Das Eingreifen der Gottesmutter in die Geschichte Litauens

Im kommenden Jahr feiert Litauen ein Jubiläum besonderer Art. Genau vor 400 Jahren wurde dem reformatorischen Siegeszug der Calvinisten durch ein übernatürliches Eingreifen der Gottesmutter Einhalt geboten. In unseren Tagen zeigt sich die Bedeutung dieser Ereignisse in einem besonderen Licht. Durch die Marienerscheinungen von Schiluwa (Siluva) im Jahr 1608, welche 1775 durch ein päpstliches Dekret offiziell anerkannt wurden, konnte das Land für den katholischen Glauben zurückgewonnen werden. Heute ist das nach der Wende neu erstandene Litauen Teil der Europäischen Union und gerade wegen seines religiösen Fundaments zu einem Zeichen der Hoffnung für das Vereinte Europa geworden.

Von Erich Maria Fink

Letztes heidnisches Land in Europa

Litauen gilt als „jüngste Tochter“ der Kirche in Europa. Denn unter den europäischen Nationen, die heute einen selbständigen Staat bilden, hat Litauen als letztes heidnisches Land den christlichen Glauben angenommen. Es ist ein langer Weg, den das litauische Volk bis zu seiner wirklichen Christianisierung durchgemacht hat. Was die geschichtlichen Quellen betrifft, so wird Litauen überhaupt ein erstes Mal 1009 im Zusammenhang mit dem missionarischen Wirken und Märtyrertod des hl. Bruno in den Quedlinburger Annalen erwähnt. Der Funke des Evangeliums sprang erst im 13. Jahrhundert über. Aber es war wiederum nur eine zarte Morgendämmerung. Der litauische Großfürst Mindaugas, der am 6. Juli 1253 zum ersten und einzigen litauischen König gekrönt wurde, hatte sich 1251 zum katholischen Glauben bekehrt. Durch diesen Schritt verlieh er seinem Staat den Status eines christlichen Landes. Doch blieb dieser Ansatz einer Christianisierung ohne tiefere Folgen für die weitere politische Entwicklung Litauens. Denn Mindaugas selbst hielt dem katholischen Glauben nur zeitweise die Treue. Ebenso waren die nachfolgenden Herrscher nicht bereit, zum Christentum überzutreten. So fiel das ganze Land, bevor es auch nur annähernd christianisiert war, wieder ins Heidentum zurück. Litauen nahm damit im damaligen Europa eine Sonderstellung ein. Es bildete eine Art selbständige Zivilisation, die weder dem lateinischen Westeuropa noch dem byzantinisch-orthodoxen Osteuropa angehörte. Allerdings gab es in Litauen nach Mindaugas keinen einzigen wichtigen Herrscher, der nicht mit seinen Nachbarn Verhandlungen wegen der Christianisierung des Landes geführt hätte.

Unter dem Druck des Deutschen Ordens

Im ausgehenden 13. Jahrhundert war es dem Deutschen Orden gelungen, das prussische Volk ihrer christlichen Herrschaft zu unterwerfen. Nun stieß der erstarkte Orden nach Litauen vor, das zunehmend Schwierigkeiten hatte, sich des ständigen Andrangs zu erwehren. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts erreichte der Ansturm seinen Höhepunkt: Jahr für Jahr wurden gegen die heidnischen Litauer zwischen drei und vier Angriffe unternommen, die meist die Form von Raub- und Vernichtungszügen hatten. Der andauernde Abwehrkampf schwächte die litauischen Kräfte und machte die Suche nach einem Ausweg immer dringender. Eine vorteilhafte Lösung ergab sich 1385 durch das in Krevo abgeschlossene Bündnis zwischen Polen und Litauen. Es resultierte in der Heirat des litauischen Großfürsten Jogaila und der polnischen Prinzessin Jadviga. Jogaila wurde in Personalunion zum König von Polen gekrönt, musste sich allerdings dazu verpflichten, das immer noch heidnische Litauen zu christianisieren und das ganze Großfürstentum Litauen an Polen anzugliedern.

Frühe Orientierung in Richtung Westen

Großfürst Jogaila kehrte in seine Heimat zurück und nahm 1387 den katholischen Glauben an. Gleichzeitig begann er zielstrebig, die Christianisierung seines Landes umzusetzen. So ließ er beispielsweise als heilig geltende Haine und die als heidnische Kultstätten dienenden ewigen Feuerstätten vernichten. Diese Vorgehensweise hatte einen entscheidenden Vorteil gegenüber der Missionierung der anderen baltischen Völker wie z.B. der Letten oder Esten. Denn letztlich verlief die Taufe Litauens nicht als gewaltsame Maßnahme von außen, sondern als ein innerer Prozess, der von den Litauern selbständig getragen wurde. Aufgrund dieser Entwicklung verlor der Deutsche Orden seine rechtlich-religiöse Legitimation für seinen Kampf. Der Papst entzog den Kreuzzügen des Ordens seine Unterstützung und sprach sich ausdrücklich gegen weitere Übergriffe aus. Dies bahnte schon damals den Litauern den Weg, sich ungeachtet verschiedener orthodoxer Elemente, die sich im Land festgesetzt hatten, in Richtung Westen zu orientieren und sich kulturell wie wirtschaftlich zu entfalten. Unter Vytautas dem Großen, der von 1392 bis 1430 regierte, entwickelte sich Litauen sogar zu einem der größten europäischen Staaten und erstreckte sich vom Baltikum bis zum Schwarzen Meer.

Im Sturm der Reformation

Als in Europa der Sturm der Reformation losbrach, machte er auch vor den Toren Litauens nicht halt. Das Land war nahe daran, den katholischen Glauben für immer zu verlieren und protestantisch zu werden, wie es mit den baltischen Nachbarstaaten geschah. Da ereignete sich in dem kleinen Dorf Schiluwa etwas völlig Ungeahntes. Im Sommer 1608 griff die Gottesmutter selbst in die Geschichte Litauens ein und führte eine das ganze Land umfassende Wende herbei. So unscheinbar das Eintreten Mariens in die damaligen Verhältnisse auch war, so nachhaltig sollte sich ihr Erscheinen für die religiöse Zukunft ganz Litauens auswirken. Es war, als hätte die himmlische Mutter den Menschen von damals einen kleinen Schlüssel in die Hand gegeben, um zu verstehen, was die Reformation für Jesus und sein göttliches Herz bedeutet. Einige wenige Worte und ihr bitterliches Weinen genügten, um den einfachen Gläubigen die Augen zu öffnen und sie zur Rückkehr zu bewegen. Die Ereignisse wurden von der Kirche geprüft und schließlich auf höchster Ebene anerkannt. Papst Pius VI. veröffentlichte am 17. August 1775 ein Dekret, in dem er die Marienerscheinungen von Schiluwa für authentisch erklärte. Es handelt sich gewissermaßen um die ältesten Erscheinungen der Gottesmutter in Europa, die von der Kirche offiziell als echt anerkannt worden sind. 1786 ließ derselbe Papst Pius VI. das wundertätige Gnadenbild Unserer Lieben Frau von Schiluwa feierlich krönen. Was war in Schiluwa geschehen?

Die Wallfahrt zu Ehren der Geburt Mariens

Die Geschichte begann eigentlich schon im Jahr 1457. Peter Giedgaudas, ein Diplomat von Vytautas dem Großen, hatte in Schiluwa ein Gotteshaus errichtet und das Gelände der katholischen Kirche vermacht. Auf einer seiner vielen Reisen kam er nach Rom und erhielt dort eine wunderbare Ikone der Gottesmutter mit dem Jesuskind. Er brachte das Bild nach Litauen und ließ es in der neuen Kirche von Schiluwa aufstellen. Mehrere Generationen von Gläubigen brachten der Jungfrau Maria in diesem Heiligtum ihre vertrauensvolle Verehrung entgegen. Seit dem Beginn des 16. Jahrhunderts entwickelte es sich zu einem berühmten Wallfahrtsort. Jährlich feierte es am 8. September das Patrozinium „Mariä Geburt“ als großes Ablassfest. Doch bereits um die Mitte dieses Jahrhunderts drang der Kalvinismus in die Gegend vor. Das Marienheiligtum bot den protestantischen Predigern einen willkommenen Anlass, Misstrauen unter die Gläubigen zu säen und das Volk der katholischen Kirche zu entfremden. Zunächst folgten ihnen besonders viele Adelige und Intellektuelle. Im Jahr 1532 wurde auch der örtliche Verwalter zu einem eifernden Anhänger des Kalvinismus. Immer mehr Eigentum der katholischen Kirche wurde beschlagnahmt und ihr Grundbesitz den Kalvinisten übertragen. Ohne auf die Anliegen der Gläubigen Rücksicht zu nehmen, drängten die Reformatoren dem Volk ihren Willen auf. Auch die Katholiken in Schiluwa waren den Maßnahmen dieser Übermacht hilflos ausgeliefert.

Weise Voraussicht des katholischen Pfarrers

Als Pfarrer Johannes Holubka, der zuständige Geistliche für das Heiligtum in Schiluwa, von den beginnenden Ereignissen hörte, ahnte er bereits das Schlimmste. In weiser Voraussicht brachte er die wichtigsten Dokumente, das Gnadenbild der Gottesmutter sowie liturgische Geräte und Gewänder in Sicherheit. Schließlich verbarg er diese Dinge vorsichtig in einer eisenbeschlagenen Kiste und vergrub diese nahe der Kirche tief in der Erde. Tatsächlich fegte bereits kurze Zeit später der hemmungslose Eifer der Reformatoren über das Dorf hinweg. Die Kirche wurde beschlagnahmt und zerstört, der Pfarrer vertrieben, die Verehrung der Gottesmutter ausgelöscht. Ein kalvinistischer Pastor übernahm die seelsorgliche Betreuung der zerstreuten Herde. 70 Jahre später erinnerte sich außer einigen alten Leuten kaum noch jemand daran, dass es in Schiluwa einmal eine katholische Kirche gegeben hatte. Das Bemerkenswerteste an den Erscheinungen der Gottesmutter in Schiluwa bestand darin, dass sie in einer völlig unkatholischen Atmosphäre stattfanden.

Kinder sehen eine wunderschöne Frau

Es war an einem Sommertag im Jahr 1608, soviel ist durch die Überlieferung bekannt. Kinder hüteten am bewaldeten Rand des Dorfes ihre Schafe. Sie spielten in der Nähe eines großen Felsblocks und riefen einander in unbeschwerter Fröhlichkeit Verse zu. Plötzlich standen sie wie versteinert da und starrten in die Richtung des Felsens. In der Stille war der Klang eines lauten Schluchzens zu hören. Da entdeckten die Kinder eine wunderbare junge Frau, die auf dem Stein stand, ein kleines Kind in ihren Armen hielt und bitterlich weinte. Ihr überwältigender Schmerz war allzu offensichtlich. Sie sprach nicht zu den Kindern, blickte sie aber traurig an, während sie dastand und weinte, als würde ihr Herz brechen. Ihre Tränen waren so reichlich, dass sie ihr über die Wangen liefen und auf den Felsen fielen. Bekleidet war die Frau mit einem frei herabhängenden blau-weißen Gewand, wie es den Kindern völlig unbekannt war. Ihr langes hellbraunes Haar fiel sanft über ihre Schultern. Ein fremdartiges Licht umgab die Mutter und das Kind. In ihrer Bestürzung brachten die Kinder kein Wort heraus. Doch als die Frau mit dem Kind auf ebenso geheimnisvolle Weise verschwand wie sie erschienen war, wich die Furcht bald einem begeisterten Staunen. Alle begannen aufgeregt über das zu sprechen, was sie gerade erlebt hatten.

Reaktion des kalvinistischen Pastors

Einer der Jungen rannte sofort in das Dorf und erzählte die Geschichte dem kalvinistischen Pastor. Dieser ermahnte ihn, mit diesen Märchen aufzuhören und auf das Feld zurückzukehren. Als die Kinder am Abend nach Hause kamen, berichteten sie den Eltern und Nachbarn von der weinenden Frau. Die Nachricht verbreitete sich in Windeseile im ganzen Dorf. Bereits am nächsten Morgen versammelten sich die meisten Einwohner beim Felsen. Einige spotteten laut, während sich andere davon beeindrucken ließen, wie nachdrücklich die Kinder darauf bestanden, die Wahrheit gesagt zu haben. Am deutlichsten wurde ihre Erzählung dadurch bestätigt, dass jeder von ihnen bis in die kleinste Einzelheit genau dieselbe Geschichte wiedergab, ob sie nun einzeln oder gemeinsam ausgefragt wurden.

Der kalvinistische Pastor erfuhr davon, dass eine so große Menge zusammengekommen war, und eilte mit seinem Studenten Salomon herbei. Er machte sich große Sorgen über die Leichtgläubigkeit seiner Leute, mit der sie diesen „römischen Aberglauben“ annehmen könnten. So bezeichnete er die ganze Geschichte. Er warnte sie, dass dies ein Werk Satans sei, der sie in die Irre führen wolle, und versuchte, die Leute zum Heimgehen zu bewegen.

Ein ganzes Dorf wird Zeuge

Als der Pastor gerade eine Pause machte, um Atem zu holen, war wieder das Herz zerreißende Seufzen zu hören. Die Augen aller wandten sich dem Felsen zu und sahen, wie die weinende Frau mit ihrem kleinen Kind in ihren Armen plötzlich vor ihnen stand, genau wie es die Kinder beschrieben hatten. Erstaunt blickten sie auf die Frau. Auch der Pastor konnte nichts anderes, als gefesselt zu schauen. Das Angesicht der Frau war in tiefe Trauer gehüllt und ihre Wangen von bitteren Tränen benetzt. Schließlich gewann der kalvinistische Pastor wieder seine Fassung und fragte: „Warum weinen Sie?“ Mit sorgenvoller Stimme antwortete sie: „Es gab eine Zeit, in der mein geliebter Sohn an dieser Stelle von meinem Volk verehrt wurde. Doch nun haben sie diesen geheiligten Ort den Bauern zum Pflügen und den Tieren zum Weiden gegeben.“ Ohne weiteres Wort verschwand sie.

Sofort machte sich unter den Leuten die Überzeugung breit, dass tatsächlich die Muttergottes erschienen war und mit ihren Worten nur den katholischen Glauben gemeint haben konnte, den sie abgelegt und verleugnet hatten. Es setzte eine so intensive Rückkehr zur katholischen Kirche ein, dass zehn Jahre nach den Erscheinungen bei der hl. Messe, die zum Fest Mariä Geburt an dieser Stelle gefeiert wurde, über 11.000 Gläubige die hl. Kommunion empfingen.

Heilung eines Blinden

Doch dazwischen liegt eine ganze Reihe wichtiger Ereignisse, welche die weitere Entwicklung erst verstehen lassen. Zunächst gab es in Schiluwa keinen Verantwortlichen der katholischen Kirche. Fast 80 Jahre lang hatte es keine Kirche, keinen Priester und keine hl. Messe mehr gegeben. Als der Bischof von den Vorkommnissen Kenntnis erlangte, schickte er den Priester Johannes Kazakevicius nach Schiluwa, um das Phänomen zu prüfen und Befragungen von Zeugen dieser Ereignisse durchzuführen.

Nun hatte sich nach den Erscheinungen eine weitere übernatürliche Bestätigung zugetragen. In der Nähe des Dorfes lebte ein über hundert Jahre alter Mann, der völlig erblindet war. Als ihn die Nachricht von den Ereignissen erreichte, erinnerte er sich, dass er in jungen Jahren Pfarrer Holubka geholfen hatte, direkt neben dem Felsen die Kiste mit den Schätzen der Kirche zu vergraben. Die Dorfbewohner führten den Blinden zu dem Stein der Erscheinungen, um mit seiner Hilfe die genaue Stelle ausfindig zu machen, wo sich die Truhe befinden musste. In dem Augenblick, als er den Platz erreichte, erlangte er auf wunderbare Weise sein Augenlicht vollkommen zurück. Voll Freude und Dankbarkeit fiel er auf seine Knie und zeigte den Leuten genau die Stelle, wo sie graben sollten.

Grundlage für den Neubau der Kirche

Die Kiste wurde gefunden und der in vollkommenem Zustand erhaltene Inhalt in die Obhut des Bischofs übergeben. Neben liturgischen Gewändern und goldenen Kelchen waren es vor allem das Gnadenbild Unserer Lieben Frau von Schiluwa und die Urkunde, mit der Vytautas der Große das Grundstück für immer der katholischen Kirche vermacht hatte. Nun mussten die Protestanten ihren Widerstand aufgeben. Eine neue Basilika wurde errichtet und in deren Zentrum ein würdiger Platz für die Ikone der Gottesmutter geschaffen. Aufgrund der unzähligen Gebetserhörungen und Wunder, die sich an der Gnadenstätte auf die Fürsprache Mariens ereignet hatten, musste die Kirche im Laufe der Zeit erweitert werden. Bis zum II. Weltkrieg war die Verehrung ungebrochen. Doch danach versuchten die kommunistischen Machthaber das Wallfahrtswesen vollkommen zu unterbinden. Trotz größter Anstrengungen und Verfolgungen gelang dies jedoch dem sowjetischen Regime nicht. Schiluwa, das die gläubigen Litauer als ihren größten Schatz betrachten, blieb eine unüberwindliche Festung. In Anbetracht des Zusammenbruchs des Kommunismus vollzog der litauische Kardinal Vincentas Sladkevicius am 8. September 1991 in Schiluwa eine feierliche Weihe Litauens an die Gottesmutter. Zwei Jahre später konnte bereits Papst Johannes Paul II. den Wallfahrtsort besuchen und betete im Heiligtum der Erscheinungen besonders für die litauischen Familien. In Erinnerung an diesen Papstbesuch wurde das neu gebaute Pilgerzentrum neben der Kirche nach Johannes Paul II. benannt. Heute gehört die traditionelle Wallfahrt zum Ablassfest nach Schiluwa wieder zu den bedeutendsten Ereignissen des religiösen Lebens in Litauen.

Zeichen der Hoffnung für Europa

Litauen ist durch seine einzigartige Geschichte ein großes Zeichen der Hoffnung für das vereinte Europa. Seit der Wende hat sich die katholische Kirche im gesellschafts-politischen Leben Litauens immer stärker etabliert. Sie ist zu einer prägenden Kraft des öffentlichen Lebens geworden. Kirche und Staat arbeiten eng und fruchtbar miteinander zusammen, ohne gegenseitig die jeweilige Eigenständigkeit zu beeinträchtigen. Litauen steht zum ersten Mal in seiner Geschichte vor der Herausforderung, politisch vollkommen unabhängig eine nationale Identität zu formen. Dies beginnt bereits mit Litauisch als offizielle Landessprache. Dass die katholische Kirche die Liturgie in der Sprache des Volkes feiern kann, kommt ihr in diesem Prozess sehr entgegen. Gleichzeitig kann sie als Weltkirche darauf einwirken, dass die nationale Bewegung vor ungesundem Nationalismus bewahrt bleibt und die nationalen Minderheiten in ihren Rechten nicht einschränkt oder diskriminiert. Inzwischen bekennen sich wieder 79% der Bevölkerung zur katholischen Kirche. Auch wenn sie in Litauen ähnliche Probleme kennt wie überall auf der Welt, z.B. den Priestermangel und die Auseinandersetzung mit einer materialistischen Lebenseinstellung, so ist sie dennoch im Aufbruch begriffen. Kirchengebäude werden renoviert, kirchliche Strukturen wiederhergestellt oder neu eingerichtet und das religiöse Leben im Volk erneuert. Wer die katholische Kirche in Litauen erlebt, spürt überall eine geistige und moralische Kraft, die wir in Europa dringend benötigen. Auch die Erinnerung an die deutsche Geschichte in Ostpreußen kann eine heilsame Versöhnung erfahren, wenn wir das heutige Selbstverständnis der katholischen Kirche und das nationale Selbstbewusstsein in Litauen als eine große Bereicherung für das zusammenwachsende Europa entdecken.

Der Artikel ist veröffentlicht in der Zeitschrift Kirche heute Nr. 11/November 2007
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Liturgischer Stil

Papst Benedikt XVI. wird aufgrund seiner bisherigen Maßnahmen zur liturgischen Praxis in der Kirche bereits als „Gärtner der Liturgie“ bezeichnet. Sein Bemühen ist sehr eng verbunden mit dem Anliegen, das Romano Guardini in der Betrachtung über den „liturgischen Stil“ zum Ausdruck gebracht hat. Sie stellt bei ihm den dritten von sieben Schritten dar, in denen er das Wesen der Liturgie zu entfalten sucht. Guardinis Büchlein, so stellte Kardinal Ratzinger im Jahr 2000 fest, „hat dazu geführt, dass man sich mühte, die Liturgie ,wesentlicher‘ zu feiern …“.[1] Was sein eigenes Buch betrifft, so bemerkte der Kardinal: „In seinen wesentlichen Intentionen deckt es sich durchaus mit dem, was seinerzeit Guardinis Schrift gewollt hatte …, nur musste das, was Guardini am Ende des Ersten Weltkriegs in einem völlig anderen geschichtlichen Kontext ausgeführt hatte, in den Zusammenhang unserer gegenwärtigen Fragestellungen, Hoffnungen und Gefahren versetzt werden."[2] Nachfolgend ein Auszug aus dem Vortrag von P. Dr. Johannes Nebel FSO beim Frühjahrs-Forum von Kirche heute am 28. April 2007 in Wigratzbad.

Von Johannes Nebel

Ausdruck des Grundsätzlichen und Allgemeinen

Ein Herzstück der Ausführungen Guardinis bildet der Gedankengang über den liturgischen Stil. Die Unterscheidungen, die er hier zur Klärung des Wortes „Stil“ vornimmt, sind von seltenem Tiefgang und bergen in sich eine Orientierung, die gerade in unserer Zeit sehr nötig ist. Guardini differenziert nämlich zwischen „Stil“ in einem allgemeinen und „Stil“ in einem engeren Sinn des Wortes. Im allgemeinen Sinn spricht er von „Stil“, „wenn … eine Persönlichkeit, eine Schöpfung der Kunst, eine Form gesellschaftlichen Lebens in der Weise ihres Daseins und Wirkens überzeugend zum Ausdruck bringt, wie sie ganz sie selber ist, in dieser ihrer Eigenart aber keine willkürliche Laune des Seins darstellt, sondern mit dem Gesamtleben in Beziehung steht."[3] In diesem Sinne ist „Stil“ ein Ausdruck von einer individuellen Originalität, die so geartet ist, dass sich darin auch etwas Allgemeingültiges zeigt.

„Stil“ im engeren Sinn des Wortes hingegen empfinden wir nach Guardini immer dann, „wenn das wirr-mannigfaltige Leben eine solche Vereinfachung erfahren hat, wenn seine innere Gesetzmäßigkeit betont und es aus dem Besondern ins Allgemeine gehoben ist."[4] In diesem Sinne ist „Stil“ eine Zurücknahme des Originellen zugunsten des einfachen Ausdrucks des Grundsätzlichen, oder anders ausgedrückt: eine totale Transparenz und Durchsichtigkeit alles Einzelnen und Individuellen für das Allgemeine.

Stil ist lebendig und nicht schemenhaft

Dies bedeutet für Guardini aber weder Uniformismus noch leblose Erstarrung, da er diesen engeren Stilbegriff nicht nur von einem allgemeineren Stilbegriff, sondern nach anderer Seite auch vom Begriff des „Schemas“ abgrenzt. Während nämlich das „Schema“ eine Überformung des Lebendigen aus Begriff, Regel und Berechnung ist, behält „wirklicher Stil … auch in seinen strengsten Formen die überzeugende Kraft gewachsenen Ausdrucks. Nur was lebendig ist“, sagt er, „hat Stil; das bloße Gedankenwesen, das reine Rechenbild hat keinen."[5]

Diese anspruchsvollen begrifflichen Differenzierungen sind nun auf den Bereich der Liturgie anzuwenden. Während für außerliturgische Andachten, verschiedene (auch gemeinschaftlich vollzogene) Frömmigkeitsübungen und das persönliche Gebet die Forderung nach „Stil“ im allgemeineren Sinne des Wortes ausreichend ist, muss die Liturgie selbst immer im engeren Sinne des Wortes „Stil“ haben. Dieser Unterschied zwischen Frömmigkeitsformen und Liturgie wird auch von Kardinal Ratzinger in seinem Buch „Der Geist der Liturgie“ herausgestellt: In der Frömmigkeit sind häufig „religiöse Ausdrucksformen, die sich der Liturgie als solcher nicht einfügen ließen, in die Welt des Glaubens integriert worden“. Die Frömmigkeit „ist weniger universal als die Liturgie, die große Räume in der Einheit des Glaubens miteinander verbindet und verschiedene Kulturen umspannt“.[6]

Dem entspricht nun ganz, was Guardini in seinem intuitiven Stilempfinden festhält: Liturgie ist für ihn „nicht der unmittelbare Ausdruck einer besonderen Seelenverfassung, weder in ihren Gedanken und Worten noch in ihren Bewegungen, Handlungen und Geräten. Man vergleiche etwa … die Gebärden des Priesters am Altar mit den unwillkürlichen Bewegungen eines Betenden, wenn er sich unbeobachtet glaubt, man vergleiche die Vorschriften der Kirche über die Ausstattung des Altars, über Gewänder und Geräte mit der Art, wie das Volk seine Kirchen schmückt oder sich zu religiösen Anlässen kleidet; die Weisen des gregorianischen Chorals mit dem geistlichen Volkslied. Stets ist im Bereich der Liturgie die geistliche Ausdrucksform, sie sei nun Wort oder Gebärde, Farbe oder Gerät, bis zu einem gewissen Maße ihrer einzelhaften Bestimmtheit entkleidet, gesteigert, beruhigt, ins Allgemeingültige erhoben."[7]

Gewachsene Klarheit und Durchsichtigkeit

Was zeichnet diesen Stil im engeren Wortsinn aus? Als Charakteristika nennt Guardini: „klare Rede, gemessene Bewegung, strenge Durchgestaltung des Raumes, der Geräte, der Farben und Töne; alles, Gedanke, Wort, Gebärde und Bild aus den einfachen Elementen des Seelenlebens herausgeformt; reich, mannigfaltig und doch durchsichtig."[8] Diese Stilprägungen kann sich weder eine Gottesdienstversammlung noch die Kirche zu einem aktuellen Zeitpunkt einfach selbst schaffen. Stil in diesem Sinne verdankt sich jahrhundertealter Entwicklung: Viele Epochen haben an der Gestaltung der Liturgie geschliffen und gefeilt; auch die Tradition des theologischen Denkens mit seiner verallgemeinernden Einwirkung muss als Grundlage genannt werden, sowie der auf strenge Stilprägung ausgerichtete Einfluss des griechisch-lateinischen Denkens, das auf Universalität angelegte katholisch-kirchliche Leben, sowie die auf das Jenseitige, Übernatürliche und Ewige ausgerichtete Geisteshaltung des Glaubens.

Sakrale Kunst und Musik als Spiegel des „Logos“

Das Gebot eines solchen Stils im engeren Sinne gilt auch für Kardinal Ratzinger. So schreibt er z.B. im Hinblick auf die Kunst: „Es bleibt ein Unterschied zwischen der Sakralen (liturgisch bezogenen, dem Kirchenraum zugehörigen) und der allgemein religiösen Kunst. Die reine Beliebigkeit kann es in der Sakralen Kunst nicht geben. Formen der Kunst, die den Logos in den Dingen leugnen und den Menschen auf die erscheinende Sinnlichkeit fixieren, sind mit dem Sinn des Bildes in der Kirche unvereinbar. Aus der isolierten Subjektivität kann keine Sakrale Kunst kommen. Die setzt vielmehr das von der Kirche inwendig geformte und zum Wir geöffnete Subjekt voraus. Nur so macht Kunst den gemeinsamen Glauben sichtbar und spricht wieder zum gläubigen Herzen. Die Freiheit der Kunst, die es auch im enger umschriebenen Bereich der Sakralen Kunst geben muss, ist nicht Beliebigkeit."[9]

Was für die sakrale Kunst gilt, hat entsprechend auch Bedeutung für die Musik. Kardinal Ratzinger wendet auf die rechte Idee von sakraler Musik seine theologische Leitidee des „logosgemäßen“ Kultes an, was zunächst bedeutet, dass das liturgische Wort im Mittelpunkt musikalischer Gestaltung stehen muss; es bedeutet des weiteren, dass sakrale Musik ihrer Aufgabe gerecht werden muss, die Sinne des Menschen in den Geist hineinzuziehen, „so den Menschen zur Ganzheit“ zu bringen und darin „die besondere Stellung des Menschen im ganzen Bau des Seins"[10] auszudrücken. Das Gegenstück hierzu würde bedeuten, dass Musik „den Menschen in den Rausch der Sinne"[11] hineinzieht, also Geist und Rationalität der Sinnlichkeit unterwirft: Dies ist mit sakraler Musik nicht vereinbar. Stil im engeren Sinne, also gemäß Guardini die Transparenz des Einzelnen für das Allgemeine, zeigt sich für Kardinal Ratzinger in der Musik auch, insofern sie als Sakralmusik in besonderer Weise dazu berufen ist, die Ordnung des Kosmos, die sich dem göttlichen Logos verdankt, in sich aufzunehmen und widerzuspiegeln: „Der Logos selbst ist der große Künstler, in dem alle Werke der Kunst – die Schönheit des Alls – ursprünglich da sind. Mitsingen mit dem All bedeutet demnach: sich auf die Spur des Logos begeben und Ihm nahekommen."[12] Stil im engeren Sinne, wie Guardini sich ausdrückt, bedeutet demnach für den Theologen eine seinsmäßige und alle Fasern des Gegebenen durchdringende Christozentrik.

Mangelndes Stilempfinden in der nachkonziliaren Liturgie

Liturgischer Stil in diesem engeren Sinne ist ein kostbares Gut, ein hochsensibler Punkt in der liturgischen Gestaltung. Die Versuchung, hierbei in einen Stil im allgemeinen Sinne abzugleiten, ist vor allem in der Feier der Liturgie gemäß der nachkonziliaren Ordnung gegeben – bis zu dem Punkt, dass auf Stilempfinden so gut wie kein oder überhaupt kein Wert mehr gelegt wird und der Eindruck rein mitmenschlicher und bürgerlicher Gemeinschaftlichkeit überwiegt. Der Sinn für den ruhigen und ordnungsgemäßen Vollzug einer Kniebeuge, für liturgisches Schreiten, Stehen, Sitzen und Knien, für würdige Intonation der eigenen Stimme beim Sprechen der Gebete, für das konsequente Durchhalten des zu Beginn der Feier gewählten Grades an Feierlichkeit, das Abstandnehmen von ungeordnetem Affekt und spontaner Kreativität muss unbedingt wiedergewonnen werden, denn allgemein zugänglich für jeden kann nur ein solcher Stil sein, der sich im Originellen und Individuellen wirklich zurücknimmt zugunsten allgemeiner und klarer Linienführung. Der Versuchung, mit allem und jedem den Menschen unserer Zeit direkt ansprechen zu wollen, muss widerstanden werden, weil dies ihm den Weg zum eigentlichen Mysterium verbaut.

Bedeutet dies nun aber, dass jedes emotionalere oder stilistisch freizügigere Verhalten aus dem Gottesdienstraum ausgeschlossen werden muss? Diese Konsequenz würde Guardini auf keinen Fall ziehen. Denn im Gottesdienstraum hat nicht nur die Feier der Liturgie, sondern auch manche außerliturgische Andachtsform ihren Platz. Gilt das strenge Stilgebot für die Liturgie, so muss sie aber ergänzt werden durch verschiedene in der Volksfrömmigkeit ausgebildete Andachtsformen, die daher auch wieder aufgewertet werden dürfen.

Gefahr des Abgleitens in ein bloßes rituelles Schema

Doch das kostbare Gut des liturgischen Stils muss nicht nur bewahrt werden vor dem Abgleiten in ein nur vages und allgemeineres Stilbewusstsein; es muss auch nach der anderen Seite gegen das Abgleiten in ein bloßes rituelles Schema abgesichert werden. In dieser Gefahr sind weniger jene, die mit der Pflege und Feier der Liturgie mitten in der heutigen Pfarrseelsorge betraut sind, als vielmehr manche Strömungen unter den Gläubigen, denen die bewusst sakrale, ehrwürdige und schöne, der Tradition verbundene Feier der Liturgie ein Anliegen ist, sowohl innerhalb des nachkonziliaren als auch besonders innerhalb des tridentinischen Ritus. Eine wachsende persönliche Erfahrung lehrt mich, dass manche traditionalistische Kreise stark dazu neigen, in der konsequenten Treue zur bloßen rituellen Form ein entscheidendes Identitätsmerkmal ihres christlichen Lebensvollzuges zu sehen. Das führt unweigerlich zu einer Art liturgischen Feierns, in welcher die sich der Spätgotik und dem Barock verdankende Feinausprägung tridentinischer Ästhetik bis ins letzte Detail rubrikaler Normgebung auszuführen versucht wird. Hier wird die Treue zur überlieferten klassischen römischen Liturgie gleichgesetzt mit der Akzentuierung genau jener Aspekte des tridentinischen Ritus, welche die Kirche des 20. Jahrhunderts, nicht ohne Führung des Heiligen Geistes, als unserer Zeit weniger angemessen erkannt hat: Doch die überlieferte Form der römischen Liturgie ist mehr als eine ihrer vielen zeitbedingten Ausgestaltungen. Ein ritueller Purismus, der den Bezug liturgischer Feier zu der konkreten Zeit, in der wir leben, vernachlässigt, macht aus der Liturgie eine Art Sakral-Inszenierung, die dem Menschen von heute die unbezweifelbaren Werte des sog. „alten“ Ritus gerade nicht erschließt und ihn nicht in ein „heiliges Spiel“ hineinnimmt, sondern komisch wirkt und abstößt. Der Grund für die augenscheinliche Kluft zwischen der traditionellen Liturgie und dem Empfinden heutiger Menschen darf nicht einseitig in der angeblichen Symbolunfähigkeit unserer Zeit gesucht werden, sondern vor allem in der Tendenz zu einer übertriebenen Exekution liturgischer Einzelnormen, die weder den Wert des so genannten „alten Ritus“ noch die Würde des „neuen Ritus“ ausmachen. Konzentration auf den Ritus und ritueller Purismus machen aus dem liturgischen Stil – um zum Wortgebrauch Guardinis zurückzukehren – ein Schema, das letztlich dazu tendiert, leblos zu wirken.

Soll also die überlieferte Form des Ritus zeitgemäß bleiben – und diese Verpflichtung hat er, da jede Liturgie Heilsdienst an den Menschen der jeweiligen Zeit ist! –, so muss es in seinem Bereich auch den Willen zu einer gesunden Elastizität im Umgang vor allem mit seinem spätgotisch-barocken Erbe geben. Dass es in der Vergangenheit diese Elastizität gegeben hat, bezeugt übrigens Kardinal Ratzinger in seinem Buch, wenn er über die traditionelle Liturgie in ihrer historischen Erscheinung schreibt: „Im übrigen hat die Liturgie ohne Manipulationen am Ritus ganz von selbst durch die Weise des Feierns immer auch ein je eigenes kulturelles Gepräge getragen. Ein Gottesdienst in einem oberbayrischen Dorf sah ganz anders aus als ein Hochamt in einer französischen Kathedrale, dieses wieder ganz anders als eine Messe in einer Pfarrei Süditaliens, und wieder anders sah es aus in einem Bergdorf der Anden und so fort."[13] Diese Weite, die also auch für den so genannten „alten Ritus“ galt, darf nicht durch traditionalistische Fixierung auf das vermeintlich „pure“ tridentinische Erbe ausgelöscht werden, es wäre schade um den Ritus!

Der „große Stil“ des geistlichen Lebens

Dem mag ein eifriger Verfechter der alten Liturgie entgegenhalten, dass dies die Gefahr einer Subjektivierung des liturgischen Vollzuges mit sich bringe. Dem muss aber mit Entschiedenheit erwidert werden, dass die Liturgie sich in keinem Fall zurückziehen darf aus der Konfrontation mit der konkreten Zeit, die uns allen gerade diesen guten Kampf aufträgt, einerseits gegenüber vorgegebenen Normen so treu zu bleiben, dass die Objektivität gewahrt bleibt, und zugleich so elastisch zu sein, dass der mitfeiernde Mensch darin nicht zu kurz kommt. Weder in seiner „alten“ noch in seiner „neuen“ Form hat der liturgische Ritus aus sich heraus die Würde, die die Feiernden dazu berechtigen könnte, sich durch bloße Rubrikentreue aus dem geistigen Anspruch, den jede Zeit nun einmal stellt, heraushalten zu können.

Der Weg zum wahren liturgischen Stil bleibt also in jedem Fall ein guter Kampf, der nicht ohne Geist der Unterscheidung und Hingabe des Herzens geführt werden kann. Das gilt in gleichem Maße für die Feier gemäß der überlieferten wie der erneuerten Form der Liturgie. Grundsätzlich aber gilt, dass die Liturgie aus dem Anspruch, wirklich stilvoll sein zu wollen, immer von höherem Niveau bleiben muss als der allgemeine geistige Horizont derer, die mitfeiern, ja man darf noch entschiedener fordern: Jeder Gläubige hat ein Recht darauf, dass die Liturgie sein persönliches Niveau übersteigt. Dass viele Menschen dieses Recht gar nicht wahrhaben und auch nichts davon wissen wollen, dass sie im Gegenteil von der Liturgie erwarten, sie solle sich in ihrem Stil ganz auf das Niveau der Mitfeiernden einlassen, ist – unbeschadet einer teilweisen Berechtigung – Ausdruck eines unausgesprochenen geistlichen Existentialismus, der weder zum übernatürlichen Glauben noch zum gefeierten Mysterium führt, sondern bei einem Ersatz dieser beiden Dinge stehen bleibt: bei einer religiösen und gemeinschaftlichen Erbauung, die den Glaubens- und Gottesbezug existentiell nie über das Niveau bloßer Lebenshilfe und letztlich unverbindlicher Lebensbegleitung hinausführen kann. Wenn hingegen das Niveau echten liturgischen Stiles erreicht wird, dann gewinnt die Seele „in der Liturgie … den ,großen Stil‘ des geistlichen Lebens – und das ist eine Sache, die man gar nicht hoch genug einschätzen kann."[14]

Der Artikel ist veröffentlicht in der Zeitschrift Kirche heute Nr. 11/November 2007
© Kirche heute Verlags-gGmbH (Altötting)


[1] Joseph Ratzinger/Papst Benedikt XVI.: Der Geist der Liturgie. Eine Einführung, Freiburg 2000, 7.
[2] Ebd., 8.
[3] Romano Guardini: Vom Geist der Liturgie. Zur aktuellen Situation, mit einem Nachwort von Hans Maier, Herderbücherei 1049, Freiburg 1983, 60.
[4] Ebd., 62.
[5] Ebd., 62f.
[6] Der Geist der Liturgie, a.a.O., 171.
[7] Vom Geist der Liturgie, a.a.O., 63.
[8] Ebd., 64f.
[9] Der Geist der Liturgie, a.a.O., 115.
[10] Ebd., 129.
[11] Ebd.
[12] Ebd., 132.
[13] Ebd., 173.
[14] Vom Geist der Liturgie, a.a.O., 72.

Sakramentenpastoral

Seit ca. 1970 sind die Klagen nicht mehr verstummt über eine flächendeckende Sakramentenspendung, der auf Seiten der meisten Empfänger immer weniger Glaube und Leben aus dem Glauben entspricht. Es wurden bedeutsame Vorschläge dazu veröffentlicht, wie die überkommene Praxis angesichts der heutigen Realität zu ändern wäre, vereinzelt liest man auch von Ansätzen zur Verwirklichung derartiger Entwürfe in Bezug auf dieses oder jenes bestimmte Sakrament.

Im Buch „Sakramentenpastoral geht auch anders“ von Pfarrer Dr. François Reckinger[1] wird wohl erstmalig von einer im selben Zeitraum gemachten Erfahrung mit einer erneuerten Sakramentenpastoral auf der ganzen Linie berichtet. Sie hat nach Einschätzung des Autors eindeutig positive Ergebnisse gebracht. Das Anheben der Messlatte für die Zulassungsbedingungen, verbunden mit geduldiger Begründung und dem Angebot fortschreitender Hinführung, hat nirgendwo zu einem Aufstand in den Gemeinden oder zu einer Auszugsbewegung aus der Kirche geführt. Im Gegenteil konnten als Folge einer solchen Bemühung bis dahin nicht oder unregelmäßig praktizierende Christen – zum Teil als wertvolle Multiplikatoren und Mitarbeiter – zur Kerngemeinde hinzugewonnen werden. Situationen, Haltungen und Handlungen, die offenkundige Missachtung und Verunehrung zum Ausdruck bringen, konnten bei allen sakramentalen Feiern vermieden werden.

Den spannend berichteten Erlebnissen fügt der Autor theologische Erklärungen und Überlegungen zu den einzelnen Sakramenten in dem Maß hinzu, wie sie notwendig sind, um die jeweiligen Zulassungsbedingungen und Hinführungsmaßnahmen zu begründen.

Die theologische Reflexion und das pastorale Bemühen, von denen der Autor Zeugnis gibt, entsprechen seit Jahrzehnten im Voraus dem, was Benedikt XVI. in „Sacramentum Caritatis“ (2007) als Ergebnis der Römischen Bischofsynode von 2005 verlangt: Die Bischofskonferenzen sollen „die Wirksamkeit der aktuellen Initiationswege überprüfen“ (d.h. die Wirksamkeit der derzeit praktizierten Art der Hinführung und Zulassung zu Taufe, Firmung und Eucharistie; Nr. 18). Wenn an Messfeiern aus Anlass von Trauungen, Beerdigungen oder ähnlichen Ereignissen viele Nichtkatholiken teilnehmen oder viele nichtpraktizierende Katholiken oder solche, die sich „in Lebensverhältnissen befinden, die den Zugang zu den Sakramenten nicht gestatten“, muss kurz und wirkungsvoll an den Sinn der Kommunion und an die Bedingungen für ihren Empfang erinnert werden. Wo das als nicht möglich erscheint, ist zu überlegen, ob nicht anstelle der Eucharistiefeier ein bloßer Wortgottesdienst gehalten werden sollte (Nr. 50).

Aus dem Inhaltsverzeichnis:

Einleitung: Das entscheidende Stichwort ist Neuevangelisierung

1. Kapitel: Der Notschrei von Seelsorgern und eine Antwort darauf

2. Kapitel: Der Gewissenskonflikt

3. Kapitel: Taufe unmündiger Kinder

4. Kapitel: Die Erstkommunion und ihre Vorbereitung

5. Kapitel: Die Zulassung zum Kommunionempfang im kirchlichen Alltag

6. Kapitel: Das Kreuz mit der Hinführung zur Firmung

7. Kapitel: Zur Aufnahme und Wiederaufnahme mündiger Bewerber in die Kirche

8. Kapitel: Das Drama mit dem Bußsakrament

9. Kapitel: Krankensalbung, Wegzehrung, Krankenseelsorge

10. Kapitel: Die Ehe – das ganz besondere Sakrament

11. Kapitel: Die kirchliche Beerdigung – ein Service für jedermann?

12. Kapitel: Geistliche Kraftquellen und flankierende Maßnahmen

Der Artikel ist veröffentlicht in der Zeitschrift Kirche heute Nr. 11/November 2007
© Kirche heute Verlags-gGmbH (Altötting)


[1] François Reckinger: Sakramentenpastoral geht auch anders. Erfahrungen – Ergebnisse – Theologische Reflexion. Bernardus-Verlag 2007, 355 S., € 17.– (D), ISBN 978-3-8107-9261-7.

Das Kind in der Kirche

Eine erfahrene und zugleich gläubige Pädagogin gibt wertvolle Ratschläge, wie wir kleinen Kindern die Teilnahme am Gottesdienst ermöglichen können. Mit großem Einfühlungsvermögen legt sie allgemeingültige Regeln für das richtige Verhalten der Eltern vor.[1]

Von Jirina Prekop

Gemeint ist nicht das größere Kind, das die Verhaltensregeln im Rahmen einer Gruppe schon gelernt hat. Das Kindergartenkind z.B. übt jeden Morgen solange im Kreis zu sitzen, bis das vorgegebene Programm für alle abgelaufen ist. Und das Schulkind kennt das Stillsitzen bereits vom Unterricht her. Es geht hier um das Kleinkind, das aus voller Kehle trotzig und unaufhörlich schreit oder das Terrain vor dem Tabernakel jauchzend untersucht, die Treppen zum Alter hinaufsteigt und den Priester neugierig am Ornat zieht.

Lasset die Kinder zu mir kommen!

Wer ist hier zum Handeln aufgerufen? Sicherlich nicht der Priester. Er hat sein Amt auszuüben. Allein die Eltern sind zum Handeln aufgefordert. Aber wie? Die Antwort fällt mir nicht ganz leicht. In solchen Fällen frage ich immer, was Jesus machen würde. Er wusste ja die Antwort. Sie ist sogar wortwörtlich in der Bibel zitiert. Als ihn besorgte Mütter vor ihren ausgelassenen Kindern zu schützen versuchten, sagte er: „Lasset die Kinder zu mir kommen, denn denen gehört das Himmelsreich.“ Ja, er hatte da leicht reden, denn er hatte zu diesem Zeitpunkt auch keinen Gottesdienst zu halten. Vielmehr unterhielt er sich ganz frei mit den Menschen, die sich um ihn herum angesammelt hatten. Er musste keinem Kanon folgen und konnte seine Freude an der Begegnung mit den Kindern spontan genießen. Ich habe allerdings noch weitere Bilder davon in meiner Vorstellung: Jesus nahm das eine und das andere Kind auf seinen Schoß, manchmal auch gleich zwei auf einmal, spielte mit ihnen irgendein aramäisches „Hoppe, hoppe Reiter“ und versteckte seine baren Füße im Sand, um sie von den Kindern wieder aufdecken zu lassen … Das alles macht auch so manch anderer Priester in seiner Freizeit mit Kindern. Aber beim Gottesdienst kann er sich eine solche Freiheit nicht erlauben. Er ist zu einer bestimmten Liturgie verpflichtet. Und die Gläubigen haben das Recht und auch die Pflicht, am Gottesdienst in tiefer Sammlung teilzunehmen. Dafür müssen bestimmte Bedingungen geschaffen werden.

Der Gottesdienst hat Vorrang

Stört das Kind nur kurzfristig mit seinem Aufschrei oder mit seinem Versuch, sich von der Kirchenbank loszureißen, so kann es der Betende (darunter meine ich nicht nur die Gottesdienstteilnehmer, sondern auch den Priester) ertragen. Er sammelt sich von Neuem. Er fühlt sich aber abgelenkt, wenn die laute Geräuschkulisse nicht aufhören möchte oder bzw. und seine konzentrierte Sicht auf das liturgische Geschehen am Altar durch das Erscheinen des unternehmungslustigen Kindes ständig gestört wird. Anstelle zum Altar zu blicken, schaut er eher nach der Mutter oder dem Vater des Kindes. Und anstelle an Gott zu denken, macht sich der Betende Gedanken darüber, wie lange die Störung noch dauern soll? Wem das Kind wohl eigentlich gehört? Warum tut die Mutter nichts? Und wo ist sie eigentlich? Ist auch der Vater dabei? Warum sorgt er nicht für Ordnung? Schämen sich die Eltern nicht für ihr erzieherisches Unvermögen? Oder lassen sie dem Kind aus ideologischer Überzeugung heraus seine Freiheit – allerdings auf Kosten der Betenden? Unter solchen Umständen wird der Sinn des Gottesdienstes verfehlt. „Zu solchen Gottesdiensten gehe ich nicht mehr hin“, sagte mir eine fromme alte Kirchgängerin. „Nichts gegen das Kind. Der kleine Bub ist sehr charmant. Es ist eine wahre Freude ihn anzuschauen. Das aber tue ich lieber auf dem Spielplatz und nicht in der Kirche.“ Eben dort liegt der Hase im Pfeffer. Und dort ist auch die Problemlösung. Wenn man sich in die vielen Menschen hineinversetzt, die sich einmal in der Woche die heiligende Stunde des Gottesdienstes gönnen, dann gibt die Kraft der Einfühlung die Antwort. Der Gottesdienst hat Vorrang vor der Kinderschau. Und die Verantwortung für das Einhalten der Priorität tragen auf keinen Fall die Kinder, sondern die Eltern, ja sogar ohne dass sie darum erst vom Pfarrer gebeten werden müssen. Denn die Eltern haben ihr Kind zu erziehen. Nicht der Pfarrer. Was bedeutet es praktisch?

Gemeinde vor Störungen schützen

Grundsätzlich darf jedes Kind am Gottesdienst teilnehmen, selbst wenn es wegen seiner Unreife scheinbar weniger bzw. nichts davon hat. Die Seele des Kindes versteht bzw. hat mehr davon, als man meint. Das Kleinkind (etwa eineinhalb Jahre) soll am liebsten auf dem Schoß eines der Eltern oder im Tragtuch ruhen. Sein eventuelles Schreien signalisiert entweder Hunger, Schmerz oder sein Bedürfnis nach beruhigendem Schaukeln. Ihm die Flasche oder ersatzweise einen Schnuller zu geben, es rhythmisch zu schaukeln oder sanft zu beklopfen, ist die sicherste Lösung. Schreit es aber trotzdem, dann geht es ihm offensichtlich nicht wohl und es braucht eine viel intensivere Zuwendung. Dies kann geschehen, indem einer der Eltern mit ihm hinausgeht. In manchen Kirchen wurde zu dem Zweck ein Nebenraum zur Verfügung gestellt. So wird die Kirchengemeinschaft vor Störungen geschützt und die Mutter bzw. der Vater können immerhin am Gottesdienst teilnehmen. Beruhigt sich das Kind trotzdem nicht, sollte man mit ihm lieber ganz hinausgehen. Offensichtlich braucht es etwas mehr, als das, was man sich in der Kirche erlauben kann.

In das Geschehen einbeziehen

Das größere Kind sollte sich daran gewöhnen, dass es das Stündchen in der unmittelbaren Nähe seiner Eltern aushält. Sein Platz ist entweder auf dem Schoß oder zwischen den Eltern, evtl. zwischen der Mutter und einem älteren Geschwister. Natürlich könnte es ihm recht langweilig vorkommen. Es gibt aber so viele geeignete Angebote zu angemessener Unterhaltung, die mit dem Gottesdienst in keinem Widerspruch stehen: z.B. der Rosenkranz zum Herumspielen mit den Fingern, die Bilder der Heiligen zum Anschauen, das Gesangbuch zum Umblättern… Das Interessanteste aber erschließt sich dem Kind für seine Neugierde, wenn es in das Geschehen am Altar mit einbezogen wird. Bis heute zehre ich noch von den Erinnerungen an meine Mutter. Sie verstand es meine Aufmerksamkeit auf die zu erwartenden Merkwürdigkeiten zu lenken. Das Bewegen der Ministranten, das Hinübertragen des Messbuches von einer Seite des Altares auf die andere mit der Anspannung, ob der Ministrant wohl stolpert, oder das Hineinwerfen der Münze bei der Offerte, das Erwarten des Weihrauches, das Klingeln bei der Wandlung unter dem Zuflüstern meiner Mutter in mein Ohr „Jetzt verwandelt sich Jesus in die Hostie“ und und und … Nie hatte ich mich dabei gelangweilt. Irgendwie fühlte ich mich angenommen und ausgezeichnet, indem ich in das Mysterium mit einbezogen wurde. Die Anpassung seines Verhaltens an das der übrigen Gemeinde wird das Kind gerne lernen, wenn es dafür gelobt, gefeiert und bewundert wird. So empfindet es die Kirche als den Ort seiner Anerkennung.

Der Artikel ist veröffentlicht in der Zeitschrift Kirche heute Nr. 11/November 2007
© Kirche heute Verlags-gGmbH (Altötting)


[1] Dr. phil. Jirina Prekop, Dipl.-Psychologin, ist Gründerin und seit 1989 Vorsitzende der „Gesellschaft zur Förderung des Festhaltens als Lebensform und Therapie“ (GFH e.V.). Ihre zahlreichen Bücher sind in viele Sprachen übersetzt worden.

Erfolgreicher Ansatz zur Neuevangelisierung

Aus Anlass des 50-jährigen Jubiläums als selbstständige Pfarrei „Maria Hilfe der Christen“ lud die Kirchengemeinde Kressbronn im Frühjahr 2007 alle Interessierten zu einer Gemeindeerneuerung ein. „Komm und sieh!“ – hieß der „Glaubenserfrischungsweg“. Geleitet vom Schweizer Pfarrer Leo Tanner erfuhr dieses Glaubensseminar eine Riesen-Resonanz. 180 Personen nahmen regelmäßig an den Treffen teil. Begeisterung breitete sich aus.

Von Albert Stöckle

Vorbereitung

Auf der Suche nach einer zeitgemäßen und ansprechenden Form der Glaubenserneuerung und Glaubensweitergabe stieß Pfarrer Sigbert Baumann auf das Pastoralkonzept „Wege erwachsenen Glaubens (WeG)“. Im September 2006 lud er den Kirchengemeinderat und weitere Interessierte zu einer Informationsveranstaltung ein. In der Folge bildete sich ein Team von 18 Personen, das die weiteren Vorbereitungen in die Hand nahm.

In zwei Vorbereitungstreffen lernte das Vorbereitungsteam die einzelnen Aufgaben kennen und wuchs zu einer tragenden Gemeinschaft zusammen. Neben Werbung, den vielfältigen organisatorischen Aufgaben, dem Musikdienst und der Leitung der Kleingruppen wurde von Anfang an großer Wert auf das Gebet gelegt. Denn nur der Geist kann lebendig machen, wie Jesus sagte, und dieser Geist will erbeten sein.

Predigtwochenende und Predigtzyklus

Zweieinhalb Wochen vor Beginn des Seminars predigte Pfarrer Leo Tanner bei allen Gottesdiensten unserer Gemeinde. Dabei stellte er das Glaubensseminar „Komm und sieh!“ so froh und humorvoll vor, dass sich viele Unentschlossene entschieden, zum ersten Seminarabend zu kommen.

„Gemeindeerneuerung“ war das große Thema während des ganzen Seminars. Dazu wurden verschiedene Gastprediger eingeladen, die jeweils am Sonntag nach dem Seminarabend zum Thema des jeweiligen Kursabends predigten und dadurch die ganze Gemeinde mit auf den Weg nahmen.

Die ersten vier Treffen

Unerwartet riesiger Andrang herrschte beim ersten Treffen, das als unverbindliches Schnuppertreffen zum Thema: „Jeder Mensch ein Original –Du bist einzigartig“ angekündigt war. Gott freut sich über jeden Menschen. Du bist als Original geschaffen. Du bist einzigartig. Dein Leben ist wertvoll. Dein Leben hat ein großes Ziel. So lautete die frohe Botschaft, die mit eindrücklichen Bildern und frohen Geschichten ausgeschmückt wurde.

Das Hören dieser Botschaft konnte die Frage auslösen: Wer ist dieser Gott, der uns das zusagt? Das zweite Treffen mit dem Thema: „Gott ist anders – Wenn einer mit dir geht“ zeigte, dass dieser herzensgute Gott anders ist als viele unserer Bilder und Vorstellungen. Nicht das Wissen sättigt, sondern die Erfahrung, dies konnten alle mit einer Schweizer Spezialität (Basler Leckerli) erfahren. Der bedingungslos liebende Gott geht in allem mit uns, will das Leben aller heilen.

Nun könnten sich Widerstände melden: Das mit dem liebenden Gott kann doch nicht sein! Die eigenen Lebenserfahrungen sprechen doch gegen einen liebenden Gott. Das dritte Thema „Dimensionen einer Freundschaft – Damit dein Leben gelingt“ zeigte, dass Gott nicht einfach alle Not und alles Leid aus der Welt wegnimmt. Aber Er lässt uns darin nicht allein. Er begibt sich selbst in all das Unheil hinein und bietet allen Menschen Seine gewaltig-große Freundschaft an.

Das vierte Treffen führte uns ein in: Heilsame Begegnungen – «Lass dich lieben». Mit Hilfe der Geschichte von den zwei Söhnen und dem herzensguten Vater konnten wir erkennen, wo unsere Blockaden gegen die Freundschaft Gottes sind und was uns verletzt hat.

Und dann hörten wir die Einladung: „Lass dich neu lieben und öffne dich Jesus, dem Arzt deines Lebens.“

Versöhnungsfeier ein erster Höhepunkt

Das fünfte Treffen: „Das Fest der Befreiung – Dir ist vergeben“ wurde zu einer tiefen und heilenden Begegnung mit Jesus am Kreuz. Zuerst lernten wir Jesus als den erkennen, der sich mit unseren Verletzungen und unserer Schuld eins macht und sie am Kreuz auf sich nimmt.

Anschließend konnten wir unseren „Schuldschein“ mit all unseren Lasten in einem persönlichen Gespräch Jesus am Kreuz abgeben. Das Verbrennen dieser „Schuldscheine“ berührte tief. – Der Aufforderung des Vaters bei der Heimkehr seines Sohnes – „Wir müssen ein Fest feiern“ – folgten wir im Anschluss an den Gottesdienst mit Brot und Wein (Traubensaft).

Das sechste und siebte Treffen

Die Erfahrung der Versöhnungsfeier zeigte, dass Jesus auch heute wirkt und befreit. Damals in der Geistsendung an Pfingsten begann die Kirche ihr missionarisches Leben. Das sechste Thema: „Die Dynamik des Anfangs – Was dich begeistern wird“ zeigte auf, wie wir heute Seine Dynamik erleben und in ein begeisterndes Leben hinein finden können.

Wie nun das siebte Treffen ankündigte: „Menschen des neuen Weges – Es braucht dein Ja“, werden wir geisterfüllte Menschen durch unser Ja. Jesus selbst hat Ja gesagt in Seiner Taufe. Was bedeutet für uns die Taufe? Wie können wir ihre Kraft erfahren? Wo wir Ja sagen und uns dem Wirken des Heiligen Geistes öffnen, wird die Kirche auch heute lebendig. Dieses Ja hat mit dem Ja zur Taufe und Firmung zu tun.

Der zweite Höhepunkt: Tauf- und Firmerneuerungsfeier

Fast 200 Personen versammelten sich zum achten Abend: „Die Freude am Glauben – Du bist gesandt“. Viele hatten ihre eigene Taufkerze mitgenommen. Wie die Jüngergemeinde an Pfingsten und wie Maria sich mit ihrem Ja Gottes Heilsplan öffneten und den Heiligen Geist empfingen, so konnten wir unser Ja feiern.

Vor dem Kreuz, dem Ort, an dem Gott den Neuen und Ewigen Bund in der Hingabe Seines Sohnes mit uns geschlossen hat, konnten wir unser „Bundes-Ja“ aussprechen. Zum Zeichen, dass wir Jesus gehören und Ihm folgen wollen, bekreuzigten wir uns anschließend mit dem Taufwasser. Als Zeichen, dass wir Jesus und Seinem Evangelium als Richtschnur unseres Lebens folgen wollen, entzündeten wir unsere Taufkerze an der Osterkerze. Mit brennender Taufkerze gingen wir zu einem der drei Priester, die uns die Hände auflegten und um Erfüllung mit dem Heiligen Geist beteten. Das war für alle ein tief berührendes Erlebnis, als Erwachsene in so persönlicher Weise Ja zu sagen zu unserem Glauben und ihn feiern zu können. Viele erlebten in ganz persönlicher Weise Gottes Liebe und den Heiligen Geist. Neue Freude am Glauben brach auf.

Das Schlusstreffen

Nach einem solch beeindruckenden und bewegenden Weg kann man nicht einfach im gewohnten Alltag weitergehen. Darum hieß das neunte Treffen, zu dem sich nochmals über 140 Personen versammelten: „Ein Blick nach vorne – Dein Weg geht weiter“.

Im Impuls hörten wir, wie ein Leben aus dem Taufbund und aus der Kraft des Heiligen Geistes aussehen kann. Im letzten Kleingruppentreffen tauschten wir unsere Erfahrungen mit dem Kurs aus und überlegten, wie für den Einzelnen der Weg nun weitergehen soll.

Nach den Dankesworten unseres überglücklichen Pfarrers Sigbert Baumann an alle Teilnehmenden, an das Mitarbeiterteam und besonders auch an den Referenten Pfarrer Leo Tanner ließen wir in einer festlichen Agape-Feier das Glaubenseminar in großer Freude und Aufbruchsstimmung ausklingen.

Der weitere Weg

Die Auswertung der Glaubenserneuerung zeigte, dass der Heilige Geist viel bewegt hat. 10 Personen meldeten sich neu für verschiedene Besuchsdienste und 29 Gemeindemitglieder wollen sich vertieft der Eucharistischen Anbetung widmen. Zwei Wochen nach dem Ende des Glaubensseminars waren alle wiederum zu einem gemeinsamen WeG- (Wege erwachsenen Glaubens)-Treffen zum Thema: „Die Bibel als Offenbarung Gottes“ eingeladen.

Aus dem bisherigen Mitarbeiterteam bildete sich ein WeG-Team. Unterstützt von Pfarrer Sigbert Baumann trägt dieses Team die Verantwortung für die Entfaltung des Aufbruchs. Die Mitarbeiter organisierten die anschl. zweimonatigen WeG-Treffen und leiteten die Kleingruppen. Nach einem Jahr der Vertiefung in Gemeinschaft werden sie überlegen, wann ein nächstes Glaubensseminar reif ist.

Der Artikel ist veröffentlicht in der Zeitschrift Kirche heute Nr. 11/November 2007
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Gott hat den wesentlichsten Part geleistet

Mit großer Dankbarkeit blickt Pfarrer Sigbert Baumann auf das Glaubensseminar in seiner Gemeinde zurück. Er legt ein eindrucksvolles Zeugnis über seine Erfahrungen mit dem Pastoralkonzept „Wege erwachsenen Glaubens (WeG)“ ab. Was er erleben durfte, ist das geheimnisvolle Zusammenspiel des Wirkens Gottes und des mutigen Einsatzes der Gläubigen.

Von Sigbert Baumann

Diese neun Wochen der Gemeindeerneuerung haben alle Erwartungen übertroffen. Dass beim ersten Treffen die Stühle im Saal nur zur Hälfte reichten und von überall her noch Sitzgelegenheiten geholt werden mussten, bis zu den Sedilien der Kirche, das war die erste große Überraschung: 220 Besucher. Dass die Zahl nicht entscheidend zurückging, sondern sich bei etwa 180 einpendelte, war die nächste. Genauso bedeutsam war, dass sich eine solch große Gemeinschaftsatmosphäre mit Glaubensfreude und begeistertem Singen entwickelte.

Nach den ersten sechs Abenden, die alle in der Fastenzeit stattfanden, kam eine vierwöchige Pause. Da war eigentlich ein Knick zu erwarten, aber es kam fast wieder dieselbe Zahl der Glaubensinteressierten. Höhepunkte waren die beiden Feiern: die Versöhnungsfeier vor Ostern und die Tauferneuerungsfeier in der nachösterlichen Zeit. Die Letztere war für mich persönlich mit der bewegendste Gottesdienst in meiner 14-jährigen Tätigkeit in Kressbronn.

Als Fazit, das vielleicht allgemein gilt, möchte ich herausheben: Die Menschen haben ein neues Bedürfnis nach Glaubensverkündigung und -vertiefung. Freilich muss sie in Formen stattfinden, die gewinnend und eindrücklich sind. Und da hat Pfarrer Tanner den rechten Ton getroffen. Einerseits durch eine klare, verständliche und existenzielle Darstellung des Glaubens, andererseits durch eine humorvolle und persönlich gewinnende Art des „Rüberbringens“.

Bei allem möchte ich etwas erwähnen: Diese Glaubensvertiefung kam nicht von selbst, gründete auch nicht nur auf guter Methodik und Menschlichkeit. Wir haben sehr bewusst zehn Tage vor dem Beginn ein „Rund-um-die-Uhr-Gebet“ abgehalten, 24 Stunden – auch die Nacht hindurch – Eucharistische Anbetung vor ausgesetztem Allerheiligsten in der Monstranz, zum Teil gestaltet, zum Teil still. Dazu kommt, dass die Beter der täglichen Eucharistischen Anbetung (seit 21 Jahren durchgehend von 19-21 Uhr!) das Anliegen dieser Glaubenswochen ins Gebet nahmen. Dazuhin haben wir ein eigenes Gebet verfasst und nach Gottesdiensten wie auch persönlich gebetet. Kurz: Gott hat hier den wesentlichsten Part geleistet. Ich sage Ihm manchmal, was ich bei Pater Kentenich gelernt habe: „Tua res agitur! – Es geht um Deine Sache, lieber Gott, und nicht um meine Interessen oder die der Gemeinde. Tu etwas, von Dir hängt´s ab!“

Ein Letztes: Zwei Wochen nach dem Ende der Abende haben wir mit der Weiterarbeit begonnen. Ein gemeinsamer Abend zum Thema: „Die Bibel als Offenbarung Gottes“, von mir gehalten, zog einen Teil der Teilnehmer wieder an. 40 Leute wollten weitermachen – in drei Kleingruppen, die an diesem Abend gebildet wurden. Die Arbeitshilfen von Leo Tanner: „Neuer Wein in neue Schläuche“ boten die Grundlage der zweiwöchentlichen Gruppenarbeit. Alle acht Wochen fand ein gemeinsamer thematischer Abend statt.

Ich kann nur aus vollem Herzen sagen: Danke Leo Tanner, danke liebe Gruppenleiter, danke – vor allem – Dir lieber Gott, und Dir Maria, unserer Gemeindepatronin!

Erfahrungen von Seminarteilnehmern

„Ich habe in den vergangenen Wochen neu entdeckt, dass mich der Glaube froh macht. Ohne ihn wäre es mir schwer gefallen, die Belastungen der letzten Monate zu überstehen. Es ist sehr schön, dass ich mich jederzeit an diesen ,liebenden‘ Gott wenden kann. Die Gemeinschaft mit anderen Gläubigen hat mir gut getan. Sehr bewegt hat mich die Messe mit der Handauflegung sowie die persönlichen Glaubenserfahrungen von Pfarrer Leo Tanner.“

„Durch die wertvollen Anregungen und Impulse dieses Seminars konnte ich meinen Mann in die große Liebe Gottes hineinnehmen. Das Versöhnungsblatt habe ich beidseitig voll beschrieben und Jesus hat mir und meinem Mann allen alten Kummer und Schmerz weggenommen. Jetzt haben wir ein beschwerdefreies Leben. Ich danke Jesus, dem lieben Gott und der heiligen Gottesmutter alle Tage für diese übergroße Liebe.“

„Ich habe mit großer Freude erkannt, dass ich immer auf Gottes Nähe und Liebe vertrauen darf. Das Gleichnis vom barmherzigen Vater hat mich wieder einmal besonders bewegt. Diese Zuwendung, diese Annahme des Vaters seinem Sohn gegenüber schenkt mir wieder neu Trost, Hoffnung und Zuversicht.“

„Die vergangenen Wochen waren recht schwer für mich. Durch das Seminar hatte ich jede Woche einen Tag, auf den ich mich freuen konnte, der mich aufbaute, der mich stützte, der mir im Glauben half, nicht aufzugeben, sondern mich mit tiefer Hoffnung erfüllte. Dazu durfte ich, für mich noch ungewohnt, die schöne Gemeinschaft mit anderen Gemeindemitgliedern erfahren. Mir ist intensiv bewusst geworden, wie wichtig mir mein Glaube ist und dass ich mir ein Leben ohne ihn nicht vorstellen kann.“

„Manches wusste ich schon, aber in den vergangenen Wochen konnte ich noch mehr entdecken, wie sehr Jesus uns liebt und dass wir Kinder Gottes sind und immer bleiben. Für mich ist das ganz wichtig! Das Seminar hat mir viel Freude gemacht. Es hat mir Kraft für den Alltag gegeben! Denn in mir sind oft Verwirrung, Zweifel und Ängste da. Doch nun konnte ich lernen, dass Gott so gut ist wie ein liebender Vater und zwar noch mehr, als wir uns dies vorstellen können. Deshalb vertraue ich, dass Gott meine inneren Zweifel und Ängste heilen will. Ich konnte in diesem Seminar Freude und Liebe spüren. Das bewegt mich heute noch.“

„Ich bin unendlich froh und dankbar, dass ich diese Wochen erleben durfte. Erneut wurde mir klar, dass es eben doch eine Kraft gibt und einen liebenden Gott, der einen nicht allein lässt. In den vergangenen Jahren hatte ich große Sorgen um einen Sohn. Sein Leben verlief sehr kurvenreich. … Aber jetzt nach diesem Glaubenseminar bin ich sehr gelöst und mein Sohn natürlich auch. Wir vertrauen auf Gott und ich weiß jetzt, dass er meinen Sohn durch das Leben begleiten wird, so wie es für die Familie gut ist.“

„Der Heilige Geist wurde mir durch dieses Seminar wieder näher gebracht. … Gott als Freund zu haben und normal mit ihm reden zu können, war eine ganz wohltuende Erfahrung. Es ist tröstlich, dass das Gebet wie ein roter Faden durch den ganzen Alltag führen kann. Früher kannte man nur vorgefertigte Gebete und man sprach mit uns  eher über den strengen und strafenden Gott. Dass dieser Gott uns aber so unglaublich liebt, war uns nicht immer klar.“

Der Artikel ist veröffentlicht in der Zeitschrift Kirche heute Nr. 11/November 2007
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Christus in der Kirche: Katholische Schätze entdecken

Pfarrer Leo Tanner ist ein Pionier auf dem Gebiet der Neuevangelisierung, insbesondere der Glaubenserneuerung bei Erwachsenen. Er ist maßgeblich dafür verantwortlich, dass die sog. Alpha-Kurse[1] Eingang in die katholische Kirche im deutschen Sprachraum gefunden haben. Dabei hat er nicht einfach die englischsprachigen Vorlagen übersetzt, sondern deren Konzeption auf das katholische Verständnis des Glaubens und der Kirche hin durchleuchtet und erweitert. Eine Frucht der neuen Ausarbeitung dieser Glaubenskurse ist das sehr empfehlenswerte Buch „Christus in der Kirche: Katholische Schätze entdecken“,[2] das als Manuskript erschienen ist. Es ist als Teilnehmerbuch zum gleichnamigen Glaubensseminar, aber ebenso als persönliche Lektüre zur Vertiefung seines Glaubenslebens gedacht. Die nachfolgenden Auszüge aus dem Vorwort des Autors sowie erste Erfahrungen geben einen kleinen Einblick und möchten Interesse wecken.

Von Leo Tanner

Seit gut 20 Jahren bin ich auf besondere Weise in der Glaubensverkündigung tätig. Diese Aufgabe führte mich mit vielen Menschen zusammen. Die daraus entstandenen Seelsorge-Gespräche und die vielfältigen Glaubensfragen haben mich in manchen Bereichen selbst wieder neu fragend und suchend gemacht. Ein Teil der Fragen kam von Personen, die durch Glaubensseminare in eine persönliche Beziehung zu Jesus Christus getreten sind und von der Bibel ausgehend nach der Kirche fragten. Dabei stießen sie auf vielfältige relativistische, freikirchlich-evangelische, engreligiöse und andere Ansichten. Wie können sie sich darin zurechtfinden? Wo liegen darin die Sicht und der Glaube der katholischen Kirche?

Von der Bibel ausgehend …

In dem Buch „Christus in der Kirche: Katholische Schätze entdecken“ möchte ich zu einigen oft gestellten Fragen und Problemen Sichtweisen vermitteln, die für manche Menschen hilfreich waren, um zu einem besseren Verständnis der Kirche zu finden. Dabei kann beim näheren Hinsehen in manchen Problemfeldern ein bisher verborgener Schatz entdeckt werden.

Weil das Verständnis der Hl. Schrift ein wesentlicher Schlüssel ist, und viele der mir gestellten Fragen auch um diese Problematik kreisten, gebe ich den Fragen zur Bibel relativ viel Raum. Dies ist ein Weg, um vermehrt in eine christusbezogene Sicht der Kirche hineinzuwachsen. Zudem möchte ich auch alle Fragen, soweit möglich, von der Hl. Schrift her beleuchten. Das kann besonders auch den evangelischen und freikirchlichen Gläubigen helfen, welche die Bibel als einzige Quelle des christlichen Glaubens anerkennen.

… den Glauben der Kirche darlegen

Aus meinem eigenen Suchen und Fragen weiß ich, dass Kenntnisse der geschichtlichen Entwicklungen äußerst hilfreich für das Verständnis sein können. „Non ex nunc sed ex tunc“ (Nicht von jetzt, sondern aus der damaligen Situation verstehen und urteilen). Diesem Grundsatz unseres Geschichtsprofessors am Gymnasium folgend, sind mir neben den biblischen Quellen auch das Aufzeigen frühkirchlicher Dokumente und die geschichtliche Entwicklung ein Anliegen. Das Ziel ist es, in einfacher Weise Zugänge zum katholischen Glaubensverständnis zu eröffnen, damit die Freude an Christus in der Kirche wachsen kann. Dabei versuche ich – natürlich gefärbt durch meine Brille – den Glauben der Kirche möglichst so darzulegen, wie sie sich selbst versteht.

Aufbau und Struktur

Das Buch gliedert sich in zwei Teile. Im ersten Teil geht es mehr um Fragen, welche das Verständnis der katholischen Kirche betreffen. Der zweite Teil befasst sich mehr mit dem Leben in und mit der Kirche, insbesondere mit dem Leben aus den Sakramenten.

Bei der Auswahl der Themen habe ich mich auf die Bedürfnisse und Fragen gestützt, die oft an mich herangetragen wurden. Die fünfzehn Themen (Einheiten) sind wie Mosaiksteine, die nach und nach ein ganzheitlicheres Bild entstehen lassen. Auch wenn die ganze Schrift einem inneren Aufbau folgt, können die einzelnen Themen für sich betrachtet werden. Somit können diese Unterlagen auch als eine Art Nachschlagewerk verwendet werden.

Zum Seminar

Zum vorliegenden Buch habe ich für Priester, Seelsorgerinnen und Seelsorger Referentenunterlagen ausgearbeitet. Diese wurden von mir sowie anderen Priestern und Laien, die im Dienst der Glaubensverkündigung stehen, bereits mehrfach erprobt.

Die Referentenunterlagen enthalten einen ausgearbeiteten Vortragstext mit über 200 Folien illustriert. Bei Referatstexten zum Seminar handelt es sich um Kurzversionen der entsprechenden Kapitel mit einigen Ergänzungen wie z.B. ein Heilungsgebet und konkrete Hinführungshilfen zum Bußsakrament.

Es empfiehlt sich auf jeden Fall, zur inhaltlichen Vorbereitung das ausführlichere Buch „Christus in der Kirche – Katholische Schätze entdecken“ zu lesen. Dabei können auch andere Textinhalte als die vorgegebenen ausgewählt und dargelegt werden. Ebenso findet sich in diesen Unterlagen eine zusätzliche Einheit, die als Schlussgottesdienst ausgearbeitet ist, in welchem die Gnade der Sakramente erneuert werden kann. Das Thema des Gottesdienstes lautet: „Aus Gottes Geist leben“.

Modelle zur Durchführung des Seminars

Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Durchführung:

1. Das ganze Seminar als fortlaufender Kurs: Die einzelnen Treffen finden regelmäßig (wöchentlich oder alle zwei Wochen) jeweils am gleichen Wochentag statt.

2. Als Kurzseminar die Sakramente erleben: Dazu können die sechs Einheiten (8-13) über die Sakramente sowie die Einheit 16 als feierlicher Schlussgottesdienst Verwendung finden. Die restlichen Einheiten können als einzelne offene Glaubensabende durchgeführt oder auch weggelassen werden.

3. Als einzelne offene Glaubensabende: Die einzelnen Treffen können über einen längeren Zeitraum verteilt werden. Es könnten auch nur einige – je nach Situation und Bedürfnis vor Ort – ausgewählt werden. Die Referate eignen sich ebenso für einzelne Vortragsabende, da die einzelnen Themen in sich abgeschlossen sind und nicht aufeinander aufbauen.

Bei allen Modellen der Durchführung wird ein Einführungs- und Informationstreffen empfohlen, das auch auf der CD vorhanden ist (die Referentenunterlagen auf CD werden ca. Ende des Jahres fertig gestellt sein).

Stimmen zum Kurs und zum Buch

„Der Kurs ist in unserem Dekanat gut besucht, und dies nicht nur von alten Leuten. Verschiedene unserer Seelsorger halten die einzelnen Referate nach den klaren und vielfältigen Kursunterlagen von Pfarrer Leo Tanner. Er hat eine Fülle von Material zusammengetragen.

Es ist gut verständlich und lebensnah. Gerne benützte ich die zum Thema vorbereiteten Folien. Die Kurztexte und die schönen Bilder helfen den Zuhörer/innen, dem Wort zu folgen. Die Einarbeit ins Referat war sehr lehrreich. Ich fühlte mich jedoch frei genug, Eigenes wie z.B. konkrete Erlebnisse einzustreuen, was der Verlebendigung diente, oder eben auch Passagen wegzulassen, um zeitlich nicht zu lange zu werden. In diesem Sinn bieten die Referentenunterlagen ein solides und hilfreiches Fundament. Eine Unterbrechung des Vortrages mit Musik gibt den nötigen Atem – auch für den Referenten. Gewisse Teile des Kurses konnte ich zudem bei anderer Gelegenheit, wie bei Predigten, verwenden. Kursteilnehmer äußerten sich auch froh darüber, dass sie die Möglichkeit haben, den Vortrag mit dem Kursbuch zu Hause zu vertiefen.“ Dekan Hans Mathis

„Der Alpha-Kurs weckte in uns neu das Interesse am Glauben und ließ die Freude an der christlich gelebten Gemeinschaft wachsen. Der neue Kirchenkurs informiert uns über das, was wir glauben und warum die katholische Kirche es so lehrt. Es wurde uns ganz stark bewusst, dass in unserer Kirche ein Informationsnotstand herrscht. Die Fragerunde mit dem Referenten im anschließenden Plenum wurde mit jedem Mal reger genutzt.

Das Begleitbuch von Pfarrer Leo Tanner, „Christus in der Kirche“, birgt wahre Schätze. Man kann in Ruhe die Vorträge nachlesen. Sie sind noch ausführlicher als der Vortrag und gut verständlich in unserer Sprache geschrieben. Im Anhang jedes Vortrages beantwortet der Autor Fragen zum Thema, die immer wieder gestellt werden. Überraschenderweise sind sie oftmals genau mit denselben Worten formuliert, wie sie auch aus unseren Herzen kommen.

Am Glaubenskurs-Wochenende feierten wir nach einer sorgfältigen Ein- und Hinführung die Krankensalbung und die Eucharistie. Dabei erlebten wir Heilung, Vergebung und die Erkenntnis: Du bist Gottes geliebter Sohn, du bist Gottes geliebte Tochter und ich habe Freude an dir.“ Hansruedi (52) und Barbara (46)

„Seit einigen Jahren habe ich mich mit einem „Koffer“ voller Glaubensfragen auf die Suche gemacht, um mehr über meinen Glauben zu erfahren. Auf dieser Reise habe ich verschiedene Glaubensseminare besucht. Viele Fragen wurden mir beantwortet, aber doppelt so viele haben sich neu ergeben. Der Glaubenskurs von Pfr. Leo Tanner „Christus in der Kirche – Katholische Schätze entdecken“ hat viele meiner Fragen beantwortet. Der ganze Kurs ist wie ein „Religionsunterricht“ für Erwachsene und niemand muss sich für seine Fragen schämen. Das Buch zum Glaubenskurs ist einfach genial und unentbehrlich! Ich bin überzeugt, dass dieser Glaubenskurs die Teilnehmer noch näher zu Jesus bringt. Das heißt, wir werden uns bewusst, dass nicht wir der Mittelpunkt sind, sondern Gott und sein Sohn Jesus!“ Montserrat Rico (47)

Der Artikel ist veröffentlicht in der Zeitschrift Kirche heute Nr. 11/November 2007
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[1] Leo Tanner: Grundlagen für katholische Christen zum Alpha-Kurs. WeG Verlag, Pb., 12.90 Euro (D), ISBN 3-909085-21-0.
[2] Leo Tanner: Christus in der Kirche: Katholische Schätze entdecken. WeG Verlag, 280 S., Pb., 25.30 Euro (D), ISBN 978-3-909085-44-6. Die Referentenunterlagen zu „Christus in der Kirche“ können ca. ab Ende 2007 bezogen werden: siehe im Internet unter: www.wege-erwachsenen-glaubens.org

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