Oktober 2016

Liebe Leser

Von Erich Maria Fink und Thomas Maria Rimmel

Vom 9. bis 14. September 2006 hatte eine Pastoralreise Papst Benedikt XVI. in seine bayerische Heimat geführt. Nun feierte der Marienwallfahrtsort Altötting in großem Stil das zehnjährige Jubiläum dieses Papstbesuchs. Herausragender Gast war Erzbischof Dr. Georg Gänswein, der dem Papst emeritus aus Deutschland als jahrzehntelanger Privatsekretär so nahe steht wie kaum jemand anderer. Sicherlich trug auch seine Person dazu bei, dass sich unzählige Menschen zu den Feierlichkeiten in Altötting einfanden und die Medien dem Ereignis große Aufmerksamkeit schenkten. Unsere Zeitschrift fühlt sich mit Benedikt XVI. bis zum heutigen Tag zutiefst verbunden und schöpft mit Dankbarkeit aus dem reichhaltigen Erbe, das er der Kirche hinterlassen hat. Dass nun am Kapellplatz nur wenige Meter von unserem Redaktionsbüro entfernt eine Statue Benedikts enthüllt wurde, ist für uns ein zeichenhaftes Geschenk. Wir haben das Ereignis aber auch wegen des beeindruckenden Zeugnisses von Erzbischof Gänswein als Titelthema gewählt.

Wir wollen damit jedoch nicht von Papst Franziskus ablenken. Der 31. Weltjugendtag vom 26. bis 31. Juli 2016 in Krakau mit zweieinhalb Millionen Teilnehmern beim Abschlussgottesdienst war ein gewaltiger Triumph des „Barmherzigen Jesus“. Mit welchem Mut die katholische Kirche in Polen ihre beiden Heiligen, Sr. Faustyna Kowalska und Johannes Paul II., in den Mittelpunkt dieses Jugendtreffens gestellt hat, kann man nur bewundern. Doch Franziskus hat mit seinen treffenden Worten und seinem selbstlosen Auftreten dem ganzen Glaubensfest einen unverwechselbaren Stempel aufgeprägt.

Auch in Polen warb er nachdrücklich für eine offenherzige Aufnahme von Flüchtlingen. Nicht nur Politiker, sondern auch zahlreiche polnische Geistliche reagierten mit Enttäuschung und Unverständnis. Das Dilemma ist, dass Papst Franziskus zu verschiedensten Themen Signale aussendet, die unerklärt bleiben. Inzwischen sind seine Andeutungen für viele treue Gläubige zu einer echten Herausforderung geworden. Wir betrachten es als unsere Aufgabe, unvoreingenommen zu erschließen, worum es Franziskus wirklich geht, was ihn bewegt und in welche Richtung er Kirche und Welt voranbringen möchte. So sehen wir z.B. seine Impulse nicht unbedingt als Widerspruch zu einer verantwortungsvollen Flüchtlingspolitik.

Denn Franziskus ist unser Papst. Und wir sind überzeugt, dass Gott uns diesen Hirten genau für unsere Tage geschenkt hat. Wir glauben an die Verheißung Jesu, dass er als Nachfolger des hl. Petrus die Kirche unter der Führung des Heiligen Geistes durch die Stürme unserer Zeit hindurch lenkt und ihr die göttliche Medizin verabreicht, welche sie heute braucht. Wir möchten den aufgeworfenen Fragen nicht aus dem Weg gehen, sondern uns ihnen aufrichtig stellen, angefangen von der Sakramentenpastoral bis hin zum Dialog mit dem Islam. Es liegt uns fern, ohne Verstand und Theologie einfach blind zu folgen. Doch wir wollen in der zunehmenden Verwirrung das ausdrückliche Bekenntnis ablegen, dass wir treu zu Papst Franziskus stehen, so wie auch zu seinen Vorgängern. Und wir wollen alles tun, um mit unserem Medienapostolat einen Beitrag für die Einheit der Kirche zu leisten.

Liebe Leser, wir danken Ihnen von ganzem Herzen für Ihre treue Verbundenheit mit unserem Apostolat. Die dankbaren Rückmeldungen ermutigen uns in unserer Arbeit sehr. Gleichzeitig bitten wir Sie um eine großherzige Unterstützung, um zu einem ausgeglichenen Ergebnis zu kommen. Ein aufrichtiges Vergelt’s Gott! Auf die Fürsprache der Königin des hl. Rosenkranzes wünschen wir Ihnen Gottes reichen Segen.

 

Erzbischof Georg Gänswein in Altötting

10 Jahre Papstbesuch

Von Prälat Günther Mandl

Um das zehnjährige Jubiläum des Besuchs von Papst Benedikt XVI. in Altötting zu feiern, kam Kurienerzbischof Dr. Georg Gänswein am 10. September 2016 nach Bayern. Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung und der Medien wurde dem Papst aus Deutschland ein weiteres Denkmal gesetzt. Höhepunkte waren ein Festvortrag am Samstagnachmittag, bei dem es um die Schwerpunkte der Verkündigung Benedikts XVI. ging, ein Besuch im Geburtsort des emeritierten Papstes und die Enthüllung einer Papststatue am Kapellplatz. Prälat Günther Mandl, Stadtpfarrer, Stiftspropst und Wallfahrtrektor von Altötting, fasst seine Eindrücke von diesem Großereignis zusammen. weiter...


Weg und Herzmitte der Kirche in unserer Zeit

Erneuerung durch Evangelisierung

Von Erzbischof Georg Gänswein

Erzbischof Dr. Georg Gänswein hat am 10. September 2016 in Altötting ein Grundsatzreferat über die vorrangige Aufgabe der Evangelisierung in der heutigen Zeit gehalten. Es sei ein zentrales Anliegen von Benedikt XVI. gewesen, den Primat des Wortes Gottes in der Sendung des Bischofs und Priesters in den Mittelpunkt zu rücken. Denn ein „pastoraler Paradigmenwechsel“ sei angesagt. Die entscheidende Frage für die Zukunft der Kirche sei die Weitergabe des Glaubens, nicht eine flächendeckende Versorgung mit den Sakramenten. Die Seelsorge müsse sich an erster Stelle mit der Frage auseinandersetzen, worin das Wort Gottes bestehe, wie die christliche Offenbarung angenommen werden könne, was Nachfolge Christi bedeute. Einige wichtige Abschnitte aus seinem Vortrag. weiter...


Pro-life-Demonstrationen – Erlebnisse eines Bischofs

Bei Gott ist kein Ding unmöglich!

Von Weihbischof Andreas Laun

Der „Marsch für das Leben“ am 17. September 2016 in Berlin zählte 7500 Teilnehmer. Mit dabei waren fünf katholische Bischöfe: Erzbischof Koch von Berlin, Bischof Voderholzer von Regensburg sowie die Weihbischöfe Schwaderlapp, Heinrich und Wörner. Weihbischof Dr. Andreas Laun, der am selben Tag beim „Marsch fürs Läbe 2016“ in Bern war, sieht darin ein Zeichen der Hoffnung. weiter...


Impulse für die Predigt bei Requien und Hochzeiten

Zeugen der Hoffnung

Von Carlos Encina Commentz

Msgr. Dr. Carlos Encina Commentz, Offizial der Apostolischen Pönitentiarie in Rom, ermutigt die Seelsorger, insbesondere zwei Gelegenheiten für die Verkündigung besser zu nützen: Beerdigungen und Hochzeiten. Denn zu diesen Anlässen kämen oft Fernstehende in die Kirche, die sonst nicht erreicht werden könnten. Beide Anlässe bieten seiner Meinung nach eine einzigartige Möglichkeit, von der christlichen Hoffnung Zeugnis abzulegen. weiter...


Die Reformation hat das Weihepriestertum aufgegeben (Luther verstehen – Teil 4)

Das Priestertum aller Gläubigen

Von Andreas Theurer

In einem vierten Beitrag zum bevorstehenden Reformationsgedenken geht Andreas Theurer auf die Frage des Priestertums ein. Er stellt fest, dass Martin Luther das Weihepriestertum ganz bewusst abgelehnt und durch ein neu definiertes „Priestertum aller Gläubigen“ ersetzt habe. Mit allen Konsequenzen habe er die sogenannte „Apostolische Sukzession“ aufgegeben, das heißt die Weitergabe der apostolischen Vollmacht durch das sakramentale Zeichen der Handauflegung durch Bischöfe in einer ununterbrochenen Linie von den Aposteln bis in die Gegenwart. Dieser Bruch mit der kirchlichen Tradition hat nach Theurer unter allen Auswirkungen der Reformation die weitreichendste Bedeutung für das praktische Leben der Kirche. Der verhängnisvolle Schritt beruhe nicht nur auf der Ablehnung der kirchlichen Überlieferung nach dem ohnehin unzulässigen Prinzip „Allein die Schrift“, sondern auch auf einer falschen Auslegung der biblischen Texte selbst. Notwendig sei eine Neubesinnung auf der Grundlage einer ehrlichen und sachlichen Auseinandersetzung mit dem Vermächtnis unseres Herrn Jesus Christus. weiter...


Pater Werenfried und der Ungarn-Aufstand vor sechzig Jahren

In der Hölle von Budapest

Von Volker Niggewöhner

Volker Niggewöhner, Ansprechpartner für Öffentlichkeits- und Medienarbeit bei „Kirche in Not“, erinnert an den Ungarnaufstand vor 60 Jahren. Weitsichtig und entschlossen hatte Pater Werenfried van Straaten auf diesen Widerstand gegen das kommunistische Regime reagiert. Umgehend organisierte er im Westen einen öffentlichen Gebetssturm und eine umfassende Hilfe der europäischen Katholiken für die Verwundeten und Flüchtlinge. Nur mit dem Rosenkranz „bewaffnet“ reiste er nach Budapest und traf den eben freigelassenen Jozsef Kardinal Mindszenty. Ein bewegendes Zeitdokument. weiter...


Die Engelerscheinungen 1916 im Vorfeld der Ereignisse von Fatima (Teil 1)

„Ich bin der Engel des Friedens“

Von Vikar Christian Stadtmüller

An der Gebetsstätte Marienfried bei Pfaffenhofen a. d. Roth fand vom 18. bis 20. Juli 2016 ein vielbeachtetes Fatima-Symposium statt. Es war als Vorbereitung auf das hundertjährige Jubiläum der Marienerscheinungen im kommenden Jahr gedacht. Gleichzeitig setzte es einen besonderen Akzent auf die Engelerscheinungen im Jahr 1916. Pfarrvikar Christian Stadtmüller (geb. 1979) aus Würzburg behandelte eingehend die Bedeutung dieser Erscheinungen, welche zur Gesamtheit der Fatimabotschaft gehören. Stadtmüller, dem die Präsenz in der Schule, die Jugendarbeit sowie der Kranken- und Verkündigungsdienst wichtig sind, erschließt nachfolgend die Worte des Engels bei seiner ersten Erscheinung für die pastorale Arbeit von heute. Im nächsten Heft werden wir seine Ausführungen über die beiden weiteren Engelerscheinungen veröffentlichen. weiter...


Weg zur Reinheit des Herzens

Das Wesentliche ist einfach

Von Peter Dyckhoff

Pfarrer Dr. Peter Dyckhoff (geb. 1937) hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, das sog. „Ruhegebet“ zu verbreiten. In Publikationen, Glaubenskursen und Exerzitien führte er unzählige Menschen in diese altchristliche Gebetsform ein. Doch noch immer erfasst ihn selbst ein Staunen vor dem Geheimnis des Ruhegebetes und er fragt sich: „Wie ist es möglich, dass eine so einfache Gebetweise eine so große Wirkung zeigen kann?“ Und so legte er nach all den Jahren noch einmal ein Buch vor, in dem er auf diese Frage eine Antwort zu geben versucht. Er schildert kurz, was ihn zu dieser Veröffentlichung bewogen hat. weiter...


Heiligkeit ist die völlige Hingabe an Gott

„Das Ganze für das Ganze“

Von Peter Dyckhoff

Im Buch „Geheimnis des Ruhegebetes“ von Pfarrer Dr. Peter Dyckhoff (vgl. S. 20) geht es um mehr als nur um die Anleitung zu einer besonderen Gebets- oder Meditationsform. Letztlich verbirgt sich hinter dem Ruhegebet nichts anderes als die tiefste Form der Hingabe an Gott im Staunen, in der Anbetung und in der Huldigung gegenüber seinem Schöpfer. Im Licht verschiedener großer Vorbilder erschließt Dyckhoff den Weg zur christlichen Heiligkeit. Nachfolgend ein gekürzter Abschnitt aus dem genannten Buch. weiter...


Methoden einer neuen Evangelisierung (Teil 3)

Wege zum Menschen

Von P. Joh. Paul Chavanne OCist 

„Die pilgernde Kirche ist ihrem Wesen nach ‚missionarisch‘…“, so betont das Zweite Vatikanische Konzil (Ad gentes, Nr. 2). Von diesem Grundsatz geht P. Johannes Paul Chavanne OCist aus und ermutigt dazu, die Schwerpunkte in der pastoralen Arbeit neu zu setzen. Ziel muss die Evangelisierung von Menschen sein, die nicht im christlichen Glauben beheimatet sind oder sich von der Kirche entfernt haben. Nachdem er im letzten Beitrag die entscheidenden Inhalte einer neuen Verkündigung in unserer Zeit entfaltet hat, zeigt er nun Wege einer zeitgemäßen Evangelisierung auf. Welche Methoden können uns helfen, um mit den Menschen in Kontakt zu kommen und ihnen die frohe Botschaft zu vermitteln? weiter...