Juni 2016

Liebe Leser

Von Erich Maria Fink und Thomas Maria Rimmel

Mit einer umfangreichen Artikelserie über Martin Luther und seine Lehre möchten wir einen Beitrag zum bevorstehenden Reformationsgedenken leisten. Am 31. Oktober 2017 werden es 500 Jahre, dass der Wittenberger Augustiner-Eremit und Theologie-Professor seine 95 Thesen gegen den Missbrauch des Ablasses veröffentlicht hat. Luther konnte damals kaum erahnen, welche Entwicklung er damit auslösen würde. Tiefgreifende kirchliche und gesellschaftliche Veränderungen setzten ein. Doch hatte der Reformator ursprünglich nicht die Absicht, eine Kirchenspaltung herbeizuführen. Heute gibt es weltweit über 400 Millionen Protestanten, die ihre geistlich-religiöse Identität auf die Reformation zurückführen.

Deutschland widmet dem Gedenken an die Ereignisse von damals ein Jubiläumsjahr, das bereits am 31. Oktober 2016 beginnt. Die Regierungschefs der Länder ha­ben sich darauf verständigt, den 31. Oktober 2017 einmalig als bundeseinheitlichen Feiertag zu begehen. Und Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm, der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, hat auch die anderen christlichen Konfessionen eingeladen, das Reformationsjubiläum 2017 gemeinsam mit der evangelischen Kirche zu feiern.

Doch wie können wir als katholische Kirche dieses Jubiläum angemessen mitfeiern? Es ist für uns nicht leicht, den richtigen Weg für ein gemeinsames Gedenken zu finden. Denn die Reformation, welche die schmerzliche Wunde der Spaltung hinterlassen hat, kann aus unserer Sicht nicht Anlass zur Freude sein. Wir können jedoch versuchen, ehrlich auf die Ereignisse von damals zurückzublicken und Luther mit seinen Anliegen zu verstehen. Was weithin fehlt, ist eine sachliche Auseinandersetzung mit den Glaubensinhalten, um die damals gerungen wurde. Doch nur, wenn wir uns diesen Fragen aufrichtig stellen, können wir einerseits die wertvollen Elemente in der Lehre Luthers sowie in der Geschichte der Reformation würdigen, andererseits entdecken, welche Schritte zur Wiederherstellung der verlorenen Einheit notwendig sind. Die Ökumene, das heißt das Bemühen um die tatsächliche Überwindung der Spaltung muss unser Ziel sein und auch ein Reformationsgedenken prägen.

So haben wir die Artikelreihe, die wir mit dieser Ausgabe beginnen, unter das Motto gestellt: „Luther verstehen“. Dabei geht es um den Menschen Martin Luther, seine Fragestellungen und theologischen Prinzipien, seine Bibelauslegung und Spiritualität, sein Kirchen- und Sakramentenverständnis, seine Eschatologie und auch seine Haltung zur weltlichen Obrigkeit. Zu unserer großen Freude konnten wir für die Erarbeitung dieser Reihe Andreas Theurer gewinnen, der für eine solche Aufgabe geradezu prädestiniert ist.

Theurer ist in der evangelischen Kirche großgeworden. Geboren 1966 hat er in Tübingen und Erlangen evangelische Theologie studiert und war von 1997 bis 2012 Pfarrer der württembergischen Landeskirche in Aach und Göttelfingen (Krs. Freudenstadt). 1991 heiratete er seine Frau Gudrun, mit der er zwei erwachsene Söhne hat und die zusammen mit ihm im Jahr 2012 zum katholischen Glauben konvertierte. Er fand Aufnahme im Bistum Augsburg und arbeitet seitdem als Referent am diözesanen Institut für Neuevangelisierung.

Ein erfreuliches Zeichen besteht auch darin, dass zum Auftakt der Artikelreihe über Luther auch seine Frau Gudrun mit einem Beitrag in diesem Heft vertreten ist, nämlich über christliche Sterbehilfe. Liebe Leser, wir dürfen Ihnen mit großer Dankbarkeit auch die übrigen Beiträge empfehlen, die inspirieren und im Glauben bestärken möchten. Mit einem aufrichtigen Vergelt`s Gott für Ihre großherzige Unterstützung unseres Apostolats wünschen wir Ihnen Gottes reichen Segen und den Schutz unserer himmlischen Mutter Maria.

 

Artikelreihe zum Reformationsgedenken 2017 – Teil 1

Martin Luther – Was war er für ein Mensch?

Von Andreas Theurer

Im Jahr 1517 löste Martin Luther mit der Veröffentlichung seiner berühmten 95 Thesen eine Reformbewegung aus, welche zu einer der verhängnisvollsten Spaltungen in der Geschichte der Kirche führte. Diese sog. Reformation teilte die Westkirche von nun an in katholisches und evangelisches Christentum auf. Die neu entstandene Glaubensrichtung verstand sich in Absetzung zur „Papstkirche“ auch als Protestantismus. Mit großen Schritten gehen wir auf das bevorstehende Gedenken an die Reformation vor 500 Jahren zu. Als Vorbereitung und Einstimmung wollen wir uns in einer umfangreichen Artikelserie mit Luther und seiner Lehre sachlich auseinandersetzen. Alle wichtigen Glaubensfragen sollen zur Sprache kommen und sowohl aus evangelischer als auch aus katholischer Sicht beleuchtet werden. Andreas Theurer, bis 2012 lutherischer Pfarrer in Württemberg, geht in seinem ersten Beitrag auf das Leben und die Person Luthers ein. weiter...


Historische „Erfurter Rede“ Papst Benedikts XVI.

„Wie kriege ich einen gnädigen Gott?“

Von Papst Benedikt XVI. 

Auf seiner Deutschlandreise im September 2011 besuchte Papst Benedikt XVI. auch das für Luther so bedeutsame Augustinerkloster in Erfurt. Im dortigen Kapitelsaal hielt er vor den Vertretern der EKD eine Ansprache, die als „Erfurter Rede“ in die Geschichte eingegangen ist. Nach bewegenden Grußworten bestätigte er zunächst seinen evangelischen Gastgebern, sie hätten „den wirklich gemeinsamen Glauben“ sowie „die Sehnsucht nach Einheit offen ausgedrückt“. Und er bezeichnete die „Begegnungen“ als „Fest der Gemeinsamkeit des Glaubens“. Die anschließende Ansprache hält der ehemals evangelische Pfarrer Andreas Theurer für „genial“ und eine ideale Hinführung zur Beschäftigung mit Luther und seiner Lehre. weiter...


Ökumenische Kundgebung am 2. Juli in München

Miteinander für Europa

Von Maria Fischer

„500 Jahre Trennung sind genug – Einheit ist möglich!“ Mit diesem Slogan lädt das ökumenische Netzwerk „Miteinander für Europa“ zur nächsten internationalen Begegnung Anfang Juli in die bayerische Landeshauptstadt ein. Mitgestaltet werden der Kongress vom 30. Juni bis 1. Juli und die Kundgebung am 2. Juli 2016 von hochkarätigen Vertretern aus Politik und Kirche, darunter Kardinal Kurt Koch aus Rom. Das Netzwerk, das 1999 ins Leben gerufen wurde, besteht inzwischen aus mehr als 300 christlichen Bewegungen und Gemeinschaften. 70 von ihnen bilden den Trägerkreis, allen voran die Schönstatt-Bewegung und die Fokolar-Bewegung. Maria Fischer von der Schönstatt-Bewegung arbeitet im Miteinander-Presse-Team. Ihren Beitrag hat sie für uns auf einer Reise in Paraguay geschrieben. weiter...


Die Schlüsselrolle der Beichte

Wie kann Neuevangelisierung gelingen?

Von Mauro Kardinal Piacenza

Am 5. Mai 2016 hielt Mauro Kardinal Piacenza (Bild) bei einem Begegnungstag von KIRCHE IN NOT in Altötting einen bewegenden Vortrag. Das Thema lautete: „Warum die Beichte das wichtigste Sakrament für die Neuevangelisierung ist“. Doch auf dem Hintergrund dieser einfachen These entwickelte der Kardinal mit leidenschaftlicher Dynamik die entscheidenden Eckpunkte einer Neuevangelisierung in unserer Zeit. Er ist Großpönitentiar an der Apostolischen Pönitentiarie und zugleich Präsident der päpstlichen Stiftung KIRCHE IN NOT. weiter...


Maria, Mutter der Kirche

Die Gebetsstätte Marienfried

Von Gerda Riedl

Professor Dr. Gerda Riedl (geb. 1961) ist Dozentin für Dogmatik an der Universität Augsburg. Gleichzeitig leitet sie eine Hauptabteilung im Ordinariat des Bistums Augsburg, die sich mit den Grundsatzfragen der Glaubenslehre und der Liturgie befasst. In dieser Verantwortung ist sie auch offiziell für die Wallfahrtsorte und Gebetsstätten der Diözese zuständig. Anlässlich des 70jährigen Jubiläums der Ereignisse, welche zur Entstehung der Gebetsstätte Marienfried im Landkreis Neu-Ulm geführt haben, geht sie mit kritischem Blick auf die geschichtlichen Hintergründe ein und stellt die heutige Bedeutung des Gnadenorts für das Leben der Kirche heraus. Sie zeigt auf, wie sich die Diözese Augsburg immer bemüht hat, das Wallfahrtsgeschehen an der Gebetsstätte seelsorglich zu begleiten und in das kirchliche Leben des Bistums zu integrieren. Auf diese Weise konnten die geistlichen Wurzeln für die Pastoral fruchtbar gemacht werden. weiter...


Marienfried aus der Sicht einer Schönstätter Marienschwester

Das Herz der Gebetsstätte

Von Sr. Sieghelma Pfeufer

Als ein Jubiläum besonderer Art bezeichnet die Schönstätter Marienschwester Maria Sieghelma Pfeufer das Jahr 2016 für die Gebetsstätte Marienfried, an der sie seit 20 Jahren tätig ist. Zuvor hatte sie den Ort nicht gekannt. Doch während ihrer Tätigkeit in der Pilgerbetreuung ist ihr das Heiligtum immer mehr ans Herz gewachsen. Mit Leib und Seele setzt sie sich für die Menschen ein, die in Marienfried Zuflucht suchen und Einkehr halten möchten. Die Ereignisse vor 70 Jahren sind für sie ein Schlüssel zum tieferen Verständnis des Sendungsauftrags von Schönstatt geworden. Sie hält sich in ihrer Arbeit an die Maßgabe der Diözese, was die angeblichen Erscheinungen der Gottesmutter im Jahr 1946 betrifft, macht aber keinen Hehl daraus, dass sie persönlich den Ereignissen sehr aufgeschlossen gegenübersteht. weiter...


Hospizdienst und christliche Sterbebegleitung

Gibt es einen „guten Tod“?

Von Gudrun Theurer

Gudrun Theurer (geb. 1963), die Ehefrau des früheren evangelischen Pfarrers Andreas Theurer, wurde am 29. Oktober 2012 zusammen mit ihrem Mann in die katholische Kirche aufgenommen. Beide bekamen eine Anstellung in der Diözese Augsburg, Andreas am „Institut für Neuevangelisierung“, Gudrun in der katholischen Krankenhausseelsorge. Sie ist Diplomtheologin und hat sich auf den Hospizdienst spezialisiert. Neben ihrer pastoralen Tätigkeit im Hospiz St. Vinzenz in Augsburg arbeitet sie als Referentin und Kursleiterin in der Aus- und Weiterbildung von Ehrenamtlichen und Fachkräften in den Themen Sterben, Trauer, Spiritualität. Ihre Publikation über christliche Sterbebegleitung hat sie im Licht des katholischen Glaubens überarbeitet und vergangenes Jahr neu herausgebracht. Es trägt den Titel: „Gemeinsam unterwegs in schwerer Zeit. Begleitende Texte für Kranke, ihre Angehörigen und Hospizmitarbeiter“. weiter...


Neue Europäische Bürgerinitiative zur Verteidigung von Ehe und Familie

Vater, Mutter, Kind

Von Hedwig von Beverfoerde 

Die EU-Kommission hat sich völlig in den Dienst der Lobby-Gruppen gestellt, welche das traditionelle Verständnis von Ehe und Familie und damit den von unserem Grundgesetz garantierten Schutz auszuhöhlen versuchen. Die Kommission bekennt sich offen zu ihrer Politik und setzt den Hebel bewusst an der unterschiedlichen Gesetzgebung der Mitgliedstaaten an, um sie im Rahmen des Rechts auf Freizügigkeit gegeneinander auszuspielen. Dagegen wendet sich nun eine Europäische Bürgerinitiative (EBI), welche die Achtung der nationalen Kompetenzen der Mitgliedstaaten einfordert. Sie läuft unter dem Namen „Mum, Dad & Kids/Vater, Mutter, Kind“ (www.vatermutterkind.eu). Bei der EBI handelt es sich um ein junges, aber offizielles Instrument der Politik, das Anliegen der Bürger auf die Tagesordnung der EU-Gremien bringen kann. Die neue Initiative benötigt in den kommenden zehn Monaten eine Million Unterschriften, davon in Deutschland 75.000. Hedwig von Beverfoerde ist Koordinatorin der EBI „Vater, Mutter, Kind“ für Deutschland. weiter...


Netzwerk christlicher Politiker auf EU-Ebene

Von Arne Gericke MdEP 

„Lebensschutz und Menschenwürde den parlamentarischen Raum zu geben, den diese wichtigen Themen brauchen“, das ist der Auftrag einer fraktionsübergreifenden „Arbeitsgruppe Menschenwürde“, die der Europaabgeordnete Arne Gericke (Familien-Partei) gemeinsam mit seinem niederländischen Kollegen Bas Belder (Staatkundig Gereformeerde Partij) initiiert hat. Beide Abgeordnete sind Mitglieder der christdemokratischen Europapartei ECPM (European Christian Political Movement). weiter...


Der ergreifende Weg eines muslimischen Mädchens zu Christus

Untergetaucht im Licht

Von Rifqa Bary

Vor kurzem erschien das erschütternde Lebenszeugnis eines muslimischen Mädchens aus Sri Lanka, das den Weg zum christlichen Glauben gefunden hat. Aus ihrer Sicht schildert sie die Unterdrückung der Frau im Islam, die Befreiung, die sie durch den Weg zu Christus gefunden hat, aber auch die unglaubliche Gefahr, der sie seit ihrer Bekehrung zum Christentum ausgesetzt ist. Einige Auszüge aus ihrem Buch geben einen ersten Einblick in ihre Erfahrungen und lassen die Dramatik der Konversion muslimischer Familienmitglieder zum christlichen Glauben erahnen. weiter...


Muslimische Flüchtlinge in Europa

Gefahr und Chance

Von P. Bernhard Gerstle FSSP

P. Bernhard Gerstle FSSP (geb. 1958) wurde 1991 in Wigratzbad zum Priester geweiht und ist Oberer des deutschsprachigen Distrikts der Priesterbruderschaft St. Petrus. Seine Amtszeit begann am 13. Juli 2015 und dauert drei Jahre. Er legt Wert auf eine offene Haltung und eine fruchtbare Zusammenarbeit mit dem örtlichen Klerus. In der Flüchtlingskrise sieht er eine besondere Herausforderung und plädiert für eine behutsame, aber überzeugende Evangelisierung unter Muslimen. Die Christen sollten liebevolle und aufmerksame Türöffner für die Erlösungsgnade sein. weiter...