Nachfolgend lediglich die Überschriften und Hinführungen zu den einzelnen Beiträgen.

Die letzten drei Nummern von Kirche heute sind jeweils noch nicht online gestellt.
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Februar-März 2024

Liebe Leser

Von Erich Maria Fink und Thomas Maria Rimmel

Als Titelthema haben wir den „Weltgebetstag gegen den Menschenhandel“ gewählt, den die Kirche am 8. Februar 2024 zum zehnten Mal begeht.

Positiv ausgedrückt geht es um ein umfassendes Engagement für die Menschenwürde. Denn wir sind heute mit der Tatsache konfrontiert, dass ein Teil der Menschheit de facto seiner Freiheit beraubt, als Objekt behandelt und wie eine Ware ausgebeutet wird. Durch Drohung, Erpressung oder falsche Versprechungen werden Menschen von ihren „Peinigern abhängig“ gemacht, „als Arbeitskräfte oder Lustobjekte missbraucht und oft gefoltert und entstellt“, so Papst Franziskus. Dabei bestehen heute Strukturen der Versklavung, die uns letztlich alle betreffen. Denn allein schon durch den Kauf und den täglichen Gebrauch von Produkten, die unter unwürdigen Bedingungen hergestellt werden, sind wir mit dem Schicksal derer verwoben, die zu diesen Arbeiten herangezogen werden.

So spricht die Kirche vom „Internationalen Tag der Reflexion und des Gebets gegen Menschenhandel“. Denn zunächst muss eine entsprechende „Reflexion“ bzw. „Aufklärung“ erfolgen, damit uns „die vielfältigen Gesichter moderner Sklaverei“ und deren Ursachen überhaupt bewusst werden. „Dieses beschämende Übel, das einer zivilen Gesellschaft unwürdig ist“, existiert nämlich auch mitten in Europa. Eines der brennendsten Probleme in Deutschland ist auf dem Hintergrund der wachsenden Migrationsbewegungen die Prostitution, in welche Menschen aufgrund ihrer Notsituation ungewollt hineingeraten.

Die „Magna Charta“ dieses Weltgebetstags ist nicht ein eigenes Schreiben, in dem Papst Franziskus diesen Tag offiziell ausgerufen oder eingerichtet hätte, sondern seine Botschaft zum Weltfriedenstag am 1. Januar 2015. Sie ist Ausdruck des kirchlichen Lehramts und von bleibender Bedeutung. Darin ist das Thema des Menschenhandels in der heutigen Zeit kompakt und umfassend dargestellt, und zwar im Licht des christlichen Glaubens, verbunden mit dem Aufruf zum gemeinsamen Handeln auf allen Ebenen.

Der „allgemeinen Gleichgültigkeit“ stellt Papst Franziskus „die enorme Arbeit“ gegenüber, „die viele – besonders weibliche – Ordensgemeinschaften seit vielen Jahren im Stillen für die Opfer vollbringen“. In dieser Botschaft spricht der Papst noch nicht von einem jährlich wiederkehrenden Welttag gegen den Menschenhandel, verweist aber bereits auf den Gedenktag der hl. Josefine Bakhita am 8. Februar. Und er stellt diese Heilige aus dem Sudan, die mit neun Jahren Opfer grausamer Versklavung, doch schließlich eine „freie Tochter Gottes“ geworden sei, als Patronin im Kampf gegen die moderne Sklaverei heraus. Beim Angelus am 8. Februar 2015 bestätigte er die Initiative eines jährlichen Gebetstags, die eigentlich von der Union der Generaloberinnen ausgegangen war. Diese weltweite Vertretung von Ordensschwestern gründete zum Kampf gegen Menschenhandel ein internationales Netzwerk mit dem Namen „Talitha Kum“, das Sr. Gabriella Bottani S.M.C. im Leitartikel vorstellt. Eine beachtenswerte Ergänzung ist der Beitrag von Maria Schawrina, der Sprecherin der Muslime in Russland für den interreligiösen Dialog. Mit interessanten Zitaten beschreibt sie das Umdenken, das in der islamischen Welt zum Thema Menschenhandel zu beobachten ist.

Liebe Leserinnen und Leser, Papst Franziskus hat zur Vorbereitung auf die Feier des Heiligen Jahres 2025 ein ganzes Jahr des Gebets ausgerufen. Gerne greifen wir diese Initiative auf und tragen sie auch in unserem Apostolat mit. Herzlich danken wir Ihnen für Ihre Unterstützung und wünschen Ihnen auf die Fürsprache der Gottesmutter Maria eine gesegnete Fastenzeit!

 

Überwindung der Ungleichheit der Geschlechter durch Bildung

Einsatz gegen die Unterdrückung von Frauen im Südsudan

Von Bischof Christian Carlassare MCCJ, Südsudan

Bischof Christian Carlassare MCCJ (geb. 1977) gehört der Kongregation der Comboni Missionare vom Herzen Jesu an. 2021 wurde er zum Bischof der Diözese Rumbek im Südsudan ernannt. Sein Leben weist eine interessante Verbindung zum Weltgebetstag gegen Menschenhandel auf, der von der katholischen Kirche am 8. Februar, dem Gedenktag der hl. Josefine Bakhita, begangen wird. Denn diese ehemalige Sklavin stammte aus dem Sudan, wo Bischof Carlassare nun tätig ist, lebte aber von 1902 bis 1947 in einem Kloster der Canossianerinnen im norditalienischen Schio, wo wiederum Carlassare geboren wurde und aufgewachsen ist. In seinem Beitrag geht es nicht direkt um Menschenhandel, sondern ganz allgemein um geschlechtsspezifische Gewalt und die Unterdrückung von Frauen im Südsudan. Er legt Zeugnis vom Einsatz seiner Diözese zugunsten der Frauen ab. Nach seiner Überzeugung sind Armut und Hunger unmittelbar mit der Benachteiligung der Frau verbunden. Das eine Problem könne nicht ohne das andere gelöst werden. weiter...

 

„Talitha Kum“ zum 10. Weltgebetstag gegen Menschenhandel

Unterwegs in Würde

Von Sr. Gabriella Bottani, S.M.C.

Am 8. Februar 2024 begeht die katholische Kirche zum zehnten Mal den Weltgebetstag gegen Menschenhandel. In diesem Anliegen engagiert sich ein Internationales Netzwerk mit dem Namen „Talitha Kum“. Weltweit haben sich Frauen des geweihten Lebens, die unterschiedlichen Ordensgemeinschaften angehören, zusammengeschlossen, um auf das Problem des Menschenhandels in der heutigen Zeit aufmerksam zu machen und helfend einzugreifen. Sr. Gabriella Bottani ist Comboni-Missionarin und war von 2014 bis 2022 die internationale Koordinatorin von „Talitha Kum“. In ihrem Beitrag wirft sie ein Schlaglicht auf die Thematik und den diesjährigen Welttag gegen Menschenhandel, den das Netzwerk unter das Motto gestellt hat: „Unterwegs in Würde: Zuhören, Träumen, Handeln“. weiter...

 

Zeugnis von Mariana aus Rumänien

Ich heiße Mariana und stamme aus Rumänien. Ich wurde in einer wohlhabenden Familie geboren und war die ältere von zwei Schwestern. Mein Leben veränderte sich, als ich 13 Jahre alt war. Nachdem ich von einer Gruppe entführt und vergewaltigt worden war, fühlte ich mich von allen ausgeschlossen, von der Schule, von meinen Freunden. Und ich war überzeugt, die einzige Option für mein Leben wäre die Prostitution. Ich wurde nach Spanien eingeladen, wo mir nach einigen Jahren eine Rente versprochen wurde. Also beschloss ich zu gehen. weiter...

 

Die hl. Josefine Bakhita (ca. 1869 bis 08.02.1947)

Patronin des Gebets gegen Menschenhandel

Die hl. Josefine Bakhita, auch bekannt als „la nostra madre moretta“ (unsere kaffeebraune Mutter), wurde ca. 1869 in Olgossa (Provinz Darfur) im Sudan geboren. An ihrem Körper trug sie 144 Narben. Sie waren Ausdruck des Leidens, das in ihrem Leben begann, als sie im Alter von neun Jahren entführt und in die Sklaverei verkauft wurde. Das erlebte Trauma war so groß, dass sie ihren Geburtsnamen vergaß. So nannten sie ihre Entführer „Bakhita“, was die „Glückliche“ bedeutet. Auspeitschung und Misshandlung gehörten zu ihrem täglichen Leben. Dazu kamen die moralischen und körperlichen Demütigungen, die mit der Sklaverei einhergingen. weiter...

 

Menschenhandel und Islam

Ein Umdenken

Von Maria Schawrina

Wie steht der Islam zum Thema Menschenhandel? Dazu nimmt Maria Swjatoslawowna Schawrina aus Moskau Stellung. Sie ist die Leiterin der „Abteilung für interreligiöse Beziehungen“ der Muslime in Russland. Die Behörde, in der die islamischen Gemeinschaften landesweit zusammengeschlossen sind, heißt „Spirituelle Verwaltung der Muslime der Russischen Föderation“. Ihr Beitrag ist in mehrfacher Hinsicht von Bedeutung. Einerseits überrascht die Aufmerksamkeit, welche sie dem katholisch-islamischen Dialog schenkt. Die gemeinsame Erklärung über die Brüderlichkeit aller Menschen aus dem Jahr 2019 wird nicht nur wahrgenommen, sondern auch als verbindliche Positionierung des Islam in der Welt von heute ernstgenommen. Andererseits geht sie ganz sachlich auf die geschichtliche Entwicklung in der Haltung des Islam zum Thema Menschenhandel ein. Schließlich zitiert sie eine beachtenswerte Fatwa, die im Jahr 2013 von der höchsten islamischen Autorität erlassen wurde. Diese verbietet nicht nur alle Formen von Sklaverei und Menschenhandel, sondern bekräftigt auch die Religionsfreiheit. weiter...

 

Katholische Perle im Russland des 20. Jahrhunderts

Das Lebenszeugnis von Schwester Katharina

Von Iwan Lupandin

Die Jüdin Nora Nikolajewna Rubaschowa (1909-1987) konvertierte mit 17 Jahren zum katholischen Glauben und trat einer dominikanischen Laiengemeinschaft bei, in der sie den Namen „Katharina von Siena“ annahm. Mit einem unglaublichen Bekennermut widerstand sie der Ideologie der Kommunisten und überlebte unzählige Jahre in Straflagern. Bis zum Anbruch der Perestroika bildete sie einen Leuchtturm katholischer Spiritualität im Herzen Russlands. Aussagen von ihr sind im Archiv des sowjetischen Geheimdienstes festgehalten. Beim Verhör im Jahr 1931 sagte sie: „Ich halte es für notwendig, meine feindselige Haltung gegenüber dem Sowjetregime zu erklären. Ich glaube, dass der Kommunismus mit dem Christentum unvereinbar ist. Es gibt einen Kampf zwischen ihnen und in diesem Kampf stehe ich ganz auf der Seite des Christentums gegen den Kommunismus.“ Den entscheidenden Impuls empfing sie von ihrer Schullehrerin. Diese gehörte einer dominikanischen Gemeinschaft an, welche die Dienerin Gottes Anna Iwanowna Abrikossowa unter dem Einfluss der Griechisch-Katholischen Kirche in Russland aufgebaut hatte.

Prof. Dr. Iwan Lupandin, Dozent am Moskauer Institut für Physik und Technologie, hat Schwester Katharina Ende der 70er Jahre persönlich kennengelernt und sich wissenschaftlich mit ihrem Leben befasst. Er bevorzugt es, einfach von „Nora“ und nicht von „Schwester Katharina“ zu sprechen. weiter...

 

Anna Abrikossowa – ein ergreifendes Lebenswerk

Ganzopfer für die Rettung Russlands

Von Erich Maria Fink

Im Jahr 2003 wurde der Seligsprechungsprozess für Anna Abrikossowa (1882-1936) eröffnet, die als Mitglied des Dritten Ordens der Dominikaner „Mutter Jekaterina“ hieß. Hinter diesem Namen verbirgt sich eine einzigartige Lebensgeschichte, in welcher das geheimnisvolle Wirken der göttlichen Vorsehung aufleuchtet. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts kam es durch diese Frau zu einem völlig unvorhergesehenen katholischen Aufbruch im orthodoxen Russland. Ihr Lebenszeugnis mündete in den Kreuzweg der stalinistischen Verfolgung mit einem langjährigen Aufenthalt in Gefängnissen und Straflagern ein. Vertrauensvoll und ergeben nahm sie jedes Leiden aus der Hand Gottes an. Ausdrücklich opferte sie ihren Weg bis zum Märtyrertod „für die Bekehrung und Rettung Russlands“ auf. Bislang ist das Leben der Ehrwürdigen Dienerin Anna Abrikossowa im deutschsprachigen Raum völlig unbekannt. Doch gerade in der heutigen Zeit verdient ihre Geschichte eine besondere Aufmerksamkeit. weiter...

 

„Sorgt euch nicht um morgen“ (Mt 6,34)

Vertrauen in die Vorsehung Gottes

Von Richard Kocher

Pfarrer Dr. Richard Kocher (geb. 1959) ist verantwortlicher Leiter und Programmdirektor von Radio Horeb. 1992 erschien seine Dissertation zum Thema „Herausgeforderter Vorsehungsglaube – Die Lehre von der Vorsehung im Horizont gegenwärtiger Theologie“. Zur Publikation dieser Promotionsarbeit verfasste er verschiedene Beiträge, die wir als Artikelserie veröffentlichen. An den Anfang stellen wir eine Betrachtung zum Wort Jesu: „Sorgt euch nicht um morgen“ (Mt 6,34). Es geht um das „je neu notwendige Vertrauen auf die Vorsehung Gottes“ und die „Kunst, im Heute zu leben“. weiter...

 

Zwei Jahre Krieg in der Ukraine

„Die Liebe ist stärker als der Hass“

Von Tobias Lehner, KIRCHE IN NOT/Ostpriesterhilfe Deutschland

Am 24. Februar 2022 brach über die Menschen in der Ukraine die Hölle herein: Russische Truppen griffen Ziele im ganzen Land an. In den Monaten vorher hatte sich der Druck beständig erhöht, die Ostukraine stand bereits seit 2014 unter Feuer, Russland hatte die Krim annektiert. Zwei Jahre später scheint ein Ende der Kämpfe noch weit entfernt. Trotz Zermürbungstaktik und teilweise einsetzender Kriegsmüdigkeit stehen die Mitarbeiter der katholischen Kirche des lateinischen und des byzantinischen Ritus unbeirrbar an der Seite aller Menschen, die Hilfe und Trost brauchen. Das weltweite katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ erzählt ihre Geschichten. weiter...

 

Meine persönliche Erfahrung als Teilnehmerin an der Bischofssynode

Ein Weg, der weitergeht

Von Oksana Pimenowa

Oksana Pimenowa ist die verantwortliche Leiterin der Abteilung für Jugendarbeit in der Erzdiözese Moskau. Zusammen mit dem Moskauer Erzbischof Paolo Pezzi hat sie auf der XVI. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode in Rom zum Thema „Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung“ die katholische Kirche in Russland vertreten. Tief beeindruckt war sie von der Atmosphäre, die bei der Synodenarbeit herrschte. Nachfolgend schildert sie ihre persönliche Erfahrung, die sie mit Hoffnung erfüllt hat. Noch mehr ist sie von der Notwendigkeit der Synodalität als Wesensmerkmal kirchlichen Lebens überzeugt und ruft dazu auf, diesen eingeschlagenen Weg mit der Weltkirche mitzugehen. Synodalität fordert nach ihrer Meinung alle Beteiligten zur persönlichen Bekehrung heraus. Nur so werden wir fähig, den missionarischen Auftrag der Kirche in Zukunft fruchtbar zu erfüllen. weiter...