Unsere Waffe ist der Rosenkranz

Weltweiter Tsunami der Verfolgung von Christen

Weihbischof Dr. Andreas Laun schaut zurück in die Geschichte des Christentums. Von Golgotha bis zum grausamen Morden der Islamisten in unseren Tagen erkennt er eine einzige Linie, den Hass, der sich letztlich gegen Gott selbst und seine Pläne richtet. Laun wertet die gegenwärtigen Ereignisse, von denen die Menschheit erschüttert wird, als Anzeichen einer neuen globalen Christenverfolgung. Was sich wie ein Wirbelsturm oder Tsunami vor unseren Augen zusammenbraut und auftürmt, darf uns selbstverständlich nicht gleichgültig lassen. Müssen wir nicht alles tun, um uns und die Unseren in Sicherheit zu bringen? So fragt sich Weihbischof Laun. Gleichzeitig versucht er, dem drohenden Unheil mit den Augen des Glaubens entgegenzublicken.

Von Weihbischof Andreas Laun 

Plötzlich gelten Christen als hochgefährlich

Kriege und Unterdrückung der „Anderen“ hat es in der Geschichte immer gegeben. Die Gründe waren oft unterschiedlich und doch auch ähnlich, genauso wie die Methoden und angewandten Mittel. Die Geschichte zeigt, dass bei all dem oft auch Religion eine bestimmte Rolle spielte. Aufgabe der Historiker ist es, die Gründe dafür zu erforschen. Christen und genauso Juden wissen, dass sie oft verfolgt wurden, und auch ihnen stellt sich die Frage: Warum? Was waren und was sind die Gründe des Hasses und der mehr oder weniger brutalen Verfolgung, denen sie ausgesetzt waren und auch heute wieder sind?

In einer Hinsicht ist die Antwort immer dieselbe: Die Verfolgung beginnt mit Gedanken, die man aus der eigenen Weltanschauung ableiten zu können meint. Es folgen die bösen Worte, dann die tätlichen Übergriffe, die gesetzlichen Legalisierungen und zuletzt Planung und Durchführung der „Maßnahmen“ gegen Christen oder Juden, die plötzlich als hochgefährlich gelten.

Anzeichen einer neuen globalen Verfolgung

Dazu wird man die großen Verfolgungen historisch untersuchen: Eigentlich müsste man damit beginnen, die Auseinandersetzungen zwischen Juden und Christen zu analysieren, die genau genommen schon im Johannes-Evangelium berichtet werden, in Form der Streitgespräche zwischen „den Juden“ und „dem Juden Jesus“, die auf Golgotha zu ihrem grausigen Abschluss gekommen sind! In der Geschichte des Paulus und des Stephanus setzten sie sich exemplarisch fort. Dann wäre zu sprechen von den Christenverfolgungen im Römischen Reich, von dem blutigen Krieg der Muslime gegen Juden und Christen im 7. Jahrhundert, von den fortdauernden Spannungen zwischen Juden und Christen in der Geschichte des Abendlandes, weiter von dem Hass auf die Christen, den die „Aufklärer“ schürten, und von der Blutorgie, die die Macher der Französischen Revolution an den Christen austobten. Und nicht zuletzt müsste man ausführlich sprechen von den beiden großen atheistischen Diktaturen des 20. Jahrhunderts, also von der Juden- und Christenverfolgung unter Hitler und Stalin. Zuletzt – und das wird in der Jetztzeit das Wichtigste sein – muss man nachdenken und sprechen über die heutigen Anzeichen einer neuen globalen Verfolgung der Christen und wohl auch der Juden, die sich zusammenzubrauen und aufzutürmen scheinen wie ein Wirbelsturm und ein Tsunami. Wer das für „unbegründete Angstmache“ hält, ist naiv, will die ersten „Windstöße“ des großen Sturms nicht wahrnehmen, weil sie ihn selbst noch nicht treffen. Er bewundert die Schaumkronen der herannahenden Flut, die ihn mitreißen wird, statt alles zu tun, um sich und die Seinen in Sicherheit zu bringen!

„Boko Haram“ und das Zeugnis eines nigerianischen Bischofs

Zu bedenken ist, woher die Gefahren im Konkreten kommen, wie man sich schützen, welchen Widerstand man leisten kann und muss, wie das Martyrium von morgen wohl aussehen wird. Das heute schon übliche „mediale an den Pranger gestellt werden“ wird eine der harmlosesten Formen der Verfolgung sein, aber auf Dauer sicher nicht die einzige.

Hier können nur zwei Fragen beantwortet werden: die Frage, was man tun kann, und die andere, woher der Hass letztlich kommt.

„Was kann man tun?“: Schwer zu sagen, weil man noch nicht genau weiß, welcher Methoden sich die Kirchenhasser bedienen werden. Aber es gibt gerade in unseren Tagen eine Geschichte, die auf das Wesentliche verweist: Die Zeitungen erzählen jeden Tag von der grauenhaften Christenverfolgung durch die muslimische „Boko Haram“-Bewegung in Nigeria mit den uralten Methoden des Mordens und unvorstellbarer Grausamkeit. Dazu gibt es nun folgenden Bericht, den man auch im Internet hören oder nachlesen kann, wenn man den Namen des Bischofs Dashe Doeme der nigerianischen Diözese Maiduguri eingibt. Er forderte und bettelte zunächst um militärische Hilfe von Seiten des Westens – umsonst, wie man weiß. Aber dann hatte er ein all seine Gedanken umstürzendes Erlebnis: Während er vor dem Allerheiligsten den Rosenkranz betete, erschien ihm Jesus, zunächst ohne Worte, und bot ihm ein Schwert an. Er wollte es schon nehmen, aber da verwandelte sich das Schwert in einen Rosenkranz und da wiederholte Jesus dreimal die Worte: „Boko Haram ist verschwunden!“ Seit dieser Zeit setzt der Bischof all seine Hoffnung auf den Rosenkranz, lädt die Gläubigen ein, ihn zu beten, und ist sich sicher: Die Tage von Boko Haram sind gezählt, der Friede steht schon vor der Türe!

Antwort Papst Benedikts XVI. in Auschwitz

Die zweite, schon gestellte Frage: Woher der Hass? Warum behandelt man Juden und Christen nicht wie harmlose Märchenerzähler oder Spinner? In Auschwitz gab Papst Benedikt folgende Antwort, angesichts des Ortes auf die Juden bezogen, aber sie gilt ebenso für die Christen und sogar darüber hinaus für alle Genozide und alles sonstige Morden, was immer die vordergründigen Motive gewesen sein mögen:

Überall, wo Gott gegenwärtig ist, entsteht Gottes- und Menschenhass, zuerst als Werk des Teufels, dann in den Herzen seiner menschlichen Verbündeten. Da aber niemand Gott direkt angreifen kann, greift man ihn in seinen Geschöpfen an, vor allem in den Menschen, die Ihm dienen, die Ihm „ähnlich“ sind.

Und so sagte 2006 Papst Benedikt XVI. in Auschwitz: „Im tiefsten wollten jene Gewalttäter mit dem Austilgen dieses Volkes den Gott töten, der Abraham berufen, der am Sinai gesprochen und dort die bleibend gültigen Maße des Menschseins aufgerichtet hat. Wenn dieses Volk einfach durch sein Dasein Zeugnis von dem Gott ist, der zum Menschen gesprochen hat und ihn in Verantwortung nimmt, so sollte dieser Gott endlich tot sein und die Herrschaft nur noch dem Menschen gehören – ihnen selber, die sich für die Starken hielten, die es verstanden hatten, die Welt an sich zu reißen.“ Dieser Deutung entspricht bereits das, was Jesus zu Paulus vor Damaskus sagte: „Saulus, warum verfolgst du mich?“ Er sagte „mich“, nicht „meine Anhänger“!

Aber wiederum darf man daraus nicht ableiten, nur Juden- oder Christenverfolgung seien ein Angriff auf Gott. Jedes Unrecht gegen das Ebenbild Gottes ist ein Angriff auf Gott selbst! Immer gilt: „Was ihr für – oder eben ‚gegen‘ – einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ (Mt 25,40).

Juden und Christen sind ein und dasselbe Ziel

Es ist gespenstisch: Die gleichen Leute, die ständig die Toleranz als Grundwert des modernen Lebens feiern und die „Menschenrechte“ im Mund führen, werden intolerant und aggressiv, wenn es gegen die Kirche geht, wohlgemerkt um die katholische Kirche, nur nebenbei um andere christliche Gemeinschaften. Vorläufig eröffnen sie den Kampf gegen die „Verhasste“ (vgl. Voltaire!) mit Hilfe der Medien im Namen politischer Korrektheit und im Namen des moralischen Anspruchs, entrechtete Menschen vor Diskriminierung schützen zu wollen. Aber die Zeit wird kommen, da werden sie sich die Gesetze machen, mit Hilfe derer sie die Kirche direkt angreifen können und auch werden! Auch manche Juden fürchten, dass die nächsten Verfolgungen Christen und Juden gleichermaßen treffen werden. Das wird sich zeigen. Aber dass Juden und Christen spätestens seit dem 2. Vatikanischen Konzil ihre innere Zusammengehörigkeit erkannt haben, ist bei aller Sorge ein Grund der Hoffnung.

Jesus Christus wird siegen!

Wie immer es kommen mag, Christus hat uns Verfolgungen vorausgesagt, aber auch, dass Er siegen wird. Schon in den Psalmen heißt es: Gott lacht über diejenigen, die versuchen, Ihn zu stürzen. Wir Christen und Juden  sollten nicht schlafen und nicht verharmlosen, aber wir dürfen, auch wenn es manchmal schwer sein wird, mitlachen. Übrigens: Beim genannten Besuch Benedikts XVI. in Auschwitz regnete es zuerst, als aber der Papst den Platz des Gedenkens erreichte, hörte der Regen auf und ein Regenbogen erschien am Himmel über der Versammlung!

Der Artikel ist veröffentlicht in der Zeitschrift Kirche heute Nr. 6/Juni 2015
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Zeichen der Hoffnung und der Ablehnung:

Das Kreuz Christi

Vor unseren Augen wird das Christentum im Nahen Osten ausgerottet. Und immer weiter breitet sich über ganze Erdteile ein Islamismus aus, der mit barbarischer Gewalt alles auszulöschen versucht, was ein Bekenntnis zu Jesus Christus darstellt. Mit besonderer Abscheu wird das Zeichen des Kreuzes bekämpft. Woher aber kommt diese Abneigung, dieser Hass gegen das Zeichen, in dem wir Christen die Quelle der Erlösung erblicken? Pater Josef Herget CM, Leiter des Instituts St. Justinus, hält es für eine Pflicht aller Christen, sich über den Islam objektiv zu informieren und sich mit seinen Herausforderungen ernsthaft auseinanderzusetzen.

Von P. Josef Herget CM

Viele Europäer kennen weder die Lehre des Christentums geschweige die Lehre des Islams. In den europäischen Medien wird oft über Integration von Ausländern und über den Dialog mit ihnen gesprochen. Die größte Anzahl der Ausländer ist islamischen Glaubens. Kann aber der Dialog gelingen, wenn weder die eigene Religion noch die der Fremden gekannt wird?

Die Begegnungen von Christen und Muslimen – in der Schule, am Arbeitsplatz, in der Nachbarschaft oder im Wohnhaus – sind Experimentierfelder, auf dem sich zeigt, ob wir in der Lage sind, mit den Mitmenschen mit all den ernstzunehmenden großen Unterschieden im Glauben und in der Kultur christlich und menschlich umzugehen.

Zumeist begleitet von allerbesten Absichten und dem echten Wunsch zu einem guten Miteinander beizutragen, kommt das Gespräch mit Muslimen häufig auf die Ähnlichkeiten und die so genannten „gemeinsamen Werte“ zu sprechen und versucht die wesentlichen Glaubenswahrheiten zu umgehen oder zu verschweigen. Doch es kann nicht darum gehen, dem anderen zu sagen, was er hören will. Vielmehr ist es wichtig, dem anderen den eigenen Standpunkt vollständig zu vermitteln und auch den Standpunkt des anderen in seiner Vielschichtigkeit kennenzulernen, um zu wissen, mit wem man es zu tun hat.

Für uns Christen bedeutet das zum Beispiel, dass wir diejenigen Aspekte, die den Kern unseres Glaubens bilden – wie etwa die Menschwerdung, der Tod und die Auferstehung Jesu, der wahrer Gott und wahrer Mensch ist – sowie die trinitarische Dimension Gottes nicht hintanstellen dürfen.

Es ist vor allem das Kreuz, das Zeichen, in dem die Geister sich scheiden. Im Widerspruch des Islam gegen das Kreuz Christi kulminiert seine Feindschaft gegenüber der christlichen Botschaft. Von der Ablehnung des Opfertodes Jesu führen direkte Wege zu fast allen anderen antichristlichen Elementen der islamischen Lehre.

So sehr verabscheut, ja hasst der Islam das Zeichen unserer Erlösung, das Kreuz, dass er lehrt, dass bei der Wiederkunft Isa’s (Jesu) am Ende der Zeit dieser „alle Kreuze auf Kirchen und Gräbern zerschlagen werde“ (Siehe: Hadithen: Tirmizi 4/93 und Ibni Mace 10/334).

Subtiler lässt sich das Zentrum des Christentums wohl kaum angreifen, als wenn man behauptet, dass derjenige, dessen ganzes Lebenswerk im siegreichen Zeichen des Kreuzes zusammengefasst ist, angeblich jenes Zeichen seines Sieges und Triumphes selbst vernichten werde. Und noch dazu gerade zu der Zeit, in der seine glorreiche Herrlichkeit der gesamten Schöpfung vor Augen treten wird (vgl. Sure 43,61).

Für Christen ist das Kreuz „das Siegeszeichen“ – O Crux, ave, spes unica“ – Zeichen der „einzigen Hoffnung“, wie es in einem Hymnus der Liturgie heißt. Die Christen vertrauen darauf, dass der Herr, der am Ostertag seinen Jüngern mit den verklärten Wundmalen erschienen ist, um ihnen die Identität des Gekreuzigten und Auferstandenen zu dokumentieren, mit eben diesem Zeichen seines Sieges über Sünde und Tod zum Jüngsten Gericht wiederkommen wird (Apg 1,7.11).

Der Evangelist Matthäus berichtet, dass Jesus selbst in seiner großen endzeitlichen Rede das strahlende Bild des Kreuzes andeutet: „Und dann wird das Zeichen des Menschensohnes am Himmel erscheinen … und man wird den Menschensohn auf den Wolken des Himmels mit großer Macht und Herrlichkeit kommen sehen“ (Mt 24,30).

Keine Kreuzigung und keine Erlösung im Islam

Hier zeigt sich ein grundlegender Unterschied zum Islam: Der Koran kennt keine Erbsünde. Der Islam lehrt auch nicht wie die Bibel, dass der Mensch nach Gottes Bild und Gleichnis geschaffen wurde. Im Gegenteil: Der Koran spricht davon, dass Allah einzigartig ist und auf keinerlei Weise mit dem Menschen, seinem Geschöpf und Diener, verglichen werden kann und darf. Für den Islam ist „Allah ein einziger“, der in unzugänglichem Licht wohnt. Er bleibt unendlich transzendent, außerhalb dieser Welt, seiner Schöpfung. Er spricht nur „durch Offenbarung oder hinter einem Vorhang“ (Sure 42,50).

Und weil es nach islamischer Lehre keine Erbsünde gibt, lehrt der Islam, dass es sündenlose Menschen gibt. Sündenlos seien die Propheten gewesen, die Allah in der Geschichte zu den Menschen gesandt hat. Sie haben nach Aussagen der islamischen Theologie niemals eine Sünde begangen. Allerdings widerspricht der Koran dieser Lehrmeinung, denn er führt Beispiele für Propheten an, die Allah um Vergebung ihrer Sünden gebeten haben: Adam in Sure 7,23; Noah in Sure 11,47; Ibrahim in Sure 14,41; Mose in Sure 28,16; David in Sure 38,24. An keiner einzigen Stelle jedoch spricht der Koran davon, dass Isa (Jesus) eine Sünde begangen hätte.

Da der Islam keine Erbsünde und keine stellvertretende Erlösung anerkennt, hat auch die Kreuzigung Jesu, das Herzstück der christlichen Erlösungstheologie (1 Kor 15,19), im Islam keine Bedeutung.

Im Gegenteil: Der Koran zeigt Jesus nur als Menschen und Propheten und er lehrt, dass Jesus nicht am Kreuz gestorben sei. Nur an einer einzigen Stelle berichtet der Koran von der Kreuzigung Jesu und dieser Vers bleibt inhaltlich äußerst dunkel. In Sure 4, 157-158 heißt es: „Aber sie haben ihn (in Wirklichkeit) nicht getötet und (auch) nicht gekreuzigt. Vielmehr erschien ihnen (ein anderer) ähnlich… Und sie haben ihn nicht mit Gewissheit getötet… Nein, Allah hat ihn zu sich (in den Himmel) erhoben.“

Zwar vertreten islamische Theologen viele unterschiedliche Auffassungen zu dieser Stelle, die sich zum Teil stark widersprechen. Manche sind der Ansicht, Jesus wurde mit einer anderen Person verwechselt und diese gekreuzigt, zum Beispiel: Judas oder Simon von Cyrene. Andere glauben, dass gar keine Kreuzigung stattgefunden habe. Alle islamischen Theologen sind sich jedoch einig, dass Jesus nicht gekreuzigt wurde und nicht am Kreuz starb. Für sie käme ein gekreuzigter Jesus einem schmachvoll unterlegenen Jesus gleich. Allah würde es niemals gestatten, dass sein Prophet Isa eines so schmählichen Todes sterben müsste!

Die Absicht der islamischen Theologie zeigt sich ganz offen in ihrer Argumentation: Wenn die Kreuzigung nicht stattgefunden hat, dann hat die christliche Erlösungs- und Versöhnungslehre keine Grundlage.

Wenn Jesus nach dem Koran nur ein Mensch ist, kann er für andere Menschen keine Erlösung bewirken. Insofern besteht sogar eine gewisse Übereinstimmung mit der Bibel. Kein Mensch, selbst nicht der größte Heilige, wäre imstande, die Sünden aller Menschen auf sich zu laden und sich als Opfer für alle darzubringen.

Doch kraft der göttlichen Person des Sohnes in Christus ist das Opfer Christi für alle erlösend. Nur weil Jesus der sündenlose Gottessohn ist, konnte er die Menschheit mit Gott versöhnen und die Sünder erlösen (vgl. Psalm 49,8; Hebr 9,11).

Die Erbsünde und der Erlöser

In der Bibel ist die Frage der Erlösung untrennbar mit der Lehre von der Erbsünde verbunden (Röm 5,8-10.12-18); ohne Erbsünde keine Erlösung. Erst der Fluch der Erbsünde über alle Menschen und ihr zerstörendes Verhältnis zu Gott machen die Erlösung unbedingt notwendig, damit die Kluft zwischen Gott und Mensch (Gen 3,15-24) überbrückt werden kann. Der biblische Bericht vom „Sündenfall“ beschreibt in bildhafter Sprache ein Urereignis, das zu Beginn der Geschichte des Menschen stattgefunden hat. Gott hat den Menschen nach seinem Bild geschaffen und in seine Freundschaft aufgenommen. Als geistbeseeltes Wesen kann der Mensch diese Freundschaft nur in freier Unterordnung unter Gott leben, und der „Baum der Erkenntnis von Gut und Böse“, von dem zu essen ihm verboten wird, erinnert an die unüberschreitbare Grenze, die der Mensch als Geschöpf freiwillig anerkennen und vertrauensvoll achten soll.

Vom Teufel versucht, ließen die Stammeltern aber in ihrem Herzen das Vertrauen zu ihrem Schöpfer sterben, missbrauchten ihre Freiheit und gehorchten den Geboten Gottes nicht. In dieser Sünde zog der Mensch sich selbst Gott vor: er wollte „sein wie Gott“, aber ohne Gott.

Die Heilige Schrift zeigt die verhängnisvollen Folgen dieses ersten Ungehorsams. Adam und Eva verlieren sogleich die Gnade der ursprünglichen Heiligkeit. Sie fürchten sich plötzlich vor Gott, von dem sie sich das Zerrbild eines Gottes gemacht haben, der eifersüchtig auf seine Vorrechte bedacht ist.

Die ursprüngliche Harmonie ist damit zerstört: die Herrschaft der geistigen Fähigkeiten der Seele über den Körper ist gebrochen; die Einheit zwischen Mann und Frau ist Spannungen unterworfen; ihre Beziehungen sind gezeichnet durch Begierde und Herrschsucht. Auch die Harmonie mit der Schöpfung ist zerbrochen: die sichtbare Schöpfung ist dem Menschen fremd und feindlich geworden; denn um seinetwillen ist auch die Schöpfung nun der Knechtschaft der Vergänglichkeit unterworfen (vgl. Röm 8,20). Und schließlich kommt es zu der Folge, die für den Fall des Ungehorsams ausdrücklich vorhergesagt worden war: der Mensch „kehrt zum Erdboden zurück, von dem er genommen worden ist“ (Gen 3,19), und der Tod hält Einzug in die Menschheitsgeschichte.

Seit dieser ersten Sünde überschwemmt eine wahre Sündenflut die Welt: Kain ermordet seinen Bruder Abel; infolge der Sünden werden die Menschen ganz allgemein verdorben; auch in der Geschichte Israels äußert sich die Sünde immer wieder (vor allem als Untreue gegen Gott und Übertretung seiner Gesetze), und selbst nach der Erlösung durch Jesus Christus sündigen auch die Christen nach wie vor auf vielerlei Weise.

Alle Menschen sind in die Sünde Adams verwickelt; denn jeder Mensch, der in sein Herz schaut, erfährt sich auch zum Bösen geneigt und in vielerlei Übel verstrickt, die nicht vom guten Schöpfer herkommen können. Die Kirche lehrt, dass das unermessliche Elend, das auf dem Menschen lastet, und sein Hang zum Bösen und zum Tode nicht verständlich sind ohne den Zusammenhang mit der Sünde Adams und mit dem Umstand, dass dieser uns eine Sünde weitergegeben hat, von der wir alle schon bei der Geburt betroffen sind und die „der Tod der Seele“ ist. Wegen dieser Glaubensgewissheit spendet die Kirche die Taufe zur Vergebung der Sünden selbst kleinen Kindern, die noch keine persönliche Sünde begangen haben.

Die Erbsünde ist also keine Sünde, die man begangen hat, sondern eine, die man „miterhalten“ hat; sie ist ein Zustand, keine Tat. Indem aber die Taufe das Gnadenleben Christi spendet, tilgt sie die Erbsünde und richtet den Menschen wieder auf Gott aus. Aber die Folgen für die Natur, die nach wie vor geschwächt und zum Bösen geneigt ist, verbleiben im Menschen und verpflichten ihn zum geistlichen Kampf.

Um den Menschen zu retten und die rechte Beziehung zu Gott wieder herzustellen, ist der Sohn Gottes Mensch geworden: Er steht nicht bloß für sich selbst, sondern als der „zweite Adam“, der „neue Adam“ für alle. „Wie durch den Ungehorsam des einen Menschen die vielen zu Sündern wurden, so werden auch durch den Gehorsam des einen die vielen zu Gerechten gemacht werden“ (Röm 5,19).

Nur das Leben und Wirken Jesu machen deutlich, was das Kreuz dieses Einen von allen kleinen und großen Kreuzen der Weltgeschichte unterscheidet: Der da leidet, ist Jesus Christus, der eingeborene Sohn des Vaters, der Herr der Welt. Ohne diese Tatsache wird dem christlichen Bekenntnis vom Leiden und Tod Jesu der Stachel genommen, der die ganze Geschichte bewegt. Jesus, der Sohn Gottes, stellt sich auf den Platz der Sünder, und schenkt ihnen auf diesem Platz, wo er als der Sohn steht, den Platz des Sohnes. „Mein Gott…“ ruft er zu Gott an Stelle der Sünder, und bezeugt für sie am Kreuz die Sohnesliebe, das erste Gebot, die erste, ursprüngliche Berufung. Sein Leid, welches das Grauen der Sünde offenlegt, wird zum Leid, das die Liebe des Sohnes zeigt – und wird so zur Sühne und zur Erlösung.

Durch seinen Gehorsam bis zum Tod wurde Jesus zum leidenden Gottesknecht, der stellvertretend „sein Leben als Sühnopfer hingab“, „die Sünde von vielen trug“ und so „die vielen gerecht macht“, indem er „ihre Schuld auf sich lädt“ (Jes 53,10-12). Der Apostel Paulus schreibt an die Korinther: „Denn vor allem habe ich euch überliefert, was auch ich empfangen habe: Christus ist für unsere Sünden gestorben, gemäß der Schrift, und ist begraben worden. Er ist am dritten Tag auferweckt worden, gemäß der Schrift, und erschien dem Kephas, dann den Zwölf“ (1 Kor 15,3-5).

Für das biblische Verständnis von Kreuzigung, Erlösung und Auferstehung, das für Christen das Zentrum ihres Glaubens ausmacht, gibt es im Koran und in der islamischen Theologie keine Entsprechung, im Gegenteil: nur massive Ablehnung.

Der Artikel ist veröffentlicht in der Zeitschrift Kirche heute Nr. 6/Juni 2015
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Papst Franziskus reicht den Palästinensern die Hand

Heiligsprechung arabischer Christen

Der Papst hat zwei arabische Ordensfrauen aus dem Volk der Palästinenser heiliggesprochen. Gleichzeitig kündigte er die Anerkennung Palästinas als Staat an. Damit zeigt Franziskus wieder einmal neu, wie unbeirrt er seinen Weg weitergeht, ohne politische Kalküle. Er berechnet nicht nach menschlichen Maßstäben, sondern möchte durch sein freimütiges Zeugnis Gott die Möglichkeit geben, in die Geschichte der Menschheit einzutreten und das Angesicht der Erde zu erneuern.

Von Erich Maria Fink

Signal: „Arabisch“ heißt nicht unbedingt „islamisch“

Papst Franziskus sieht das unermessliche Leid der Christen im Nahen Osten. Vor den Augen einer hilflosen Völkerfamilie werden sie von fanatischen Moslems auf grausamste Weise ausgelöscht. In einem religiös-nationalen Sinn wird der ganze Vordere Orient von den Islamisten beansprucht. Sie glauben, Gott einen Dienst zu tun, wenn sie das Gebiet von allem Christlichen säubern. Das Prekäre aber daran ist, dass unter ihrem Terror nicht nur Christen leiden, sondern auch andere religiöse Minderheiten und vor allem große Teile der muslimischen Bevölkerung.

In diese Situation hinein hat der Papst ein Signal gesetzt. Er macht deutlich, dass arabische Nationalität in keiner Weise mit islamischer Religion identisch ist. Der Anspruch, den die Islamisten erheben, ist auch historisch gesehen eine Verfälschung der Tatsachen. Bis heute gibt es die christliche Tradition unter den arabischen Völkern, die zudem älter ist als alle muslimischen Glaubensrichtungen. Ein Beweis dafür sind die beiden neuen Heiligen, zwei Ordensfrauen, die in der Neuzeit gelebt und gewirkt haben, Maria Alfonsina Danil Ghattas (1843-1927) und Maria von Jesus dem Gekreuzigten, auch unter dem Namen Mirjam von Abellin bekannt (1846-78). Beide stammen aus dem Volk der Palästinenser und zeugen von der tiefen Verwurzelung der christlichen Traditionen in der arabischen Bevölkerung. Die Heiligsprechung ist eine enorme Ermutigung für alle arabisch-stämmigen Christen im Nahen Osten.

Vatikanisch-palästinensischer Grundlagenvertrag

Die Teilnahme des palästinensischen Präsidenten Mahmoud Abbas an der Heiligsprechung bestätigt genau diese Signalwirkung der Ereignisse. Und nicht etwa der aus Jordanien stammende lateinische Patriarch in Jerusalem, Fouad Twal, sondern der islamische Präsident Abbas überreichte dem Papst bei seiner Audienz am Samstag vor der Heiligsprechungsfeier eine Perlmuttschatulle mit Reliquien der beiden palästinensischen Ordensfrauen.

Dass aber Franziskus diesen Anlass auch noch dazu nützt, um am Mittwoch zuvor die Anerkennung Palästinas als Staat bekanntzugeben, ist weniger als Frucht der vatikanischen Diplomatie als vielmehr des ungestümen und unbekümmerten Charismas des Papstes zu betrachten. Einen wirksameren Augenblick hätte er kaum wählen können. Gleichzeitig aber bot der Rahmen auch einen entsprechenden Schutz, um einen solchen Vorstoß überhaupt wagen zu können. Die westlichen Medien meldeten: Papst Franziskus bezeichnet den palästinensischen Präsidenten als „Engel des Friedens“. Doch besteht ein großer Unterschied, ob ich jemanden auffordere, nach Heiligkeit zu streben, denn das ist die Berufung aller Menschen, oder ob ich jemanden als „heilig“ bezeichne. Der Papst hat Abbas nicht „kanonisiert“, sondern ihm ins Gewissen geschrieben, dass er die Verpflichtung hat, die Türe zum Frieden aufzustoßen oder mindestens offenzuhalten. Bei der Überreichung einer Pontifikatsmedaille, auf der ein Friedensengel abgebildet ist, „der den bösen Geist des Krieges zerstört“, habe er, so Papst Franziskus, an Abbas gedacht. Und er formulierte als Auftrag: „Mögen Sie ein Engel des Friedens sein.“

Deutlicher hätte der Papst den beiden Parteien im Friedensprozess seine Erwartungen nicht zum Ausdruck bringen können. Eine Zweistaaten-Lösung bedeutet nämlich, dass beide Seiten noch wesentliche Schritte zurücklegen müssen. Bis heute gibt es keine klare Anerkennung Israels vonseiten der Palästinenser. Vielmehr wird in allen programmatischen Schriften und Dokumenten der unterschiedlichen Palästinenserbewegungen bis heute Israel das Existenzrecht als Staat abgesprochen. Umgekehrt ist es ein unzweideutiger Appell an die neugewählte Regierung in Israel, die so deutlich von einer Zweistaaten-Lösung abgerückt ist wie selten zuvor. Ohne Klärung der Grenzen aber ist der Grundlagenvertrag zwischen Vatikan und Palästinensern eher eine Absicherung der Möglichkeit eines christlichen Lebens unter dem palästinensischen Volk als die Anerkennung eines politischen Staatsgebildes.

Das Zeugnis der neuen Heiligen

Unterstrichen wird die Erwartung der Kirche vom Zeugnis der beiden neuen Heiligen. Denn Mirjam von Abellin ist nicht einfach ein Beispiel für friedlichen Dialog mit dem Islam. Sie war selbst Opfer der extremen Reaktion eines jungen Moslems geworden und hatte den Schnitt in ihre Kehle nur durch das wunderbare Eingreifen der Gottesmutter überlebt. Doch ihre demütige, versöhnende Reaktion und ihr späterer Umgang mit Muslimen lassen sie heute auch unter der muslimischen Bevölkerung als „ihre“ Heilige aufleuchten.

Und die Rosenkranzschwestern, die auf die Gründung der heiligen Maria Alfonsina Danil Ghattas zurückgehen, leisten heute im Nahen Osten auf dem Gebiet der Erziehung und Bildung einen erstaunlichen Dienst, der sich nicht nur an Christen wendet, sondern ohne Unterschied an Schulen in Jordanien, Palästina, Israel und im Libanon auch Muslimen angeboten wird. Und die muslimische Bevölkerung weiß dieses Zeugnis sehr zu schätzen.

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Zum Jahr des gottgeweihten Lebens

Bei Christus bleiben

Ehelosigkeit, Gebet und Arbeit

Wir befinden uns im „Jahr des geweihten Lebens“, das Papst Franziskus vom 1. Advent 2014 bis 2. Februar 2016 ausgerufen hat. Es soll die Schönheit der Berufung zum Priestertum wie zum gottgeweihten Leben aufleuchten lassen. Zu diesem Anliegen passt wunderbar ein Buch von Erzbischof Karl Braun, das letztes Jahr im fe-Verlag erschienen ist. Es trägt den Titel: „Bei Christus bleiben. Gedanken zu einem Herzensanliegen Christi im Blick auf Leben und Dienst des Priesters“.[1] Der ausgewählte Text berührt die entscheidenden Momente eines gottgeweihten Lebens.

Von Erzbischof em. Karl Braun, Bamberg 

Maria und Martha (Lk 10,38-42) haben den gleichen Ausgangspunkt: die Liebe zu Christus, die Freude über seine Nähe und den Wunsch, alles für ihn zu tun und ganz für ihn dazusein. Die beiden dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Sie sind zwei verschiedene, aber aufeinander bezogene Gestalten des Glaubens. Christliches Leben umfasst beides, das betrachtende Leben und das aktive Leben: contemplatio und actio, ora et labora – bete und arbeite.

Was wird Martha zum Fallstrick?

Martha hat Jesus und die Seinen aufgenommen, und nun setzt sie alles daran, ihm Freude zu bereiten. Großzügig stellt sie sich und das Ihre in seinen Dienst und übernimmt mit der Gewährung der Gastfreundschaft nicht geringe Verpflichtungen. Es ist für sie selbstverständlich, dass sie das ganz tut, mit vollem Einsatz, auf die bestmögliche Weise. Doch diese Absicht wird ihr dann zum Fallstrick: nach und nach verliert sie Jesus aus dem Blick und sieht nur noch ihr Vorhaben – das, was sie für ihn tun will. Sie hat ihn begrüßt und aufgenommen, aber auf einmal ist er für sie kaum noch da bzw. ist sie nicht mehr für ihn da. Sie hat ihn aus dem Blick verloren.

Wer kennte das nicht? Man will dem Herrn und den Seinen dienen und man beginnt in Ruhe, aus dem Gebet heraus, mit Übersicht und klarer Überlegung. Doch dann beginnen einem die Dinge auf einmal über den Kopf zu wachsen. Es kommt die Sorge hinein, ob ich sie schaffen werde – ob ich sie so schaffen werde, wie ich sie geplant habe und wie ich meine, dass ich sie schaffen muss… Und dann ist auf einmal das „Muss“ darin und wird immer stärker und wird schließlich zu dem Punkt, auf den sich alle Gedanken und Kräfte konzentrieren: „Ich muss es schaffen“ – und zwar so, wie es mir vorschwebt. Jetzt versteift sich etwas in mir – und wehe, es kommt mir nun etwas oder jemand überraschend in den Weg und hält mich auf…!

Das ist es wohl, was Martha geschehen ist: dieses von ihr selbst gar nicht bemerkte Herausgleiten aus der Haltung der liebenden Aufmerksamkeit auf Jesus und der Hingabe an ihn und an seine Sache in ein angespanntes, sich versteifendes Leisten, das nur noch die Sache sieht – die unversehens von der Sache des Herrn zu ihrer eigenen Sache geworden ist.

Dadurch aber – durch diesen Verlust des Blickes auf den Herrn, durch das Verlieren des Kontaktes mit ihm – wird nun alles verdorben und Marthas Absicht in ihr Gegenteil verkehrt: Sie wollte Christus dienen – und auf einmal befiehlt jetzt sie, und er soll ihr gehorchen!

Lukas bringt sehr deutlich zum Ausdruck, dass Martha in ihrer Arbeit untergeht. Er formuliert in 10,40 nicht einfach: „Sie bediente sie“, sondern: „Martha aber war völlig in Anspruch genommen durch den vielen (Tisch-) Dienst[2] – sie ging völlig auf in dem, was sie aus dem Dienst für Christus gemacht hatte. Martha „,wurde hin- und hergerissen, umgetrieben‘. Es handelt sich um die Stress-Situation eines Menschen, der sich tausend Aufgaben gegenübersieht und in dem Bestreben, es um jeden Preis zu schaffen, vor Anstrengung den Atem anhält."[3]

Diese Formulierung des Lukas sowie die Antwort, die Jesus dann Martha gibt, macht deutlich: Wir können nicht einfach alle Schuld auf die äußeren Umstände schieben, wenn wir in den Dingen untergehen und keine Prioritäten mehr sehen, Wichtiges und Unwichtiges nicht mehr unterscheiden können und den Herrn aus dem Blick verlieren.

Die Ehelosigkeit um des Herrn willen

Das in Lk 10,40 gebrauchte Wort perispáo (in Anspruch nehmen) ist ein „hapax legomenon“, ein einmalig gebrauchtes Wort im Neuen Testament. Aber in 1 Kor 7,35 benützt Paulus den gleichen Ausdruck als Adverb in der Verneinung: aperíspastos – „nicht abgelenkt“. Er spricht dort über die Ehelosigkeit um des Herrn willen und sagt von ihr, sie biete die Möglichkeit zu einem unabgelenkt auf Christus hin gesammelten Leben.

Zölibat ist also das Gegenteil der inneren Zerrissenheit, des Ausgegossenseins in und des Aufgesogenwerdens durch die Dinge, das uns Martha hier vor Augen führt und das wir nur allzu gut aus unserem eigenen Leben kennen. Carlo M. Martini übersetzt 1 Kor 7,35 folgendermaßen: „Das sage ich zu eurem Nutzen: nicht um euch eine Fessel anzulegen, vielmehr, damit ihr in rechter Weise und ungestört immer dem Herrn dienen könnt“, und er bemerkt dazu: „Damit ist unser ganz ungestört auf Jesus, den Herrn, hin gesammeltes Leben gemeint. Das ist es, was der heilige Paulus psychologisch als das Wesen der Jungfräulichkeit hinstellt."[4]

Der Sinn des Zölibates besteht also gerade auch darin, den Blick auf den Herrn festzuhalten. Nur so hat er Sinn, und daraus wächst dann auch die Frucht eines intensiven Dienstes, die jedoch etwas ganz anderes ist als ein Kompensieren der Ehelosigkeit durch Arbeit. Eine solche wäre ein Missverständnis und ginge am Sinn dieser Lebensweise vorbei.

Um noch einmal Carlo M. Martini zu zitieren[5] – er sagt: „Unter christlicher Jungfräulichkeit … versteht man also die Ganzhinwendung zum Herrn. … Christliche Jungfräulichkeit besteht also darin, dass man sich nicht nur als in sich und für sich existierend auffasst, sondern sich kraft eines frei gesetzten gegenseitigen Aktes auf Christus bezogen weiß.“ Und er stellt fest: „Nur das Gottesgeschenk der Kontemplation erschließt uns den Blick auf das Geheimnis der Brautschaft, das das Wesen der gottgeweihten Jungfräulichkeit ausmacht.“ Dasselbe gilt für den Zölibat, auch wenn man hier vielleicht statt von „Brautschaft“ lieber von „Freundschaft mit Christus“ spricht: Nur in der Kontemplation wird sein Sinn zugänglich, und nur aus einer ständigen Kontemplation heraus kann er so gelebt werden, wie es seinem Sinn entspricht. Solche „Kontemplation“ kann man ganz schlicht formulieren als „das Festhalten des Blickes an Christus“, so wie Papst Johannes Paul II. es den Priesteramtskandidaten in Cebu (auf den Philippinen) ans Herz legte: „Ihr müsst immer Jesus vor Augen haben!"[6]

Die Arbeit mit dem Blick auf Christus bewältigen

Besonders deutlich zeigt uns Petrus, was ein solches Festhalten des Blickes am Herrn bewirkt und was sein Verlust auslöst, Mt 14, 28-30: Mitten durch Sturm und Wogen geht er unbeirrt und sicher über das Wasser und kommt Jesus mit jedem Schritt näher, ja er wird ihm sogar ähnlich, indem er tun kann, was der Herr tut. Er erhält Anteil an seiner Macht, der das Unmögliche möglich ist.

Wer sich vertrauend auf den Ruf Jesu Christi einlässt und den Blick nicht von ihm abwendet, dem wird möglich, was seinen eigenen Kräften unerreichbar war; und was noch mehr ist: dessen Leben nimmt die Züge des Lebens Jesu Christi an und wird so zu einem Hinweis auf die reale Gegenwart und Wirksamkeit seines Herrn und darauf, wer er ist und wie er ist. Ja, der unverwandt festgehaltene Blick auf den Herrn ist als solcher schon ein Hinweis auf ihn, weil er auch die andern nötigt, in diese Richtung zu blicken und zu fragen, was bzw. wer denn dort zu sehen ist – wer denn dem Leben eines Menschen eine solch konsequente Richtung geben kann.

In dem Augenblick freilich, in dem der Blick sich auch nur ein wenig von Jesus löst, in dem einer der Versuchung erliegt, sich selbst mit dem Sturm und den hochgehenden Wogen auseinanderzusetzen, in demselben Moment ist es vorbei mit seiner Sicherheit und die Wellen schlagen über ihm zusammen. Ein geteilter Blick, ein geteiltes Herz, ein halbes Vertrauen ziehen uns den Boden unter den Füßen weg und lassen uns untergehen in unseren Ängsten und Sorgen; in der Menge der Dinge, die zu tun sind; in Belastungen und Versuchungen verschiedenster Art.

Die morgendliche Betrachtung und die Gebetszeiten im Laufe des Tages haben nicht zuletzt diesen Sinn: unseren Blick so fest auf den Herrn zu heften, dass er dort bleibt; dass wir dann nicht untergehen in den Dingen. Darum braucht, wer mehr zu tun hat, auch mehr Zeit für das Gebet.

Das klingt paradox, wird aber durch die Erfahrung bestätigt, wenn man es wagt, die Probe zu machen. Ein französischer Priester, der schon eine Menge von Aufgaben zu bewältigen hatte, erhielt noch eine weitere, sehr arbeitsintensive Aufgabe hinzu. Er äußerte daraufhin gegenüber einem Mitbruder: „Bisher habe ich eine halbe Stunde täglich betrachtet – jetzt muss ich mir jeden Tag eine Stunde dafür nehmen, sonst schaffe ich es nicht.“ Er tut es – und schafft die Arbeit.

Der Verlust des Blickes auf Christus verdirbt das, was so gut begonnen hatte – bei Martha, bei Petrus und bei uns. Wie hätte es denn ausgesehen, wenn Martha in der rechten Weise gearbeitet hätte? Was wäre dann anders gewesen? Vieles wäre anders gewesen – in ihrem Verhältnis zu Jesus, zu sich selbst, zu Maria und zu den Dingen:

Jesus gegenüber wäre sie aufmerksam und feinfühlig geblieben. Sie hätte ihn nicht aus dem Blick verloren. Sie hätte wirklich ihm gedient – seinen Wünschen, seiner Person. Er wäre die Mitte und der Herr geblieben. Sie hätte alles für ihn getan.

• Das hätte auch sie selbst glücklich gemacht und erfüllt. Für Minderwertigkeitskomplexe wäre da kein Raum gewesen und für den Gedanken, dass sie nur die Dienerin spielt, während ihre Schwester als Jüngerin zu Jesu Füßen sitzt.

• Dann wäre ihrer Schwester gegenüber kein Neid und Ärger wach geworden. Sie hätte sie gelten und in Ruhe gewähren lassen können und sich gefreut, dass sie durch ihren eigenen kostbaren Dienst der Schwester ihren andersgearteten Dienst für Christus mit ermöglicht und dass ihre Schwester auch an ihrer Stelle zu den Füßen Jesu sitzt.

• Man kann sich leicht vorstellen, dass sie auch die Dinge dann anders getan hätte: ohne Heftigkeit und Aufgeregtheit, in Ruhe und mit Übersicht, vielleicht mit etwas weniger Aufwand. (Wenn man die Dinge in Ruhe und mit den Augen Jesu sieht, verschieben sich die Gewichte. Man sieht dann auf einmal, dass man manches lassen oder abgeben kann an andere.) Martha wäre Herrin der Situation geblieben, und es hätte eine andere Atmosphäre im Haus geherrscht – etwas weniger Lärm und Hektik. Alle hätten sich wohler gefühlt. Und Martha hätte sich nicht überfordert gefühlt. Denn was einem von Christus aufgegeben und wirklich für ihn notwendig ist, das vermag man zu tun und dabei nimmt man keinen Schaden.

Der Artikel ist veröffentlicht in der Zeitschrift Kirche heute Nr. 6/Juni 2015
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[1] Erzbischof Karl Braun: Bei Christus bleiben. Gedanken zu einem Herzensanliegen Christi im Blick auf Leben und Dienst des Priesters, geb., 168 S., ISBN 978-3-86357-101-6, Euro 8,50. Direkt bestellen unter Tel. 07563-92006 oder mit  E-Mail: info@fe-medien.de
[2] Die Wort-für-Wort-Übersetzung des „Münchener Neuen Testamentes“ formuliert: „Martha aber war überbeschäftigt mit viel Dienst."
[3] Carlo Maria Martini: Seht die Frau, Freiburg-Basel-Wien 1987, 95.
[4] A.a.O., 95.
[5] A.a.O., 95-97.
[6] Ansprache in Cebu am 19. Februar 1981.

Zur Forderung nach Segnung homosexueller Paare

Sünde führt nie zum Glück

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) fordert die „vorbehaltlose Akzeptanz“ des Zusammenlebens gleichgeschlechtlicher Partnerschaften, die Segnung dieser Partnerschaften und die Segnung einer zweiten kirchlich nicht anerkannten Ehe. Der Passauer Bischof Stefan Oster hat dieses Ansinnen zurückgewiesen und dafür von verschiedenen Diözesanbischöfen Rückendeckung erhalten. Dass das Dokument des ZdK vom 9. Mai 2015 einstimmig verabschiedet worden ist, zeigt das ganze Ausmaß der Verwirrung in der katholischen Kirche Deutschlands. Msgr. Dr. Carlos Encina Commentz, Mitarbeiter der Apostolischen Pönitentiarie, ruft in Erinnerung, was es bedeutet, ein Leben in der Sünde gutzuheißen.

Von Carlos Encina Commentz

In Rom hatte ich das Glück, einen hervorragenden Jesuiten kennenzulernen. Er hieß P. Giovanni Blandino und war über 40 Jahre lang Beichtvater in „Il Gesù“, der Mutterkirche seines Ordens, in der sich auch das Grab des hl. Ignatius von Loyola befindet. Er starb am 26. Februar 2011 im Alter von fast 88 Jahren.

Die Schönheit des christlichen Glaubens entdecken

P. Blandino saß immer im ersten Beichtstuhl auf der rechten Seite, vormittags und nachmittags. Gern und zahlreich kamen die Menschen zu ihm, um bei ihm zu beichten. Er hatte eine sehr gute Menschenkenntnis und gab tiefe, hilfreiche Zusprüche. Die Beichte dauerte bei ihm in der Regel nicht lange. Er konnte jedem das sagen, was er wirklich brauchte. Vor allem er war davon überzeugt, dass die Pönitenten die Schönheit des christlichen Glaubens erfahren sollten. Er schrieb das Büchlein „La divina bellezza del Cristianesimo“, auf Deutsch „Die göttliche Schönheit des Christentums“ (erschienen 1993). Den Beichtenden empfahl er oft, diese Schrift zu lesen. Denn für ihn war klar, dass wir in dem Maß bereit sind, unser Leben zu ändern und uns von unseren sündhaften Gewohnheiten abzuwenden, als wir die Schönheit des christlichen Glaubens entdecken. Es ist die göttliche Schönheit des Christentums, die uns zu einem tugendhaften Leben motiviert. Oft sagte er auch, die Schönheit des christlichen Glaubens sei ein Beweis dafür, dass der christliche Glaube göttlichen Ursprungs ist. Kein Mensch habe diesen Glauben erfunden, seine Schönheit übersteige alles menschliche Denken. „Wenn das Christentum ein Traum wäre“, so P. Blandino, „wäre es der schönste Traum; wenn das Christentum ein Märchen wäre, wäre es das schönste Märchen. Das Christentum ist weder ein Traum noch ein Märchen. Das Christentum ist von einer außergewöhnlichen Schönheit, dass es nur göttlich sein kann.“ Weiter heißt es in seinem Büchlein: „Falls jemand irgend eine schönere religiöse Lehre entdecken würde, würde er sie gerne kennenlernen und sich zu eigen machen.“ Dabei hatte er nicht die geringsten Bedenken, dass dies passieren könnte; denn er ging davon aus, dass Gott der Urheber der christlichen Religion ist und sie deshalb von nichts Menschlichem übertroffen werden kann. Deshalb müssten die Menschen die Schönheit des christlichen Glaubens entdecken, um vom Evangelium angezogen und innerlich berührt zu werden.

Gebote als Wegweisung zu einem gelungenen Leben

Die meisten Menschen sind der Ansicht, ein Leben nach den Geboten Gottes schränke die Freiheit ein, sei langweilig oder mache unglücklich. Das stimmt so aber gerade nicht! Im Letzten suchen alle Menschen nach innerer Erfüllung und die große Zahl psychisch Kranker unterstreicht die Tatsache: sie sind krank, weil ihnen etwas Wesentliches fehlt. Letztlich aber kann uns nur die Erfüllung des Willens Gottes wirklich glücklich machen. Ein Mensch, der nach den Geboten Gottes lebt, ist tatsächlich glücklicher und freier als andere Menschen. Außerdem hat sein Leben ein Ziel: Gott. Niemand kann nach einer begangenen Sünde wirklich sagen, dass er sich besser oder glücklicher fühlt. Eine Beleidigung der Eltern, eine Abtreibung, ein Mord, ein Ehebruch oder eine Verleumdung können uns nicht wirklich glücklich machen. Vielmehr machen sie uns krank, und zwar, weil sie uns von Gott wegführen.

Wir Menschen neigen dazu, die Gebote Gottes als Auflistung von Verboten zu verstehen, die uns einschränken. Aber diese Sicht führt in die Irre. In Wahrheit dienen sie der Orientierung. Sie sind eine Art „Kompass“, der uns den Weg weist, die Freiheit richtig zu gebrauchen. Nur wer nach den Geboten Gottes lebt, kann ein wirklich freier Mensch werden. Er findet den Weg zu Gott und sein Leben gelingt. Denn von Gott hat er sein Leben erhalten.

Es gibt grundsätzlich zwei Möglichkeiten, die Gebote zu betrachten: Entweder wir sehen sie „negativ“ im Sinn von Verboten wie: Du sollst nicht töten, du sollst nicht ehebrechen, du sollst nicht stehlen, usw. Oder wir verstehen sie „positiv“ als Wegweisung zu einem gelungenen Leben. Denn die Verbote des Dekalogs bilden letztlich einen Schutz von wichtigen Gütern wie Leben, leiblicher Integrität, Besitz und Ehre. Damit sichern sie die Grundlage für das Leben des Einzelnen wie auch für ein geordnetes Zusammenleben unter allen Menschen. Sie sind das Fundament, auf dem die Gesellschaft steht.

Verständnis für den Schatz der heiligmachenden Gnade

Das Eigentliche, das unser Menschsein ausmacht und zum Glück führt, ist nicht sichtbar. Wir dürfen das Unsichtbare nicht unterschätzen. Von ihm hängt alles Wesentliche ab. Die Welt des Unsichtbaren ist größer als die Welt des Sichtbaren. Nur wer sie im Blick hat, kann ein Verständnis für die heiligmachende Gnade entwickeln, die wir weder mit unseren Augen sehen, noch anders wahrnehmen können. Doch ist sie das größte Geschenk Gottes an den Menschen. Zum ersten Mal empfangen wir sie in der Taufe. Sie kann wachsen und muss auch vermehrt werden, bis sie uns schließlich die Seligkeit des Himmels eröffnet, wo sie zur Vollkommenheit gelangt.

Die heiligmachende Gnade kann aber auch verloren gehen, nämlich durch die Todsünde. Die meisten Menschen wissen heute nichts mehr mit der „heiligmachenden Gnade“ anzufangen. Auch in der Kirche haben wir es über Jahrzehnte hinweg vernachlässigt, über dieses wichtige Glaubensthema zu sprechen. Es ist notwendig, dass wir wieder zu einem tiefen Verständnis dieses so großen Geschenks zurückfinden. Dann begreifen wir auch wieder den Ernst der Sünde und vor allem die Schwere einer Todsünde.

Ein Leben in der Sünde kann nie zum Glück führen

Der Verlust der heiligmachenden Gnade bedeutet ein Leben ohne Verbindung zur göttlichen Quelle. Die Reben, die vom Weinstock getrennt sind, können keine Fürchte hervorbringen. Sind wir uns bewusst, dass wir durch die schwere Sünde die heiligmachende Gnade verloren haben? Wie können wir so leichtfertig die Zeit vergehen lassen und die Beichte aufschieben, wenn wir eine schwere Sünde begangen haben? Wie können wir sogar in der innerkirchlichen Diskussion die Frage nach dem Stand der Gnade ausklammern und dazu neigen, schwere Sünden zu rechtfertigen?

Keiner wagte ins Bett zu gehen, wenn sich davor eine riesige und gefährliche Schlange befinden würde, schlafend und zusammengerollt. So sollten wir uns auch in Bezug auf die schwere Sünde verhalten. Wie wichtig wäre es, dass wir uns den Wert der heiligmachenden Gnade und die Gefahren eines Lebens im Stand der Todsünde vor Augen halten!

Leider werden diese wesentlichen Tatsachen nur allzu oft verdreht. Vor allem die Medien tragen dazu bei. Doch die Kirche hat den Auftrag, dafür Zeugnis abzulegen, dass ein Leben in der Sünde, die von Gott trennt, nie heller und erfüllter werden kann, sondern nur dunkler und düsterer. Alle großen Ideologien des vergangenen Jahrhunderts, die Leid und Verderben über die Menschheit gebracht haben, waren gottlos. Die pastorale Konstitution Gaudium et spes hat dies versucht mit den folgenden Worten auszudrücken: „Denn das Geschöpf sinkt ohne den Schöpfer ins Nichts“ (GS 37).

Wir können die ewige Glückseligkeit verlieren

Viele Sünden werden begangen, weil die Menschen zu wenig an das ewige Leben denken. Auch viele Getaufte leben so, als ob sie nie sterben würden, oder als ob es keinen Gott gäbe, vor dem sie Rechenschaft ablegen müssten. Diese Versuchung ist gerade in unserer Zeit von höchster Aktualität. Es war Papst Benedikt XVI., der immer wieder darauf hingewiesen hat. Tod und ewiges Leben sind „Tabuthemen“, vor allem wenn man davon ausgeht, dass es Todsünden gibt, die zum Verlust der ewigen Glückseligkeit führen können. Davon zu sprechen, ist fast schon gefährlich, und folglich klammert man diese Themen auch auf kirchlicher Ebene aus.

Ein Mensch, der nie an den Tod und das ewige Leben denkt, gleicht den törichten Jungfrauen. Er lebt in den Tag hinein, ohne sich auf das Eigentliche zu besinnen. Oder anders ausgedrückt: Er badet in einem Fluss, der in einem riesigen Wasserfall endet. Was nützt ihm die Erfrischung, wenn der Weg schließlich ins Verderben führt? Es ist sehr wichtig, dass wir uns ständig das Ziel unseres Lebens vor Augen halten. Ich erinnere die Menschen oft und gerne daran. Und aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass mir dies die Gläubigen sehr danken. Es ist für sie eine Hilfe und ein Ansporn, das Gute zu tun und das Böse zu meiden.

Keuschheit führt zur Liebe und Reinheit des Herzens

Es gibt ein Büchlein von Kardinal Jorge Medina mit dem Titel „Cosa significa veramente amare?“, auf Deutsch: „Was bedeutet wirklich zu lieben?“ Ausgehend von der Heiligen Schrift erläutert er mit einfachen, aber klaren Worten, was es bedeutet, dass Gott die Liebe ist, und wie sich diese Liebe in der Dreifaltigkeit widerspiegelt. Von dort fließt sie in die ganze Schöpfung hinein und zeigt sich besonders in der Barmherzigkeit gegenüber uns Menschen.

In diesem Licht erschließen sich auch die Nächstenliebe und die eheliche Liebe, ebenso wird der Sinn der Keuschheit verständlich. Am Ende seiner Ausführungen kommt Kardinal Medina auf verschiedene Fehlformen zu sprechen, die das Wesen der Liebe und der Freundschaft zerstören, heute aber fälschlicherweise als „Liebe“ bezeichnet werden. Dazu zählt der Kardinal beispielsweise Ehebruch, Sodomie, Polygamie und Konkubinat. Oft wird gesagt: „Wenn es aus Liebe geschieht, ist es keine Sünde.“ Was aber bedeutet Liebe wirklich? Nach christlichem Verständnis ist es die Ganzhingabe, sich ganz zu schenken. Die Heilige Schrift drückt es so aus: „Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt“ (Joh 15,13). Lieben bedeutet, in die Perspektive Gottes einzutreten, sich selbst hinzugeben, so wie es der Herr vorgelebt hat. Dabei erinnert er an die untrennbare Einheit von Liebe und Wahrheit, die im Gebot Gottes ausgedrückt ist. Es gibt keine Liebe ohne Beachtung der Gebote: „Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt; wer mich aber liebt, wird von meinem Vater geliebt werden und auch ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren“ (Joh 14,21). Es ist wichtig, dass wir zu diesem richtigen Verständnis von Liebe gelangen, weil die Liebe der Weg zum ewigen Leben ist (vgl. Mt 19,16-30; Mk 10,17-31 und Lk 18,18-30) und durch das Tor der Wahrheit (vgl. Joh 14,6) führt.

Das Wort Keuschheit ist heute fast ganz aus dem allgemeinen Wortschatz verschwunden. Kaum jemand spricht von dieser Tugend. Doch die Keuschheit ist die „geglückte Integration der Geschlechtlichkeit in die Person und folglich die innere Einheit des Menschen in seinem leiblichen und geistigen Sein“ (KKK 2337). Das deutsche Wort „keusch“ leitet sich vom lateinischen „conscius“ ab, was „bewusst“ bedeutet. Keuschheit wird auch als Reinheit bezeichnet. Damit verbindet sich das Erlernen der freiwilligen Selbstbeherrschung oder auch Enthaltsamkeit im sexuellen Bereich, welche eine Erziehung zur menschlichen Freiheit ist. Daher ist diese Tugend sowohl für ledige wie auch für verheiratete Menschen von großer Wichtigkeit. Die Unkeuschheit zerstört die Ehe, zerstört die Priesterberufung und auch den ledigen Menschen, sie führt in die Sklaverei der Triebe. Die Keuschheit hingegen schützt die Liebe, das höchste Gut, die wertvollste Tugend. Wir sollten uns immer daran erinnern, dass unser Leib Tempel des Heiligen Geistes ist. Keuschheit führt zur Reinheit des Herzens. Und Jesus sagt: „Selig, die ein reines Herz haben, denn sie werden Gott schauen“ (Mt 5,8).

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Der Herr ist für meine Sünden gestorben

Impulse für eine gute Beichte

Die Beichte ist eine Begegnung mit Gott, in der Er uns, wie der barmherzige Vater, entgegenkommt. Diese Begegnung ist nach Prof. Dr. Dr. Ralph Weimann heute dringlicher denn je, wobei selbst kirchlichen Mitarbeitern dieses Sakrament fremd geworden ist. Die Herausforderung bestehe darin, sich auf die Beichte neu einzulassen, ihren tiefen Wert und Sinn zu verstehen. Dazu ist es zum einen notwendig, sich der Größe des göttlichen Geschehens bewusst zu sein und den Blick auf den zu richten, der für „meine Sünden“ gestorben ist. Zum anderen können einige Hinweise zur Beichtpraxis hilfreich sein, diesen Schritt leichter zu vollziehen.

Von Ralph Weimann

Die Beichte ist in Ländern deutscher Sprache außer Mode gekommen. Erst vor wenigen Wochen ist eine Seelsorgestudie erschienen, die dies sehr anschaulich verdeutlicht. Demnach praktizieren selbst enge kirchliche Mitarbeiter das Beichtsakrament kaum noch oder nicht mehr. Nach der Studie gehen nur 54% der Priester jährlich (oder seltener statt häufiger) zur Beichte, 70% der Diakone, 88% der Gemeindereferenten und 91% der Pastoralassistenten gehen nicht jährlich zur Beichte.[1] Wenn nun schon kirchliche Mitarbeiter so wenig überzeugt von der Beichte sind, ist es nicht verwunderlich, dass das Beichtsakrament auch nicht überzeugend weitergegeben wird, und diese Entwicklung ist inzwischen längst bei den Gläubigen angekommen, denen die Beichte fremd geworden ist. Auf diesen Zusammenhang hatte Papst Johannes Paul II. bereits in seinem Apostolischen Schreiben Reconciliatio et Paenitentia 1984 hingewiesen, als er schrieb: „Wenn ein Priester nicht mehr zur Beichte geht oder nicht gut beichtet, so schlägt sich das sehr schnell in seinem priesterlichen Leben und Wirken nieder, und auch die Gemeinde, deren Hirte er ist, wird dessen bald gewahr.“[2] Das Kirchengebot, wonach jeder Katholik wenigstens ein Mal pro Jahr beichten soll, wird nicht mehr erfüllt, dabei drückt es ein Minimum aus. Dieses Minimum gilt auch für den Empfang der heiligen Kommunion. Aber wohl kaum ein Katholik in Deutschland, der regelmäßig zur heiligen Messe geht, würde auf die Idee kommen, nur ein Mal pro Jahr die heilige Kommunion zu empfangen. Daher stellt sich die Frage, warum es sich so anders verhält im Hinblick auf das Beichtsakrament? Eine Antwort darauf ist nicht einfach, die folgenden Ausführungen können darauf nicht erschöpfend Auskunft geben, vielmehr soll positiv versucht werden, den Wert der regelmäßigen Beichte herauszustellen.

Das Beichtsakrament

Sakramente sind eine Begegnung mit Christus. In ihnen und durch sie wirkt Gott selber, dies gilt auch für die Beichte. Schon den Pharisäern war bewusst, dass nur Gott Sünden vergeben kann, daher nahmen sie Anstoß an den Aussagen Jesu zur Sündenvergebung, da sie ihn nicht als Gott anerkannten (vgl. Lk 5,21). Jesus Christus hat sich als wahrer Gott und Mensch offenbart und damit jene Möglichkeiten eröffnet, die bis zu seinem Kommen unerreichbar waren. Gott trat in die Geschichte ein, um die Menschen zur Umkehr zu rufen, sie mit sich zu versöhnen und zu erlösen (vgl. Mk 1,15). Um Gott zu begegnen ist Umkehr notwendig, denn wenn „wir sagen, dass wir keine Sünde haben, führen wir uns selbst in die Irre, und die Wahrheit ist nicht in uns“ (1 Joh 1,6 ). Der christliche Realismus geht von der gefallenen Natur aus, alle Menschen sind Sünder, die der Vergebung und der Erlösung bedürfen. Da der Mensch sich nicht selbst erlösen kann, kommt Gott ihm entgegen, er will uns die Vergebung im Sakrament der Beichte schenken. Dabei geht es nicht um eine Art „Abrechnung“, nicht um einen formalen Akt oder um eine Pflichterfüllung (vgl. Kirchengebot), sondern letztlich geht es um die Annahme des Menschseins, das durch das Christentum veredelt und erhoben werden soll. Daher kommt der Beichte eine befreiende und heilende Wirkung zu. Nach dem Gesagten lassen sich nun einige konkrete Aspekte der Beichte hervorheben, die für die Beichtpraxis von Wichtigkeit sind.

Wie oft sollten wir beichten?

Die bereits erwähnte Seelsorgestudie hat eine desolate Situation im Hinblick auf die Beichtpraxis deutlich gemacht. Gläubige, die von der Bedeutung und dem Wert der Beichte erfahren, stellen mit Recht die Frage, wie oft man eigentlich beichten sollte, was einem „gut“ tue? Viele sind gar verunsichert, denn – dies ist augenscheinlich – wenn Priester selber nicht (regelmäßig) beichten, werden sie auch den Gläubigen nicht empfehlen dies zu tun. Manchmal sehen sich Gläubige, die regelmäßig das Beichtsakrament empfangen, gar den Vorwürfen des Beichtvaters ausgesetzt, sie würden zu oft zur Beichte gehen.

Die Päpste haben in den letzten Jahrzehnten immer wieder die Wichtigkeit der regelmäßigen Beichte betont, sie diene nicht nur dazu, schwere Sünden zu beichten, sondern auch lässliche Sünden vor den Herrn zu tragen. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Jede Sünde verletzt die Beziehung zu Gott, die Beziehung zum Nächsten und die Beziehung zur Kirche. Diese kleinen Verletzungen können sich summieren und auf die Dauer großen Schaden anrichten. Durch die regelmäßige Beichte wird dieser Schaden wieder gut gemacht. Der hl. Augustinus schrieb: „Das Bekenntnis der schlechten Werke ist der Beginn deiner guten Werke. Du tust die Wahrheit und kommst ans Licht."[3] Was bedeutet das aber für die Häufigkeit der Beichte?

Das Zeugnis der Heiligen gilt als bewährter Weg, um Orientierung zu finden. Papst Johannes Paul II. beichtete beispielsweise jede Woche. Er schätzte dieses Sakrament sehr und sagte darüber: „Es wäre eine Illusion, nach Heiligkeit zu streben, … ohne häufig Gebrauch vom Sakrament der Umkehr und Versöhnung zu machen. Diejenigen, die regelmäßig zur Beichte gehen, und dies mit dem Verlangen tun, Fortschritte zu machen, werden zielstrebig vorankommen in ihrem geistlichen Leben."[4] Papst Franziskus rät wenigstens alle zwei Wochen das Sakrament der Beichte zu empfangen.

Auch wenn die Wirklichkeit sich weit von diesen Orientierungspunkten entfernt, so ist für Priester die wöchentliche Beichte durchaus angemessen. Als Faustregel kann den Gläubigen die monatliche Beichte empfohlen werden. Denjenigen, die entschieden einen geistigen Weg gehen wollen, ist die vierzehntägige Beichte nahezulegen. Auf diese Weise wären die Voraussetzungen geschaffen, jeden Tag einen vollkommenen Ablass gewinnen zu können.

Vorbereitung zur Beichte

Damit die Beichte zur Begegnung mit dem Herrn werden kann, ist eine Vorbereitung von großer Wichtigkeit. Im Apostolischen Schreiben Menti nostrae an den Klerus der ganzen Welt hebt Papst Pius XII. die Bedeutung der täglichen Gewissenserforschung hervor: „Sie ist von größter Wichtigkeit als Rechenschaft über das geistige Leben des verflossenen Tages. Sie beseitigt die Hindernisse, die das Wachsen der Tugenden hemmen oder hindern und spendet Mittel, die priesterliche Tätigkeit fruchtbarer zu machen und Gottes Barmherzigkeit zu erflehen für so viele Armseligkeiten."[5]

In unserer schnelllebigen Zeit finden wir oft nicht mehr die innere Ruhe und die Zeit, uns zu besinnen und abends sind wir oft müde und möchten schnell ins Bett. Da aber die Gewissenserforschung als Vorbereitung für die Beichte von großer Wichtigkeit ist, sollte man sich jeden Abend ca. 3-5 Minuten dafür reservieren. Eine Gewissenserforschung lässt sich wie folgt gliedern: 1) Anrufung des Heiligen Geistes, damit er das Gewissen erleuchte; 2) Vorsatz überprüfen, den man tags zuvor oder am Morgen gefasst hat; 3) den vergangenen Tag in der Gegenwart Gottes Revue passieren lassen; 4) am Ende den Herrn um Vergebung bitten, ihm für alles Gute danken und einen neuen Vorsatz fassen.

Früchte einer häufigen Beichte

Papst Pius XII. hat im bereits erwähnten Apostolischen Schreiben den Gläubigen die Fürchte der häufigen Beichte in Erinnerung gerufen, er schrieb: „Die häufige Beichte ‚fördert die rechte Selbsterkenntnis, vermehrt die christliche Demut, rottet die bösen Gewohnheiten aus, hilft der Nachlässigkeit und geistigen Lauheit widerstehen, reinigt das Gewissen und stärkt den Willen. Sie ermöglicht eine heilsame Seelenleitung und erhöht die Gnadenwirkung aus der Kraft des Sakraments selber‘ (vgl. Mystici Corporis Christi).“ In ähnlicher Weise hat sich auch Papst Johannes Paul II. zur Beichte geäußert, beispielsweise im Postsynodalen Schreiben Reconciliatio et paenitentia.

Einen Tag für die Beichte festlegen

Die Beichte stellt in der Regel für jeden Gläubigen eine Herausforderung dar, denn der „alte Mensch“ lässt sich nur ungern verändern. Das Bekenntnis der eigenen Sünden und Fehler fällt niemanden leicht. Deshalb ist es empfehlenswert, sich ganz bewusst für einen bestimmten Beichtrhythmus zu entscheiden. Wer keinem Rhythmus folgt, der wird die Beichte immer wieder aufschieben. Dies kann für das geistliche Leben sehr negative Konsequenzen haben und nach und nach zur Aufgabe der Beichtpraxis führen.

Zur Vorbereitung auf die Begegnung mit dem Herrn im Bußsakrament sollte man nicht nur das Gewissen erforschen, sondern sich auch daran erinnern, welchen Preis der Herr für „meine Sünden“ bezahlt hat. Daher rät Papst Johannes Paul II. am Beichttag zu fasten, auf jeden Fall sollte man irgendein Opfer bringen, um den Wert dieses großen Geschehens besser zu begreifen. Auf diese Weise wird es auch besser gelingen, eine echte Liebesreue zu erwecken und dem Vorsatz Nachhaltigkeit zu verleihen.

Wie sich eine Beichte beenden lässt

Nach dem vollständigen Sündenbekenntnis lässt sich die Beichte etwa mit folgenden Worten beenden: „Ich bereue diese und alle meine Sünden, bewusste, unbewusste, und alle Todsünden meines ganzen Lebens, und im Vertrauen auf die Barmherzigkeit Gottes und sein kostbares Blut, für mich vergossen, bitte ich um Vergebung.“

Ein Blick auf die einzelnen Aspekte macht deutlich, was sich damit verbindet:

1. Der hl. Pater Pio wurde gefragt, wie man sich verhalten solle, wenn man die Intention hat, alles zu beichten, sich aber womöglich nicht an alles erinnert. Er gab zur Antwort: Wenn wir mit großem Vertrauen und der ehrlichen Absicht zur Beichte gehen, alle Todsünden, an die wir uns erinnern, zu beichten, und dann alles einschließen, auch diejenigen Sünden, an die wir uns nicht mehr erinnern, dann wird Gott sie vergeben. Darum empfahl er, am Ende der Beichte immer hinzuzufügen: „und alle Sünden, die ich vergessen haben mag oder an die ich mich nicht mehr erinnere“. Dabei handelt es sich allerdings nicht um Sünden, die man nicht beichten will. Es kommt heute wesentlich öfter vor, dass die letzte Beichte sehr lange zurückliegt, und so kann man Gefahr laufen, Sünden zu vergessen, an die man sich trotz einer guten Gewissenerforschung nicht mehr erinnert. Daher ist es beruhigend und hilfreich, sie auf diese Weise in die Beichte einzuschließen und das Vertrauen auf die Barmherzigkeit Gottes zu setzen.

Die Erwähnung „aller Todsünden des ganzen Lebens“ am Ende der Beichte bringt noch einen weiteren positiven Aspekt mit sich, wobei dies nicht mit einer Lebensbeichte zu verwechseln ist. Gerade die Todsünden hinterlassen Wunden und Narben. Wenn sie in die Beichte eingeschlossen werden, dann hilft das auf dem Weg der inneren Heilung voranzukommen.

3. Durch die Anrufung der Barmherzigkeit Gottes wird das Vertrauen in seine Gegenwart gestärkt, denn Gott allein vergibt die Sünden. Die Barmherzigkeit kann man sich nicht verdienen, sie ein Geschenk Seiner Gnade.

4. Die Anrufung des kostbaren Blutes hat eine besondere Bedeutung, auch wenn diese Tradition nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil fast ganz verloren gegangen ist. Der hl. Papst Johannes XXIII. hat sie 1960 in einem Apostolischen Brief gefördert. Darin heißt es: „Denn wenn der Wert des Blutes des Gottmenschen Jesus Christus unendlich ist und wenn die Liebe unendlich ist, die ihn dazu getrieben hat, es vom achten Tage nach seiner Geburt an bei der Beschneidung und dann im Übermaß ,im Todeskampf‘ (Lk 22,43) und in dem langen Gebet im Garten Gethsemane, bei der Geißelung und Dornenkrönung, beim Aufstieg zum Kalvarienberg und bei der Kreuzigung zu vergießen, und wenn schließlich die große Wunde in seiner Seite geöffnet worden ist, damit ein Zeichen jenes göttlichen Blutes existiere, das sich auch in alle Sakramente der Kirche ergießt, so fordert das alles nicht nur als geziemend, sondern als in höchstem Maße notwendig, dass alle Gläubigen, die durch dieses Blut wiedergeboren worden sind, ihm fromme Verehrung, Anbetung und überströmende Liebe entgegenbringen."[6] Mit seinem kostbaren Blut wäscht der Herr die Seelen rein, dies kommt in der „Absolutio“ (Lossprechung) deutlich zum Tragen. Der hl. Pfarrer von Ars sagte: „Wenn der Priester die Absolution gibt, soll man nur an eine Sache denken, nämlich dass das Blut des Guten Gottes unsere Seele überflutet, um es zu waschen und sie ebenso schön zu machen, wie sie war am Tag der Taufe.“ Schon der hl. Papst Clemens schrieb Ende des ersten Jahrhunderts: „Blicken wir hin auf das Blut Christi und erkennen wir, wie wertvoll es seinem Vater ist; denn um unseres Heiles willen vergossen, brachte es der ganzen Welt die Gnade der Buße."[7]

5. Die Beichte schließt mit der Bitte um Vergebung. Dabei wendet sich Gott uns als der barmherzige Vater zu, der uns schon von weitem entgegeneilt. Wir verstehen das Geheimnis der Beichte besser, wenn wir uns dem Geschehen mit der Haltung jenes Sohnes nähern, der vor dem Vater bekannte, es nicht mehr wert zu sein, Sohn genannt zu werden (Lk 15,19). Wenn wir demütig um Vergebung bitten, wird der himmlische Vater vergeben, uns unsere Würde zurückgeben und uns mit seiner Gnade stärken. Diese Haltung kommt auch an anderer Stelle im Lukasevangelium zum Tragen, wo es heißt: „Ich sage euch: Ebenso wird auch im Himmel mehr Freude herrschen über einen einzigen Sünder, der umkehrt, als über neunundneunzig Gerechte, die es nicht nötig haben umzukehren“ (Lk 15,7).

Der Artikel ist veröffentlicht in der Zeitschrift Kirche heute Nr. 6/Juni 2015
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[1] Ergebnisse der Seelsorgestudie, vom 17.4.2015.
[2] Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben Reconciliatio et Paenitentia, vom 2.12.1984.
[3] Augustinus: Johannis evangelium 12, 13: PL 35, 1491.
[4] Eigene deutsche Übersetzung, von: Johannes Paul II., Address to participants in a Conference of the Apostolic Penitentiary in Rome, 27.3.2004.
[5] Pius XII, Apostolisches Schreiben Menti nostrae, vom 23.9.1950.
[6] Johannes XXIII., Apostolischer Brief Inde a primis, vom 30.6.1960.
[7] So zitiert im KKK, Nr. 1432.

Ein moderner Missionar mit Charisma und Kanten

Zur Erinnerung an Erzbischof Johannes Dyba

Am 23. Juli  2015 jährt sich zum 15ten Mal der Todestag von Erzbischof Johannes Dyba. Von 1983 bis 2000 hatte er das Bistum Fulda geleitet. Doch war er weit über die Grenzen seiner Diözese hinaus zu einer mahnenden Stimme und ermutigenden Stütze im Glauben geworden. Sein Leben und pastorales Wirken wurde von Dr. Franz Weidemann, Pfarrer im Pastoralverbund Dortmund-Mitte-Südwest (Erzdiözese Paderborn), wissenschaftlich aufgearbeitet. Er hat die Dokumentation im Jahr 2004 an der Päpstlichen Theologischen Fakultät in Breslau (Polen) als Dissertation eingereicht und auch dort promoviert. Zur Erinnerung an diesen großen Hirten der katholischen Kirche in Deutschland fasste Weidemann den eindrucksvollen Lebenslauf von Johannes Dyba zusammen.

Von Franz Weidemann

Klein und schlank von Gestalt, eloquent und polyglott, ungeduldig und reisefreudig, couragiert und offen gegen jedermann, war Johannes Dyba ein Bischof zum Anfassen und mit einem ungewöhnlichen Lebenslauf.[1]

Über die Rechtswissenschaft zum Priestertum

Johannes Felix Nikolaus Dyba wurde am 15. September 1929 in Berlin-Pankow geboren[2] und am darauffolgenden Sonntag in der dortigen Pfarrkirche St. Georg auf den Namen Johannes des Täufers getauft. Er war das dritte von vier Kindern des Lehrerehepaares Felix und Johanna Dyba. Der Vater stammte aus einer kinderreichen Handwerkerfamilie, die während der großen Ost-West-Migration in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Berlin sesshaft geworden war – aus dem Posener Land kamen die väterlichen und aus Oberschlesien die mütterlichen Vorfahren. Nach der Gymnasialzeit, die Johannes Dyba in Berlin und Heiligenstadt absolvierte, nahm er in Bamberg das Studium der Philosophie und der Rechtswissenschaft auf. Letzteres setzte er 1949 an der Duke-University (USA) fort.[3] Nachdem er 1952 an der Universität Heidelberg das erste juristische Staatsexamen abgelegt hatte, promovierte er dort 1954 mit einer Arbeit über das Thema „Der Einfluss des Krieges auf die völkerrechtlichen Verträge“.[4] Schon zuvor hatte er sich für den Weg zum Priestertum entschieden und 1953 seine theologischen Studien in Bonn begonnen. Am 2. Februar 1959 empfing er die Priesterweihe durch Kardinal Frings im Kölner Dom. Seine ersten pastoralen Erfahrungen sammelte er als Kaplan in Köln-Junkersdorf und Wuppertal-Barmen, bevor er zum Studium des kanonischen Rechtes an der Lateran-Universität und zum Besuch der Päpstlichen Diplomatenakademie nach Rom beurlaubt wurde. Seine kirchenrechtlichen Studien schloss er 1962 mit der Promotion zum Doktor des kanonischen Rechts ab. Das Thema seiner Dissertation lautete: „Die Gründe für die einseitige Aufhebung von internationalen Verträgen und Konkordaten“.[5]

Als Vatikanischer Diplomat in der weiten Welt

Anschließend trat er in den diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhls ein und war zunächst Mitarbeiter und dann Leiter der deutschen Abteilung des Päpstlichen Staatssekretariates. Seit 1967 arbeitete er an den Apostolischen Nuntiaturen in Buenos Aires, Den Haag, Kinshasa und Kairo. 1977 kehrte er nach Rom zurück und wirkte als Vizesekretär der Päpstlichen Kommission Justitia et Pax.[6] Nach seiner Ernennung zum Erzbischof am 25. August 1979 empfing er die Bischofsweihe durch Kardinalstaatssekretär Agostino Casaroli im Kölner Dom am 13. Oktober 1979. Dabei wählte er in Fortführung seines bisherigen priesterlichen Wirkens als Programm für seinen bischöflichen Dienst ein Wort aus dem ersten Johannesbrief: „Filii Dei sumus – Kinder Gottes sind wir“.[7]

Anschließend vertrat er den Heiligen Stuhl in verschiedenen Ländern Westafrikas, und zwar als Apostolischer Pronuntius in Liberia und Gambia und als Apostolischer Delegat für Guinea und Sierra Leone. Im diplomatischen Dienst der Kirche, vor allem in der Dritten Welt, setzte er sich für die Verbesserung der Lebensbedingungen und für unbehinderte Religionsfreiheit ein, damit die Menschen als Kinder Gottes sich entfalten und leben könnten.[8]

Hirte in Fulda und über die Diözese hinaus

Nach über 20-jähriger Tätigkeit im diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhls wurde er am 4. Juni 1983 zum Bischof von Fulda ernannt und am 4. September desselben Jahres in sein Amt eingeführt. Aufgrund seiner reichen Erfahrung in den Missionsländern wurde er zum Mitglied der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz gewählt. Er leitete über mehrere Jahre die Arbeitsgruppe der Deutschen Bischofskonferenz, welche die Partikularnormen[9] für die Diözesen Deutschlands gemäß dem kirchlichen Gesetzbuch von 1983 vorbereitete. Ferne wirkte er mit in den Gremien der Deutschen Bischofskonferenz für das Hilfswerk Misereor und für den Dialog mit den Weltreligionen. Am 27. Oktober 1993 wurde er vom Papst in die römische Bischofskongregation berufen. Seit dem 30. November 1990 bekleidete er auch das Amt des katholischen Militärbischofs für die deutsche Bundeswehr[10] und wurde im Januar 1991 von Papst Johannes Paul II. in den Rat des Zentralbüros der Militärordinariate in Rom berufen. Den Soldaten und ihren Familien war er ein treuer Wegbegleiter, besonders bei den Friedensmissionen in den Krisengebieten Kambodschas (1993), Kroatiens und Bosniens (1996 und 1997) sowie im Kosovo und in Mazedonien (1999).[11] Jährlich begleitete er seine Soldaten bei der Internationalen Soldatenwallfahrt nach Lourdes.

Sein bischöfliches Wirken war gekennzeichnet vom leidenschaftlichen Einsatz für die Unverfälschtheit des Glaubens und einer großen Liebe zur Kirche. Darin war der heilige Bonifatius sein großes Vorbild. Entsprechend seinem Wahlspruch versuchte er die Freude über unsere Berufung zur Gotteskindschaft zu wecken und zu stärken. Der Herr rief seinen treuen Diener aus seinem apostolischen Wirken heim am 23. Juli des Heiligen Jahres 2000.

Ein einsamer und treuer Rufer in der Wüste

Sehr schwer fiel der Nachruf auf eine Priester- und Bischofspersönlichkeit, deren Kraft noch für viele Lebensjahre zu reichen schien. Der jähe Tod von Erzbischof DDr. Johannes Dyba riss eine schmerzliche Lücke in der Diözese Fulda und weit darüber hinaus. Seine markante Stimme sollte dem deutschen Katholizismus fehlen. Sicherlich würden ihn auch diejenigen vermissen, die manchmal Probleme mit Äußerungen des streitbaren Kirchenmannes hatten. Er war ein moderner Missionar mit Charisma und Kanten.

Erzbischof Dyba, der 17 Jahre Diözesan-Oberhirte von Fulda war, ließ niemanden unberührt. Viele schätzten seine Kommunikationsfreude und seinen Humor. Eine der Stärken Dybas war ohne Zweifel auch seine Fähigkeit, seinen Zeitgenossen durch klare Positionen Orientierung anzubieten. Er war ein Mensch mit Standpunkt und machte keinen Hehl daraus. Das imponierte vielen, auch wenn sie seine Meinung nicht immer teilten. Freilich schieden sich an Erzbischof Dyba die Geister: Den zahlreichen erklärten Dyba-Fans, die sich nicht zuletzt an seinen prägnanten Formulierungen freuten, standen diejenigen gegenüber, die sich an manchen seiner Aussagen bis zur Empörung rieben.

Zur singulären Bischofsgestalt im deutschen Episkopat wurde Dyba, als er an St. Michael, am 29. September 1993, den Ausstieg aus der Einbindung in das staatliche Abtreibungssystem erklärte, die Ausstellung kirchlicher Tötungslizenzen im Bistum Fulda unterband[12] und statt dessen ein diözesanes Beratungs- und Hilfsnetz für schwangere Frauen in Notlagen aufbaute, das eine ihn selbst überraschende positive Resonanz bei den Betroffenen fand. Wie keine andere Entscheidung, die auch innerkirchlich angefeindet wurde, offenbarte Dybas Alleingang die Spaltung der Bischofskonferenz in der Frage des Lebensschutzes, die erst nach sechsjährigem Streit, der die Glaubwürdigkeit der Kirche nachhaltig beschädigte, durch päpstliches Eingreifen ganz im Sinne Dybas entschieden wurde, ohne dann allerdings vollends zur Ruhe zu kommen. Auch auf anderen gesellschaftlichen Konfliktfeldern, etwa der rechtlichen Privilegierung homosexueller Beziehungen, scheute Dyba vor deutlichen Stellungnahmen nicht zurück und musste dafür nicht nur Hohn und Spott, sondern auch tätliche Angriffe hinnehmen. Am 8. November 1991 wurde er in Marburg durch Straßen gejagt, getreten, geschlagen und bespuckt.[13]

Noch schmerzlicher als solche körperlichen Angriffe mag Dyba die mangelnde Solidarität etlicher Bischofskollegen empfunden haben, die viele seine Ansichten teilten, aber dann doch nicht den Mut fanden, für ihre Überzeugung in der Öffentlichkeit einzustehen. Solche gelegentliche – aus der Warte des einsamen Rufers in der Wüste – geäußerte Enttäuschung vermochte aber seinen Elan nicht zu lähmen.

Erzbischof Dyba nahm ablehnende Reaktionen in Kauf. Dass die Kirche bei der Erfüllung ihres Auftrags in der Welt nicht auf Beifall schielen darf, hatte der Fuldaer Bischof zutiefst verinnerlicht. Ihm war es sehr ernst mit dem bonifatianischen Geist, den Dyba sich gerade im Heiligen Jahr 2000 (nun seinem Todesjahr) für die katholische Kirche wünschte. Am Apostel der Deutschen, der in Fulda begraben liegt, hat Dyba für sich Maß genommen. Dies wurde gerade auch bei seinem letzten Bonifatiusfest deutlich, dass der Erzbischof unter das Motto gestellt hatte: „Glauben erneuern – Treue bekennen – Segen empfangen“.[14] Die während dieses großen Bistumsfestes sichtbare Aufbruchstimmung war ganz nach dem Herzen von Erzbischof Dyba. In völligem Einklang mit Papst Johannes Paul II. war er durchdrungen von missionarischem Eifer, denn seiner Meinung nach hat das wieder vereinigte Deutschland eine Neuevangelisation bitter nötig. So sah sich der Erzbischof als moderner Missionar, der andere ermutigen wollte und ermutigte, ihre Treue zu Gott und zur Kirche zu bekennen. Das nach seinem Tod im Juni 2001 erstmals in Fulda veranstaltete Glaubensfest des Forums Deutscher Katholiken wird auf seine Anregung zurückgeführt.

Leidenschaftlicher Kämpfer für den unverfälschten Glauben

Als Bischof von Fulda führte Dyba einen leidenschaftlichen Kampf für die Unverfälschtheit des Glaubens, für die moralischen Grundsätze der Kirche und für die Anerkennung der kirchlichen Autorität. Möglichst vielen Menschen wollte er die Freude der Kinder Gottes in der Kirche und in der Einheit mit dem Nachfolger des hl. Petrus, dem Papst in Rom, nahebringen: bei Firmungsreisen, Wallfahrten, bei der zentralen Bonifatiusfeier in Fulda und den anderen kirchlichen Festen und Jubiläen. Geistige Orientierung, Halt im Glauben und materielle Hilfen wollte er gerade den vielfach angefochtenen Familien, Müttern und Hausfrauen geben. Ein wichtiges Anliegen war dem verstorbenen Erzbischof die Förderung des Priesternachwuchses. Er setzte ein vielbeachtetes Signal, als er den Priestern wieder den Vorrang in der Seelsorge vor den hauptamtlichen Laientheologen einräumte.

Bei aller Unbeugsamkeit in Fragen des Glaubens und der Moral war er ein geschätzter Gesprächspartner, ein aufmerksamer Gastgeber und ein humorvoller Unterhalter. Die Präsenz in den Medien sah er als Herausforderung für sich und als Dienst für die Kirche. Dyba hatte es teilweise schwer mit den Medien, und vice versa hatten sie es nicht leicht mit ihm.[15] Deutlich und kritisch soll angemerkt werden, dass der Erzbischof auf dem Bildschirm oft unfair behandelt wurde. Die Medien benutzten Dyba und er benutzte sie. Offensiv vertrat er seine Haltung und lebte den Glauben, den er verkündete. Er konnte zur rechten Zeit fröhlich und ernst sein, akzeptierte die Existenz der Medien – ob das gedruckte, gesprochene oder mit Bildern unterlegte Wort –, auch wenn sie ihm manchmal aus nachvollziehbarem Grund ein Dorn im Auge waren.

Über zehntausend Menschen bei der Beerdigung

Der plötzliche Tod des Fuldaer Erzbischofs am 23. Juli 2000 hat viele Menschen im Bistum und weit darüber hinaus betroffen gemacht. Die hohe Wertschätzung, die Dyba genoss, zeigte sich vor allem an der großen Anteilnahme der Bevölkerung an seinem Tod. Tausende von Menschen warteten am Dienstag (25. Juli) geduldig, um an dem in der Michaelskirche aufgebahrten Sarg Abschied von ihrem Bischof zu nehmen. Auch dass über 10.000 Menschen zu den Trauerfeierlichkeiten am Freitag (28. Juli) gekommen waren, belegt, wie sehr ihnen das Ableben des Bischofs zu Herzen gegangen ist. Der Tod von Erzbischof Dyba war über Fulda und das Bistum hinaus auch ein bundesweites Medienereignis. Über 40 Bischöfe aus dem In- und Ausland haben Erzbischof Johannes Dyba die letzte Ehre erwiesen. Zum Requiem für den verstorbenen Oberhirten des Bistums Fulda fanden sich auch Repräsentanten anderer christlicher Konfessionen sowie Vertreter des öffentlichen Lebens in der Fuldaer Kathedralkirche ein. Nach dem Requiem fand in der Johanneskapelle die Beisetzung statt. Als der Sarg mit den sterblichen Überresten Dybas aus dem Blickfeld der Gläubigen fortgetragen wurde, war die Intensität des Abschieds vom Erzbischof erst in ihrem ganzen Umfang zu spüren. Gerade beim Sanctus von Schubert, gespielt von Kindern aus der Verwandtschaft, mussten viele weinen, und auch Geistliche schämten sich ihrer Tränen nicht.[16] Eins ist sicher: Viele Mitglieder der Bistumsfamilie würden ihren verstorbenen Oberhirten sehr vermissen. Die Menschen im Bistum Fulda konnten auf vielfältige Weise von ihrem Bischof Abschied nehmen und seiner gedenken. Aber nichts würde ihn mehr freuen, als wenn sie die Worte achten, für die er so gekämpft hat.

Die Stadtverwaltung von Fulda beschloss einige Wochen nach den Begräbnisfeierlichkeiten zum Beweis ihrer Dankbarkeit und Anerkennung für den Verstorbenen die Umbenennung der Fuldaer Kastanienallee in Johannes-Dyba-Allee.[17] Diese Entscheidung wurde von den gläubigen Einwohnern der Stadt Fulda mit großer Freude aufgenommen. Durch diese Straße bewegt sich Jahr für Jahr die Fronleichnamsprozession.

Leitstern für den missionarischen Aufbruch der Kirche im 21. Jahrhundert

Das Leben Erzbischofs DDr. Johannes Dyba war eine unaufhörliche Folge von Leid und Kampf mit dem Ziel, alle für Gott zu gewinnen und sie zu den christlichen Idealen zu führen. Beispielhaft verkörperte er den unermüdlichen Verkünder des Gotteswortes, den guten und klugen Hirten, den Verteidiger des menschlichen Lebens vom Anfang bis zu dessen Ende. Für viele, die ihn kannten, war Erzbischof Johannes Dyba ein wahrhaftiger Mensch, der bereit war für die Wahrheit einzustehen. Sein Naturell war von der Fröhlichkeit geprägt. Er hielt sich gerne unter den Menschen auf, so wie die Menschen seine Nähe suchten. Sein Leben war geprägt aus dem Glauben, der für ihn der Maßstab seines Wirkens war. Die Verehrung der Gottesmutter Maria war ihm während seines ganzen Lebens sehr wichtig. Die, die in seiner Nähe waren, wissen zu berichten, dass er stets einen Rosenkranz bei sich trug und betete. Er war seinem Bistum ein guter und mutiger Bischof. Und noch heute besuchen viele sein Grab, um dort zu beten in der Hoffnung, dass in absehbarer Zeit sein Seligsprechungsprozess eingeleitet wird.

Viele halten ihn der Ehre der Altäre für würdig – wegen seiner heroischen Nächstenliebe, insbesondere wegen seines Dienstes an den Armen und Kranken. All das speiste sich aus übernatürlichen Motiven. Verehrung genießt er auch dafür, dass er – ähnlich wie der heilige Papst Johannes Paul II. – sich so für die Rechte der ungeborenen Kinder einsetzte. Niemals hat jemand vor ihm so viel für jene getan, die sich nicht selber wehren können. Für viele war er eine mahnende Stimme innerhalb der katholischen Kirche. Wie schon gesagt, er war ein moderner Missionar mit Charisma und Kanten, der andere ermutigen wollte und ermutigte, ihre Treue zu Gott und zur Kirche zu bekennen. Gerade im missionarischen Aufbruch der Kirche im 21. Jahrhundert kann er durch sein Leben und Wirken ein wertvoller Ratgeber und Begleiter sein, und das nicht nur in Deutschland.

Der Artikel ist veröffentlicht in der Zeitschrift Kirche heute Nr. 6/Juni 2015
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[1] G. Klein/M. Sinderhauf: Erzbischof Johannes Dyba – „Unverschämt katholisch“. Verlag F. Schmidt, Siegburg 2002, 24.
[2] Archiv des Erzbischöflichen Theologenkonvikts (Collegium Albertinum) in Bonn. Eigenhändig geschriebener Lebenslauf J. Dybas vom 9. Januar 1953.
[3] J. Dyba: Lebenslauf, geschrieben 1949 (Duke University Archives): As neither German Communists nor Russian police tolerated this activity I was arrested twice. At last, in July 1947, I had to leave the Soviet zone to avoid indefinite imprisonment.
[4] Diese Arbeit wurde 1954 in Heidelberg veröffentlicht (Diss. Iur. 1954, XIV, 102 BII).
[5] Diese Arbeit erschien 1962 im Verlag der Lateran-Universität.
[6] Diese Kommission wurde 1967 von Papst Paul VI. berufen und wurde zu einer stetigen Institution.
[7] 1. Johannesbrief 3,1. Vgl. auch: Joh 1,12f; 11,52; Röm 8,14-17; Gal 3,26; Eph 5,1.
[8] K.-J. Rauber: Johannes Dyba im Dienst des Hl. Stuhles, in: Kinder Gottes sind wir, a.a.O., 38.
[9] H. Schmitz/F. Kalde: Partikularnormen der deutschsprachigen Bischofskonferenzen (Subsidia ad ius canonicum vigens applicandum 2), Abtei-Verlag, Metten 1990.
[10] KNA: Katholische Korrespondenz, Nr. 33, 17. August 1993.
[11] Siehe: Offizielle Besuche des Kath. Militärbischofs Erzbischof Dr. Dr. Johannes Dyba bei Dienststellen und Truppenteilen der Bundeswehr, in: Meinen Frieden gebe ich Euch. Hrsg. von J. Nabbefeld, Bonn 1999, 401-403.
[12] J. Dyba: Bescheinigungen werden nicht mehr ausgestellt, in: KNA, Nr. 15, 29. Sept. 1993.
[13] P.-M. Schmidt, in: Kinder Gottes sind wir, a.a.O., 52.
[14] P.-M. Schmidt, in: Kinder Gottes sind wir, Predigt von Erzbischof Johannes Dyba am Bonifatiusfest (04.06.2000) auf dem Fuldaer Domplatz – Credo, Credo, Credo – 103.
[15] P.-M. Schmidt, in: Kinder Gottes sind wir, 59.
[16] Bonifatiusbote, Nr. 32, 6. August 2000, 15.
[17] M. Schwab: Diözesanadministrator Weihbischof Johannes Kapp und OB Dr. Alois Rhiel enthüllten Schild der neuen Johannes-Dyba-Allee, in: Mit Bonifatius verbunden – den Menschen zugetan, a.a.O., 65.

Brückenschlag nach Russland

Pilgerfahrt zur Gottesmutter von Kasan

Eine herzliche Einladung, vom 17. bis 26. August 2015 an einer Wallfahrt durch Russland teilzunehmen, ergeht von Pfarrer Erich Maria Fink, der seit dem Jahr 2000 im nördlichen Ural als Seelsorger tätig ist. Über St. Petersburg und Beresniki, wo sein Wirkungsgebiet liegt, führt die Reise nach Kasan und von dort über Moskau und Sergijew Possad wieder zurück nach Deutschland. Pfarrer Fink wird die gesamte Fahrt selbst mitbegleiten.

Von Erich Maria Fink

Im August dieses Jahres führen wir eine Pilgerfahrt nach Russland durch, für die wir als besonderen Akzent die Gottesmutter von Kasan gewählt haben. Den Anlass und Höhepunkt der Reise bildet die Einweihung der Fatima-Kirche in Rjabinino (gesprochen: Rebinina) durch unseren Moskauer Erzbischof Paul Pezzi am 22. August 2015, dem Fest Maria Königin. Das linke Seitenschiff des neuen Gotteshauses ist der Gebetsgemeinschaft „Maria – Mutter Europas“ gewidmet, die im Jahr 2005 durch Pater Notker Hiegl OSB vom Benediktinerkloster Beuron ins Leben gerufen wurde. Diese Partnerschaft verbindet die äußersten Punkte Europas, nämlich Gibraltar, Island, Malta und eben Beresniki im äußersten Nordosten des Kontinents, an denen sich jeweils ein Heiligtum zu Ehren der Gottesmutter als Mutter Europas befindet. Zunächst hatten wir für dieses Anliegen eine Kapelle in unmittelbarer Nähe der Stadt Beresniki gewählt. Doch nach verschiedenen Entscheidungen der Stadtverwaltung, die man auch als Zeichen der Vorsehung Gottes werten kann, haben wir uns entschlossen, als eigentlichen Sitz für unsere europaweite Partnerschaft die Kirche von Rebinina zu wählen. Und dieses Heiligtum ist sicherlich ein würdigerer Rahmen für das große Gebetsanliegen eines geeinten Europas auf dem Fundament unseres christlichen Glaubens als die bisher vorgesehene Hauskapelle. Außerdem liegt die Kirche wesentlich nördlicher als Beresniki und entspricht damit auch geographisch mehr dem Anspruch der Partnerschaft.

Ikone der Gottesmutter von Kasan

Die Suche nach einem passenden Gnadenbild gestaltete sich relativ einfach. Einerseits sollte es mit Russland zu tun haben, andererseits eine europäische Dimension aufweisen. Da legte sich die Ikone der Gottesmutter von Kasan nahe, eine der heiligsten Ikonen der Russisch-Orthodoxen Kirche. Die Geschichte ist bekannt: Als in Russland die Bolschewiken an die Macht kamen, wurde die Kasaner Kathedrale im Zentrum von St. Petersburg 1918 in ein Museum umgewandelt. Von 1932 bis 1990 hieß es „Museum für die Geschichte der Religion und des Atheismus“. Die Ikone der Gottesmutter von Kasan, die sich damals dort befand und der Kathedrale den Namen gegeben hatte, gelangte in privaten Besitz und wurde über Polen und England nach Amerika verkauft. Mitglieder der Blauen Armee entdeckten den Schatz 1970 auf dem Antiquitätenmarkt und konnten ihn erwerben. Auf dem Hintergrund ihrer Hochschätzung der Fatimabotschaft brachten sie die Ikone nach Portugal, wo sich seit 1956 im sog. „Domus pacis“ – „Haus des Friedens“ von Fatima das internationale Zentrum der Blauen Armee Unserer Lieben Frau von Fatima befindet. Die Ikone wurde in der dortigen byzantinischen Kapelle aufgestellt. Nach dem Attentat auf Johannes Paul II. und seinen anschließenden Pilgerfahrten nach Fatima wurde ihm die Ikone anvertraut, damit er sie bei Gelegenheit nach Russland zurückbringen kann. Etwa elf Jahre lang befand sie sich in seinen Privaträumen, wo er vor ihr jeden Tag für Russland gebetet habe. Da eine Papstreise nach Russland von der Russisch-Orthodoxen Kirche nicht gutgeheißen wurde, sandte Johannes Paul II. am 28. April 2004 die Kardinäle Walter Kasper und Theodore Edgar McCarrick nach Moskau, um die Ikone als „Symbol für die Einheit der Jünger des eingeborenen Sohnes Gottes“ in seinem Namen dem Patriarchen Alexius II. zu übergeben. Dieser brachte sie schließlich am 21. Juli 2005 zusammen mit dem Präsidenten der Republik Tatarstan, Mintimer Scharipowitsch Schaimijew, nach Kasan, wo sie sich heute großer Verehrung erfreut.

Programm der Pilgerfahrt

So führt uns die Pilgerreise am 17. August 2015 zuerst nach St. Petersburg, wo wir nach der hl. Messe in der katholischen Kirche der hl. Katharina am Nevsky Prospekt zunächst die gegenüberliegende Kathedrale von Kasan besuchen werden. Dieser erste Programmpunkt ist für uns zeichenhaft, obwohl wir natürlich auch viele andere Wallfahrtsziele und Sehenswürdigkeiten besichtigen werden wie das weltberühmte Schloss Peterhof, die Eremitage mit ihrem sog. Winterpalast, die Peter-und-Paul-Festung mit den Gräbern der Romanovs, insbesondere der inzwischen heiliggesprochenen Zarenfamilie von Nikolaus II., die bedeutende Alexander-Newski-Kirche, Isaaks-Kathedrale, Smolny-Kathedrale und Bluterlöser-Kirche. Was uns aber besonders am Herzen liegt, sind auch die katholischen Heiligtümer. So werden wir in der Mariä-Himmelfahrt-Kirche beim einzigen katholischen Priesterseminar Russlands die heilige Messe feiern, ebenso in der katholischen Kirche des hl. Johannes des Täufers in Puschkin. Dort wird eine zeitgenössische Ikone Unserer Lieben Frau von Fatima verehrt, die im russisch-orthodoxen Stil gemalt ist.

Von St. Petersburg aus fliegen wir weiter nach Perm. Es ist unsere Gebietshauptstadt im Westural. Die kommenden drei Tage verbringen wir in unserer Pfarrei „Maria – Königin des Friedens“ in Beresniki und können einen Einblick in unsere pastorale und soziale Arbeit gewinnen. Untergebracht sind wir bei Gastfamilien unserer Gemeinde. Wir besuchen Beresniki und unsere Kirche mit ihrem Sozialzentrum „Oase des Friedens“, das Zentrum „Schule des Lebens“ für Drogenabhängige in Jajwa, die Landwirtschaft in Kokscharowo und auch die Städte Solikamsk sowie Usolje am Westufer der Kama. Auch eine eigene Begegnung mit Erzbischof Paul Pezzi, dem katholischen Bischof der Diözese der Gottesmutter von Moskau, ist vorgesehen. Wir werden an einer Firmung in unserer Pfarrkirche in Beresniki und als Höhepunkt an der Einweihung der Fatima-Kirche in Rebinina teilnehmen, wo wir eine große Kopie der Ikone der Gottesmutter von Kasan aufstellen werden. Dass dieses Gnadenbild unserer Partnerschaft nun in einer Fatima-Kirche ihren Platz findet, passt besonders schön zur Geschichte des Originals. Damit schließt sich für uns ein bedeutungsvoller Kreis; denn mit unserem ganzen Wirken als katholische Kirche im orthodoxen Russland geht es uns vor allem um einen Beitrag zur Wiederherstellung der vollen und sichtbaren Einheit zwischen der katholischen und der Russisch-Orthodoxen Kirche. Und eben darin hatte der hl. Papst Johannes Paul II. die vollkommene Erfüllung der Verheißung von Fatima gesehen, dass Russland sich bekehren werde.

Den Sonntag, 23. August 2015, werden wir in Kasan verbringen. Nach der hl. Messe in der katholischen Kirche „Kreuzerhöhung“ werden wir zur besagten Ikone der Gottesmutter pilgern und insbesondere auch den Kreml besuchen. Denn die dortige Kombination von Moschee und Mariä-Verkündigungskathedrale ist ein einzigartiges Zeugnis von friedlichem Miteinander der Religionen. Tatarstan ist eine islamische Republik, legt aber besonderen Wert auf seine Offenheit und Toleranz. In dieser Atmosphäre wurde auch der Bau der katholischen Kirche zum großen Teil vom Staat finanziert.

Der Abschluss in Moskau führt uns zunächst zur katholischen Kathedrale der „Unbefleckten Empfängnis Mariens“. Danach besichtigen wir die Tretjakow-Galerie mit den wichtigsten russischen Ikonen und besuchen das Martha-Maria-Kloster der hl. Elisabeth von Hessen. Am Zweiten Tag stehen die katholische St. Ludwigskirche, eine Führung durch den Kreml, die Besichtigung des Roten Platzes und des historischen Kaufhauses GUM sowie eine Fahrt nach Sergijew Possad mit der Besichtigung der bedeutendsten Klosteranlage der Russisch-Orthodoxen Kirche und dem Grab des hl. Sergius von Radonesch auf dem Programm.

Informationen zur Reise

Die Reise wird von unserer Pfarrei „Maria – Königin des Friedens“, Beresniki, in Verbindung mit „Intourist LLC/Thomas Cook“, Moskau, veranstaltet. Reisevermittler ist „Kirche heute Verlags gGmbH“, Altötting.

Wir fliegen mit Aeroflot von München aus. Der Abflug ist am Montag, den 17. August 2015, um 12:10 Uhr am Franz-Josef-Strauß Flughafen, die Rückkunft am Mittwoch, den 26. August 2015, um 21:50 Uhr.

Der Reisepreis beträgt 985,- Euro (inkl. Transfers ab Flughafen München, Unterkunft in Zweibett-Zimmern, Verpflegung wie im Programm angegeben, Eintrittspreise und Führungen – Visum wird eigens berechnet). Die Unterkünfte sind in St. Petersburg das Hotel „Azimut“, Lermontovskij Prospekt 43/1, und in Moskau das Hotel „Gamma“.

Voranmeldung: wenn möglich bitte über E-Mail: russlandreise2015@mail.ru

Sonst auch schriftlich an: Maria Kugler, Matthäus-Krinis-Str. 6, 84453 Mühldorf.

Anzahlung: Bis zum 01.06.2015 sind 600,- Euro zu bezahlen, der Rest bis zum 01.08.2015. Die Teilnehmerzahl beträgt maximal 50 Personen, sodass wir immer im Reisebus zusammen sein können. Wer sich für die Fahrt interessiert, sollte sich baldmöglichst anmelden.

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Bischof Ateba zum Terror von Boko Haram in Kamerun

Erschütternder Appell an die Weltöffentlichkeit

Bischof Ateba von Maroua-Mokolo berichtet in einem aufrüttelnden Appell, dass der Terror von Boko Haram nun auch auf den Norden Kameruns übergegriffen habe. Die islamistische Gruppierung, die vor etwa zehn Jahren im Norden Nigerias ihren Anfang genommen hat, breite sich in seinem Land immer weiter aus. „Was in Paris geschehen ist, erleben wir hier jeden Tag!“ So charakterisiert der Bischof die Lage in seinem Bistum. Die zwei Begriffe der Bezeichnung „Boko Haram“ können mit „Bücher“ und „Sünde“ übersetzt werden. Gemeint ist damit, dass die moderne Erziehung eine Sünde darstelle und die westliche Bildung zu verbieten sei. Boko Haram hat sich inzwischen der Terror-Miliz Islamischer Staat (IS) angeschlossen.

Von Eva-Maria Kolmann

In einem Dokument, das dem weltweiten katholischen Hilfswerk Kirche in Not vorliegt, beklagt Bischof Bruno Ateba von Maroua-Mokolo, dass die Gewalt, die die Terror-Organisation Boko Haram im Norden Kameruns an der Grenze zu Nigeria verübe, weitgehend unbeachtet bleibe. „Was beim Attentat in Paris geschehen ist, erleben wir hier jeden Tag, ohne dass jemand in der Welt davon spricht.“ Die Blicke der Öffentlichkeit richteten sich vor allem auf den Nahen Osten. Allein in seiner Diözese seien jedoch seit Herbst 2014 zwei verantwortliche Mitarbeiter des Bistums, drei Katecheten und über dreißig weitere Christen getötet worden. Dazu kämen zahlreiche Entführungen.

Von dem Terror seien nicht nur Christen betroffen. Ihm fielen auch zahlreiche Muslime zum Opfer. In mehreren Orten seien Moscheen niedergebrannt und den Imamen die Kehlen durchgeschnitten worden, weil „diese sich geweigert haben, Boko Haram zu folgen“. Bereits seit Dezember 2013 beziehe die einheimische muslimische Gemeinschaft in Kamerun vermehrt eine klare Stellung gegen Boko Haram und spreche der Gruppierung die Berechtigung ab, „von sich zu behaupten, sie seien Muslime“. Muslime würden oft Christen helfen, die in Gefahr seien. Zwar sei in den letzten drei Jahrzehnten eine Veränderung des Islam in Nordnigeria und in Nordkamerun zu verzeichnen, die auf eine Beeinflussung durch den Salafismus/Wahabitismus zurückzuführen sei, der von Saudi-Arabien und in jüngerer Vergangenheit auch von Katar aus stark gefördert und finanziell unterstützt werde. Es würden dabei immer mehr Studenten nach Saudi-Arabien, in den Sudan oder in den Niger geschickt. Es dürfe nicht vergessen werden, dass es diese Ausprägung des Islam sei, die „die Terroristen von Al-Kaida, Al-Nusra, des Islamischen Staates, von Boko Haram etc. hervorbringt und ihnen Nahrung gibt“, heißt es in dem Dokument. Dennoch könne „dieser Wind der islamischen Reform, der dabei ist, das Antlitz des Islam in unserer Region zu verändern, noch nicht als radikaler Islamismus bezeichnet werden“. Er werde erst dann zu einem radikalen Islamismus, wenn er den „klaren politischen Plan einer islamischen Gesellschaft annimmt“. Im Norden Kameruns habe die muslimische Gemeinschaft nicht die Grenze zu einem politischen Plan überschritten, hier eine islamische Gesellschaft durchsetzen zu wollen. Es fänden vermehrt interreligiöse Treffen zwischen Christen und Muslimen statt. „Wir tragen das Leid gemeinsam mit ihnen“, schreibt der Bischof.

Besorgniserregende Korruption

Dörfer im Norden Kameruns an der Grenze zu Nigeria hätten Boko Haram bereits in der Vergangenheit als Rückzugsbasen gedient, wo die Terroristen vor den Zugriffen der nigerianischen Armee Zuflucht gesucht hätten. Mit der Zeit seien immer mehr Waffen in die Region geschmuggelt worden. Zudem hätte Boko Haram 2013 von den Wahlen profitiert, in deren Vorfeld die Terroristen sich kamerunische Personalausweise erschwindelt hätten, derer sie sich heute bedienen, um Kontrollen zu umgehen und sich unbehelligt in Kamerun aufhalten zu können. Besorgniserregend sei auch die Tatsache, dass viele örtliche Polizisten korrupt seien und gegen die Zahlung eines Geldbetrags, der fünf- bis siebenmal höher als die offizielle Gebühr sei, falsche Personalausweise ausstellten, was dazu führe, dass „unerwünschte Personen in das Land eindringen können“.

Zu den ersten warnenden Anzeichen, dass der Terror auch auf Kamerun übergreifen könnte, hätten die Entführungen einer französischen Familie im Februar 2013 sowie des französischen Priesters Georges Vandenbeusch im November desselben Jahres gehört. Seit Juli 2014 fänden nahezu unaufhörlich Angriffe statt. Vor allem in der Zeit zwischen dem 24. Dezember 2014 und dem 8. Januar 2015 habe es „keinen Tag gegeben, an dem Ruhe herrschte“. Schwer bewaffnete Männer, die jeweils zu dritt oder viert auf einem Motorrad fuhren, würden in der Region „Panik säen“. Es sei eine „gewisse Professionalisierung“ der Kämpfer zu beobachten. Der Einsatz von Minen seit Oktober 2014 markiere eine neue Etappe in der Strategie des Terrors und füge der Moral der kamerunischen Armee einen „schweren Schlag zu“. Ein großes Problem bestehe zudem darin, dass Boko Haram Kinder und Jugendliche im Alter zwischen fünf und fünfzehn Jahren durch finanzielle Anreize anwerbe oder sie mit Gewalt verschleppe und dazu zwinge, als „Kanonenfutter“ zu dienen, wie der Bischof berichtet. Nach einem Bericht vom Dezember 2014 seien binnen weniger Monate auf diese Weise 2000 kamerunische Kinder und Jugendliche in die Gewalt von Boko Haram gelangt. Darunter seien auch Mädchen.

Mehr als 55.000 Menschen auf der Flucht

Die Infrastruktur der betroffenen Region, die zu den ärmsten Gebieten Kameruns gehört, sei stark beeinträchtigt. Aufgrund des Terrors seien mehr als 110 Schulen sowie 13 Gesundheitszentren geschlossen worden. Außerdem seien Polizeistationen zerstört worden. Allein in der Diözese Maroua-Mokolo befänden sich zudem mehr als 55.000 Menschen auf der Flucht. Viele seien bei Freunden oder Verwandten untergekommen, mehr als 22.000 hätten jedoch irgendwo in der freien Natur Zuflucht genommen. Besonders schlimm sei die Lage in Amchidé, wo nach mehreren Angriffen durch Boko Haram alle Einwohner geflohen seien. Die pastoralen Aktivitäten der Pfarrei seien dadurch zeitweilig vollständig zum Erliegen gekommen. Die Kapelle sei niedergebrannt worden, in den Straßen lägen Zeugenberichten zufolge menschliche Schädel. Zur einheimischen Bevölkerung, die sich auf der Flucht befindet, komme der Zustrom Zehntausender Flüchtlinge aus Nigeria, die ebenfalls versuchen, dem Terror von Boko Haram zu entfliehen.

Bischof Ateba von Maroua-Mokolo appelliert an die Weltöffentlichkeit: „Heute flehen wir um Ihre Aufmerksamkeit, Ihr Gebet und Ihre Hilfe. Helfen Sie uns, dieser namenlosen Brutalität Einhalt zu gebieten, die die ganze Hoffnung auf die Zukunft zerstört und die Arbeit mehrerer Generationen von Gläubigen zunichte macht.“ Er lobte jedoch den Mut der Gläubigen, die sich vielerorts trotz Gefahren und Angst weiterhin zum Gebet versammeln. Sie seien „wie Glühwürmchen des Glaubens, die in der Nacht leuchten“.

Kirche in Not will mit 14.900 Euro den Bau einer Halle unterstützen, in der sich die derzeit 5200 katholischen Flüchtlinge im Lager von Minawao zum Gebet und zur Hl. Messe versammeln und seelsorglich betreut werden können.

Der Artikel ist veröffentlicht in der Zeitschrift Kirche heute Nr. 6/Juni 2015
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Ehe und Familie sind keine Erfindung der Kirche

Gedanken über die Familie

Angriff auf das Fundament des Lebens

In einer Neuerscheinung werden Gedanken von Papst Benedikt XVI. über die Familie vorgestellt.[1] Für die italienische Originalausgabe hat Lucio Coco 109 Texte ausgewählt, welche die Nachdrücklichkeit aufzeigen, mit der Benedikt XVI. vor der Zerstörung der Fundamente menschlicher Kultur gewarnt hat. Der Papst aus Deutschland nützte jede Gelegenheit, um auf die „nicht verhandelbaren Prinzipien“ des Lebens zu pochen. Nachfolgend drei Beispiele aus dem reichhaltigen Mosaik seiner Lehrverkündigung.

Von Benedikt XVI.

Liebe und Ehe – das erste Sakrament[2]

Für mich ist es sehr schön, festzustellen, dass wir bereits auf den ersten Seiten der Heiligen Schrift, unmittelbar nach der Erschaffung des Menschen, die Definition von Liebe und Ehe finden. Der Verfasser dieser Bibelstelle schreibt: „Der Mann verlässt Vater und Mutter und bindet sich an seine Frau, und sie werden ein Fleisch“ (vgl. Gen 2,24-25). Wir befinden uns am Anfang der Heilsgeschichte und schon wird eine Weissagung über die Ehe gegeben; und diese Definition wiederholt sich auch im Neuen Testament. Die Ehe bedeutet, dem anderen in Liebe anzugehören und so eins zu werden, ein Fleisch, daher untrennbar; ein neues Leben, das aus dieser Gemeinschaft der Liebe hervorgeht, das verbindet und damit auch Zukunft schafft.

Die Theologen des Mittelalters haben diese Aussage zu Beginn der Heiligen Schrift so ausgelegt, dass die Ehe das erste der sieben Sakramente ist, das Gott schon im Moment der Schöpfung eingesetzt hat – im Paradies, am Anfang der Heilsgeschichte, und vor jeder menschlichen Geschichte. Es ist ein Sakrament des Schöpfers des Universums, eingeschrieben in der menschlichen Natur selbst – als ein Weg, auf dem der Mann seine Eltern verlässt und sich mit einer Frau vereint, um ein Fleisch zu werden, sodass beide zu einer neuen, einzigen Existenz werden.

Gottes Plan – eingeschrieben in unsere Natur

Das Sakrament der Ehe ist keine Erfindung der Kirche; es ist wirklich „miterschaffen“ von den Menschen als solchen, als Frucht der Dynamik der Liebe, in der der Mann und die Frau sich finden und damit auch den Schöpfer finden, der sie berufen hat, einander zu lieben. Es trifft zu, dass der Mensch gefallen ist und aus dem Paradies vertrieben wurde, oder anders ausgedrückt, mit modernen Worten: Es trifft zu, dass alle Kulturen durch die Sünde verunreinigt sind, durch die Irrtümer des Menschen in seiner Geschichte, und dass der ursprüngliche, in unsere Natur eingeschriebene Plan dadurch verdunkelt wird. Tatsächlich finden wir diese Verdunkelung des ursprünglichen Planes Gottes in den menschlichen Kulturen.

Zugleich aber stellen wir fest, wenn wir die Kulturen, die ganze Kulturgeschichte der Menschheit betrachten, dass der Mensch nicht in der Lage ist, diesen Plan völlig zu vergessen, der in den Tiefen seines Wesens schlummert. In einem gewissen Sinne hat er schon immer gewusst, dass andere Formen der Beziehung zwischen Mann und Frau nicht dem ursprünglichen Entwurf seines Daseins entsprechen. So sehen wir immer und immer wieder in den Kulturen, vor allem in den großen Kulturen, wie sie auf diese Realität ausgerichtet sind: auf die Monogamie, in der der Mann und die Frau ein Fleisch sind. So kann in der Treue eine neue Generation heranwachsen, die eine kulturelle Tradition fortzuführen, sich in Kontinuität zu erneuern und echten Fortschritt zu erzielen vermag.

Verlust der Fundamente – Neudefinierung des Menschen[3]

Die Schöpfungsordnung der Ehe, von der die Bibel am Ende des Schöpfungsberichts eindrücklich spricht (vgl. Gen 2,24), wird heute immer mehr verwischt. So wie der Mensch sich die Welt im Ganzen neu zu konstruieren versucht und dabei immer spürbarer seine Grundlagen gefährdet, so geht ihm auch der Blick für die Schöpfungsordnung seiner eigenen Existenz zusehends verloren. Er glaubt, sich selbst in einer hohlen Freiheit beliebig definieren zu können. Die Fundamente, auf denen seine eigene Existenz und die der Gesellschaft stehen, geraten so ins Wanken. Für die jungen Menschen wird es schwer, zu endgültigen Bindungen zu finden. Sie haben Furcht vor der Endgültigkeit, die nicht realisierbar und der Freiheit entgegengesetzt scheint. So wird es auch immer schwerer, Kinder anzunehmen und ihnen jenen dauerhaften Raum des Wachsens und des Reifens zu schenken, der nur die auf der Ehe gründende Familie sein kann. In dieser hier nur ganz kurz angedeuteten Situation ist es sehr wichtig, jungen Menschen zu helfen, das endgültige „Ja“ zueinander zu sagen, das der Freiheit nicht entgegensteht, sondern ihre größte Chance ist. In der Geduld des lebenslangen Miteinanders kommt die Liebe zu ihrer wahren Reife. In diesem Raum lebenslanger Liebe lernen auch die Kinder leben und lieben. So darf ich euch bitten, alles zu tun, damit Ehe und Familie geformt, gefördert und ermutigt werden.

Zeugnis der Kirche – nicht verhandelbare Prinzipien[4]

Die katholische Kirche legt den Hauptschwerpunkt der Interventionen im öffentlichen Raum auf Schutz und Förderung der Würde der Person und macht dabei nachdrücklich auf die Prinzipien aufmerksam, die nicht verhandelbar sind. Darunter sind heute diese besonders hervorzuheben:

• der Schutz des Lebens in all seinen Phasen, vom ersten Augenblick der Empfängnis bis zum natürlichen Tod;

• die Anerkennung und Förderung der natürlichen Struktur der Familie – als einer Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau auf der Grundlage der Ehe – und deren Verteidigung vor Angriffen, die die Ehe juristisch gleichwertig machen wollen mit vollkommen anderen Formen des Zusammenlebens, die in Wirklichkeit schaden und zu einer Destabilisierung beitragen, den besonderen Charakter und die unersetzliche soziale Rolle der Ehe verdunkeln;

• der Schutz des Rechtes der Eltern, ihre eigenen Kinder selbst zu erziehen.

Diese Prinzipien sind keine Glaubenswahrheiten, auch wenn sie mehr Licht und Bestätigung aus dem Glauben erhalten. Sie sind in die menschliche Natur selbst eingeschrieben und gelten deshalb für die gesamte Menschheit. Ihre Förderung durch die Kirche hat daher keinen konfessionellen Charakter, sondern hier sind alle Menschen angesprochen, ungeachtet ihrer Religionszugehörigkeit. Im Gegenteil, ein solches Vorgehen ist umso notwendiger, je mehr diese Prinzipien verleugnet oder missverstanden werden, da dies ein Verstoß gegen die Wahrheit der menschlichen Person ist – eine tiefe Wunde, die der Gerechtigkeit selbst zugefügt wird.

Der Artikel ist veröffentlicht in der Zeitschrift Kirche heute Nr. 6/Juni 2015
© Kirche heute Verlags-gGmbH (Altötting)
www.kirche-heute.de


[1] Benedikt XVI.: Gedanken über die Familie, geb., 12 x 19 cm, 128 S., ISBN 978-3-9454010-7-1, Euro 12,95 (D), 13,40 (A). Bestell-Tel. 07303-952331-0, Fax: 07303-952331-5 oder E-Mail: buch@media-maria.de - www.media-maria.de
[2] Ansprache beim Treffen mit den Jugendlichen der Diözese Rom und der Region Latium zur Vorbereitung des XXI. Weltjugendtages, 6. April 2006.
[3] Ansprache anlässlich des „Ad-Limina“-Besuches der Bischöfe der Bundesrepublik Deutschland, 18. November 2006.
[4] Ansprache bei einer Tagung der Europäischen Volkspartei, 30. März 2006.

Protestantisierungsprogramm Friedrichs II.

Blick über den Kirchturm

Nationalkirchliche Bestrebungen

„Blick über den Kirchturm hinaus“, so lautet der Titel eines neuen Buchs von Msgr. Ludwig Gschwind.[1] Erschienen ist die bunte Mischung von Beiträgen zum Zeitgeschehen aus Anlass seines 75. Geburtstags am 2. Juni 2015. Ein Abschnitt dreht sich um „König Friedrich II. von Preußen und die Religion“. Pfarrer Gschwind zeigt auf, dass es sich bei der Devise des Königs, in seinem Reich könne jeder nach seiner Façon selig werden, letztlich doch nur um schöne Worte gehandelt hat.

Von Ludwig Gschwind

Am 29. August 1756 marschierte König Friedrich II. von Preußen mit seinen Truppen im benachbarten Sachsen ein. Es war der Beginn des Siebenjährigen Krieges. Kaiserin Maria Theresia hatte sich nie damit abfinden können, Schlesien verloren zu haben. Sie schmiedete eine Koalition gegen Preußen und brachte Frankreich und Russland sowie die deutschen Reichsfürsten auf ihre Seite. Friedrich II. hatte England an seiner Seite, das mit Hilfsgeldern nicht sparte. Mit dem Einmarsch in Sachsen versuchte Friedrich, den Ring, der um Preußen gelegt worden war, zu sprengen. Das ist dem großen Strategen auch gelungen.

Der Krieg nahm einen sehr wechselvollen Verlauf. Friedrich siegte, musste jedoch schwere Niederlagen hinnehmen. Politische Veränderungen zugunsten Friedrichs haben dazu geführt, dass Maria Theresia 1763 Schlesien endgültig an Preußen verlor. Dies hatte weitreichende Folgen für die katholischen Schlesier. Der König, von dem der Spruch überliefert ist, in seinem Königreich könne jeder nach seiner Façon selig werden, erließ eine Order, dass die Bürgermeister und Kämmerer mit „subjectis, welche der evangelischen Religion zugetan sind“ besetzt werden müssen. Außerdem wurde angeordnet, dass in den Städten wenigstens zwei Mitglieder des Stadtrates der evangelischen Konfession angehören mussten. König Friedrich II. hatte für Schlesien schon nach der ersten Eroberung, die unter Rechtsbruch unmittelbar nach der Thronbesteigung von Maria Theresia 1740 erfolgte, ein Siedlungsprogramm veranlasst, bei dem Protestanten, die nach Schlesien gingen, großzügige staatliche Förderung erfuhren. So kam es, dass die Neusiedler durchweg Protestanten und Hussiten waren. Mit königlicher Order von 1750 mussten sämtliche frei werdenden Beamtenstellen in Schlesien mit Protestanten besetzt werden, ein Katholik hatte von diesem Zeitpunkt an in Schlesien keine Chancen mehr, in den Staatsdienst aufgenommen zu werden. Zur seelsorglichen Betreuung der evangelischen Christen schickte Friedrich II. Geistliche aus Brandenburg, die nicht den Titel „Pfarrer“ – dieser blieb der katholischen Geistlichkeit vorbehalten –, sondern „Pastor“ tragen sollten.

König Friedrich II. hatte, wie auch die russische Zarin Katharina, in seinem Herrschaftsgebiet das Jesuitenverbot von Papst Clemens XIV. nicht befolgt. In Preußen und Russland fanden die ausgewiesenen Jesuiten Aufnahme. Dies sollte die Unabhängigkeit vom Papst in Rom dokumentieren. Es durfte auch kein direkter Briefwechsel mit römischen kirchlichen Behörden erfolgen. Er konnte nur über die Zensur eines preußischen Ministeriums laufen, das eigens zu diesem Zweck eingerichtet wurde. Friedrich II. schwebte eine preußische Nationalkirche vor, an deren Spitze der Fürstbischof von Breslau stehen sollte. Papst Benedikt XIV. widersetzte sich diesen Bestrebungen energisch. Diese wurden auch in späterer Zeit nicht mehr weiterverfolgt. Der Angriffskrieg Friedrichs II. gegen Sachsen mag Adolf Hitler für seinen Einmarsch in Polen am 1. Sept. 1939 als Vorbild gedient haben. Nach dem sechs Jahre währenden Weltkrieg war nicht nur Preußen von der Landkarte verschwunden, sondern auch Schlesien polnisch geworden.

Der Artikel ist veröffentlicht in der Zeitschrift Kirche heute Nr. 6/Juni 2015
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[1] Ludwig Gschwind: Blick über den Kirchturm hinaus, geb., 12 x 19 cm, 128 S., ISBN 978-3-9454010-8-8, Euro 12,95 (D), 13,30 (A). Bestell-Tel. 07303-952331-0, Fax: 07303-952331-5 oder E-Mail: buch@media-maria.de - www.media-maria.de

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