Weltfriedensbotschaft 2013 von Papst Benedikt XVI.

Friedensstifter verteidigen das Leben

Seit 1968 begeht die katholische Kirche den 1. Januar offiziell als Weltfriedenstag. Alljährlich veröffentlicht der Papst vorab eine Weltfriedensbotschaft, die insbesondere an die Staatsoberhäupter auf der ganzen Welt gerichtet ist. Der Papst behandelt jeweils ein konkretes Thema, mit dem er den Verantwortlichen für das menschliche Zusammenleben auf nationaler wie internationaler Ebene Impulse zur Förderung des Friedens an die Hand gibt. Dieses Jahr geht Benedikt XVI. von den Worten Jesu Christi aus: „Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden“ (Mt 5,9). Er legt Zeugnis dafür ab, dass der Friede, nach dem sich jedes Menschenherz sehnt, ohne Jesus Christus nicht zu finden ist. Gleichzeitig aber betont er, dass der Friede auch von unserem Bemühen abhängt. Und er fordert die Weltgemeinschaft mit deutlichen Worten dazu auf, die Werte zu verteidigen, die jeder Mensch mit seiner Vernunft erkennen kann. Nachfolgend der vierte Abschnitt seiner siebenteiligen Botschaft.

Von Papst Benedikt XVI.

Ein Weg zur Verwirklichung des Gemeinwohls und des Friedens ist vor allem die Achtung vor dem menschlichen Leben, unter seinen vielfältigen Aspekten gesehen, von seiner Empfängnis an, in seiner Entwicklung und bis zu seinem natürlichen Ende. Wahre Friedensstifter sind also diejenigen, die das menschliche Leben in all seinen Dimensionen – der persönlichen, gemeinschaftlichen und der transzendenten – lieben, verteidigen und fördern. Das Leben in Fülle ist der Gipfel des Friedens. Wer den Frieden will, kann keine Angriffe und Verbrechen gegen das Leben dulden.

Mit legaler Abtreibung bleibt der Friede eine Illusion

Wer den Wert des menschlichen Lebens nicht ausreichend würdigt und folglich zum Beispiel die Liberalisierung der Abtreibung unterstützt, macht sich vielleicht nicht klar, dass auf diese Weise die Verfolgung eines illusorischen Friedens vorgeschlagen wird. Die Flucht vor der Verantwortung, die den Menschen entwürdigt, und noch mehr die Tötung eines wehrlosen, unschuldigen Wesens, können niemals Glück oder Frieden schaffen. Wie kann man denn meinen, den Frieden, die ganzheitliche Entwicklung der Völker oder selbst den Umweltschutz zu verwirklichen, ohne dass das Recht der Schwächsten auf Leben – angefangen bei den Ungeborenen – geschützt wird? Jede dem Leben zugefügte Verletzung, besonders an dessen Beginn, verursacht unweigerlich irreparable Schäden für die Entwicklung, den Frieden und die Umwelt. Es ist auch nicht recht, auf raffinierte Weise Scheinrechte oder willkürliche Freiheiten zu kodifizieren, die auf einer beschränkten und relativistischen Sicht des Menschen sowie auf dem geschickten Gebrauch von doppeldeutigen, auf die Begünstigung eines angeblichen Rechts auf Abtreibung und Euthanasie abzielenden Begriffen beruhen, letztlich aber das Grundrecht auf Leben bedrohen.

Homo-Ehe ist eine schwere Verletzung der Gerechtigkeit

Auch die natürliche Struktur der Ehe als Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau muss anerkannt und gefördert werden gegenüber den Versuchen, sie rechtlich gleichzustellen mit radikal anderen Formen der Verbindung, die in Wirklichkeit die Ehe beschädigen und zu ihrer Destabilisierung beitragen, indem sie ihren besonderen Charakter und ihre unersetzliche gesellschaftliche Rolle verdunkeln. Diese Grundsätze sind keine Glaubenswahrheiten, noch sind sie nur eine Ableitung aus dem Recht auf Religionsfreiheit. Sie sind in die menschliche Natur selbst eingeschrieben, mit der Vernunft erkennbar und so der gesamten Menschheit gemeinsam. Der Einsatz der Kirche zu ihrer Förderung hat also keinen konfessionellen Charakter, sondern ist an alle Menschen gerichtet, unabhängig von ihrer religiösen Zugehörigkeit. Solch ein Einsatz ist um so nötiger, je mehr diese Grundsätze geleugnet oder falsch verstanden werden, denn das stellt eine Beleidigung der Wahrheit des Menschen dar, eine schwere Verletzung der Gerechtigkeit und des Friedens.

Zunehmende Intoleranz gegen das Christentum ist unannehmbar

Darum ist es auch ein wichtiger Beitrag zum Frieden, wenn die Rechtsordnungen und die Rechtsprechung die Möglichkeit anerkennen, vom Recht auf Einwand aus Gewissensgründen gegenüber Gesetzen und Regierungsmaßnahmen Gebrauch zu machen, die – wie Abtreibung und Euthanasie – die Menschenwürde gefährden. Zu den auch für das friedliche Leben der Völker fundamentalen Menschenrechten gehört das Recht der einzelnen und der Gemeinschaften auf Religionsfreiheit. In diesem geschichtlichen Moment wird es immer wichtiger, dass dieses Recht nicht nur in negativer Deutung als Freiheit von – zum Beispiel von Verpflichtungen und Zwängen in Bezug auf die Freiheit, die eigene Religion zu wählen – gefördert wird, sondern auch in positiver Deutung in ihren verschiedenen Ausdrucksformen als Freiheit zu: zum Beispiel die eigene Religion zu bezeugen, ihre Lehre zu verkünden und mitzuteilen; Aktivitäten auf dem Gebiet der Erziehung, der Wohltätigkeit und der Betreuung auszuüben, die es erlauben, die religiösen Vorschriften anzuwenden; als soziale Einrichtungen zu existieren und zu handeln, die entsprechend den ihnen eigenen lehrmäßigen Grundsätzen und institutionellen Zielen strukturiert sind. Leider nehmen auch in Ländern alter christlicher Tradition Zwischenfälle von religiöser Intoleranz zu, speziell gegen das Christentum und gegen die, welche einfach Identitätszeichen der eigenen Religion tragen.

Völlige Freiheit der Märkte entwürdigt die Arbeit

Der Friedensstifter muss sich auch vor Augen halten, dass in wachsenden Teilen der öffentlichen Meinung die Ideologien des radikalen Wirtschaftsliberalismus und der Technokratie die Überzeugung erwecken, dass das Wirtschaftswachstum auch um den Preis eines Schwunds der sozialen Funktion des Staates und der Netze der Solidarität der Zivilgesellschaft sowie der sozialen Rechte und Pflichten zu verfolgen sei. Dabei muss man bedenken, dass diese Rechte und Pflichten grundlegend sind für die volle Verwirklichung weiterer Rechte und Pflichten, angefangen bei den zivilen und politischen. 

Zu den heute am meisten bedrohten sozialen Rechten und Pflichten gehört das Recht auf Arbeit. Das ist dadurch bedingt, dass in zunehmendem Maß die Arbeit und die rechte Anerkennung des Rechtsstatus der Arbeiter nicht angemessen zur Geltung gebracht werden, weil die wirtschaftliche Entwicklung vor allem auf der völligen Freiheit der Märkte basiere. So wird die Arbeit als eine abhängige Variable der Wirtschafts- und Finanzmechanismen angesehen. In diesem Zusammenhang betone ich noch einmal, dass die Würde des Menschen sowie die wirtschaftlichen, sozialen und politischen Erfordernisse verlangen, „dass als Priorität weiterhin das Ziel verfolgt wird, allen Zugang zur Arbeit zu verschaffen und für den Erhalt ihrer Arbeitsmöglichkeit zu sorgen“.[1]

Voraussetzung im Hinblick auf die Verwirklichung dieses ehrgeizigen Ziels ist eine neue, auf ethischen Prinzipien und geistigen Werten beruhende Sicht der Arbeit, die ihr Verständnis als fundamentales Gut für die Person, die Familie und die Gesellschaft stärkt. Einem solchen Gut entsprechen eine Pflicht und ein Recht, die mutige und neue Formen der Arbeitspolitik für alle erfordern.


[1] Benedikt XVI., Enzyklika Caritas in veritate (29. Juni 2009), 32: AAS 101 (2009), 666-667.

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Vorbereitungen auf den Eucharistischen Kongress in vollem Gang

Einladung an alle Pfarreien nach Köln

Unter dem Leitwort „Herr, zu wem sollen wir gehen?“ (Joh 6,68) feiert die katholische Kirche in Deutschland vom 5. bis 9. Juni 2013 in Köln einen Nationalen Eucharistischen Kongress. Das Großereignis wird von der Deutschen Bischofskonferenz veranstaltet. Sekretär des Lenkungsausschusses für den Kongress ist Monsignore Robert Kleine, Kölner Domdechant und seit dem 1. September 2012 neuer Kölner Stadtdechant. Im nachfolgenden Interview ruft er alle Pfarreien dazu auf, sich aktiv an der Vorbereitung auf den Eucharistischen Kongress zu beteiligen und die Planung für eine Fahrt mit Gläubigen oder einer Delegation nach Köln baldmöglichst anzugehen.

Interview mit Msgr. Robert Kleine

Kirche heute: Monsignore Kleine, Sie sind Sekretär des Eucharistischen Kongresses 2013 in Köln. Kennen Sie die Hintergründe der Initiative? Wer kam auf die Idee, dieses Jahr in Deutschland einen Nationalen Eucharistischen Kongress durchzuführen?

Msgr. Kleine: In den letzten Jahren gab es in vielen Diözesen Strukturdebatten und Veränderungen in der Organisation der Pastoral. Nun geht es darum, den Blick von der Struktur auf das Inhaltliche zu lenken – gerade im „Jahr des Glaubens“. Hinzu kommt, dass die schlimmen Missbrauchsfälle, die von Mitgliedern der Kirche begangen worden waren, zu einem Vertrauensverlust führten. Der Kongress möchte daher den Blick richten auf den, der allein heilen kann – auf Jesus Christus. Ihm begegnen wir im Sakrament des Altares, welches das 2. Vatikanische Konzil zu Recht als „Quelle und Höhepunkt“ des christlichen Lebens bezeichnet. Im Jahr 2013 feiern wir auch das 50jährige Jubiläum der Liturgiekonstitution des Konzils. All dies führte zu dem Entschluss, ein solches Glaubensfest in 2013 auszurichten.

Kirche heute: Welche Ziele hat sich die Deutsche Bischofskonferenz gesteckt? Was möchte die katholische Kirche in Deutschland mit dem Kongress erreichen?

Msgr. Kleine: Der Kongress, dieses Glaubensfest soll eine Begegnung mit Christus und untereinander werden und kann so zu einer Vertiefung von Glaube und Wissen über das eucharistische Geheimnis beitragen, wie Kardinal Meisner als gastgebender Erzbischof es formuliert. Denn die Feier der Eucharistie ist die Mitte unseres Glaubens und unserer Kirche. Daher wird in erster Linie Eucharistie gefeiert, Anbetung gehalten, sich der Thematik mittels Katechesen sowie durch Musik und Filme genähert, aber auch die soziale Dimension der Eucharistie betrachtet.

Kirche heute: Was ist in Köln vom 5. bis 9. Juni 2013 konkret geplant? Wie sehen die Eckpunkte des Programms aus?

Msgr. Kleine: Wir starten am Mittwoch, 5. Juni mit einem Eröffnungsgottesdienst auf einem Freiluftgelände am rechten Rheinufer. Von dort ziehen wir mit einer Sakramentsprozession über die Rheinbrücke zum Dom. Es beginnt dann die ständige Eucharistische Anbetung in einer zentralen Stadtkirche. Im Dom gibt es jeden Abend einen geistlichen Abschluss mit der so genannten „Lux Eucharistica“. Von Donnerstag bis Freitag gibt es vormittags in den Kölner Innenstadtkirchen Katechesen, die zur Feier der Hl. Messe hinführen. Nachmittags gibt es für die Teilnehmer unterschiedlichste Angebote von einem akademischen Theologischen Forum über Vorträge, Lesungen, Ausstellungen in den Kölner Museen, Konzerte, Gottesdienste, Gesprächsrunden, Geistliche Zentren, caritative Projekte und vieles mehr. Am Donnerstag erwarten wir zusätzlich einige tausend Schülerinnen und Schüler aus ganz Deutschland als Tagesgäste. Am Freitag, dem Herz-Jesu-Fest, laden wir besonders Priester und Ordensleute nach Köln ein. Der Samstag wird sicherlich der Tag sein, an dem viele Familien und Einzelpersonen für einen Tag zu diesem Glaubensfest kommen werden. Donnerstag gibt es eine Ökumenische Vesper im Dom, Freitagabend „Ein Fest im Glauben“ in einer großen Arena, Samstag die „Nacht des Lichts“ und Sonntag zum Abschluss ein Pontifikalamt im Kölner Stadion.

Kirche heute: Wie viele Teilnehmer werden erwartet? Wie bereitet sich die Erzdiözese Köln als Gastgeber auf die Veranstaltung vor?

Msgr. Kleine: Es ist der erste Eucharistische Kongress in diesem Zuschnitt in Deutschland, daher können wir auf keine Erfahrungswerte zurückgreifen. Betrachtet man andere kirchliche Großereignisse bei uns und international, gehen wir von Dauerteilnehmern im fünfstelligen Bereich aus und vielen tausend Tagesgästen an den fünf Tagen.

Kirche heute: Am 1. Adventssonntag hat sich die „Münchener Monstranz“ auf den Weg durch Deutschland gemacht, so wurde gemeldet. Wie sieht dieser Weg aus? Wie kann er konkret für die geistliche Vorbereitung auf den Kongress in Köln fruchtbar werden?

Msgr. Kleine: Wir haben eine Möglichkeit gesucht, alle Bistümer in die Vorbereitungsphase einzubeziehen und zugleich durch ein gemeinsames Element zu verbinden. Ein solches Element ist das Vorbereitungsgebet auf die Tage in Köln, das nun als Gebetsbild vorliegt. Mit der Abbildung der Monstranz, die beim Internationalen Eucharistischen Kongress 1960 in München in der Liturgie genutzt wurde, fanden wir ein geeignetes Motiv für die Rückseite des Gebetszettels. Daraus erwuchs die Idee, allen Diözesen diese „Münchener Monstranz“ für eine Woche zur Verfügung zu stellen, um zur Eucharistischen Anbetung einzuladen, bei der das Allerheiligste von dieser Monstranz umrahmt wird und in deren Verlauf das Gebet zusammen gebetet wird. Natürlich weist der Weg der Monstranz mit seinen Stationen auf die Kongresstage hin, aber er ist kein Mittel zum Zweck. Wo in den kommenden Monaten Anbetung in unserem Land gehalten wird, begegnen Menschen Christus, wird Christus berührbar. Und es wäre schön und ein Segen, wenn an dem einen oder anderen Ort die Tradition der Eucharistischen Anbetung weitergeführt bzw. neu entdeckt würde.

Kirche heute: Hat es eine besondere Bedeutung, dass die Bischöfe an den 37. Eucharistischen Weltkongress 1960 in München anknüpfen?

Msgr. Kleine: Durch die „Münchener Monstranz“ wird ein großer Bogen geschlagen vom letzten Internationalen Eucharistischen Kongress in unserem Land zum ersten nationalen Kongress auf deutschem Boden. Die Kirche ist seit 1960 als pilgerndes Gottesvolk ein halbes Jahrhundert ihren Weg weitergegangen; vieles hat sich verändert im Inneren und Äußeren. Aber eines hat sich nicht verändert: Christus ist und bleibt der Herr der Kirche. Denn das ist das Geheimnis unseres Glaubens: „Deinen Tod, o Herr, verkünden wir und Deine Auferstehung preisen wir, bis Du kommst in Herrlichkeit.“

Kirche heute: Wie stellen Sie sich die Vorbereitung in den Pfarreien vor? Welche Ratschläge können Sie den Pfarrern sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Seelsorge geben?

Msgr. Kleine: In vielen Bistümern gibt es einen eigenen Vorbereitungsweg zum Kongress, oftmals eingebettet in besondere Akzente anlässlich des „Jahres des Glaubens“. Es geht dabei darum, vor Ort in den Gemeinden, Verbänden und Gruppierungen das Geschenk der Eucharistie in den Blick zu nehmen – in Katechese und Bildungsarbeit, besonders aber in der Feier der Eucharistie und der Anbetung. Das Erzbistum Köln z.B. hat seine Pfarreien eingeladen, Kernteams zu bilden, die vor Ort diese Aufgabe übernehmen und dann am Ende auch zur Teilnahme am Kongress einladen. Aber das steht nicht im Vordergrund; eine solche inhaltliche Beschäftigung ist auch dann sinnvoll und wünschenswert, wenn man nicht zu den Tagen nach Köln reisen wird bzw. kann.

Kirche heute: Was kann der Kongress für die Jugendlichen bedeuten?

Msgr. Kleine: Der Eucharistische Kongress greift ja bewusst die Struktur der Weltjugendtage auf: Am Vormittag gibt es Katechesen durch Bischöfe in Kirchen für jeweils ca. 200-400 Personen, anschl. Möglichkeit zum Austausch über das Gehörte, Zeit für Rückfragen. Danach wird zusammen die Hl. Messe gefeiert. Für Jugendliche gibt es ein extra Jugendfestival, das am Freitagabend mit Jugendbischof Wiesemann in einer der romanischen Kirchen beginnt. Es schließt sich eine Prozession an zur Kirche St. Johann Baptist mit dem Jugendpastoralen Zentrum „Crux“. Hier in der Nähe gibt es Gruppenunterkünfte, und am Samstag beginnt das Programm mit der Katechese und der Hl. Messe, am Nachmittag gibt es thematische Workshops, Konzerte, Ausstellungen, Anbetung, Beichtmöglichkeit. Samstagabend geht es auf‘s Schiff und damit zur „Nacht des Lichts“, der nächtlichen Vigilfeier. Sonntags wird das Pontifikalamt mitgefeiert – das Ganze inkl. Verpflegung kostet übrigens nur 55,– Euro…

Kirche heute: Werden Fahrten von Gläubigen aus den Pfarreien nach Köln erwartet? Was ist bei der Planung zu beachten?

Msgr. Kleine: Es liegen bereits viele Rückmeldungen aus deutschen Diözesen vor: Diözesanwallfahrten werden angeboten, Pfarreien kündigen ihr kommen mit Schiff, Bus und Bahn an, Verbände planen, Fahrten für ihre Mitglieder anzubieten, geistliche Gemeinschaften organisieren Fahrten ebenso wie Ordensleute. Je rechtzeitiger eine größere Gruppe sich anmeldet, desto besser können wir natürlich auf die Wünsche, was Unterkunft, Gottesdienste etc. betrifft, eingehen.

Kirche heute: Welche organisatorischen Hilfen sind von Ihrer Seite für Pfarreien und andere Gemeinschaften vorgesehen?

Msgr. Kleine: Auf unserer Internetseite EUCHARISTIE2013.de gibt es laufend aktuelle Informationen über das Programm, die Möglichkeiten der Anmeldung, Hinweise zu Unterkünften etc. Das den Eucharistischen Kongress vorbereitende Kongressbüro ist auch über info@eucharistie.2013 zu erreichen.

Kirche heute: Wie sollten die Pfarreien ihre Gläubigen auf den Kongress und die Möglichkeit der Teilnahme aufmerksam machen?

Msgr. Kleine: Wir würden uns freuen, wenn auf die Station der „Münchener Monstranz“ im eigenen Bistum hingewiesen würde. Das Vorbereitungsgebet kann im Projektbüro in gewünschter Anzahl für Pfarreien direkt bestellt werden. In Pfarrnachrichten und -briefen könnte zum Kongress eingeladen werden; vielleicht ist es auch möglich, eine Pfarr-Fahrt zu organisieren und anzubieten. Schließlich wäre es wünschenswert, wenn im „Jahr des Glaubens“ und im Jahr des Eucharistischen Kongresses die Eucharistie vor Ort in Feier und Betrachtung neu in den Blick käme.

Kirche heute: Was bedeutet der bevorstehende Eucharistische Kongress in Köln für Sie persönlich?

Msgr. Kleine: Es ist sicherlich eine verantwortungsvolle, aber auch sehr schöne Aufgabe, den Kongress mit zu verantworten. Wir betreten mit diesem nationalen Glaubensfest in Deutschland neuen Boden. Aber so kann auch keiner bei den Planungen sagen: „Wir haben das immer so gemacht“ oder aber „Das hatten wir noch nie“… Ich freue mich, dass in vielfältiger Weise Haupt- und Ehrenamtliche an der Vorbereitung intensiv mitarbeiten, und hoffe, dass sich viele Gläubige im Juni 2013 auf den Weg nach Köln machen, um ihren Glauben zu feiern und zu stärken.

Kirche heute: Herr Monsignore Kleine, wir bedanken uns ganz herzlich für das wertvolle Gespräch und hoffen, dass Ihre Anregungen auf fruchtbaren Boden fallen.

Zum 100. Geburtstag des „Speckpaters“ Werenfried van Straaten

Am Anfang war die Feindesliebe…

Man nannte ihn „Speckpater“, den „größten Bettler des Jahrhunderts“, „Abenteurer Gottes“. Oder auch „moderner Dschingis Khan“ und „letzter General des Kalten Krieges“. Pater Werenfried van Straaten (1913-2003), Gründer des katholischen Hilfswerks „Kirche in Not“, hat in seinem Leben Freunde wie Gegner inspiriert. Am 17. Januar wäre er 100 Jahre alt geworden.

Von Volker Niggewöhner

Es war gegen Ende des Zweiten Weltkriegs. Die deutsche Besatzung der Niederlande und Belgiens war beendet, es begann die Zeit der Vergeltung im Rausch der Befreiung. Diejenigen, die unter der deutschen Herrschaft gelitten hatten, wollten sich an den Landsleuten rächen, die mit dem Feind kollaboriert hatten. Der Papst und andere kirchliche Persönlichkeiten waren besorgt um die Zukunft Europas, das vom Hass zerrissen war; vor allem vom Hass auf die Deutschen. In dieser gefährlichen Situation gründete der junge, 1913 in Mijdrecht in den Niederlanden geborene Prämonstratenser Pater Werenfried van Straaten noch im Kriegsjahr 1944 eine „Anti-Hass-Liga“, deren Mitglieder sich unter anderem verpflichteten, wenigstens einmal am Tag ein kleines Gebet für ihre schlimmsten Feinde zu sprechen.

Kein Platz in der Herberge

Aufgrund der Vereinbarungen der Siegermächte in der Konferenz von Jalta und im Potsdamer Abkommen erfolgte ab 1945 die Vertreibung von vierzehn Millionen Deutschen aus den Ostgebieten. Die Heimatvertriebenen lebten in Westdeutschland unter menschenunwürdigen Bedingungen in Bunkern oder Lagern, unter ihnen sechs Millionen Katholiken. Pater Werenfried fühlte sich durch das millionenfache Leid der Vertriebenen an die Weihnachtsgeschichte erinnert, als für die Heilige Familie kein Platz in der Herberge war, weil „die Seinen“ keine Liebe hatten. Erneut appellierte der junge Pater an das christliche Gewissen seiner Landsleute und rief zur Feindes- und Nächstenliebe auf. In seinem Artikel „Kein Platz in der Herberge“ für die Weihnachtsausgabe 1947 seiner Abtei-Zeitschrift in Tongerlo in Belgien bat er seine Landsleute, die noch um ihre von den Deutschen getöteten Verwandten trauerten, um eine Geste der Versöhnung: „Hundert Kilometer ostwärts liegt eine Stadt in Trümmern. Es ist fast nichts mehr davon übrig, nur ein riesenhafter Bunker, wie sie die Deutschen überall gebaut haben, um die Bevölkerung vor den Bomben zu schützen. Die übrig gebliebenen, völlig verarmten Menschen der Stadt hausen in diesem einzigen Bunker. Tausende hocken hier beisammen. Es herrscht ein verpesteter Gestank. Jede Familie – soweit man noch von Familien sprechen kann – liegt zusammengepfercht auf einigen wenigen Quadratmetern Beton. Es gibt weder Feuer noch Wärme, es sei denn die Wärme anderer Körper, woran man sich festklammert… Und Christus will auch in diesen Menschen leben – es sind übrigens unsere katholischen Brüder – mit Seiner lilienweißen Reinheit, Seiner Nächstenliebe und Güte. Die Hirten haben Christus in einem Stall angebetet, aber diese Leute haben noch nicht einmal einen Stall. Nach menschlichem Ermessen kann Christus dort nicht leben, weil kein Platz für ihn da ist… Das ist die Not Christi.“

Das Unglaubliche geschah: Die Resonanz auf den Artikel war überwältigend und löste eine Welle der Hilfsbereitschaft unter den Flamen aus. Weil sich unter den Vertriebenen auch 3000 katholische Priester befanden, über die die Hilfe an die Bedürftigen weitergeleitet wurde, gab man der neuen Hilfsorganisation den Namen „Ostpriesterhilfe“.

Der Name „Werenfried“ bedeutet „Kämpfer für den Frieden“, und er wurde bald Programm. Sein ausgeprägtes Predigttalent und die Fähigkeit, die Herzen der Menschen zu rühren, halfen ihm danach, die Aktion für die hungernde deutsche Bevölkerung auszudehnen. 1948 veranstaltete er eine Specksammlung unter den flämischen Bauern, die ein riesiger Erfolg wurde und ihm den Spitznamen „Speckpater“ eintrug. 1950 predigte er sogar in der Gemeinde Vinkt, wo die Deutschen zehn Jahre zuvor 96 Bewohner erschossen hatten. Auch von dort konnte er zahlreiche Spenden und die Erkenntnis mitnehmen: „Die Menschen sind viel besser, als wir denken.“

Sein Werk war aber auch von Anfang an seelsorglich ausgerichtet. 1948 besuchte er zum ersten Mal Königstein im Taunus – heute Sitz der internationalen Zentrale von KIRCHE IN NOT– und traf dort mit Prälat Adolf Kindermann zusammen, dem Leiter des „Vaterhauses der Vertriebenen“ und der Philosophisch-Theologischen Hochschule. Es entwickelte sich eine lebenslange Freundschaft, die Königstein zum wichtigsten Ort für die Heimatvertriebenen werden ließ. Hier wurden die in der Vertriebenenseelsorge tätigen Rucksackpriester motorisiert, von hier aus wurden die Kapellenwagen – zu fahrenden Kirchen umgebaute Lkw für die Seelsorge in katholischen Diasporagebieten – ausgesandt, hier wurden mit einem Gymnasium und dem Priesterseminar für die Vertriebenen aus dem Osten auch die Weichen für die Zukunft gestellt.

Das „Schiff Europa“

Werenfried van Straaten war ein Mann, der es verstand, die Zeichen der Zeit zu erkennen, und der stets gesamteuropäisch dachte. Bereits seit Anfang der Fünfzigerjahre predigte er nicht nur in seiner flämischen Heimat und den deutschsprachigen Ländern, sondern auch in Frankreich, Irland und Spanien. Schon früh war ihm klar, dass Europa eine Schicksalsgemeinschaft ist, die nur durch die Rückbesinnung auf ihr christliches Fundament eine Überlebenschance hat. Er hatte verstanden, dass es in Europa nie Frieden und Versöhnung geben würde, wenn der Hass in den Herzen der Menschen nicht beseitigt würde: „Wir alle fahren auf einem Schiff, und dieses Schiff heißt Europa! Wir Ausländer fahren noch in der Luxuskabine, die Deutschen im Zwischendeck oder gar unten im Schiffsraum. Aber das alles ist gleichgültig, wenn das Schiff leck ist. Und das Schiff Europa ist leck. Da heißt es, die Ärmel hochkrempeln und pumpen, sonst gehen wir alle unter, ganz gleich, wo wir stehen.“ Otto von Habsburg hat ihn daher einmal als den „Baumeister eines einigen und christlichen Europas“ bezeichnet.

Ab 1952 fanden in Königstein auch die Kongresse „Kirche in Not“ statt. Sie waren ein einzigartiges europaweites Diskussionsforum über die brennenden Fragen der katholischen Kirche und schärften durch die Teilnahme von Vertretern aus Ländern des Ostblocks den Blick für die Not der verfolgten Kirche hinter dem Eisernen Vorhang. Pater Werenfried besaß ein „hörendes Herz“ und begriff die erschütternden Berichte der Kongressteilnehmer über übelste Menschenrechtsverletzungen durch das Sowjetregime und seine Satellitenstaaten als persönlichen Anruf Gottes an ihn. Schon 1952 begann die Hilfsaktion für die verfolgte Kirche in Ostmittel- und Osteuropa, die fortan einen Schwerpunkt der Hilfe des Werkes bildete.

Erneut appellierte er an die Nächsten- und Feindesliebe seiner Wohltäter. Hatten in der Anfangszeit des Werkes die Flamen ihre Taschen und Herzen für den „Feind von gestern“ geöffnet, so waren es jetzt die Deutschen, die in der Zeit des beginnenden Wirtschaftswunders Ähnliches vollbrachten. So mancher Ehering, Anzug oder sonstige Erinnerungsstücke an verstorbene oder vermisste Verwandte wurden damals zu Geld gemacht, um den unterdrückten Christen in den kommunistischen Ländern Mittel- und Osteuropas zu helfen. Viele von ihnen waren Länder, aus denen die Deutschen vertrieben worden waren.

Als 1956 der Ungarische Aufstand ausbrach, fuhr Pater Werenfried in einem Konvoi mit Hilfslieferungen unter Lebensgefahr nach Ungarn. In Budapest traf er als einer der ersten mit dem Primas von Ungarn, József Kardinal Mindszenty, zusammen und versprach ihm jede erdenkliche Hilfe. Auch daraus entwickelte sich eine lebenslange Freundschaft. Oft hatte Werenfried in der Zeit der umstrittenen vatikanischen Ostpolitik über die ungarische Kirche und ihren Primas gepredigt und beklagt, dass dieser „wie ein Tauschobjekt der Ostpolitik den Illusionen der Diplomaten geopfert wurde, als er aus Gehorsam sein Vaterland verlassen musste und er zum Schluss seines Hirtenamtes enthoben wurde“.

Sein Gespür für die Nöte der Zeit bewies Werenfried van Straaten auch bei der Gründung des Bauordens zur Linderung der Wohnungsnot nach dem Krieg. Im Bauorden arbeiteten seit 1953 Bautrupps von 20-25 jungen Männern, um Siedlungen für Bedürftige zu errichten, die keine Eigenleistung erbringen konnten. Die Idee dazu kam ihm bei einer Begegnung mit einem kleinen Mädchen in einem Flüchtlingslager. Er gab ihr ein Heiligenbildchen und sagte: „Das musst Du zuhause aufhängen, an der Wand.“ „Wir haben keine Wand, Herr Pater“, antwortete es. „Da habe ich begriffen“, so Pater Werenfried in seinen Erinnerungen, „wenn das so weitergeht, gibt es bald keine katholische Kirche mehr.“ Auch der Bauorden wurde ein großer Erfolg. Bereits 1960 arbeitete er mit sechzigtausend Baugesellen.

Wachstum durch unerschütterliches Gottvertrauen

Pater Werenfried verstand sein Hilfswerk als „Schule der Liebe“, sich selbst als Seelsorger seiner Wohltäter, die er in Deutschland seit 1958 achtmal jährlich durch seinen Rundbrief „Echo der Liebe“ über die Kirche in Not informierte. Er besaß ein unerschütterliches Gottvertrauen, weshalb er Hilfen oft schon versprach, ohne die notwendigen Mittel dafür zu besitzen. Seine einfache Erklärung: „Wenn Gott von mir verlangt, dass ich eine Not lindere, muss ich es tun, und Er, der mir das in mein Herz gelegt hat, wird mich dann nicht im Stich lassen.“ Und tatsächlich konnte er am Ende seines Lebens sagen: „So oft habe ich mit eigenen Augen gesehen, wie wahr das Evangelium ist. Gott ließ mich nie im Stich, er half mir immer. Er gab mir immer, worum ich ihn bat.“

So geschah es beinahe zwangsläufig, dass das Werk wuchs. Denn „Kirche in Not“, das waren nicht nur die verfolgten und bedrängten Christen im Machtbereich des Kommunismus. Das war auch die materiell notleidende Kirche in Afrika, Asien und Lateinamerika. 1959 begegnete er Mutter Teresa in Kalkutta und machte ihr Wirken in Europa bekannt, 1962 begann er auf Bitten von Papst Johannes XXIII. mit der Hilfe für die Kirche in Lateinamerika, 1966 gründete er mit den „Töchtern der Auferstehung“ sogar einen Orden in Afrika, immer beseelt von dem Gedanken, die Liebe wiederherzustellen und die Tränen der Menschen dort zu trocknen, „wo Gott weint“. Bald schon war das Hilfswerk „Ostpriesterhilfe“, das 1969 seinen Namen in „Kirche in Not/Ostpriesterhilfe“ ergänzte, weltweit tätig, im Jahr 2011 in 145 Ländern.

Eine neue Aufgabe

Der Zusammenbruch des Kommunismus, den Pater Werenfried immer vorausgesagt hatte, gehörte zu den schönsten Erfahrungen seines Lebens, brachte aber auch neue Herausforderungen. In vielen Ländern des ehemaligen Ostblocks, von deren Machthabern er kurz zuvor noch als „letzter General des Kalten Krieges“ diffamiert worden war, konnte er jetzt frei auf Plätzen und in Fernsehübertragungen zu den Menschen sprechen. 1992 betete er in Moskau bei einer Wachablösung vor dem Lenin-Mausoleum öffentlich den Rosenkranz. Diese Szene wirkte wie die Bestätigung seiner oft geäußerten Überzeugung: „Der Kommunismus ist nicht ewig. Er wird verschwinden, wie jede Schreckensherrschaft verschwunden ist. Einmal wird das Maß der Prüfungen voll sein. Dann wird der Allmächtige sein Wort sprechen in Moskau und Peking, die Mauern umstürzen, die Eisernen Vorhänge zerreißen und wieder eine offene Tür zum Osten geben.“ Ab 1992 half Pater Werenfried auf Bitten von Papst Johannes Paul II. und gegen viele Widerstände auch der russisch-orthodoxen Kirche. Für ihn, der sein Werk im Herzen der Botschaft von Fatima verankert wusste, war dies die letzte große Aufgabe, die er als „die letzte und größte Freude meines Lebens“ bezeichnete.

Bei allem Einsatz für Osteuropa und die so genannte Dritte Welt hat Pater Werenfried nie übersehen, dass auch bei uns im Westen die Kirche in Not ist. Die Untreue vieler Priester und Theologen gegenüber dem Papst, der fortschreitende Sittenverfall, der millionenfache Mord am ungeborenen Leben, das weitgehende Verschwinden der christlichen Erziehung, der immer weiter verbreitete religiöse Analphabetismus – alles das hat Pater Werenfried als schwere Bedrohung für das Gottesreich erkannt. So hat er sich auch unermüdlich für die Re- und Neuevangelisierung des Westens eingesetzt.

Am 31. Januar 2003 ist Pater Werenfried van Straaten, genau zwei Wochen nach seinem 90. Geburtstag, in seinem Wohnort Bad Soden bei Königstein im Taunus gestorben. Mit ihm starb laut Joachim Kardinal Meisner ein „Gigant des Reiches Gottes“, … der „der Kirche zu einem neuen Aufbruch nach der Katastrophe des 2. Weltkrieges verholfen und ihr neue Wege gewiesen [hat], die sie bis dahin nicht gegangen war“. In den „Geistlichen Richtlinien“ hat Werenfried van Straaten seinen Erben beim Hilfswerk „Kirche in Not“, deren Ende noch nicht abzusehen ist, den Gläubigen Klarheit, Sicherheit, Trost und Mut geben, werden jene, die Gott suchen, uns mit überraschender Opferbereitschaft helfen, das Werk, das uns von der Kirche anvertraut worden ist, fortzusetzen.“

Ist der Kampf gegen die Ideologien verloren?

Sturz der modernen „Standbilder“

Weihbischof Dr. Andreas Laun befasst sich mit den Ideologien, welche heute die öffentliche Meinung vergiften. Sind sie wirklich so übermächtig, wie sie erscheinen? Ist der Kampf tatsächlich aussichtslos? Nein, meint Weihbischof Laun, die modernen „Standbilder“ werden einstürzen. Der Stein, der ihre tönernen Füße treffen werde, sei bereits im Rollen. Als aktuelles Beispiel nennt Laun die skandalöse Broschüre „Ganz schön intim – Sexualerziehung für 6- bis 12-Jährige“, die das österreichische Bildungsministerium kürzlich herausgebracht hat. Endlich rühre sich Widerstand! Doch der Kampf führe nur zum Sieg, wenn wir bereit seien, die „Waffen des Geistes“ zu ergreifen.

Von Weihbischof Andreas Laun, Salzburg

Giftige Ideologien wie Stechmücken

Viele Hunde sind des Hasen Tod! Aber es gilt auch: Viele Hasen sind des Hundes Niederlage! Oder: Muskelkraft gegen Moskitos? Doch das ist heute die gesellschaftliche Lage: Man weiß kaum mehr, wogegen man sich zuerst wehren soll! Zu viele giftige Ideologien schwirren wie Stechmücken durch den Zeitgeist. Einig sind sich ihre Vertreter darin, dass sie einerseits den „alten“ Menschen töten und andererseits einen „neuen“ Menschen bauen wollen! Zur Lebenszerstörung „von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod“ gehören: Abtreibung vor und „nach der Geburt“, mit Curetten und Pillen; PID zur Selektion „lebensunwerten Lebens“; zugleich Verwendung der Embryonen als Material und Rohstoff für Biotechniker, die einen neuen Menschen bauen wollen, möglicherweise sogar aus drei „Elternteilen“; am Ende des Lebens die Euthanasie, wobei „Ende“ auch synonym für „Diagnose schwerstbehindert“ heißen kann. „Vergleiche“ mit früheren Zeiten gelten als unmoralisch. Ungerecht sei Kritik auch, wenn doch „nur diskutiert“ werde!

Zur „Veränderung“ des Menschen gehört: Zerstörung der Familie; Verstaatlichung der Kinder in Kinderkrippen, in Kindergärten und Schulen durch Verdrängen der Eltern und staatlich verordnete Frühsexualisierung, zu der auch unbedingt die Behauptung sexueller „Selbstbestimmung“ gehört sowie das „Normal-Reden“ homosexueller Neigungen und anderer sexueller Verhaltensformen (Paraphilien). Ja, man beginnt da und dort zu reden über die Annehmbarkeit von Inzest. Und bis vor kurzem gab es noch anerkannte „Pädophilen-Parteien“, die wohl nur unter dem Eindruck des Missbrauch-Skandals nicht verschwunden, sondern in den Untergrund abgewandert sind!

Der Mensch wird umprogrammiert

Voraussetzung und Grundlage der Pläne für die Neukonstruktion des Menschen ist der Versuch, über Gott und den Gedanken an Ihn eine radikale „damnatio memoriae“ zu verhängen: Man muss Atheist sein oder wenigstens sich so benehmen und so reden, als wäre man es! Christen und andere Menschen, die an Gott glauben, kommen zwar (noch?) nicht ins KZ und werden auch nicht den Löwen vorgeworfen, ihre Bestrafung besteht aber in der Wertung ihres Vergehens als schwerer Verstoß gegen politische Korrektheit, das Hauptgebot der neuen Zeit. Sie bedeutet auch: Toleranz, Meinungs- und andere Freiheiten muss man behaupten, darf sie aber nicht in Anspruch nehmen, wenn der Anspruch politisch eben nicht korrekt ist!

Besonders verwirrend ist zu sehen, wie mit der Abwendung von Gott die leeren Altäre der Götzen der Unvernunft und des Aberglaubens besiedelt werden! Feindschaft gegen Gott und Feindschaft gegen Vernunft bilden eine paradoxe Allianz!

Alle diese Themen schwirren wie hochgiftige Moskitos in der Luft der öffentlichen Meinung und die Menschen können sich ihrer nur erwehren, wenn sie sich das Netz der politischen Korrektheit überziehen lassen!

Von Chesterton stammt die witzige Frage, ob man die Hüte den Köpfen oder die Köpfe den Hüten anpassen solle. Heutige Ideologen haben sich für die Anpassung der Köpfe entschieden! Sie wollen nicht die Welt wohnlich für Menschen machen, sondern die Menschen so umprogrammieren, dass sie in der von ihnen geplanten und gemachten Welt funktionieren und sich ihren Gesetzen, nicht den Geboten Gottes, so unterwerfen wie die Ameise den Regeln des Ameisenhaufens!

Endlich stehen Eltern auf!

In Norwegen ist es endlich gelungen, dem Gender-Wahn eine Niederlage zu bereiten. In Österreich stehen – endlich! – Eltern auf, um ihr Elternrecht auf die Erziehung ihrer Kinder zu verteidigen und ihre Kinder vor einer totalitären Sexualisierung zu schützen! „Aufklärung“ sagt man, aber in Wirklichkeit geht es darum, die Kinder mit der Unmoral der sexuellen Revolution zu indoktrinieren und sie mit der Verrücktheit der Gender-Ideologie zu infizieren: Auf dem Programm stehen „Selbstbestimmung, ob du Mann oder Frau oder sonst etwas sein willst“, wertfreie Sexualität zum Spaß, kein Wort mehr von Liebe, von der Freude, Mutter und Vater zu werden, von Verantwortung. Stattdessen sollen die Kinder so früh als möglich alles über Verhütungsmittel lernen und glauben, Sex sei eigentlich nur zum Spaß haben da! Grenzen? Ja doch, in Form „neuer“ Gebote: Verhüte Kinder, zieh dir keine Krankheiten zu und mache nichts, wofür du bestraft werden könntest, auch nicht im Internet, denn auch das ist strafbar!

„Waffen“ für den Kampf

Wie soll man sich dieser ägyptischen Moskito-Plage erwehren? Wer es versucht, wird bald merken: Sein Kampf gleicht dem Kuhschwanz, der die Stechfliegen nur kurzfristig vertreibt, aber letztlich erfolglos, weil diese zu viele sind und sich nicht wirklich vertreiben lassen!

Ohne weitere Vergleiche aus der Tierwelt: Siegen gegen die stichwortartig genannten, in der heutigen Welt herrschenden Häresien werden nur diejenigen können, die sich Gott zuwenden und von Ihm „ausrüsten“ lassen! In der Sprache des hl. Paulus brauchen sie folgende „Waffen“: erstens den Glauben an Gott und seine Hilfe; zweitens das Verstehen der Schöpfungsordnung; drittens Verstand, um die Irrtümer von heute sachlich widerlegen zu können – für die Wenigen, die auf Argumente hören; viertens den Mut jener Schafe, die Christus unter die Wölfe schickt; fünftens die Entschlossenheit, die Lehre zu leben, die sie verkünden.

 Derjenige, der sich dem Kampf stellt, sollte wissen: Die Kirche hält alles, was er braucht, für ihn bereit: die Lehre für das Zeugnis und ihre Sakramente für die nötige Kraft im Kampf! Ob Kleriker oder Laie, der Betreffende sollte wissen, er ist nicht allein! Besonders prophetische, weitsichtige und tapfere Helfer und Mitkämpfer in der heutigen Situation sind: Gabriele Kuby, Christl Vonholdt, Christa Meves, Johanna v. Westphalen, Alexandra Linder, Gudrun Kugler, aber auch Männer wie Robert Spaemann, Martin Lohmann, Josef Rötzer, Guido Horst, Stefan Baier, Stefan Rheder (die drei zuletzt Genannten von der „Tagespost“) und viele, viele andere!

Wir werden siegen!

Ist der Kampf noch zu gewinnen? Ja, wir werden siegen, weil die Häretiker schnell im Sumpf des Vergessenwerdens versinken werden, vor allem wenn das Gewicht ihrer Dummheit so schwer ist wie das der Gender-Ideologie: Den Menschen sogar den Begriff „Mutter“ ausreden zu wollen, kann auf Dauer nicht einmal dem „Vater der Lüge“ gelingen! Aus der Erinnerung werden sie auch deswegen verschwinden, weil ihre Ideen wirklichkeitsfremd und darum steril sind und weil sie zudem auch noch biologisch gesehen einer gewollt unfruchtbaren „Population“ angehören! Zu befürchten bleibt nur, dass sie bis zu ihrem Verschwinden noch viel Leid über die Erde bringen werden.

Ja, wir werden siegen, weil für diesen Kampf die Prophezeiung des Propheten Jesaja gilt, der den Feinden zuruft: „Tobt, ihr Völker! Ihr werdet doch zerschmettert. Horcht auf, ihr Enden der Erde! Rüstet nur! Ihr werdet doch zerschmettert. Rüstet! Ihr werdet zerschmettert. Macht nur Pläne! Sie werden vereitelt. Was ihr auch sagt, es kommt nicht zustande. Denn ,Gott ist mit uns‘“ (Jes 8,9f)! Denen, die auf Seiten Gottes stehen, macht Jesaja Mut: „Nennt nicht alles Verschwörung, was dieses Volk Verschwörung nennt. Was es fürchtet, sollt ihr nicht fürchten; wovor es erschrickt, davor sollt ihr nicht erschrecken“ (Jes 8,12). Gerade bei den ideologischen, besondere Angst erzeugenden „Standbilder“ der Weltgeschichte hat sich immer gezeigt: Sie standen auf tönernen Füßen und irgendwann ist immer der „Stein“ vom Gebirge gerollt, der sie zum Einsturz brachte. So wird es auch dieses Mal sein! Wir wissen nicht, von wo her der Stein rollen wird, wir wissen nicht wann, wir wissen nicht wie, aber wir wissen, dass er kommen wird und schon im Rollen ist! Und wir wissen: Der Stein wird auch die tönernen Füße der modernen Standbilder der Hölle zerschmettern. Man könnte auch sagen: Der Stein ist der „Eckstein“, der Jesus Christus ist.

Gegen aktive Sterbehilfe in jeder Form

Unser Engagement ist gefordert

Prof. Dr. Hubert Gindert, der Vorsitzende des Forums Deutscher Katholiken, erinnert an den maltesischen Außenminister Tonio Borg. Wegen seiner persönlichen religiösen Haltung sollte er als EU-Kommissar für das Gesundheitswesen verhindert werden. Dass sich am 21. November 2012 dennoch die Mehrheit der Straßburger EU-Abgeordneten für ihn entschieden hat, führt Gindert wesentlich auf den energischen Protest von Christen aus ganz Europa zurück. Auch im Fall der Gesetzesinitiative zum assistierten Selbstmord baut Gindert auf das Engagement der Bevölkerung. Er ist überzeugt: Zu kämpfen lohnt sich!

Von Hubert Gindert

Dem Bundestag liegt ein Gesetzesantrag auf assistierten Suizid vor, der bereits am 31. Januar nach der dritten Lesung zur Abstimmung kommen wird. Der Mensch braucht in Alter und Krankheit und auf seinem letzten Lebensweg Hilfe und Zuwendung, aber nicht die Giftspritze. Sich selbst umzubringen, ist keine heroische Tat. Heldenhaft ist es vielmehr, sein Schicksal anzunehmen, wie uns das Papst Johannes Paul II. beispielhaft vorgelebt hat. Suizid bedeutet keinen Sieg für Selbstbestimmung und Freiheit. Er ist immer eine menschliche Niederlage!

Das „Forum Deutscher Katholiken“ fordert alle Christen und Menschen guten Willens auf, sich an die Bundestagsabgeordneten zu wenden und sie eindringlich zu bitten, gegen aktive Sterbehilfe in jeder Form zu stimmen. Das „Forum Deutscher Katholiken“ unterstützt alle Initiativen, die den assistierten Suizid verhindern.

Schreiben Sie bitte an Ihren Bundestagsabgeordneten mit cc an Frau Merkel, Herrn Kauder, Herrn Singhammer, Herrn Norbert Geis:

 

angela.merkel@bundestag.de

johannes.singhammer@bundestag.de

volker.kauder@bundestag.de

norbert.geis@wk.bundestag.de

Alte Grenzüberschreitung in modernem Gewand

Öffentliche Manipulation der Euthanasie-Debatte

Die bekannte Psychotherapeutin und Schriftstellerin Christa Meves schaltet sich mit einer scharfen Kritik an den öffentlich rechtlichen Fernsehsendern in die Euthanasie-Debatte ein. Sie lehnt die politisch motivierte Manipulation der Bevölkerung ab und stellt sich die Frage: „Wieviel Zustimmung können wir uns bei der so bedrängenden Fragestellung um die Sterbehilfe leisten, die zur Zeit medial aufbereitet wird?“

Von Christa Meves

Die Proklamation einer Themenwoche „Leben mit dem Tod“ in den Programmen der öffentlich rechtlichen Fernsehsender nötigten mich vor dem Bildschirm – sollte es hier doch wohl um die Ars moriendi, um das Sterben gehen – mit Darstellungen von erschütternden Schicksalen.

Den Beginn machte die Reportage über und mit einem Arzt, einem Urologen, der seine Approbation dazu nutzte, von Ort zu Ort zu fahren, um Menschen zu bedienen, die ihm den Auftrag erteilt hatten, sie zu töten, meist wohl, um sie von physischen Leiden zu erlösen.

Fast 90 Prozent der Deutschen, so deklarierte kurz darauf Moderator Frank Plasberg das Ergebnis einer rasch vom Sender beauftragten Befragung, stimmten dem zu, nur 18 Prozent lehnten eine solche Handhabung mit einer mühelos in der Apotheke erworbenen Giftmischung und ihrer Verabreichung ab – nach dem Motto: „Jeder sagte, jeder fand: Das ist eine gute Hand!“

Meine Nacht wurde lang – lang wurde sie bereits damals: Ich war Schülerin einer norddeutschen Oberschule, als ich mit allen Schülern dieser erhabenen Schule, geschlossen, vom Direktor angeführt, in das mir damals noch gänzlich unbekannte Kino geführt wurde, um den Spielfilm „Ich klage an“ mit Heidemarie Hatheyer und Paul Hartmann in den Hauptrollen zu genießen. Dort wurde uns vorgeführt, wie eine eindrucksvoll gespielte unheilbar erkrankte Arztgattin von ihrem sie rührend umsorgenden, von hohem Verantwortungsbewusstsein getragenen Arztehemann mit einer sanft erlösenden Spritze zu Tode gebracht wurde.

Einhelligkeit aller in der Unterrichtsgestaltung danach, sicher bei der Mehrheit der Lehrer und mit Hilfe ihrer gekonnten Pädagogik auch nicht wenige Schüler.

Und erst von den Umerziehern der Siegermächte hatten sie als die knapp Überlebenden des bald darauf einsetzenden Infernos ab 1946 zu erfahren, dass dieser Film lediglich den bösen Zweck gehabt hatte, das Volk manipulierend einzulullen, falls irgend etwas von der rasch zum Gesetz erhobenen und so sanktionierten Euthanasie durchsickern sollte…

Doch ja, eine entsprechende Gesetzesvorlage ist heute, 2012, auch längst bereits erstellt. Abermals schauspielerisch gekonnt, in der Tendenz scheinbar human – und deshalb doch wohl einleuchtend, nicht wahr? –, so kommt im nur entsprechend modernen Gewand die alte Grenzüberschreitung erneut – abermals vornehm steril daher.

Der Gevatter Tod wurde in diesen Sendungen geradezu zu einem erfreulichen, begrüßenswerten Ereignis. Das immerhin war eine Steigerung der heuchlerischen Beschwichtigungen gegenüber den Tränenströmen der Hatheyer.

Aber um Himmels Willen – haben wir denn vergessen? Haben wir denn angesichts der pfeifend herabsausenden Bomben das Lehrstück nicht mehr in den Ohren? Merken wir nicht, dass hier ein Zweck angepeilt wird, der seinen Zweck nimmer und niemals wird heiligen können?

„Du sollst nicht töten!“ Dieses 5. Gebot des Dekalogs hat auch heute seine überzeitliche Gültigkeit doch nicht verloren – selbst angesichts der Sachlage nicht, dass die hartgesottenen Trümmerfrauen nun mehrzählig darauf beharren, als unnütze Esser am Leben zu bleiben – als Hundertjährige noch. Und manche von ihnen klagt zurecht, sie möge nun nicht mehr leben!

Ja doch, die sich nun auftürmenden Rentenprobleme sollte die Frau Arbeitsministerin wirklich den Schlaf rauben und sie veranlassen – leider viel zu spät –, Lösungen auf den Weg zu bringen.

Aber wir, die 18 Prozent Euthanasie-Verneiner, werden nicht stille halten, sondern ins Gedächtnis rufen, dass bei den Problemen die Tötung der Unbrauchbaren und Überflüssigen als Lösung nicht einmal diskutiert werden darf.

„Wohl an, macht nur das Maß Eurer Väter voll! Ihr Schlangen, ihr Otternbrut! Wie wollt ihr der höllischen Verdammnis entrinnen?“ ruft uns der HERR zu (Mt 23;32,33).

Das ist der immer noch gültige Zuruf zu dieser Fernsehwoche der Trauer – trotz all der kecken Überheblichkeit einer es scheinbar so viel besser wissenden Anne Will!

Der Friedensprozess im Nahen Osten

Das Land der Verheißung

Pfarrer Erich Maria Fink sieht die Anerkennung der Palästinensischen Autonomiegebiete durch die UNO als Staat mit gewisser Besorgnis. Er befürchtet, dass zum jetzigen Zeitpunkt das gesetzte Signal den Friedensprozess eher behindern als fördern wird. Außerdem vermisst er eine klarere Solidarität mit dem Volk Israel angesichts der Anfeindungen aus der arabischen Welt. Die Anerkennung des Staates Israel durch die Palästinenser betrachtet er als Voraussetzung für jedes weitere politische Handeln. Er erwartet keine religiöse Rechtfertigung der israelischen Politik oder zionistischer Ideen. In der Sehnsucht des Volkes Israel nach dem „Zion“ jedoch sieht er eine Treue zur Offenbarung Gottes, welche auch die Grundlage für den christlichen Glauben bildet. Die Versuche der radikal-islamischen Kräfte, Israel zu vernichten, ist seiner Ansicht nach weniger politisch als vielmehr religiös motiviert. Sie zielen darauf ab, das jüdische und damit auch das christliche Bekenntnis auszulöschen.

Von Erich Maria Fink

Palästina als Staat anerkannt

Am 29. November 2012 fand in New York eine historische Abstimmung statt. Die Vollversammlung der Vereinten Nationen nahm Palästina als Staat mit Beobachterstatus in die UNO auf. Die Entscheidung fiel mit großer Mehrheit. 138 der 193 UNO-Mitglieder sprachen sich an jenem Donnerstagabend für eine solche Anerkennung der Palästinensischen Autonomiegebiete aus. Israel und die USA gehörten zu jenen neun Ländern, die dagegen stimmten. 41 Mitgliedstaaten enthielten sich, unter ihnen auch Deutschland.

Am selben Tag hatte der Deutsche Bundestag einen Antrag abgelehnt, der dahinging, die diplomatischen Beziehungen zu Palästina aufzuwerten, ebenso die Anträge, die Zwei-Staaten-Perspektive für den israelisch-palästinensischen Konflikt zu erhalten bzw. die Zwei-Staaten-Perspektive für eine friedliche Regelung des israelisch-palästinensischen Konflikts zu retten. In einer Beschlussempfehlung des Auswärtigen Ausschusses hieß es: „In der internationalen Gemeinschaft herrscht weitgehend Konsens darüber, dass der israelisch-palästinensische Konflikt nur im Wege der sog. Zwei-Staaten-Lösung friedlich beigelegt werden kann. Die Verwirklichung der Zwei-Staaten-Lösung macht jedoch seit einiger Zeit keinerlei Fortschritte und wird durch eine Reihe problematischer Entwicklungen vor Ort auf palästinensischer wie israelischer Seite zunehmend in Frage gestellt.“

Jubel bei den Palästinensern

Als größten Triumph seit der Gründung des Staates Israel feierten die Palästinenser diese Anerkennung. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas dankte der Völkergemeinschaft, während Israel mit einer Herausforderung reagierte und bereits am nächsten Tag den Bau von 3000 neuen Wohneinheiten in Ost-Jerusalem und im Westjordanland genehmigte. Selbst Hillary Clinton, die US-Außenministerin, verurteilte den Schritt mit den Worten: „Wir denken, dass diese Aktionen kontraproduktiv sind und direkte Verhandlungen oder eine Zwei-Staaten-Lösung schwerer machen.“

Palästina selbst ist gespalten. Nach dem Sieg der radikal-islamischen Hamas bei den Parlamentswahlen im Jahr 2006 wurde eine Einheitsregierung mit der gemäßigten Fatah-Partei gebildet. Das Unternehmen ging in die Brüche und endete in einem Bürgerkrieg. Der Kampf um Gaza führte im Juni 2007 schließlich dazu, dass der Gazastreifen nun von einem Hamas-Regime beherrscht wird, während die anderen unter palästinensischer Kontrolle stehenden Teile des Westjordanlands von der Fatah-Regierung unter Präsident Abbas geführt werden. Bemühungen um eine Versöhnung sind bisher gescheitert.

Gründungsjubiläum der Hamas

Inzwischen fand das 25. Gründungsjubiläum der Hamas-Bewegung statt. Im Blick auf die Unruhen am 8. Dezember 1987, die den Beginn der „Ersten Intifada“, d. h. des ersten bewaffneten Palästinenseraufstands, kennzeichnen, wurden die Feierlichkeiten vorgezogen. Bestimmende Person war der 56-jährige Chaled Maschaal, der zu den Gründern der Bewegung zählt und das Politbüro der Hamas als Exilchef seit 1996 leitet. Am 7. Dezember traf er im Gazastreifen ein und betrat damit zum ersten Mal seit 37 Jahren wieder palästinensischen Boden.

„Palästina ist vom Mittelmeer bis zum Jordan und vom Norden bis zum Süden unser Land und unsere Nation“, rief Maschaal der Menge in Gaza-Stadt zu, wo sich etwa 100.000 Menschen versammelt hatten. „Wir können keinen Zollbreit und keinen Teil davon abgeben!“ Im gleichen Atemzug sprach er Israel jegliches Existenzrecht ab: „Wir können außerdem weder die Legitimität der Besetzung Palästinas noch Israel selbst anerkennen.“ Und er forderte die Palästinenser auf: „Die Befreiung Palästinas, ganz Palästinas, ist ein Recht, eine Pflicht und ein Ziel.“ Zugleich sprach er von der Vision, dass sich alle palästinensischen Kräfte, also auch die Hamas und der Islamische Dschihad, unter dem Dach der PLO, der am 28. Mai 1964 gegründeten Palästinensischen Befreiungsorganisation, vereinigen sollten. Dabei entsprechen die Ziele Maschaals voll und ganz dem radikalen Programm der Hamas, die 1988 als Konkurrenz zur verhandlungsbereiten PLO ins Leben gerufen worden war.

Existenzrecht Israels

Seit der Ausrufung des Staates Israel im Jahr 1948 ist sein Existenzrecht umstritten. Bis heute herrscht im Grunde genommen Kriegszustand. Als die Briten bekanntgegeben hatten, dass sie ihr Mandat für Palästina am 14. Mai 1948 um Mitternacht niederlegen werden, verkündete David Ben Gurion um 16 Uhr dieses Tages vor dem versammelten Jüdischen Nationalrat in Tel Aviv unter einem Porträt des Begründers der zionistischen Bewegung, Theodor Herzl, die Errichtung des Staates Israel. In der Unabhängigkeitserklärung berief er sich auf das „natürliche und historische Recht des jüdischen Volkes“ sowie auf einen „Beschluss der UNO-Vollversammlung“, nämlich auf die Resolution 181. Bereits elf Minuten später wurde der neue Staat von den USA anerkannt, zwei Tage später von Russland.

Noch in derselben Nacht aber erklärten die arabischen Nachbarn Israel den Krieg, und zwar Ägypten, Saudi-Arabien, Jordanien, der Libanon, der Irak und Syrien. Ziel war es, Israel zu zerstören. Ob bei diesem Ersten Arabisch-Israelischen Krieg, der sich bis 1949 hinzog, oder beim Sechstagekrieg 1967, stets lautete die erklärte Absicht in der gesamten arabischen Welt, einen totalen Krieg gegen Israel zu führen, Israel von der Landkarte hinwegzufegen und den Zionismus auszulöschen. Doch dies ist der Arabischen Liga bis heute nicht gelungen. In mühsamen Waffenstillstands- und Friedensverhandlungen haben einzelne Länder den Staat Israel mehr oder weniger anerkannt. Doch bis heute besteht in der arabischen Welt mehrheitlich die Überzeugung, Israel müsse vernichtet werden. Eine zunehmende Verhärtung ist vor allem unter den Palästinensern zu beobachten.

Bevölkerungsanteile und Flüchtlingsproblem

Zur Zeit der Staatsgründung lebten in Palästina etwa 700.000 Juden. Heute hat Israel knapp 8 Millionen Einwohner, davon sind mehr als 75%, also knapp 6 Millionen, Juden und gut 20% Araber. Weit über 300.000 dieser Juden leben in Siedlungen auf besetztem Gebiet. In den Palästinensischen Autonomiegebieten leben 4,3 Millionen Menschen, davon 2,6 Mill. im Westjordanland und 1,7 Mill. im Gazastreifen. Von ihnen sind 83% palästinensische Araber, 17% Israelis.

Im Jahr 1948 haben aufgrund der Kriegshandlungen etwa 50% der Palästinenser das Land verlassen, das waren über 700.000 Menschen. 1967 waren es rund 300.000. Damit begann das Schicksal der Flüchtlinge, die zum großen Teil bis heute in Lagern verbringen, die sich in benachbarten Ländern wie Jordanien oder dem Libanon befinden. Weitgehend besitzen sie immer noch keinen angemessenen rechtlichen Status. Umgekehrt kamen im Lauf der Kriege etwa 800.000 jüdische Flüchtlinge aus den arabischen Staaten nach Israel und wurden in die dortige Gesellschaft integriert.

Religiöse Zusammensetzung der Bevölkerung

Zwischen 75% und 80% der Bevölkerung Israels gehören der jüdischen Religion an. Nach einer Umfrage aus dem Jahr 2009 bezeichnen sich 46% als säkulare, 32% als traditionelle, 15% als orthodoxe und 7% als ultraorthodoxe Juden. Die Mehrheit der israelischen Araber sind Muslime und nur gute 2% der israelischen Bevölkerung sind Christen. Nach Angaben des Ordens der „Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem“ lebten 2010 in Israel circa 152.000 Christen. 80,4% davon sind Araber, mehr als die Hälfte Katholiken. Andere Quellen weisen darauf hin, dass die Zahl der christlichen Arbeitsmigranten in den letzten Jahren stark angestiegen sei, sodass man heute von über 200.000 Christen in Israel ausgehen müsse. Darunter befänden sich etwa 60.000 katholische Arbeitsmigranten aus der Drittel Welt. Unbekannt ist außerdem die Zahl der sog. „messianischen Juden“, d. h. der Juden, die Christus als Erlöser anerkennen, getauft sind und eine Art evangelische Freikirche bilden. Doch auch ihr Anteil ist im Wachsen begriffen. Bei der Gründung des Staates Israel im Jahr 1948 lebten übrigens etwa 34.000 Christen im Land.

Im Gazastreifen machen die Christen nur etwa 0,7% aus, während im Westjordanland 75% der Bevölkerung Muslime sind, 17% Juden und 8% Christen.

Eine ganz neue Situation hat sich durch die massenhafte Zuwanderung aus den ehemaligen Ländern der Sowjetunion im Zug der Perestroika ergeben. Man schätzt die Zahl der in der russisch-orthodoxen Kirche getauften Israelis auf 700.000. Bislang weiß niemand, wie man damit umgehen soll oder wie sich dieser Umstand in Zukunft auswirken wird. Das offizielle Israel verschließt vor der ungewöhnlichen Tatsache die Augen und betrachtet die Einwanderer einfach als Juden. Sie selbst haben zum größten Teil keinen Bezug zu ihrer Kirche. Verständlicherweise verbergen sie ihr Getauft-Sein und beabsichtigen auch nicht, ihre Kinder taufen zu lassen. So würde sich das „Problem“ für Israel mit dem Generationenwechsel von selbst lösen. Einige von ihnen haben sich der katholischen Kirche zugewandt und werden dort seelsorglich betreut. Vonseiten Russlands werden bislang keine pastoralen Initiativen zugunsten dieser Juden-Christen ergriffen. Dies hängt nicht zuletzt mit den starken Vorbehalten zusammen, die in Russland gegenüber den Juden gehegt werden.

Position der katholischen Kirche

Die katholische Kirche war gegenüber den Anliegen des Zionismus immer zurückhaltend. Was die Gründung des Staates Israel betrifft, blieb der Vatikan zwar neutral, betonte aber stets die Rechte aller Beteiligten im Heiligen Land. Seitdem die UNO im Jahr 1947 den Vorschlag gemacht hatte, das Land zu teilen, um Juden und Arabern jeweils einen angemessenen Lebensraum zur Verfügung zu stellen, schloss sich die Kirche diesem Plan an. Ebenfalls zeigte sie sich von der Idee angetan, Jerusalem unter eine internationale Kontrolle zu stellen. Dabei ging es der Kirche vor allem auch darum, den Christen im Heiligen Land die freie Religionsausübung zu garantieren sowie den Zugang zu den durch das Leben Jesu Christi geheiligten Stätten zu sichern. Auf dieser Linie bewegte sich auch Johannes Paul II., der sich sehr dezidiert zum Friedensprozess im Nahen Osten äußerte. So befürwortete er ausdrücklich die Zwei-Staaten-Lösung und wünschte sich einen internationalen Status für Jerusalem. Konsequenterweise lehnte er das Jerusalem-Gesetz von 1980 ab, welches das vollständige und vereinigte Jerusalem zur Hauptstadt Israels erklärte und somit die Annektierung Ostjerusalems bedeutete.

Bis zu dieser Positionierung Johannes Pauls II. hatte sich der Vatikan nicht nur aus der politischen Konfliktlösung herausgehalten, sondern auch die Frage der Anerkennung des Staates Israel offen gelassen. Die Erklärung „Nostra Aetate“ des II. Vatikanischen Konzils verzichtete bewusst darauf, den Staat Israel zu nennen oder eine religiöse Deutung der Staatsgründung vorzunehmen. Papst Paul VI. empfing zwar Golda Meir, die israelische Ministerpräsidentin, in Audienz, machte ihr aber keinerlei politische Zugeständnisse. Zum ersten Mal erwähnte Johannes Paul II. 1984 im Apostolischen Schreiben „Redemptionis anno“ das derzeitige Israel. Seine Existenzberechtigung als Staat setzte er allerdings nur aufgrund der völkerrechtlichen Situation voraus. Und erst am 30. Dezember 1993 nahm der Vatikan durch einen Grundlagenvertrag und der Vereinbarung des Austauschs von Botschaftern diplomatische Beziehungen mit Israel auf.

Eigentums- und Steuerfragen

Zwischen Israel und der katholischen Kirche schwelte lange Jahre ein Streit. Gegenstand war unter anderem das Gebäude bzw. der Raum auf dem Jerusalemer Zionsberg, der als Abendmahlsaal gilt. Israel lehnte die volle Verfügungsgewalt der Kirche über den Ort ab, weil sich unter dem Raum nach jüdischer Überlieferung das Grab von König David befindet. Anfang des Jahres 2012 kam es zu einer Verständigung. Die Kirche erkannte die Bedeutung des Orts für das israelische Volk an, während Israel nun der Kirche vollen Zugang zu der Stätte gewährte. Als Lösung wird ein Pachtverhältnis in Betracht gezogen.

Außerdem konnte nach 18 Jahren Verhandlungen ein Kompromiss in Eigentums- und Steuerfragen erzielt werden. Die Kirche hatte eine umfangreiche Steuerbefreiung für ihre Besitztümer in Israel verlangt. Nun erklärte sie sich mit einer Verminderung der Steuern einverstanden, einschließlich der Einkommens- und Gewerbesteuern. Der Apostolische Nuntius für Israel, Erzbischof Antonio Franco, brachte die Hoffnung zum Ausdruck, dass schon in Bälde ein Abkommen über alle praktischen Aspekte des Lebens und Wirkens der katholischen Kirche in Israel geschlossen werden könne.

Der Friedensprozess in der Sackgasse

Sicherlich hat die katholische Kirche gut daran getan, sich in der ganzen Problematik der Gründung des Staates Israel vorsichtig zu verhalten. So konnte sie sich als unparteiischer Anwalt sowohl der Juden als auch der Christen und Moslems erweisen. Umso wichtiger ist diese Ausgangsposition, als sich heute der Friedensprozess in einer Sackgasse befindet. Die Situation stellt sich so ausweglos dar wie kaum zuvor. Selbst die Zwei-Staaten-Lösung ist durch die Siedlungspolitik der Israelis sowie durch die zunehmende Ablehnung Israels durch die arabische Welt in weite Ferne gerückt. Zum einen kann sich Palästina in der Realität als Staat kaum entwickeln, solange kein zusammenhängendes Territorium vorhanden ist. Zum anderen kann Israel der Lösung zweier gleichberechtigter Nachbarstaaten nicht zustimmen, solange die Palästinenser das Existenzrecht des Staates Israels nicht eindeutig anerkennen.

Israel fordert außerdem die uneingeschränkte Oberhoheit über die Stadt Jerusalem und kontrolliert heilige Stätten im palästinensischen Autonomiegebiet, die Gräber der Patriarchen in Hebron. Es betrachtet den Ort als Grundlage seiner nationalen Identität und ist nicht bereit, darauf zu verzichten. Gleichzeitig ist zu bedenken, dass die Araber, welche israelische Staatsangehörigkeit besitzen, zum allergrößten Teil für ihre Lage dankbar sind und gerne in Israel leben. So stellt sich die Frage, ob in Zukunft nicht noch mehr Araber bzw. Palästinenser samt ihrem Gebiet in den Staat Israel integriert werden möchten. Die israelische Politik scheint eindeutig darauf abzuzielen. Doch könnte ein solcher Prozess nur Schritt für Schritt erfolgen. Israel nämlich möchte als demokratisches Gebilde in jedem Fall verhindern, dass die Araber in ihrem Land eines Tages die Mehrheit bilden und ihr freies Israel von innen her auflösen.

Gerechtigkeit und Vergebung bedingen einander

Es ist nicht die Aufgabe der Kirche, die politische Frage nach dem Existenzrecht Israels zu beantworten. Auch was die verschiedenen Optionen zur Lösung des Palästinenserproblems betrifft, braucht sie sich nicht auf die politische Ebene begeben und für konkrete Vorschläge Partei ergreifen. Sie kann jedoch für alle Seiten Gerechtigkeit einfordern und die einzelnen Vorhaben nach den Maßstäben der Menschenrechte wie der katholischen Soziallehre messen.

Ihre vornehmste Berufung aber besteht im Zeugnis für die Liebe Christi. Der christliche Glaube kann eine Dimension menschlichen Handelns und Zusammenlebens ins Spiel bringen, welche sowohl den Juden als auch den Moslems weitgehend verschlossen ist. Es handelt sich um das neue Gebot der Liebe, das echte Verzeihen nach dem Vorbild des Erlösers. Der Versöhnungsgedanke bildet die Herzmitte der christlichen Botschaft. Deshalb sind auch die Christen, insbesondere die Gläubigen in Israel, dazu berufen, Sauerteig zu sein und den Geist der Vergebung einzubringen. Denn wahrer Friede ist nach unserer christlichen Überzeugung ohne Verzeihen nicht möglich. Gerechtigkeit ist die Grundlage für den Frieden. Gleichzeitig gilt aber auch, dass der Mensch in dieser Welt ohne den vergebenden Blick nie zu einer wirklich gerechten Haltung gegenüber seinen Mitmenschen finden kann.

Darin sieht die Kirche den Schlüssel für den Frieden auch im Nahen Osten. Auf Konferenzen können Abstimmungen stattfinden und Verträge geschlossen werden. Aber den Frieden müssen diejenigen finden, die mit- und nebeneinander leben. So mahnt die Kirche zur Herzensbildung und zur „Erziehung zum Frieden“. Ohne dass sich beispielsweise die israelischen Schüler schon im Unterricht ehrlich mit der Geschichte der Palästinenser und umgekehrt die palästinensischen Schüler mit der Geschichte der Juden befassen, kann es keinen Fortschritt geben. Diese Inhalte werden auf beiden Seiten vollkommen verschwiegen. Und doch wäre es ein erster Schritt zur gegenseitigen Verständigung und zur Schaffung eines Klimas des Vertrauens.

Solidarität mit dem Volk Israel

Ich bin überzeugt, dass der Nahost-Konflikt die Christen zu einer klaren Entscheidung herausfordert. Die Kirche sollte sich meiner Meinung nach eindeutig mit dem Volk Israel solidarisieren. Dabei kann sie von dem Faktum ausgehen, dass der Staat Israel bereits existiert und jede Forderung nach dessen Vernichtung aus heutiger Sicht eine absurde Ungerechtigkeit darstellt. Es war nicht Israel, das sich gegen einen eigenen Palästinenserstaat gestellt hat. Vielmehr hat sich die arabische Welt von Anfang an geweigert, den entsprechenden Vorschlag der Vereinten Nationen anzunehmen. Israel blieb gar nichts anderes übrig, als sich zu verteidigen. Und in dieser Lage befindet es sich bis zum heutigen Tag. Das Flüchtlingsproblem und auch die Siedlungspolitik sind letztlich Folgen der arabischen Aggression und nicht umgekehrt. Und das, was die Israelis in den vergangenen 60 Jahren aus ihrem Land gemacht haben, verdient größte Hochachtung und den Schutz durch die Völkerfamilie. Selbst wenn die Siedlungspolitik im jetzigen Augenblick nicht zu rechtfertigen ist, so könnte man sich nur wünschen, die Israelis würden zusammen mit den Palästinensern fortfahren und das gesamte Westjordanland in eine friedlich geordnete Oase verwandeln und zum Blühen bringen.

Ich durfte vergangenen Sommer drei Wochen im Heiligen Land verbringen. Dabei nützte ich jede Gelegenheit für Gespräche mit Arabern, Christen und Juden, mit Busfahrern und Soldaten, mit Reiseführern und Hotelangestellten. Seit meiner letzten Reise nach Israel waren 27 Jahre vergangen. Seither konnte ich die Entwicklung im Nahen Osten nur über die Medien verfolgen. Nach diesem unmittelbaren Kontakt mit Menschen in Israel wie in Palästina sehe ich die dortigen Friedensbemühungen nun mit etwas anderen Augen. Mir ist aufgegangen, dass hier geistige Welten aufeinanderstoßen. In weiten Teilen der Welt wird den Muslimen gelehrt, dass der Koran das Heilige Land den Arabern zugesprochen habe. Dies gilt ihnen als göttliches Vermächtnis und zugleich als heilige Pflicht. Die Existenz Israels dagegen bedeutet für sie eine Herausforderung ihres Glaubens an die Wahrheit des Korans. Sie fühlen sich zum Kampf gegen Israel berufen, um dem Koran Recht zu geben. Zahlreiche Forscher aber zeigen auf, dass nach dem Koran das Land der Verheißung durchaus den Israeliten zusteht (vgl. u.a. Sure 2,20 und 21). Der Konflikt wäre also gar nicht nötig, ja der Koran wird offensichtlich bewusst dazu missbraucht, um in den Menschen einen Gewissenskonflikt hervorzurufen und Gewaltbereitschaft zu erzeugen.

Abraham und seine Nachkommen

Als Deutsche fühlen wir uns immer verpflichtet, den Juden beizustehen. Aber ganz unabhängig von dieser unsäglichen, tragischen Vergangenheit sollten wir uns vollkommen frei über die Rückkehr des Volkes Israel in das Land, das Gott schon Abraham und seinen Nachkommen verheißen hat, freuen können. Wir brauchen dazu keinem eschatologischen Zionismus huldigen und den Staat Israel als Zeichen der nahen Endzeit deuten, auch nicht aus der Bibel ein politisches Recht der Juden auf ganz Palästina ableiten. Es reicht, wenn wir die Sehnsucht des jüdischen Volkes nach dem Zion hochschätzen. Denn damit bekennen sich die Juden zur Geschichte der Offenbarung und des Heils, welche auch die Grundlage für unseren christlichen Glauben darstellt. Angesichts der weltweiten bedrohlichen islamistischen Bewegung können wir in der Existenz Israels also ein wertvolles Glaubenszeugnis sehen. Auf dieser Grundlage sollten wir uns mit dem Zeugnis des Volkes Israel verbinden und uns mit seinem Schicksal öffentlich solidarisieren.

Die vertrauensvolle Einheit gäbe uns schließlich die Möglichkeit, auch all die anderen offenen Fragen zusammen mit Israel anzugehen und in die Diskussion einzubringen. Dazu gehört die heutige Verantwortung des Staates Israel für die palästinensischen Flüchtlinge außerhalb des palästinensischen Staates. Es geht aber auch um die Formung einer wertorientierten Identität Israels, die nicht nur darin bestehen darf, dass man einen gemeinsamen Feind hat. Ohne Israel christlich machen zu wollen, könnten Juden und Christen im Heiligen Land vor aller Welt ihren Glauben an die Hoffnung bzw. Erfüllung der messianischen Verheißungen Gottes bezeugen.

Geheime Zusammenarbeit mit Pius XII.

Roncallis Einsatz für die Juden

Während der Nazi-Herrschaft war Angelo Giuseppe Roncalli Apostolischer Nuntius in der Türkei. Mit seinem Einsatz für die verfolgten Juden beschäftigt sich der fünfte Beitrag der Reihe „Die Kirche und die Juden“. Der Neuphilologe und Theologe Dr. Kurt Weiß zeigt die enge Zusammenarbeit zwischen Roncalli und Pius XII. auf. Was die Sorge um das dem Tod ausgelieferte jüdische Volk betrifft, lagen beide auf einer Wellenlänge. Sie verabscheuten das Verbrechen, liebten das auserwählte Volk und spannen hinter den Kulissen Pläne der Rettung – ein heiliger Komplott.

Von Kurt Weiß

Der Apostolische Nuntius in der Türkei, Angelo Giuseppe Roncalli, der spätere Papst Johannes XXIII., entfaltete eine segensreiche Tätigkeit für die Verfolgten. Er setzte sich bei der Regierung in Istanbul für den vorläufigen Aufenthalt von circa 1700 Juden ein, die aus Bulgarien, Griechenland und Rumänien in den Jahren 1942 bis 1944 in die Türkei geflüchtet waren. Später durften sie nach Palästina ausreisen. Y. Lipel, der Privatsekretär des Oberrabbiners Dr. Herzog, berichtet über Roncalli: „Mit dem Vatikan verhandelte der Oberrabbiner in der Türkei fast unmittelbar dank Msgr. Roncalli in Istanbul, einem wahren Freund Israels, der Tausende von Juden rettete. Roncalli gab die Geheimbriefe des Rabbiners an mehrere Bischöfe und Priester überall in dem von Nationalsozialisten besetzten Europa weiter, die sich in ihrer selbstlosen Hingabe für die Rettung der Juden hervortaten.“[1]

In Griechenland, das auch zum Tätigkeitsfeld Roncallis gehörte, konnten nur 12.000 von 70.000 Juden gerettet werden. Es gab eine italienische Besatzungszone in Griechenland, in die viele Juden flüchten konnten. Außerdem stellten die italienischen Konsulate in Athen und Saloniki falsche Papiere für Juden aus, deren Namen irgendwie italienisch klangen. Die Rabbiner Michael Molho und Joseph Nehama kennen den Grund für dieses Tun:[2] „Der unablässige Druck des Vatikans veranlasste die faschistische Regierung, sich die Angelegenheit noch einmal zu überlegen, und die Rassengesetze… blieben fast ausschließlich auf dem Papier.“

Allein in den zionistischen Zentralarchiven in Jerusalem lagern 43 Briefe, in denen Roncalli um Unterstützung für Juden in Bulgarien, Griechenland, Frankreich, Italien, Jugoslawien, Rumänien, Slowakei und Ungarn sowie um Fürsprache beim Papst, bei König Boris von Bulgarien und bei Horthy in Ungarn gebeten wird. Oberrabbiner Dr. Herzog schrieb am 22. November 1943 an Roncalli: „Ich weiß genau, dass seine Heiligkeit der Papst aus tiefstem Herzen jede Verfolgung und besonders die grausame beispiellose Verfolgung verabscheut, die die Nationalsozialisten unaufhörlich dem jüdischen Volk auferlegen… Bitte übermitteln Sie Seiner Heiligkeit dem Papst diese Ausdrücke der tiefen Dankbarkeit zugleich mit der Versicherung, dass das Volk von Israel wohl weiß, wie es seinen Beistand und seine Einstellung einschätzen darf.“[3]

Lapide war1954 israelischer Konsul in Italien und besuchte Roncalli, der inzwischen zum Patriarchen von Venedig aufgestiegen war. Lapide sprach ihm im Auftrag der Regierung die tiefe Dankbarkeit Israels für seine große „Hilfe bei der Rettung Tausender von Juden auf dem ganzen Balkan und in der Türkei während der Kriegsjahre“ aus. Kardinal Roncalli aber antwortete in aller Bescheidenheit, er habe nur die Anweisung des Papstes befolgt, Menschenleben zu retten.

Im Jahre 2000 wurde Roncalli (Papst Johannes XXIII.) seliggesprochen. Er hat es wahrhaftig verdient.


[1] Y. Lipel, Pius´ XII. Einstellung zu den Juden-Rettungsunternehmen, in: Maariv, Tel Aviv, vom 15. 12.1963, in hebräischer Sprache.
[2] The Destruction of Greek Jewry, Yad Vashem Studies, Jerusalem 1965, 109ff.
[3] Pinchas Lapide, Rom und die Juden, Freiburg 1967, 147. Lapide besaß damals eine Fotokopie des in franz. Sprache abgefassten Briefes. 

Edith Steins Jahre in Speyer

Ein Stück „Zeitgeschichte“ des 20. Jahrhunderts

Edith Stein, mit Ordensnamen Teresia Benedicta vom Kreuz, wurde am 12. Oktober 1892 in Breslau geboren und am 9. August 1942 im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau ermordet. 1987 sprach Johannes Paul II. die Märtyrerin selig und 1998 heilig. Edith Stein hatte die Jahre zwischen 1923 und 1931 bei den Dominikanerinnen zur hl. Magdalena in Speyer verbracht. Dort unterrichtete sie Deutsch und Geschichte und gab den Schwestern des Lehrerkollegiums Philosophiekurse. Sr. Maria Adele Herrmann OP sammelte nun Zeugnisse ihrer Mitschwestern, die Edith Stein noch persönlich gekannt hatten, und stellte sie in einem Buch zusammen.

Von Prof. Dr. Hans Schieser

Wen wird es wohl heute noch interessieren, was eine (spätere) Nonne in den 20er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts in Speyer getan hat? Es sollte nicht nur Historiker oder Philosophen interessieren, denn hier wird eine „Nahaufnahme“ von Zeitgeschichte gezeigt: höchst relevant in einer Zeit, da man vor lauter Wald keine Bäume mehr sieht, wenn es um die Zeit vor dem Nationalsozialismus geht.

Wie hier eine junge Frau ihren Weg geht und was sie als Lehrerin den Mädchen in einem Gymnasium vermittelte, dürfte nicht nur für Pädagogen und Psychologen, sondern auch für jene von Interesse sein, die sich mit dem „Feminismus“ beschäftigen.

 Da geht es nicht nur um „religiöse“ Ideen, sondern um ein Stück „Geistesgeschichte“ des 20. Jahrhunderts. Es sind „Zeitzeugen“ – vor allem Kolleginnen und Schülerinnen –, die ein realistischeres Bild dieser Zeit zeigen, als das, was wir heute fast nur noch mit der ideologisch gefärbten Brille zu sehen bekommen.

In den Diskussionen um die Schulreform, vor allem des Gymnasiums, können die Kapitel „Wirksamkeit im Klassenzimmer“ und die „Lehrordnung für Deutsch“ zeigen, was das heutige Gymnasium an Niveau verloren hat. Besonders das Kapitel „Lehrordnung für Deutsch“ (heute würde man sagen „Curriculum des Deutsch-Unterrichts“) ist im Hinblick auf die gegenwärtige Diskussion um die „Bildungsmisere“ interessant. 

Da sind Themenvorschläge, die heute hochaktuell sind: „Welche Aufgaben sind der Frau in unserer Zeit gestellt?“ (S. 67) wäre auch für unsere Feministinnen eine Herausforderung, sich dieser Thematik zu stellen. Oder: „Freiheit ruft die Vernunft, Freiheit die wilde Begierde“ (S. 71) stellt Fragen, die gerade jetzt nicht nur den Schülern gestellt werden müssen. Allein diese zwei Kapitel wären es wert, dass unsere Lehrer (und Lehrerinnen) und Bildungspolitiker dieses Buch kaufen.

Dem Verlag Media Maria muss man das Kompliment machen, solche „Zeitdokumente“ gerade jetzt zur Verfügung zu stellen, da im Gespräch über die „Reformen“ im Bildungswesen fast nur noch selbst-ernannte „Experten“ zu hören sind.

 

Maria Adele Herrmann OP: Edith Stein – Ihre Jahre in Speyer. Hardcover, 188 S., mit 38 Abb., ISBN 978-3-9814444-5-2. Direkt bestellen unter Tel. 07303-952331-0, Fax: 07303-952331-5 oder mit E-Mail: buch@media-maria.de – Internet: www.media-maria.de

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