Juli 2016

Liebe Leser

Von Erich Maria Fink und Thomas Maria Rimmel

Enhancement“ ist zu einem Zauberwort geworden. Es heißt zu Deutsch so viel wie „Verbesserung“. Mit Hilfe der Verbindung von Technik und menschlichem Organismus versucht die Medizin das Menschsein, seine Gesundheit, seine Fähigkeiten und Qualitäten, zu „verbessern“. So gesehen ist bereits eine Brille „Enhancement“. Und eine Sehhilfe ist ein Segen, gegen den niemand etwas einzuwenden hat. Das Spektrum der Enhancement-Praktiken reicht vom Herzschrittmacher über Insulinpumpen und tragbare Dialysegeräte bis hin zur sog. „Tiefen Hirnstimulation“, volkstümlich als „Hirnschrittmacher“ bezeichnet, beispielsweise zur Behandlung von Epilepsie.

Verbesserung der Lebensqualität – wer will sie nicht? Einerseits verschwimmen die Grenzen zwischen Therapie, Kosmetik und Steigerung der Möglichkeiten des menschlichen Körpers durch technische Hilfe immer mehr. Andererseits bleibt eine ethische Diskussion über die Grenzen des technisch Machbaren fast völlig aus. Es scheint, als sei eine weltweite Sucht nach der Verwirklichung des „perfekten Menschen“ ausgebrochen, die uns völlig blind macht. Biomedizinische Techniken bekommen freie Fahrt. Und es ist fast nicht mehr möglich, über ethische Grenzen zu sprechen, geschweige denn, sie politisch durchzusetzen.

Was uns mit dem Etikett „Enhancement“ angeboten wird, ist längst zu einem völlig unkontrollierten Experimentieren mit dem menschlichen Leben geworden, bei dem es kein Halt mehr gibt. Offensichtlich ist eine Tsunamiwelle im Entstehen, die uns über kurz oder lang mit aller Wucht überrollen wird. Die Menschheit scheint dem Prozess nicht mehr gewachsen zu sein. Großbritannien hat Anfang dieses Jahres die Genmanipulation an menschlichen Embryonen erlaubt. Nun werden unter Anwendung der sog. „CRISPR/Cas9-Technologie“, einer relativ kostengünstigen Methode, systematisch Embryonen mit künstlich veränderten Genen hervorgebracht, beobachtet und dann getötet. Doch sei es nur eine Frage der Zeit, bis die ersten genmanipulierten Babys zur Welt kämen.

Spätestens mit dieser Erlaubnis wurde eine Büchse der Pandora geöffnet. Wir müssen zugestehen, dass der Damm bereits gebrochen ist. Bislang galt der Schritt zur Manipulation des menschlichen Genoms in der biomedizinischen Forschung als absolutes Tabu. Nun scheint es einfach aufgehoben zu sein. Hand in Hand mit dieser Entwicklung erreichen uns Nachrichten über die Zeugung von Mischwesen zwischen Mensch und Tier. Und es gibt kaum Stimmen, die sich gegen diese revolutionären Umbrüche erheben. Niemand scheint dahinter eine wirkliche Gefahr zu sehen.

Als Christen aber dürfen wir nicht länger schweigen. Was wir erleben, ist ein neuerlicher Sündenfall der Menschheit, die sich anmaßt, Herr des menschlichen Lebens zu sein. Es ist einer der schlimmsten Angriffe auf die Würde des Menschen, den wir uns überhaupt vorstellen können. Dabei geht es nicht nur um ein sündhaftes „Machen“ des Menschen und die verhängnisvolle Frage, nach welchen Normen ein Mensch als besser und perfekter bezeichnet werden kann, sondern auch darum, dass wir uns auf diesem Hintergrund eine übernatürliche Dimension des Menschen und seiner Identität immer weniger vorstellen können. Das Verständnis dessen, was der Mensch ist, steht auf dem Spiel.

Auf diese brennende Frage möchten wir mit dem Titelthema und einem Beitrag von Prof. Dr. Ralph Weimann aufmerksam machen. Er sieht die Gefahr, dass sich die Eingriffe in das menschliche Genom auf die ganze Menschheit auswirken können.

 

Wie viel biomedizinische „Verbesserung“ tut dem Menschen gut?

„Enhancement“ bis zur Genmanipulation

Von Ralph Weimann

Durch das „Human Enhancement“ wird eine Verbesserung und Optimierung des Menschen angestrebt. Was auf den ersten Blick so wohlwollend und harmlos klingt, entpuppt sich immer mehr als Schreckgespenst und nimmt nicht selten bedrohliche Formen an. Teile der Wissenschaft sehen darin einen unumkehrbaren Prozess, der immer neue Möglichkeiten erschließt. Ethisch-moralische Grenzen oder gesetzliche Einschränkungen finden hingegen kaum mehr Berücksichtigung. So stellt selbst die Veränderung des menschlichen Erbguts kein Tabu mehr dar. Im Februar diesen Jahres erlaubte Großbritannien erstmals die Genmanipulation an menschlichen Embryonen. Ralph Weimann (geb. 1976), promoviert in Theologie und Bioethik, geht auf diese Herausforderung ein und beleuchtet sie im Licht des christlichen Menschenbildes. weiter...


Fragestellungen, die zur Reformation führten (Luther verstehen – Teil 2)

Die Rechtfertigungslehre Martin Luthers

Von Andreas Theurer

Im zweiten Teil der Artikelreihe zur Einstimmung auf das Reformationsgedenken im Jahr 2017 geht Andreas Theurer auf das Herzstück des protestantischen Glaubens ein, nämlich auf die sog. „Rechtfertigungslehre“. Sie führt uns an den Ursprung der Bewegung, welche nicht nur eine Kirchenspaltung, sondern auch eine Glaubensspaltung ausgelöst hat. Theurer zeigt auf, welche Fragestellungen durch Martin Luther aufgeworfen worden sind, um die bis heute gerungen wird. In welchem Sinn können wir sagen, dass der Mensch allein durch den Glauben Rechtfertigung, also ewiges Heil findet? Was kann und muss der Mensch zu seiner Erlösung beitragen? Spielt seine freie Mitwirkung überhaupt eine Rolle? Was lehrt der hl. Apostel Paulus in diesem Zusammenhang wirklich? Sicherlich stellt die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre, die 1999 in Augsburg unterzeichnet wurde, einen Meilenstein im ökumenischen Bemühen dar. Doch bleiben entscheidende Unterschiede bestehen, die einer weiteren Klärung bedürfen. weiter...


Gedanken zur Neuevangelisierung (Teil 1)

Menschenfischer im 21. Jahrhundert

Von P. Johannes Paul Chavanne OCist 

Johannes Paul Chavanne OCist (geb. 1983) ist Pater im Stift Heiligenkreuz bei Wien. Mit 30 Jahren wurde er zum Priester geweiht und als Kaplan in der Pfarre Würflach eingesetzt. Außerdem wurde ihm vom Kloster ab September 2016 die Verantwortung für die Jugend- und Öffentlichkeitsarbeit übertragen. Er ist Assistent des Spirituals am Priesterseminar Leopoldinum in Heiligenkreuz sowie von der Österreichischen Bischofskonferenz mit der Seelsorge bei den Olympischen und Paralympischen Spielen beauftragt. Am 5. Mai 2016 hielt er im Rahmen der „Begegnungstage“ von KIRCHE IN NOT in Altötting einen Vortrag zum Thema Neuevangelisierung, den wir in drei Teilen veröffentlichen. In einem ersten Schritt betrachtet P. Chavanne die Situation in der heutigen Pfarrseelsorge, die zur Resignation verleiten könnte. Als Antwort ruft er zu neuen Wegen der Glaubensvermittlung auf. Im Licht des Evangeliums macht er sich Gedanken zum „Menschenfischer-Sein“. weiter...


Pro-Life-Marsch von Innsbruck nach Bregenz

Was ist uns ein Kind wert?

Von Josef Büchsenmeister

Vom 20. August bis zum 3. September 2016 findet in Österreich ein außergewöhnlicher Pro-Life-Marsch statt. Es geht zu Fuß 250 Kilometer von Innsbruck nach Bregenz. Josef Büchsenmeister, der Vorsitzende der „Jugend für das Leben“, lädt herzlich zur Teilnahme an der Aktion ein und gibt mit einem persönlichen Erlebnisbericht einen überzeugenden Denkanstoß zur Frage: Was ist uns ein Kind wert? Denn nach der Entfernung seiner Weisheitszähne hat er das Gefühl, dass „in Österreich Weisheitszähne mehr wert sind als ein Kind vor der Geburt“. weiter...


„Rachels Weinberg“ – Heilungsseminare nach einer Abtreibung

Das Leben, was sonst

Von Manfred M. Müller

Der katholische Theologe und Literaturwissenschaftler Dr. Manfred M. Müller hat ein Heilungskonzept für Personen erarbeitet, die an den seelischen Folgen einer Abtreibung leiden. 2006 brachte er das Buch „Mehr Licht. Die Heilung der Abtreibungswunden“ heraus. Auf 214 Seiten beschäftigt er sich eingehend mit dem Post Abortion Syndrom (PAS). Ergänzend erschien eine 40-seitige Broschüre mit dem Titel „Fünf Schritte. Die Heilung der Abtreibungswunden“. Nun engagiert er sich vor allem als Seelsorger im Rahmen von Heilungsseminaren für Frauen und Männer, die nach einer Abtreibung unter mentalen bzw. psychisch-emotionalen Störungen leiden. Diese Wochenendveranstaltungen werden in Deutschland und Österreich unter der Bezeichnung „Rachels Weinberg“ angeboten. Nach neueren Untersuchungen leiden 80 Prozent der Frauen nach einer Abtreibung unter Schuldgefühlen, Stimmungsschwankungen und Depressionen. Müller erlebt auf erschütternde Weise, wie solche Menschen im Licht der Wahrheit des Geschehenen durch die Versöhnung mit Gott und allen Beteiligten regelrecht zu einem neuen Leben „auferstehen“. weiter...


Neue Wege und neue Pforten der Barmherzigkeit

Gott ist barmherzig

Von Ulrich Nersinger

Der bekannte Historiker und Vatikanjournalist Ulrich Nersinger (geb. 1957) hat ein Buch zum Heiligen Jahr der Barmherzigkeit herausgebracht. Er führt in die Geschichte und Bedeutung des jüdischen Jobelfestes und der christlichen Heiligen Jahre ein, zeigt aber auch auf, welche neuen Akzente Papst Franziskus für die Feier des Jubiläumsjahres 2016 setzt, damit die erlösende Botschaft von der Barmherzigkeit Gottes die Menschen unserer Zeit erreichen kann. Der Papst sehe die Worte, die Gott zum Propheten Ezechiel (33,11) im Alten Testament gesprochen hat, auch auf sich bezogen: „Sag zu ihnen: So wahr ich lebe – Spruch Gottes des Herrn –, ich habe kein Gefallen am Tod des Schuldigen, sondern daran, dass er auf seinem Weg umkehrt und am Leben bleibt!“ weiter...


„Preis des Lebens 2016“ an Weihbischof Laun

„Unermüdlich im Einsatz“

Bewegung für das Leben Südtirol

Am 28. Mai 2016 verlieh die „Bewegung für das Leben – Südtirol“ den „Preis des Lebens 2016“ an Weihbischof Dr. Andreas Laun aus Salzburg, der dazu in das „Haus des Lebens“ nach Meran gekommen war. Die Laudatio hielt Hans Lanz, ein bekannter Verfechter der natürlichen Empfängnisregelung. Er ist mit seiner Frau Margareth für die Kontaktstelle INER Südtirol verantwortlich und engagiert sich als Referent auf Seminaren und Ehevorbereitungskursen. weiter...


Psychotherapie zeigt Wege der Heilung

Tic-Störungen nehmen zu

Von Christa Meves

Tic wird eine kurze und unwillkürliche motorische Kontraktion einzelner Muskeln oder Muskelgruppen genannt. Die Psychotherapeutin Christa Meves, die diesem Krankheitssymptom immer häufiger begegnet, zeigt einen therapeutischen Ansatz auf. weiter...


„Amoris laetitia“ – ein pastorales Lehrschreiben

Sprache der Barmherzigkeit

Von Joachim Jauer

Der bekannte Fernsehkorrespondent Joachim Jauer (geb. 1940) hatte 2009 ein Buch über den Zusammenbruch des Kommunismus in Osteuropa veröffentlicht und zu diesem Rückblick auch „Kirche heute“ ein Interview gegeben. Die Veröffentlichung mit dem Titel „Urbi et Gorbi. Christen als Wegbereiter der Wende“ fand in kirchlichen Kreisen ein dankbares Echo. Denn Jauer, der als Leiter des ZDF-Büros in der Deutschen Demokratischen Republik tätig war und 1989 Chronist der Wende im kommunistischen Machtbereich wurde, legte ein bewegendes Zeugnis für die entscheidende Rolle Papst Johannes Pauls II. und vieler gläubiger Christen zur Überwindung der sozialistischen Diktatur ab. In seinem 2015 im „Katholischen Bibelverlag/camino“ erschienenen Buch „Kennzeichen D – Friedliche Umwege zur deutschen Einheit“ schreibt er die Geschichte der 89er Revolution und den Anteil von Christen daran fort. Nun blickt er auf Papst Franziskus, der nach Jauer mit seiner Botschaft von der Göttlichen Barmherzigkeit wiederum auf eine historische Herausforderung reagiere, ja eine neue Zeitenwende für Kirche und Welt herbeiführe. weiter...


Über die aktuelle Lage in dem südostafrikanischen Land

Simbabwe ist mehr als Robert Mugabe

Von Stefan Stein

Stefan Stein, der sich für das Hilfswerk „Kirche in Not“ im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit engagiert, berichtet von einer Projektreise nach Simbabwe. Das als „Kornkammer Afrikas“ bekannte und zum größten Teil christliche Land ist gewaltigen wirtschaftlichen und klimatischen Herausforderungen ausgesetzt, die auch vor kirchlichen Einrichtungen nicht haltmachen. Ein erst im Jahr 2000 eröffnetes Priesterseminar soll aufgrund finanzieller Engpässe wieder geschlossen werden. weiter...


18 Geschichten aus dem Leben

Der Kirschbaum im Garten

Von François Reckinger

Die Journalistin Vera Novelli hat unter dem Titel „Der Kirschbaum im Garten. 18 Geschichten aus dem Leben“ ein persönliches Zeugnis darüber abgelegt, wie sie ihre Lebensfragen aus dem Glauben heraus beantwortet und bewältigt. Pfarrer Dr. François Reckinger gibt uns einen kleinen Einblick in das Büchlein, das 88 Seiten umfasst und durch Illustrationen von Irene Fürhofer bereichert ist. weiter...


Anleitung zur eucharistischen Anbetung

Der Herr im Tabernakel

Von Sr. M. Margareta  OVM

„Lebe in meiner Liebe“, so heißt ein neues Buch, das die Salesianerin Schwester M. Margareta vom Kloster der Heimsuchung Mariä in Uedem dieses Jahr herausgebracht hat. Es ist eine Anleitung zur Vertiefung der eucharistischen Frömmigkeit. Sr. Margareta zeigt auf, dass eine innige Gottesliebe Aufmerksamkeit verlangt. Wie jede andere Freundschaft muss sie eingeübt werden. Das benötigt Zeit. Nur durch tägliche Anstrengung können wir unsere Beziehung zu Jesus Christus vertiefen und die Einheit mit seinem Herzen erlangen. Dazu brauchen wir keine Meditationspraktiken, die außerhalb unseres christlichen Glaubens beheimatet sind, sondern eine neue Hinwendung zum Herrn in der heiligen Eucharistie. Das Buch kann als ständiger Begleiter auf dem Weg zur Vertiefung der persönlichen Frömmigkeit und Heiligung dienen. weiter...