April 2016

Liebe Leser

Von Erich Maria Fink und Thomas Maria Rimmel

Am 12. Februar 2016 haben sich auf Kuba Papst Franziskus und Patriarch Kyrill getroffen. Seit der Spaltung zwischen Ost- und Westkirche im Jahr 1054 war es das erste Treffen der Oberhäupter der russisch-orthodoxen und der römisch-katholischen Kirche. Die Welt wurde Zeuge von einer unvergleichlichen Herzlichkeit, mit der die beiden als „Brüder“ aufeinander zugegangen sind. Ein jahrhundertelanges Schweigen ist beendet, das Eis gebrochen. Beide Kirchen haben ihre gegenseitige Hochachtung und Anerkennung zum Ausdruck gebracht. In der Resolution mit ihren 30 Punkten, die der Patriarch und der Papst gemeinsam unterschrieben haben, bringen sie den tiefen Wunsch zum Ausdruck, die Spaltung zu überwinden und die Einheit wiederherzustellen, um die Jesus Christus selbst gebetet habe. Die Erklärung erinnert daran, dass beide Kirchen über tausend Jahre lang in Einheit verbunden waren und authentische apostolische Kirchen bilden. Ein wahrhaft historisches Ereignis!

Jahrzehntelang hatte man sich um ein solches Treffen bemüht und nach einem Ort gesucht, der von der Geschichte her als nicht belastet erschien. Einmal wurde Budapest ins Auge gefasst, ein andermal Wien. Doch im letzten Augenblick waren die geplanten Treffen jeweils an der Absage von orthodoxer Seite gescheitert. Nun hatte Papst Franziskus in aller Demut gesagt: „Bruder Kyrill, rufe mich, und ich komme, wohin Du auch möchtest!“ Tatsächlich scheint dieses Mal der russisch-orthodoxe Patriarch gerufen zu haben. Die Reise des Papstes nach Mexiko stand seit langem fest. Es war der Patriarch, der sich nun nach diesem Termin ausrichtete und seine Reise nach Südamerika verlegte, um das Treffen möglich zu machen. Mit Havanna wurde auf jeden Fall ein Ort gefunden, der neutral ist und keinerlei Beziehungen zu den konfessionellen Unterschieden hat. Und es ging alles sehr schnell. Die Nachricht kam vollkommen überraschend, wie ein Komet, der plötzlich am Himmel der Geschichte auftaucht.

Als Hauptgrund für das Treffen wurde die aktuelle Verfolgung der Christen auf der ganzen Welt genannt. Die orthodoxe Kirche spricht offen vom Genozid an den Christen im Nahen Osten und in weiten Teilen Afrikas. Nun sei es an der Zeit, theologische Auseinandersetzungen in den Hintergrund zu stellen und gemeinsam zu handeln. Ausführlich geht die Erklärung auf dieses Thema ein und bringt die Absicht zum Ausdruck, den Brüdern und Schwestern zu Hilfe zu kommen und das christliche Erbe gemeinsam zu verteidigen.

Besonders wertvoll ist das gemeinsame Zeugnis der beiden Kirchenoberhäupter für die christlichen Werte der Ehe und Familie. In der gemeinsamen Erklärung setzen sie sich ausdrücklich für den Schutz der Ehe als unauflöslicher Verbindung eines Mannes mit einer Frau ein. Auch geht es um die Sorge um den Schutz der ungeborenen Kinder, deren Lebensrecht in den meisten Ländern nicht mehr anerkannt ist. Auch die Sorge um den Ausgang des Lebens eines schwerkranken oder behinderten Menschen bewegt beide Kirchen, seitdem in immer mehr Ländern für die Euthanasie geworben wird.

Nun richtet sich der Blick in die Zukunft. Noch in diesem Jahr ist das erste pan-orthodoxe Konzil geplant. Es soll bereits im Juni auf Kreta stattfinden. Es wäre ein weiterer großer Schritt für die Ökumene, wenn dazu auch Vertreter der katholischen Kirche und vielleicht sogar Papst Franziskus eingeladen würden. Liebe Leser, mit österlicher Freude schließen wir dieses Anliegen der Einheit in unser Gebet ein und vertrauen es besonders der Gottesmutter an. Auf ihre Fürsprache erbitten wir Ihnen allen Gottes reichsten Segen und sagen Ihnen für Ihre treue Unterstützung wiederum ein aufrichtiges und herzliches Vergelt’s Gott!

 

Geschenk der Göttlichen Barmherzigkeit

Ökumene unter dem Schutzmantel Mariens

Von P. Mario Beverati

P. Mario Beverati ist Priester der Erzdiözese Buenos Aires und arbeitet seit 20 Jahren als Pfarrer der katholischen Pfarrei Mariä Himmelfahrt in der russischen Großstadt Nishnij Nowgorod. Er ist mit Papst Franziskus als seinem ehemaligen Heimatbischof freundschaftlich verbunden. Auch nach seiner Wahl zum Bischof von Rom hält er mit ihm einen engen Kontakt. Die Begegnung des Papstes mit dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I. am 12. Februar 2016 in Havanna war für P. Mario ein Höhepunkt in seinem ganzen priesterlichen Wirken. Denn sein missionarischer Dienst in Russland war von Anfang an auf die Ökumene mit der russisch-orthodoxen Kirche ausgerichtet. Seinen Beitrag über das Treffen auf Kuba hat er im Wesentlichen bereits im Vorfeld des Ökumene-Gipfels verfasst. weiter...

 

Gebet des hl. Johannes Paul II.

Am 28. August 2004 verabschiedete sich Papst Johannes Paul II. mit folgendem Gebet von der Ikone der Gottesmutter von Kasan, bevor sie dem Patriarchen von Moskau, Alexis II., überbracht wurde. weiter...

 


Zur Bedeutung des Ökumenegipfels auf Kuba

Der Bruderkuss

Von Erich Maria Fink

Zum ersten Mal in der Geschichte sind sich die Oberhäupter der katholischen und der russisch-orthodoxen Kirche begegnet. Gegenseitig haben sie sich als Brüder angesprochen und eine umfangreiche „Gemeinsame Erklärung“ unterzeichnet. Für Pfarrer Erich Maria Fink, der seit gut 16 Jahren in Russland arbeitet, bildet das Treffen einen historischen Wendepunkt. Dabei kommt es ihm sowohl auf die zeichenhafte Bedeutung des Bruderkusses als auch auf den Wortlaut der Erklärung an. Dass die westliche Welt zurückhaltend reagiert hat, kann er angesichts der politischen Spannungen mit Russland nachvollziehen. Er bedauert jedoch das weithin kritische Echo aus kirchlichen Kreisen, insbesondere den Vorwurf des Verrats vonseiten der griechisch-katholischen Kirche in der Ukraine. weiter...

 


Wir Christen dürfen nicht müde werden

Woche für das Leben

Von Mechthild Löhr

Vom 9. bis 16. April dieses Jahres findet wieder die „Woche für das Leben“ statt. Sie befasst sich heuer besonders mit dem „vierten Lebensalter“. Mechthild Löhr, Bundesvorsitzende der „Christdemokraten für das Leben (CDL)“, ruft alle Christen dazu auf, diese Initiative als Chance zu nützen, um als Anwälte für die Würde eines jeden Menschen ihre Stimme zu erheben und aktiv zu werden. weiter...



Gedenkband würdigt Erzbischof Johannes Dyba

Der Löwe von Fulda

Von Günter Mayer

Unter dem Titel „Der Löwe von Fulda“ hat Felizitas Küble in ihrem KOMM-MIT-Verlag einen Gedenkband über Erzbischof Dr. Dr. Johannes Dyba herausgebracht. In 33 Würdigungen zeigt sie das Lebenswerk des streitbaren Hirten auf. Der von zahlreichen Katholiken getragene Wunsch, den allzu früh verstorbenen Bischof durch eine Seligsprechung als beispielhaften Glaubenszeugen herauszustellen, hat wesentlich zu dieser Publikation beigetragen. weiter...

 


Johanna Gräfin von Westphalen war eine Prophetin unserer Zeit

Liebe zur Wahrheit

Von Weihbischof Andreas Laun

Johanna Gräfin von Westphalen (24.9.1936-21.1.2016), eine Großnichte des sel. Kardinals Graf von Galen, war Mutter von sechs Kindern. Als Lebensrechtlerin bot sie vielen Menschen in Deutschland Orientierung. Unerschrocken trat sie für ihre Glaubensüberzeugungen ein, kompromisslos kämpfte sie für den Schutz des menschlichen Lebens von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod. Von 1985 bis 2002 war sie die erste Vorsitzende der von ihr mitgegründeten „Christdemokraten für das Leben (CDL)“, 1988 errichtete sie gemeinsam mit ihrem Sohn Friedrich Wilhelm die „Stiftung Ja zum Leben“, die vor allem durch die Aktion gegen Spätabtreibungen „Tim lebt“ bekannt wurde. Papst Johannes Paul II. zeichnete sie 2002 auf Anregung des damaligen Kardinals Joseph Ratzinger mit dem Großkreuz des Heiligen-Gregorius-Ordens aus. Außerdem war sie Trägerin des Bundesverdienstkreuzes. weiter...

 


Vorausblick auf das nachsynodale Schreiben

Mitfühlende Sorge der Kirche

Von Weihbischof Andreas Laun

Weihbischof Dr. Andreas Laun ist sich bewusst, dass Papst Franziskus das nachsynodale Schreiben über Ehe und Familie am 19. März 2016 unterzeichnen wird, also nach der Drucklegung und vor dem Erscheinen dieser Ausgabe. Dennoch wagt er es, noch vor dem Bekanntwerden des päpstlichen Dokuments zum heißdiskutierten Thema des kirchlichen Umgangs mit wiederverheirateten Geschiedenen Stellung zu nehmen. Den Akzent setzt er vor allem auf die einfühlsame Sorge der Kirche, die einerseits dem Evangelium treu bleibt, andererseits aber echtes Verständnis für die schmerzlichen Situationen der Betroffenen zeigt. weiter...

 


Die sieben geistigen Werke der Barmherzigkeit

Aus Liebe handeln

Von Franz Weidemann

Pfarrer Dr. Franz Weidemann, Dortmund, greift die Anregung des Papstes auf, im Jahr der Barmherzigkeit die sog. „Werke der Barmherzigkeit“ in den Blick zu nehmen. Wörtlich schreibt Papst Franziskus in der Bulle „Misericordiae Vultus“: „Es ist mein aufrichtiger Wunsch, dass die Christen während des Jubiläums über die leiblichen und geistigen Werke der Barmherzigkeit nachdenken. Das wird eine Form sein, unser Gewissen, das gegenüber dem Drama der Armut oft eingeschlafen ist, wachzurütteln und immer mehr in die Herzmitte des Evangeliums vorzustoßen, in dem die Armen die Bevorzugten der göttlichen Barmherzigkeit sind. Die Verkündigung Jesu nennt uns diese Werke der Barmherzigkeit, damit wir prüfen können, ob wir als seine Jünger leben oder eben nicht. Entdecken wir erneut die leiblichen Werke der Barmherzigkeit: Hungrige speisen, Durstigen zu trinken geben, Nackte bekleiden, Fremde aufnehmen, Kranke pflegen, Gefangene besuchen und die Toten begraben. Und vergessen wir auch nicht die geistigen Werke der Barmherzigkeit: den Zweifelnden recht raten, die Unwissenden lehren, die Sünder zurechtweisen, die Betrübten trösten, Beleidigungen verzeihen, die Lästigen geduldig ertragen und für die Lebenden und Verstorbenen zu Gott beten“ (MV, Nr. 15). weiter...

 


Das anstößige Ringen um die Wahrheit

Lebenszeugnisse von Konvertiten

Von Barbara Wenz

Barbara Wenz ist Autorin und freie Journalistin. Sie wurde 1967 in der Südpfalz geboren und evangelisch getauft. Nach Umwegen über die Esoterik – einschließlich einer Ausbildung als Yoga-Lehrerin – trat sie 2007 in die katholische Kirche ein. Berührt vom Sterben des hl. Johannes Pauls II. und fasziniert vom Pontifikat Benedikts XVI. wuchs sie immer tiefer in den katholischen Glauben hinein. Nun machte sie sich auf die Suche nach dem Schicksal anderer Konvertiten und entdeckte deren Ringen um die Wahrheit. In einem neuen Buch stellt sie ergreifende Glaubenszeugnisse vor, welche sie selbst mit den Worten charakterisiert: „Von Christus, Gottes Kraft und Gottes Weisheit sprechen die Bekehrungserlebnisse und Schicksale der Konvertiten, die in diesem Buch erzählt werden: Menschen, deren Glaube und Handeln jeweils eine winzige Facette in dem Brillanten darstellen, der die katholische Kirche und ihre Lehre ist, und in dem jede einzelne Facette das leuchtende Feuer dieses Juwels erst wahrhaft zum Erstrahlen bringt.“ Nachfolgend eine gekürzte Fassung des Einführungskapitels. weiter...

 

Taten des IS sind „Völkermord“

Am 4. Februar 2016 hat das Europaparlament mit großer Mehrheit eine Resolution verabschiedet, in der das Vorgehen des IS als „Völkermord“ eingestuft wird. Der gemeinsame Entschließungsantrag wurde vom Europaabgeordneten und Menschenrechtspolitiker Arne Gericke (Familien-Partei) zusammen mit Kollegen seiner Fraktion der Europäischen Konservativen und Reformer angestoßen. Nach Gericke handelt es sich um einen historischen Beschluss, der den Weg für einen „entschlossenen Kampf gegen den unerträglichen Terror der fanatischen Daesh“ bereitet und christlichen Flüchtlingen neue Perspektiven eröffnet. weiter...

 


Zum Verhältnis von Theologie und Biografie bei Leo Scheffczyk

Auf dem Weg der „Catholica“

Von Johannes Nebel FSO

Pater Dr. Johannes Nebel FSO organisierte zum 10. Todestag von Leo Kardinal Scheffczyk im September 2015 ein Gedenk-Symposium. Im Nachklang arbeitet er die Persönlichkeit Scheffczyks heraus, wie sie sich aus autobiografischen Hinweisen in seinen theologischen Schriften erschließen lässt. Danach beruhte seine gewissenhafte Glaubenstreue auf einer tiefen persönlichen Gotteserfahrung während der Kriegsjahre. So verband sich ehrfürchtiges Bekenntnis zur Überlieferung mit dem Bemühen um Fortschritt im theologischen Denken. weiter...

 


Der Einsatz der Kirche für die Jugend (Teil VIII)

„Seid Missionare!“

Von Bischof Josef Clemens, Rom

Kurienbischof Dr. Josef Clemens hat bereits am 21. Mai 2015 zur Vorbereitung auf den Weltjugendtag 2016 in Krakau einen ausführlichen Vortrag über den Einsatz der Kirche für die Jugend gehalten, den wir als Artikelserie veröffentlichen. Darin beleuchtet er nacheinander die drei letzten Pontifikate und kommt zu dem Ergebnis, dass deren Beiträge ein eindrucksvolles Ganzes ergeben, das „den jungen Menschen hilft, immer mehr das Angesicht Christi in unserem Heute zu entdecken“. Johannes Paul II. sei von der Überzeugung ausgegangen, dass die Jugend die Hoffnung der Kirche bilde, Benedikt XVI. habe die Wichtigkeit der Glaubenserziehung betont und Franziskus stelle besonders den Missionsauftrag der jungen Generation heraus. Nachfolgend der abschließende Teil des Vortrags mit einem kurzen Ausblick auf den Weltjugendtag in Krakau. weiter...

 

Ein Reliquiar für Russland

Von Bernd Cassau

In der Paderborner Heimatzeitschrift „Die Warte“ erschien der nachfolgende Artikel von Bernd Cassau, dem bekannten Meister für kirchliches Kunsthandwerk. Das Reliquiar für eine Altarreliquie der hl. Sr. Faustyna Kowalska enthält eine wunderbare Botschaft zum Jahr der Barmherzigkeit. Wie der Altar auf zwölf Säulen ruht und nach den Steinmalen, die Mose beim Bundesschluss aufgestellt hat, das ganze Volk Gottes bezeichnet, so sind in das Reliquiar zwölf Bergkristalle aufgenommen. Sie stehen nicht nur für die zwölf Apostel, also die Priester, durch die die Gnaden der Barmherzigkeit vermittelt werden, sondern für die ganze Kirche, welche berufen ist, Werkzeug der Barmherzigkeit für die ganze Welt zu sein. weiter...