50-Jahrfeier der „historischen Umarmung“

Schulterschluss

Zum ersten Mal seit der Spaltung zwischen Ost- und Westkirche sind sich im Januar 1964 ein römischer Papst und ein Ökumenischer Patriarch von Konstantinopel begegnet. Dieses historische Treffen, das in Jerusalem stattgefunden hatte, führte zur Aufhebung der gegenseitigen Exkommunikationen aus dem Jahr 1054. Damit begann eine neue Ära in den ökumenischen Beziehungen mit den Kirchen der Orthodoxie, die durch eine 50-Jahrfeier am 25. Mai 2014 in der Jerusalemer Grabeskirche vor allem durch die Offenheit von Patriarch Bartholomäus I. eindrucksvoll bestätigt wurde.

Von Erich Maria Fink

Jubiläum der „historischen Umarmung“

Der Besuch von Papst Franziskus im Heiligen Land stand vor allem unter einem ökumenischen Vorzeichen. Auf ausdrücklichen Wunsch von Patriarch Bartholomäus I. sollte die „historische Umarmung“ zwischen Papst Paul VI. und dem damaligen Ökumenischen Patriarchen Athenagoras am 4. und 5. Januar 1964 nach 50 Jahren eine Neuauflage erfahren, und zwar ebenfalls in Jerusalem. Als Schauplatz wurde die Grabeskirche gewählt. Gleich zu Beginn seiner Ansprache, es war Sonntag, der 25. Mai 2014, betonte Franziskus, dass mit diesem Treffen seine Pilgerfahrt „ihren Höhepunkt“ erreiche. Was auf die Weltöffentlichkeit gewirkt hat, waren weniger die Worte, sondern die einfachen Zeichen, die herzliche Atmosphäre, der freie und spontane Umgang miteinander. Franziskus küsste die Hand des Patriarchen und die ganze Welt hatte die Botschaft des römischen Pontifex bereits verstanden: Dieser Papst ist zu allem bereit, was er menschlich tun kann, um die getrennten Christen der Einheit näher zu bringen. Umgekehrt forderte er den Patriarchen auf: „Heiligkeit, geliebter Bruder, all ihr lieben Brüder, schieben wir die Zaudereien, die wir von der Vergangenheit geerbt haben, beiseite und öffnen wir unser Herz dem Wirken des Heiligen Geistes, dem Geist der Liebe (vgl. Röm 5,5), um gemeinsam mit raschen Schritten dem segensreichen Tag unserer wiedergefundenen vollen Gemeinschaft entgegenzugehen.“ Und es folgte, so könnte man denken, das Einfachste der Welt: Die beiden Oberhäupter traten in das Heilige Grab Jesu ein und beteten miteinander das „Vaterunser“. Nicht auf Griechisch und nicht auf Latein, sondern neutral, zeitgenössisch und der einfachen Art des Papstes entgegenkommend in italienischer Sprache, so rezitierten sie miteinander das Gebet des Herrn am Ort der Auferstehung. Diese so schlichte Geste birgt ökumenischen Sprengstoff. Denn bis heute haben die orthodoxen Christen weltweit keine offizielle Erlaubnis ihrer Patriarchen, mit Katholiken gemeinsam zu beten. Doch wer sollte sie nach einem solchen Zeugnis in Zukunft daran hindern?

Wiederherstellung der eucharistischen Gemeinschaft

Papst und Patriarch waren in zwei verschiedenen Autos angereist, hatten die Kirche durch verschiedene Eingänge betreten, sich schließlich vor dem Grab getroffen und dort umarmt. Nachdem sie sich beim Treppensteigen gegenseitig geholfen und gestützt hatten, verließen sie das Gotteshaus miteinander, um im selben Wagen zum gemeinsamen Abendessen zu fahren. Bei Tisch ergriff der Patriarch das Wort und verglich die abendliche Gemeinschaft mit dem Mahl der Emmausjünger in Gegenwart des Herrn. Erst beim Brotbrechen, dem Geheimnis der Heiligen Eucharistie, hätten sie ihn erkannt. Und Bartholomäus sagte wörtlich: „Alle unsere Gebete, unsere Wünsche und unsere Anstrengungen sollten auf dieses Ziel ausgerichtet sein: die Wiederherstellung der eucharistischen Gemeinschaft. Möge uns der Herr gewähren, Ihn zu sehen und Ihn am eucharistischen Tisch miteinander zu teilen!“ Noch aber seien sie gleichsam mit Christus auf dem Weg, um gemeinsam hinzuhören, wie er ihnen die Schrift erkläre, und zu einem gemeinsamen Verständnis der Wahrheit des Evangeliums zu gelangen. Der Patriarch zeigte im Heiligen Land einen unglaublichen ökumenischen Eifer, besonders auch bei den rein orthodoxen Begegnungen, die ebenfalls in diesen Tagen stattfanden. Im Verhältnis zu Papst Franziskus war eine echte Demut, eine Ergebenheit, geradezu eine vertrauensvolle Anhänglichkeit zu spüren. Es ist nicht verwunderlich, dass er ihm wenige Tage später nach Rom gefolgt ist und am Friedensgebet in den Vatikanischen Gärten teilgenommen hat. Diese Offenheit des Patriarchen birgt ungeahnte Chancen, einen Kairos, der mit größter Aufmerksamkeit und aller Kraft genützt werden sollte. Zu denken ist hier vor allem auch an die Gesamtorthodoxe Synode, die unter dem Vorsitz von Patriarch Bartholomäus für das Jahr 2015 geplant ist. Dem Patriarchen könnte ein Schulterschluss gelingen, der die Möglichkeit eröffnet, Papst Franziskus auf symbolträchtige Weise in das Treffen mit einzubeziehen.

Gemeinsames Vaterunser von Papst und Patriarch

„Fürchtet euch nicht!“

Schon vor einem Jahr hatte der Ökumenische Patriarch Bartholomäus I. von Konstantinopel, das Ehrenoberhaupt aller orthodoxen Kirchen, Papst Franziskus bei seiner Amtseinführung an die „historische Umarmung“ von Papst Paul VI. und Patriarch Athenagoras vor 50 Jahren in Jerusalem erinnert und den Wunsch geäußert, dieses Zeichen zu erneuern. Mit ihrer Geste hätten ihre Vorgänger jahrhundertealte Verständnislosigkeiten zwischen den Christen beseitigt und einen Dialog hin zur ersehnten Einheit begonnen, die unser Herr wolle, so Bartholomäus. Am 25. Mai 2014 nun trafen sich die beiden unter Anwesenheit von Vertretern auch der anderen im Heiligen Land lebenden christlichen Konfessionen zum Bruderkuss in der Grabeskirche. Im Inneren des Heiligen Grabes beteten sie gemeinsam das Vaterunser auf Italienisch, ein unschätzbar wertvolles Signal für die Ökumene mit der gesamten Ostkirche. Und bevor Bartholomäus den Papst als seinen „geliebten Bruder in Christus“ begrüßte, rief er aus: „Fürchtet euch nicht! Ich weiß, ihr sucht Jesus, den Gekreuzigten. Er ist nicht hier; denn er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt her und seht euch die Stelle an, wo er lag (Mt 28, 5-6).“ Nachfolgend seine Ansprache vor dem Heiligen Grab.

Von Patriarch Bartholomäus I.

Die Quelle aller Ängste und Leidenschaften wurde besiegt

Mit Ehrfurcht und tief bewegt stehen wir andächtig vor „der Stelle, wo der Herr lag“, vor dem lebenspendenden Grab, aus dem das Leben hervorging, und preisen den allbarmherzigen Gott, der uns, seine unwürdigen Knechte, dieses übergroßen Segens gewürdigt hat, zu diesem Ort zu pilgern, wo das Mysterium des Heils der Welt vollzogen wurde. „Wie Ehrfurcht gebietend ist doch dieser Ort! Hier ist nichts anderes als das Haus Gottes und das Tor des Himmels“ (Gen 28,17).

Wir kommen wie die salbentragenden Frauen am ersten Tag des Sabbats, „um nach dem Grab zu sehen“ (Mt 28,1) und hören wie sie die Aufforderung der Engel: „Fürchtet euch nicht!“ Legt aus eurem Herzen jede Furcht ab, seid nicht ängstlich, seid nicht hoffnungslos! Dieses Grab sendet uns die Botschaft der Ermutigung, der Hoffnung und des Lebens.

Die erste und wichtigste Botschaft dieses leeren Grabes ist, dass der Tod, „unser letzter Feind“ (vgl. 1 Kor 15,26), die Quelle aller Ängste und Leidenschaften, besiegt wurde; er hat nicht mehr das letzte Wort in unserem Leben. Er wurde von der Liebe besiegt, von jenem, der ihn freiwillig für die Anderen auf sich nahm. Jeder Tod um der Liebe willen, um des Anderen willen, wird zum Leben, zum ewigen Leben, zum wahren Leben. „Christus ist auferstanden von den Toten, durch den Tod hat er den Tod zertreten und denen in den Gräbern das Leben geschenkt.“

Vergeblich sind die langfristigen Planungen der Mächtigen der Erde

Fürchtet also nicht den Tod, aber auch nicht das Böse, welche Form es auch immer in unserem Leben hat. Das Kreuz Christi hat alle Pfeile des Bösen auf sich gezogen: den Hass, die Gewalt, die Ungerechtigkeit, den Schmerz, die Erniedrigung – all das, was die Armen, die Schwachen, die Unterdrückten, die Benachteiligten, die an den Rand Gedrängten und Erniedrigten in der Welt erleiden. Aber, ihr Gekreuzigten dieses Lebens, seid gewiss, dass wie es im Fall Christi war, auf das Kreuz die Auferstehung folgt, dass der Hass, die Gewalt und die Ungerechtigkeit keine Zukunft haben, dass die Zukunft der Gerechtigkeit, der Liebe und dem Leben gehört. Und arbeitet dafür mit allen euren Kräften, in Liebe, Glaube und Geduld.

Aber dieses allehrwürdige Grab, vor dem wir in diesem Augenblick stehen, sendet uns noch eine andere Botschaft, dass nämlich die Geschichte nicht vorherbestimmbar ist, das letzte Wort in ihr hat nicht der Mensch, sondern Gott. Vergeblich bewachten die Wächter der weltlichen Macht dieses Grab. Vergeblich stellten sie einen großen Stein vor die Tür des Grabes, damit niemand ihn fortbewegen kann. Vergeblich sind die langfristigen Planungen der Mächtigen der Erde: alles unterliegt letztlich dem Urteil und dem Willen Gottes. Jeder Versuch des heutigen Menschen, allein und fern von Gott seine Zukunft zu gestalten, stellt eine vergebliche Mühe dar.

Der Heilige Geist ruft uns auf, die Furcht vor der anderen Kirche abzulegen

Und schließlich ruft uns dieses Heilige Grab noch auf, eine weitere Vorsicht abzulegen, die vielleicht am meisten verbreitete Furcht unserer heutigen Welt, die Furcht nämlich vor dem Anderen, dem Fremden, dem Andersgläubigen, dem Angehörigen der anderen Religion, der anderen Kirche. Rassistische und anders geartete Diskriminierungen gibt es immer noch in vielen zeitgenössischen Gesellschaften und, was das Schlimmste ist, sie durchziehen sogar das religiöse Leben der Menschen. Der religiöse Fanatismus bedroht bereits den Frieden in vielen Gegenden der Welt, wo sogar das Geschenk des Lebens selbst auf dem Altar der Intoleranz geopfert wird. Im Angesicht dieser Situation ist die Botschaft des lebenspendenden Grabes aktuell und eindeutig: liebt den Anderen, den Fremden, den Andersgläubigen wie einen Bruder. Der Hass führt zum Tod, die Liebe „vertreibt die Furcht“ (1 Joh 4,18) und führt zum Leben.

Bruderkuss der Liebe vor 50 Jahren war eine heldenhafte Initiative

Liebe Geschwister, vor 50 Jahren haben zwei große Kirchenmänner, Papst Paul VI. und der Ökumenische Patriarch Athenagoras, beide seligen Gedenkens, die Furcht vertrieben, jene Furcht, die ein Jahrtausend lang die beiden altehrwürdigen Kirchen des Westens und des Ostens voneinander entfernt hielt, ja manchmal sogar gegeneinander trieb; sie standen beide an diesem heiligen Ort und ersetzten die Furcht durch die Liebe. Und heute folgen wir, ihre Nachfolger, ihren Spuren, wir ehren ihre heldenhafte Initiative, wir haben den Bruderkuss der Liebe ausgetauscht und setzen den Weg zur vollen Gemeinschaft untereinander in Wahrheit und Liebe fort (Εph 4,15), „damit die Welt glaube“ (Joh 17,21), denn kein anderer Weg führt zum Leben als der Weg der Liebe, der Verständigung, des Friedens in Wahrheit und der Treue zur Wahrheit. Diesem Weg sollen alle Christen in ihren Beziehungen untereinander folgen, gleich welcher Kirche oder Konfession sie angehören; so können sie der restlichen Welt ein Beispiel geben. Dieser Weg ist vielleicht lang und mühsam und manchen scheint er zuweilen gar eine Sackgasse zu sein. Aber es ist der einzige Weg, der zur Erfüllung des Willens des Herrn führt: „dass alle eins seien“ (Joh 17,21). Es ist dieser Wille, der diesen Weg eröffnet hat; der Urheber unseres Glaubens, unser Herr Jesus Christus, der an diesem Ort gekreuzigt wurde und auferstanden ist, hat ihn uns verkündet. Ihm sei die Ehre und die Herrschaft, mit dem Vater und dem Heiligen Geist, in die Ewigkeiten der Ewigkeiten. Amen.

„Liebe Brüder, wir wollen einander lieben; denn die Liebe ist aus Gott und jeder, der liebt, stammt von Gott und erkennt Gott“ (1 Joh 4,7).

Aus der Ansprache von Papst Franziskus in der Grabeskirche

Dienst der Einheit

Von Papst Franziskus

Sicher, wir können die Spaltungen, die unter uns Jüngern Jesu noch bestehen, nicht leugnen: Dieser heilige Ort lässt ihr Drama noch leidvoller empfinden. Und doch erkennen wir fünfzig Jahre nach der Umarmung jener beiden ehrwürdigen Väter mit Dankbarkeit und neuem Staunen, wie es durch den Antrieb des Heiligen Geistes möglich war, wirklich bedeutende Schritte auf die Einheit hin zu vollziehen. Wir sind uns bewusst, dass noch eine weitere Wegstrecke zurückzulegen bleibt, um jene Fülle der Gemeinschaft zu erreichen, die ihren Ausdruck auch in der Teilnahme am selben eucharistischen Mahl finden kann, die wir so brennend ersehnen; doch die Unstimmigkeiten dürfen uns nicht erschrecken und unser Vorangehen nicht lähmen. Wir müssen glauben, dass ebenso, wie der Stein vom Grab weggewälzt worden ist, auch alle Hindernisse ausgeräumt werden können, die der vollen Gemeinschaft zwischen uns noch im Weg stehen. Es wird eine Auferstehungsgnade sein, die wir schon heute vorauskosten können. Jedes Mal, wenn wir einander um Vergebung bitten für die gegen andere Christen begangenen Sünden, und jedes Mal, wenn wir den Mut haben, diese Vergebung zu gewähren und zu empfangen, machen wir eine Erfahrung der Auferstehung! Jedes Mal, wenn wir nach der Überwindung alter Vorurteile den Mut haben, neue brüderliche Beziehungen zu fördern, bekennen wir, dass Christus wahrhaft auferstanden ist. Jedes Mal, wenn wir die Zukunft der Kirche von ihrer Berufung zur Einheit her bedenken, erstrahlt das Licht des Ostermorgens! Diesbezüglich möchte ich den bereits von meinen Vorgängern ausgedrückten Wunsch erneuern, einen Dialog mit allen Brüdern in Christus zu führen, um für den besonderen Dienst des Bischofs von Rom eine Form der Ausübung zu finden, die sich seiner Sendung entsprechend einer neuen Situation öffnet und im heutigen Kontext ein von allen anerkannter Dienst der Liebe und der Gemeinschaft sein kann (vgl. Johannes Paul II., Enzyklika Ut unum sint, 95-96).

Auch eingefrorene Embryonen sind Menschen

„Vier Rosen für meine Kinder“

Der Mensch fängt mit der Zeugung an zu existieren. Daher sind eingefrorene Embryonen nicht nur eingefrorene Zellhaufen, sondern eingefrorene kleine Menschen. Wer diese Tatsache anerkennt, kann auch die nachfolgend geschilderten Erlebnisse einer Frau ernst nehmen, wie es Weihbischof Dr. Andreas Laun in seinem Beitrag getan hat. Seine Würdigung ist kein letztes Urteil, aber das Ergebnis eines ehrlichen Bemühens, sich der Wirklichkeit zu stellen und in diesem Licht verschiedene Erfahrungsebenen miteinander zu verknüpfen. Das Zeugnis der Frau und die Überlegungen von Weihbischof Laun können für die pastorale Arbeit äußerst  hilfreich sein.

Von Weihbischof Andreas Laun

Vor vielen Jahren, als die Diskussion über künstliche Befruchtung begonnen hatte, erzählte eine Gynäkologin von einem Ehepaar, das sich ihren Kinderwunsch durch die neue Methode mit vier befruchteten Embryonen erfüllen wollte, aber auch damit scheiterten die Eheleute. Die Frau sei, erzählte die Ärztin, als es klar war, dass sich kein Embryo eingenistet hatte, zurück zur Klinik gekommen und überreichte ihr vier Rosen: „Für die vier Kinder, die wir hatten.“ Dann ging sie traurig weg.

„Vier Kinder“, sagte sie. Man sieht, dass die Menschen, besonders die Frauen, trotz aller ideologischen Umdeutungen ein klares Wissen haben: Der Embryo ist nicht ein „werdender“ Mensch, sondern ist ein Mensch. Dazu gehört auch die folgende Geschichte, die ich vor kurzem erlebte:

Eine Frau (ich nenne sie hier „Katarina“) rief an und erzählte mir: Ihre Schwägerin (ich gebe ihr den Namen „Hanna“) hatte keine Kinder bekommen und versuchte es mit einer künstlichen Befruchtung. Die Ärzte befruchteten also sieben Eizellen, froren sie ein und versuchten dann sie zur Einnistung zu bringen. Aber ohne Erfolg.

Zur gleichen Zeit hatten die Schwiegermutter der Hanna und Katarina, ihre Schwägerin, die mich angerufen hat, eigenartige Erlebnisse: Nächte hindurch hörte die Schwiegermutter das Weinen von Kleinkindern. Sie war beunruhigt, wusste aber nicht, was sie denken sollte. Hanna, die mit künstlicher Befruchtung ein Kind erzwingen wollte, hörte kein Weinen. Aber zu Katarina kamen viele Nächte hindurch Kinder: „Sie wollten an meiner Brust trinken und gestillt werden.“ 

Ich (+ Andreas Laun) fragte nach, ob dies nicht einfach ein merkwürdiger Traum war oder wie sie dies erlebte, und sie antwortete mir: „Den Unterschied zum Traum würde ich so beschreiben, dass ich in einem Halbschlaf war. In einem Zustand, der mir keine Erholung brachte. Die Kinder kamen viele Wochen zu mir und das jede Nacht. Ich lag dabei immer auf der linken Seite, als ich die Kinder stillte. Die Kinder hatten auch ein unterschiedliches Aussehen. Sie waren sehr fordernd, wollten entweder an der Brust trinken oder ganz nahe bei mir sein. Rein vom Gefühl her würde ich die Besuche der Kinder auf die zweite Nachthälfte legen, habe aber nie auf die Uhr geschaut. Herr Bischof, ich kann gut verstehen, dass viele Menschen daran zweifeln werden. Es ist wirklich sehr schwer zu verstehen, aber ich versichere ihnen, dass ich dies wirklich erlebt habe.“ In der Früh wachte Katarina erschöpft auf. Beim Empfang der hl. Kommunion wurde ihr die Einsicht geschenkt: „Das Erlebte drückt die Sehnsucht der künstlich gezeugten Embryonen nach Liebe aus!“ Ihr wurde noch klarer als schon bisher: „Diese Embryonen sind wirkliche Menschen, ich muss etwas für sie tun!“

Katarina ging zu einem älteren Priester ihres Vertrauens, erzählte ihm alles und fragte um Rat. Auch dieser deutete das, was Katarina erlebt hatte, als die Not der im Labor gezeugten, eingefrorenen kleinen Menschen. Sie vereinbarten, dass er hl. Messen für die Kinder lesen werde. Nach der vierten so gefeierten hl. Messe hörten die nächtlichen Besuche und auch das Weinen auf. Katarina hatte auch die Großmutter der Embryonen-Kinder eingeladen, zu diesen Messen zu kommen und für ihre armen Enkelkinder zu beten. Diese sprach mit ihrer Tochter Hanna, aber die reagierte zunächst verärgert, verstand dann aber: Ihre Embryonen waren ja Kinder. In der Folge unterließ sie weitere Versuche, um durch künstliche Befruchtung zu einem Kind zu kommen.

Lieber Leser, Sie denken vielleicht, alles nur Einbildung? Natürlich ist es sehr leicht, die Geschichte so zu deuten. Tatsächlich lässt sich das, was die beiden Frauen erzählten, nicht „beweisen“. Die Frage ist aber eine andere: Sind die Berichte glaubwürdig angesichts der Personen? Und: Sind sie nicht sehr glaubwürdig, wenn man sich am Menschenbild der Kirche, das auch das Menschenbild der gesunden Vernunft ist, misst? 

Dieses Menschenbild besagt nämlich: Der Mensch fängt mit der Zeugung an zu existieren, und eingefrorene Embryonen sind daher nicht eingefrorene Zellhaufen, sondern eingefrorene kleine Menschen. Auch die Initiative „One of us“ zum Schutz der Embryonen vor der Zugriff der Wissenschaft zeigt: Millionen Menschen sind davon überzeugt, dass es so ist, dass Embryonen nicht nur kleine Organismen sind, die irgendwann später Menschen „werden“ können. Nein, man ist Mensch oder man ist nicht Mensch, „Mensch erst langsam werden“ oder erst nach dem Auftauen Mensch werden, gibt es nicht. Gefrorene oder nicht gefrorene Embryonen, sie sind Menschen, und daraus ergibt sich die moralische Frage, ob wir das dürfen, nämlich Menschen einfrieren.

Katarina, die mir diese ihre Geschichte erzählte, meinte nachdenklich: „Wahrscheinlich lasten die gefrorenen oder entsorgten Embryonen auf vielen Frauen und belasten sie und wohl auch die Väter, ohne dass sie wissen, woher ihre Unruhe kommt.“ Tage später betete sie und stieß dann auf die Stelle in der Apostelgeschichte 3,19: „Kehrt um und tut Buße, damit eure Sünden getilgt werden!“

Und für sich selbst als Frau und Mutter fügte sie hinzu: „Was ist doch die Mutter für ein wunderbarer, heiliger Ort: In ihr haucht Gott selbst dem Embryo die menschliche, unsterbliche Seele ein! Sogar die Möglichkeit dazu verleiht jeder Frau eine besondere Würde!“

Diesem Bericht ist nichts hinzuzufügen. Nur noch dies: Wenn andere Menschen Ähnliches erlebt haben, bitte ich um Berichte! Kontaktmöglichkeit von Bischof Laun: andreas.laun@kath.net

Gebet im Vatikan legt wunden Punkt offen

Der Frieden hängt an Jerusalem

Das Friedensgebet, zu dem Papst Franziskus die Präsidenten Israels und Palästinas, Schimon Peres und Mahmud Abbas, in den Vatikan eingeladen hatte, war ohne Zweifel ein einzigartiges historisches Ereignis. Die Rolle der Kirche als Botin des Friedens leuchtete vor allen Völkern auf. Gemeinsam blickten hochrangige Vertreter der drei monotheistischen Weltreligionen, des Judentums, des Christentums und des Islam, zum allmächtigen Gott auf, um jeweils in ihrer eigenen religiösen Sprache von demjenigen den Frieden zu erflehen, der ihn allein schaffen kann. Doch es scheint, als sei von diesem Aufblick zum Herrn der Geschichte ein Echo zur Erde zurückgekehrt, deutliche Klänge, die uns an noch ausstehende Aufgaben in dieser Welt erinnern. Pfarrer Erich Maria Fink ruft dazu auf, nach der Begegnung nicht einfach zur Tagesordnung überzugehen, sondern das pfingstliche Ereignis als solches ernst zu nehmen und ehrlich aufzuarbeiten.

Von Erich Maria Fink

Spontane Einladung des Papstes in Israel

Die ökumenische Seite der Israelreise von Papst Franziskus ging in den Medien fast unter, nachdem er ganz spontan Schimon Peres und Mahmud Abbas, die Präsidenten Israels und Palästinas, zu einem Friedensgebet in den Vatikan eingeladen hatte. Bereits während seines Aufenthalts im Heiligen Land lagen von beiden Seiten Zusagen vor. Damit hatten die wenigsten Beobachter gerechnet. Und nun konzentrierte sich das ganze Interesse auf die päpstliche Friedensinitiative, zumal sich niemand so richtig vorzustellen vermochte, wie ein „gemeinsames Gebet“ in dieser Runde aussehen könnte. Jedenfalls sollte der Plan schnell umgesetzt werden. Denn es war bekannt, dass Schimon Peres mit seinen fast 91 Jahren am 24. Juli 2014 als Staatspräsident Israels aus dem Amt scheiden wird. Obwohl zunächst der 6. Juni ins Auge gefasst worden war, einigte man sich schließlich auf den Abend des 8. Juni 2014, das heißt auf den Pfingstsonntag. Um Missverständnissen vorzubeugen, wurde vom Vatikan im Vorfeld klargestellt, dass die Beteiligten zwar zu einem gemeinsamen Gebet zusammenkämen, jedoch nicht gemeinsam, sondern nacheinander beteten. Die Reihenfolge ergebe sich aus der Entstehungszeit der drei Religionen. So beginne die Gruppe der jüdischen Teilnehmer, gefolgt zunächst von den christlichen und schließlich von den muslimischen Delegierten. Die Gebete, die jeweils aus einem Lobpreis und einer Bitte um den Frieden bestehen sollten, würden durch Ansprachen des Papstes und der beiden Präsidenten abgerundet. Nach eigenem Ermessen könnten auch sie ihren Worten die Form eines Gebetes geben. Diese Möglichkeit wurde von allen Beteiligten auf eindrucksvolle Weise genützt.

Überzeugende Persönlichkeit des Papstes

Die beiden Präsidenten machten keinen Hehl daraus, dass sie der Einladung vor allem wegen der überzeugenden Persönlichkeit des Papstes gefolgt waren. Schimon Peres brachte es mit den bewegenden Worten zum Ausdruck: „Bei Ihrer historischen Visite im Heiligen Land haben Sie unsere Herzen mit der Wärme Ihres Herzens, mit der Aufrichtigkeit Ihrer Anliegen, Ihrer Bescheidenheit, Ihrer Freundlichkeit berührt. Sie haben die Herzen der Menschen gleich welchen Glaubens und Nationalität angesprochen. Sie haben sich als Brückenbauer von Brüderlichkeit und Frieden dargestellt. Wir alle brauchen den Ansporn, der Ihren Charakter und Ihren Weg begleitet. Danke.“ Aber ebenso anerkennend wandte sich Mahmud Abbas an seinen Gastgeber: „Es ist wirklich eine große Ehre für uns, uns wieder mit Eurer Heiligkeit, Papst Franziskus, auf seine freundliche Einladung hin, hier zu treffen und seine noble Gegenwart wahrzunehmen und seine kristallklare Weisheit zu genießen, die aus einem gesunden Herzen und aus einem lebendigen Gewissen sowie einer erhabenen religiösen Herzenshaltung stammen. Aus tiefstem Herzen danke ich dafür.“

„Der Friede selbst ist Jerusalem“

Unter blauem Himmel hatten sich die Gäste in der Abendsonne auf dem grünen Rasen der Vatikanischen Gärten versammelt, an einem aus religiöser Sicht neutralen Ort. Die Melodien der Musikinstrumente, die an die unterschiedlichen religiösen Traditionen erinnerten, und die von den Würdenträgern inbrünstig vorgetragenen Gebete erzeugten eine ergreifende Atmosphäre. Wir Christen konnten uns in einer außerordentlichen Situation fühlen: Einerseits waren uns die jüdischen Gebete vertraut, andererseits widersprachen auch die muslimischen Texte nicht unserem Glaubensverständnis. Dies können wir für unsere Gäste nicht behaupten; denn unser Bekenntnis zu Jesus Christus als Herrn und Gott, der uns die Versöhnung und den Frieden bringt, können weder Juden noch Muslime unterschreiben. Für sie ist nicht Jesus Christus der Friede, sondern – um es etwas zugespitzt zu formulieren – die Stadt Jerusalem, wie sich die beiden Präsidenten in ihren Reden denn auch ausgedrückt haben. Und damit holten sie am Ende die betende Gemeinschaft aus der erhabenen Friedensstimmung wieder jäh in die Wirklichkeit zurück. Schimon Peres erklärte: „Ich bin aus der heiligen Stadt Jerusalem gekommen, um Euch zu danken für diese außerordentliche Einladung. Die heilige Stadt Jerusalem ist das klopfende Herz des jüdischen Volkes. Auf Hebräisch, unserer alten Sprache, haben die Worte ‚Jerusalem‘ und ‚Frieden‘ dieselbe Wurzel. Und in der Tat: Der Frieden selbst ist Jerusalem!“

„Jerusalem ist unsere Pforte des Himmels“

Aber ebenso deutlich erhob auch Mahmud Abbas den Anspruch der Palästinenser auf die Stadt Jerusalem. Zunächst nannte er Jerusalem und Bethlehem „heilige Städte“, „Städte der Liebe und des Friedens, die Wiege Jesu Christi“. Dann nahm seine Rede die Form eines Gebets an. Er sagte: „O Gott, wir loben Dich, dass Du Jerusalem zu unserer Pforte des Himmels gemacht hast, wie es im Koran heißt. Lob sei Ihm, dass Er erwirkt hat, dass Sein Diener über Nacht vom Ort der Verehrung zum höchsten Ort der Anbetung gelangt ist! Du hast das Gebet hier zum höchsten Akt erhoben, die die Gläubigen hier verrichten können. O Gott des Himmels und der Erde, nehme unser Gebet an, das Gebet zur Verwirklichung der Wahrheit, des Friedens und der Gerechtigkeit in meinem Heimatland Palästina, in dessen Umgebung und in der ganzen Welt! Ich bitte Dich, o Herr, im Namen meines Volkes, des Volkes der Palästinenser, Muslime, Christen und Samariter, die einen gerechten Frieden innigst wünschen: Gib unserem Volk Sicherheit, gib ihm Rettung, gib ihm Stabilität, rette unser gebenedeites Jerusalem! Versöhnung und Frieden, o Herr, sind unser Ziel. Gott hat in sein heiliges Buch geschrieben: Macht Frieden unter Euch! Wir sind auf den Frieden ausgerichtet, wie der Prophet Mohamed sagt: Verbreitet den Frieden unter Euch!“ Um zu unterstreichen, dass sein Ruf „Rette unser gebenedeites Jerusalem!“ nicht nur in einem geistlichen Sinn, sondern auch ganz konkret politisch zu verstehen ist, fuhr er fort: „Wir danken für die Worte des heiligen Papstes Johannes Paul II., der sagte: ‚Wer den Frieden in Jerusalem verwirklicht, wird den Frieden auf der ganzen Welt verwirklichen!‘ Wir erbitten von Dir, o Herr, deshalb den Frieden im Heiligen Land, Palästina und Jerusalem zusammen mit seinem Volk, trage den Frieden in dieses Land hinein zu allen Gläubigen der drei monotheistischen Religionen, Judentum, Christenheit und Islam, wie es im Koran heißt. O Herr, du bist der Friede, schenke uns Sicherheit und Rettung, und lindere das Leiden meines Volkes in der Diaspora! Wir wünschen den Frieden für uns und unsere Nachbarn, wir suchen den Frieden für uns wie für die anderen. O Herr, antworte auf unser Gebet, und gib unserer Initiative den erwünschten Erfolg, denn Du bist der Gerechte, Du bist der barmherzige Gott der Welten. Amen.“ Abbas hat sich während des jahrzehntelangen Ringens um eine Lösung des Palästinenserkonflikts als wahrhaft gemäßigt erwiesen. Doch mit diesen Worten über Jerusalem und das Leben in der Diaspora schlägt er fundamentalistische Töne an, die politisches Handeln unnachgiebig werden lassen.

Der Zionismus und der Tempelberg

Das Friedensgebet im Vatikan bringt wieder einmal mit aller Deutlichkeit ans Licht, dass die Auseinandersetzungen im Nahen Osten einen religiösen Hintergrund haben. Die Probleme können nicht einfach durch den Ausgleich von politischen Interessen gelöst werden, sondern verlangen die Aufarbeitung von religiös begründeten Ambitionen.

Was verbirgt sich hinter der strikten Weigerung der Palästinenser, insbesondere der radikalen Hamas-Bewegung, den Staat Israel anzuerkennen? Ginge es nur um eine Frage der menschlichen Gerechtigkeit gegenüber der palästinensischen Bevölkerung, wäre es also nur die Forderung nach humanen Lebensverhältnissen in der eigenen Heimat, könnte das Problem relativ leicht gelöst werden. Doch letztlich offenbart sich in dem unseligen Konflikt das Grundproblem des Islam an sich, das in der Auseinandersetzung um die heilige Stadt Jerusalem kulminiert. Streng genommen vertritt die palästinensische Seite die Ansicht: Würde die islamische Welt die Existenz des Staates Israel mit Jerusalem als Hauptstadt anerkennen, würde sie sich damit abfinden, dass der Islam sein unbedingtes Prinzip der politischen Unterwerfung aufgegeben hat und grundsätzlich bereit ist, auf dem Boden der Religionsfreiheit mit dem nicht muslimischen Teil der Menschheit zusammenzuleben.

Aber gerade darauf käme es für eine friedliche Zukunft der Menschheitsfamilie an. Nur wenn der Islam seinen politischen Absolutheitsanspruch aufgibt, kann es ein friedliches Zusammenleben mit muslimischen Ländern und mit Muslimen in rechtsstaatlichen Demokratien geben. Deshalb sollten wir meiner Meinung nach der zionistischen Bewegung dankbar sein, dass sie durch die Begründung des Staates Israel die muslimische Welt zu einer Entscheidung herausfordert, von der die Zukunft der ganzen Menschheit abhängt. Sicherlich weist die israelische Politik Schwächen und Fehler auf. Doch wir sollten daran nicht irre werden und zu Gegnern des Staates Israel werden. Auch die weitverbreitete Abneigung gegen das moderne Israel, weil man hinter seiner Politik eine zionistische Weltverschwörung mit dem Griff nach der Herrschaft über die ganze Menschheit vermutet, geht meiner Überzeugung nach, die ich aufgrund jahrelanger Beschäftigung mit diesem Thema gewonnen habe, an der eigentlichen Wirklichkeit vorbei. Selbst wenn es verschiedenste Elemente und Bestrebungen in dieser Richtung gibt, so stellt der Anti-Zionismus, manchmal gepaart mit der berechtigten Ablehnung von Geheimbünden wie der Freimaurerei, oft doch nur eine Form des Antisemitismus dar.

Daraus folgt meines Erachtens, dass wir mit allem Nachdruck von der palästinensischen Seite die Anerkennung des Existenzrechtes des Staates Israel einfordern sollten. Nur auf dieser Grundlage kann über die Grenzziehung eines Staates Palästina und damit über die viel beschworene Zwei-Staaten-Lösung verhandelt werden. Im Zuge der Festlegung von Grenzen, ohne die man von einem Staat nie sprechen kann, geht es auch um die Frage der Stadt Jerusalem. Für mich ist die Forderung nach Jerusalem als Hauptstadt Palästinas aus den genannten Überlegungen heraus keine Lösung. Im Gegenteil, Israel erfüllt seine Sendung genau dadurch, dass es den Zion, Jerusalem, als sein „Herz“, wie es Peres im Vatikan formuliert hat, verteidigt und deshalb auch zur Hauptstadt erklärt.

Und die Völkergemeinschaft sollte Israel diesen Schritt zugestehen, was sie bisher aufgrund des geschichtlichen Werdegangs verweigert hat. So erklärte der UN-Sicherheitsrat am 20. August 1980 in seiner Resolution 478 das so genannte „Jerusalemgesetz“, mit dem Israel die Annexion Ost-Jerusalems festgeschrieben hatte, für nichtig. Gleichzeitig aber müsste Israel die Stadt Jerusalem zum Leuchtturm der Religionsfreiheit werden lassen, mit vollkommen freiem Zugang der Christen wie der Muslime zu ihren heiligen Stätten. Ohne internationale Übereinkunft und Gewährleistung, d.h. ohne einen internationalen Status der Stadt Jerusalem, kann dies allerdings nicht gelingen. Die Stadt bräuchte deshalb nicht aus dem israelischen Staatsgebiet herausgelöst werden. In diese Richtung sollte gearbeitet werden.

Papst Franziskus als Brückenbauer

Die Stärke des Papstes bestand darin, dass er von vornherein erklärt hatte, er wolle keine politischen Lösungsvorschläge bieten, sondern allein Gott ins Spiel bringen. Alle Seiten spürten, dass er es mit seinem Vertrauen auf Gott ganz aufrichtig meinte und seinem Weg auch treu blieb. Dennoch verzichtete Franziskus nicht völlig auf politische Zeichen. Nachdem er an der Klagemauer gebetet und in einer Ritze einen Zettel mit dem handgeschriebenen „Vaterunser“ in spanischer Sprache hinterlassen hatte, besuchte er als erster Papst den jüdischen Nationalfriedhof und legte am Grab von Theodor Herzl einen Kranz nieder. Das war ein unübersehbares Zeichen; denn Herzl (1860-1904) ist der Begründer des modernen politischen Zionismus. Im Europa der Nationalstaaten hatte Herzl immer weniger Chancen für das Gelingen einer jüdischen Emanzipation gesehen. Enttäuscht wandte er sich von den sich als „zivilisiert“ wähnenden europäischen Staaten ab und suchte nach einem Ort, an dem die Juden in Würde miteinander leben könnten. Er wäre sogar mit einem Land in Ostafrika oder Südamerika einverstanden gewesen. Doch aus diesem zunächst politischen Bestreben heraus wurde die Idee von der Rückkehr der Juden nach Israel geboren. In Erinnerung an die Sehnsucht des Volkes Israel nach dem Zion während der Babylonischen Gefangenschaft zur Zeit des Alten Testaments entwickelte der Zionismus eine unaufhaltsame Dynamik, die durch die verschiedenartigen Verfolgungen der Juden eine zunehmende Verstärkung und durch den Holocaust des nationalsozialistischen Regimes eine historische Bestätigung erfuhr.

 Papst Franziskus unterstrich seine anerkennende Geste gegenüber dem Lebenswerk Herzls noch dadurch, dass er nach der Ehrung seines Grabes auch das naheliegende israelische Denkmal für Terroropfer besuchte, was im Protokoll nicht vorgesehen war. Ähnlich spontan war sein Halt an der Absperrmauer zwischen Jerusalem und dem auf palästinensischem Gebiet liegenden Bethlehem. Die Bilder, wie sich Franziskus mit seinem Kopf an die mit aufrüttelnden Parolen besprühte Mauer lehnte und in schweigendem Nachdenken oder Beten innehielt, gingen um die Welt. Die Palästinenser fühlten dabei die Anteilnahme des Papstes an ihrem Schicksal und ihrer Ohnmacht, mit der sie das Vorgehen der israelischen Politik erleben. Aber auch die Israelis sahen darin einen Ausdruck des Verständnisses für ihren Anspruch auf Jerusalem. Denn letztlich dient die Mauer ja nicht nur zur Abwehr von Terroranschlägen, sondern zur „Zementierung“, zur „Untermauerung“ des national-religiös und geschichtlich begründeten Anspruchs der Israeliten auf die ganze Stadt Jerusalem.

Bitte um den Sieg über die Ungläubigen

Im Anschluss an das „friedlich“ verlaufene und mit Begeisterung aufgenommene Friedensgebet im Vatikan gab es doch noch einige Missklänge. Auslöser war der Abschluss des Gebets durch die muslimischen Vertreter. Ohne vorherige Absprache mit den Organisatoren hatte der Imam noch einen Text in arabischer Sprache angefügt, den die wenigsten Kommentatoren wiedergeben konnten; denn eine Übersetzung lag nicht vor. Auch in der Übertragung für die deutschsprachigen Sender hieß es am Ende des muslimischen Gebets plötzlich überrascht: „Das war der unvorhergesehene letzte Teil des Friedensgebets!“ Später wurde bekannt, dass der Vorbeter die letzten drei Verse aus der zweiten Sure des Korans zitiert hatte. Der Text kann auf Deutsch etwa folgendermaßen wiedergegeben werden: „Verzeih uns (Allah), vergib uns und erbarm dich unser! Du bist unser Schutzherr. Hilf uns gegen das Volk der Ungläubigen!“ Vergleicht man die Worte mit den Psalm-Versen, die zuvor von jüdischen Rabbinern vorgetragen worden sind, so klingen sie durchaus harmlos. Und jeder Gutwillige kann sie in annehmbarer Weise deuten.  Hätte Papst Franziskus das Gebet verstanden, hätte er wohl mit Gelassenheit und Respekt reagiert.

Doch haben diese Verse eben auch ihre Geschichte. Mit den Ungläubigen sind nach der allgemeinen Deutung eben die Juden und Christen gemeint. Gerade im Blick auf Jerusalem sind damit empfindliche Erinnerungen verbunden. Als im Jahr 979 das ägyptische Kalifat der schiitischen Dynastie der Fatimiden seine Macht auf Palästina ausdehnte, wurden in Jerusalem mit Berufung auf diese Koran-Verse unzählige Menschen getötet und zahlreiche Synagogen wie Kirchen zerstört. Im Jahr 1009 wurde sogar die Grabeskirche abgerissen. Dabei soll nicht verschwiegen werden, dass die christlichen Kreuzritter 90 Jahre später, als sie 1099 die „heilige Stadt“ eroberten, unter der Bevölkerung ein noch größeres Blutbad angerichtet haben. Doch lässt sich nicht leugnen, dass die eigenwillige Zitierung im Rahmen des Friedensgebets nicht zufällig geschah und einen traurigen Eindruck hinterlässt. Das Geschehen rüttelt auf und wirft auch ein Licht auf die Friedensbemühungen im Nahen Osten. Ohne Muslime generell verurteilen zu wollen, bewahrt es vor Illusionen und unterstreicht die Wichtigkeit der Solidarität mit Israel.

Die Völkerwallfahrt zum Zion

Schimon Peres kam in seiner Ansprache beim Friedensgebet auf die prophetische Ankündigung der Völkerwallfahrt zum Berg Zion zu sprechen, wie sie im zweiten Kapitel des Propheten Jesaja für die ferne Zukunft verheißen ist. „Kommt, wir ziehen hinauf zum Berg des Herrn und zum Haus des Gottes Jakobs. Er zeige uns seine Wege, auf seinen Pfaden wollen wir gehen. Denn von Zion kommt die Weisung des Herrn, aus Jerusalem sein Wort. Er spricht Recht im Streit der Völker, er weist viele Nationen zurecht. Dann schmieden sie Pflugscharen aus ihren Schwertern und Winzermesser aus ihren Lanzen. Man zieht nicht mehr das Schwert, Volk gegen Volk, und übt nicht mehr für den Krieg.“ In diesem Geist muss sich die Sehnsucht nach dem Zion mit dem Evangelium der Christen verbinden.

Der Papst, den ich kannte

Am 11. Februar 2013 hatte Papst Benedikt XVI. völlig überraschend seinen Amtsverzicht angekündigt. Bereits einen Tag später erschien in der bekannten israelischen Tageszeitung „Jerusalem Post“ ein aufschlussreicher Artikel von Oded Ben Hur, der bis 2009 Botschafter des Staates Israel im Vatikan war. Am 13. März veröffentlichte die israelische Botschaft in Berlin eine deutsche Übersetzung.

Von Oded Ben Hur 

Zweitausend Jahre komplexer Geschichte zwischen Juden und Christen machen die Beziehungen zwischen dem Vatikan und Israel zu etwas in den internationalen Beziehungen Außergewöhnlichem. Obwohl sie offiziell erst 1993 während der Vorbereitung für das Grundsatzabkommen geschlossen wurden, wurde der Samen für diplomatische Beziehungen bereits im Dokument Nostra Aetate von 1965 gesät, das das Zweite Vatikanische Konzil entworfen hatte (und dessen Paragraph 4 das jüdische Volk vom Vorwurf des Gottesmordes freispricht).

Das Pontifikat Benedikts XVI. hat in den Beziehungen zu Israel Höhen und Tiefen erlebt. Ich bin überzeugt, dass trotz einiger Kritik in der jüdischen Welt und in Israel an einem gelegentlichen Mangel an Sensibilität gegenüber den Juden seitens der katholischen Kirche (und des Papstes), Benedikt XVI. als ein Papst in Erinnerung bleiben sollte, der viel getan hat, um die besonderen historischen Beziehungen zwischen der Kirche und ihren „älteren Brüdern“, dem jüdischen Volk und Israel, zu stärken.

Ich habe Kardinal Joseph Ratzinger (den späteren Papst Benedikt VXI.) mehrmals getroffen, angefangen im Oktober 2003, als er Präfekt der Kongregation für Glaubenslehre war. Er war damit beauftragt, das Kompendium des Katechismus zu aktualisieren. Ich habe ihn gefragt, ob er, in seiner Eigenschaft als höchste theologische Autorität im Vatikan, Paragraph 4 des Nostra Aetate in das Buch aufnehmen würde. Er willigte sofort ein.

Das Kompendium sollte im April 2005 veröffentlicht werden, doch angesichts meiner Bitte stimmte der Kardinal zu, die Veröffentlichung auf den 28. Oktober zu verschieben, den 40. Jahrestag des Nostra Aetate.

Diese Geste, zu der der Kardinal sich bereit erklärt hatte, hätte einen wichtigen Meilenstein im komplexen Prozess des Beziehungsaufbaus zwischen Juden und Katholiken bedeutet.

Bei mehreren Gelegenheiten 2004 und 2005 erneuerte Kardinal Ratzinger sein Versprechen, während die endgültige Version des Katechismus auf dem Weg war.

Am 2. April 2005 starb Papst Johannes Paul II., und Kardinal Ratzinger wurde sein Nachfolger. Damit war er nicht länger für das Kompendium zuständig.

Das Buch, das im Juni veröffentlicht wurde, enthielt den versprochenen Absatz nicht. Später erfuhr ich, dass jemand ihn noch auf dem Weg zum Druck entfernt hatte.

Die besondere Beziehung Papst Benedikts XVI. zum jüdischen Volk und Israel war offensichtlich und manifestierte sich auf viele Arten und bei vielen Gelegenheiten. Während seiner Zeit als Oberhaupt der Kirche entwickelte er den interreligiösen Dialog mit dem Oberrabbinat in Israel weiter, den sein Vorgänger begonnen hatte.

In seiner Trilogie Jesus von Nazareth löste der Papst auf gewisse Weise sein früheres Versprechen ein, die Juden davon freizusprechen, sie hätten Jesus getötet. Mehr noch, es scheint, als hätte er einen Masterplan gehabt, die drei wichtigsten Wegscheiden der modernen jüdischen Geschichte zu besuchen.

Die erste Etappe war der Ort, der die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg symbolisiert. Während seiner ersten Auslandsreise besuchte er in Köln die jüdische Gemeinde in der Synagoge, die während der Reichspogromnacht zerstört und nach dem Krieg wieder aufgebaut worden war. Dort hielt er eine Rede über das untrennbare besondere Band zwischen unseren beiden Religionen (er lehnte eine Einladung der muslimischen Gemeinde ab, sie in der Moschee zu besuchen).

Anfang 2006 kam die zweite Etappe, als er das Todeslager in Auschwitz besuchte und einen Kranz in Erinnerung an die Millionen Juden niederlegte, die während des Holocaust ermordet worden waren. Die Überlebenden, die nach Ende des Krieges nach Israel kamen, halfen dabei, den starken, demokratischen und unabhängigen jüdischen Staat Israel aufzubauen. Er war die dritte und letzte Etappe der päpstlichen Mission.

Es ist erwähnenswert, dass seine Entscheidung, Israel zu besuchen, gegen die Regierung des Vatikan gefällt wurde. Ich war bei zwei Gelegenheiten anwesend, als der Papst eingeladen wurde: durch die damalige Kommunikationsministerin Dalia Itzik  und Präsident Shimon Peres. Bei beiden Gelegenheiten antwortete er: „Wie Sie wissen, ist die Liste von Einladungen ins Ausland sehr lang, aber Israel genießt Priorität.“

Die Beziehungen zwischen Israel und dem Vatikan werden bald an einem Wendepunkt stehen. Das Grundsatzabkommen (das steuerrechtliche, rechtliche und wirtschaftliche Rechte und Pflichten des Vatikan und das Thema seiner Besitzungen in Israel thematisiert) wird bald abgeschlossen. Dies ist eine Gelegenheit für eine weitere Verbesserung unserer Beziehungen, die uns einer Normalisierung näher bringen wird (wie erwähnt, eine historische Herausforderung).

Was nun benötigt wird, ist der Beginn eines politischen Dialogs, der auf einer Agenda basiert, die auch einen gemeinsamen Kampf gegen Antisemitismus (und Antiklerizismus) und gegen Terrorismus beinhaltet und Kooperation auf dem Feld der kulturellen, akademischen und wirtschaftlichen Angelegenheiten (Pilgerreisen). All dies auf Basis gegenseitiger Besuche zwischen Staatsoberhäuptern.

Die Zukunft wird zeigen, ob der neue Papst sich dieser Herausforderung stellt, doch was klar ist, ist, dass sowohl Papst Benedikt XVI. als auch sein Vorgänger ein solides Fundament für die Entwicklung dieser Beziehungen gelegt haben.

Der unterschätzte Einfluss nahöstlich-islamistischer Theologen

Die Herausforderung des Islam in Deutschland

Dr. Christine Schirrmacher (geb. 1962), führende deutsche Islamwissenschaftlerin, setzt sich nachdrücklich für die Integration der in Deutschland lebenden Muslime ein. „Im 21. Jahrhundert sollte alles dafür getan werden, damit Migranten, unter denen viele aus islamisch geprägten Herkunftsländern stammen, sich in Deutschland zu Hause fühlen und sich mit Land, Leuten und dem deutschen Rechtsstaat identifizieren können“, so die Bonner Professorin. Man dürfe die vielen gläubigen Muslime, die keinerlei staatsgefährdende politische Zielsetzung verfolgten, sondern als friedliche Bürger in unserem Land lebten, nicht als mögliche Sympathisanten von Terror und Islamismus verdächtigen. Doch der Einfluss des politischen Islam nehme beträchtlich zu und stelle eine gewaltige Herausforderung dar. Nachfolgend wichtige Auszüge aus ihrem Referat, das im Tagungsband der Gesellschaft für Deutschlandforschung e.V. (GfD) unter dem Titel: Eckhard Jesse/Tilman Mayer (Hrsg.): Deutschland herausgefordert, Berlin 2014, in voller Länge erscheinen wird.

Von Christine Schirrmacher

Deutschland – herausgefordert durch den „Faktor“ Islam? Nicht wenige der zahlreichen, beinahe täglich erscheinenden Publikationen zum Thema „Islam“, „Muslime“ oder „muslimische Jugend“ enthalten bereits im Titel Problemanzeigen, beleuchten kritisch Themenbereiche wie Fragen der Integration,[1] der Islamisierung Deutschlands[2] bzw. Europas,[3] die Rolle der Imame (Gemeindeleiter bzw. Moscheevorbeter),[4] der Integration muslimischer Jugendlicher[5] oder der Rolle muslimischer Frauen bzw. Konvertitinnen zum Islam.[6] Auch brisante Themen wie Jugendgewalt unter Migranten,[7] die Verbreitung islamisch-politischen Gedankenguts in Deutschland und ihrer Protagonisten[8] oder auch Biographien aus Deutschland stammender Anhänger eines militanten Jihadismus und Extremismus stehen seit Jahren im Mittelpunkt öffentlicher Debatten.[9]

Ohne Zweifel weisen allein diese recht wahllos herausgegriffenen Publikationen zur Thematik „Islam in Deutschland“ auf die Thematik einer Herausforderung hin; ebenso auf einen tiefgreifenden Wandel der deutschen und europäischen Gesellschaften, Politik und religiösen Landschaften. Die sich wandelnden Verhältnisse und neuen Fragestellungen in Bezug auf den Islam als mittlerweile zweitgrößte Religion in Deutschland mit tiefgreifendem Einfluss auf die demographische Entwicklung rückten erst spät, vor allem nach dem 11. September 2001, vollends ins gesellschaftliche Bewusstsein.

Die neue Heimat der „Gastarbeiter“

Die Geschichte des Islam in Deutschland umfasst einen Zeitraum von gut 50 Jahren, wurde aber zunächst nur unter der Überschrift einer ‚vorübergehenden Präsenz’ betrachtet: Bis mindestens 1980 gingen im Großen und Ganzen politische Entscheidungsträger, aber auch die Bevölkerung von der Annahme aus, dass die muslimischen „Gastarbeiter“ baldigst in die Türkei zurückkehren würden. Auch wenn das über die Jahrzehnte für viele Familien zutraf, kam es doch nie zu den erwarteten großen Rückkehrbewegungen – leider setzte sich diese Erkenntnis nur sehr mühsam durch und es ergaben sich daher nur wenige Konsequenzen für konkretes politisches Handeln zur Bewältigung der Integration derjenigen, die dauerhaft in Deutschland leben würden.

Außerdem wuchs die Zahl der Muslime durch Flüchtlinge und Zuwanderer aus verschiedenen islamisch geprägten Ländern (neben der Türkei vor allem Bosnien-Herzegowina, dem Iran, Afghanistan, Pakistan und einigen arabischen Ländern wie dem Irak, Libanon, Syrien, Tunesien oder Marokko), durch Asylsuchende und Wirtschaftsflüchtlinge, durch Studenten und später auch durch die gezielte Anwerbung qualifizierter Arbeitskräfte und eine wachsende Zahl von deutschen Konvertiten zum Islam.

Die Zahl der Muslime in Deutschland wird heute auf 4,2 bis 4,4 Mio. Menschen geschätzt. Die meisten von ihnen sind Sunniten (über 70%), kleinere Gruppen stellen in Deutschland Schiiten, Aleviten (die sich zu Teilen als eigene Religionsgemeinschaft, zu Teilen als liberale Muslime verstehen) oder Ahmadiya-Anhänger dar (die sich selbst als die einzigen rechtgläubigen Muslime verstehen, von Sunniten und Schiiten jedoch gar nicht als Muslime anerkannt werden).[10]

Rolle des politisch organisierten Islam

Über Moscheevereine und Dachorganisationen versucht nun ein politisch motivierter Islam Einfluss auszuüben. Als organisierter Islam erklärt er sich zum Sprachrohr „der“ Muslime in Deutschland und verwendet dabei Titel wie „Zentralrat der Muslime“, obwohl gerade der „Zentralrat“ vielleicht nur 1% der Muslime in Deutschland vertreten dürfte. Insgesamt gehören vielleicht 25% aller Muslime hierzulande einem Moscheeverein oder islamischen Organisationen an.[11] Dennoch formuliert der politisch organisierte Islam öffentliche Stellungnahmen und erhebt Forderungen im Namen „des Islam“. Da die muslimische Gemeinschaft keine den Kirchen vergleichbare Mitgliedschaft noch Hierarchie kennt, ernennt sich der organisierte Islam damit selbst zum Dialogpartner für die Kirche und zum Ansprechpartner für den Staat, obwohl doch eine Mehrheit von rund 75% aller Muslime in Deutschland von keinem der vier etablierten islamischen Dachverbände der DITIB (Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e. V.), IR (Islamrat), VIKZ (Verband Islamischer Kulturzentren) und ZMD (Zentralrat der Muslime in Deutschland) sich vertreten sieht.

Vertreter des Islamismus suchen Einfluss in Gesellschaft, Universität und Politik, fordern die Verleihung des Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts und Gleichstellung mit den christlichen Religionsgemeinschaften, ohne allerdings bisher wesentliche Voraussetzungen dafür zu erfüllen. Vorrangiges Ziel ist für seine Vertreter zunächst die gleichberechtigte Anerkennung des Islam, die Durchsetzung von Sonderrechten für Muslime, die Bekanntmachung und Durchdringung der westlichen Gesellschaft mit islamischen Werten und Normen mit Betonung des Anspruchs, ihrer Islam-Interpretation Allgemeingültigkeit zuzusprechen. Zudem aber wirkt der politisch organisierte Islam auch in die muslimische Gemeinschaft hinein in dem Bemühen, Muslime als die dauerhaft „Anderen“ an die Einhaltung eines strikt ausgelegten Islam in Deutschland und Europa anzuhalten.

Für den Islamismus ist der Islam nicht nur Religion und Glaube, sondern beinhaltet auch die Gestaltung von Gesellschaft und Politik mit dem Fernziel der möglichst weitgehenden Befolgungen des Scharia-Rechts, um eine vermeintlich ideale Gesellschaft auf Erden aufrichten zu können. Beim Islamismus geht es nicht notwendigerweise um Gewalt, anderseits war der Aufruf zum verpflichtenden, im Bedarfsfall auch gewalttätig geführten Jihad von Anfang an dem Islamismus inhärent.

Einfluss nahöstlich-islamistischer Theologen

Yusuf al-Qaradawi wurde 1926 in Ägypten geboren und lebt heute in Qatar. Er ist mit drei Webseiten, die seine Person und sein Werk in den Mittelpunkt stellen,[12] sowie über eine eigene Fernsehsendung im qatarischen Sender al-Jazeera in Deutschland und Europa innerhalb der islamischen Gemeinschaft geradezu allgegenwärtig. Er hat zahllose Fatawa (Rechtsgutachten), Artikel, Predigten und rund 120 Bücher verfasst, ist eine ideologische Führungsfigur der Muslimbruderschaft und Gründer und Vorsitzender der in Europa ansässigen Gelehrtenvereinigungen „Federation of Islamic Organisations in Europe“ (FIOE), „European Council for Fatwa and Research“ (ECFR) und „International Union of Muslim Scholars“ (IUMS), die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die muslimische „Diasporagemeinde“ im Westen mit Weisungen zu versorgen, wie sie in Europa nach Scharia-Recht leben und sich dort als die dauerhaft Anderen nicht wirklich integrieren, sondern ihre Sonder-Identität als Muslime wahren, pflegen und im öffentlichen Diskurs durch mancherlei Forderungen betonen können: „Zusammengefasst wirbt al-Qaradawi für eine Erhaltung einer kollektiven religiösen Identität der Muslime und für eine Interaktion mit der Gesellschaft … Die Erhaltung und Förderung einer essentialistisch begriffenen islamischen Identität oder Persönlichkeit, die durch Bekenntnisse und Pflichten bestimmt ist, kann als das oberste Ziel seines Vorhabens begriffen werden.“[13]

al-Qaradawi, der im westlich-islamwissenschaftlichen Diskurs nicht selten als „gemäßigt“ wahrgenommen wird,[14] wirbt zwar nicht rückhaltlos für die gewalttätige Variante des Islamismus, den Jihadismus, aber für die jederzeit gerechtfertigte Verteidigung der islamischen Gemeinschaft. Er befürwortet zwar nicht das Einsperren der Frauen im Haus und ihre Rechtlosigkeit, jedoch rückhaltlos die Polygamie[15] und die Züchtigung ungehorsamer Ehefrauen.[16] al-Qaradawi redet keinem generellen Vernichtungsfeldzug das Wort, befürwortet jedoch Selbstmordattentate in Israel gegen jedermann (auch Frauen und Kinder) als notwendige „Märtyreroperationen“ in Israel[17] und tritt selbstverständlich für die volle Anwendung des Scharia-Strafrechts mit dem Abtrennen der Hände von Dieben oder der Todesstrafe für Abgefallene vom Islam ein.[18]

Das Besondere an Yusuf al-Qaradawi ist, dass er als Befürworter der Methode der „Mitte“ und „Mäßigung“ (arab.: wasatiya und i‘tidal) dafür eintritt, dass Muslime sich in einer Minderheitssituation zeitweise an das in der Diaspora geltende Recht anpassen dürfen oder sogar sollenc und für diese Zeit des Übergangs nicht alle Gebote des Islam beachten müssen. Er warnt in zahlreichen seiner Schriften vor einer Übertreibung, die nicht im Sinne des Islam sei. Dies bezieht er speziell auf Europa, wo Staat und Gesellschaft eine vollständige Umsetzung des Scharia-Rechts derzeit nicht ermöglichten.

Konzeption eines „Minderheitenrechts“

Yusuf al-Qaradawi gilt als einer der bedeutendsten Vertreter eines sog. „Minderheitsrechts“. Diese Rechtskonzeption, die bereits zu Beginn der 1990er Jahre von Vertretern der islamischen Theologie auf internationalen Konferenzen diskutiert wurde,[20] basiert auf zwei Grundannahmen:

1. Der Islam ist eine globale Religion, die den dauerhaften Verbleib in der Diaspora rechtfertigt.

2. Die Suche nach praktikablen Lösungen gemäß den „Absichten“ des islamischen Gesetzes (den maqasid ash-sharia) ist gerechtfertigt. Aufgrund dessen ist es erlaubt, das islamische Gesetz nach den Erfordernissen des Lebens in der nichtislamischen Gesellschaft auszulegen und entsprechende Erleichterungen zu schaffen. Auf diese Weise soll die Wahl der für ein Leben in der Diaspora jeweils am besten passenden Lösung ermöglicht werden.

Nach al-Qaradawi gehört zu den Voraussetzungen dieser Konzeption, dass sich die muslimische Minderheit ihrer besonderen Identität bewusst wird, sie aus ihrer Passivität erwacht und es als ihre Aufgabe erkennt, die nicht-islamische Gesellschaft umzugestalten. Daher dürfen Muslime aus al-Qaradawis Sicht in der Diaspora das Gottesgesetz der Scharia, wie es sich in seinen Augen darstellt, nicht aufgeben; vielmehr sollen sie in den Geboten des Islam unterwiesen werden, durch eine besonders gute Ausbildung zur Elite in ihren Gesellschaften aufsteigen und durch ihr Vorbild und ihre Verkündigung des Islam (arab.: da‘wa) eine Durchdringung der Gesellschaft mit Scharia-Normen anstreben.[21] Es sind solche Stimmen, die vorrangig durch das Internet oder durch Lehrveranstaltungen in privaten Zirkeln vor allem junge Menschen bestenfalls den europäischen Gesellschaften dauerhaft entfremden oder sie schlimmstenfalls in einer jihadistischen Gruppierung mit der todbringenden Botschaft von Jihad und Vernichtung infizieren.[22]

Gelehrte verhindern die Integration in Europa

Als Salafist gehört al-Qaradawi einer Minderheit an, während die überwiegende Mehrheit der Muslime hierzulande weder seinen Wunsch nach dem Märtyrertod in Israel teilt noch nach der Anwendung des Scharia-Rechts insbesondere im Strafrecht ruft und auch mit dem geltenden Prinzip der Religionsfreiheit offensichtlich keine Schwierigkeiten hat. Werden sich also Positionen wie die von al-Qaradawi zu Religions- und Meinungsfreiheit von selbst überleben? Wird ein derart politisch orientierter Islam nicht in einem säkular orientierten Europa mit der Zeit aufgegeben werden? Sprechen wir nicht über ein Minderheitenproblem, das sich spätestens in der nächsten oder übernächsten Generation durch die Entwicklung eines freiheitlich-aufgeklärten Islam von selbst erledigen wird? So einfach ist es leider nicht. Sein Einfluss ist erheblich. Das verdeutlichen etwa die Zugriffszahlen im Internet auf den entsprechenden Informationsseiten, die Bekanntheit und große Popularität al-Qaradawis in Europa oder der Prozentsatz europäischer Anrufer in seinen Fernsehsendungen.[23]

Die Problematik der Veröffentlichungen von al-Qaradawi und anderer liegt darin, dass sie die Alternative suggerieren: Wahrhaft gläubige Muslime müssen sich entscheiden: entweder ein gottgefälliges Leben ganz nach der Scharia (samt den genannten Vorschriften) oder eine westliche, der Demokratie zugeschriebene Lebensweise. Diese Gelehrten erschweren oder verhindern die Integration, indem sie die Loyalität der muslimischen Gläubigen zum Scharia-Recht nachhaltig anmahnen und bei Zögernden teilweise umgehend mit Verurteilungen wegen Unglaubens bei der Hand sind.

Leider besitzen Stimmen wie die von Yusuf al-Qaradawi auf die europäische muslimische Gemeinschaft einigen Einfluss. Ebenso wird das, was von anderen Gelehrten der einflussreichen Zentren, vor allem Ägypten und Saudi-Arabien, gepredigt wird, über Buchveröffentlichungen, Satellit und Internet auch hier rezipiert. Leider hat sich bis heute noch kein eigenständiger europäisch-theologischer Islam herausgebildet, der grundsätzliche, begründete Gegenpositionen zu den traditionellen scharia-zentrierten Sichtweisen der klassischen Theologie einnehmen und damit Freiheitsrechte konsensfähig aus der Mitte des Islam ableiten könnte.

Was ist zu tun?

Mitarbeiter der Hamburger Kriminologen Karin Brettfeld und Peter Wetzels erfragten über drei Jahre hinweg Einstellungen von Muslimen in Deutschland zu den Themen Integration und Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und politisch-religiös motivierter Gewalt. Insgesamt wurden so Antworten von über 1.700 Muslimen in die Auswertung einbezogen; das Bildungsniveau der Befragten reichte vom Hauptschul- bis zum Hochschulniveau, die Altersspanne umfasste das gesamte Spektrum ab 14 Jahren, der geographische Raum der Untersuchungen die Städte Hamburg, Berlin, Köln und Augsburg.

Brettfeld/Wetzels ermittelten, dass zwischen 45% und 49% aller Muslime in Deutschland zwischen Islam und Demokratie einen Gegensatz erkennen.[24] Wie kommt es zu dieser hohen Zahl von fast 50%? Diese knapp 50% sind nicht zu den Extremisten oder sogar zu den Terroristen zu rechnen, aber sie sind offensichtlich von Meinungsführern mit einem Abgrenzungsdiskurs wie al-Qaradawi geprägt: Ihnen wird von den traditionsverhafteten, teilweise islamistisch ausgerichteten Gelehrten vermittelt, sie müssten sich zwischen dem ganzheitlich umgesetzten Glauben und dem Lager des Feindes entscheiden. Vertreten sie aber einen gemäßigteren Islam und machen Abstriche an seiner gesellschaftlichen Umsetzung, so werden sie von Gelehrten wie al-Qaradawi als Verräter am Islam verurteilt. Dabei ist al-Qaradawi weder Jihadist noch extremer Außenseiter, sondern ein traditionell ausgebildeter Theologe. Er tritt in seinen Fernsehsendungen, im Internet und in seinen Veröffentlichungen mit dem Habitus, der Sprache und der typischen Kleidung des Gelehrten auf; er gilt als die Autorität des sunnitischen Islam. Er stellt seine Zuhörer, Leser und Zuschauer vor die Wahl, das ganze Scharia-Recht zu praktizieren oder aber vom Islam abzufallen. Diese Botschaft führt im Fall ihrer Befolgung zu Konflikten mit den Grundsätzen und Gesetzen des Rechtsstaats, z. B. hinsichtlich Religionsfreiheit und Frauenrechten.

Erst wenn die etablierte islamische Theologie eine alternative, historisierende Sichtweise der Scharia-Gesetzgebung aus der Frühzeit des Islam entwickelt und neue Wege der Textbetrachtung entstehen, die das Vorbild Muhammads als Gesetzgeber und Heerführer allein als geschichtliches Handeln deuten dürfen, ohne als Ketzer verurteilt zu werden, kann sich der Weg zur vollen Bejahung von Demokratie und Freiheitsrechten öffnen und auch von etablierten Theologen wie al-Qaradawi beschritten werden. Dann würden sich knapp 50% der Muslime in Deutschland durch politisch-islamistische Prediger nicht mehr gedrängt fühlen müssen, sich zwischen Glaube und Demokratie entscheiden zu müssen.

Wenn der etablierte Islam und seine Vertreter auf den Machtanspruch verzichten, Politik und Gesellschaft nach einem „Gottesgesetz“ gestalten zu wollen, wenn kein Theologe mehr den Apostaten zum Tode verurteilt und das Schlagen der ungehorsamen Ehefrau empfiehlt, wenn Nicht-Muslime im islamisch geprägten Staat nicht mehr Bürger zweiter Klasse sind, sondern deren Rechte und Freiheiten aus den Texten des Islam heraus positiv begründet werden, dann steht dem Aufbau freiheitlich-demokratischer Gesellschaften mit gleichberechtigten freien Bürgern auch in nahöstlichen Gesellschaften nichts mehr im Wege. Bis dahin sollten Deutschland und alle europäischen Gesellschaften allen demokratiegesinnten Muslimen beide Hände reichen und sie in Deutschland und Europa nachdrücklich willkommen heißen – aber mit derselben Entschiedenheit Positionen eines politischen Islam ablehnen und seine Ideologie als unvereinbar mit Demokratie und Freiheitsrechten begreifen – hier liegt die eigentliche „Herausforderung Islam“ begründet.


[1] S. hierzu etwa Necla Kelek, Chaos der Kulturen: Die Debatte um Islam und Integration, Ausgewählte Reden und Schriften 2005–2011, Köln, 2012.
[2] Rita Breuer, Wird Deutschland islamisch?, Berlin 2011.
[3] Ralph Ghadban, Tariq Ramadan und die Islamisierung Europas, Berlin, 2006.
[4] Rauf Ceylan, Die Prediger des Islam. Imame – wer sie sind und was sie wirklich wollen, Freiburg, 2010.
[5] Aladin El-Mafaalani, Ahmet Toprak, Muslimische Kinder und Jugendliche in Deutschland. Lebenswelten – Denkmuster – Herausforderungen, St. Augustin, 2011.
[6] Gabriele Hofmann, Muslimin werden: Frauen in Deutschland konvertieren zum Islam, Frankfurt 1997.
[7] Oǧuzhan Yazıcı, Jung, männlich, türkisch – gewalttätig? Eine Studie über gewalttätige Männlichkeitsinszenierungen türkischstämmiger Jugendlicher im Kontext von Ausgrenzung und Kriminalisierung, Freiburg, 2011.
[8] Johannes Kandel, Islamismus in Deutschland, Zwischen Panikmache und Naivität, Freiburg, 2011.
[9] Wolf Schmidt, Jung, deutsch, Taliban, Berlin 2012 (Lizenzausgabe für die Bundeszentrale für politische Bildung); Rolf Clement, Paul Elmar Jöris, Islamistische Terroristen aus Deutschland, Bonn 2011 (Lizenzausgabe für die Bundeszentrale für politische Bildung).
[10] Zur Beschreibung der einzelnen Gruppierungen s. etwa Ina Wunn, Muslimische Gruppierungen in Deutschland, Ein Handbuch, Stuttgart, 2007.
[11] So etwa Johannes Kandel, Islamismus in Deutschland, Zwischen Panikmache und Naivität, Freiburg, 2011, S. 68.
[12] www.qaradawi.net, www.islamonline.net (in englischer und arabischer Sprache) und www.onislam.net, Stand: 10.04.2012.
[13] So zusammenfassend Jörg Schlabach: Scharia im Westen. Muslime unter nicht-islamischer Herrschaft und die Entwicklung eines muslimischen Minderheitenrechts für Europa, Berlin 2009, S. 116.
[14] Als „one of the contemporary world’s leading moderate Islamic thinkers and activists“ bezeichnet ihn etwa Nadiah Wardeh: Yusuf al-Qaradawi and the „Islamic Awakening“ of the late 20th century. M. A. Thesis der McGill University, Montreal 2001, S. ii.
[15] Yusuf al-Qaradawi, Does Inability to treat Wives equally prohibit Polygamy?, 27/July/2004. www.onislam.net/english/ask-the-scholar/family/polygamy/170404.html – Stand: 10.04.2012.
[16] al-Qaradawi schreibt: „Und wenn dies nicht tauglich ist und nicht jenes [gemeint ist die in Sure 4,34 im Konfliktfall als erste Stufe der Zurechtweisung der Ehefrau empfohlene Ermahnung und ihre Missachtung im Ehebett], dann soll der Ehemann die Züchtigung mit der Hand probieren, flankiert mit heftigen (oder: quälenden) Schlägen, aber sich von ihrem Gesicht fernhalten. Dies ist die Heilbehandlung, die für manche Frauen in manchen Fällen tauglich ist ...“ Yusuf al-Qaradawi, al-halal wa-’l-haram fi ’l-islam, Kairo, 1960, S. 237.
[17] Mariella Ourghi, Muslimische Positionen zur Berechtigung von Gewalt. Einzelstimmen, Revisionen, Kontroversen, Würzburg, 2010, S. 109.
[18] Beides bekräftigte al-Qardawi etwa in einem Interview über die Berechtigung der Kapitalstrafen (ªadd-Strafen) im Fernsehsender al-Jazeera, in dem er besonders auf die Rechtmäßigkeit des Abschneidens der Hand direkt hinter dem Gelenk hinwies und die Todesstrafe für Apostasie bestätigte: Al-Khateeb, Mostafa: Hudud (Penalties) in Contemporary Legal Discourse. A Review of Sheikh Qaradawi’s Program on Hudud on Al-Jazeera. www.onislam.net/english/shariah/contemporary-issues/interviews-reviews-and-events/450554-hudud-in-the-contemporary-fiqhi-discourse.html, Stand: 10.04.2012.
[19] Vgl. seine Ausführungen zum Konzept von „wasatiya” und „i‘tidal” in seinem Werk fiqh al-jihad. dirasa muqarana li-ahkamihi wa-falsafatihi fi dau’ al-qur’an wa-’s-sunna, Kairo, 2009/1, Bd. 1, S. 29ff.
[20] So Sarah Albrecht, Islamisches Minderheitenrecht, Yusuf al-Qaradawis Konzept des fiqh al-aqalliyat, Würzburg, 2010, S. 19f.
[21] Yusuf al-Qaradawi widmete sich der besonderen Situation islamischer Minderheiten in nicht-islamischen Gesellschaften in Artikeln, Fatawa und in seinem Werk fi fiqh al-aqalliyat al-muslima. hayat al-muslimin wasat al-mujtama’at al-uhra, Kairo, 2001.
[22] S. dazu besond. Rolf Clement, Paul Elmar Jöris, Islamistische Terroristen aus Deutschland, Bundeszentrale für politische Bildung: Bonn, 2011.
[23] In der Stellungnahme zu der Frage von Salah as-Sawi vom 26.01. 2010 geht es um die Frage, ob Mädchen Sport treiben dürfen oder ob dies unschicklich sei. Die Frage wird grundsätzlich bejaht: Mädchen ist Sport erlaubt, solange ihre Scham bewahrt wird und sie den hijab (Schleier) dabei tragen: www. islamonline.net/ servlet/Satellite? cid=1262372444010&pagename=IslamOnline-English-Ask_Scholar%2FFatwaE%2F fatwaEAskTheScholar (17.12.2010).
[24] 46,7% stimmen „eher“ oder „völlig zu“, dass „die Befolgung der Gebote meiner Religion ... für mich wichtiger (ist) als Demokratie“: Muslime in Deutschland. Eine Studie des Bundesinnenministeriums zu Integration, Integrationsbarrieren, Religion und Einstellungen zu Demokratie, Rechtsstaat und politisch-religiös motivierter Gewalt. Ergebnisse von Befragungen im Rahmen einer multizentrischen Studie in städtischen Lebensräumen von Katrin Brettfeld und Peter Wetzels, Hamburg 2007, S. 141.

Die christliche Botschaft von der Schönheit bei Joseph Ratzinger und Hans Urs von Balthasar

Was ist Schönheit?

Letztlich kann mit Worten nicht beschrieben werden, was „Schönheit“ ist. Dennoch sind wir gerufen, das wahrhaft Schöne neu zu entdecken. Denn in einer Welt, die keinen Sinn mehr für die Schönheit hat, welche letztlich die Herrlichkeit Gottes offenbart und den Menschen über sich hinauszuführen vermag, verschwindet auch die Möglichkeit, das Wahre und Gute zu begründen. Gegenüber allem Negativen und auch gegenüber einer verlogenen Schönheit, hinter der sich lediglich egoistisches Begehren verberge, gelte es heute, die Menschen wieder mit dem Schönen und Heiligen in Berührung zu bringen. Nur so könne der Glaube heute wachsen. Davon ist Benedikt XVI. zutiefst überzeugt. Professor Dr. Anton Štrukelj (geb. 1952) hat diese Botschaft des emeritierten Papstes mit einem „Seitenblick“ auf die „theologische Ästhetik“ von Hans Urs von Balthasar wunderbar herausgearbeitet.

Von Anton Štrukelj, Ljubljana/Slowenien

Wer „kennte nicht das viel zitierte Wort von Dostojewski: Die Schönheit wird uns erlösen? Man vergisst aber meistens zu erwähnen, dass Dostojewski mit der erlösenden Schönheit Christus meint. Ihn müssen wir sehen lernen. Wenn wir ihn nicht mehr bloß durch Worte kennen, sondern vom Pfeil seiner paradoxen Schönheit getroffen sind, dann lernen wir ihn wirklich kennen und wissen von ihm nicht mehr bloß aus zweiter Hand. Dann sind wir der Schönheit der Wahrheit, der erlösenden Wahrheit begegnet. Nichts kann uns mehr mit der Schönheit Christi selbst in Berührung bringen als die vom Glauben geschaffene Welt des Schönen und das Leuchten auf dem Gesicht der Heiligen, durch das hindurch sein eigenes Leuchten sichtbar wird.“[1]

Mit dieser strahlenden Aussage von Kardinal Joseph Ratzinger/Papst Benedikt XVI. sind wir eingeladen, die Frage nach dem Schönen zu erörtern. Was ist Schönheit?

Weltliche Schönheit und göttliche Herrlichkeit

Zuerst ein kurzer philosophisch-theologischer Überblick. Die Philosophie spricht von vier Transzendentalien, die alles Sein kennzeichnen (wörtlich: die alle einzelnen Dinge „übersteigen“ und daher allem Seienden gemeinsam sind): unum, bonum, verum, pulchrum (Einheit, Gutheit, Wahrheit, Schönheit).

Hans Urs von Balthasar hat in seinem „Rückblick“, in seiner „letzten Rechenschaft“[2] die klassischen Transzendentalien mit klaren Worten verdeutlicht: „Der Mensch existiert nur im Dialog mit seinen Nächsten. Ein Kind wird durch die Liebe, das Lächeln seiner Mutter, ins Bewusstsein gerufen. In dieser Begegnung eröffnet sich ihm der Horizont des gesamten unendlichen Seins und zeigt ihm vier Dinge: 1) Dass es eins ist in der Liebe seiner Mutter, obwohl ihm gegenübergestellt, also dass alles Sein eins ist. 2) Dass diese Liebe gut ist: also alles Sein gut ist. 3) Dass diese Liebe wahr ist, also alles Sein wahr ist. 4) Dass diese Liebe Freude erweckt, also alles Sein schön ist.“[3]

In seinem Aufsatz „Weltliche Schönheit und göttliche Herrlichkeit“ schreibt Hans Urs von Balthasar: „Schönheit gehört zusammen mit Einheit, Wahrheit und Gutheit zu den so genannten ,transzendentalen Eigenschaften‘ aller Seienden und damit des Seins selbst.“ Natürlich gibt es zwischen dem Geschöpf und dem Schöpfer eine wesentliche „Verschiedenheit, die größer ist als die Ähnlichkeit“ (IV. Lateranense, DS 806: „In tanta similitudine maior dissimilitudo“). Dem, was im geschaffenen Sein als „Schönheit“ bezeichnet wird, entspricht in der Übererhabenheit des göttlichen Seins, was als „Herrlichkeit“ (kabod, doxa, gloria) bezeichnet werden kann.[4]

Jedes Wesen wird durch diese vier „transzendentalen Eigenschaften“ definiert: Einheit, Wahrheit, Gutheit und Schönheit lassen sich einem von vielen Seiten her annähernden, konvergierenden Denken erfassen. Diese Eigenschaften sind uns irgendwie bekannt: „Dass sie all unseren Urteilen als etwas Vertrautes zugrunde liegen, ersehen wir wohl am deutlichsten daraus, dass wir Verfehlungen gegen ihr ,Wesen‘ durchaus an diesem bemessen: Lüge bestimmen wir als einen Verstoß gegen die Wahrheit, Bosheit als einen solchen gegen die Güte, Scherben als einen solchen gegen die Einheit, Hässlichkeit und Kitsch als einen solchen gegen die Schönheit. Da die Transzendentalien alles Sein durchwalten, folgt daraus, dass sie gegeneinander keine Grenzen aufweisen, sondern einander durchdringen.“[5]

In seinem großen Werk „Herrlichkeit“ schreibt Hans Urs von Balthasar: „Als letztes Transzendentale hütet und versiegelt das Schöne die anderen: kein Wahr und kein Gut auf die Dauer ohne den Gnadenglanz des Umsonstgeschenkten. Auch ein Christentum, das im Zug der Modernität sich dem bloßen Wahr verschriebe (Glaube als System richtiger Sätze) oder dem bloßen Gut (Glaube als das Nützlichste und Heilsamste für das Subjekt), wäre von seiner eigenen Höhe gestürzt. Aber wenn die Heiligen ihr Dasein auf Gottes größere Herrlichkeit hin auslegten, waren sie immer die Hüter des Schön.“[6]

Die Schönheit und Herrlichkeit unterscheiden sich zwar unendlich, aber sie bleiben auch irgendwie verwandt. Die Herrlichkeit Gottes ist unendlich über alles Weltliche erhaben. „Weltliche Schönheit erscheint nie anders als begrenzt durch ein endliches Wesen oder durch die harmonische Zuordnung endlicher Wesen zueinander, während Gott, sowohl als das absolute Sein wie als das unendliche Wesen betrachtet – beides sind Aspekte des einen, ewigen Lebens –, immer in einem Ganz-anders-sein seiner alles überragenden und durchwaltenden, unteilbaren Herrlichkeit aufleuchtet.“[7]

Joseph Ratzinger – „Mozart in Theologie“

Kardinal Joachim Meisner hat schon vor einigen Jahren den damaligen Präfekten der Glaubenskongregation als „Mozart in Theologie“ bezeichnet. Das ist ein wunderbarer Begriff, der sowohl die Liebe von Papst Benedikt XVI. zu dem großen Komponisten – seinem Nachbarn aus Salzburg – als auch die klangvolle Schönheit seiner theologischen Reflexion zum Ausdruck bringt. Die theologischen Texte Benedikts XVI. zeugen von einer sprachlichen Schönheit, die mit der Schönheit ihres Inhalts in Einklang steht.

Papst Benedikt XVI. hat in einer Ansprache nach dem Konzert anlässlich seines 80. Geburtstages am 16. April 2007 gesagt: „Ich bin davon überzeugt, dass die Musik – und hier denke ich vor allem an den großen Mozart … – wirklich die universale Sprache der Schönheit ist und die Fähigkeit hat, die Menschen guten Willens auf der ganzen Erde untereinander zu vereinen und sie dazu zu führen, den Blick in die Höhe zu richten und sich für das absolute Gute und Schöne zu öffnen, die ihre letzte Quelle in Gott selbst haben. – Wenn ich auf mein Leben zurückblicke, danke ich Gott dafür, dass er mir die Musik gleichsam zur Wegbegleiterin gegeben hat, die mir immer Trost und Freude geschenkt hat. Ich danke auch den Menschen, die mir seit den ersten Jahren meiner Kindheit die Quelle der Inspiration und der inneren Freude nahegebracht haben. Ich danke denen, die Musik und Gebet im wohlklingenden Lob Gottes und seiner Werke vereinen: Sie helfen uns, den Schöpfer und Erlöser der Welt – die das wunderbare Werk seiner Hände ist – zu verherrlichen.“[8]

Die Schönheit Gottes

Nun wollen wir einem wunderbaren Vortrag von Joseph Ratzinger folgen, wo er von dem tiefen Geheimnis der Schönheit Christi spricht: „Verwundet vom Pfeil des Schönen. Das Kreuz und die neue ,Ästhetik‘ des Glaubens.“[9] Der Autor beginnt seine Betrachtung mit den Worten: „Im Stundengebet der Fastenzeit berührt mich jedes Jahr wieder ein Paradox, das sich in der Vesper am Montag der zweiten Woche des Vierwochenpsalters findet. Da stehen für die Fastenzeit einerseits, für die Karwoche andererseits zwei Antiphonen nebeneinander, die beide in den folgenden Psalm 45 einführen wollen, ihm aber einen ganz gegenseitigen Deutungsschlüssel vorgeben. Es ist der Psalm, der die Hochzeit des Königs beschreibt, seine Schönheit, seine Tugenden, seine Sendung, und dann in einen Lobpreis der Braut übergeht. In der Fastenzeit wird der Psalm von der gleichen Antiphon umrahmt, die auch das ganze übrige Jahr hindurch verwendet wird; es ist der Vers 3 des Psalms, der so lautet: ,Du bist der Schönste von allen Menschen, Anmut ist ausgegossen über deine Lippen.‘ Es ist klar, dass die Kirche diesen Psalm als prophetisch-poetische Darstellung des bräutlichen Verhältnisses von Christus und Kirche liest. Sie bekennt so Christus als den schönsten der Menschen; die Anmut, die über seine Lippen ausgegossen ist, verweist auf die innere Schönheit seines Wortes, auf die Herrlichkeit dieser Botschaft. So wird nicht einfach die äußere Schönheit der Erscheinung des Erlösers gepriesen: In ihm erscheint vielmehr die Schönheit der Wahrheit, die Schönheit Gottes selbst, die uns hinreißt, uns gleichsam die Wunde der Liebe, den heiligen Eros zufügt, der uns mit und in der Braut Kirche aufbrechen lässt zu der Liebe, die uns ruft. Aber am Mittwoch in der Karwoche wechselt die Kirche die Antiphon und lädt uns ein, den Psalm von Jes 53,2 her zu lesen: ,Nicht Schönheit war an ihm noch edle Gestalt. Sein Gesicht war entstellt.‘ Wie geht das zusammen? Der ,Schönste der Menschen‘ ist unansehnlich, so dass man ihn gar nicht anschauen will; Pilatus stellt ihn der Menge vor mit den Worten: ,Ecce homo‘, um Mitleid zu erheischen für den Geschundenen und Geschlagenen, an dem keine äußere Schönheit geblieben ist.“[10]

Papst Benedikt XVI., ein hervorragender Kenner des heiligen Augustinus, setzt fort: „Augustinus, der in seiner Jugend über das Schöne und Angemessene ein Buch geschrieben hatte und ein leidenschaftlicher Liebhaber des Schönen im Wort, in der Musik, im Bild war, hat diese Paradoxie sehr stark empfunden und gesehen, dass die große griechische Philosophie des Schönen an dieser Stelle zwar nicht einfach weggeworfen, aber doch dramatisch in Frage gestellt war: Was schön ist, was Schönheit bedeutet, musste neu erfragt und erlitten werden. Er sprach im Blick auf die Paradoxie dieser Texte von ,zwei Trompeten‘, die gegensätzlich tönen und doch von demselben Atem – demselben Geist – ihre Töne empfangen. Er wusste, dass die Paradoxie Gegensatz, aber nicht Widerspruch ist. Beide Worte stammen von demselben Geist, der die ganze Schrift inspiriert, der aber in ihr mit unterschiedlichen Noten spielt und gerade so das Ganze der wahren Schönheit, der Wahrheit selbst vor uns hinstellt.“[11]

„Ein erstes Wissen davon, dass Schönheit auch mit Schmerz zu tun hat, ist denn auch in der griechischen Welt durchaus gegenwärtig – denken wir etwa an Platons ,Phaidros‘. Platon sieht die Begegnung mit der Schönheit als jene heilende Erschütterung an, die den Menschen aus sich herausreißt, ihn ,hinreißt‘. Der Mensch, so sagt er, hat die ihm zugedachte Vollkommenheit des Ursprungs verloren. Nun befindet er sich immerfort auf der Jagd nach der heilenden Urgestalt. Erinnerung und Sehnsucht bringen ihn auf die Suche, und die Schönheit reißt ihn aus der Zufriedenheit des Alltags heraus. Sie macht ihn leiden. Wir könnten in seinem Sinn sagen: Der Pfeil der Sehnsucht trifft den Menschen, verwundet ihn und beflügelt ihn gerade so, zieht ihn nach oben.“[12]

Im 14. Jahrhundert findet man bei dem byzantinischen Theologen Nikolaus Kabasilas diese Erfahrung Platons wieder, bei der das Ziel der Sehnsucht noch namenlos blieb. Nun ist sie christlich verwandelt, wenn er sagt: „Menschen, die ein so mächtiges Sehnen in sich haben, dass es ihre Natur übersteigt und sie mehr begehren und vermögen, als zu erstreben dem Menschen zukommt, solche Menschen hat der Bräutigam selbst verwundet; deren Augen hat er selber einen Strahl seiner Schönheit gesandt. Die Größe der Wunde verrät ja den Pfeil, und das Sehnen deutet hin auf den, der den Pfeil geschossen hat.“[13]

In seinem Vortrag weist Joseph Ratzinger auf seinen Freund Hans Urs von Balthasar hin, indem er sagt: „Hans Urs von Balthasar hat von dieser Einsicht her sein Opus magnum (großes Werk) der theologischen Ästhetik gebaut, aus dem viele Einzelheiten in die theologische Arbeit eingegangen sind, während ihr Ansatz, der das eigentlich Wesentliche des Ganzen bildet, kaum aufgenommen wird. Dies ist freilich nicht nur und wohl nicht einmal vor allem ein Problem der Theologie, sondern auch der Pastoral, die den Menschen wieder die Begegnung mit der Schönheit des Glaubens vermitteln muss.“[14]

Hans Urs von Balthasar – der Theologe des Schönen

Auf die Frage von Michael Albus: „Wie sehen Sie Ihre eigene Theologie?“, antwortet Hans Urs von Balthasar: „Meine eigene Theologie betrachte ich als eine Art Johannesfinger auf die Fülle der Offenbarung in Jesus Christus, entfaltet in der ungeheuren Fülle ihrer Rezeption in der Geschichte der Kirche, in der Meditation der Heiligen vor allem. Ich muss sagen, dass mich an Theologen nur die Heiligen wahrhaft interessieren.“[15] „Ich habe in meiner Ästhetik einen weiten Weg abgeschritten von den weltlich-ästhetischen Kategorien (im ersten Band), die helfen können, etwas Theologisches zu verstehen, bin aber dann mehr und mehr übergegangen auf das spezifisch innerbiblisch Christliche, nämlich auf den Kabod, die Herrlichkeit Gottes, die nicht Ästhetik ist, sondern Gott selbst in seinem Erscheinen. Es ging mir um eine Lehre von ,Wahr-nehmung‘ (aisthesis) des Christlichen in der übrigen Welt, was man aber wahr-nimmt ist das Wahre, die Glorie der armen Liebe Gottes. Etwas von dieser Glorie strahlt dann auf die Kirche über, wie es ja bei Paulus deutlich wird.“[16]

Herrlichkeit erhaben über Schönheit

„Die biblischen Worte, die Gottes Herrlichkeit umschreiben, wollen alle deren Erhabenheit und Einzigartigkeit ausdrücken. Es ist bedeutsam, dass das Wort kabod ursprünglich nicht die Vorstellung des strahlenden Lichtes erwecken will (wie das griechische doxa und das lateinische gloria), sondern die Gewichtigkeit einer Person, ihr Ansehen, ihre Ehre, gleichsam ihre geistige Ausstrahlung.“ Gott ist erhaben, Gott ist heilig. Er wohnt in einem unzugänglichen Licht. Gott wollte seine ganz-andere Herrlichkeit unter den Menschen nicht durch seine Macht und Majestät offenbaren, sondern in der Gestalt der Niedrigkeit, der Selbstentäußerung. Die Kenose Jesu Christi ist die höchste Darstellung der absoluten dreieinigen Liebe in der Welt und ihrer Geschichte. „In dem unauflöslichen Paradox von Verwerfung durch die Menschen (Kreuz) und Anerkennung durch Gott (Auferstehung) blitzt der göttliche Kabod einmalig, endgültig, eschatologisch, das heißt unüberbietbar auf.“[17]

Herrlichkeit lässt sich im Voraus als „Traktat über die Schönheit Gottes und seiner Offenbarung“[18] beschreiben. Balthasar machte sich erst nach langer Vorbereitung an dieses mit Recht als großartig eingeschätzte Werk.[19] Nach der langen Vorbereitung erschienen in den Jahren 1961 bis 1969 die sieben Bände der Herrlichkeit in der deutschen Originalfassung. Fast ein Jahrzehnt war nötig, um einer Theologie des Schönen Gestalt zu geben, die „ganz und ausdrücklich unter der Konstellation des kalon und der charis empfangen und geboren worden ist.“[20]    

Der erste Band „Schau der Gestalt“ ist ein Trompetenstoß. Balthasar sagt: „Schönheit heißt das Wort, das unser erstes sein soll. Schönheit ist das Letzte, woran der denkende Verstand sich wagen kann, weil es nur als unfassbarer Glanz das Doppelgestirn des Wahren und Guten und sein unauflösbares Zueinander umspielt, Schönheit, die interesselose, ohne die die alte Welt sich selber nicht verstehen wollte, die aber von der neuen Welt der Interessen unmerklich-merklich Abschied genommen hat, um sie ihrer Gier und ihrer Traurigkeit zu überlassen. … In einer Welt ohne Schönheit – auch wenn die Menschen das Wort nicht entbehren können und es dauernd missbrauchend im Munde führen –, in einer Welt, die vielleicht nicht ohne Schönheit wäre, sie aber nicht mehr zu sehen, nicht mehr mit ihr zu rechnen vermag, hat auch das Gute seine Anziehungskraft, die Evidenz seines Getan-werden-müssens eingebüßt; der Mensch steht davor und fragt sich, warum er es tun soll, und nicht lieber das andere, das Böse. Es ist ja auch eine Möglichkeit, die erregendere sogar; warum nicht einmal die Tiefen Satans erforschen. In einer Welt, die es sich nicht mehr zutraut, das Schöne zu bejahen, haben Beweise für die Wahrheit ihre Schlüssigkeit eingebüßt.“[21]

„Herrlichkeit“ kann nicht definiert werden. Die Begründung dafür stellt uns vor die eigentliche Schwierigkeit der verbleibenden Aufgaben. „Die Bibel ist voller Aussagen über Gottes Herrlichkeit, und die Stellen und Durchblicke sind weit mehr, als den meisten Glaubenden bewusst ist: Herrlichkeit ist eine alldurchwirkende Grundaussage der Schrift: Gott selbst ist herrlich, er ist es in seinem Erscheinen, in seinem Wort und Gesetz, seiner Gnadenbotschaft und seinem Heilshandeln, darum auch in seiner Gründung, dem begnadeten Menschen, der wesenhaft ,zum Lob der Herrlichkeit‘ (Eph 1,6) ist, in seiner Kirche, im ganzen von seiner Glorie durchstrahlten Kosmos.“[22]

Schluss: Die frei machende Wahrheit

Leider wird die Botschaft der Schönheit durch die Macht der Lüge, der Verführung, der Gewalt des Bösen überhaupt in Frage gestellt. Kann die Schönheit wahr sein? Oder ist sie nicht am Ende doch eine Täuschung? Ist nicht vielleicht die Wirklichkeit doch im Grund böse?

Joseph Ratzinger meditiert das Thema Schönheit aus christlicher Sicht. Er zeigt einen Christus, dessen Schönheit auf die Herrlichkeit seiner Botschaft verweist, der uns aber auch als ein Geschundener begegnet, an dem keine äußere Schönheit geblieben ist. Benedikt XVI. schreibt tiefgründig und zugleich bestechend einfach, warum Schönheit auf die Wahrheit und auf Gott selbst hinweist, wie falsche Schönheit uns täuschen kann. Die Ikone des Gekreuzigten wirkt befreiend. Sie setzt allerdings voraus, dass wir uns mit ihm verwunden lassen und der Liebe trauen, die es riskieren konnte, die äußere Schönheit abzulegen, um gerade so die Wahrheit der Schönheit zu verkünden.

Dann sagt der Autor: „Die Lüge kennt freilich auch noch einen anderen Trick: die verlogene, die falsche Schönheit – eine grelle Schönheit, die die Menschen nicht aus sich herausreißt in die Ekstase des Aufbrechens nach oben, sondern ihn ganz in sich hinein vermauert. Es ist die Schönheit, die nicht die Sehnsucht nach dem Unsagbaren, nicht den Willen zur Hingabe, zum Sich-Verlieren weckt, sondern das Begehren wachruft, den Willen zur Macht, zur Habe, zum Genuss. Es ist die Art von Schönheitserfahrung, von der die Genesis im Sündenfallsbericht erzählt: Eva sah, dass vom Baum zu essen ,schön‘ war, und er war ,köstlich anzusehen‘. Die ,Schönheit‘, wie sie sie erfährt, erweckt in ihr die Lust des Habens, biegt sie sozusagen auf sich selbst zurück. Wer würde nicht – zum Beispiel in der Werbung – die Bilder kennen, die mit aller Raffinesse dafür gemacht sind, den Menschen unwiderstehlich zum Zugreifen zu verlocken, die Befriedigung des Augenblicks statt den Aufbruch zum anderen hin zu suchen? So steht die christliche Kunst heute (und vielleicht immer schon) zwischen zwei Feuern: Sie muss sich dem Kult des Hässlichen widersetzen, der uns sagt, alles andere, alle Schönheit sei Betrug; nur die Darstellung des Grausamen, Niedrigen, Gemeinen sei die Wahrheit und die wahre Aufklärung. Und sie muss der verlogenen Schönheit widerstehen, die den edlen Menschen verkürzt, statt ihn groß zu machen, und gerade dadurch Lüge ist.“[23]

Nach dieser tiefen Analyse kommt Joseph Kardinal Ratzinger zum Abschluss: „Ich habe schon öfters gesagt, dass meiner Überzeugung nach die wahre Apologie des Christlichen, sein überzeugender Wahrheitsbeweis, allem Negativen entgegen zum einen die Heiligen sind und zum anderen die Schönheit, die der Glaube hervorgebracht hat. Damit Glaube heute wachsen kann, müssen wir uns selbst und die uns begegnenden Menschen in die Begegnung mit den Heiligen, in die Berührung mit dem Schönen führen.“[24]


[1] Joseph Kardinal Ratzinger, Unterwegs zu Jesus Christus, Sankt Ulrich Verlag, Augsburg 2003, 40 (Neuausgabe: Joseph Ratzinger/Benedikt XVI., Die Schönheit Gottes. Ecce Homo – Seht, welch ein Mensch, Radio Vatikan/Benno Verlag Leipzig 2007. Mit CD: Original Sprachaufnahme vom Autor selbst am Radio Vatikan 2003).
[2] Hans Urs von Balthasar, Zu seinem Werk, Johannes Verlag Einsiedeln, Freiburg 22000, 95-101.
[3] Ebd., 98.
[4] H. U. v. Balthasar, Weltliche Schönheit und göttliche Herrlichkeit, in: IkZ Communio 11 (1982) 513.
[5] Ebd., 513.
[6] H. U. v. Balthasar, Herrlichkeit. Eine theologische Ästhetik, Bd. III/1,1, 39.
[7] H. U. v. Balthasar, Weltliche Schönheit und göttliche Herrlichkeit, 514.
[8] Benedetto XVI, „La musica: una compagna di viaggio che mi ha sempre offerto conforto e gioia“, in: Insegnamenti di Benedetto XVI, III, 1 – 2007, Libreria Editrice Vaticana, Città del Vaticano 2008, 681.
[9] J. Ratzinger, Unterwegs zu Jesus Christus, 31-40.
[10] Ebd., 31f.
[11] Ebd., 32.
[12] Ebd., 33.
[13] Ebd., 34. Der Autor zitiert: Nikolaus Kabasilas, Das Buch vom Leben in Christus (Einsiedeln 31991), 79f.
[14] Ebd., 35. J. Ratzinger verweist hier auf den ersten Band seiner „Herrlichkeit. Eine theologische Ästhetik. Schau der Gestalt“ (Einsiedeln 1961).
[15] H. U. v. Balthasar, Zu seinem Werk, Johannes Verlag Einsiedeln, Freiburg 22000, 105. Siehe auch: Elio Guerriero, Hans Urs von Balthasar, Eine Monographie, Johannes Verlag Einsiedeln, Freiburg 1993.
[16] H. U. v. Balthasar, Zu seinem Werk, 107.
[17] H. U. v. Balthasar, Weltliche Schönheit und göttliche Herrlichkeit, 514f.
[18] H. U. v. Balthasar, Herrlichkeit. Eine theologische Ästhetik. Bd. I: Schau der Gestalt, Johannes Verlag Einsiedeln 31988, 52.
[19] Peter Henrici, Erster Blick auf  Hans Urs von Balthasar, in: Hans Urs von Balthasar, Gestalt und Werk, Communio Verlag, Köln 1989, 42; Ders., Hans Urs von Balthasar, Aspekte seiner Sendung, Johannes Verlag Einsiedeln, Freiburg 2008.
[20] H. U. v. Balthasar, Schau der Gestalt, 10.
[21] Ebd., 16-17.
[22] H. U. v. Balthasar, Herrlichkeit. Eine theologische Ästhetik, Bd. III/1,1: Im Raum der Metaphysik. Altertum, Johannes Verlag Einsiedeln 21965, 13.
[23] J. Ratzinger, Unterwegs zu Jesus Christus, 39f.
[24] Ebd., 37.

Verheißung des Unbefleckten Herzens Mariens

Tor zum Frieden

In Fatima hat die Gottesmutter zur Verehrung ihres Unbefleckten Herzens aufgerufen. Erzbischof Dr. Karl Braun sieht darin weit mehr als nur eine besondere Frömmigkeitsform. Nach ihm geht es um den Auftrag, an der Umwandlung der ganzen Welt mitzuwirken, einer Verwandlung, die nur aus dem Inneren, aus den Herzen der Menschen kommen kann. In einer herzlos gewordenen Zeit will Maria ihre Kinder an die Hand nehmen, um sie mit ihrer mütterlichen Liebe zum Herrn und damit zum Erbarmen zurückzuführen. Die Weihe an das Unbefleckte Herz Mariens öffnet das Tor zum Frieden.

Von Erzbischof em. Karl Braun, Bamberg

Es müsste ein Herz geben,

das all meine Probleme versteht,

dem ich alles sagen kann,

wenn ich nicht fertig werde mit mir selbst,

wenn mich die Sehnsucht packt,

wenn mich das Dunkel der Welt zu

überrennen droht,

wenn ich resigniert meinen Glauben

fortwerfen will,

wenn ich keine Erfolge mehr sehe.

Es müsste ein mütterliches Herz sein,

damit ich Vertrauen finde,

damit ich Wärme spüre,

damit ich Mut fasse,

damit ich Kraft schöpfe.

Doch gibt es dieses Herz überhaupt?

Das Herz ist Symbol für eine andere Welt

Die Antwort auf diesen Notschrei lautet: Ja, ein solches Herz, das all unsere Probleme, Nöte und Sorgen versteht, ja mehr noch, ein solches Herz, das all diese Anliegen zu seinen eigenen macht – ein solches Herz gibt es: Es ist das Herz jener Frau, die uns Jesus vom Kreuz herab zur Mutter gegeben hat: Maria!

Doch in welcher Situation ist uns dieses Herz der Gottesmutter Maria geschenkt, wie sieht es aus in unserer großen und kleinen Welt, die des Herzens der Mutter so sehr bedarf? Christus, seine Botschaft, sein Gebot werden abgelehnt, verfälscht, verlacht. Hat unser christlicher Glaube überhaupt noch einen Wert?

In unser Leben ist der Dämon eingebrochen: Alles wird rationalisiert, organisiert, alles wird machbar. Allein der Nutzeffekt entscheidet. Doch noch bedenklicher ist dies: das Menschsein selbst ist bedroht. Denken wir nur an die Abtreibung, die „aktive Euthanasie“, die „Entsorgung“ der Alten, Kranken und Behinderten. Der Atomphysiker Einstein erklärt: „Das Problem unserer Tage ist nicht jenes der Atomenergie, sondern das des menschlichen Herzens.“ Unsere Zeit ist weithin herzlos.

Die letzte Wurzel der Übel liegt nicht in sozialen, wirtschaftlichen, politischen oder kirchlichen Mängeln. Sie liegt in der Erkrankung und Abirrung der Herzen. Von daher kommen Hass und Feindschaft, Stolz und Leidenschaft (Mk 7,20-23), nicht von außen. Von innen muss deshalb die Heilung anfangen, vom Herzen. Im Herzen liegt die Rettung. Das Herz ist hier Symbol für jene andere Welt, die die eisige Kälte der bloßen Vernunft aufhebt; das Herz ist Sinnbild für Liebe, Vertrauen, Güte, Erbarmen, Wärme, Geborgenheit.

Geheimnis des Unbefleckten Herzens Mariens

Am 13. Juni 1917 – es war die zweite Erscheinung in Fatima – sprach Maria zu den Seherkindern: „Jesus will die Verehrung meines Unbefleckten Herzens in der Welt begründen. Wer sie übt, dem verspreche ich das Heil. Diese Seelen werden von Gott bevorzugt werden wie Blumen, die ich vor seinen Thron bringe.“ Wie bei der ersten Erscheinung öffnete damals Maria die Hände. Es ging eine wunderbare Lichtflut davon aus. Vor der rechten Hand der Gottesmutter sah man ein Herz, rings mit Dornen umgeben, die von allen Seiten einstachen. Die Kinder erkannten, dass es das Unbefleckte Herz Mariens war, dieses mütterliche Herz, das durch die vielen Sünden der Welt verwundet wird und nach Sühne und Wiedergutmachung verlangt.

Das Unbefleckte, das heißt von der Erbsünde freie Herz Mariä ist ein Herz voll reiner, menschlicher Wärme. Es schlägt in Liebe zu Gott und den Menschen. Maria hat das Wort Gottes in ihr Herz aufgenommen; nicht viele Worte, nicht vernebeltes Gerede, nicht leere Erwartungen, sondern das eine Wort hat Marias Herz aufgenommen, das Wort, das Jesus heißt, das Wort, das erlöst, stärkt und fruchtbar macht, das Wort, das befreit, verbindet, belebt und alle Sehnsucht stillt. Das ganze Leben Mariä, alle Freuden und Schmerzen, alle Sehnsucht und alle Kostbarkeiten ihres Herzens bestanden darin, lebendige Gemeinschaft mit Jesus und mit den Menschen zu bilden.

Unser Auftrag in der heutigen Zeit

Und das ist auch unser Auftrag und unser Ziel, wenn die Verehrung Unserer Lieben Frau von Fatima nicht bloß eine Frömmigkeitsform bleiben soll, sondern wenn Fatima in unser eigenes Leben und in das Leben von Kirche und Welt hineinwirken will. Wir müssen uns darum von Neuem bewusst werden, dass das Hauptgebot ein Gebot der Liebe und des Herzens ist: „Du sollst Gott lieben mit ganzem Herzen und aus ganzer Seele und den Nächsten wie dich selbst!“ (Mt 22,37). Deshalb werden wir – wie Mutter Teresa von Kalkutta – immer wieder bitten: „Maria, gib uns dein Herz – so schön, rein und unbefleckt; gib uns dein Herz, so liebevoll und demütig, dass wir fähig werden, Jesus aufzunehmen und zu den anderen zu tragen.“

Müssen wir nicht dankbar dafür sein, dass die göttliche Vorsehung gerade unserer Zeit die Herz-Marien-Verehrung geschenkt hat? Wenn wir selbst und die vielen irrenden und suchenden Menschen unserer Tage den Weg zum Herzen Mariä finden, dann geschieht ein Wunder, ein inneres Wunder, ein Wunder, das unserem ganzen Leben eine neue Ausrichtung gibt: das Wunder der Umwandlung, von dem wir beim Propheten Ezechiel lesen: „Ich werde euch ein neues Herz geben; das steinerne Herz werde ich euch nehmen und dafür ein warmfühlendes Herz schenken“ (Ez 36,26). Gott will uns durch die Verehrung des Unbefleckten Herzens Mariens bewusst machen, dass es vor allem auf das Herz ankommt, auf das Herz, erfüllt von der Liebe zu Gott und zu den Mitmenschen. Maria hat ihren Glauben, ihre Hoffnung und ihre Liebe nicht für sich selbst behalten. Der Bericht ihres Besuches bei der schwangeren Base Elisabeth bezeugt dies. So wie damals möchte Maria heute durch uns den Mitmenschen Herz zeigen, Herz schenken, die Kraft eines Gott und den Nächsten liebenden Herzens erfahren lassen. Das ist „marianische Proexistenz“, marianisches Da-sein für die anderen um ihres ewigen Heils willen. In diesem Zusammenhang verstehen wir auch, warum uns Maria in Fatima ermahnt, für andere zu beten, zu sühnen und zu opfern.

Letztes Ziel ist das Herz des Herrn

Die Herz-Marien-Verehrung mündet ein in das Herz des Herrn. Wir lernen Jesus zu lieben mit dem Herzen Mariens – zu lieben mit unserer ganzen Existenz, in all unserem Denken, Reden und Tun. Die Verehrung des Unbefleckten Herzens Mariens will unsere Herzen umwandeln, will die Sünder aus der Nacht der Gottesferne herausführen. Maria will alle, die ihre Taufe verraten haben, zur Umkehr führen, die sich in Leidenschaften verirrt haben zur wahren Freude, die von satanischen Mächten und Einflüssen Gefangenen zur Befreiung, die von Heimweh nach Gott Getriebenen zur tiefsten Erfüllung, die in Gefahr sind, ewig verloren zu gehen, aus dem Einflussbereich des Satans, die Jugend aus einem genussvergifteten, sexbesessenen, auf das Materielle fixierten Zeitgeist, die lauen Christen aus der Halbheit und die Gutgewillten aus der Verzagtheit.

Was kann uns eigentlich noch davon abhalten, dass wir uns dem Unbefleckten Herzen Mariä weihen? Wir übergeben ihm alles, was wir sind und haben. Alles legen wir in dieses Herz und stellen es unter seinen Schutz. In diesem Herzen wissen wir uns geborgen. In der Liebe und Kraft dieses Herzens bemühen wir uns, die Gnade unserer Taufe zu entfalten in unserem alltäglichen Leben, in unserem Gebet und Opfer, in den kleinen, unscheinbaren Pflichten, in vielen guten Werken der Nächstenliebe.

Mitwirkung an der Rettung der Welt

Der slowakische Bischof Paul Hnilica sah in Fatima die große Verantwortung der Christen eingefordert: „Fatima macht uns klar, dass wir mitwirken dürfen an der Rettung anderer Menschen. Das ist die größte Karriere, die wir auf dieser Welt machen können. Wenn ich als Christ nichts tue zur Rettung der Welt, trage ich vielleicht eine größere Verantwortung und Schuld als Lenin oder Stalin, die ja keine Christen waren.“

Deshalb wollen wir glauben, hoffen und lieben nicht nur für uns selbst, sondern auch für jene, die nicht mehr glauben, hoffen und lieben. Alles, was wir tun und leiden, heute und in unserem ganzen Leben, vereinen wir mit dem Opfer und den Gesinnungen des Herzens Mariä, damit alle Menschen durch das Herz Mariä und an ihrem Herzen den finden, auf den alle echte Marienverehrung zielt: Jesus Christus, der das Ziel und der Vollender unseres Lebens ist. Auf dem Weg dorthin bestärkt uns die Verheißung Unserer Lieben Frau von Fatima:

„Lass dich nicht entmutigen! Niemals werde ich dich verlassen! Mein Unbeflecktes Herz wird deine Zuflucht sein und der Weg, der dich zu Gott führen wird!“ (Worte der Mutter Gottes an Lucia).

 

In einem breiten Spektrum von Themen hat Dr. Karl Braun Vorträge und Predigten aus den Jahren als Erzbischof von Bamberg unter dem Titel „Herbstlese – Überlegungen zum Glauben“ in zwei Bänden (400/420 S.) herausgegeben. Sie sind für zusammen 19,90 Euro erhältlich im fe-Medien Verlag – Tel. 07563-92006, E-Mail: info@fe-medien.de

P. Notker Hiegl OSB als Pfarrer von Beuron verabschiedet

Sieben Jahre Wallfahrt auf dem Gnadenweiler

Am 22. Juni 2014 wurde P. Notker Hiegl OSB als langjähriger Pfarrer von Beuron verabschiedet. Als neuer Leiter der Seelsorgeeinheit Beuron, zu der auch Gnadenweiler mit dem Heiligtum „Maria Mutter Europas“ zählt, wurde P. Daniel Riedmann OSB eingeführt. Kurz zuvor durfte P. Hiegl mit Monsignore Johannes Becker den siebten Jahrestag der Weihe der von ihm auf dem Gnadenweiler errichteten Kapelle feiern. Sie war am 9. Juni 2007 von Bischof Viktor Joseph Dammertz aus Augsburg vorgenommen worden. Der Tag fiel dieses Jahr auf den Pfingstmontag. Dazu erschien eine Festschrift, welche „einen Einblick in die Geschichte vom Ort Gnadenweiler, die Baugeschichte der Kapelle, die Wirkungsgeschichte der Wallfahrt und die Ausweitung der Gebetsverbrüderung ‚Maria Mutter Europas‘ gewährt“. Dankbar blickt P. Notker Hiegl zurück, voll Vertrauen aber auch in die Zukunft.

Von P. Notker Hiegl OSB

Bäraweide – Gnadenweiler

Bis zur Säkularisation im Jahre 1803 hatte das Augustiner-Chorherren-Stift Beuron auf der Höhe der Alb in seiner Filiale Bärenthal eine riesengroße „Schafweide“, die sog. „Bäraweide“. Von einem alten Kloster-Heustadel „dort oben auf der Alm“ (zwischen 800 und 1000 m NN) aus dem Jahre 1775 ist noch der Scheunen-Querbalken vorhanden, in einem sehr baufälligen, abrissreifen, unbewohnten Wohnhaus. 1832 kam dem Fürsten Carl von Hohenzollern-Sigmaringen der gute Einfall, für seine stockarmen Untertanen aus dem Bäratal oben auf der Bäraweide sechs Gehöfte mit dazugehörenden Parzellen auf dem Gnaden-Wege zum Bau zu genehmigen. Da diese Erstellung eines Weilers als Gnadenakt des Fürsten angesehen wurde, hieß dieser neue kleine Ort Gnaden-Weiler. In den Jahren 1871 und 1919 wurde schon zweimal der Versuch gestartet, hier oben für das kleine Dorf eine Kapelle zu errichten. Beide Male scheiterte dies jedoch an der Geldknappheit infolge der vorausgegangenen Kriegsjahre. 2007 jedoch wurde die Kapelle errichtet, welche mit einem überaus sehenswerten Turm geziert ist, einer zwölf Meter hohen Hand (die Linke, die vom Herzen kommt), welche gleichsam vom Himmel die Gnaden auf den Weiler herabfleht. Damit ist endgültig der Kern gefunden, warum diese inzwischen auf elf Gehöfte angewachsene Ortschaft – in weiser Voraussicht vom Herrn her – „Gnadenweiler“ heißt. Die Kapelle ist das zwölfte „Gehöft“, Gottes Gehöft. In mitschwingender Intention natürlich auch „Mariens Gehöft“, denn der Turm trägt als Schallloch ein großes, schönes „M“. Gnadenweiler mit europäischer Marienkapelle – seit sieben Jahren eine Gnadenstätte zum Staunen, Beten und Singen. Tausende, zuletzt sogar vierzigtausend Pilger pro Jahr finden ihren Weg mit dem Auto und Hunderten von Omnibussen hier herauf, alles gut ausgeschildert mit dem Wegweiser „Maria Mutter Europas“. Auch solche Dinge gibt es noch in unserer Zeit, Wegweiser zum Heiligtum Mariens – dankbar sein!

Die Baugeschichte der Kapelle

Das Jahr 2007 bot für die Errichtung eines Gotteshauses einen schönen Anlass: der 1832 gegründete Weiler beging seine 175-Jahr-Feier. Weltliche Behörden wie auch das Erzbischöfliche Bauamt Freiburg waren zunächst betont zurückhaltend. Dem hl. Josef vertraute ich die gesamte „Finanzierung“ an. Keine Anekdote aus dem Mittelalter, sondern geschehen 2005 bis 2007 – so wie die Rechnungen kamen, so kamen auch die Spenden, beides in unvorstellbarer Höhe. Hl. Josef, Dank für dein „Soll und Haben“! Am 15. Februar 2005 stellte Künstler Helmut Lutz aus Breisach zusammen mit mir das Modell der künftigen Kapelle vor. Von den 12 auf 12 Metern Grundfläche blieben letztlich nur noch 7 auf 7 Meter übrig. Doch der Künstler wusste einen Ausweg, so dass auch Tausende „hinein“ gingen. Er schuf eine vordere Glasfront mit zwei großen Türen, die bei Bedarf geöffnet werden. So konnten schon bei der Weihe gut 3.000 Gläubige dabei sein. Bei einem landwirtschaftlichen Fest des Kreises Tuttlingen waren es an Mariä Himmelfahrt schon 5.000 Personen und bei sonstigen Festmessen kommen oft über 1.000 Beter. Die beiden Seitenmauern der Kapelle aus Gnadenweiler „Jura-Bruchstein“, gestiftet vom ortsansässigen Polier Benedikt Beck, der Altar als Schiffsbug der Arche Noah aus Bärenthaler Tuffstein gestaltet, das gewölbte Dach mit „zwölf Stämmen“, der aufgerissene Himmel mit dem Blick hinein ins himmlische Jerusalem nach der Offenbarung des Johannes, die Mutter Gottes mit dem Jesuskind auf dem linken Arm, so dass „die Braut des Königs“ zur Rechten steht, der Tabernakel aus Gold mit einem Bergkristall, 1955 von Br. Paulin Cordell OSB, Beuron, geschaffen, der Osterleuchter aus dem Jahr 1885 im Beuroner Stil vom Gründer dieser Kunstrichtung, P. Desiderius Lenz, und schließlich, von vielem anderen abgesehen, der gewaltige Christus am Kreuz aus dem Jahr 1895 von Franz-Xaver Marmon, Sigmaringen-Gorheim, die Arme jedoch 2007 von Helmut Lutz in Stahl ziseliert mit der „Flora und Faune der Bäraweide“. Komm einfach und sieh!

Kirchliche Bruderschaft

In Verbindung mit dem Heiligtum „Maria Mutter Europas“ ist eine Bruderschaft gemäß CIC § 215 entstanden. Die Satzung wurde am 31. März 2013 mit sieben kurzen Artikeln testiert durch Walter Kardinal Kasper, Erzabt Tutilo Burger OSB von Beuron, des weiteren durch Stephan Burger, damals Offizial (vicarius iudicialis) des Erzbistums Freiburg, nun seit einigen Tagen neu ernannter Erzbischof von Freiburg (Weihe am 29. Juni 2014) und durch mich als Pfarrer von Gnadenweiler. In der Zwischenzeit, also innerhalb des ersten Jahres der Bruderschaft „Maria Mutter Europas“, sind der Gebetsvereinigung um ein christliches Europa 217 Personen unterschiedlichen Alters beigetreten. Die Satzungspunkte lauten:

• Gläubige (Priester wie Laien) können sich in die am 7. Februar 2013 gegründete „Bruderschaft Maria Mutter Europas“ eintragen lassen.

• Sinn der Bruderschaft ist das Gebet für die Erhaltung des Christentums als „Fundamentale Grundlage Europas“ in allen gesellschaftlichen Ebenen.

• Für diese „Neu-Evangelisierung“ Europas beten die Mitglieder ein Gesätzchen vom Rosenkranz nach ihrer freien Wahl.

• Beim Hinscheiden eines Mitgliedes wird für den Verstorbenen eine Hl. Messe vom Präses der Bruderschaft gelesen.

• Präses der Bruderschaft ist stets der Ortspfarrer von Bärenthal/Gnadenweiler, der auch das einzige Organ der Bruderschaft ist.

• Mitgliedsbeiträge werden keine erhoben. Spenden an den Präses oder für die Zwecke der Bruderschaft werden vom Pfarramt St. Johannes in Bärenthal verwaltet.

• Damit in allem „Jesus und Maria“ verherrlicht werde.

Europaweite Dimension

Im Westen Gibraltar mit dem Heiligtum „Our Lady of Europe“ (Bischof Charles Caruana †), im Osten der Ural mit Beresniki und einer herrlichen Kopie der Ikone der Gottesmutter von Kasan als Gnadenbild in der neuen Kirche von Rebinina (Pfr. Erich Maria Fink), im Norden Europas die bischöfliche Hauskapelle von Reykjavik auf Island (Bischof Peter Bürcher, gebürtig aus der Westschweiz), im Süden die kurz vor Afrika liegende Insel Malta mit der dortigen Höhlenkirche von Mellieħa und im Schnittpunkt dieser vier Heiligtümer die Gnadenkapelle in Gnadenweiler. So hat sich diese Gebetsknospe frühlingshaft in nur sieben Jahren über ganz Europa entfaltet.

Zukunftsvision

Mit der Sieben-Jahr-Feier am 9. Juni 2014 auf dem Gnadenweiler, zelebriert durch Monsignore Johannes Becker, Päpstlicher Protonotar, Vatikan, und dem Gedenken an die weiteren vier Kapellen an den Enden Europas, ist damit natürlich ein erster Kreis irgendwie abgerundet. Das „Pflänzlein“ will jedoch weiter wachsen und noch stärker als bisher für Jesus und Maria in die Öffentlichkeit hineinwirken. In einem Begleitbrief zum „Gnadenweiler Boten“ vom April 2014, welcher das Bildnis und die Beschreibung der Muttergottes-Statue im kleinen Heiligtum „Maria Mutter Europas“ in Reykjavik brachte, schrieb ich an Bischof Peter Bürcher folgenden Abschnitt: Die Zwölferzahl der Sterne (Offb 12,1 ff.), welche das Haupt Mariens zieren, brachte mir beim Beten die Eingebung, die Zahl der Heiligtümer (bisher fünf – auch gleich fünf Wunden Jesu und mystisches Kreuz über Europa) mit diesem Titel „Maria Mutter Europas“ in den nächsten Jahren auf „zwölf“ zu erhöhen, natürlich immer mit der Zustimmung der entsprechenden kirchlichen Obern. Was meinen Sie als mein „bischöflicher Freund“ dazu? Prompt kam die Antwort, dass ich „mich auf den Weg machen möge“ mit seinem bischöflichen Segen, diesen Gebetsgedanken umzusetzen, damit in Europa zwölf Sterne leuchten mögen zu Ehren Mariens, der Gottesmutter, zwölf christlich-marianische Kraftzentren, damit Europa wahrhaft christlich bleibe. Warum nicht auch in Slowenien, in der Ukraine, in Italien, in Österreich, in der Schweiz usw. ein Heiligtum mit dieser Intention? Wer dazu einen guten Gedanken beitragen kann, darf mir gerne schreiben (Erzabtei St. Martin zu Beuron, Abteistraße 2, D-88631 Beuron; info@erzabtei-beuron.de).

Ut in omnibus glorificetur DEUS – damit in allem Gott der Vater durch den Heiligen Geist verherrlicht werde, in seinem eingeborenen Sohn Jesus Christus, geboren aus der Jungfrau Maria.

 

Notker Hiegl OSB: Von der Bäraweide bis zur Kapelle „Maria Mutter Europas“ auf dem Gnadenweiler, Christliche Wegzeichen Bd. 10, Beuron 2014, 64 S., ISBN 978-3-87071-317-1 Erzabtei St. Martin zu Beuron, Abteistraße 2, D-88631 Beuron. E-Mail: info@erzabtei-beuron.de

Zu verschiedenen Fragen über das Gebet

Ein aufregendes Abenteuer

Unter dem Titel „Das Gebet. Ein einzigartiges Gespräch mit Gott“ ist nun auch in deutscher Übersetzung ein neues Buch von Peter Kreeft erschienen, der sich seit seiner Konversion zum katholischen Glauben als „christliche Stimme in Nordamerika“ einen Namen gemacht hat. Kreeft ist verheiratet und hat vier Kinder. Er lehrt als Professor für Philosophie am Boston College in Massachusetts. In einem klaren und originellen Stil geht er nun auf die verschiedenen Fragen über das Gebet, das Zentrum unseres geistlichen Lebens, ein. In einer Serie fantasievoller Dialoge erschließt er die verschiedenen Aspekte des Gebets, z.B. als ein Gespräch mit Gott oder als Quelle aller Weisheit und Stärke. Lebensnah und inspirierend behandelt er wichtige Gesichtspunkte wie: „Beten, auch wenn du keine Lust dazu hast“. Nachfolgend ein Abschnitt aus diesem „Sechsten Gespräch“.

Von Peter Kreeft

Sal: Chris, zurzeit fällt mir das Beten ziemlich schwer. …

Chris: Du fragst dich also, was du dann tun sollst. …

Sal: Ja. Hast du irgendwelche Vorschläge?

Chris: Ein Vorschlag besteht darin, offizielle, vorformulierte Gebete zu verwenden.

Sal: Das klingt für mich etwas künstlich.

Chris: Warum?

Sal: Nun, ich würde dem, den ich liebe, keine niedergeschriebene Rede vorlesen.

Chris: Würdest du jemandem, den du liebst, ein niedergeschriebenes Lied vorsingen?

Sal: Sicher.

Chris: Nun, vorformulierte Gebete sind wie Lieder. Deshalb sind sie formeller und poetischer. Und deshalb sind sie auch meistens schon alt wie viele der bekannten und großartigen Lieder. Millionen Menschen haben sie schon gesungen, mögen sie und haben sie als hilfreich erfahren. Sie haben den Test der Zeit bestanden; deshalb sind sie noch immer im Umlauf. Die Kirche verwendet sie und bietet sie uns an. Sie verhält sich hier ähnlich wie der Verwalter eines großen alten Hauses, der aus seiner Vorratskammer alte und neue Dinge hervorholt.

Sal: Das kommt mir irgendwie bekannt vor.

Chris: Jesus hat es gesagt.

Sal: Aber brauchen wir die neuen Dinge nicht nötiger als die alten? Ich meine: sind frei formulierte Gebete nicht wichtiger als die alten Gebete der Kirche?

Chris: Wir brauchen beides. Wenn wir nur die alten offiziellen Gebete beteten und nie von uns aus spontan mit Gott sprechen würden, wäre die Beziehung kalt, unpersönlich und distanziert. Aber wenn wir nur unsere eigenen, spontanen Gebete einsetzen, lassen wir uns Edelsteine entgehen. Und wir stehen dann irgendwann vor dem Problem, was wir Gott als Nächstes sagen sollen.

Sal: Aber hat Jesus nicht die Pharisäer wegen ihrer langen, formellen Gebete getadelt?

Chris: Nein; er hat sie wegen des gedankenlosen Betens getadelt, wegen des Betens mit den Lippen, statt mit dem Herzen. Aber er hat nie gesagt, man solle mit dem Herzen und nicht mit den Lippen beten. Hätte Jesus nicht gewollt, dass man auch vorformulierte Gebete verwendet, dann hätte er selbst ein schlechtes Beispiel gegeben, denn als ihn seine Jünger baten: „Lehre uns beten“, gab er ihnen – und uns – das „Gebet des Herrn“. Außerdem haben er und seine Jünger immer wieder die Psalmen verwendet, die ebenfalls offizielle Gebete sind. Sogar als er am Kreuz starb, zitierte er einen Psalm.

Sal: Aber hat er nicht gesagt, dass wir im Geist beten sollten?

Chris: Wir können diese offiziellen Gebete im Geist beten. Wir sagen die Gebete nicht nur auf, sondern wir beten sie; so wie wir Lieder nicht nur rezitieren, sondern singen. Nur weil ein anderer die Worte niedergeschrieben hat, bedeutet das nicht, dass wir sie uns nicht zu eigen machen können und sie dann weniger von Herzen kommen. Das solltest du wissen. Deine eigene Kirche verwendet sie – wie die meisten Kirchen.

Sal: Vermutlich habe ich sie mir nie wirklich zu eigen gemacht. Aber es gibt wohl keinen Grund dafür, dass dies für mich nicht möglich sein sollte. Hast du irgendwelche Tipps, wie man offizielle Gebete wie das „Gebet des Herrn“ und die Psalmen beten soll?

Chris: Ja, aber verschieben wir das auf unser nächstes Gespräch. … Kannst du dich … noch an die fünf Gründe für das Beten erinnern?

Sal: Welche Gründe waren das?

Chris: Die ganzen Jahrhunderte hindurch haben die Christen fünf verschiedene Weisen herausgefunden, wie man mit Gott sprechen kann. Die traditionellen Namen dafür sind Anbetung, Bekenntnis, Dank, Fürbitte und Bitte.

Sal: Sollte jedes Gebet alle fünf Punkte enthalten?

Chris: Nicht zwangsläufig. Jeder Punkt ist ein guter Anlass zum Beten. Aber wenn alle fünf Punkte enthalten sind, ist es noch besser.

Sal: Wie hießen sich nochmals? Ich habe sie schon wieder vergessen.

Chris: Anbetung, Bekenntnis, Dank, Fürbitte und Bitte. A.B.D.F.B., falls dies eine Hilfe für dich ist, dich daran zu erinnern. Stell dir das Gebet als Stern mit fünf Zacken vor. …

 

Peter Kreeft: Das Gebet – Ein einzigartiges Gespräch mit Gott, Broschur, 13,5 x 20 cm, 208 Seiten. Zu bestellen unter Tel. 07303-952331-0, Fax 07303-952331-5 oder via E-Mail an: buch@media-maria.de – Internet: www.media-maria.de

Neuen Kommentar schreiben

Die mit einem * markierten Felder sind Pflichtfelder! Die Redaktion behält sich das Recht vor, Kommentare gegebenenfalls nicht für die Veröffentlichung freizugeben oder in Abstimmung mit den jeweiligen Autoren zu kürzen.