diesem Umfeld gelandet ist (und sich gegebenenfalls auch schulen lässt), der will eines unbedingt vermeiden: Zu einem jener Typen, deren Beruf es offenbar ist, andere Zeitgenossen – beispielsweise am Telefon – permanent zu nerven, will man sich gewiss nicht entwickeln. Das wiederum kontrastiert mit den – ebenso permanenten – Mahnungen der eigenen Geschäftsleitung, die Verkäufer mögen selbst doch bitte mehr Hartnäckigkeit entwickeln und die „Widerstände“ der Kunden professionell überwinden lernen.

Zurück zu unserem Eskimo. Das Bild vom Eskimo und dem Kühlschrank trägt ja (den Scherzen zum Trotz, die Zeiten seien nicht mehr fern, da der Eskimo tatsächlich den Kühlschrank benötige, insofern ihm allmählich – „klima“-bedingt – sein Eis abhanden komme) eine konkrete Botschaft: nämlich dass ein „guter Verkäufer“ keine Scheu hat – mehr noch: haben darf! (insofern in diesem Beruf angeblich andere „Gesetze“ gelten) –, einem Kunden auch schon mal das zu verkaufen, was dieser ganz gewiss niemals brauchen werde. Hauptsache, der Umsatz stimmt, oder?

An dieser Stelle frage ich die Anwesenden gern, ob denn der Kunde, mit dem der Verkäufer Huber auf solche Weise umgegangen ist, bei ebenjenem Huber wohl jemals wieder etwas kaufen werde? Und – zweiter Effekt –  ob sich denn die Nachricht über diesen Vorfall möglicherweise sogar verbreiten und als Negativ-Werbung für Herrn Huber auswirken werde? Da ist es dann auch wieder ganz still. Und wir werden uns dann meist rasch einig, dass ein Verkäufer, der sich so gebärdet, nicht nur seinem Kunden schadet, sondern – letztlich – auch sich selbst.

Verkaufs-Erfolg oder Verkaufs-Ethik?

Die Sache wäre nicht unbedingt einer vertieften Betrachtung wert, wenn uns heute nicht vielfach genau diese Ansicht begegnen würde: Ein Verkäufer kann, ja muss – weil er in erster Linie seine eigenen Interessen bzw. die seines Brötchengebers zu vertreten hat – dem Eskimo den Kühlschrank verkaufen. Was ethisch „richtig“ ist, so heißt es, muss noch lange nicht ökonomisch „richtig“ sein. So steckt es in unseren Köpfen.

Nun, offenbar hält die Realität eine Botschaft für uns bereit, welche die allseits verbreitete Ansicht präzise widerlegt: Die angeblich so voneinander isolierten Bereiche des Ökonomischen auf der einen Seite und des Ethischen auf der anderen Seite – sie hängen miteinander enger zusammen, als wir alle dachten…  

Noch radikaler ausgedrückt, lautet die Frage nämlich: Kann denn im einen Bereich – dem des Ökonomischen – „gut“ genannt werden, was im anderen – dem des Ethischen – „schlecht“ ist? Oder gelten nicht doch – in Bezug auf das menschliche Richtig-Sein – in beiden Bereichen übereinstimmende Werte und Maßstäbe? Lassen sich die Bereiche – menschlich betrachtet – überhaupt voneinander trennen? Insofern ja doch der Mensch ein- und derselbe ist…?

Man reibt sich verwundert die Augen! Wie ist es überhaupt zu erklären, dass sich in den Köpfen der Zeitgenossen nach wie vor das (Vor-)Urteil hält, ein Verkäufer müsse ausschließlich seine eigenen Verkaufsziele im Kopf haben; er werde also nur dann erfolgreich sein, wenn er dieses Interesse verfolgt?

Die Erklärung für diese Frage sehe ich in dem falschen Menschenbild, das – sagen wir es ruhig etwas vergröbert – die Neuzeit für uns gebastelt hat. Sie hat uns die verschiedenen Kultursachbereiche als voneinander getrennte Bereiche verkauft, die jeweils ihre eigenen Gesetze haben. Diese Behauptung scheint richtig und falsch zugleich zu sein. Denn sie stimmt – wie wir an unserem Beispiel sehen – mit der Wirklichkeit nur bedingt überein.

Spätestens mit der Ideologie der „Frankfurter Schule“, die wir solchen Intellektuellen wie Theodor W. Adorno und Jürgen Habermas verdanken, hat in das, was wir – wiederum vergröbert (denn er enthält ja in sich immer auch zahlreiche Widersprüche) – „Zeitgeist“ nennen wollen, ein Denken Einzug gehalten, das die Einbettung des Einzelnen – des „Subjekts“, wie Immanuel Kant sagen würde – in umgreifende Sinn- und Wertzusammenhänge, die dem Menschen irgendwie „voraus“-liegen und in diesem Sinn „objektiv“ zu nennen sind, ignoriert.

Der Ast, auf dem wir sitzen

Dass und wie solches – sagen wir: „neuzeitliche“ – Denken und daraus resultierendes politisches Handeln letztlich dem Absägen des Astes gleichkommt, auf dem man selber sitzt, hat Papst Benedikt XVI. in seiner epochal zu nennenden Rede im Deutschen Bundestag am Beispiel der Bewahrung der Schöpfung deutlich gemacht. Er hätte auch andere Themen wählen können, um seine Botschaft zu verdeutlichen, die ich – ja, wiederum sehr vereinfacht – wie folgt ausdrücken würde: Es gibt für den Menschen Vorgegebenheiten, die er zu achten hat. Tut er dies nicht, bringt das Schaden hervor, die wiederum den Menschen treffen. So, wie es für den Verkäufer mittelfristig von Schaden ist, dem Eskimo einen Kühlschrank zu verkaufen, wie wir sahen.

Weitere Beispiele aus der „Anything-goes-Gesellschaft“, für manch einen durchaus unbequem: Wenn es einen Schöpfer gibt, der den Menschen zweigeschlechtlich geschaffen – und somit gewollt – hat, wie ist es dann vereinbar, dass man Gesetze verabschiedet, welche die „Ehe“ zwischen Angehörigen desselben Geschlechts auf eine Stufe stellt mit der Verbindung von Mann und Frau? Welche Folgen wird es für die Menschen haben, die in einer Gesellschaft aufwachsen (zu ergänzen ist: müssen), in der die offenkundigen Vorgaben des Schöpfers auf so himmelschreiende Weise ignoriert werden? In welcher das, was krankhafte geschlechtliche Fehlorientierung ist, als Normalität verkündet wird? Und kirchliche Verantwortliche sich auch noch beeilen, die „menschlichen Werte“ solcher Fehlorientierung hervorzuheben? In welcher es zum Straftatbestand („Homophobie“) erklärt wird, öffentlich zu äußern, was Inhalt der Christlichen Glaubenslehre ist? Darf man in diesem Punkt demnächst nur noch hinter Kirchenmauern die Lehre der Kirche weitergeben? 

Bleiben wir beim Thema Zweigeschlechtlichkeit: Die Erwerbstätigkeit der Frau ist ja längst zur gesellschaftlichen Verpflichtung avanciert. In der Schule werden die Mädchen wie Jungen gefragt, was sie denn „gern werden wollen“. Soweit, so gut; nur: wer fragt die Mädchen, ob sie später gern selbst einmal Kinder haben wollen? Die berufliche Ausbildung folgt, immer mit Blick auf die bevorstehende Anwendung des Gelernten. Ja, und dann muss man das Erlernte ja auch beruflich anwenden, oder? Kinder, wenn sie sich in der zur Regel gewordenen „Lebensabschnittspartnerschaft“ einstellen, werden in die Fremdbetreuung gegeben, die selbst wiederum – natürlich – nur gegen Entgelt geleistet wird. Politiker (und hier passt die Ergänzung: „innen“) überbieten sich gegenseitig mit Vorschlägen, welche die „Vereinbarkeit“ von Beruf und Mutterschaft in der Familie (welche also kein Beruf ist…?) propagieren, in der Wirkung jedoch auf die schnellstmögliche Eingliederung von Müttern in die Erwerbswelt hinauslaufen; mit welchen Folgen für die Kinder, die nach der Schule „daheim“ die eigene Mutter nicht mehr vorfinden… 

Und, was eigentlich ist „Kleidung“. Geht es bei der Kleidung nur darum, die Blöße zu bedecken und sich gegen Wind und Wetter zu schützen? Oder hat sie auch eine andere Dimension, insofern sie eine Art „Ausdruck“, ja Symbol der Körperlichkeit (und damit der Unterschiedlichkeit von Mann und Frau) darstellt? Ist Kleidung ausschließlich unter dem Aspekt der „Mode“ zu betrachten, womit dann – solange ihre Blößen bedeckt sind – unter menschlichen Aspekten egal wäre, wie sich Männer und Frauen anziehen? Wenn Kleidung Symbolcharakter hat: worauf deutet dann der merkwürdige Umstand hin, dass sich in den letzten 30 Jahren in Bezug auf den äußeren Habitus die Frau – durch sämtliche Altersgruppen hindurch – dem Mann zunehmend angeglichen hat? Dass „weibliche“ Kleidungsstücke nur noch dann hervorgeholt werden, wenn es gilt, „Wirkung“ zu erzielen? Ansonsten aber ein Mädchen, das sich konsequent weiblich kleidet, in der Schule als „Heidi“ verunglimpft wird? Und diejenigen, die sich daran beteiligen, gar „nicht wissen, was sie tun“… 

Die Beispiele lassen sich auch auf andere Lebensbereiche ausweiten. Hier ging es darum, den gesellschaftlichen Trend zum Androgynismus oder Genderismus zu verdeutlichen. Marginalien, denkt jemand? Oder geht es bei der Leugnung der (nach unserem Verständnis: gottgeschaffenen) Geschlechtsunterschiede um den Ast, auf dem wir sitzen? Und wie sähe ein Zeugnis aus, das sich diesem Trend durch klare, wirkmächtige Zeichen widersetzt?

Alles ist möglich, anything goes?
Warum eigentlich nicht – Kühlschränke für Eskimos…?

Wiener Kardinal redet Merkel ins Gewissen

Christentum als Stachel im Fleisch Europas

Wieder einmal überraschte der Wiener Erzbischof Christoph Kardinal Schönborn mit deutlichen Worten. Es war am 12. September 2012 in Berlin. Als Ehrengast hielt er eine Rede zum sog. Michaelsempfang, an dem neben Erzbischof Zollitsch und zahlreichen Geistlichen auch Bundeskanzlerin Merkel und andere Vertreter der Bundesregierung teilnahmen. Unmissverständlich klagte er die Marginalisierung des Christentums in unserer säkularisierten Gesellschaft an. Was die Wurzel Europas darstelle, sei zum Fremdkörper geworden. Doch liege die Verantwortung auch aufseiten der Christen, die sich angepasst und die Kraft zum unnachgiebigen Zeugnis verloren hätten. In diesem Zusammenhang erinnerte er an die Forderung des Papstes nach einer „Entweltlichung“ der Kirche. Nachfolgend Auszüge, welche sich auf die Menschenwürde beziehen und zusammen ein flammendes Plädoyer für den Lebensschutz darstellen.

Von Christoph Kardinal Schönborn, Wien

Ich beginne mit einer kleinen Episode, die mir stark in Erinnerung geblieben ist. Im Oktober 2007 trafen sich die Vorsitzenden der europäischen römisch-katholischen Bischofskonferenzen zur jährlichen Vollversammlung im portugiesischen Marienwallfahrtsort Fatima. Thema war die Familie in Europa. Einer von uns brachte die von ihm und von anderen als dramatisch eingeschätzte Lage folgendermaßen auf den Punkt: Könnte nicht schon bald der Zeitpunkt kommen, da die europäische Gesellschaft in ihrer Mehrheit den Christen sagt: Ihr seid ein Fremdkörper unter uns! Eure Werte sind nicht unsere. Die „europäischen Werte“ sind anders als die christlichen. Ihr gehört nicht zu uns!

Ist das übertrieben, wehleidig? Ist das Christentum im säkularen Europa inzwischen zum Fremdkörper geworden? Jenes Christentum, das doch offensichtlich eine der tragenden Wurzeln der europäischen Identität war – oder noch immer ist? Zunehmend empfinden sich Christen, die ihr Christentum ernstnehmen, marginalisiert. Ja, zum Teil sogar diskriminiert. Die OSZE mit Sitz in Wien hat eine eigene Stelle errichtet, die in den Ländern der OSZE Diskriminierung von Christen beobachtet und registriert. Sie hat zu tun!

In immer mehr Bereichen geht der „Mainstream“ in eine andere Richtung als das Christentum. Überblicken wir die letzten 40 Jahre, dann erscheint mir die Feststellung unausweichlich: das Christentum wird immer marginaler. Ich sage das nüchtern diagnostisch. Als in Österreich 1974 die sozialistische Alleinregierung unter Bruno Kreisky daranging, die Abtreibung weitgehend straffrei zu stellen, gab es intensive Debatten, die auch zu einer Abstimmung im Parlament und einem Volksbegehren führten. Ich erinnere mich an ein Fernsehinterview mit Bundeskanzler Kreisky. Auf die Frage eines Journalisten, ob er sich nicht vorstellen könnte, dass es in Österreich Menschen gebe, die mit der so genannten „Fristenlösung“ Schwierigkeiten haben werden, antwortete er: „Ich kann mir vorstellen, dass sehr, sehr religiöse Menschen damit Schwierigkeiten haben könnten.“ Das klang so, als wären diese Menschen „sehr, sehr“ seltsam. Religiös, das ist auf jeden Fall rückständig, nicht auf der Höhe der Zeit, und sicher eine Minderheit. Es muss nicht sein, dass Kreisky das damals verächtlich meinte. Es war es dennoch allemal.

Die Abstimmung ging extrem knapp aus: 93 zu 88 Stimmen für die Fristenregelung. Ein Volksbegehren zum „Schutz des Lebens“ erhielt große Unterstützung, blieb aber wirkungslos. Und bis heute hat es keine österreichische Regierung zustande gebracht, alle damals versprochenen „flankierenden Maßnahmen“ zu beschließen, die den Lebensschutz verbessern sollten.

Viel tragischer aber ist meines Erachtens, dass für Kreisky der Widerstand gegen die Fristenregelung vor allem bei „sehr, sehr religiösen Menschen“ geortet wurde. Der vor allem kirchliche, christliche Widerstand, angeführt von Kardinal Franz König, war aber nicht primär religiös begründet, auch wenn er stark religiös motiviert war. Es ging vielmehr um die Anerkennung und den gesetzlichen Schutz des menschlichen Lebens, also um elementares Menschenrecht. Die Kirche verteidigte hier nicht konfessionelles Sonderrecht, sondern vernunftbegründetes Menschenrecht. Papst Benedikt XVI. hat in seiner Rede vor dem deutschen Bundestag (22. September 2011) genau darauf hingewiesen. Woran liegt es, dass sich, wie der Papst sagte, „im letzten halben Jahrhundert eine dramatische Veränderung der Situation zugetragen“ hat? „Der Gedanke des Naturrechts gilt heute“, so sagte er weiter, „als eine katholische Sonderlehre, über die außerhalb des katholischen Raumes zu diskutieren nicht lohnen würde, sodass man sich schon beinahe schämt, das Wort überhaupt zu erwähnen“.

Seit den Siebzigerjahren ist die Entwicklung konsequent in dieselbe Richtung weitergegangen. Nach der rechtlichen „Freigabe“ des Lebensanfangs kam unausweichlich die des Lebensendes. Die Euthanasiedebatte erfasst mit unerbittlicher Konsequenz immer mehr Länder Europas. Österreich ist (noch?) in der glücklichen Lage, dass es einen Allparteienkonsens gegen die Euthanasie und für die Hospizbewegung zur Sterbebegleitung gibt. Hier verdanken wir viel dem kräftigen Zeugnis von Kardinal König, der wenige Wochen vor seinem Tod (im 99. Lebensjahr) in einem unvergesslichen Brief an den österreichischen Verfassungskonvent den Satz geprägt hat: „Menschen sollen an der Hand eines anderen Menschen sterben, und nicht durch die Hand eines anderen Menschen.“ Wie lange wird dieser Konsens in Österreich dem Druck des europäischen Mainstreams standhalten? Ich enthalte mich des Kommentars zur innerdeutschen Entwicklung in dieser Frage. Es sei nur darauf hingewiesen, dass Präsident Horst Köhler das Wort von Kardinal König öfters zitiert hat.

Ein drittes Beispiel sei genannt, wo von kirchlicher Seite mit dem Naturrecht, der unveräußerlichen Menschenwürde, und gerade nicht religiös argumentiert wird, und wo dennoch die kirchliche Position eindeutig auf der Verliererseite ist: die verbrauchende Embryonenforschung. Einige Jahre lang hat eine Sperrminorität von EU-Ländern verhindern können, dass EU-Gelder in die embryonen-verbrauchende, das heißt embryonen-tötende Forschung, vor allem im Stammzellenbereich, fließen: Deutschland, gemeinsam mit Polen, Italien, Irland, Österreich und Portugal haben hier blockiert. Diese Front hat nicht lange gehalten. Wie auch jene andere, die sich gegen eine gesetzliche Gleichstellung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften mit der Ehe wehrte.

„Ich kann mir vorstellen, dass sehr, sehr religiöse Menschen damit Schwierigkeiten haben“, meinte Bruno Kreisky 1974. Ist in dieser seither scheinbar unaufhaltbaren, unumkehrbaren Entwicklung das Christentum in Europa, von einem Nachhutgefecht zum anderen, auf unaufhaltsamen Rückzug? Sind seine Werte längst nicht mehr die so oft beschworenen „europäischen Werte“? Immer mehr erleben sich engagierte Christen als Minderheit. In den diversen Ethikkommissionen figurieren sie mit ihren Positionen meist „unter ferner liefen“. Das hat die Stammzellendebatte gezeigt, das zeigt sich jetzt bei den Diskussionen um Bluttests zur frühzeitigen Feststellung von Behinderung, oder bei der Frage der Präimplantationsdiagnostik. – Manche katholische Mitglieder in den diversen Ethikkommissionen klagen darüber, dass stets nur ihr „Nein“ zu neuen Entwicklungen gehört wird, und nicht das Ja, das ihre Position motiviert: das Ja zum Leben, zum Lebensschutz, zum unbedingten Respekt vor der Würde des Menschen von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod.

Ich glaube, wir haben noch zu wenig reflektiert, was diese Marginalisierung für die christliche Identität im heutigen säkularen Europa bedeutet. Wie sich mit den „christlichen Werten“ in einem Europa positionieren, das mehr und mehr den Christen sagt: „Eure Werte“ sind nicht „unsere Werte“? Ich denke, viele von uns, ob Gläubige oder Amtsträger, schwanken zwischen Anpassung und Abgrenzung. Beides hat Grenzen. Wie weit kann der politische Kompromiss gehen, der sich bei der Gesetzgebung der parlamentarischen Mehrheit beugt? Sicher sind viele Gesetzesmaterien kompromissfähig. Papst Benedikt hat im Bundestag aber darauf hingewiesen – ähnlich wie in seiner beeindruckenden Rede in Whitehall, im Parlament in London –, „dass in den Grundfragen des Rechts, in denen es um die Würde des Menschen und der Menschheit geht, das Mehrheitsprinzip nicht ausreicht“.

Was aber, wenn dank dem Mehrheitsprinzip die Gesetzgebung und der durch sie abgebildete und zugleich auch mitgeprägte gesellschaftliche Konsens sich von den „christlichen Werten“ weg entwickelt und damit die Christen nicht nur in eine Minderheitsposition, sondern auch in Gewissenskonflikte bringt?

Die Beschneidungsdebatte ist ein spannender Fall für das Thema Religion in der säkularen Gesellschaft. Es fehlt an der Zeit, ausführlicher darauf einzugehen. Das Menschenrecht auf körperliche Integrität wird gegen das Menschenrecht auf Religionsfreiheit ausgespielt. In der säkularen Gesellschaft hat ersteres eine größere Plausibilität als letzteres. Man wünschte sich, dass das Recht auf körperliche Integrität des zur Abtreibung freigegebenen Ungeborenen mit ebensolcher Vehemenz verteidigt würde wie das Recht, über das Haben oder Nichthaben des Praeputiums (für Nichtlateiner: der Vorhaut) selber entscheiden zu können. Jan Ross hat in der „Zeit“ meines Erachtens die Sache auf den Punkt gebracht, wenn er seinen Artikel zum Beschneidungsurteil betitelt: „Hilfe, die glauben“. Ja, da gibt es Menschen, die Teil unserer Gesellschaft sind, die ernsthaft glauben, dass die Beschneidung das Bundeszeichen der Treue Gottes zu seinem erwählten Volk ist, und die daher lieber aus Deutschland auswandern würden, als dass sie sich vom Gesetzgeber die Beschneidung verbieten lassen.

Welchen Platz hat der Glaube von Menschen in der säkularen Gesellschaft? Hat sie dafür Toleranz übrig? „Sehr sehr religiöse Menschen“, wie Kreisky sie nannte, haben sie (noch) Platz in einem Reservat für eine aussterbende Spezies? Oder werden sie als Mitbürger in ihrer eigenen religiösen Überzeugung ernst genommen?

Doch mehr als alle Worte spricht die Tat. Vielleicht müssen wir Christen mehr darauf vertrauen, dass die selbstlose, interessensfreie Tat des Glaubens oft mehr bewirkt als alle noch so wichtigen gesetzgeberischen Maßnahmen. Kaum jemand hat in den letzten Jahrzehnten mehr überzeugt als Mutter Teresa von Kalkutta. In der so schmerzlichen Auseinandersetzung um den Lebensschutz hat sie die einzig überzeugende Antwort gefunden: die direkt helfende Tat, indem sie sagte: „Tötet sie nicht! Gebt sie mir!“

Fremdkörper oder Wurzel Europas: das Christentum. Es hat dem Christentum gut getan, dass es durch das Feuer der Kritik von Aufklärung und Säkularismus gehen musste. Es ist die Chance der Läuterung. Es ist die Frage nach seiner Glaubwürdigkeit. Ist nicht in so mancher säkularen Kritik am Christentum auch ein Stück Sehnsucht verborgen, es möge doch so etwas wie ein authentisches, gelebtes Christentum geben? Insgeheim wissen wir wohl, ob säkular oder gläubig, dass hier die tragfähigen Wurzeln Europas liegen. Nahe kommen wir dem fremdgewordenen Christentum freilich nur um einen Preis: die eigene Bekehrung. Und die ist ein lebenslanger Prozess und beginnt bei uns selbst.

Ihr sollt meine Zeugen sein!

Weihbischof Dr. Andreas Laun OSFS, Salzburg, ist als mahnende Stimme in Sachen Lebensschutz und Sexualmoral bekannt. Dabei erweist er sich oft als einsamer Rufer in der Wüste. Die modernen Ideologien gelten als aufgeschlossen und feiern gesellschaftspolitische Triumphe. Doch Laun ist überzeugt, dass sich die Lehre der Kirche letztlich als Wahrheit erweisen wird.

Von Erich Maria Fink und Thomas Maria Rimmel

Ihr sollt meine Zeugen sein! Unter diesem Titel haben wir eine Auswahl von Artikeln zusammengestellt, die Weihbischof Dr. Andreas Laun in den vergangenen fünfzehn Jahren als Herausgeber der Zeitschrift „Kirche heute“ veröffentlicht hat. Aus Anlass seines 70. Geburtstags am 13. Oktober 2012 möchte die Publikation seine Verdienste als mutiger Hirte herausstellen und zugleich helfen, das Licht zu verbreiten, das seit Jahrzehnten von seinem unerschrockenen Zeugnis ausgeht.

Der Auftrag, den Jesus seinen Aposteln gegeben hat, ist eigentlich eine Verheißung. Zunächst verspricht er ihnen den Heiligen Geist, der selbst vom Menschensohn Zeugnis ablegen wird. Erst daran schließt sich die Sendung der Apostel an: „Ihr werdet meine Zeugen sein!“ (vgl. Joh 15,27; Apg 1,8).

Darin drückt sich die Dynamik des Reiches Gottes aus. Der Heilige Geist wirkt durch die Kirche, die Jesus Christus gegründet hat. Der geheimnisvolle Leib Christi, der nach den Worten des hl. Paulus die Kirche ist, wird beseelt und belebt vom Heiligen Geist. Ihrer bedient sich der Geist von oben, um der Welt die Wahrheit des Wortes Gottes kundzutun. Wer von Jesus Christus Zeugnis ablegen will, muss sich am Glauben der Kirche orientieren. Die Offenbarung, wie sie vom Lehramt der Kirche verkündet wird, ist das helle Licht im Dunkel der Zeit.

Davon ist Weihbischof Andreas Laun zutiefst durchdrungen. Als Professor wie als Hirte geht es ihm nicht um persönliche Meinungen oder Spekulationen. Das lebenspendende Wasser der Wahrheit schöpft er aus der Quelle der kirchlichen Lehre. Das verleiht ihm seine Überzeugung und die Kraft, gegen den Strom zu schwimmen. Dies macht ihn auch als echten Zeugen aus.

Die ausgewählten Artikel des Weihbischofs sind aktuelle Beiträge zum Zeitgeschehen. Sie dokumentieren, wie wach und treffend er zu den Vorgängen in Kirche und Welt Stellung genommen hat. Gleichzeitig behalten sie über die konkreten Ereignisse hinaus ihre Gültigkeit. Es sind Gedanken von bleibender Bedeutung.

Der Weihbischof ist als mahnende Stimme in Sachen Lebensschutz und Sexualmoral bekannt. Dabei erwies er sich in der Vergangenheit allzu oft als einsamer Rufer in der Wüste. Natürlich ist er Professor für Moraltheologie und bewegt sich damit auch auf seinem Fachgebiet. Doch zuallererst ist Andreas Laun ein gläubiger Christ und Priester, der sich in die Nachfolge des Herrn gestellt hat. Dies findet seinen Ausdruck im 1. Kapitel des Buches. Im 2. Kapitel geht es um die Standortbestimmung des christlichen Glaubens innerhalb der unterschiedlichen Religionen und Weltanschauungen. Es ist faszinierend, wie Laun in einen ehrlichen Dialog mit Andersdenkenden eintritt und voller Dankbarkeit über seinen eigenen Glauben Rechenschaft ablegt. Erst auf diesem Fundament folgt das 3. Kapitel, das den moraltheologischen Fragen gewidmet ist.

Als Mitherausgeber der Zeitschrift „Kirche heute“ würden wir uns über eine weite Verbreitung des Buchs freuen.

Geleitwort zur Festschrift anlässlich des 70. Geburtstags von Weihbischof Andreas Laun

„Wähle also das Leben!“

Von Joachim Kardinal Meisner, Köln

Wenn Israel bekennt: „Jahwe, unser Gott, Jahwe ist einzig“ (Dtn 6,4), dann hat dies in erster Linie weniger eine philosophisch-ontologische als eine existentiell-lebenspraktische Bedeutung: „Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft“ (Dtn 6,5). In der Umwelt des Gottesvolkes wurden zahlreiche andere Gottheiten verehrt, die durchaus eine Faszination ausübten. Israel hatte also sehr wohl eine Auswahl, wusste aber genau, wie es sich entscheiden sollte: Mag es auch andere Götzen geben, außer dem Herrn „gibt es keinen gerechten und rettenden Gott“ (Jes 45,21).

Wer solche Bekenntnissituationen in der Bibel betrachtet, der wird immer wieder darauf stoßen, dass die Entscheidung für Gott zusammenfällt mit der Entscheidung für das Leben. Kurz vor seinem Tod sagt Mose es dem Volk mit eindrucksvollen Worten: „Den Himmel und die Erde rufe ich heute als Zeugen gegen euch an. Leben und Tod lege ich dir vor, Segen und Fluch. Wähle also das Leben, damit du lebst, du und deine Nachkommen. Liebe den Herrn, deinen Gott, hör auf seine Stimme und halte dich an ihm fest; denn er ist dein Leben. Er ist die Länge deines Lebens, das du in dem Land verbringen darfst, von dem du weißt: Der Herr hat deinen Vätern Abraham, Isaak und Jakob geschworen, es ihnen zu geben“ (Dtn 30,19-20).

Mit der hier vorgelegten Festschrift wird ein Mann der Kirche geehrt, der in seiner Glaubenspraxis ebenfalls als unerschrockener Kämpfer für das Leben hervortritt. Wo menschliches Leben verkürzt oder verdreht zu werden droht, wo man es anderen Interessen unterordnen will, wo der Mensch vergisst, dass er eingebettet ist in den Willen und Plan des Schöpfers, da meldet sich Bischof Andreas Laun zu Wort. Und durch seinen vertrauten Umgang mit den Medien erhält zugleich Jesu Weisung an seine Jünger neue Aktualität: „Was ich euch im Dunkeln sage, davon redet am hellen Tag, und was man euch ins Ohr flüstert, das verkündet von den Dächern“ (Mt 10,27). So bin ich beispielsweise froh, dass ich im Jahre 2009 die religionspädagogischen Werke des Salzburger Weihbischofs für das Erzbistum Köln freigeben konnte.

„Wähle also das Leben!“ Unser irdisches Dasein ist – wie unser konkreter Lebenswandel – keineswegs bedeutungslos für unser ewiges Heil. Auf jede Zeugung trifft in individueller Weise zu, was der Katechismus der Katholischen Kirche über die Erschaffung der Welt insgesamt lehrt: Sie „ist ‚der Beginn der Heilsökonomie‘, ‚der Anfang der Heilsgeschichte‘ (Directorium Catecheticum Generale, Nr. 51), die in Christus gipfelt“ (Nr. 280). Jeder neue Mensch ist ein Zeichen der Liebe und Treue Gottes – und zugleich auch ein neuer, einzigartiger Weg zu diesem, wie unser Heiliger Vater einmal bemerkt hat.

Wer sich wie Andreas Laun für das Leben einsetzt, der bekennt sich in aller Öffentlichkeit zu Gott, dem Quell unseres Lebens, und gegen jenen „Mörder von Anfang an“ (Joh 8,44), der den Tod bringen will und sich dazu heute so vielfältiger und wirksamer Mächte, Mechanismen und Werkzeuge bedient. Für diesen rückhaltlosen Einsatz zugunsten des Lebens danke ich Gott, aber auch dem Geburtstagsjubilar von Herzen. Mögen Bischof Laun noch viele erfüllte und glückliche Jahre beschieden sein!

In herzlicher Verbundenheit

+ Joachim Kardinal Meisner, Erzbischof von Köln

 

Ein ideales Geschenk...

Weihbischof Andreas Laun: Ihr sollt meine Zeugen sein! Beiträge zum Zeitgeschehen Taschenbuch, Format 12x18cm, 252 Seiten, erhältlich gegen eine Spende bei:
Kirche heute Verlags gGmbH, Postfach 1406, D-84498 Altötting, Tel. 08671-880430, Fax: 880431, E-Mail: buero@kirche-heute.de

Die Sammlung von Beiträgen zum Zeitgeschehen zeigt Weihbischof Laun als Professor für Moraltheologie, der wach und treffend zu den Vorgängen in Kirche und Welt Stellung nimmt. Zuallererst ist er jedoch ein gläubiger Christ und Priester, der sich in die Nachfolge des Herrn gestellt hat. Es ist faszinierend, wie er in einen offenen Dialog mit Vertretern anderer Religionen eintritt und voller Dankbarkeit über seinen eigenen Glauben Rechenschaft ablegt.

In die glorreiche Schar der Heiligen eingereiht

Auch wenn das Kirchenrecht keinen Unterschied mehr zwischen Selig- und Heiligsprechung macht, so besteht er in der kirchlichen Praxis nach wie vor fort. Mit einer Seligsprechung wird die öffentliche Verehrung eines Verstorbenen lediglich gestattet. Die Erlaubnis ist zudem lokal begrenzt bzw. auf einen Teil der Kirche wie z. B. eine Ordensgemeinschaft eingeschränkt. Mit einer Heiligsprechung aber wird die ganze Kirche dazu verpflichtet, das Leben des betreffenden Gläubigen als authentische Verwirklichung des Evangeliums anzuerkennen. So hat Benedikt XVI. am 21. Oktober 2012 sieben Glaubenszeugen „unterschiedlicher Herkunft, Sprache, Nation und aus verschiedenen Gesellschaftsschichten“ dem „ganzen Volk Gottes“ als Leitbilder vor Augen gestellt: Jacques Berthieu aus Frankreich, Pedro Calungsod von den Philippinen, Giovanni Battista Piamarta aus Italien, Maria del Monte Carmelo Sallés y Baramgieras aus Spanien, Marianne Cope aus Deutschland, Kateri Tekakwitha aus den USA und Anna Schäffer ebenfalls aus Deutschland. Der Papst konnte wunderbar an das Evangelium dieses Sonntags anknüpfen und – wie üblich – das Entscheidende im Leben der neuen Heiligen herausstellen. Nachfolgend sind drei von ihnen ausgewählt.

Von Papst Benedikt XVI. 

Der Menschensohn ist gekommen, um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele (vgl. Mk 10,45). – Heute hört die Kirche noch einmal diese Worte Jesu, die er auf dem Weg nach Jerusalem sprach, wo sich das Geheimnis seines Leidens und Sterbens und seiner Auferstehung erfüllen sollte. Es sind Worte, welche den Sinn der Sendung Christi auf Erden beinhalten – einer Sendung, die durch sein Opfer, durch seine Ganzhingabe gekennzeichnet ist. An diesem dritten Sonntag im Oktober, an dem der Weltmissionstag gefeiert wird, hört die Kirche diese Worte mit besonderem Nachdruck und ruft sich neu ins Bewusstsein, dass sie als Ganze ständig im Dienst am Menschen und am Evangelium steht wie Er, der sich selber hingegeben hat bis zum Opfer seines Lebens. …

Der Menschensohn ist gekommen, um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele (vgl. Mk 10,45). Diese Worte waren das Lebensprogramm der sieben Seligen, die die Kirche heute feierlich in die glorreiche Schar der Heiligen einreiht. Mit heroischem Mut haben sie ein Leben geführt, das ganz Gott geweiht und dem großherzigen Dienst an den Mitmenschen gewidmet war. Sie sind Söhne und Töchter der Kirche, die in der Nachfolge des Herrn das Leben des Dienens gewählt haben. Die Quelle der Heiligkeit in der Kirche liegt immer im Geheimnis der Erlösung, auf das der Prophet Jesaja in der ersten Lesung vorausweist: Der Gottesknecht ist der Gerechte, der „die vielen gerecht macht; der ihre Schuld auf sich lädt“ (vgl. Jes 53,11); dieser Knecht ist der gekreuzigte, auferstandene und in der Herrlichkeit lebende Christus. Die heutige Heiligsprechung ist eine beredte Bestätigung dieser geheimnisvollen Heilswirklichkeit. Das beharrliche Bekenntnis des Glaubens dieser sieben großherzigen Jünger Christi, ihre Gleichgestaltung mit dem Menschensohn leuchtet heute in der ganzen Kirche. …

Marianne Cope

Und jetzt komme ich zu Marianne Cope, die 1838 in Heppenheim in Deutschland geboren ist. Sie war erst ein Jahr alt, als sie in die Vereinigten Staaten gebracht wurde. 1862 trat sie bei den Regulierten Terziarinnen des heiligen Franziskus in Syracus, New York, ein. Als Generaloberin ihrer Kongregation nahm Mutter Marianne später freiwillig einen Ruf an, sich um die Leprakranken auf Hawai zu kümmern, nachdem viele andere dies abgelehnt hatten. Gemeinsam mit sechs ihrer Mitschwestern machte sie sich persönlich auf, um ein Krankenhaus auf Oahu zu leiten; später gründete sie das Malulani Hospital auf Maui und eröffnete ein Heim für Mädchen, deren Eltern leprakrank waren. Fünf Jahre danach nahm sie die Einladung an, ein Heim für Frauen und Mädchen auf der Insel Molokai zu eröffnen; tapfer ging sie selbst dorthin und brach damit ihren Kontakt zur Außenwelt für immer ab. Sie kümmerte sich dort um Pater Damian, der bereits berühmt war für seine heroische Arbeit unter den Leprakranken, pflegte ihn, als er starb, und führte seine Arbeit unter den männlichen Leprakranken fort. Zu einer Zeit, als für die unter dieser schrecklichen Krankheit Leidenden nur wenig getan werden konnte, zeigte Marianne Cope größte Liebe, Mut und Begeisterung. In ihrer Tatkraft ist sie ein leuchtendes Beispiel für das Beste der Tradition katholischer Krankenschwestern und für den Geist ihres geliebten heiligen Franziskus.

Kateri Tekakwitha

Kateri Tekakwitha wurde 1656 als Kind eines Vaters aus dem Stamm der Mohawk und einer christlichen Mutter aus dem Stamm der Algonquin im heutigen Staat New York geboren. Ihre Mutter vermittelte ihr ein Gespür für den lebendigen Gott. Im Alter von zwanzig Jahren wurde sie getauft; um der Verfolgung zu entkommen, nahm sie Zuflucht in der Mission des heiligen Franz Xaver bei Montreal. Dort arbeitete sie in Treue zu den Traditionen ihres Volkes, auch wenn sie dessen religiöse Überzeugungen verwarf, bis zu ihrem Tod im Alter von 24 Jahren. Sie führte ein einfaches Leben und blieb ihrer Liebe zu Jesus, zum Gebet und zur täglichen heiligen Messe treu. Ihr größter Wunsch war es, zu erkennen und zu tun, was Gott gefällt. Kateri beeindruckt uns durch das Wirken der Gnade in ihrem Leben ohne jede äußere Unterstützung und durch ihren Mut zu der in ihrer Kultur so einzigartigen Berufung. In ihr bereichern sich Glaube und Kultur gegenseitig! Möge ihr Beispiel uns helfen, dort, wo wir sind, in der Liebe zu Jesus zu leben, ohne zu verleugnen, was wir sind! Heilige Kateri, Patronin von Kanada und erste indianische Heilige, wir vertrauen dir die Erneuerung des Glaubens in den Ersten Nationen und in ganz Nordamerika an! Gott segne die indigenen Völker!

Anna Schäffer

Anna Schäffer aus Mindelstetten wollte als Jugendliche in einen Missionsorden eintreten. Da sie aus einfachen Verhältnissen stammte, versuchte sie die nötige Aussteuer für die Aufnahme ins Kloster als Dienstmagd zu verdienen. In dieser Stellung erlitt sie einen schweren Unfall mit unheilbaren Verbrennungen an den Beinen, der sie für ihr ganzes weiteres Leben ans Bett fesselte. So wurde ihr das Krankenlager zur Klosterzelle und das Leiden zum Missionsdienst. Sie haderte zunächst mit ihrem Schicksal, verstand ihre Situation dann aber als einen liebevollen Ruf des Gekreuzigten in seine Nachfolge. Gestärkt durch die tägliche Kommunion wurde sie zu einer unermüdlichen Fürsprecherin im Gebet und zu einem Spiegel der Liebe Gottes für viele Ratsuchende. Ihr Apostolat des Betens und des Leidens, des Opferns und des Sühnens sei den Gläubigen in ihrer Heimat ein leuchtendes Vorbild, ihre Fürbitte stärke die christliche Hospizbewegung in ihrem segensreichen Wirken.

Liebe Brüder und Schwestern! Diese neuen Heiligen unterschiedlicher Herkunft, Sprache, Nation und aus verschiedenen Gesellschaftsschichten sind mit dem ganzen Volk Gottes im Heilsgeheimnis Christi, des Erlösers, vereint. Gemeinsam mit ihnen rufen auch wir, die wir hier mit den Synodenvätern aus aller Welt versammelt sind, dem Herrn mit den Psalmworten zu, dass er „für uns Schild und Hilfe“ ist, und bitten ihn: „Lass deine Güte über uns walten, o Herr, denn wir schauen aus nach dir“ (Ps 33, 20.22). Möge das Zeugnis der neuen Heiligen, das Zeugnis ihres aus Liebe zu Christus großherzig hingegebenen Lebens heute zur ganzen Kirche sprechen, und möge ihre Fürbitte die Kirche stärken und unterstützen in ihrer Sendung, der ganzen Welt das Evangelium zu verkünden.

Heldenhafte Treue zum Nachfolger des hl. Petrus:

100. Geburtstag des sel. Alexius Saritski

Am 17. Oktober 2012 wäre der ukrainische Märtyrerpriester Alexius Saritski 100 Jahre alt geworden. Doch er starb bereits am 30. Oktober 1963 an den Folgen der Misshandlungen in einem sowjetischen Konzentrationslager im Süden Kasachstans. 2001 sprach ihn Papst Johannes Paul II. auf seiner Reise in die Ukraine selig. Nun feierte die Pfarrei „Maria – Königin des Friedens“ in der Stadt Beresniki im russischen Ural den 100. Geburtstag dieses Seligen mit der Einweihung eines eigenen Denkmals. Denn dort hatte der mutige Priester vor seiner letzten Inhaftierung drei Jahre lang im Geheimen gewirkt und die russlanddeutschen Katholiken betreut. Festprediger war Weihbischof Dr. Athanasius Schneider aus Astana, dessen Familie mit dem sel. Alexius eng befreundet war. Pfarrer Erich Maria Fink beleuchtet das abenteuerliche Leben des seligen Märtyrers und berichtet von dem Festakt in seiner Pfarrei.

Von Erich Maria Fink

Am 17. Oktober dieses Jahres erlebte unsere Pfarrei einen großen Augenblick. Wir feierten den 100. Geburtstag eines seligen Märtyrerpriesters, den wir erst Anfang dieses Jahr als unseren besonderen Patron im Himmel entdeckt hatten.

Erinnerungen unserer Gläubigen

Als unsere Pfarrei „Maria – Königin des Friedens“ im Jahr 2000 errichtet wurde, lebten noch viele Gläubige, die sich an den Priester Alexius Saritski (auf Ukrainisch Oleksa Zaryckyj) erinnern konnten. Sie erzählten mir, wie er völlig unerwartet – gleich einem geheimnisvollen Gesandten Gottes – bei ihnen aufgetaucht war. Auch konnten sie genau die Jahre angeben, in denen er in unserer Stadt Beresniki gewirkt hatte, nämlich von 1958 bis 1961. Er unterhielt sich mit ihnen auf Deutsch, obwohl er selbst aus der Ukraine stammte und keine deutschen Wurzeln besaß. Die Sprache hatte er eigens gelernt, um die deportierten russlanddeutschen Katholiken betreuen zu können. Er war sogar in der Lage, deutsch zu schreiben, und verschickte handgeschriebene Briefe. Noch aus dem Gefangenenlager konnte er schriftliche Grüße nach außen bringen.

Nach dem Bericht unserer Gläubigen kam er immer wieder aus Kasachstan im Zug angereist, um ihnen im Geheimen die Sakramente zu spenden. Bei sich trug er große Taschen mit den liturgischen Geräten und Gewändern. In den Baracken taufte er Klein und Groß, hörte die Beichte, traute Paare und feierte in schönen Paramenten die hl. Messe. Für einige Zeit nahm er sogar unter einem anderen Namen eine Stelle als einfacher Bergarbeiter in der Nachbarstadt Kiesel an, um nicht andauernd nach Kasachstan zurückfahren zu müssen. Einmal zeigte mir eine unserer „Babuschkas“, d.h. „Großmütter“, wie die älteren Frauen hier in Russland genannt werden, ein Foto mit dem Seligen. Darauf ist er im Ornat abgebildet, wie er an einem liebevoll geschmückten Hausaltar in der Wohnung dieser Familie steht und die hl. Messe feiert. Er hatte sich gerade der versammelten Gemeinde zugewandt, blickt also den Betrachter an. Das Foto wurde im Jahr 1961 aufgenommen, als die Deportierten vom Staat gerade die Erlaubnis erhalten hatten, ihre Baracken zu verlassen und in Wohnungen umzuziehen. Leider konnte die Tochter dieser Frau das Foto bisher nicht mehr finden.

Eine andere Babuschka erzählte: Eines Abends erschien in der Baracke, in der der Priester gerade seinen Dienst beendet hatte, ein Mann und fragte, ob es stimme, dass hier von einem auswärtigen Priester Kinder getauft worden seien. Er habe Enkel, die er gerne taufen lassen wolle. So gaben die damals jungen Frauen vertrauensselig die Auskunft, dass der Priester in die benachbarte Barackensiedlung aufgebrochen sei. Erst nach einiger Zeit wurde ihnen klar, dass der Mann bei der Polizei arbeitet. Sofort fuhr eine von ihnen mit dem Fahrrad los und konnte den Priester gerade noch rechtzeitig warnen. Die Polizei hatte tatsächlich die Suche nach ihm begonnen, konnte ihn aber nicht mehr finden. Dieses Mal war es noch gut gegangen, doch schließlich wurde das verborgene Wirken des sel. Alexius aufgedeckt. Unsere Gläubigen wussten, dass ihm gleich nach der Verhaftung die Zähne eingeschlagen wurden und dass er kurze Zeit später in einem Straflager an den Misshandlungen starb.

Identifizierung des Märtyrerpriesters

Ich hatte in den vergangenen zehn Jahren verschiedentlich Nachforschungen angestellt, konnte aber keine offiziellen Informationen über diesen Priester finden. Dies liegt vor allem daran, dass unsere deutschen Babuschkas von einem Alexander Zaritzky sprachen. Sie hatten also Alexius mit Alexander verwechselt. Erst jetzt haben wir erfahren, dass unser Priester eine bekannte Persönlichkeit darstellt und sogar schon selig gesprochen worden ist.

Geboren wurde der sel. Alexius am 17. Oktober 1912 in dem Dorf Biche nahe Lwiw (Lemberg). 1931 trat er in das dortige Priesterseminar der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche ein, wurde 1936 von Metropolit Andreas Sheptytsky zum Priester geweiht, 1948 jedoch von den Kommunisten verhaftet und zu zehn Jahren Gefangenschaft in Kasachstan verurteilt. Das bedeutete aber nicht, dass er diese Zeit im Gefängnis verbrachte. Es handelte sich um eine „spezielle Internierung“: Er konnte sich in Karaganda sogar eine eigene Wohnung nehmen, durfte aber die Stadt nicht verlassen. Regelmäßig musste er sich bei der Polizei melden. Dies wurde 1957 aufgehoben und so wurde er zum „Vagabunden Gottes“.

U. a. besuchte er seinen Vorgesetzten, den im sibirischen Exil lebenden Großerzbischof von Lemberg, den bekannten Metropoliten Josyf Kardinal Slipyi (1892-1984). Dieser war 1939 von dem genannten Metropoliten Andreas Sheptytsky zum Bischof-Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge geweiht worden, die er 1944 antrat. Doch schon 1945 wurde er von den kommunistischen Machthabern nach Sibirien deportiert, wo er bis 1963 inhaftiert war. Danach durfte er nach Rom ausreisen. Dort blieb er bis zu seinem Tod und leitete seine Eparchie über 20 Jahre lang aus dem Exil. Er nahm am II. Vatikanischen Konzil teil und wurde 1965 zum Kardinal ernannt.

Verantwortung für die Katholiken in Kasachstan und Sibirien

Bei diesem heimlichen Besuch in Sibirien übertrug der Großerzbischof seinem Priester Alexius im persönlichen Gespräch die Verantwortung für die nach Kasachstan und Sibirien deportierten Katholiken. Deswegen heißt es in den Lebensbeschreibungen, er sei zum Apostolischen Administrator ernannt worden. Eine Bischofsweihe war für diesen Dienst – entgegen anderer Berichte – von vornherein nicht vorgesehen. Dagegen machte sich Alexius mit dem lateinischen Ritus vertraut, um für die in erster Linie russlanddeutschen und polnischen Katholiken die Liturgie feiern zu können. So war er zum sog. „Biritualisten“ geworden, der sowohl den byzantinischen Ritus der Ostkirche als auch den Ritus der Westkirche zelebrierte. Es handelte sich also nicht um eine Ernennung durch den Papst, sondern um eine Aufforderung bzw. Ermutigung im vertraulichen Gespräch angesichts radikaler Verfolgung – ohne jedes Dokument.

Auf diesem Hintergrund nun kam Alexius bald darauf in unser Permer Gebiet, um nach Katholiken Ausschau zu halten. Im Nachhinein wird deutlich, dass Beresniki 200 km nördlich von Perm eines seiner Haupteinsatzgebiete wurde, obwohl es nicht in Sibirien oder in Kasachstan liegt.

Aus dieser Zeit stammt die Freundschaft mit der Familie Schneider, die damals in Krasnakamsk bei Perm lebte. Sie war 1945 im Zug der Repression in den Ural gekommen, zog jedoch im Jahr 1960 nach Kirgisien östlich von Kasachstan um. Noch im April 1962 besuchte sie dort der Priester Alexius in ihrer neuen Heimat. Im Wohnzimmer feierte er die hl. Messe und segnete auch den einjährigen Sohn Antonius, der während des Gottesdienstes neben dem Hausaltar in einer Wiege lag. Dieses Kind ist heute Weihbischof der Diözese Astana und trägt den Ordensnamen Athanasius.

Zurückgekehrt nach Karaganda wurde Alexius im Mai 1962 verhaftet und ins Konzentrationslager Dolinka bei Karaganda eingeliefert. Dort starb er am 30. Oktober 1963. Der verdächtige Lagerbericht lautet: Aufgrund heftiger Magenschmerzen musste Alexius einer Operation unterzogen werden, in deren Folge er verstarb. Am 27. Juni 2001 sprach ihn Papst Johannes Paul II. im Rahmen seines Ukraine-Besuchs in Lwiw selig.

Besuch von Weihbischof Athanasius Schneider

Weihbischof Athanasius Schneider konnte bestätigen, dass seine Eltern den Seligen öfters zum Bahnhof in Perm begleiteten, wenn er nach Beresniki aufbrach. Es war für uns ein großes Geschenk, dass Weihbischof Schneider nun unsere Pfarrei besuchte und den 100. Geburtstag des Seligen am 17. Oktober mit uns feierte. Auf der großen Eingangstreppe unserer Kirche hatten wir ein ehrendes Denkmal aufgestellt, das an diesem Tag von Weihbischof Schneider feierlich enthüllt und gesegnet wurde. In der Festpredigt hob er hervor, dass der Grund für die Inhaftierung des Märtyrerpriesters in dessen Treue zum Papst bestand. Stalin hatte von den Priestern der mit Rom unierten griechisch-katholischen Kirche in der Ukraine den Übertritt zur russisch-orthodoxen Kirche verlangt. Doch Alexius erklärte vor Gericht, die Lossagung vom Nachfolger des hl. Petrus würde für ihn die Verleugnung des gesamten Evangeliums bedeuten. Und deswegen setzte er sich lieber der Verfolgung aus, die er klar voraussehen konnte. Am Ende des Gottesdienstes spendete der Weihbischof unseren Gläubigen mit einem kleinen Holzkreuz des Seligen den Einzelsegen und reichte es zur Verehrung dar. Seit der Seligsprechung des Märtyrerpriesters trage er dieses Kreuz unter der Soutane auf seiner Brust. Bei der Verabschiedung ermutigte er die Gläubigen zur Einheit mit dem Heiligen Vater und meinte, was er in Beresniki erlebt habe, sei ein wahrer Frühling der Kirche.

Unermüdlicher Kampf der Kirche im Dritten Reich (Teil III)

Rettung von Juden in Bulgarien und Rumänien

Wie unermüdlich die katholische Kirche während der Nazi-Herrschaft für die Rettung von Juden gekämpft hat, ist weithin unbekannt und wird auch oft bewusst verschwiegen. In seinem dritten Beitrag der Reihe „Die Kirche und die Juden“ behandelt der Neuphilologe und Theologe Dr. Kurt Weiß den Einsatz der Kirche für die Juden in Bulgarien und Rumänien. Er zeigt die enormen Erfolge auf und legt überzeugend dar, dass allein in diesen beiden Ländern etwa 300.000 Juden, die bereits zur Ausrottung bestimmt waren, ihr Überleben den Interventionen der katholischen Kirche verdankt haben. Ähnlich wie in Ungarn war auch hier das Engagement des zuständigen Päpstlichen Nuntius ausschlaggebend. Es war Andrea Cassulo, der wie der ungarische Nuntius Angelo Rotta von Yad Vashem in die Liste der „Gerechten unter den Völkern“ aufgenommen wurde.

Von Kurt Weiß

50.000 bulgarische Juden werden gerettet

Der bulgarische Kommissar Aleksander Belev, der von den Deutschen mit der Deportation der Juden beauftragt war, legte im Jahr 1943 König Boris zwei Alternativpläne vor. Im ersten schlug er die Deportation aller Juden nach Polen vor. Im zweiten plädierte er für die Evakuierung aller Juden aus der Hauptstadt hinaus auf das Land. Selbstverständlich entschied sich der König für den zweiten Plan. In Berlin erklärte der König gegenüber dem Außenminister Joachim von Ribbentrop, er benötige die Juden zum Straßenbau.[17]

Die königliche Familie wurde vom Apostolischen Legaten in Sofia, Giuseppe Mazzoli, und vom früheren Nuntius Angelo Roncalli, dem späteren Papst Johannes XXIII., bestürmt, sich schützend vor die Juden zu stellen. Mazzoli war Beichtvater der Königin Johanna. Er sprach persönlich bei ihr vor und bat sie, den König zu beeinflussen, damit er die Verschleppung der Juden abwende.[18] Mazzoli überbrachte der Königin eine Bittschrift von 600 jüdischen Frauen, deren Männer von der Deportation bedroht waren. Königin Johanna las die Petition mit Tränen in den Augen.

In Istanbul erfuhr Roncalli von den geplanten Maßnahmen der Nazis. Sofort sandte er ein Telegramm an König Boris.[19] Die Schritte Roncallis und Mazzolis, die im Sinne der Anordnungen des Vatikans erfolgten, hatten den Erfolg, dass der König die Verschleppungen nach Polen verweigerte. Das Leben von 50.000 Juden war gerettet.[20] 

250.000 Juden überleben in Rumänien

In der Sicht von Raul Hilberg[21] war Rumänien außer Deutschland das einzige Land, das alle Schritte von der Registrierung der Juden bis zu ihrer Ermordung durchführte. Nachdem sich Rumänien im Juni 1941 im Krieg gegen Russland mit den Deutschen verbündet hatte, kam es zu zahlreichen Massakern an Juden und zu Verschleppungen nach Tansnistrien. Trotzdem konnten mehr als zwei Drittel aller Juden in Rumänien am Leben erhalten werden.

Der päpstliche Nuntius Andrea Cassulo versuchte zunächst, getaufte Juden zu retten. Aber der deutsche SS-Offizier Gustav Richter veranlasste die Regierung Antonescu, ein Gesetz zu erlassen, das den Juden den Religionswechsel untersagte. Der Vatikan protestierte mehrere Male. Schließlich versprach die rumänische Regierung, sie werde das Konkordat einhalten und jenen Juden alle Rechte gewähren, die zum katholischen Glauben übertreten.

Als die Lage der 350.000 Juden immer verzweifelter wurde, wandte sich Königin Helena zuerst an Nuntius Cassulo und dann an Regierungschef Jon Antonescu mit der Bitte um Hilfe für die Deportierten. Am 20. Oktober 1941 sprach der Nuntius mit dem Außenminister Mihai Antonescu und setzte sich nun auch für die nicht konvertierten Juden ein. Der Minister sagte zu, barmherzig zu verfahren. Im August 1942 jedoch verschaffte sich die Polizei die Namenslisten der zur katholischen Kirche Übergetretenen und der Priester, die an diesem Vorgang beteiligt waren. Im Herbst 1942 wurden die Deportationen nach Transnistrien wieder aufgenommen. Der Nuntius protestierte zornig, aber ohne Erfolg.

Auf Bitten des Oberrabbiners Dr. Alexandre Safran brachte Nuntius Cassulo Informationsmaterial nach Rom. Darauf verfasste der Vatikan ein Memorandum über die unmenschlichen Bedingungen, unter denen christliche und „unbekehrte“ Personen verschleppt würden. Auch Augenzeugenberichte hatten den Vatikan hellhörig gemacht. In diesen wurden Epidemien, Hunger, grausame Prügeleien und Morde an Deportierten beschrieben.

Nach mehrmaligen Interventionen Cassulos bei der rumänischen Regierung hörten die Deportationen dann auf und der Nuntius durfte die jüdischen Lager Anfang 1943 in Transnistrien besuchen. Ein Erfolg war, dass mehrere hundert jüdische Waisenkinder nach Palästina ausreisen durften. Gegen deren Ankunft in Palästina protestierte der Mufti von Jerusalem am 13. Mai 1943 beim deutschen Außenminister Ribbentrop.

Im Februar 1944 appellierte der Oberrabbiner Isaac Herzog von Jerusalem aus, auf dem Umweg über Roncalli, dem späteren Papst Johannes XXIII., in Istanbul, an Cassulo, er möge den Verschleppten helfen, die durch die zurückweichenden deutschen Truppen bedroht seien. Nuntius Cassulo übereichte dem Ministerpräsidenten Antonescu nacheinander drei Protestnoten. Dieser zog die Deportierten tatsächlich aus der Frontlinie zurück.

Papst Pius XII. sandte am 5. Februar 1944 dem rumänischen Judenrat eine Spende von 1.350.000 Lei als Hilfe für die Juden in Transnistrien. Dies war ein Warnsignal an die antisemitische Regierung und stärkte die Widerstandskraft der rumänischen Juden. Kurz vor dem Passahfest 1944 schickte der Papst dann noch eine Spende. Der deutsche P. Robert Leiber SJ, Privatsekretär von Pius XII., schreibt darüber: „Der Papst nahm zu dieser Zeit sehr eindeutig Stellung für die Juden. Er gab sein gesamtes Privatvermögen zu ihren Gunsten aus… Pius gab aus, was er als ein Pacelli selbst von seiner Familie erbte.“[22] 

Für die hochherzigen Gaben des Papstes bedankte sich der rumänische Oberrabbiner Dr. Safran mit tiefer Dankbarkeit in einem Brief an Nuntius Cassulo. Die rumänische Judenheit werde diese großmütige Unterstützung der Leidenden niemals vergessen. Dr. Safran erzählt auch, dass Cassulo oft zweimal am Tag bei der Regierung vorstellig wurde und einmal vor Freude weinte, als er den Antonescus wieder eine Genehmigung abgerungen hatte. Cassulos Bemühungen hatten einen solchen Erfolg, dass in Rumänien 250.000 Juden die Nazi-Herrschaft überlebten. Wem diese große Zahl unglaublich erscheint, der lese die beiden Werke von Theodor Lavi: The Vatican´s Endeavours on behalf of Roumanian Jewry during World War II[23] und Roumanian Jewry in World War II. Fight for Survival[24] – beide Bände in der Reihe der Yad Vashem Studies.

Am 27. September 1944, drei Wochen nach der Befreiung Rumäniens, sagte Dr. Safran in einem Interview mit der Bukarester Zeitung Mantuirea: „Zwei Jahre lang, als die Deportation der rumänischen Judenheit bereits beschlossen war und durchgeführt werden sollte, hat uns die hohe sittliche Autorität des Nuntius gerettet… Er war so überragend, dass die Deportationen nicht stattfinden konnten… Er war es, der die Repatriierung aller Juden aus Transnistrien erreichte, und besonders für die jüdischen Waisen war er ein liebevoller Vater.“

Nuntius Andrea Cassulo gilt in Israel als einer der „Gerechten unter den Völkern“.


[17] Raul Hilberg, The Destruction of European Jews, Chicago 1961, 482 ff.
[18] Benjamin Arditi, Die bulgarische Judenheit unter nationalsozialistischer Herrschaft, Tel Aviv 1962, S. 70-103, in hebräischer Sprache abgefasst.
[19] Ch. Barlass, Papst Johannes XXIII. und seine Einstellung zu den Juden, Tageszeitung „Davar“, Tel Aviv, 4.11.1959.
[20] Leon Poliakov, Harvest of Hate, London 1956, 188.
[21] The Destruction of European Jews, Chicago 1961.
[22] Zeitschrift „Look“ vom 17.5.1966, 40-50.
[23] Jerusalem 1961.
[24] Jerusalem 1965.

Hunderte Jugendliche feierten voller Begeisterung ihren Glauben

Internationales Prayer-Festival in Marienfried

Über 1000 Jugendliche nahmen am diesjährigen Internationalen Prayer-Festival der Jugend 2000 teil, das vom 8. bis 12. August an der Gebetsstätte „Maria Mutter der Kirche“ in Marienfried stattfand. Delegationen waren unter anderem aus den USA, Brasilien, Mexiko, England und Frankreich gekommen. „Freut euch im Herrn zu jeder Zeit“, dieses Pauluswort aus dem Philipperbrief (Phil 4,4), das bereits Thema des diesjährigen 27. Weltjugendtags war, wurde auch als Motto für das Prayer-Festival in Marienfried gewählt. Die Freude am Glauben war tatsächlich überall zu spüren. Die Journalisten der weltlichen Presse waren von der Atmosphäre, die an der Gebetsstätte herrschte, überwältigt. „Alle Herzen brannten für Jesus“, so lautete eine Überschrift in der Tageszeitung. Das herrliche Sommerwetter trug zum Gelingen der Tage bei, die unter freiem Himmel und in Zelten gefeiert wurden. Der grandiose Erfolg ist nicht zuletzt der Unterstützung durch die Diözese Augsburg und den zuständigen Leiter der Gebetsstätte,  Direktor Clemens Maria Henkel, zu verdanken. An zwei Tagen war der neue Weihbischof Florian Wörner zu Gast, der für die jungen Leute kein Unbekannter ist. Als Diözesanjugendseelsorger war er seit 2003 auch geistlicher Begleiter der Jugend 2000. Ähnlich engagiert sich auch der Regens des Augsburger Priesterseminars, Martin Straub, der ebenfalls nach Marienfried gekommen war, für die 1989 gegründete Jugendbewegung. „Kirche heute“ führte ein Interview mit dem Direktor der Gebetsstätte.

Interview mit Direktor Clemens Maria Henkel

Kirche heute: Warum fand das Int. Prayer-Festival der Jugend 2000 dieses Jahr in Marienfried statt?

Dir. Henkel: Das Internationale Prayer-Festival wurde viele Jahre lang sehr erfolgreich am Ort „Waghäusel“ durchgeführt. Aus verschiedenen Gründen überlegte das Leitungsteam der Jugend 2000 schon vor einiger Zeit, ob man den Veranstaltungsort nicht wechseln sollte. Treffen mit vielen Hundert Jugendlichen erfordern eine intensive Vorbereitung, die sich über viele Monate hinzieht. So wurden mehrere Orte in den Blick genommen, vor allem solche, die sich in kirchlicher Trägerschaft befinden und die bereit sind, das Prayer-Festival regelmäßig zu veranstalten. In die engere Wahl kam dabei auch die Gebetsstätte Marienfried, die schließlich den Zuschlag erhielt. Über die Anfrage, hierher nach Marienfried zu kommen, habe ich mich sehr gefreut und das Vorbreitungsteam nach Kräften unterstützt.

Zuvor hatten bereits öfters regionale Treffen der Jugend 2000 auf der Leitungsebene an der Gebetsstätte stattgefunden. Die Lokalität war also bekannt. Aber der Schritt, den Veranstaltungsort des Prayer-Festivals zu wechseln, war für einige Mitglieder des Vorbereitungsteams nicht ganz leicht.

Fragen kamen auf wie: Was erwartet uns? Wie werden wir aufgenommen? Haben wir die gleiche Unterstützung wie bisher? Und nicht zuletzt bedeutete ein Wechsel, dass das bisher eingespielte und ortskundige Team mit der Planung und Durchführung wieder bei Null beginnen musste.

Kirche heute: Welchen Eindruck haben Sie von dem Jugendtreffen gewonnen?

Dir. Henkel: Zunächst einmal sind die Fröhlichkeit und die Freude der Jugendlichen hervorzuheben, die auch den regelmäßigen Besuchern der Gebetsstätte gut getan haben. Die selbstverständliche Teilnahme an den religiösen Veranstaltungen wie Vorträgen, Gebetszeiten mit Lobpreis und Anbetung, Work-Shops u.a.m. war beeindruckend. Dazu hat vor allem die professionelle Organisation beigetragen. Die Jugendlichen haben uns mit ihrer unkomplizierten und schönen Gemeinschaft angesteckt und uns reich beschenkt.

Kirche heute: Was waren die Höhepunkte?

Dir. Henkel: Ein Höhepunkt war sicherlich die Pontifikalmesse mit unserem neuen Weihbischof Florian Wörner, der lange Zeit geistiger Begleiter der Jugend 2000 war. Darüber hinaus müssen die geistlichen Vorträge und der wunderbare Lobpreis hervorgehoben werden. Die Jugendlichen haben hier viel für die Durchführung der Gebetszeiten und die Feier der hl. Messen eingebracht. Unvergessen ist auch die beeindruckende Gestaltung der eucharistischen Anbetung, die von tiefer Innerlichkeit und Ernsthaftigkeit getragen war.

Kirche heute: Wie hat die Öffentlichkeit reagiert?

Dir. Henkel: Die Öffentlichkeit hat sehr positiv reagiert. Unser Bürgermeister Herr Josef Walz hat uns sehr unterstützt. Die regelmäßigen Besucher und Gläubigen unserer Gebetsstätte waren von dem Umfang, dem Aufwand und der großen Anzahl der Jugendlichen überrascht. Nach anfänglichem Abwarten haben sie sich von der Glaubensfreude der Jugendlichen anstecken lassen. Überraschenderweise hat die lokale Presse das Festival sehr gut und neugierig aufgenommen. Große Zeitungsseiten mit positiver Berichterstattung und schönen Bildern von den Teilnehmern haben der Veranstaltung eine hervorragende Presse beschert.

Kirche heute: Wie steht die Diözese Augsburg zum Prayer-Festival?

Dir. Henkel: Das sollten Sie am besten das Planungsteam und Weihbischof Florian Wörner fragen, der als Leiter des Bischöflichen Jugendamtes häufig mit der Jugend 2000 zusammengearbeitet hat. Die diözesane Presse, d.h. die Sonntagszeitung, hat einen großen und bebilderten Artikel dazu geschrieben. Die Anerkennung für das gelungene Glaubensfest der Jugendlichen war klar herauszulesen. Deshalb gehe ich davon aus, dass sich darin auch die Einschätzung der Verantwortlichen unseres Bistums Augsburg widerspiegelt. Bedenken oder Vorbehalte habe ich nie vernommen.

Kirche heute: Wie stellen Sie sich das Engagement der Jugend 2000 in Zukunft vor?

Dir. Henkel: Die Teilnahme von über 1000 Jugendlichen bei der Schlussveranstaltung, die große Anzahl der Dauerteilnehmer und die gelungene Organisation haben alle Erwartungen übertroffen. Doch steht im nächsten Jahr der Weltjugendtag in Brasilien an, der den ganzen Einsatz der Jugend 2000 erfordert. Dafür muss man Verständnis haben; denn es handelt sich bei dem Planungs- und Durchführungsteam um Jugendliche und junge Erwachsene. Sie organisieren auf hohem Niveau das Prayer-Festival ehrenamtlich. Was für eine tolle Leistung!

Andererseits ist zu bedenken, dass die Reise zum WJT nach Brasilien einem Jugendlichen über 2000 Euro kostet. Es werden deshalb sicherlich nicht ganz so viele Jugendliche wie sonst mitfahren.

Vielleicht ist ein Treffen der Jugend 2000 im Kleinen möglich. Ich persönlich würde mich also sehr freuen, wenn dennoch eine Veranstaltung für die daheim gebliebenen Jugendlichen irgendwo in Deutschland möglich wäre.

Was die Internationalen Prayer-Festivals betrifft, so könnte ich mir eine solche Begegnung an der Gebetsstätte Marienfried in Zukunft jederzeit vorstellen. Unsere Unterstützung kann ich im Rahmen unserer Möglichkeiten schon jetzt zusagen.

Evangelisieren, ja – aber wie?

Pfarrer Leo Tanner von Jonschwil in der Schweiz hat in Zusammenarbeit mit Diakon Marcel Bregenzer ein sog. „Praxisheft“ zum Thema „Evangelisieren, ja – aber wie?“ herausgegeben.[1] Es umfasst 56 Seiten und ist sowohl als Broschüre als auch auf DVD erhältlich. Tanner, der sich schon seit langem mit dem Thema Neuevangelisierung beschäftigt, zeigt in sechs Schritten einen Weg auf, wie christliche Grundhaltungen eingeübt werden können. Die Handreichung, die der Vertiefung des persönlichen Glaubens an Jesus Christus dienen will, greift bewusst das „Jahr des Glaubens“ und die Anliegen Papst Benedikts XVI. auf. Mit praktischen Vorschlägen möchte es einen Beitrag zur Neuevangelisierung leisten.

Von Leo Tanner 

„Die Neuevangelisierung zur Weitergabe des christlichen Glaubens“ – dieses Thema der Vollversammlung der Bischofssynode vom 7. bis 28. Oktober 2012 in Rom fordert dazu auf, das Evangelium in unserer Zeit mutig und froh zu bezeugen. Wir haben dazu ein kleines Praxisheft erarbeitet. Es trägt den Titel: „Evangelisieren, ja – aber wie?“ In sechs Kapiteln sind Impulse ausgeführt, die einen Weg aufzeigen, wie Evangelisieren praktisch vor sich gehen kann. Dieser Weg führt zum Wachstum in der Liebe und in den christlichen Lebenshaltungen und wird so zu einem Gewinn für alle, die sich darauf einlassen.

Die sechs Schritte lauten:

1. Die eigene Motivation stärken – das Herz öffnen
2. Brücken bauen – nahe durch Dienen
3. Gott ins Spiel bringen – Zeugnis geben
4. Auf Fragen eingehen – Zur Begegnung mit Jesus hinführen
5. Erwachsen werden im Glauben – Frucht bringen
6. Heimat finden – Christus in der Kirche lieben

Die Herausforderung

Ein portugiesischer Seifenfabrikant sagte zu einem Priester: „Das Christentum hat nichts erreicht. Obwohl es schon seit zweitausend Jahren gepredigt wird, ist die Welt nicht besser geworden. Es gibt immer noch Böses und böse Menschen.“ Der Priester wies auf ein schmutziges Kind, das am Straßenrand im Dreck spielte, und bemerkte: „Seife hat nichts erreicht. Es gibt immer noch Schmutz und schmutzige Menschen in der Welt.“ „Seife“, entgegnete der Fabrikant, „nutzt nur, wenn sie angewendet wird“. Der Priester antwortete: „Das Christentum auch.“

Die Geschichte spricht jene Herausforderung an, welche in der Broschüre entfaltet wird. Wir möchten dazu ermutigen, etwas auszuprobieren, von dem in der heutigen Situation des normalen kirchlichen Alltags wenig die Rede ist: das konkrete und aktive Bemühen, neue Menschen für Jesus zu gewinnen, genannt Evangelisation.

Der bleibende Auftrag

Das Wort „Evangelisierung“ oder „Evangelisation“ kann vielfältig verstanden werden. In einem umfassenden Sinn meint es die gesamte Sendung der Kirche zusammen und demnach ist all ihr Tun „evangelisierend“. Hier möchten wir dieses Wort jedoch in einem spezifischeren Sinn verstehen, nämlich im aktiven Bemühen, Menschen mit Jesus Christus vertraut zu machen und sie dahin zu führen, dass sie selbst mit anderen Menschen ihre Erfahrung der Freundschaft Gottes teilen möchten.

Genau zehn Jahre nach dem 2. Vatikanischen Konzil verfasste Papst Paul VI. 1975 eine Enzyklika zum Thema „Evangelisierung in der Welt von heute“, „Evangelii nuntiandi“. Damit wollte Papst Paul VI. zum Ausdruck bringen, dass die Weitergabe des Glaubens wesentlich zur Umsetzung des Konzils gehört. Auszüge aus diesem Dokument werden uns deshalb begleiten und wir können dabei entdecken, dass dieses Rundschreiben auch für unsere Zeit wegweisende und ermutigende Impulse gibt.

Seit Jahrzehnten ist die Neu-Evangelisierung ein Thema in der Kirche. Die Notwendigkeit ist allseits bekannt. Nun hat aber die Kirche mit der Einberufung der Vollversammlung der Bischofssynode in Rom im Oktober 2012 zum Thema „Die Neuevangelisierung zur Weitergabe des christlichen Glaubens“ ein Signal gesetzt. Dazu möchte dieser Schulungsweg einige praktische Impulse vermitteln.

Zum Aufbau der Schrift

Die sechs Kapitel machen uns mit einem evangelisierenden Prozess vertraut. Auch wenn die Kapitel in sich einem inneren Wegprozess folgen, werden sie sich kaum genau Schritt für Schritt in dieser Reihenfolge ereignen. Sie wollen vielmehr die verschiedenen Aspekte beleuchten, die zur Evangelisierung gehören, und Hilfen geben, diese umzusetzen. Sie zeigen, dass die Evangelisation ein Wegprozess ist.[2] Sie gleichen sechs Blütenblättern, welche die Blume zur Entfaltung bringen.

Die einzelnen Kapitel haben folgenden Aufbau: Zuerst betrachten wir den Impuls, den man auch als Video anschauen kann. In diesem Impuls nehmen wir uns die Freiheit, biblische Texte jeweils aus einem speziellen Blickwinkel zu betrachten, der uns hilft, den inneren Prozess der Evangelisierung besser zu verstehen. Dann wenden wir uns den praktischen Fragen zu unter dem Titel „Schritte für die Praxis“. Diese Anregungen wollen helfen, den jeweiligen Aspekt, den wir betrachtet haben, für die Praxis fruchtbar zu machen. Abschließend betrachten wir zur Vertiefung einige frei ausgewählte Texte aus der bereits erwähnten Enzyklika von Papst Paul VI. „Evangelii nuntiandi“. Damit diese Texte sofort erkennbar sind, sind sie in einer besonderen Schriftart gedruckt.

Den Weg in Gemeinschaft gehen

Das Arbeitsheft ist für Menschen gedacht, welche die Sehnsucht und den Wunsch in sich wahrnehmen, anderen Menschen das Evangelium weiterzugeben. Es ist gut, diesen Weg in Gemeinschaft zu gehen, denn auch Jesus hat Seine Jünger immer zu zweit ausgesandt. Es empfiehlt sich, den Heiligen Geist um eine (einige) Person(en) zu bitten, damit man mit ihnen seine Gedanken und Erfahrungen austauschen kann.

Vielleicht gibt es bereits eine Gruppe (Gebetsgruppe, Bibelkreis…) die als Gruppe diesen Weg beschreiten möchte. Dann kann es sinnvoll sein, monatlich eine Einheit dieses Weges zu besprechen, in die Tat umzusetzen und beim nächsten Treffen die gemachten Erfahrungen auszutauschen und füreinander zu beten.

In der Evangelisierung geht es nicht um Methoden, sondern um die Begegnung mit dem Gott der Liebe. Deshalb soll der ganze Weg vom Gebet begleitet sein. Denn nur Gottes Geist kann unsere Herzen und die anderer Menschen öffnen, berühren und evangelisieren.

Schlussgedanke

An einer gefährlichen Küste machten vor Zeiten ein paar Leute eine Rettungsstation für Schiffbrüchige auf. Zu dieser Rettungsstation gehörte nur ein einziges Boot. Mit diesem wagte sich die kleine, mutige Mannschaft immer wieder, bei Tag und bei Nacht, auf das Meer hinaus, um Schiffbrüchige zu retten. Es dauerte nicht lange, bis dieser kleine Stützpunkt bald überall bekannt war. Viele der Geretteten und auch andere Leute aus der Umgebung waren gern bereit, die armselige Station mit Geld zu unterstützen. Die Zahl der Gönner wuchs und wuchs. Mit dem Geld, das sie spendeten, wurde die Rettungsstation großzügig zu einem beliebten Aufenthaltsort ausgebaut und diente schließlich den Männern als eine Art Clubhaus. Immer mehr Mannschaftsmitglieder weigerten sich nun, auszufahren und Schiffbrüchige zu retten. Sie wollten den Rettungsdienst überhaupt einstellen, weil er unangenehm war und den normalen Clubbetrieb behinderte.

Ein paar Mutige, die den Standpunkt vertraten, dass Lebensrettung ihre vorrangige Aufgabe sei, trennten sich von ihnen. Nicht weit davon entfernt begannen sie mit geringen Mitteln eine neue Rettungsstation aufzubauen. Aber auch sie erfuhr nach einiger Zeit dasselbe Schicksal. Ihr guter Ruf verbreitete sich schnell. Es gab neue Gönner, und es entstand ein neues Clubhaus. So kam es dann schließlich zur Gründung einer dritten Rettungsstation. Doch auch hier wiederholte sich die gleiche Geschichte.

Wer heute diese Küste besucht, findet längs der Uferstraße eine beträchtliche Reihe exklusiver Clubs. Immer noch wird die Küste vielen Schiffen zum Verhängnis; nur ertrinken die meisten Schiffbrüchigen. Soweit die Geschichte.

Auch heute „ertrinken“ in unserer Gesellschaft viele Menschen. Sie kennen die rettende Kraft des Evangeliums (vgl. Röm 1,16) und die heilende Gemeinschaft der Kirche nicht. Und – sind wir in der Kirche selbst nicht weitgehend zu einem Clubhaus geworden, in dem wir uns die meiste Zeit um die interne Ausstattung kümmern? Ist Menschenrettung unser Herzensanliegen, unsere vorrangige Aufgabe?

Und: In einer Rettungsstation gibt es verschiedene Dienste. Nicht jeder muss hinausschwimmen. Nicht jeder muss die Geretteten versorgen. Nicht jeder muss für alle kochen. Nicht jeder muss die Mannschaft trainieren und motivieren. Nicht jeder muss für die Sicherheit des Bootes besorgt sein. Nicht jeder muss die Station in Ordnung halten. Nicht jeder muss um das Geld besorgt sein. Nicht jeder muss die vielen Dienste koordinieren. Aber jeder Dienst muss von je einer Person getan werden.

Zu diesem – Ihrem – Dienst in der Aufgabe der Evangelisierung wünschen wir Ihnen ein frohes Ja, Mut, Kraft und Freude.


[1] Pfr. Leo Tanner in Zusammenarbeit mit Diakon Marcel Bregenzer: Evangelisieren, ja – aber wie? Praxisheft, 56 Seiten, ISBN 978-3-909085-84-2, sowie ergänzend Schulungsunterlagen mit Videos auf DVD, Musik: Philippe Frey, ISBN 978-3-909085-85-9, WeG-Verlag.
[2] Im Jahre 2009 hat die Mailänder Pfarrgemeinde Sant’Eustorgio zum 20. Mal ein Seminar über den Evangelisations-Weg durch pfarreiliche Zellgruppen durchgeführt. Einige Impulse dieses Evangelisations-Weges haben wir dort kennen gelernt.

Gemauerter Grill wird Marienheiligtum

Im Jahr 1989 baute Josef Zechmeier in seinem Garten an der Siedlerstraße 28 in Schnaitheim bei Heidenheim eine kleine Pieta-Kapelle. Um dieses Heiligtum bildete sich schon bald eine Gebetsgemeinschaft, die sich Monat für Monat zum Gebet trifft. Gewöhnlich wird der Rosenkranz gebetet, des Öfteren findet auch eine hl. Messe statt. Der Gebetskreis umfasst ca. 40 Gläubige, die sich im Wintergarten vor dem Marienbild versammeln. Die Marienkapelle erfreute sich immer wieder besonderer Gäste. Zu ihnen gehören Bischof Dr. Gebhard Fürst sowie Weihbischof Thomas Maria Renz. Höhepunkte bilden auch Besuche von neugeweihten Priestern, die den Gläubigen ihren Primizsegen spenden. Auch diesen Sommer durfte das Heiligtum wieder ein solches Geschenk erleben. Primiziant Bernhard Holz aus Dillingen war am 3. August in Schnaitheim zu Besuch. Eine treue Verbindung zur Marienkapelle unterhält die Männer-Schola der Dillinger Basilika, mit der Josef Zechmeier und seine Frau Monika zu festlichen Anlässen immer rechnen können.

Von Josef Zechmeier

Am 8. Juli 1990 wurde unsere Marienkapelle eingeweiht. Es war auch unser Hochzeitstag. Wir hatten am 8. Juli 1958 in der Wallfahrtskirche auf dem Maria Hilf Berg in Amberg geheiratet. Dass aus einem geplanten gemauerten Grill in unserem Garten eine Kapelle wurde, war wohl eine Fügung des Himmels. Und dass sich um dieses kleine Heiligtum ein Gebetskreis gebildet hat, der sich monatlich zum Rosenkranzgebet einfindet, war ebenfalls nicht geplant und voraussehbar. Schon viele Priester und Bischöfe haben hier bei dieser Kapelle Andacht und Eucharistie gefeiert.

Primizsegen

Seltene und außergewöhnliche Ereignisse sind für unsere Gebetsgemeinschaft Besuche von Primizianten, die bei unserer Marienkapelle Eucharistie feiern und uns den gnadenvollen Primizsegen erteilen. Es ist wie ein Dankeschön des Himmels für unser treues Rosenkranzgebet. So durften wir es am 23. Juli 2008 erleben, als uns Oliver Rid zur Nachprimiz besuchte. Die Feier wurde vom Lechschwäbischen Dreigesang gestaltet. Oder dieses Jahr hatten wir die Freude, dass uns der Primiziant Bernhard Holz am 3. August mit seinem Kommen beschenkte. Zu Gast waren wieder die „Heiligen Männer“ der Schola von der päpstlichen Basilika St. Peter in Dillingen. Groß war die Zahl der Gläubigen und der Himmel spielte mit gutem Wetter mit. Wir sind ja überzeugt: Der Primizsegen eines neu geweihten Priesters ist ein einmaliges und außergewöhnliches Ereignis, das für unsere Familien und Gemeinden fruchtbar und wirksam wird.

Besuch des Diözesanbischofs

Eine große Ehre und Freude war für uns alle der Besuch unseres Diözesanbischofs Dr. Gebhard Fürst am 13. Juni 2007. Das erste Mal war ich ihm 2002 begegnet: Am 27. Juli pilgerte die Landvolkbewegung von Stetten aus in die Schweiz zum hl. Bruder Klaus von der Flüe. An dieser Fußwallfahrt bin ich ein Stück des Weges zusammen mit unserem Bischof gewandert. Auf diesem Pilgerweg erzählte ich ihm von der Entstehung unserer Pieta-Kapelle und von dem Gebetskreis, der sich um diese Kapelle gebildet hat. Mit großem Interesse und Wohlwollen hörte er sich meine Schilderung an und sprach seine Anerkennung aus. Da fasste ich den Mut, unseren Bischof zu uns einzuladen. Doch wegen seiner vielfältigen Verpflichtungen hatte meine Einladung zunächst keinen Erfolg. Doch erklärte er mir: „Ich schicke Ihnen meinen Weihbischof.“ Tatsächlich erwies uns Weihbischof Thomas Maria Renz inzwischen dreimal die Ehre und feierte mit unserem Gebetskreis bei der Marienkapelle die hl. Eucharistie.

Ein zweites Mal begegnete ich Bischof Fürst 2006 auf der Landesgartenschau in Heidenheim. Bei der Begrüßung sagte ich ihm: „Herr Bischof, die Kapelle wartet auf Sie.“ Seine Antwort war: „Heuer nicht mehr, aber nächstes Jahr komme ich.“ Und so durfte ich ihn im darauffolgenden Jahr mit einem Wahlspruch der Benediktiner begrüßen: „Porta pacet, cor magis“ – „Die Tür steht offen, das Herz noch mehr“. Die Begegnung mit unserem Bischof und die Anwesenheit so vieler Priester war für uns ein Geschenk wie für den Sünder Zachäus der Besuch Jesu in seinem Haus. Und in seiner Ansprache sagte Bischof Fürst: „Wenn wir auf Maria in dieser Darstellung blicken, sehen wir gespiegelt gewissermaßen auch unser eigenes Leben. Das erhebt uns, das gibt unserem Schmerz, aber auch unserer Freude eine neue Dimension, eingeborgen zu sein in das Leben Jesu, in das Leben Mariens, schlussendlich in Gottes Hand.“

Zeugnis von Weihbischof Renz

Weihbischof Renz sprach am 8. Juli 2004 über Maria als Trösterin der Betrübten. Er verstand es sehr gut, die Gefühle, Ängste und Hoffnungen der Gläubigen anzusprechen. Er betonte, dass den „Sieben Schmerzen Mariens“ die „Sieben Freuden Mariens“ gegenüberstehen. Der Gottesmutter seien die Leiden nicht fremd, doch gleichzeitig hält sie Hoffnung und Trost bereit. Renz bezeichnete dabei Maria selbst als das Herz der Kirche, des mystischen Leibes Christi. Wenn man den Heiligen Geist mit der Lunge vergleiche, der den Leben spendenden Sauerstoff in das Blut des Körpers „blase“, so könne Maria als Herz verstanden werden, welches das mit Sauerstoff angereicherte Blut in alle Glieder und Organe des Körpers pumpe. So vermittle und ermögliche Maria das Leben und Gnadenwirken der Kirche.

Am 7. Juli 2010 kam Weihbischof Renz zum 20-jährigen Jubiläum der Kapellenweihe wieder, um, wie er hervorhob, uns in unserem Gebetsapostolat zu unterstützen, da wir es nicht als Privatangelegenheit betrachteten, sondern als Dienst an der ganzen Kirche. Und beim Gottesdienst nannte er unser Heiligtum eine „kleine Oase des Friedens und des Gebets“.

Pieta und Fatima

Als ich vor 22 Jahren die Steine, die ich aus einem Fels im Garten gebrochen hatte, zu einem Grill zusammenfügte, sah eine gute Freundin unserer Familie in dem gerade erst begonnenen Mauerwerk allerdings etwas anderes: Sie fragte, ob gegenüber dem Wintergarten ein Marterl entstehe. Dieser Gedanke hat mich nicht mehr losgelassen. Ich wusste nur noch nicht, wie das Marterl ausschauen sollte.

Nach einem Ausflug in das Kloster Weltenburg an der Donau verfestigte sich die Idee. Ich bekam eine von Regen und Kälte stark in Mitleidenschaft gezogene Pieta-Skulptur geschenkt, für die ich schließlich die kleine Kapelle mit ihren drei von Hand gefertigten Zwiebeltürmchen erbaute. Zur Einweihung der Kapelle kam Abt Dr. Thomas Niggl aus Weltenburg.

Im Wintergarten verehren wir eine Statue Unserer Lieben Frau von Fatima. Dort hat die Gottesmutter die Kinder zum Rosenkranzgebet aufgefordert, das wir hier seit vielen Jahren beten. Im Jahr 1992 war ich selbst in Fatima und habe von Pater Luis Condor persönlich die Marienstatue erworben. Herr Pater Condor fuhr mit mir und der Statue zur Erscheinungskapelle und weihte sie. So ist Fatima auch bei uns. Die Botschaft von Fatima, wo uns Maria ihr Herz offenbart hat, verbindet sich wunderschön mit der Verehrung der Pieta in unserem Heiligtum.

Traditionelle katholische Marienverehrung

Was den Gläubigen bei unserer Kapelle begegnet, was bei uns gepflegt wird, ist traditionelle, einfache Volksfrömmigkeit – ist traditionelle katholische Marienverehrung, so wie es unser Papst aus Bayern lehrt und wünscht. Und ich darf ergänzen: Was hier erlebt wird, ist barocke, bayrisch herzliche, traditionsreiche Frömmigkeit. So ist diese kleine Marienkapelle, dieses kleine Stückchen Erde wirklich zu einer Oase der Andacht und des Gebets geworden.

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