Erklärung des Papstes zu seinem Rücktritt

Zum Wohl der Kirche

Wieder einmal hat Papst Benedikt XVI. die Welt überrascht – ein letztes Mal. Am 28. Februar 2013 tritt er von seinem Amt zurück. Dahinter verbirgt sich in keinster Weise eine Resignation. Was ihn zu diesem Schritt veranlasst hat, ist allein das ehrliche Eingeständnis, dass seine körperlichen und geistigen Kräfte den Ansprüchen des höchsten Amtes in der Kirche nicht mehr gewachsen sind. Und so legt er das Steuer des Schiffleins Petri in die Hände des obersten Hirten der Kirche zurück – um der Kirche willen, wie er betont.
Und es gibt nicht den geringsten Zweifel daran, dass es ihm mit dieser Entscheidung allein um das Wohl der Kirche geht. Sein ganzes Pontifikat war von dem selbstlosen Bemühen gekennzeichnet, der Kirche aufrichtig und furchtlos zu dienen. Immer hatte er die Wahrheit und damit Gott selbst im Blick. Der angekündigte Rücktritt spiegelt noch einmal seine Wahrhaftigkeit wider, die ihm schon das ganze Pontifikat hindurch eine unglaubliche Souveränität und innere Freiheit verliehen hat. Um diesen Geist spüren zu können, muss die Erklärung, die er am 11. Februar 2013 vor den Kardinälen zu seinem Rücktritt abgegeben hat, unverkürzt betrachtet werden.

Von Papst Benedikt XVI.

Liebe Mitbrüder! Ich habe euch zu diesem Konsistorium nicht nur wegen drei Heiligsprechungen zusammengerufen, sondern auch um euch eine Entscheidung von großer Wichtigkeit für das Leben der Kirche mitzuteilen. Nachdem ich wiederholt mein Gewissen vor Gott geprüft habe, bin ich zur Gewissheit gelangt, dass meine Kräfte infolge des vorgerückten Alters nicht mehr geeignet sind, um in angemessener Weise den Petrusdienst auszuüben. Ich bin mir sehr bewusst, dass dieser Dienst wegen seines geistlichen Wesens nicht nur durch Taten und Worte ausgeübt werden darf, sondern nicht weniger durch Leiden und durch Gebet. Aber die Welt, die sich so schnell verändert, wird heute durch Fragen, die für das Leben des Glaubens von großer Bedeutung sind, hin- und hergeworfen. Um trotzdem das Schifflein Petri zu steuern und das Evangelium zu verkünden, ist sowohl die Kraft des Köpers als auch die Kraft des Geistes notwendig, eine Kraft, die in den vergangenen Monaten in mir derart abgenommen hat, dass ich mein Unvermögen erkennen muss, den mir anvertrauten Dienst weiter gut auszuführen. Im Bewusstsein des Ernstes dieses Aktes erkläre ich daher mit voller Freiheit, auf das Amt des Bischofs von Rom, des Nachfolgers Petri, das mir durch die Hand der Kardinäle am 19. April 2005 anvertraut wurde, zu verzichten, so dass ab dem 28. Februar 2013, um 20.00 Uhr, der Bischofssitz von Rom, der Stuhl des heiligen Petrus, vakant sein wird und von denen, in deren Zuständigkeit es fällt, das Konklave zur Wahl des neuen Papstes zusammengerufen werden muss.

Liebe Mitbrüder, ich danke euch von ganzem Herzen für alle Liebe und Arbeit, womit ihr mit mir die Last meines Amtes getragen habt, und ich bitte euch um Verzeihung für alle meine Fehler. Nun wollen wir die Heilige Kirche der Sorge des höchsten Hirten, unseres Herrn Jesus Christus, anempfehlen. Und bitten wir seine heilige Mutter Maria, damit sie den Kardinälen bei der Wahl des neuen Papstes mit ihrer mütterlichen Güte beistehe. Was mich selbst betrifft, so möchte ich auch in Zukunft der Heiligen Kirche Gottes mit ganzem Herzen durch ein Leben im Gebet dienen.


Amt auf Lebenszeit

Ein Papst wird auf Lebenszeit gewählt. Gewöhnlich übt er sein Amt bis zu seinem Tod aus. Die Möglichkeit des freiwilligen Amtsverzichts ist nach dem heute gültigen Kirchenrecht gemäß Canon 332 § 2 (CIC) ausdrücklich vorgesehen. In der Vergangenheit haben von dieser Möglichkeit jedoch nur zwei Päpste Gebrauch gemacht: Papst Cölestin V. (1210-1296) im Jahr 1294, ein fast 85-jähriger beschaulicher Einsiedlermönch, der von der kurialen Verwaltung hoffnungslos überfordert war und bereits nach fünf Monaten abdankte, sowie Papst Gregor XII. (1406-1415), der am 4. Juli 1415 nach knapp neunjähriger Amtszeit seinen Verzicht erklärte, um auf dem Konzil von Konstanz eine Neuwahl und damit die Beendigung des Abendländischen Schismas mit seinen drei Päpsten zu ermöglichen.

Würdigung des Pontifikats durch die Deutsche Bischofskonferenz

Papst Benedikt wird uns fehlen!

Dem scheidenden Papst aus Deutschland schlägt eine ungewohnte Welle der Sympathie entgegen. Aus allen gesellschaftlichen Kreisen erreichen ihn anerkennende Worte. Die meisten bringen ihr Bedauern zum Ausdruck, ja sprechen von einem regelrechten Schock. Ohne jede Ausnahme klingen jedoch Verständnis, ja Respekt und Bewunderung für die Entscheidung des Papstes durch. Noch am selben Tag, an dem Benedikt XVI. seine Rücktrittsabsicht bekannt gegeben hatte, veröffentlichte Erzbischof Dr. Robert Zollitsch für die deutschen Bischöfe als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz eine beachtliche Würdigung des Pontifikats.

Von Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, Freiburg

Die Nachricht vom Rücktritt unseres Heiligen Vaters bewegt mich zutiefst. Papst Benedikt gibt aller Welt ein leuchtendes Beispiel wirklichen Verantwortungsbewusstseins und lebendiger Liebe zur Kirche. Christus hat ihm durch die Kardinäle das Petrusamt anvertraut. In der Stunde, in der seine Kräfte zu gering werden, um der Kirche den erforderlichen Dienst zu erweisen, legt er dieses Amt zurück in Gottes Entscheiden. Es ist eine große menschliche und religiöse Geste. Wir deutschen Bischöfe danken dem Heiligen Vater für seinen Dienst auf dem Stuhl Petri und sind erfüllt von großem Respekt und von Bewunderung für seine Entscheidung.

Wer Papst Benedikt in den zurückliegenden Jahren persönlich erleben durfte und seine Botschaft aufmerksam aufnahm, der spürte deutlich, worin er seinen wichtigsten Dienst sieht und worum es ihm zuerst und im Innersten geht: um Gott und damit um den Menschen. Kurz und prägnant kommt dies im Leitwort zum Ausdruck, dass er für seine Apostolische Reise nach Deutschland im September 2011 wählte: „Wo Gott ist, da ist Zukunft!“

Papst Benedikt ist ein großer Lehrer unserer Kirche. Dabei hat Joseph Ratzinger ein bleibendes Anliegen, das sich gleichsam wie ein roter Faden durch sein Leben und Wirken zieht. Er will Glaube und Vernunft miteinander versöhnen. Ja, Papst Benedikt ist in vielerlei Hinsicht ein Pontifex: Er wollte Brücken bauen zwischen Glaube und Vernunft, Brücken hin zu Gott, Brücken zwischen Konfessionen und Religionen, um so dem Frieden der Welt den Weg zu bereiten und dem Reich Gottes Wachstum zu schenken.

Papst Benedikt ist ein überzeugter und überzeugender Hirte seiner Kirche. Um was er bei seinem Gebet an der Mariensäule in München im Jahr 2006 die Gottesmutter für alle Gläubigen bat, das zeichnete ihn aus: „Hilf uns, geduldig und demütig zu werden, aber auch frei und mutig“.

Das Bild des Hirten hat ihn als Papst geprägt. Unvergessen sind seine drei Besuche bei uns in Deutschland: anlässlich des XX. Weltjugendtages 2005 in Köln und ein Jahr später in seiner bayerischen Heimat. Im September 2011 kam er zu einem offiziellen Besuch: Berlin, Erfurt, das Eichsfeld und Freiburg bleiben unvergessliche Momente einer Pilgerreise, die die Kirche in Deutschland tief berührt hat. Wir sehen dankbar Bilder vor uns, wie er Menschen segnet, Kinder umarmt, sich seinen Gesprächspartnern zuwendet und in der großen Gemeinschaft des Glaubens Liturgie feiert. Der Hirte seiner Herde ist demütig im Auftritt, authentisch im Zeugnis und überzeugend in den Worten, die er wählt.

Die Religionen haben den Papst gehört, die Politik hat ihn um seine Meinung gebeten. Nicht zuletzt seine drei Enzykliken sind der deutlichste Garant dafür, worum es dem Papst ging: eine gerechte, solidarische und friedliche Welt, die sich ihrer Verantwortung vor Gott und den Menschen stellt. Gerade in seiner Enzyklika „Caritas in veritate“ hat uns der Heilige Vater eine Magna Charta einer gelingenden Globalisierung hinterlassen, die sich um sozialen Ausgleich und die Bewahrung der Schöpfung mit aller Kraft bemüht.

Die Kirche in Deutschland und die Deutsche Bischofskonferenz sind Papst Benedikt zutiefst dankbar für sein Wirken und sein unermüdliches Engagement. Der deutsche Papst wird nun das Ruder der Kirche weitergeben. Er wird uns fehlen. Aber es wird viel von ihm bleiben, denn Theologie und Kirche hat er nachhaltig geprägt, als Brückenbauer, als Hirte seiner Herde, als Wissenschaftler und Lehrer. Wir wissen, dass er seine Lebenskraft weiterhin in den Dienst der Menschen stellen wird. Wir wünschen ihm dazu die nötigen Kräfte und empfehlen ihn dem Segen Gottes, in dem er geborgen ist. Die Deutsche Bischofskonferenz wird im Gebet in besonderer Weise den Heiligen Vater begleiten.

Benedikt XVI. in einer Reihe heiliger Päpste

Christus ist der Herr der Kirche

Mit den Vielen, die Papst Benedikt XVI. aufrichtig geschätzt und geliebt haben, teilt Weihbischof Dr. Andreas Laun die Trauer um den Abschied von unserem Heiligen Vater. Doch ruft er gleichzeitig in Erinnerung, dass der einzige Herr der Kirche Jesus Christus ist. Und er legt ein tröstliches Zeugnis von seiner glaubensvollen Zuversicht ab: Mit Papst Benedikt XVI. hatte uns Christus ein unschätzbares Geschenk gemacht. Aber schon jetzt dürfen wir uns auch darauf freuen, wen der Herr nun als Seinen Stellvertreter und als Leiter Seiner Kirche einsetzen wird. So werden wir auch den neuen Papst lieben, nicht um seiner selbst willen, sondern um Christi willen.

Von Weihbischof Andreas Laun, Salzburg

Es gibt ein wirklich sensationelles Foto, das ziemlich genau sechs Stunden nach der Meldung vom Rücktritt des Papstes entstanden sein soll: Ein Blitz schlägt in die Kuppel des Petersdoms ein! Und doch, die Meldung von der Entscheidung des Papstes, von seinem Amt zurückzutreten, war der eigentliche Blitz, der an diesem Tag rund um den Erdball „gesehen“ wurde! Inzwischen waren die Zeitungen voll von Kommentaren und es gab Sondersendungen im Fernsehen, ganz diesem Ereignis gewidmet: Der Papst tritt zurück, und das ist im Laufe der Geschichte erst ein einziges Mal geschehen: dass ein Papst zurücktritt!

Unzählige Kommentare gab es, die fast immer begannen mit: „Ich war überrascht …“ Dann folgte ebenso oft: „Respekt vor dieser Entscheidung!“ Bei diesem Respekt hörte man allerdings bei vielen bereits den Unterton der Zufriedenheit: Endlich geht er, dieser unbequeme Papst! Und dann folgten viele Ratschläge, die man dem noch unbekannten Nachfolger geben zu können glaubt, damit die Kirche „endlich“ so „modern“ werde, wie man sie doch schon lange haben wollte und dabei aber immer am sturen Widerstand dieses Papstes scheiterte. Gott sei Dank, dass er endlich von selber geht und man die Türe für die schon wartende, glanzvolle Zukunft einer modernen, zeitgemäßen Kirche öffnen kann!

Die Stimmung derer, die diesen Papst liebten und ohne Vorbehalt verehrten, war und ist eine ganz andere: Natürlich, auch für sie kam die Entscheidung unerwartet, aber ihre erste Reaktion war Trauer, wie man sie verspürt, wenn der Abschied vom Vater unmittelbar bevorsteht. Freilich, die Trauer ist begleitet vom Verständnis, weil, wie Gabriele Kuby nach ihrem letzten Besuch beim Papst bezeugte, er ganz zerbrechlich auf sie wirkte und die Last des Amtes offenbar nicht mehr tragen kann! Ihre schöne Stellungnahme zum Abschied kommentierte Frau Prof. Gerl-Falkovitz und sprach damit wohl den meisten aus dem Herzen: „Die Vielen, die auch in unserem Land trauern, sprechen eine leise Sprache, aber lauter und wirksamer als die Besserwisser. Ja, es schmerzt, fast wie ein Tod.“

Geboren noch in der Zeit von Pius XII. habe ich Papst Johannes XXIII., Papst Paul VI., Papst Johannes Paul I., Papst Johannes Paul II. und dann eben Papst Benedikt XVI. erlebt! Sechs große, heilige Päpste, jeder auf seine Art! Papst Johannes Paul II. durfte ich persönlich kennen lernen, er war es auch, der mich zum Bischof ernannte, Papst Benedikt XVI. kannte ich schon viel früher, leider nicht schon als sein Student! Aber viel wichtiger ist, sich vor Augen zu halten: In einer besonders schwierigen Zeit, die zwei grauenhafte, atheistische Systeme erlebte und auch jetzt wieder von radikalen, der Tendenz nach diktatorischen Ideologien bedroht wird, schenkte Gott Seiner Kirche diese Päpste! Ohne dass wir es verdienten, dürfen wir beten und hoffen, dass Gott diese „Seine“ Tradition besonders guter Päpste fortsetzen und uns wieder einen im tiefen Sinn des Wortes „zeitgemäßen“ Papst senden wird. Mit „zeitgemäß“ meine ich natürlich nicht, ob und dass er mit Computer umgehen kann, sich in den Medien gut präsentieren kann oder gar, irgendeiner der „Reformstau-Bewegungen“ Recht geben würde, sondern, dass er von Gott her versteht, was die Welt heute braucht, was also der „Zeit gemäß“ ist: Umkehr zu Gott, nicht Umkehr zum Zeitgeist!

Allerdings, es wird ihm dabei gehen wie schon den Propheten und natürlich auch den letzten Päpsten vor ihm: Nicht alle, wahrscheinlich nur eine Minderheit wird auf ihn hören! Symbolisch für die auch „Engelszungen“ ablehnende Haltung der verhärteten Herzen war in der Zeit von Benedikt XVI., was ihm bei seiner Rede im Berliner Reichstag widerfuhr: Der Papst sprach eine der größten ideologischen Gefahren für Freiheit und Menschenrechte an, aber eine große Zahl der Abgeordneten verließ demonstrativ den Raum und wollte ihn nicht einmal hören. Man ist geneigt zu sagen: „Vater, verzeih ihnen, sie wissen nicht, was sie versäumt haben und wie dumm sie dadurch geblieben sind!“ Es sind dieselben Leute, die ständig rufen: „Nie mehr wieder“, „nicht vertuschen“, „nicht schweigen“, „Aufklärung über alles und jedes“ und anderes dieser Art! Aber es ist eben leichter, nach den Splittern in den Augen längst Verstorbener zu suchen, als sich die Balken im eigenen Auge zeigen oder gar entfernen zu lassen!

Worin bestand das Große im Pontifikat Benedikts XVI.? Das Wesentlichste scheint mir darin zu bestehen: Wenn Papst Johannes Paul II., wie kein Papst vor ihm in dieser Deutlichkeit, über das 5. Gebot Gottes, das das Recht auf Leben beschützt, und über das 6. Gebot Gottes, das Gebot der Liebe zwischen Mann und Frau gesprochen hat, die Gebote, die in der heutigen Welt ganz besonders grauenhaft missachtet werden: Papst Benedikt XVI. hat wie kein anderer das erste aller Gebote Gottes in Erinnerung gerufen: „Höre, Kirche und Welt, unser Gott ist einzig. Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deiner Kraft und all deinen Gedanken, und: Deinen Nächsten sollst du lieben wie dich selbst. Diese Worte, auf die ich dich heute verpflichte, sollen auf deinem Herzen geschrieben stehen“ (vgl. Lk 10,27; Deut 6,4; Lev 19,18). Natürlich, er hat auch von den anderen Geboten gesprochen – so wie die anderen Päpste immer auch von Gott als dem Mittelpunkt jeder Religion, die eine wirkliche Religion ist. Aber Benedikt XVI. hatte eine besondere Gabe, dies zu tun, und darum sagte er der Jugend nicht in erster Linie, was sie in der Welt ändern sollten, sondern rief sie auf zur Heiligkeit, also zur Gottesnähe, zur Gottesliebe, zur Hingabe an Gott, weil dann alles Andere ohnehin „dazugegeben wird“!  Papst Benedikt XVI. war in seinem „früheren Leben“ ein hervorragender Professor, er konnte und kann formulieren wie kaum ein anderer, aber alles verblasst, wenn man sich vor Augen hält: Er war acht Jahre für uns der Nachfolger des hl. Petrus, Stellvertreter Jesu Christi auf Erden.

Und jetzt, nach seinem Rücktritt, freuen wir uns auf den Ruf, den wir schon bald wieder, in Einheit mit Kardinal Ratzinger, hören werden: „Habemus Papam“! Auf seine Nachfolge angesprochen sagte Papst Johannes Paul II. einmal lächelnd: „Dann kommt eben ein anderer!“ Genau so ist es, so wird es sein. Und wer es auch sein wird, er wird ohnehin „nur Papst“ sein! „Nur“? Ja, nur; denn Herr der Kirche ist und bleibt für immer Jesus Christus – kein anderer! Darum leben wir alle nicht in einer Papstkirche, nicht in einer Konzilskirche, sondern in der Kirche Jesu Christi, der ihr Herr einen Stellvertreter auf Erden geschenkt hat. Aber unsere Liebe gilt Christus. Er ist es, dem wir glauben. Um seinetwillen lieben wir die Kirche, eben weil sie Seine Kirche ist. Darum nehmen wir jeden Papst an, den Er uns geben wird. Denn: Nicht sein Stellvertreter auf Erden, sondern Christus herrscht, Christus siegt, Christus lebt in Ewigkeit!

Persönliche Erinnerungen an Benedikt XVI.

Hinwendung zum Herrn

Seine persönlichen Erinnerungen an Joseph Ratzinger bzw. Benedikt XVI. lässt P. Notker Hiegl OSB in die Wiedergabe eines handgeschriebenen Briefes des Papstes aus dem Jahr 2010 an seinen Mitbruder P. Michael OSB einmünden. Darin heißt es: „Aber da Sie immer schon mit gesundheitlichen Problemen ringen mussten, wissen Sie innerlich und äußerlich mit der Krankheit umzugehen, so dass sie die Hinwendung zum Herrn nicht hindert, sondern verstärkt.“ Heute werfen diese Worte ein besonderes Licht auf Benedikt XVI. selbst.

Von P. Notker Hiegl OSB

In einem überraschenden Schritt hat der deutsche Papst, Benedikt XVI. (Joseph Ratzinger), am Morgen des 11. Februar (11.49 Uhr), dem Gedenktag unserer Lieben Frau von Lourdes, vor dem anwesenden Kardinalskollegium seinen Rücktritt bekannt gegeben. Der 85-Jährige sagte, er werde sein Amt zum 28. Februar 20 Uhr niederlegen, da ihm die Kraft für seine Aufgaben im Petrusamt inzwischen fehle. Vater Erzabt Tutilo Burger OSB, Beuron, hat uns Mönchen diese Nachricht über den zurücktretenden Papst im Kapitelsaal vor der Mittags-Hore (Sext und Non) übermittelt. Kein Wort wurde ins Silentium hinein gesprochen. Dann machte Vater Erzabt das Kreuzeszeichen zum Beginn des Psalmengebetes und der Atem der durch die Jahrhunderte betenden Kirche setzte wieder ein: „DEUS in adjutorium meum intende – O GOTT, komm mir zu Hilfe…“

Und die Glocken von Rom setzten ein, damals am 19. April 2005 um 18 Uhr, gerade als unser Pilgerbus vor unserem römischen Hotel vorfuhr. Die Wagentür des Omnibusses öffnete sich, damit wir Pilger aussteigen konnten. In diesem Moment erschallten alle Glocken von Rom und ich sagte durch das Bordmikrophon: „Ich wusste, dass wir Beuroner in Rom festlich empfangen würden, aber dies ist doch überwältigend.“ Doch die Glocken ertönten nicht für uns, sondern für den neu gewählten Papst. Im Hotel warteten wir vor dem Foyer-Fernseher auf den „Neuen“. Als dann der rote samtene Vorhang „der Loggia“ zum erstenmal wackelte, da trat ein alter Kardinal heraus und verkündete: „Annuntio vobis gaudium magnum: Habemus Papam … Cardinale Giuseppe“, dann machte er eine Pause – und endlich kam das erlösende Wort: „Ratzinger“. Unser Jubel kannte keine Grenzen und es floss der Sekt der überschäumenden Freude…

Als Deutsche „erwarteten“ wir einen deutschen Papst, und Kardinal Joseph Ratzinger war es wirklich geworden. Professor Ratzinger aus Regensburg durften wir Mönche des Öfteren zu den monatlichen „Gastvorlesungen“ in Beuron begrüßen. Erzabt Dr. Ursmar Engelmann hatte die Gewohnheit, monatlich einen „Spezialisten“ in unser Kloster einzuladen, sei es aus der Wirtschaft oder der Wissenschaft, aus dem Militär-Bereich oder der Friedens-Bewegung. Generäle wie Professoren hielten je zwei Vorlesungen, eine vormittags, die andere am Nachmittag. Natürlich waren auch Theologie-Professoren wie Karl Rahner und Joseph Ratzinger gern gesehene Gäste. Pater Dr. Michael Seemann, damals ebenfalls in Regensburg wirksam, stellte die etwas provozierende Frage, ob es „sinnvoll“ wäre, zwei hl. Messen am Tag zu besuchen, die selber gehaltene und das Konventamt. Ratzingers Antwort: „Gemeinsam gefeierte Liturgie ist sicherlich sinnvoll…“

Nach seiner Lehrtätigkeit wurde Prof. Dr. Joseph Ratzinger vom Lehrstuhl in Regensburg auf den Bischofsstuhl nach München berufen. Um sich spirituell auf dieses Amt (mit baldiger Ernennung zum Kardinal) vorzubereiten, machte er einige Tage Exerzitien im Benediktinerkloster Beuron. Einfach, in schwarzer Priester-Kleidung, machte er unsere klösterliche Tagesordnung mit, vom lateinischen Choral im Hochamt bis zu den Horen, immer erschien er pünktlich, auch zu den Mahlzeiten (mittags und abends) im Refektorium beim besinnlichen Silentium. Wir wechselten die Tischlesung nicht, obwohl damals neben der Regula Sancti Benedicti und der Heiligen Schrift etwas von „Moskau, Asien und wir“ vorgelesen wurde. Die Exerzitientage vergingen wie im Flug, Professor Ratzinger (der künftige Erzbischof) musste zum Zug nach Immendingen gebracht werden. Der Fahrer durfte ich sein! Hätte ich gewusst, dass er einmal Papst wird, hätte ich meinen damaligen „Fiat“ nicht verkauft… 

Und noch einmal eine „Auto-Geschichte“. Kurienkardinal Ratzinger hielt immer am Donnerstag die Frühmesse in der Kirche beim Campo Santo Teutonico, dem „Deutschen Friedhof“ im Vatikan. Bürgermeister Max Herold aus Ochsenhausen, der Partnerstadt von Subiaco, wollte für unsere Bürgermeisterwallfahrt den Kardinal bitten, uns die hl. Messe zu zelebrieren. Der Ministerpräsident von Latio, ebenfalls aus Subiaco, stellte uns für diesen Bittbesuch seine Staats-Limousine mit Standarte samt Fahrer zur Verfügung. Wir fuhren beim Vatikan vor, die Schweizer Gardisten öffneten salutierend die Tore, wir wurden ins vornehme Empfangszimmer des Kardinals hineingeführt und warteten ergebenst. Da längere Zeit niemand kam, setzten wir uns nacheinander in den Thronsessel und fotografierten uns gegenseitig. Bürgermeister Herold blitzte mich, wie ich da so thronte. In diesem Moment ging die Türe auf. Weiter will ich lieber nicht erzählen…

Von der Wahl bis zur „Inthronisierung“ des Papstes Benedikt XVI. weilte unsere Gruppe in Rom. Leider hatten einige Wallfahrer am darauffolgenden Montag schon wieder Arbeitstag, so dass wir am Sonntag, dem Tag der Amtseinführung des Papstes, zurückfahren mussten. Unterwegs schauten wir dennoch im Fernsehen das Ereignis an. Und welche Freude erfüllte uns, als wir den ehemaligen Kardinal Ratzinger nun als „Papst Benedikt“ erleben durften, angetan mit einem Messgewand, das im Beuroner Stil geschmückt war. Papst Benedikt und das Benediktinerkloster St. Martin in Beuron, verbunden bis in die Kasel hinein…

Weltjugendtag in Köln. Welches Jubelfest für unsern geliebten Papst Benedikt auf deutschem Boden! Mit dem Bus fuhren die Jugendlichen unserer Seelsorge-Einheit Beuron nach Köln. Dort angekommen machten wir uns auf den weiten Weg zur Hohenzollern-Brücke und lagerten uns direkt unter einem Brückenbogen, damit wir dem Papst-Schiff ganz nahe sein könnten. Denselben Gedanken hatten auch 50 spanische Jugendliche, welche mit Tanzen die Wartezeit überbrückten. Hunderttausende Jugendliche lagerten auf beiden Seiten des Rheins. Und dann kam ein Schiff den Fluss herab. Wir 50 Beuroner jubelten und schwenkten unsere Fahne, ebenso die Spanier. Auf einmal hielten wir alle im Jubel inne, als wir merkten, auf dem Schiff ist ja „nur“ ein Kardinal. Wir lachten herzlich. Als dann beim siebten Schiff die weiße Gestalt des Heiligen Vaters zu sehen war, da brandete ein Jubel ohnegleichen auf, der nie mehr im Herzen verklingen wird: Be-ne-det-to, Be-ne-det-to…

Zusammen mit diesen Erinnerungen möchte ich meiner großen Hochachtung Ausdruck verleihen, dass Papst Benedikt XVI. so mutig war, nun diesen „durchbeteten“ Schritt zu tun. Ein Licht auf die menschliche Seite Benedikts XVI. wirft ein persönliches Handschreiben an unseren Mitbruder P. Michael OSB, der lange Jahre als Hausgeistlicher der Schwestern der St. Josefskongregation und als Behindertenseelsorger in Ursberg gewirkt hat. Das Schreiben ist vom 27. Januar 2010 datiert und hat folgenden Wortlaut:

„Lieber Pater Michael! Es war für mich eine ganz große Überraschung und eine ebenso große Freude, nach langen Jahren wieder einen Brief von Ihnen zu erhalten, in Ihrer immer noch schönen und gut lesbaren Handschrift geschrieben. Ganz herzlichen Dank dafür. Ich freue mich, dass Sie in Ursberg am Ende die öffentliche Dankbarkeit für alles das erfahren durften, was Sie in langen Jahren als Seelsorger an Glaube und Liebe den Menschen übermittelt haben. Nun sind Sie also nach Beuron heimgekehrt, leider gesundheitlich offenbar recht angeschlagen. Aber da Sie immer schon mit gesundheitlichen Problemen ringen mussten, wissen Sie innerlich und äußerlich mit der Krankheit umzugehen, so dass sie die Hinwendung zum Herrn nicht hindert, sondern verstärkt. Ganz besonders möchte ich Ihnen dafür danken, dass Sie mir im Gebet immer zugewandt geblieben sind und mir auch weiterhin die Gabe des Gebetes schenken wollen. Seien Sie versichert, dass auch ich Ihnen in Gedanken und Gebeten verbunden bleibe. In diesem Sinn gelten Ihnen meine herzlichen Segenswünsche zum inzwischen begonnenen Jahr im Herrn.

Ihr Benedictus PP XVI.“

Weihbischof Wörner stellt sich und seine Arbeit vor

Studientag zur Neuevangelisierung

Am 1. Mai 2012 hat Bischof Dr. Konrad Zdarsa von Augsburg ein Institut für Neuevangelisierung und Gemeindepastoral eingerichtet und die Leitung dem kurze Zeit später zum Weihbischof ernannten Florian Wörner übertragen. Am 19. Januar 2013 nun führte Wörner unter dem Thema „Den Weg des Glaubens gehen“ einen ersten „Studientag zur Neuevangelisierung“ durch. Die Veranstaltung, an der 150 haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter aus der Pfarrseelsorge teilnahmen, wurde mit großer Dankbarkeit aufgenommen. Wörner selbst brachte in seinem Vortrag den „Wunsch“ zum Ausdruck, dass die Liebe Christi auch in unseren Herzen und in unserer Kirche einen „Flächenbrand“ auslösen und uns in Bewegung setzen möge! Er hatte das Thema gewählt: „Brannte uns nicht das Herz?“ (Lk 24,32). Als Beispiele für ein solches „Brennen“ in der Christusliebe stellte er die hl. Giuseppina Bakhita (1869-1947) und den südvietnamesischen Bischof und späteren Kardinal Nguyen Van Thuan (1928-2002) vor.

Interview mit Weihbischof Florian Wörner, Augsburg

Kirche heute: Hochwürdigster Herr Weihbischof, am 28. Juli vergangenen Jahres haben Sie die Bischofsweihe erhalten. Was waren Ihre ersten Empfindungen und Gedanken, als Sie von Ihrer Ernennung zum Weihbischof in Augsburg erfahren haben?

Weihbischof Wörner: Das war zuerst einmal eine große Überraschung für mich. Und dann war da einerseits das Erstaunen, dass ausgerechnet ich ausgesucht wurde, und andererseits die Dankbarkeit für das große Vertrauen, das mir damit entgegengebracht wurde. Ich habe mir freilich auch die Frage gestellt: „Schaff‘ ich das?“ Aber da hoffe ich natürlich auf den Beistand von oben.

Kirche heute: Was bedeutet für Sie, Bischof bzw. Weihbischof zu sein? Wie haben Sie sich in Ihr neues Amt eingefunden?

Weihbischof Wörner: Es ist ein hohes Amt und damit auch eine große Verantwortung. Für mich persönlich war am Anfang etwas schwierig, dass mir diese neue Aufgabe zusätzlich zu meiner bisherigen Arbeit als Leiter des Bischöflichen Jugendamts übertragen wurde. Das war schon eine ziemliche Herausforderung an mein Zeitmanagement und hat mich auch viel Kraft gekostet. Inzwischen arbeitet sich aber mein Nachfolger im Jugendamt ein und dadurch entspannt sich die Lage.

Kirche heute: Was hat sich in Ihrem Leben verändert? Worin sehen Sie für sich persönlich die größte Herausforderung?

Weihbischof Wörner: Ich merke natürlich schon, dass die Leute jetzt anders auf mich zugehen, mit anderen Erwartungen und auch mit einer anderen Art von Respekt. Darin steckt ja auch die Gefahr, dass dadurch mehr Distanz entsteht – und das fände ich schade. Die größte Herausforderung ist für mich, dem zu entsprechen, was Gott von mir will und durch mich wirken möchte. Gleichzeitig bin ich dankbar und empfinde es als großes Geschenk, dass ich ein tiefes Vertrauen habe in Gottes liebende Führung.

Kirche heute: Welches Motto oder welche Ideale begleiten Sie in Ihrem priesterlichen und bischöflichen Dienst?

Weihbischof Wörner: Anlässlich meiner Priesterweihe vor fast 16 Jahren habe ich mir als Primizspruch das Pauluswort gewählt: „Alles vermag ich durch IHN, der mir Kraft gibt“ (Phil 4,13). Als Weiterführung sehe ich meinen bischöflichen Wahlspruch aus 1 Kor 1,24: „Christus: Gottes Kraft und Gottes Weisheit“. Getragen und geführt von seinem Heiligen Geist möchte ich den Menschen in unserem Bistum helfen, Jesus Christus und sein Evangelium zu erkennen, damit das Leben gelingen kann und das Ziel der himmlischen Berufung wieder verstärkt in den Blick genommen wird.

Kirche heute: Bischof Dr. Konrad Zdarsa hat Ihnen die Leitung des Instituts für Neuevangelisierung und Gemeindepastoral übertragen, das am 1. Mai 2012 eingerichtet worden war. Was sind die Ziele und Aufgaben des Instituts, für das Sie nun verantwortlich sind?

Weihbischof Wörner: Es geht bei uns in erster Linie darum, die Freude am Glauben und an der Weitergabe des Glaubens neu zu entdecken. „Neuevangelisierung“, so wie es Papst Benedikt in seinem Motu proprio „Porta fidei“ beschreibt, bedeutet die Neubesinnung auf die Inhalte und die bewährte Praxis des Glaubens. Es ist ja unbestreitbar, dass es in den vergangenen Jahrzehnten in allen Bereichen der Kirche, zumindest in unseren Breiten, eine große Verunsicherung und eine „Verdunstung“ des Glaubens gegeben hat. Ein massiver Verlust an Glaubenswissen ist zu beklagen und die Unsicherheit, wie man das konkret macht: katholisch leben. Wir müssen verstärkt dafür sorgen, dass der Glaube wieder aus der Privatsphäre herausgeholt und mit Mut und Vertrauen öffentlich gelebt und bezeugt wird. Da ist jede und jeder gefragt.

Kirche heute: Können Sie die konkrete Arbeit ein wenig beschreiben?

Weihbischof Wörner: Bei uns werden zum einen die Aufgaben weitergeführt, die früher den Bereichen Gemeindepastoral und Gemeindekatechese zugeordnet waren. Darüber hinaus ist es eine wichtige Aufgabe des Instituts, Ehren- und Hauptamtliche zu unterstützen, zu motivieren und zu qualifizieren für Glaubenskurse, biblisches Arbeiten, für „Schulen“ des Gebetes, usw. Auch den Bereich Gemeindemission bzw. Stadtmission wollen wir neu anpacken. Außerdem bieten wir Vorträge, Veranstaltungen und geistliche Einheiten für die Pfarreien, Pfarreiengemeinschaften und Einrichtungen unseres Bistums an, um das Bewusstsein für die Notwendigkeit der Neuevangelisierung zu stärken.

Kirche heute: Am 19. Januar dieses Jahres haben Sie im Priesterseminar der Diözese Augsburg einen Studientag zum Thema „Neuevangelisierung“ veranstaltet. Was war die inhaltliche Zielsetzung?

Weihbischof Wörner: Das war unsere bisher größte Veranstaltung. Wir haben schwerpunktmäßig die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter aus den Pfarreien eingeladen, um ihnen praktische Hilfen und Anregungen zu geben für die Vertiefung des eigenen Glaubens und seine Weitergabe an suchende Menschen.

Kirche heute: Können Sie kurz den Ablauf und die Atmosphäre des Studientags beschreiben?

Weihbischof Wörner: Es gab zwei Hauptvorträge, eine Gesprächsrunde im Plenum und fünf Workshops. Das Ganze war umrahmt vom Gebet und der Feier der heiligen Messe. 150 Menschen haben teilgenommen – so viele, dass wir schon an den Rand unserer Kapazitäten kamen. Das hat uns aber natürlich auch sehr gefreut und die vielen positiven Rückmeldungen haben uns gezeigt, dass wir damit auf dem richtigen Weg waren.

Kirche heute: Welche wichtigen Impulse haben die Teilnehmer von diesem Studientag erhalten?

Weihbischof Wörner: Da kann ich jetzt natürlich nur ein paar herausgreifen: Aufmerksamkeit auf die unterschiedlichen Zugänge zum Glauben. Mut zur Durchführung von Glaubenskursen, wie z.B. „Wege erwachsenen Glaubens“ oder „Alpha-Kurse“. Neue Motivation, die Neuevangelisierung als Anliegen des Heiligen Vaters auch zum eigenen Herzensanliegen zu machen. Usw.

Kirche heute: Sind Sie mit dem Ergebnis der Tagung zufrieden? Werden Sie solche Studientage wieder durchführen? Können Sie einen solchen Weg auch anderen Diözesen empfehlen?

Weihbischof Wörner: Dreimal „ja“!

Kirche heute: Was ist Ihre Vision von Neuevangelisierung für die Zukunft?

Weihbischof Wörner: Dass sich die Christen weltweit neu besinnen auf die treue Liebe zu Gott, auf die mutige Nachfolge im Glauben, das dankbare Leben aus und mit den Sakramenten und die Beheimatung in der Kirche. Ich bin überzeugt: Wenn die Christen „Salz“ und „Licht“ in der Welt sind, wenn sie „brennende Herzen“ für Jesus haben, wenn sie sich „von der Liebe Gottes treiben lassen“, um drei schöne biblische Bilder zu verwenden, dann werden sie und ihre Mitmenschen den Segen Gottes so erfahren, dass sie sich ein Leben ohne Gott gar nicht mehr vorstellen wollen.

Kirche heute: Welches sind Ihre größten Anliegen im Blick auf die Seelsorgsarbeit in den Pfarreien?

Weihbischof Wörner: Wir sollten angesichts zurückgehender Zahlen und schrumpfender Strukturen nicht in Resignation fallen, sondern uns in allem, was wir tun – übrigens auch in dem, was wir lassen! – daran orientieren, dass nicht wir die „Macher“ sind, sondern dass Gottes Geist uns leiten will und sein Reich im Kommen ist. Und wir sind berufen, daran teilzuhaben. Das ist eine freudige und hoffnungstiftende Perspektive! Und wenn wir uns auf die besinnen, dann werden auch die Gewichtungen in der Seelsorgsarbeit richtig gesetzt.

Kirche heute: Was gibt Ihnen am meisten Kraft für Ihren Dienst?

Weihbischof Wörner: Das Gebet, die Feier der hl. Messe und das Zusammensein mit lieben Menschen, die aus dem Glauben heraus leben. Wie gesagt: „Alles vermag ich durch IHN, der mir Kraft gibt“ (Phil 4,13) und „Christus, Gottes Kraft und Gottes Weisheit“ (1 Kor 1,24).

Kirche heute: Herr Weihbischof, wir danken Ihnen von Herzen für das Gespräch und wünschen Ihnen für Ihre Aufgabe Gottes reichsten Segen

Wie kann die Kirche gegen Verhütung sein?

„Der gute Weg“

Was sagt die katholische Kirche nun eigentlich genau zu Ehe, Sexualität, zu Kindern und Verhütung? Warum vertritt sie nach wie vor klare Positionen? Diesen Fragen ist Bischof Klaus Küng nachgegangen und hat seine Überlegungen in einer überschaubaren, leicht verständlichen Broschüre mit dem Titel „Der gute Weg“[1] vorgelegt. Angesichts einer zunehmenden Orientierungslosigkeit sind es die bewährten Lebensweisen, so Küng, die langfristig wirklich erfüllende Antworten geben. Sie lassen Paare tiefer in der Liebe wachsen und bestehen auch vor moderner Empirie und Wissenschaft. Aus den unterschiedlichsten Themen, die in der neuen Broschüre behandelt werden, nachfolgend eine Art Stichprobe: Verhütung.

Von Bischof Klaus Küng, St. Pölten

Verhütung an sich ist uralt. Schon die Ägypter kannten eine Art von Kondomen. Bei den verschiedensten Völkern wurden auch manche Pflanzenextrakte als Abtreibungs- oder Verhütungsmittel angewandt. In den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts ist jedoch eine völlig neue Situation entstanden. Durch die Entwicklung der „Pille“, die für die Pharmaindustrie der größte je erreichte finanzielle Erfolg war und ist, hat sich letztendlich die Gesellschaft nachhaltig verändert.

Papst Paul VI. erkannte früh die Gefahren, die dadurch weltweit zu erwarten waren. Viele Entwicklungen, die dieser Papst vorausgesehen hat, haben sich bewahrheitet. Die Kirche meint: Die Verhütungsmentalität führt im Bereich der Sexualität zu vielen Fehlentwicklungen, welche die Menschen im Endeffekt unglücklich machen. Das ist nicht Ausdruck einer „Leibfeindlichkeit“, sondern genau das Gegenteil: das Wissen um die leibseelische Ganzheit des Menschen und zugleich Ausdruck einer tiefen Sorge um den Menschen und seine Ideale „Liebe, Treue, Ehe und Familie“.

„Sex“ ist in einem vor einigen Jahrzehnten noch unvorstellbaren Ausmaß zu einem Konsumfaktor geworden. Heutzutage scheint es ganz „normal“ zu sein, dass eine Bekanntschaft rasch zu einer intimen Begegnung führt. In Film und Fernsehen wird dies ständig vorgeführt, und kaum jemand hinterfragt diese Automatismen. 

Wenn man im Vergleich jedoch die tiefe Bedeutung und Würde des ehelichen sexuellen Einswerdens bedenkt, dann wird einem sofort bewusst, dass mehr oder weniger flüchtige intime Begegnungen nicht Ausdruck einer beglückenden gegenseitigen Ganzhingabe sein können. Die Folgen einer solchen Oberflächlichkeit sind größer und schwerwiegender, als es gewöhnlich dargestellt wird. Es gehen dabei „Schätze“ verloren.  Eheliche Intimität ist etwas ganz anderes!

Eine der möglicherweise schwerwiegendsten Folgen der heute üblichen Lebensweise bestätigen auch Psychologen: Die einigende Kraft des sexuellen Verkehrs nimmt bei häufigem Partnerwechsel stetig ab.[2] Was bedeutet das? Es vermindert sich die Ausrichtung des sexuellen Verlangens auf eine konkrete Person, immer stärker tritt die Suche nach Befriedigung in den Vordergrund, zunehmend unabhängig von der Person. Die heutige Praxis nähert sich bei nicht wenigen der Promiskuität, dem freizügigen Wechsel der Sexualpartner. Manchmal erhält die sexuelle Befriedigung mit wechselnden Partnern einen suchtartigen Charakter.

Ein solches Vorleben kann für eine Ehe sehr belastend sein, wenn die geschlechtliche Vereinigung mit dem Partner die Erinnerung an den früheren sexuellen Verkehr mit einer anderen konkreten Person auslöst und in der Phantasie in störender Weise gegenwärtig bleibt. Das kann zu einem großen Problem bei der Begegnung mit dem Gatten / der Gattin werden und nicht selten Frigidität (sexuelle Gefühlskälte) zur Folge haben. Häufig werden dann parallel zur Ehe andere Beziehungen eingegangen, sobald die Zeit der Verliebtheit vorbei ist – die nach Aussagen der Psychologen manchmal nur einige Monate, höchstens zwei Jahre dauert.[3]

Schwangerschaften

Trotz der massiven Verbreitung von Verhütungsmitteln kommt es relativ häufig zu ungewollten Schwangerschaften. Dies betrifft nicht nur Jugendliche und Paare, die zusammenleben, sondern auch Ehepaare. Abtreibungen kommen am häufigsten nach dem zweiten oder dritten Kind vor. Verhütungsmittel sind nicht so sicher, wie die Werbung suggeriert.

Gesundheitliche Risiken von Verhütungsmitteln

Im öffentlichen Diskurs und in der Beschreibung von Verhütungsmitteln werden die gesundheitlichen Risiken meist erstaunlich verharmlost oder überhaupt verschwiegen. Einzig vor den Risiken, die Raucherinnen bei Einnahme der Pille haben, wird gewarnt. Dabei betreffen die Risiken wie Thrombosen, Gewichtszunahme, Brustkrebs etc. auch junge Mädchen und Frauen im mittleren Lebensalter. Dass bei sexuellem Verkehr mit wechselnden Partnern auch Gefahren von Infektionen und Geschlechtskrankheiten gegeben sind, die bei der Frau nicht selten zu Sterilität führen, wird verschwiegen. Ebenso wenig wird gesagt, dass die meisten Pillenpräparate auch nidationshemmend, also frühabtreibend, wirken, vor allem, wenn die Einnahme unregelmäßig erfolgt oder wenn die Pille nach länger andauernder Anwendung abgesetzt wird.

Dies gilt ganz besonders für die „Pille danach“. Derzeit wird häufig von Institutionen und Ärzten für den Fall, dass es „überraschend“ zu einem Geschlechtsverkehr gekommen ist und keine „Vorsorge“ getroffen wurde, die „Pille danach“ als „Notfallverhütung“ empfohlen. Das Wort „Notfallverhütung“ verharmlost Umstände und Folgen. Zu bedenken ist, dass gerade diese hoch dosierten Präparate ein viel höheres gesundheitliches Risiko darstellen und unterschiedlich wirken, je nachdem, ob die Einnahme vor oder knapp um den Eisprung erfolgt ist. Wenn die Pille zeitgerecht vor dem zu erwartenden Eisprung eingenommen wird, wirkt sie verhütend, denn der Eisprung wird unterdrückt und es kann zu keiner Befruchtung kommen. Wenn die Pille hingegen knapp vor oder knapp nach dem Eisprung eingenommen wird, kommt es zu einer Abbruchblutung, sodass die möglicherweise befruchtete Eizelle (der Embryo, das Kind) sich nicht in die Gebärmutterschleimhaut einnisten kann (Nidationshemmung). In diesem Fall handelt es sich um eine Abtreibung im frühesten Stadium. Es ist eine Frage der statistischen Wahrscheinlichkeit, welche der beiden Wirkweisen eintritt. Das wird bei der Bewerbung der „Pille danach“ meist nicht erwähnt.

Verhütung unterminiert die Liebe

Verhütungsmittel nehmen der geschlechtlichen Hingabe ihren besonderen Wert und ihre einmalige Bedeutung. Verhütung hat – unabhängig davon, ob es jenen, die sie praktizieren, bewusst ist – eine Auswirkung auf die innere Haltung. Paare, die verhüten, vereinigen sich zwar körperlich, sagen sich vielleicht gegenseitig, dass sie sich einander schenken, einander gehören, aber in Wirklichkeit schenken sie sich einander doch nicht ganz, weil sie durch die Anwendung von Verhütung den Geschlechtsakt in seinem Wesen verändern. Verhütung bedeutet ja entweder Umgehen der Fruchtbarkeit (Kondom) oder Behandlung der Fruchtbarkeit wie eine Krankheit (Pille etc.). Man „behält etwas zurück“, „nimmt etwas vom anderen nicht an“. Das sexuelle Einswerden ist nicht das, was es sein könnte und sein sollte. Die Gefahr ist groß, dass das, was Ausdruck der Ganzhingabe, des Sich-ganz-an-den-Anderen-Verschenkens sein müsste, eher Egoismus als Liebe bedeutet, einfach Verlangen nach Befriedigung ist. Früher oder später kann sich diese Haltung auf die gesamte Beziehung auswirken.

Eine zu negative Sicht?

Jemand mag nun einwenden, das sei eine sehr negative Sicht von etwas, das von einer großen Mehrheit der Paare gelebt wird. Ist die Kirche nicht ein „Spaßverderber“, weil sie so spricht? Nein, die Lehre der Kirche ist nicht von gestern, sondern hat großes Potential für die Zukunft! Es geht immerhin um die Würde der Person und die Verteidigung der personalen Liebe.

Der gute Weg

Es lohnt sich, den von der Kirche empfohlenen Weg zu versuchen. Dieser ist ein guter Weg, der die Liebe fördert und wirklich lebbar ist – wie viele Paare bezeugen, die sich gemeinsam darauf eingelassen haben. Die hier vorgeschlagene Alternative erscheint auf den ersten Blick den meisten Frauen und Männern unrealistisch. Tatsächlich ist dieser Weg im heutigen Lebensumfeld nicht ganz einfach zu realisieren. Das verliebte Paar muss Schritte zum Gelingen setzen. Ein guter Start für eine Ehe, die sich eine Frau und ein Mann auf Dauer wünschen, ist ein langsames Sich-Kennenlernen. Am besten ist es, getrennt zu leben und mit der Haushalts- und Familiengründung erst nach der Hochzeit zu beginnen. Vor der Ehe keinen Sex zu haben, wenn man sich liebt, in den Ausdrucksformen der Zuneigung bestimmte Grenzen einzuhalten, ist eine Herausforderung – gerade heute, da es den Anschein hat, dass sich (angeblich!) „niemand“ daran hält. Dennoch ist es richtig und lohnt es sich. Verliebte spüren, wie tief die Sehnsucht ist, und bleiben trotzdem noch getrennt. In dieser Phase können sie sich selbst prüfen, ob sie sich eine gemeinsame Zukunft vorstellen können. Wenn bei aller Verbundenheit der nötige Abstand gewahrt bleibt, wird leichter klar, ob die Entscheidung dauerhaft und tragfähig ist. 

Es ist ein sehr gutes Vorzeichen, aus gegenseitigem Respekt, aus Liebe zueinander, auch aus Liebe zu Gott, sich zu bemühen, gewisse Grenzen zu beachten und alles zu vermeiden, was zu „weit“ führt. Das Paar wird den Weg zu einer tiefen Verbundenheit und zu einer soliden Grundlage für eine dauerhafte Ehe finden, falls es füreinander geschaffen ist. Dabei entdeckt es, dass Zärtlichkeit und Liebe sich auf vielerlei Weise ausdrücken können. Diese Zurückhaltung aus Liebe ist zugleich eine vortreffliche Übung für die Fähigkeit zu gegenseitiger Rücksichtnahme und Selbstbeherrschung, die auch später, in der Ehe wichtig und notwendig ist.


[1] Die Broschüre sieht man sich am Besten im Internet unter www.derguteweg.at an, wo man alle Links findet und den Text als pdf downloaden kann. Wer es gern gedruckt hat, kann sie (gegen Spende) bestellen über bischof.sekretariat@kirche.at
[2] Vgl. Reinhold Ortner: Liebe – Ehe – Sexualität. Grundgedanken aus pädagogisch-psychologischer Sicht; Steyler Verlag, Nettetal 1989, 30ff.
[3] Vgl. Gary Chapman: Die fünf Sprachen der Liebe. Wie Kommunikation in der Ehe gelingt, 155 S., Franke-Buchhandlung 2008, 22.

Sexismus – eine Folge der sexuellen Revolution

Die Empörung ist eine Heuchelei

Eine Publikation im „Stern“ hat in ganz Deutschland und darüber hinaus eine sog. „Sexismus-Debatte“ ausgelöst. Das Thema ist in aller Munde. Doch reibt man sich die Augen, wenn man sieht, wer in den Talkshows alles auftritt und plötzlich Sittenwächter spielt. Wie ist eigentlich diese öffentliche Diskussion zu beurteilen? Müssen wir dahinter eine längst überfällige Auseinandersetzung sehen? Halten wir es als Christen eher für positiv oder negativ, wie die Gespräche geführt werden? Das Auffälligste am Ganzen ist wohl, dass versucht wird, die Kirche aus dieser Diskussion herauszuhalten. Aber hätte die katholische Kirche zu diesem Thema der heutigen Gesellschaft überhaupt etwas zu sagen? Weihbischof Dr. Andreas Laun nimmt Stellung.

Von Weihbischof Andreas Laun, Salzburg

Was ist Sexismus? Ein Wort, das es noch nicht sehr lange gibt. Gemeint ist ein Annäherungsversuch eines Mannes an eine Frau, oder auch umgekehrt einer Frau an einen Mann, durch Berührung oder Worte, den der je Andere aber als unerwünscht empfindet. Das bekannteste Beispiel der letzten Zeit ist der Politiker, der einer Journalistin sagte, sie fülle ihr Dirndl gut aus! Heute gibt es viele Stimmen, die sogar Strafen für Sexismus fordern. Wohltuend und vernünftig ist demgegenüber die vielbeachtete Stimme von Frau Kelle, die den empörten Frauen zuruft: „Macht doch eure Bluse zu!“ Damit macht sie schlagfertig darauf aufmerksam, dass zu sexistischem Verhalten sehr oft „zwei“ gehören, also beide, Mann und Frau: Männer, die sich einen kleinen Übergriff gestatten, aber auch Frauen, die unbedingt sexy sein wollen und die Männer zuerst reizen und dann, wenn sie entsprechend reagieren, sich über die Männer entrüsten! Der Vergleich sei erlaubt: Zuerst reizt man den Hund, wenn er aber beißt, fordert man, ihn einzuschläfern und den Besitzer vor Gericht zu stellen! Natürlich gibt es Zudringlichkeiten, die auch ein Gesetz sinnvoll, ja nötig machen, aber die meisten Übergriffe, deren Zahl in der Debatte auch maßlos übertrieben wird, sind eigentlich harmlos und die Abwehr kann man den Frauen selbst überlassen. Auch da gilt das Subsidiaritätsprinzip: Dinge, die die Betroffenen selbst und besser regeln können als ein staatliches Gesetz, sollte man ihnen auch überlassen! Als ob nicht oft eine kleine „Verwarnung“ des Zudringlichen genügte oder auch eine Ohrfeige ein durchaus angemessenes Mittel wäre, um die Verhältnisse zu klären! Zur derzeit überhitzten, aufgeregten Debatte über Sexismus gehört auch diese Richtigstellung: Die meisten Männer und Frauen benehmen sich vernünftig. So wichtig Gesetze sind, es gilt das Sparsamkeitsprinzip: So viele Gesetze als unbedingt nötig, so wenig Gesetze als möglich, möglichst viel Selbstverantwortung! Und nicht zuletzt sollte man nicht vergessen: Es gab in der Geschichte immer wieder einen Tugendterror, der durch Bespitzelung der „Sünder“ und maßlos harte Strafen sehr viel Leid über die Menschen brachte. Oder wollen wir Sittenwächter in Europa einführen, wie man sie aus manchen islamischen Ländern kennt und übrigens auch in der Geschichte Europas!

Heute muss man aber unbedingt noch dieses anmerken: Ausgerechnet die ideologisch geprägten Gruppen, die sich heute über Sexismus aufregen, sind entweder die Enkel oder die heutigen Vertreter der sexuellen Revolution, die alles gefordert hat, was man heute bekämpft. Schlimmer noch: Heute sind es die staatlichen Stellen, die mit viel Geld und der Macht ihrer Gesetze schon die Kinder sexualisieren, einschließlich aller nur möglichen sexuellen Abwegigkeiten. Man nennt es sexuelle Erziehung, es ist aber Verführung, und dabei übergeht man zudem die Elternrechte! Vom Religionsunterricht „muss“ man sich abmelden können, von der Sexualkunde können die Eltern ihre Kinder nicht abmelden! Natürlich soll und darf die Schule die Unterschiede von Mann und Frau und die biologischen Gesetze der Zeugung thematisieren, aber der Staat überschreitet seine Grenzen, wenn er sich in das Intimleben der Menschen einmischt und festzulegen versucht, was auf diesem Gebiet gut und böse ist!

Es ist wirklich eine unglaubliche Heuchelei: Man empört sich über Sexismus, aber man tut zugleich alles, dass bereits die Kinder sich sexuell betätigen! Hingegen macht man Begriffe wie Selbstbeherrschung oder gar Keuschheit lächerlich und verhöhnt die Kirche. In manchem Lehrmaterial zum Thema Sexualität fehlen sogar Wörter wie Liebe, Vater und Mutter. Von Empfängnis und Kinder zeugen spricht man nur als Grund für Verhütung und um zu betonen, wie gut es ist, dass man abtreiben kann, auch ohne Erlaubnis der Eltern. Kurz gesagt: Die Sexismus-Debatte ist überflüssig, sie fördert die Tendenz zu einem bevormundenden, totalitären Staat, sie lebt von Herrschsucht, Doppelmoral und Heuchelei!

Mainstream-Medien stigmatisieren Verteidiger der Kirche

Abrutschen in die Intriganz

Die weltbekannte Psychotherapeutin Christa Meves ist über das Abrutschen unserer Gesellschaft in die Intriganz als Umgangsstil bestürzt. Für eine Intrige hält sie beispielsweise die Sexismus-Debatte. Die Scheinprüderie der militanten Feministinnen werde zu einer scheindemokratischen Mehrheitsmeinung aufgebauscht. Die Ausschaltung der unliebsamen Bildungsministerin sei Opfer einer ebenfalls künstlich erzeugten Mehrheitsmeinung und einem daraus erwachsenen Opportunitätszwang der Mächtigen geworden. In der Diskussion um die „Pille danach“ gehe es um die gezielte Minderung des konstruktiven Einflusses der katholischen Kirche in Deutschland. Durch eine künstliche Skandalerzeugung in einer katholischen Einrichtung und der Konstruktion eines Extremfalls von akuter Bedürftigkeit werde das Bild einer „grausamen“ katholischen Kirche gezeichnet. Als Akteurin der Intrige sei eine von der katholischen Kirche distanzierte Ärztin aufgetreten. Die Mainstream-Medien leisten dabei ganze Arbeit.

Von Christa Meves

Wird Intriganz unter viel Faktenverdrehung zur gängigen Methode beim Umgang der Menschen unserer Republik miteinander? Ist dieser dadurch eklatant sichtbar gewordene Verfall von Menschlichkeit und Kultur  nicht beschämend traurig? Und wie wenig dienen diese Vorgehensweisen einer gedeihlichen Zukunft!

Ich habe mich in den letzten Tagen durch den Blätterwald und die Talkshows hindurchgequält. Ich habe nicht erlebt, dass ein Moderator gefragt hat: Kommt die katholische Kirche vielleicht auch zu diesem Pillenverbot dadurch, dass sie sich – dem Liebesgebot ihres Herrn entsprechend – mit der globalen negativen Wirksamkeit dieses Präparates beschäftigt hat? Noch kann es keine Bilanz der negativen Auswirkungen von der „Pille danach“ geben. Lässt sich bei diesen extrem hohen künstlichen Hormongaben, die sie enthält, nicht schließlich Ähnliches erleben wie bei den Todesfällen durch Mifegyne, oder bei den umfänglichen Nebenwirkungen der Antibabypille? Hat sich das Überhören des päpstlichen Pillenverbots seit 1968 durch die horrende Zunahme des Brustkrebses bei langjährigen Pillenbenutzern nicht als berechtigt erwiesen? Dieser Tatbestand lässt sich selbst nicht mehr von der WHO verschweigen. Muss nicht einer Institution, die sich einer biblischen und einer wissenschaftlich ergründbaren Schöpfungsordnung verpflichtet weiß, hier nicht zumindest in der öffentlichen Diskussion eine Stimme eingeräumt werden? Und wäre es nicht sinnvoll, den nun bereits bedrohlich eingetretenen Geburtenschwund als Folge der Gegebenheit zu sehen, dass unsere Republik kühn das Gebot „Seid fruchtbar und mehret euch“ mit höhnischer Begeisterung abgeschafft hat zu so viel künstlicher Verhinderung von Fortpflanzung auf der ganzen Linie?

Sind nur die Claqueure jung genug, so wird ihnen das zu dummer Oberflächlichkeit verführte Lachen eines Tages gewiss im Halse stecken bleiben; denn dann werden sie die Preise des schließlich allgemein eingetretenen Elends schrecklicherweise allesamt zu bezahlen haben.

Ein ethnischer Konflikt mit religiösen Trennlinien

Der syrische Bürgerkrieg

Längst ist klar geworden, dass die revolutionären Umbrüche in der arabischen Welt keinen demokratischen Frühling hervorgebracht haben, sondern die Länder in einem „Arabischen Winter“ versinken lassen. Vor allem die Christen, die in diesen Gebieten die Stürme der mehr als tausendjährigen islamischen Geschichte überlebt haben, verlieren vor unseren Augen ihre letzte Zukunftsperspektive. André Stiefenhofer, ein Mitarbeiter des Hilfswerks „Kirche in Not“, gibt einen erschütternden Einblick in die Situation im Nahen Osten, zeigt aber auch die Verantwortung auf, die wir als Weltkirche für unsere Schwestern und Brüder im Glauben haben.

Von André Stiefenhofer

Es war im Frühling 2011: Die westliche Welt bejubelt den sog. „Arabischen Frühling“ als demokratische Revolution. Was wirklich vor sich geht, will man damals vielfach noch nicht wahrhaben. Zwar waren es in der Tat vorwiegend junge Menschen und Demokraten, die all die großen Demonstrationen beherrschten – zum Beispiel auf dem Kairoer Tahrir-Platz. Doch leider waren es die Islamisten, die später die Wahlen gewannen. Mit der Rebellion gegen das Assad-Regime in Syrien erfasst der Niedergang 2011 auch eines der am besten organisierten Länder des Nahen Ostens. Syrien war zwar vor dem „Arabischen Frühling“ ein ausgeprägter Polizeistaat, aber gleichzeitig war es auch ein Land, dessen Bevölkerung ein großes Maß an Sicherheit genoss. Dem sozialistisch und säkular geprägten syrischen Regime war es im Grunde egal, welcher Glaubensrichtung die Bevölkerung angehörte – solange die Religion keine politische Unruhe verursachte. Völker und Religionsgemeinschaften wohnten daher – gezwungenermaßen – friedlich nebeneinander, und die Wirtschaft konnte sich entwickeln.

Heute, nicht einmal zwei Jahre später, sind von diesem Staat nur noch Trümmer übrig. Das Assad-Regime hat das Land im Überlebenskampf verbrannt und dabei die eigene Bevölkerung gefoltert, ermordet und vertrieben. Eine Rückkehr zur alten Ordnung wäre nach all dem unerträglich. Doch eine Alternative zeichnet sich nicht ab, denn die Rebellen in Syrien sind in der Mehrzahl keine noblen Freiheitskämpfer. Längst haben islamistische Fanatiker diesen schmutzigen Bürgerkrieg übernommen. Wer einst als Idealist in den Kampf zog, ist inzwischen entweder selbst Täter geworden oder vor dem Wahnsinn geflohen. Flüchtlinge, Vertriebene, Heimatlose – sie fliehen in Strömen über die Grenzen der Nachbarländer und bitten um Aufnahme. Doch wohin sollen sie sich wenden? Im Osten Syriens liegt der Irak, bis vor kurzem ebenfalls noch ein Bürgerkriegsland und immer noch instabil. Im Westen der Libanon, ein kleiner, zerbrechlicher Staat, der verzweifelt versucht, nicht selbst in den syrischen Konflikt hineingezogen zu werden. Als Fluchtpunkte bleiben also nur die Türkei im Norden und Jordanien im Süden. Der Norden Syriens ist Kurdengebiet, weswegen die türkischen Streitkräfte ihre Grenzen besonders argwöhnisch abriegeln. Aus den vorwiegend von Sunniten bewohnten Flüchtlingslagern der Südtürkei hört man immer wieder von antichristlichen Übergriffen. Der syrische Bürgerkrieg ist eben nicht zuerst der Widerstand gegen einen Diktator, sondern vielmehr ein ethnischer Konflikt mit religiösen Trennlinien: Die große Mehrheit der Sunniten kämpft gegen die Machtelite des Assad-Regimes, die sich wiederum aus der alawitischen Minderheit des Landes rekrutiert hat. Die Alawiten sind eine Glaubensgemeinschaft aus der Tradition des schiitischen Islams und somit natürliche Verbündete des Regimes in Teheran. Im Krieg zwischen sunnitischer Mehrheit und alawitischer Minderheit stehen die Christen wieder einmal zwischen allen Fronten – ähnlich wie einst im Irak. Die Assads haben als Alawiten stets aus eigenem Interesse alle islamistischen Bewegungen – auch gewaltsam – unterdrückt. Deswegen gab es in Syrien keinen islamistischen Terror und auch keine Gewalt gegen Christen. Diese „schützende Hand“ des Staates war auch der Grund, warum sich die katholischen Bischöfe des Landes so lange auf die Seite des Staatspräsidenten Bashar Al-Assad geschlagen hatten: Sie glaubten, dass es für die Christen Syriens keine Alternative zum Regime gebe. Die Geschichte scheint ihnen recht zu geben. Es sieht tatsächlich so aus, als sei in einem postrevolutionären Syrien kein Platz mehr für Minderheiten, denn nach der Revolution dürfte das Land vollständig islamisiert sein – mit unabsehbaren Folgen für die Christen im Land.

Die meisten syrischen Flüchtlinge strömen zurzeit nach Jordanien. Das Land ist arm, besitzt kaum Bodenschätze und besteht zum größten Teil aus Wüste. In den vergangenen acht Jahren hatte Jordanien bereits über eine halbe Million Flüchtlinge aus dem Irak aufgenommen und wurde dadurch wirtschaftlich und in Bezug auf den verfügbaren Wohnraum an den Rand seiner Belastbarkeit geführt. Die Hauptstadt Amman trägt die Hauptlast und platzt inzwischen aus allen Nähten: Hatte die Volkszählung im Jahr 2004 noch eine Million Einwohner ergeben, schätzt die Caritas die Einwohnerzahl inzwischen auf 1,3 Millionen. Die Lebenshaltungskosten sind in der Folge explodiert, während die Löhne relativ gleich geblieben sind. Ein jordanischer Lehrer verdiente 2011 zum Beispiel knapp 300 Euro im Monat, während die Preise für Nahrungsmittel und Mieten inzwischen ähnlich hoch sind wie in Deutschland. Und das sind nur die Auswirkungen für Einheimische – die Flüchtlinge dürfen dagegen überhaupt nicht arbeiten und sind auf Almosen angewiesen. Das einzige Kapital Jordaniens ist seine öffentliche Ordnung. Sie ermöglicht Einkünfte aus dem Tourismus und bildet die Grundlage für Hilfen aus dem Ausland. In Zeiten der Unruhe stagniert der Tourismus natürlich – und das schadet dem Land. Trotzdem waren die rein äußerlichen Bedingungen der Flüchtlinge in Jordanien bisher nicht schlecht. Fast niemand lebte in Lagern, die allermeisten hatten ein Dach über dem Kopf. Auch wenn es vorkommen konnte, dass eine achtköpfige Familie in einer kleinen Zweizimmerwohnung hauste, gab es doch staatliche Stellen und Hilfsorganisationen, die sich um diese Menschen gekümmert haben. Mit der neuerlichen Flüchtlingswelle aus dem Norden sind die Behörden nun aber zunehmend überfordert. Vor allem der Wintereinbruch machte den Hilfskräften zu schaffen, denn jene beiden von der Regierung notdürftig errichteten Zeltstädte, in denen nach Angaben der Vereinten Nationen Anfang Februar jeweils über 84.000 Syrer lebten, lassen sich schlecht heizen.

In dieser Situation stand das weltweite katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ den Menschen zur Seite. Schon seit Jahrzehnten unterstützt es die pastorale Arbeit der jordanischen Kirche. Es finanziert zum Beispiel Gemeindezentren und Kirchen, verteilt religiöse Literatur und kümmert sich um die Ausbildung von Priestern und Katecheten. Doch rein pastorale Hilfe war nun nicht mehr genug. „Die Flüchtlinge sind zu arm, um den Winter ohne Unterstützung zu überstehen“, sagt Pater Khalil Jaar. Er hat mit Hilfe von „Kirche in Not“ Matratzen, Decken, Teppiche, kleine Heizöfen und Lebensmittel für die vielen Familien mit kleinen Kindern angeschafft. „Am Anfang wohnen die meisten Flüchtlinge in gemieteten Räumen, bei Verwandten oder Freunden“, erzählt Pater Khalil. Ohne Recht auf Arbeit verbrauchen sie ihr Erspartes und verkaufen ihre Habseligkeiten, um Lebensmittel kaufen, zum Arzt gehen oder ihre Miete zahlen zu können. Doch irgendwann ist alles weg und die Menschen stehen mit leeren Händen da. Nachdem der Staat sie in ihrer Heimat im Stich gelassen hat, trauen die Flüchtlinge inzwischen nur noch der Kirche effektive Hilfe zu. Damit dieses Vertrauen nicht enttäuscht wird, sammelt „Kirche in Not“ in den wohlhabenden Ländern der Erde Geld und bildet eine große Gebetsgemeinschaft für die Verfolgten, Vertriebenen und Vergessenen.

Die Christen im Nahen Osten standen dem „Arabischen Frühling“ von Anfang an skeptisch gegenüber. Zu deutlich stand ihnen das Schicksal ihrer irakischen Glaubensgeschwister vor Augen, die nach dem Fall Saddam Husseins Fremde im eigenen Land geworden waren. Der Umbruch sei eher ein „Arabischer Winter“, so war es von mehreren Bischöfen schon früh zu hören. Die Wahlen in Ägypten haben ihnen recht gegeben: Mit den Muslimbrüdern kamen radikale Islamisten demokratisch an die Macht, und die noch fanatischeren Salafisten erreichten ebenfalls hohe Prozentzahlen. Umfragen zeigen, dass die Muslimbrüder im Fall freier Wahlen auch in Syrien und Jordanien die stärkste Partei stellen würden. Das gibt zu denken, denn obwohl sie inzwischen von westlichen Politikern und Medien hofiert werden, sind die Muslimbrüder immer noch  eine zutiefst antidemokratische Organisation: Sie kennen keine Trennung von Religion und Staat, eine freiheitliche Demokratie in westlichem Sinne kann darum mit dieser Partei unmöglich entstehen.

An die Stelle weltlicher Autokraten rückten in Ägypten durch den „Arabischen Frühling“ also gut organisierte religiöse Extremisten – doch so deutlich hört man diese Tatsache in den westlichen Medien selten. Darum ist es eine weitere Aufgabe von „Kirche in Not“, Informationen über die aktuellen politischen Entwicklungen bereitzustellen. Das Hilfswerk lässt jene zu Wort kommen, die Europa sonst gerne überhört: diskriminierte und verfolgte Christen. Ihre Tränen, so sagte es „Kirche-in-Not“-Gründer P. Werenfried van Straaten, sind die Tränen Gottes. Christus selbst weint in ihnen. Helfen wir mit, die Tränen Gottes zu trocknen!

Benedikt XVI. schenkt Altötting Blutreliquie Johannes Pauls II.

Zuwendung statt Hilfe zum Selbstmord

Am 11. Februar 2013 fand in Altötting die Hauptfeier zum 21. Weltkrankentag statt. Sondergesandter des Papstes war Erzbischof Zygmunt Zimowski, der Präsident des Päpstlichen Rates für die Pastoral im Krankendienst. Nach dem Pontifikalamt überreichte er als besonderes Geschenk Benedikts XVI. eine Blutreliquie Johannes Pauls II., der Altötting am 19. und 20. November 1980 besucht hatte. Bei der Reliquie des Seligen handelt es sich um einen Tropfen Blut vom Talar, den der Papst 1981 beim Attentat getragen hatte. Tiefbewegt nahm Bischof Wilhelm Schraml die Reliquie entgegen und kündigte an, sie werde ihren Platz am Gnadenaltar neben der Goldenen Rose von Papst Benedikt XVI. finden. Gleichzeitig kündigte Zimowski die nächste zentrale Feier eines Weltkrankentags an. Sie wird am 11. Februar 2016 in Nazareth stattfinden. Der für das Heilige Land zuständige Lateinische Patriarch von Jerusalem, Patriarchalvikar Giacinto-Boulos Marcuzzo, bestätigte den Termin und sprach seine Einladung dazu aus. Nachfolgend die Ansprache von Bischof Schraml bei der Vesper am Vorabend, in der er die Bedeutung und die inhaltlichen Schwerpunkte des 21. Weltkrankentags vorstellte.

Von Bischof Wilhelm Schraml, Passau

Aufopferung des Leidens für das Wohl der Kirche

Unser Heiliger Vater Papst Benedikt XVI. hat in seiner Botschaft zu diesem 21. Welttag der Kranken ein Wort seines Vorgängers, des seligen Papstes Johannes Paul II., zitiert, das er in seinem Brief zur Einführung des Weltkrankentages 1992 geschrieben hat: Dieser Tag ist „ein bedeutender Moment des Gebetes, des Miteinanders, der Aufopferung des Leidens für das Wohl der Kirche und des Aufrufes an alle, im Angesicht des kranken Mitmenschen das hl. Antlitz Christi zu erkennen, der durch sein Leiden und Sterben und durch seine Auferstehung das Heil der Menschheit erwirkt hat“.

Im Hören auf das Wort Gottes, wie wir es vernommen haben im Gleichnis vom barmherzigen Samariter (Lk 10,25-37), wollen wir wach werden für die Botschaft, die unser Herz erreichen möchte.

Was will uns Jesus sagen?

Was weniger ist als personale Liebe, ist zu wenig!

Er will uns ans Herz legen, dass wir nicht bloß das Notwendigste tun, wenn Menschen uns brauchen. Sie brauchen mehr. Sie brauchen die Zuwendung unseres Herzens, sie brauchen unsere Liebe. Was weniger ist als personale Liebe, ist zu wenig. Es geht zuerst und vor allem um das Erwachen der Herzen in der Unmittelbarkeit von Mensch zu Mensch. Das gilt besonders für die Kranken, die Behinderten und die Sterbenden. Das ist im medizinischen und betreuenden Alltag oft nicht einfach. Ich bin mir dessen bewusst. Aber diese personale Liebe weist uns Christen und allen Menschen guten Willens den Weg. Ich danke allen, die in den öffentlichen, privaten und kirchlichen Einrichtungen sowie in den Wohnungen zu Hause diesen Weg der Liebe gehen. Vergelt’s Gott dafür!

Im äußerlich wahrnehmbaren Vorgang menschlicher Zuwendung geschieht etwas sehr Tiefes; es geschieht etwas, das mit Gott zu tun hat. Der hl. Johannes von Gott, der Gründer des Hospitalordens der Barmherzigen Brüder, schreibt in einem Brief an die Mitglieder seiner Gemeinschaft: „Habt immer Liebe, denn wo keine Liebe ist, da ist auch Gott nicht.“

Unsere Zuwendung zu den Menschen, die unsere Hilfe brauchen, hat mit Gott zu tun. In ihr wird göttliche Liebe sichtbar und spürbar. Dabei nehmen unsere kranken, behinderten und pflegebedürftigen Mitmenschen einen herausragenden Platz ein.

Ablehnung jeglicher Suizidhilfe

Und wir dürfen die Sterbenden nicht vergessen. In den kommenden Wochen wird im Deutschen Bundestag der Gesetzentwurf zur Strafbarkeit der gewerbsmäßigen Förderung der Selbsttötung beraten. Als katholische Kirche lehnen wir jede Form der organisierten Suizidhilfe ab. Den meisten Menschen geht es darum, ohne Schmerzen und nicht allein sterben zu müssen. Sie sehnen sich nach einer menschlichen Sterbebegleitung, nach personeller liebender Zuwendung. Sie erwarten nicht Hilfe zum Selbstmord. Daher ist es so bedeutend, die Palliativmedizin weiter zu entwickeln und das Hospizangebot auszubauen. Den Suizidwilligen kann und darf in ihrer Not nicht der vermeintliche einfache Weg eines begleitenden Suizids nahegelegt werden. Im Hospizverein begleiten viele gute Menschen in der Gesinnung des barmherzigen Samariters die Sterbenden und lassen sie spüren, dass sie auch im Angesicht des Todes von Gottes Liebe umfangen und getragen sind. Sie bezeugen den Kranken durch ihren Glauben, dass sie mit dem Tod nicht ins Nichts fallen, sondern in Gottes gute Hände; dass der Tod nicht Ende ist, sondern Hinübergang ins ewige Leben, Heimgang zu Gott, so wie Jesus in seinem Sterben und Auferstehen zum Vater vorausgegangen ist.

„Öl des Trostes und Wein der Hoffnung“

Am Schluss des Gleichnisses vom barmherzigen Samariter sagt Jesus: „Geh und handle genauso!“ Jesus weist uns auf eine Grundhaltung hin, die vor allem im Tun all derer aufscheinen muss, die auf seinen Namen getauft sind. Er fordert uns auf, uns über die leiblichen und geistigen Wunden so vieler unserer Schwestern und Brüder zu beugen „und das Öl des Trostes und den Wein der Hoffnung darüber auszugießen“ (Papst Benedikt).

In seiner Botschaft zum Welttag der Kranken erinnert unser Heiliger Vater an Frauen und Männer in der Geschichte der Kirche, die den Kranken geholfen haben, Krankheit und Leiden auf menschlicher und geistlicher Ebene fruchtbar werden zu lassen. Der Papst nennt u.a. Anna Schäffer aus Mindelstetten in Bayern, die er am 21. Oktober 2012 heiliggesprochen hat. Sie hat ihr Leiden fast 25 Jahre lang mit dem Leiden Christi vereint und so in die Kirche, in den ganzen Leib des Herrn, hineingewirkt über die Zeit hinweg bis zu uns und in die künftigen Generationen. Der Papst sagte bei der Heiligsprechung in seiner Predigt: „Ihr wurde das Krankenlager zur Klosterzelle und das Leiden zum Missionsdienst. … Gestärkt durch die tägliche Kommunion wurde sie zu einer unermüdlichen Fürsprecherin im Gebet und zu einem Spiegel der Liebe Gottes für viele Ratsuchende.“

So kann die Erfahrung von Krankheit und Leiden in einer tiefen Vereinigung mit dem Leiden Jesu zu einer Schule des Trostes und der Hoffnung werden. Da kann ein Krankenbett wahrhaft zu einem Ort des Segens für die Menschen werden. Papst Benedikt sagt es in seiner Enzyklika „Spe salvi“ so: „Das Leid können wir versuchen zu begrenzen, zu bekämpfen, aber wir können es nicht aus der Welt schaffen… Nicht die Vermeidung des Leidens, nicht die Flucht vor dem Leiden heilt den Menschen, sondern die Fähigkeit, das Leiden anzunehmen und in ihm zu reifen, in ihm Sinn zu finden durch die Vereinigung mit Christus, der mit unendlicher Liebe gelitten hat“ (Nr. 37).

Maria, du Heil der Kranken!

Wir sind in Altötting, dem großen Gnadenort unseres Landes. Hierher pilgern die Menschen seit Jahrhunderten zu Maria, der „Hilfe der Christen“. Ihr vertrauen sie ihre Sorgen, Nöte und Bedrängnisse an. Hier erfahren sie ihre herzliche mütterliche Güte und Hilfsbereitschaft. Unser Heiliger Vater sagte bei seinem Pastoralbesuch am 11. September 2006 hier in Altötting: „Von ihr, der Mutter der Kirche, lernen wir die helfende Güte, aber auch die Demut und die Großzügigkeit, Gottes Willen anzunehmen und ihm zu vertrauen, ihm zu glauben, dass seine Antwort, wie sie auch sein wird, das wahrhaft Gute für uns, für mich ist.“

Maria, du „Hilfe der Christen“ und du „Heil der Kranken“, stehe unseren Kranken und allen Menschen in Not bei und sei ihnen Zeichen des Heiles und der himmlischen Hoffnung. Stärke alle, die ihnen helfend zur Seite stehen und im Geiste und nach dem Willen seines Sohnes handeln, und segne sie!

Kirchliche Anerkennung vor 10 Jahren

Die Tränen der Gottesmutter

Im Mai 1999 hat sich in der Stadt Rabat auf Malta ein Tränenwunder der Gottesmutter ereignet, das vor 10 Jahren kirchlich anerkannt worden ist. Pfarrer Erich Maria Fink wirft einen Blick auf die Ereignisse, die in Deutschland so gut wie unbekannt sind. Er beleuchtet den geschichtlichen Hintergrund des Gnadenorts und die Bedeutung des Wunders für die heutige Zeit.[1]

Von Erich Maria Fink

In der neueren Geschichte der Kirche mehren sich die Fälle, in denen Statuen oder Bilder der Gottesmutter auf unerklärliche Weise Tränen vergießen. Eine ganze Reihe solcher Ereignisse ist nach eingehender kirchlicher Prüfung offiziell anerkannt worden, das heißt, die zuständigen Bischöfe haben die öffentliche Verehrung dieser Bildnisse erlaubt. Die Gläubigen dürfen demnach in den Vorkommnissen übernatürliche Zeichen erkennen. Ein bekanntes Beispiel ist die kleine Marienfigur aus Ton, die vom 29. August bis 1. September 1953 in Syrakus auf Sizilien, also vier Tage lang, menschliche Tränen geweint hat. Binnen weniger Monate waren bereits mehrere Millionen Menschen zu dem Bild gepilgert. Am 11. Dezember 1953 veröffentlichten die sizilianischen Bischöfe eine Erklärung, in der es heißt, „dass die Realität des Tränenflusses nicht bezweifelt werden kann und dass zu hoffen ist, dass diese Kundgebung der himmlischen Mutter alle dazu mahnen wird, Buße zu tun“. In einer Rundfunkansprache 1954 nahm sogar Papst Pius XII. zu dem Phänomen Stellung. Er sagte: „Sicherlich hat der Apostolische Stuhl bisher in keiner Weise ein Urteil über die Tränen gefällt, die das Bild der Muttergottes in einer bescheidenen Arbeiterwohnung vergossen haben soll. Aber immerhin haben wir mit innerer Bewegung von der einmütigen Erklärung des sizilianischen Episkopats über die Wirklichkeit jenes Ereignisses Kenntnis genommen.“ Und er fügte die Frage an: „Werden die Menschen die Sprache dieser Tränen verstehen?“

Die Bluttränen von Rabat 

Ein ähnliches Wunder hat sich 1999 auf Malta zugetragen. Am Donnerstag, den 6. Mai, hatten einige Gläubige nach der Abendmesse miteinander den Rosenkranz gebetet. Plötzlich entdeckten sie, dass aus dem rechten Auge einer Marienstatue Bluttränen flossen. Die Figur ist aus weißem Marmor gefertigt und zeigt Maria, wie sie das Jesuskind an sich drückt und einen zärtlichen Blick auf ihren Sohn richtet. Rita Mallia, eine Beterin, die direkt bei der Statue kniete, meinte zunächst, es handle sich um ein Insekt. Doch als sie merkte, dass etwas Außerordentliches vor sich ging, rief sie P. Francis Micallef O.P., den Prior der Kirche. Je länger er das Vorkommnis betrachtete, so bezeugte er später, umso fester war er von der Echtheit des Ereignisses überzeugt. Ähnlich schilderte P. Charles Fenech O.P., der Provinzial der Dominikaner, seine Eindrücke. Am 7. Mai weinte die Statue ein zweites Mal. Jetzt tropften die Bluttränen aus dem linken Auge. Nun trug Weihbischof Anetto Depasquale den Dominikanern auf, die Statue an einen verschlossenen Ort zu bringen, und so wurde sie in das Rosenkranz-Oratorium des Klosters übertragen. Gleichzeitig setzte die Bischöfliche Kurie eine Expertenkommission ein, die eine wissenschaftliche Untersuchung vornehmen sollte. Von mehreren Fachleuten, die unabhängig voneinander eine Prüfung durchführten, konnte bestätigt werden, dass es sich um menschliches Blut handelt, allerdings ließ sich das Geschlecht der zu diesem Blut gehörenden Person nicht bestimmen. Im Dezember 2003 erfolgte die offizielle Erlaubnis des Erzbischofs von Malta, Joseph Mercieca, die Statue zu verehren. Er wies die Dominikanerprovinz von Malta an, das Bild für den öffentlichen Kult zugänglich zu machen. 

Unsere Liebe Frau von der Grotte 

Das Tränenwunder ereignete sich in einer der ältesten Kirchen Maltas. Sie ist über einer Höhle errichtet, in der nach einer alten Überlieferung um das Jahr 1400 einem Vogeljäger die Gottesmutter erschienen sein soll. Gläubige aus der Umgebung stellten damals ein Marienbild in der Höhle auf und begannen dort zu beten. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts erbaute ein Mann namens Slampa über der Grotte eine Kapelle. Im Jahr 1450 gründete der sizilianische Priester Pietru Zurchi das erste Priorat der Dominikaner auf Malta. Die drei ersten Dominikanermönche, die auf die Insel gekommen waren, wählten für ihre Niederlassung bewusst diesen Marienort aus. Fortan erhielt die Kapelle den Titel „Madonna tal-Ghar“, also „Unsere Liebe Frau von der Grotte“ oder „Heilige Jungfrau der Grotte“. In einer eigenen Petition an den Papst wurde die Bitte geäußert, die Grotten-Kapelle in das Priorat integrieren zu dürfen. Diesem Antrag wurde 1460 stattgegeben. Auf dem Generalkapitel der Dominikaner 1473 in Basel wurde das Priorat „Unserer Lieben Frau von der Grotte“ schließlich formal durch den Orden bestätigt. Es folgte die Errichtung einer Kirche und eines Prioratsgebäudes. Dank der Unterstützung des spanischen Königs Ferdinand II. (Aragón) konnte der Bau 1505 vollendet werden.

Religiöses Zentrum

Im Jahr 1609 wurde das Priorat Sitz des Noviziats der Dominikaner sowohl für Malta als auch für Sizilien. Ab dem 19. Jahrhundert konnten dort auch Weltpriester studieren, um das Doktorat zu erwerben. In der Gruft der Höhlenkirche sind zahlreiche Gelehrte und bekannte Persönlichkeiten des Dominikanerordens beigesetzt, wie z.B. Pietro Caxaro (1400-1485), der als der erste maltesische Philosoph und Dichter gilt, oder Alfons Azzopardi O.P. (gest. 1919), der die berühmte École Pratique d'Études Bibliques in Jerusalem geleitet hat. Der letzte Verstorbene, der dort seine letzte Ruhestätte gefunden hat, ist P. Gerald Paris O.P. (gest. 1973). Er hatte eine religiöse Vereinigung gegründet, nämlich die „Gilde des Heiligsten Namens Gottes“ (Xirka Tal-Isem Imqaddes T'Alla). Mitglieder nehmen sich z.B. vor, still ein „Ehre sei dem Vater“ zu beten, wenn sie in ihrer Umgebung, ob im Bus oder bei der Arbeit, ein Fluchwort hören. Die Initiative wird von höchster kirchlicher Stelle unterstützt und fördert auch das Heiligtum „Unserer Lieben Frau von der Grotte“ als apostolisches Zentrum.

Das Gnadenbild

Bald nach der Fertigstellung der Kirche zu Beginn des 16. Jahrhunderts ersetzten die Dominikaner das bereits beschädigte Gemälde der Gottesmutter durch eine Figur aus Alabaster. Mitte des 18. Jahrhunderts sollte das Gnadenbild durch eine neue Steinskulptur von Pawlu Zahra ersetzt werden. Doch die Gläubigen hingen so sehr an der alten Figur, dass die neue schließlich wieder entfernt und im Noviziatsgebäude der Dominikaner ihren Platz fand. Um 1900 wurde die Krypta vollständig mit Marmor ausgekleidet. Sieben Medaillons aus bunten Marmor-Intarsien zeigen die Geschichte des Heiligtums.

Am 23. Oktober 1924 legten die Dominikanerpatres ein Ersuchen vor, das Gnadenbild feierlich zu krönen. Erst am 2. Juni 1957 fand diese Krönung statt. Im Auftrag Papst Pius‘ XII. wurde sie von Erzbischof Mikiel Gonzi von Malta auf dem Domplatz von Mdina vollzogen, der sich nur zwei Kilometer nördlich des Heiligtums befindet. Dem Erzbischof assistierten Bischof Joseph Pace von Gozo, der zweitgrößten Insel des Archipels, sowie Weihbischof Emmanuel Galea.

Im Gedenken an diese Krönung wird das Gnadenbild seither jedes Jahr in einer feierlichen Prozession durch die Straßen von Rabat getragen. Als an der Alabasterfigur zunehmend Schäden auftraten, gaben die Dominikaner 1980 eine Kopie des Gnadenbildes in Auftrag, das im Ausland angefertigt wurde. Das Original sollte vor weiterem Verfall bewahrt werden. Seit 1982 wird die Reproduktion nun für die Prozessionen verwendet. Im Jahr 1999 befand sich eben diese Kopie einige Tage nach dem Festumzug mit einem großen Heiligenschein geschmückt noch auf ihrem hölzernen Sockel im Kirchenraum, als sich an ihr das beschriebene Tränenwunder ereignete. Geweint hat also nicht das alte Gnadenbild, sondern die Kopie, die sich heute im Rosenkranz-Oratorium des Klosters befindet.

Reaktionen der Bevölkerung

Bis heute sind die Bluttränen auf den Wangen der weißen Marmorfigur deutlich zu erkennen. Die Gläubigen auf Malta reagieren wie Kinder, die ihre Mutter gut verstehen. Sie schieben die Schuld an den Tränen nicht einer bösen Welt zu, sondern erklären reumütig: „Wir wissen, warum die Gottesmutter weint: Wir haben das Rosenkranzgebet vernachlässigt.“ Den Rosenkranz brachten ihnen die Dominikaner bei. Gerade rechtzeitig kamen diese Prediger vor einem halben Jahrtausend auf Malta an. Kurz vor der größten Bedrohung der Insel legten sie gleichsam den Schutzmantel der Gottesmutter über das christliche Volk. Die Ereignisse des 16. Jahrhunderts prägen bis heute die ganze Kultur, das Selbstverständnis und das Sendungsbewusstsein des maltesischen Volkes. Es war die Belagerung von Malta durch die Osmanen im Jahr 1565. Sie dauerte vom 18. Mai bis zum 8. September. Mit 40.000 Mann waren die Türken angerückt. Doch es gelang ihnen nicht, die Insel einzunehmen. Zusammen mit ihren Rittern konnten sich die Malteser halten und das christliche Europa verteidigen. Die Malteser verehren Maria als ihre Mutter, die ihren zärtlichen Blick nicht nur auf ihren Sohn Jesus, sondern auch auf ihr maltesisches Volk richtet. Aber Maria kann ihre mütterliche Aufgabe nur erfüllen, wenn wir sie darum bitten. Gerade durch das Rosenkranzgebet geben wir ihr die Möglichkeit, als Mutter in diese Welt hineinzuwirken, ihre Kinder zu schützen, zu trösten und zu ihrem Sohn zu führen. Und so war auch die Reaktion unter der maltesischen Bevölkerung auf das Tränenwunder sehr einhellig. Sie erkennen, dass ihnen heute von neuem die Gefahr droht, den christlichen Glauben zu verlieren, und dankbar spüren sie, dass ihnen die Gottesmutter zu Hilfe kommen möchte.


[1] Literaturhinweis: Michael Fsadni O.P., Our Lady of The Grotto Weeps Tears Of Blood, 1999.

Nur die Spitze eines schmutzigen Eisbergs

„Die Transplantationsmedizin hat ihre Unschuld verloren!“

„Die Transplantationsmedizin hat ihre Unschuld verloren!“ Zu diesem Urteil ist nicht Anton Graf von Wengersky gekommen, sondern Prof. Dr. Günter Kirste, Vorstand der DSO, der Koordinierungsstelle für die Organspende in Deutschland. Doch der öffentlich diskutierte Organspende-Skandal ist für Wengersky nur die Spitze eines schmutzigen Eisbergs. Darauf weist er im nachfolgenden Brief hin, den er an viele Politiker und Kirchenleute geschickt hat. Er prangert vor allem die Art an, wie die Öffentlichkeit bewusst ungenügend informiert wird, und zitiert Prof. Dr. Robert Pichlmayr, den Nestor der deutschen Transplantationsmedizin: „Wenn wir die Gesellschaft aufklären, bekommen wir keine Organe mehr!“

Von Anton Graf von Wengersky

Manipulationsskandale in Deutschland

Die Organtransplantation sollte nach dem Willen des Deutschen Bundestages mit der sog. „Entscheidungslösung“ in ein goldenes Zeitalter ohne Organmangel eintreten. Daraus scheint nichts zu werden. Im Gegenteil: Die Deutsche Stiftung Organspende (DSO) meldet ein starkes Absinken der Organspendebereitschaft.

Schuld daran sind die Transplantationsärzte selbst. Das Vertrauen zu ihnen ist durch Manipulationsskandale an vielen Transplantationszentren erschüttert. In Deutschland gibt es zu viele miteinander in Wettbewerb stehende Transplantationszentren. Diese sind dadurch gezwungen, das rare Gut „Transplantations-Organ“ möglichst an sich zu ziehen oder im Haus selbst geerntete Organe gleich im eigenen Zentrum zu transplantieren, um die für dessen Ansehen notwendige Zahl an Organtransplantationen vorweisen zu können und auch finanziell gut abzuschneiden, denn die Transplantationsmedizin ist eine Goldgrube. Deshalb werden die eigenen Patienten kränker gemacht als sie es sind. Aus den gleichen Zwängen werden bei uns zu viele Patienten mit ungünstiger Prognose und geringer Lebenserwartung transplantiert. Darum ist die Überlebenserwartung nach Organtransplantation in Deutschland trotz hoher Operationsqualität im internationalen Vergleich klein. Die wenigen zur Verfügung stehenden Organe werden ohne ausreichende Berücksichtigung der Erfolgsaussichten eingesetzt, die Funktionsdauer der transplantierten Organe sinkt und durch die so notwendig werdenden Mehrfachtransplantationen einzelner Patienten füllen die Transplantationsärzte selbst die Warteliste immer von Neuem auf.

Prof. Dr. Günter Kirste, bis vor kurzem Vorstand der DSO, gibt denn auch auf Fragen zum aktuellen Verteilungsskandal freimütig zu: „Die Transplantationsmedizin hat ihre Unschuld verloren!“[1] Aber hatte sie überhaupt einmal eine zu verlierende Unschuld?

Koma wird in „Hirntod“ umgetauft

Bei der weltweit ersten Herztransplantation am 3.12.1967 tötete Prof. Christiaan Barnard die junge Spenderin Denise Darvall durch die Entnahme ihres schlagenden Herzens. Er verstieß damit gegen seinen hippokratischen Eid und die Gesetze. Er selbst sagte später darüber: „Ich hätte nicht operieren dürfen.“[2] In Japan wurde kurz danach ein Entnahme-Chirurg wegen Mordes am Organspender vor Gericht gestellt.

Die Ärzteschaft reagierte sofort: ein medizinischer Zustand des Patienten, der bis dahin lediglich als eine der Erscheinungsformen des tiefen Koma angesehen worden war, wurde in „Hirntod“ umgetauft. Durch diese Umtaufe war die Organentnahme kein Tötungsdelikt mehr. Ärzte waren vor Strafverfolgung sicher und konnten überdies auf erleichterten Zugang zu lebenden Organen hoffen. Die Transplantationsmediziner wussten also von allem Anfang an, was sie taten und was zum Schutz des eigenen Tuns zu tun war. Unschuld war hier nie. Mit dem jetzigen Skandal ist nur die Spitze eines schmutzigen Eisbergs sichtbar geworden. Der eigentliche Skandal liegt aber gar nicht auf Seiten der Organempfänger oder bei der Organverteilung, sondern bei der Organisation der Organspende, also bei unserem Umgang mit den möglichen „Organspendern“.

„Praefinale Konditionierung“

Im Einzelnen: Transplantationsbeauftragte sollen Ausschau nach möglichen Organspendern halten. In Frage kommende Patienten werden dann im Krankenhaus nicht mehr im Sinne ihres eigenen Patientenwohls, sondern vorbereitend für eine spätere Organentnahme behandelt. Das geschieht ohne Information oder Einwilligung der Betroffenen oft lange vor Eintritt oder gar Feststellung des Hirntods. Diese Praxis wird im Deutschen Ärzteblatt [3] offen diskutiert. Transplantationsbeauftragte und Intensivmediziner geraten dabei häufig in Konflikt mit den behandelnden Ärzten und Palliativmedizinern, für die das Wohl des eigenen Patienten im Vordergrund steht. Auch wenn es nur noch um dessen guten Tod in Frieden, schmerzfrei und in liebevoller Begleitung gehen sollte. Denn diese drei Großtaten von Hospizarbeit und Palliativmedizin bleiben einem für die Organentnahme vorbereiteten und durch diese sterbenden Patienten notwendig versagt.

Wie diese „praefinale Konditionierung“ des als Organspender vorgeschlagenen Patienten wird auch die von der Bundesärztekammer (BÄK) festgelegte „Hirntod-Diagnose“[4] oft ohne Einholung einer Einwilligung durchgeführt. Dies trotz der damit einhergehenden Belastungen und Schädigungen des Patienten, wie Beklopfen der Augäpfel, Durchstechen der Nasenscheidewand und finalem Apnoe-Test, der schwere Erstickungsanfälle verursachen kann und einen Hirnschaden oft erst auslöst. Behandelt man so einen Sterbenden, wenn der Patient denn überhaupt sterbend sein sollte?

Die Aussagekraft der Hirntod-Diagnose wird inzwischen von vielen Wissenschaftlern in Frage gestellt. Die American Academy of Neurology (AAN), deren Regeln die BÄK gefolgt ist, hat vor kurzem nach 15 Jahren Erfahrung mit deren Anwendung in der Praxis die eigenen Regeln für die Hirntod-Feststellung als wissenschaftlich nicht fundiert bezeichnet. Wissenschaftlich unfundierte, in der Praxis unzuverlässige und immer wieder zu Fehlurteilen führende Hirntod-Diagnose als Grundlage der letalen Organentnahme?

Patient verliert Versicherungsschutz

Eine weitere Folge der Hirntod-Diagnose haben unsere Bundestagsabgeordneten nicht bedacht: Stellen die Ärzte nach ihren Regeln den sog. „Hirntod“ fest, erhalten aber die gewünschte Zustimmung zur Organspende nicht, so entfällt für den Patienten ab dem Zeitpunkt der Hirntod-Feststellung der Versicherungsschutz. Denn nach der ärztlichen Todeserklärung zahlen die Krankenkassen nicht für die Weiterbehandlung der „Leiche“. Da der Patient aber nach Abstellung der künstlichen Beatmung oft nicht sogleich verstirbt und, auch wenn er letztlich nicht ins Leben zurückkehren sollte, manches Mal noch Wochen lebt, kann die zwecks Organbeschaffung durchgeführte Hirntod-Diagnose wegen des dadurch ausgelösten Fortfalls des Versicherungsschutzes zum finanziellen Ruin einer Familie führen. Dabei gäbe es ohne die Neudefinition „Hirntod“ aus 1968 die Hirntod-Diagnose gar nicht.

Die „informierte und unabhängige Entscheidung“ des einzelnen Bürgers zur Organspende ist nach dem Gesetz durch breite Aufklärung sicherzustellen. Dennoch findet sich in den Aufklärungsbroschüren der DSO kein Wort zum Wissenschaftsdissens über Hirntod und Hirntod-Diagnose, die fremdnützige Vorbehandlung des Organspenders, den Verlust der Segnungen der Palliativmedizin, den fremdnützig verlängerten Sterbevorgang oder das Risiko des Versicherungsverlustes durch Hirntod-Feststellung. Auch die in den vierzig Jahren seit Prof. Barnard für das in „Hirntod“ umgetaufte Koma entwickelten Therapiemöglichkeiten, die schon eine ganze Anzahl als hirntot diagnostizierte Patienten ins Leben zurückgeführt haben, werden der Bevölkerung verschwiegen. Ist das Aufklärung?

Ohne Vollnarkose qualvoller Tod

Im Interview[5] distanziert sich Prof. Kirsten ausdrücklich von der durch das Gesetz vorgeschriebenen[6] „ergebnisoffenen“ Aufklärung: die Mitarbeiter der DSO sollen vielmehr die Angehörigen zu einer stabilen Entscheidung pro Organspende bewegen. Da muss die ergebnisoffene Aufklärung auf der Strecke bleiben. Offenbar gilt unabhängig von den gesetzlichen Vorgaben weiter die Aussage des „Transplantationspapstes“ Prof. Dr. Robert Pichlmayr: „Wenn wir die Gesellschaft aufklären, bekommen wir keine Organe mehr!“

Selbst mein Vorschlag[7] an den geschäftsführenden Arzt der DSO-Bayern Dr. Thomas Breidenbach, man möge doch nach Schweizer Vorbild (Vollnarkose bei der Organentnahme gesetzlich vorgeschrieben) zum Schutz des Organspenders vor einem qualvollen Tod wenigstens wahlweise auf dem Organspende-Ausweis die Aussage „Organentnahme bei mir nur unter Vollnarkose“ zum Ankreuzen vorsehen, wurde abschlägig beschieden. Der Grund ist einfach: Die DSO fürchtet, mit einem solchen Zusatz auf dem Organspende-Ausweis erkennbar zuzugeben, dass der Organspender noch lebt.

Genau das sagen allerdings die Berater der DSO den Angehörigen, wenn sie bei drohender Ablehnung der Organentnahme darauf hinweisen: „In diesem Fall müssen wir die Beatmung abschalten, ihr Angehöriger ist dann binnen weniger Minuten tot!“ Eine solche Aussage legt offen: der diagnostizierte „Hirntote“ lebt und hat seinen Tod noch vor sich. Prof. Dr. Walter Klepetko vom AKH-Wien bezeichnet denn auch den für die Organentnahme im OP festgeschnallten Organspender ausdrücklich als „Noch-nicht-Leichnam“.[8] Auch würde niemand einen „Hirntoten“ begraben oder gar einäschern. Nur für die Brutalität der letalen Organentnahme wird der „Noch-nicht-Leichnam“ vom Gesetzgeber freigegeben.

Ein Vorgänger von Prof. Kirste als leitender Arzt der DSO, Prof. Dr. W. Lauchert, hat bestätigt: „Es ist nicht zu belegen, dass eine für hirntot erklärte Person über keinerlei Wahrnehmungsvermögen, insbesondere keine Schmerzempfindlichkeit verfügt.“[9] Bei einer heutigen Multiorganentnahme tut im OP ein spezialisiertes Entnahmeteam nach dem anderen seine Arbeit am Organspender, bis das immer noch schlagende Herz entnommen wird. Der Organspender wird vom ersten Skalpelleinschnitt bis zum endlichen Herzstillstand von einem Anästhesisten ohne schmerzunterdrückende Narkose kunstvoll am Leben gehalten. Oft für viele Stunden.

Bei diesem qualvollen Sterben vieler Organspender verwundert es nicht, dass Angehörige, die entgegen dem Rat der Ärzte darauf bestanden, ihr Familienmitglied nach der Organentnahme noch einmal zu sehen, nicht selten mit Grauen vom schmerzverzerrten Gesicht der Leiche berichten. Ein Elternpaar fand seinen jungen Blondschopf gar mit während der Organentnahme weiß gewordenen Haaren vor.

Keine unabhängige Kontrolle der Ärzte

Beim ganzen System der Organtransplantation geht es um Leben und Tod. Dennoch hat die Politik bei uns nur gesetzliche Rahmenbedingungen geschaffen. Ein unabhängiges staatliches Kontrollorgan für die Einhaltung der Regeln, wie etwa in der Schweiz, gibt es in Deutschland nicht. Vielmehr wurde das ganze System in die ärztliche Selbstverwaltung übergeben. Auch die Überwachungsgremien sind dort angesiedelt und vielfach mit ins System eingebundenen Ärzten besetzt. Deren Prüfberichte lauten denn auch oft: Ja, es wurden Unregelmäßigkeiten festgestellt. Nein, eine Einschaltung der Staatsanwaltschaft wegen strafrechtlicher Konsequenzen entfällt wegen Verjährung. Der im System der Organtransplantation von allem Anfang an wichtige Selbstschutz der Ärzte gegen Strafverfolgung wegen ihres Vorgehens rings um die Organentnahme funktioniert so seit Jahren klaglos. Wohl deshalb möchte der Präsident der BÄK Frank Ulrich Montgomery das System der Selbstkontrolle der Ärzte im Transplantationswesen unbedingt beibehalten. Es ist, als würde die Politik die Bankenaufsicht den Banken selbst übertragen.

Ist nach allem die Tötung des Patienten durch Organentnahme nach Hirntod-Diagnose (wie die Tötung ungeborener Kinder im Mutterleib oder die Präimplantationsselektion – nicht PID: PIS!) eine der vielen heute praktizierten Formen der Euthanasie? Vor deren erneutem Aufkommen wollten unter dem damals noch frischen Eindruck der Euthanasie-Untaten in der Nazizeit die Verfassungsväter des Grundgesetzes (GG) die Deutschen für alle Zukunft schützen. Leider ohne Erfolg: Die Zahl unserer heutigen Euthanasie-Tötungen hat inzwischen diejenigen des Nationalsozialismus, über den wir uns so erhaben fühlen, weit übertroffen. Von der rechtswidrigen Abtreibung bis zur Hirntod-Organtransplantation wird der durch Artikel 2.2 GG jedem Bürger bis zum natürlichen Tod garantierte Schutz des Lebens und der körperlichen Unversehrtheit immer weiter ausgehöhlt. Quo vadis Deutschland?

Vom schmutzigen Eisberg der Hirntod-Organtransplantation ist jedenfalls auch nach den jetzt publik gewordenen Transplantationsskandalen der weitaus größere Teil unsichtbar unter Wasser und wird auch weiterhin sorgfältig unsichtbar gehalten. Nicht nur nach meiner Meinung bedarf es dringend einer Revision des ganzen Systems durch die Politik samt echter Aufklärung der Gesellschaft, die diesen Namen wirklich verdient und nicht erneut mehr verschweigt, als sie erläutert.


[1] In: F.A.S. (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung) vom 12.9.2012.
[2] In: Das zweite Leben, München 1993, 34.
[3] 108/40 B 1770 v. 7.1.2011.
[4] Vgl. Dt. Ärzteblatt 95/30 A-1861 v. 24.7.1998.
[5] F.A.S. v. 12.8.2012.
[6] TPG § 2 Ziff. 1.
[7] Datum v. 31.1.2012.
[8] F.A.S. v. 11.11.2012.
[9] Organspende – die verschwiegene Wahrheit, Lahnstein 2012, 77.

Wie läuft eine Organspende ab?

In der Broschüre „Organspende – die verschwiegene Seite“ wird geschildert, wie eine Organspende abläuft. Befürworter der Organtransplantation werfen solcher Art von Aufklärung vor, sie arbeite mit emotionalen Effekten und nütze psychologische Befindlichkeiten aus. Doch muss den Initiatoren zugute gehalten werden, dass der Hinweis auf das deutsche Transplantationsgesetz mehr als berechtigt ist. § 6 (1) TGP lautet: „Die Organentnahme und alle mit ihr zusammenhängenden Maßnahmen müssen unter Achtung der Würde des Organspenders in einer der ärztlichen Sorgfaltspflicht entsprechenden Weise durchgeführt werden.“

Organentnahmen finden in der Regel nachts statt, nachdem Krankenpflegekräfte den beatmeten „Spender“ von der Intensivstation in den Operationssaal gebracht haben.

• Der „Spender“ muss auf den OP-Tisch umgelagert werden. Dies kann        
   Bewegungen auslösen und für Verwirrung beim Personal sorgen.
   Außerdem können Kreislaufprobleme bei den „Spendern“ auftreten,
   die es „nötig“ machen, den Herztod zu unterdrücken, z.B. durch
   Wiederbelebung eines „Toten“.

• Tücher werden auf dem Boden ausgelegt, damit der Operateur nicht
   in dem Wasser-Blut-Gemisch steht, das sich während der OP auf dem
   Boden sammelt.

• Der „Spender“ wird an Armen und Beinen festgebunden, um Bewegungen
   zu verhindern.

• Er wird desinfiziert und mit sterilen Tüchern abgedeckt.

• Er bekommt muskelentspannende Medikamente und oft auch
   Narkosemittel, die Schmerzmittel enthalten. Doch viele Anästhesisten
   verzichten auf Anraten von Ärzteorganisationen auf Narkose- und
   Schmerzmittel. Das Problem der Bundesärztekammer ist, dass mit
   einer verpflichtenden Erklärung zur Narkose bestätigt würde, es handele
   sich bei den „Hirntoten“ um noch lebende Menschen. Also nimmt man
   billigend in Kauf, dass Menschen während der Organentnahme
   Schmerzen erleiden könnten.

• Bei einer Multi-Organentnahme, die mehrere Stunden dauern kann,
   werden verschiedene Entnahme-Teams mit bis zu 20 Ärzten an dem
   beatmeten Patienten tätig.

• „Hirntote“ bleiben bis zum herbeigeführten Herzstillstand an die
   Beatmungsgeräte und Monitore angeschlossen.

• Während der Organentnahme müssen die Anästhesisten die
   lebenswichtigen Funktionen des Spenders aufrecht erhalten, bis das
   letzte Organ entnommen ist. Je nach Bedarf müssen sie Medikamente,
   Flüssigkeiten, in seltenen Fällen sogar Blut oder Frischplasma
   verabreichen, um für eine ausgeglichene Stoffwechsellage zu sorgen.

• Beim Aufschneiden des Körpers vom Hals bis zur Schambeinfuge kommt
   es zu Blutdruck-, Herzfrequenz- und Adrenalinanstieg. Auch Rötungen
   des Gesichts, flächenhafte Hautrötungen u. Schwitzen können eintreten.
   Bei „normalen“ Operationen werden diese Zeichen als Schmerzreaktionen
   gewertet. Nicht jedoch bei „Hirntoten“!

• Mit einer Operations-Säge wird der Brustkorb durch das Brustbein
   geöffnet und die Bauchdeckenlappen werden nach außen geklappt
   und fixiert.

• Die Organe werden bei schlagendem Herzen freigelegt und für die
   Entnahme präpariert.

• Wichtig ist die Konservierung der Organe. Dazu werden sie mit einer
   gekühlten Flüssigkeit (Perfusionslösung 4° C) durchspült. Die Ärzte
   legen dafür Katheter, kleine Röhrchen und dünne Schläuche.

• Beim Eindringen der kalten Flüssigkeit in den noch „lebenden“ Körper,
   die das Blut ausschwemmen soll, kann es zu Blutdruck- und
   Herzfrequenz-Anstieg oder auch Zuckungen kommen.

• Gleichzeitig halten die Pflegekräfte die beiden entstandenen Haut-
   lappen hoch, damit die Operateure schnell kannenweise Eiswasser
   zum Kühlen der Organe in den Körper hineinschütten und wieder
   absaugen können.

•  Auch das Blut muss bei dieser Prozedur möglichst vollständig
    abgesaugt werden.

• Die Ärzte-Teams entnehmen nacheinander die einzelnen Organe,
   überprü fen deren Qualität an Präpariertischen und verlassen den
   Operationssaal mit Kühltaschen, in denen sich die Organe befinden.

•  Mit der Entnahme der Organe ist der „Hirntote“ gestorben.

•  Den Pflegekräften bleibt es am Ende oft allein überlassen, den Körper
    auszustopfen und die riesigen Wunden zu verschließen.

•  Ein friedvolles und behütetes Sterben im Beisein von Angehörigen oder
    Freunden ist bei einer Organentnahme nicht möglich. Sterbebegleiter
    sind die Transplantationsmediziner.

 

Organspende – die verschwiegene Seite

In einer Broschüre berichten Angehörige, die „im Schock ein Kind zur Organspende freigegeben haben“, von ihren Erfahrungen: „Im Nachhinein haben wir begriffen, dass unsere Kinder zwar als hirntot definiert wurden, dass sie aber keine Toten, sondern Sterbende waren. Weitere Angehörige haben sich uns angeschlossen und Menschen, die beruflich mit dem Thema konfrontiert sind oder die der Transplantationsmedizin aus anderen Gründen kritisch gegenüber stehen.“

DIN A5, 48 Seiten, hrsg. von KAO (Kritische Aufklärung über Organtransplantation e.V.), auf der letzten Seite mit drei herauszutrennenden Erklärungen „Ich bin kein Organspender/-empfänger“, zu beziehen über www.Initiative-KAO.de oder bei Renate Focke, Ricarda-Huch-Str. 13, D-28215 Bremen, Tel. 0421-6734305.

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