Signal der Heiligsprechung am Barmherzigkeitssonntag
Idee und Umsetzung des „aggiornamento“
Am 27. April 2014 werden zwei Päpste aus der jüngsten Vergangenheit – Johannes XXIII. und Johannes Paul II. – heiliggesprochen. Natürlich will die Kirche durch die Wahl des Datums die Bedeutung der Barmherzigkeit Gottes für unsere Zeit unterstreichen. Jesus hatte der hl. Sr. Faustina Kowalska den Wunsch geoffenbart, dass die Kirche am Sonntag nach Ostern das Fest der Göttlichen Barmherzigkeit feiert. Johannes Paul II. kam im Jahr 2000 diesem Anliegen nach und führte die liturgische Bezeichnung „Sonntag der Göttlichen Barmherzigkeit“ ein. Doch Pfr. Erich Maria Fink sieht das Zeichen, das die Kirche mit der gemeinsamen Heiligsprechung setzen will, vor allem in der Verbindung der beiden Pontifikate. Die Idee des „aggiornamento“, welche Johannes XXIII. in das II. Vatikanische Konzil eingebracht hatte, wurde von Johannes Paul II. auf einzigartige Weise in die Tat umgesetzt.
Von Erich Maria Fink
Gemeinsame Seligsprechung der Konzilspäpste
Papst Johannes Paul II. hat am 3. September 2000 Pius IX. (1792-1878) und Johannes XXIII. (1881-1963) zusammen seliggesprochen. Dies geschah nicht zufällig. Es gab eine klare Verbindung zwischen diesen beiden Päpsten, die durch die gemeinsame Feier herausgestellt werden sollte. Pius IX. war Konzilspapst des I. Vatikanums (1869/70), Johannes XXIII. hatte das II. Vatikanum (1962-1965) einberufen. So ging es um die Kontinuität und die innere Zusammengehörigkeit dieser beiden letzten Allgemeinen Konzilien. Vor allem lag Johannes Paul II. die Vertiefung des Kirchenbilds am Herzen, die in der Zusammenschau der beiden Vatikanischen Konzilien aufleuchtet. Die Lehre vom Primat des Papstes, die auf dem I. Vatikanischen Konzil definiert worden ist, wird auf dem II. Vatikanischen Konzil durch die Ausführungen über Kollegialität und gemeinsames Priestertum aller Gläubigen ergänzt.
Heiligsprechung im Zeichen des „aggiornamento“
Nun wird es wieder etwas Ähnliches geben, nämlich die gemeinsame Heiligsprechung von zwei Päpsten am 27. April 2014. Was verbindet dieses Mal die beiden Oberhirten und ihre Pontifikate? Wenn man es auf ein kurze Formel bringen wollte, könnte man sagen: Johannes XXIII. hat die Idee des „aggiornamento“ geboren, Johannes Paul II. hat sie umgesetzt. Was meinte Johannes XXIII. mit „aggiornamento“? Der italienische Ausdruck geht vom Wort „Tag“ aus und bezeichnet einen Vorgang, den man mit „auf den Tag bringen“ übersetzen könnte. Es geht also um eine Art „Aktualisierung“ des kirchlichen Lebens und der christlichen Verkündigung für die heutige Zeit. Doch hatte Johannes XXIII. nichts weniger im Sinn als die Anpassung an den Zeitgeist, wohl aber eine Öffnung der Kirche, damit sie ihre Botschaft der modernen Welt besser vermitteln kann.
Das Grundanliegen Johannes XXIII.
In einem Beitrag für „DIE WELT“ (27. Oktober 2008) weist Gernot Facius nach, dass es sich bei der berühmten Geschichte vom offenen Fenster um eine reine Legende handelt: „Auf die Frage, was er sich vom Konzil erhoffe, habe der Pontifex das Fenster seines Zimmers weit geöffnet und gesagt: ‚Dass es frische Luft hereinlässt!‘ Eine Ente …“ Vielmehr sei Johannes XXIII. absolut konservativ eingestellt gewesen. Dem II. Vatikanischen Konzil sei eine römische Diözesansynode vorausgegangen, die der Papst selbst einberufen hatte. „Noch ganz vom alten Priesterbild erfüllt, verbot die Synode den Klerikern, ein Stadion oder Kino zu besuchen, mit der Frau, auch der eigenen Mutter oder Schwester, in einem Auto zu fahren. Die Geistlichen wurden zu ihrem Entsetzen verpflichtet, außer der Soutane noch den Priesterhut zu tragen, Frauen durften den Altarraum nicht betreten. Den Zölibat verteidigte Johannes mit einer Zähigkeit, als ginge es um eine Glaubensfrage. Das Aufsehen erregende Experiment der französischen ‚Arbeiterpriester‘ wurde während seiner Amtszeit gestoppt. Eine Reform des Verzeichnisses verbotener Bücher scheiterte an seinem Nein.“
Doch was Johannes XXIII. bewegte und ihn schließlich zur Einberufung eines neuen Konzils veranlasste, wird in einer Aussage aus dem Jahr 1957 deutlich. Damals war er als Kardinal Angelo Giuseppe Roncalli noch Erzbischof von Venedig. Auf einer Provinzialsynode sagte er: „Hört ihr oft das Wort ,aggiornamento‘? Seht da unsere heilige Kirche, immer jugendlich und bereit, dem verschiedenen Verlauf der Lebensumstände zu folgen mit dem Zweck, anzupassen, zu korrigieren, zu verbessern, anzuspornen.“ Johannes XXIII. war tatsächlich bereit, das äußere Erscheinungsbild der Kirche zu verändern. Er begann selbst mit kleinen Dingen und schaffte zum Beispiel den Fußkuss und die drei Kniefälle bei Audienzen ab. Zum ersten Mal seit Pius IX. unternahm er als Papst eine Reise außerhalb Roms und besuchte Loreto und Assisi, um für ein Gelingen des II. Vatikanischen Konzils zu beten. Doch in keiner Weise wollte er die Lehre der Kirche antasten. Im Gegenteil, ihm schwebte vor, durch das Konzil das gemeinsame Glaubensgut zu festigen, um es mit einheitlicher Stimme der heutigen Welt verkünden zu können. Allerdings räumte er bei der Eröffnungsansprache ein, dass für die Dogmen der Kirche mit ihrem bleibenden Wahrheitsgehalt neue Formulierungen gefunden werden können, die das Verstehen in der heutigen Zeit erleichtern.
Die Dynamik des II. Vatikanischen Konzils
Die unter Johannes XXIII. vorbereiteten Arbeitspapiere, genannt Schemata oder Entwürfe, die zur Abstimmung gebracht werden sollten, wurden von den Konzilsvätern gleich zu Beginn verworfen. Eine zügige „Abwicklung“, wie sie von der römischen Kurie angedacht war, konnte nicht durchgesetzt werden. Vielmehr verlangten die Konzilsteilnehmer die Möglichkeit, in die Arbeit der Kommissionen Einfluss zu nehmen und eine offene Diskussion über die anstehenden Fragen zu führen. So endete die erste Sitzungsperiode des Konzils ohne konkrete Abstimmungsergebnisse und der an Krebs erkrankte Papst Johannes XXIII. starb vor der Wiederaufnahme der Versammlung. Was er zurückließ, waren vor allem Akzente in seinem persönlichen Anliegen der Ökumene. Bereits 1960 hatte er das Sekretariat für die Förderung der Einheit der Christen eingerichtet und Beobachter anderer Konfessionen zur Teilnahme am Konzil eingeladen.
Der weitere Verlauf des Konzils unter Papst Paul VI. zeigte, wie das Leitmotiv des „aggiornamento“ immer mehr Gestalt annahm. Das Wehen des Hl. Geistes wurde vor allem im Bestreben der Kirche sichtbar, ihre Verantwortung für die ganze Menschheit zu erkennen und zu erfüllen. Sie vertiefte ihr geistliches Selbstverständnis als Sakrament für die Welt und stellte die Weichen für eine neue Evangelisierung der Völker im Geist des Dialogs, der Religionsfreiheit und des Zeugnisses für die göttliche Würde der menschlichen Person.
Die Auseinandersetzungen um die Enzyklika „Humanae vitae“
Doch übertrug sich die Dynamik des Konzils auch auf die Ortskirchen. Unter Theologen und Seelsorgern entwickelte der erlebte konziliare Aufbruch eine Eigendynamik, die dem ursprünglichen Sinn des „aggiornamento“ nicht entsprach. Als von Papst Paul VI. am 25. Juli 1968 seine siebte und letzte Enzyklika „über die rechte Ordnung der Weitergabe menschlichen Lebens“ veröffentlicht wurde, kam es zur offenen Auflehnung gegen die Autorität des päpstlichen Lehramts. Argumentiert wurde mit dem Geist des Konzils, der eine Rückbesinnung auf die Heilige Schrift, eine Überwindung des statischen Weltbilds und eine ehrliche Auseinandersetzung mit den Erkenntnissen der modernen Wissenschaft erfordere.
In dieser Krise erkannte Karol Wojtyła, der Kardinal von Krakau und spätere Papst Johannes Paul II., dass die Kirche vor einem Scheideweg steht. Entweder, es gelingt ihr, die kirchliche Lehre überzeugend darzulegen, oder sie wird mit ihrem verheißungsvollen Anliegen des „aggiornamento“ scheitern. So machte er sich die Vertiefung des Geheimnisses der menschlichen Liebe und die Entwicklung einer zeitgemäßen Ehepastoral zur Lebensaufgabe. Schon bei der Abfassung der Enzyklika „Humanae vitae“ war maßgeblich an der Grundausrichtung beteiligt. Umso mehr fühlte er sich danach verpflichtet, diesen Weg zu verteidigen.
Papst Johannes Paul II. als Völkerapostel
Gewiss sind die 16 Dokumente, die das II. Vatikanische Konzil verabschiedet hat, in gewisser Weise Ausdruck des von Johannes XXIII. angemahnten „aggiornamento“. Doch sind geschriebene Worte noch nicht deren Verwirklichung. Was „der gute Papst“ angestoßen hatte, wurde von Johannes Paul II. auf unüberbietbare Weise in die Tat umgesetzt. Sein ganzes Pontifikat ist ein einziges umfassendes „aggiornamento“. „Öffnet die Türen Christus, dem Erlöser!“ Mit diesem Aufruf trat er sein Amt an. Gleichzeitig bestand sein ganzer Dienst darin, die Türen zu den Menschen zu öffnen.
Seine „Aktualisierung“ begann damit, dass er in das Denken die Entdeckung der Subjektivität durch die neuzeitliche Philosophie und besonders den modernen Personalismus einbezog. Sie fand eine Weiterführung in der offenen Auseinandersetzung mit dem Thema „Sexualität“. Fünf Jahre hindurch widmete er diesem Thema die Katechesen bei den Mittwochsaudienzen, die er selbst unter dem Begriff „Theologie des Leibes“ zusammenfasste. Die natürliche Familienplanung förderte er durch konkrete Maßnahmen und Einrichtungen. Die Würde der Person, insbesondere der Frau, verteidigte er kompromisslos auf allen Ebenen des gesellschaftspolitischen Lebens. Zu allen Nöten der Menschen erhob er seine Stimme, setzte sich für die Abschaffung der Todesstrafe ein und kämpfte unermüdlich gegen die militärische Lösung von Konflikten. Allen Völkern versuchte er auf seinen unzähligen Reisen die Augen für ihre jeweilige Berufung zu öffnen und ihnen durch die Selig- und Heiligsprechungen Vorbilder zu schenken. Sein ganzes Wirken war durchdrungen von der Barmherzigkeit Gottes, deren Botschafter er sein wollte. So schenkte er der Menschheit eine neue „Vision der Hoffnung“, von der sich besonders die Jugend erfassen ließ. In allem wollte er das II. Vatikanische Konzil umsetzen, das er als das größte Geschenk des Heiligen Geistes im 20. Jahrhundert betrachtete. Dass dieser große Papst nun zusammen mit Johannes XXIII. heiliggesprochen wird, dürfen wir als bedeutungsvollen Wink der göttlichen Vorsehung betrachten.
Die Barmherzigkeit Gottes in der Lehre Johannes Pauls II.
Hoffnung für die Welt
In seinem Vortrag, den Professor Dr. Jan Machniak am 30. November 2013 bei einem Kongress über die Göttliche Barmherzigkeit in Paderborn gehalten hat, geht er ausführlich auf die Lehrverkündigung Johannes Pauls II. ein. Anhand von päpstlichen Dokumenten und Entscheidungen zeigt er auf, welche entscheidende Rolle die Botschaften der hl. Schwester Faustina Kowalska für Johannes Paul II. gespielt haben. Aus ihnen schöpfte er die Hoffnung auf eine umfassende Erneuerung der Kirche und der ganzen Menschheit. Er war überzeugt, „dass von hier ‚der Funken, der die Welt für sein endgültiges Kommen vorbereitet‘ (TB 1732) ausgeht“. Im Blick auf die Heiligsprechung am 27. April 2014 nachfolgend die wichtigsten Auszüge.
Von Jan Machniak
Die Wahrheit von der Göttlichen Barmherzigkeit, die ein zentrales Motiv des Pontifikates von Johannes Paul II. ausmacht, erscheint in seiner Lehre schon am Anfang seines Pontifikates in der Enzyklika Dives in misericordia („Gott, der voll Erbarmen ist“ – 30. Nov. 1980). Dieses päpstliche Dokument stellt neben den Enzykliken Redemptor hominis („Erlöser des Menschen“ – 1978) und Dominum et vivificantem („Herr und Lebensspender“ – 1983) einen Teil einer dogmatischen Trilogie dar, in der der Papst zum zeitgenössischen Menschen spricht über Gott, der sich dem Menschen als Heilige Dreifaltigkeit offenbart – Vater, Sohn und Heiliger Geist. Die Barmherzigkeit ist der Schlüssel zum Verstehen Gottes und des Menschen. Sie charakterisiert Gott, der sich dem Menschen in der Heilsgeschichte offenbart. Sie ist das Hauptthema der Lehre Christi und zeigt sich in ihrer Fülle im Geheimnis der Erlösung, in seinem Tod und seiner Auferstehung. Barmherzigkeit ist gleichzeitig eine besondere Chance für den Menschen, weil er durch sie die Nähe Gottes erfahren kann, der barmherzig ist.
Botschaft für das neue Jahrtausend
Bei der Seligsprechung von Sr. Faustina Kowalska am 2. Ostersonntag, dem 18. April 1993 in Rom betonte Johannes Paul II., dass das Geheimnis der Göttlichen Barmherzigkeit, an das Gott die ganze Welt durch eine demütige Ordensfrau aus Polen erinnert hat, „ein prophetischer Ruf an die Welt“ ist. Für die ganze Welt, die von schrecklichen Kriegen müde ist, wurde die Botschaft von der Barmherzigkeit zu einem Zeichen der Hoffnung, das auf die Gegenwart Gottes zeigt, der mit Liebe und der Möglichkeit der geistigen Erneuerung des Menschen beschenkt. Die Heiligsprechung von Sr. Faustina Kowalska am 30. April 2000 in Rom hatte eine besondere Bedeutung, weil Johannes Paul II. durch diesen Akt der ganzen Welt die Botschaft von der Barmherzigkeit zeigte als Brücke, die das zweite Jahrtausend der Christenheit mit dem neuen Jahrhundert verbindet. Er erinnerte gleichzeitig daran, dass die Barmherzigkeit Gottes eine ungewöhnliche Chance für die Erneuerung der ganzen Menschheit ist: „Die Menschheit wird keinen Frieden finden, solange sie sich nicht voller Vertrauen an meine Barmherzigkeit wendet“ (TB 299). Die Botschaft von der Barmherzigkeit lässt uns neu das Evangelium von der Barmherzigkeit Gottes verstehen, in deren Licht der Mensch nicht nur Barmherzigkeit erfährt, die er von Gott empfängt, sondern auch selbst fähig ist, Barmherzigkeit mit anderen zu teilen (DM 14). Johannes Paul II. hat den Zweiten Ostersonntag zum „Barmherzigkeits-Sonntag“ erklärt und betont, dass Barmherzigkeit eine Chance ist, „das wahre Antlitz Gottes und das wahre Antlitz des Menschen“ zu erkennen (Predigt bei der Heiligsprechung, 5). Die Botschaft von der Barmherzigkeit ist gleichzeitig eine Erinnerung der Welt an die Würde und den Wert jedes Menschen, für den Christus sein Leben gegeben hat. Während der Heiligsprechung von Faustina Kowalska hat Johannes Paul II. deutlich betont, dass die Botschaft von der Barmherzigkeit, die ständig von der Kirche verkündet wird, und an die die Erscheinungen der Sr. Faustina erinnert haben, heute ein Teil der Erfahrung des Menschen werden, der sich unter verschiedenen Ideologien und Geistesströmungen an der Wende des XX. und XXI. Jahrhunderts verloren hat. Im Geheimnis der Göttlichen Barmherzigkeit findet der Christ das wahre Antlitz Gottes wieder, der dem Menschen nahe ist, und das wahre Antlitz des Menschen, der Barmherzigkeit nötig hat und bereit ist, Barmherzigkeit zu gewähren.[1] Der Heilige Vater kehrte oft zu diesem Gedanken zurück, wenn er gegen die „Gott-ist-tot-Theologie“ polemisierte oder wenn er die Irrtümer der zeitgenössischen Totalitarismen aufzeigte, die Gott aus der Geschichte entfernen wollen.
Weihe der Welt an die Barmherzigkeit Gottes
Als Johannes Paul II. die Basilika der Barmherzigkeit Gottes in Krakau einweihte, betonte er noch einmal, dass die gegenwärtige Zeit die Göttliche Barmherzigkeit brauche, und er stellte der Kirche die Aufgabe, der Welt das Geheimnis von der Barmherzigkeit Gottes näherzubringen: „Deshalb will ich heute in diesem Heiligtum einen feierlichen Akt der Weihe der Welt an die Barmherzigkeit Gottes vollziehen. Ich tue das mit dem brennenden Wunsch, dass die Botschaft von der Liebe Gottes, die hier durch die Vermittlung der hl. Faustina verkündet worden ist, zu allen Bewohnern der Erde gelangt und ihre Herzen mit Hoffnung erfüllt. Möge diese Botschaft von diesem Ort in unser ganzes geliebtes Vaterland gelangen und in die ganze Welt. Möge sich das verpflichtende Versprechen unseres Herrn Jesu erfüllen, dass von hier ‚der Funken, der die Welt für sein endgültiges Kommen vorbereitet‘ (TB 1732) ausgeht. Diesen Funken göttlicher Gnade muss man verbreiten. Es gilt, der Welt das Feuer der Barmherzigkeit weiterzureichen. In der Barmherzigkeit findet die Welt Frieden und der Mensch Glück! Diese Aufgabe vertraue ich Euch an, liebe Brüder und Schwestern, der Kirche in Krakau und in Polen sowie allen Verehrern der Göttlichen Barmherzigkeit, die aus Polen und aus der ganzen Welt hier hinkommen“.[2] Das Thema der Göttlichen Barmherzigkeit erschien in der Lehre Johannes Pauls II. erneut im Apostolischen Brief Novo millennio ineunte, der an der Schwelle des neuen Jahrtausends veröffentlicht wurde (6. Januar 2001), als „Vorstellung der Barmherzigkeit“. Der Papst schrieb von der Vorstellungskraft der Barmherzigkeit im Kontext des sich vereinenden Europas. Dieses Thema wurde Beratungsgegenstand der Bischofssynode im Oktober 1999, die das große Jubiläum des Jahres 2000 vorbereitete. Frucht der Beratungen war das Apostolische Schreiben Ecclesia in Europa (28.6.2003). Das Thema suggeriert einige Gedankengänge, die die ganze Lehre des Heiligen Vaters umfassen, deren Vorbild die Wahrheit von der Göttlichen Barmherzigkeit ist.
Erfahrung der Barmherzigkeit in der Heilsgeschichte
Papst Johannes Paul II. betont in seiner Lehre, dass sich Gott als Vater der Barmherzigkeit in der ganzen Heilsgeschichte offenbart. … Er ist Liebe, die sich mit jedem Geschöpf teilt, weil seine Natur Gabe ist. Er offenbart sich dem Menschen in der Heilsgeschichte als Schöpfer und Herr aller Schöpfung, der ein guter Vater und Lebensspender ist (vgl. Gen 1-2; vgl. Kol 1,15-20). In Ihm findet der Mensch seine Erfüllung. Die grundlegende Erfahrung von Barmherzigkeit in der Heilsgeschichte, auf die sich Johannes Paul II. bezieht (DM 4), ist das Ereignis, das während des Exodus des erwählten Volkes aus der ägyptischen Gefangenschaft stattfand. Als Gott das Leiden seines Volkes sah, hatte er Mitleid mit ihm und befreite es aus der Hand der Verfolger. Im Erleben des Auszugs ist das Vertrauen Israels in die Barmherzigkeit Gottes verwurzelt, die jede Sünde und menschliche Not überschreitet. In diesem Moment der Geschichte offenbart Gott, der Schöpfer des Menschen und Herr der Welt, die ganze Wahrheit über sich selbst: „Der Herr ging an ihm vorüber und rief: ‚Jahwe ist ein barmherziger und gnädiger Gott, langmütig, reich an Huld und Treue; er bewahrt Tausenden Huld, nimmt Schuld, Frevel und Sünde weg …“ (Ex 34, 6-7). In diesem Ereignis offenbarte Gott die fundamentale Wahrheit, dass jeder Mensch, der durch Sünde schuldig geworden ist und sich von seinem Schöpfer entfernt hatte, Gründe der Umkehr finden und um Vergebung bitten kann (Num 14, 18; 1 Chr 30,9; Neh 9,17; Ps 86,15; Weish 15,1; Sir 2,11; Job 2,13). Der Papst erinnert daran, dass Gott seine Barmherzigkeit von Anfang der Geschichte an offenbart hat in Worten und Taten, die verschiedene Dimensionen seiner Liebe zum Menschen offenbar machten. In der Barmherzigkeit zeigen sich, nach Johannes Paul II. (DM 4), verschiedene Aspekte der Liebe Gottes zum Menschen: Güte, Freundlichkeit, Gnade und Treue (hebr. hesed), Sensibilität und Mitgefühl, wie sie die Mutter hat (hebr. rahamim), Großzügigkeit und Güte (hebr. hanan) sowie Mitgefühl, Schonen des Gegners und Vergebung (hebr. hamal). Barmherzigkeit, verstanden als Offenbarung der Liebe Gottes nach außen, verbindet sich untrennbar mit dem Schöpfungswerk, in welchem sich der Schöpfer mit dem Menschen verbindet, der sein Geschöpf ist (DM 4). Nach Johannes Paul II. gehört zur Natur der Liebe, dass sie nicht hassen und Böses wünschen kann für das, was sie mit der Fülle der Güter beschenkt hat. Das Geheimnis der barmherzigen Liebe hat das auserwählte Volk bewahrt, in seiner Geschichte von Propheten ermahnt und ermutigt, das Herz der Göttlichen Barmherzigkeit zu öffnen (Jes 54,10; Jer 31,3). Die von den Israeliten erfahrene Barmherzigkeit war „Inhalt ihrer Gottesbeziehung“ (DM 4) besonders in den Momenten, wenn es an Bundestreue fehlte. … Höhepunkt der biblischen Offenbarung der Barmherzigkeit ist die Person des Sohnes Gottes. Jesus Christus zeigt die Barmherzigkeit Gottes in den Gleichnissen von der verlorenen Drachme und dem verlorenen Schaf (Lk 15,1-10), und besonders im Gleichnis vom verlorenen Sohn (Lk 15,11-32). Dieses Gleichnis zeigt zuerst die Größe der Liebe des Vaters, der bereit ist zu verzeihen und von Neuem zu beschenken. Noch mehr aber verweist Johannes Paul II. auf die Würde des verlorenen Sohnes, die klar wird dank der Barmherzigkeit des Vaters. Gott offenbart sich als seiner Vaterschaft treu: „Diese Liebe ist in der Lage, sich jedem verlorenen Sohn zuzuneigen, jeder menschlichen Not, vor allem der moralischen Not, der Sünde“ (DM 6). … Die volle Offenbarung der Barmherzigkeit Gottes geschieht im Tod und in der Auferstehung Christi. Das Pascha-Mysterium zeigt die Größe der Liebe Gottes zum Menschen, der „seinen eigenen Sohn nicht verschonte“ (2 Kor 5,21). Im Geheimnis des Kreuzes offenbart Gott die Tiefe seiner Liebe, die von Anfang der Schöpfung des Menschen an und im Werk der Erlösung da ist: „Gott, der Christus offenbart hat, bleibt nicht nur in ständiger Verbindung mit der Welt als ihr Schöpfer, als letzte Quelle ihres Daseins. Es ist die Liebe, die nicht nur das Gute schafft, sondern auch zur Teilhabe am innersten göttlichen Leben führt, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“ (DM 7). … Ort der Begegnung mit der Barmherzigkeit Gottes sind die Sakramente, besonders die Buße und die Eucharistie, in denen der Christ die Liebe des barmherzigen Gottes berührt. Johannes Paul II. betont, dass die Kirche, treu Jesus Christus, als die erste Aufgabe ihrer Mission in die Welt Zeugnis zu geben hat von der Göttlichen Barmherzigkeit (DM 12).
[1] Jan Paweł II, Dar Boży dla naszych czasów. Homilia w czasie Mszy świętej kanonizacyjnej, w: Orędzie Miłosierdzia, 35/2000, S. 4.
[2] Tamże, S. 77.
Das Geheimnis von Pater Pio und Karol Wojtyła
Die „unbekannte“ Schulterwunde
Das im Mai 2006 veröffentlichte Buch des italienischen Autors Andrea Tornielli über Pater Pio und Karol Wojtyła ist rechtzeitig zur Heiligsprechung Johannes Pauls II. nun auch auf Deutsch erschienen.[1] Übersetzt hat das bewegende Buch Udo Richter. Tornielli weist nach, dass entgegen der weitverbreiteten Darstellung Karol Wojtyla von Pater Pio keinerlei Weissagung über sein Pontifikat oder das Attentat erhalten hat. Jedoch habe ihm der stigmatisierte Pater das Geheimnis seiner verborgenen Schulterwunde kundgetan.
Von Andrea Tornielli
Ein Zeugnis, das bis zum Moment des Todes Johannes Pauls II. unveröffentlicht geblieben ist, ist dasjenige von Kardinal Deskur, einem persönlichen Freund und Studiengefährten Wojtyłas, der seit den Tagen des Konklaves von 1978 aufgrund eines Schlaganfalls an den Rollstuhl gefesselt war.
„Er hat es nicht mir erzählt, aber er hat es in meiner Gegenwart einem anderen polnischen Bischof erzählt, der ihn gefragt hatte: ,Heiliger Vater, man sagt, Pater Pio habe Ihr Martyrium und Ihr Pontifikat vorhergesehen. Ist das wahr?‘ ,Nein‘, sagte er, ,es ist absolut falsch. Mit Pater Pio habe ich lediglich über seine Stigmata gesprochen. Die einzige Frage, die ich ihm gestellt habe, war, welches der Stigmata ihm am meisten wehtue. Ich war überzeugt, dass es dasjenige am Herzen sei. Pater Pio hat mich sehr überrascht, als er sagte: ,Nein, am meisten tut mir das an der Schulter weh, von dem niemand etwas weiß und um das sich auch niemand kümmert.‘ Diese Wunde tat ihm am meisten weh.“
Diese Worte von Kardinal Deskur sind eine wahre Offenbarung. Stefano Campanella schreibt: „Über diese Wunde Pater Pios weiß tatsächlich bis zu seinem Tode niemand etwas. Es gibt keinen Hinweis, dass der heilige Ordensmann mit irgendjemandem darüber gesprochen hätte, mit Ausnahme des zukünftigen Papstes, oder dass er darüber irgendein Zeugnis oder wenigstens einen schriftlichen Hinweis hinterlassen hätte. Lediglich bei einer Gelegenheit vertraute Pater Pio einmal Modestino Fucci, einem Laienbruder, der aus derselben Region wie er stammte, an, ,dass einer seiner größten Schmerzen der war, wenn er sein Unterhemd wechselte‘.“
Das Zeugnis von Bruder Modestino
Und Bruder Modestino selbst erzählt in dem Buch Io … testimone del Padre[2], Edizioni Padre Pio da Pietrelcina, dass diese Unterhaltung mit dem zukünftigen Heiligen vor der Zelle Nummer 5 im Kloster in San Giovanni Rotondo stattfand, der Zelle, die der stigmatisierte Ordensmann die meiste Zeit über bewohnt hatte. Modestino hatte eigentlich in diesem Moment die Tragweite der Worte Pater Pios nicht begriffen: „Ich dachte, dass dieser Schmerz“, so schreibt er, „dem verehrten Vater verursacht werde durch die Wunde, die er an der Brust hatte.“ Erst drei Jahre nach dem Tod des „Heiligen vom Gargano“, am 4. Februar 1971, versteht Bruder Modestino. Der Pater Guardian des Klosters hat ihn beauftragt, die Kleidungsstücke Pater Pios und all das, was er benutzt hatte, in dafür vorgesehenen Zellophanverpackungen zu versiegeln. An diesem Februartag also fällt ihm ein wollenes Unterhemd in die Hände, das der Pater mit den Stigmata benutzt hatte. Er bemerkt „ein unverkennbares Zeichen eines kreisförmigen Blutfleckes von etwa zehn Zentimetern Durchmesser am einen Ende der rechten Schulter, in der Nähe des Schlüsselbeins“. Der furchtbare Schmerz, über den Pater Pio klagte, wenn er sich das Unterhemd auszog, konnte also durch diese geheimnisvolle Wunde verursacht worden sein, von der niemand Kenntnis hatte. Der Laienbruder erinnert sich in diesem Augenblick, früher einmal „ein Gebet“ gelesen zu haben „zu Ehren der Schulter unseres Herrn, die ihm durch das harte Holz des Kreuzes aufgerissen worden war, das drei seiner heiligsten Knochen freigelegt und ihm dadurch bitterste Schmerzen zugefügt hatte“. Wenn also „sich bei Pater Pio alle Schmerzen der Passion wiederholt hatten, war nicht auszuschließen, dass er auch diejenigen erlitten hatte, die durch die Wunde an der Schulter hervorgerufen worden waren“.
Bruder Modestino spricht darüber mit Pater Pellegrino, einem Kapuziner, der Pater Pio lange Zeit gepflegt hatte, und der erinnert sich: „Wenn ich etliche Male dem Pater half, das wollene Unterhemd zu wechseln, das er trug, habe ich fast immer bald auf der rechten und bald auf der linken Schulter einen kreisförmigen Blutfleck bemerkt.“ Aber der Laienbruder ist noch nicht endgültig überzeugt von seiner Entdeckung. Er möchte noch einen zusätzlichen „Beweis“. – „Am Abend, vor dem Einschlafen“, so schreibt er in dem Buch, „richtete ich an ihn (Pater Pio, A. d. V.) voller Glauben das folgende Gebet: ,Lieber Vater, wenn du wirklich diese Wunde an der Schulter hattest, dann gib mir ein Zeichen dafür.‘ Ich schlief ein. Aber genau um fünf nach eins in der Nacht, während ich ruhig schlief, weckte mich ein plötzlicher, heftiger Schmerz an der Schulter. Es war, wie wenn jemand mir mit einem Messer das Fleisch vom Schlüsselbein abschaben würde. Wenn dieser Schmerz noch einige Minuten länger gedauert hätte, dann wäre ich, glaube ich, gestorben. Gleichzeitig hörte ich eine Stimme, die zu mir sagte: ,So habe ich gelitten.‘ Ein intensiver Duft hüllte mich ein und erfüllte meine ganze Zelle. Ich fühlte das Herz überfließen vor Liebe zu Gott. Und ich erlebte noch eine seltsame Empfindung: Dieses unerträglichen Leidens beraubt zu sein war mir noch schmerzhafter. Der Körper wollte es wegstoßen, aber – unerklärlicherweise – die Seele verlangte danach. Jetzt hatte ich verstanden! Verwirrter denn je hatte ich die Gewissheit, dass Pater Pio außer den Stigmata an den Händen, an den Füßen und an der Seite, darüber hinaus die Geißelung und die Dornenkrönung erlitten hatte und jahrelang als ein neuer Simon von Cyrene allen und für alle Jesus geholfen hatte, das Kreuz unseres Elends, unserer Schuld und unserer Sünden zu tragen. Und dieses Hemd trug unauslöschlich das Zeichen dafür!“
Pater Pio und das Turiner Grabtuch
Über diese Wunde, so erläutert der Journalist Campanella, wird erst im Jahre 1987 zum ersten Mal öffentlich gesprochen, und zwar während einer Studientagung über die Stigmata Pater Pios, die vom 16. bis zum 20. September in San Giovanni Rotondo stattfand. Don Gaetano Intrigillo, der apulische Regionalbevollmächtigte des Centro Internazionale di Sindonologia[3] in Turin, hält einen Vortrag zum Thema: „Die Evangelien, das Leichentuch und die Stigmata Pater Pios“. Um sich zu informieren, fragt er, ob der Ordensmann Wunden an der Schulter gehabt habe; denn an dem Menschen, dessen Bild auf geheimnisvolle Weise in das in Turin aufbewahrte Leinentuch eingeprägt worden ist, sieht man „Blutflecken und Hautabschürfungen von rechteckiger Form, die von einem rauen und schweren Instrument stammen, das auf den Schultern gelegen und ein Wiederaufreißen der Verwundungen durch das Flagrum[4] hervorgerufen hat“, das heißt der durch die Geißelung hervorgerufenen Wunden. Er bekommt die Antwort, dass „man davon nichts wisse“. Intrigillo gelingt es jedenfalls, das wollene Unterhemd Pater Pios zu untersuchen, und als er den rötlichen Fleck sieht, findet er „die Spur der Verwundungen an der rechten Schulter, die sich dem üblichen Tragen eines vollständigen Kreuzes zuschreiben lassen“.
Dazu muss gesagt werden, dass auf dem Turiner Leichentuch die Spuren auf beiden Schultern erscheinen: „Auf der Höhe des linken und oberhalb des rechten Schulterblatts bemerkt man Blutflecken von rechteckiger Form, die sich in Verbindung bringen lassen mit den Spuren, die ein schwerer und rauer Gegenstand hinterlassen hat, der sich mit dem Patibulum identifizieren lässt, dem Querbalken des Kreuzes, den der Verurteilte manchmal selbst bis zum Ort der Hinrichtung trug.“
Jedenfalls war diese Wunde an der Schulter Pater Pios, die bis 1971 unbekannt blieb, nur einer einzigen Person seit 1948 bekannt, nämlich Karol Wojtyła. In der zweiten Auflage des Buches Il papa e il frate fügt der Direktor des TeleRadio Padre Pio noch ein wichtiges Zeugnis hinzu, das die Außerordentlichkeit der Verbindung zwischen dem Ordensmann vom Gargano und Johannes Paul II. bezeugt.
Die bevorzugte geistliche Tochter Pater Pios, Cleonice Morcaldi, fragte den Pater eines Tages, welches die Wunde sei, die ihn am meisten leiden ließ – also dieselbe Frage, die auch der junge Wojtyła dem zukünftigen Heiligen gestellt hatte. Nun, gegenüber Cleonice sprach Pater Pio – im Gegensatz zu dem, was er bei jener Begegnung im April 1948 getan hatte – nicht über die Wunde an der Schulter, sondern beschränkte sich darauf, ihr mitzuteilen, dass die Wunden am Kopf ihm viele Schmerzen bereiteten. Die Frau stellte auch noch eine andere Frage: „Trug Christus das Kreuz auf beiden Schultern oder nur auf einer?“ – „Nur auf einer“, lautete die Antwort Pater Pios.
Überlieferung des hl. Bernhard von Clairvaux
Nur Karol Wojtyła hatte das Privileg, von dieser verborgenen Wunde zu wissen. Gemäß der Tradition und der Volksfrömmigkeit war etwas Ähnliches auch dem hl. Bernhard v. Clairvaux geschehen. Der heilige Abt fragte nämlich im Gebet Jesus, welches der größte Schmerz gewesen sei, den er während seines Leidens an seinem Leibe gespürt habe – eine ähnliche Frage wie die, die Wojtyła und Morcaldi dem „Heiligen vom Gargano“ gestellt haben sollen. Die Antwort lautete: „Ich hatte eine Wunde an der Schulter, drei Finger tief, und drei Knochen, die vom Tragen des Kreuzes freilagen: Diese Wunde hat mir mehr Leid und Schmerz zugefügt als alle anderen, und bei den Menschen ist sie unbekannt. Du aber, offenbare sie den Christgläubigen und wisse, dass jede Gnade, um die sie mich kraft dieser Wunde bitten werden, ihnen gewährt werden wird. Und allen, die aus Liebe zu ihr drei Vaterunser, Ave Maria und Ehre sei dem Vater pro Tag beten und mich damit ehren, denen werde ich die lässlichen Sünden vergeben und an ihre Todsünden nicht mehr denken, und sie werden nicht eines plötzlichen Todes sterben, und im Moment des Todes werden sie von der allerseligsten Jungfrau Maria besucht werden und Gnade und Barmherzigkeit erlangen.“
Es gibt auch ein Gebet, das einmal mit dem Imprimatur der kirchlichen Autorität auf Andachtsbildchen abgedruckt war und das wie folgt lautet:
Gebet zur Schulterwunde unseres Herrn, des liebsten Herrn Jesus Christus, des sanftesten Lammes Gottes. Ich armer Sünder bete Deine heiligste Wunde an und verehre sie, die Du auf Deiner Schulter bekommen hast, als Du das so schwere Kreuz zum Kalvarienberg trugst, die Wunde, bei der drei heiligste Knochen freilagen, sodass Du von ihr einen unermesslichen Schmerz empfandest: Ich bitte Dich, aufgrund der Kraft und der Verdienste dieser Wunde, mir Barmherzigkeit zu erweisen, indem Du mir all meine Sünden, die Todsünden und die lässlichen Sünden, vergibst und mir in der Stunde meines Todes beistehst sowie mich in Dein seliges Reich führst. Amen.
Kardinal Giuseppe Siri hat über Pater Pio gesagt: „Durch die Stigmata, die er getragen hat, und durch seine anderen körperlichen und seelischen Leiden lenkt Pater Pio die Aufmerksamkeit der Menschen auf den Leib Christi als Mittel der Erlösung … Das ist eine so wichtige Wahrheit, dass immer, wenn die Menschen sie im Laufe der Geschichte vergessen oder versucht haben, sie zu entstellen, Gott stets eingegriffen hat durch Ereignisse, Geschehnisse, Wunder. In unserer Zeit ist die Versuchung, die Wirklichkeit des Leibes Christi zu vergessen, sehr groß. Und Gott hat uns diesen Menschen geschickt mit der Aufgabe, uns zur Wahrheit zurückzuführen.“
Andrea Tornielli: Das Geheimnis von Pater Pio und Karol Wojtyla. Broschiert, 176 Seiten. Bestellen unter Tel. 07303-9523310, Fax: 07303-9523315, E-Mail: buch@ media-maria.de – Internet: www.media-maria.de
[1] Nachfolgender Auszug: S. 76-83. Titel der italienischen Originalausgabe: Il segreto di Padre Pio e Karol Wojtyla.
[2] „Ich … Pater Pios Zeuge“, nicht in Deutsch erschienen.
[3] „Internationales Zentrum für die Erforschung des Turiner Leichentuchs“.
[4] Das Flagrum ist eine Geißel mit mehreren Riemen oder Lederschnüren, an deren Enden sich Widerhaken und scharfe Knochenstücke o.ä. befanden.
Die Verheißung der Auferstehung
An der Wirklichkeit der Auferstehung scheiden sich die Geister. Der Glaube an die wirkliche Auferstehung Jesu Christi und an seine Verheißung von der Auferstehung des Leibes verbindet alle christlichen Konfessionen. Und doch sieht sich heute dieses gemeinsame Fundament heftigen Angriffen ausgesetzt. Weihbischof Dr. Andreas Laun betont, dass ökumenisches Bemühen nur dann fruchtbar werden kann, wenn es in diesem zentralen Glaubensgeheimnis gründet. Dies eröffnet auch den Dialog über die sakramentale Gegenwart des Auferstandenen in der Eucharistie. Denn die Zusagen des Herrn an seine Kirche zielen auf ihre Erfüllung in der „leibhaftigen Gegenwart“ dessen, der mit seinem Leib erstanden ist. Ökumenisches Bemühen um die Einheit der Christen muss an der Sehnsucht des Menschen nach dem „Bleiben des Auferstandenen“ ansetzen. So stellt der Beitrag Launs ein Plädoyer für eine richtig verstandene „Rückkehr-Ökumene“ dar.
Von Weihbischof Andreas Laun
Warum wurde ich vor 46 Jahren Priester? Auf diese Frage antwortete ich damals: Um die Auferstehung Christi und die Verheißung der Auferstehung für uns alle zu verkünden!
Schon der Titel des Themas, das mir meine evangelischen Freunde aufgetragen haben, enthält klar und eindeutig eine tröstliche Botschaft! Evangelische, orthodoxe, katholische Christen und wohl auch noch andere Christen glauben, dass die Botschaft von der Auferstehung, trotz einiger exegetischer Probleme wörtlich zu nehmen, einfach wahr ist, eigentlich nach der Vorgabe des Hausverstandes und der Art des Verstehens eines Kindes! Dieser Glaube verbindet und trägt uns und es macht keinen Sinn, ihn gegen einen anderen Artikel des Credos auszuspielen. Dennoch scheint es mir wichtig, zuerst festzustellen – „fest zu stellen“, so dass es steht! –, was wir mit Auferstehung meinen. Dazu greife ich gerne auf einen Vortrag zurück, den kürzlich Frau Professor Hanna-B. Gerl-Falkovitz gehalten hat.
Die Auferstehung
Wenn sie „Auferstehung“ sagen, meinen Christen nicht eine Form „verdünnter Existenz“ als Geist, oder nur ein Weiterleben in der Erinnerung, sondern an eine Zukunft in Leibhaftigkeit: Auferstehung zum ewigen Leben ist nicht Befreiung vom Fleisch, sondern die Befreiung des Fleisches!
So wie Jesus als „wahrer Mensch“ unter uns lebte, so werden wir wie Er auferstehen. Jesus hatte nach der Auferstehung eine „greifbare Leiblichkeit“, auch wenn diese „verklärt“ und anders war als vorher, sodass er erscheinen und durch Wände gehen konnte. Aber das ändert nichts daran, dass „die Erfahrung des Auferstandenen sinnenhaft war“. Die Wunden an seinem Leib wiesen auf eine Kontinuität seiner Leiblichkeit hin. In der Auferstehung wird „nichts übertüncht, sondern erlöst“. Die Erlösung des Fleisches in der Auferstehung, die wir erwarten, ist „nicht Auslöschung unserer Identität, sondern „Übersteigerung auf das Ganze hin“, eine „Steigerung dessen, was wir sind“, aber dabei bleiben wir ganz wir selbst! Die Art des neuen Seins nennen wir Christen, Paulus folgend, „Verklärung“, und in diesem Begriff ist „Klarheit“ enthalten! „Im Vergleich zum kommenden Leben in der Verklärung „sind wir jetzt fast tot.“ Es wird kein Ort sein, sondern eine „Bewegung zu unserem Ursprung“. Das ewige Leben ist weder ein „Aufgehen im Alles“ noch ein „Verwehen“ noch ein „Sich-Abhanden-Kommen“! Das ewige Leben im christlichen Glauben ist, so nochmal die Philosophin, ein „mich geben und mich wieder empfangen“. Bei Papst Benedikt lese ich dasselbe knapp gefasst so: „Der Auferstandene ist der Gleiche – leibhafter Mensch – der in eine andere Weise der Existenz Hinausgetretene“.
Bei all dem bleibt die Art und Weise des ewigen Lebens ein Geheimnis, und „ein Geheimnis begreift man nicht, man wird darin heimisch“. Es bleibt bei dem, was Paulus (1 Kor 2,9ff), dabei auf Formulierungen des Jesaja (64,3) zurückgreifend, so sagt und damit in unseren Herzen die Ursehnsucht nach Gott weckt: „Wir verkündigen, wie es in der Schrift heißt, was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, was keinem Menschen in den Sinn gekommen ist: das Große, das Gott denen bereitet hat, die ihn lieben!“ Damit, scheint mir, weckt Paulus im Herzen jedes hörenden Menschen jene Sehnsucht nach Gott, die jedem wirklich religiösen Leben zugrunde liegt.
Unmöglich, bei der Frage nach Auferstehung nicht auch daran zu denken, wie Paulus das Geheimnis (1 Kor,15,49-16,1) beschreibt: „Wie wir nach dem Bild des Irdischen gestaltet wurden, so werden wir auch nach dem Bild des Himmlischen gestaltet werden. Damit will ich sagen, Brüder: Fleisch und Blut können das Reich Gottes nicht erben; das Vergängliche erbt nicht das Unvergängliche. Seht, ich enthülle euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, aber wir werden alle verwandelt werden – plötzlich, in einem Augenblick, beim letzten Posaunenschall. Die Posaune wird erschallen, die Toten werden zur Unvergänglichkeit auferweckt, wir aber werden verwandelt werden. Denn dieses Vergängliche muss sich mit Unvergänglichkeit bekleiden und dieses Sterbliche mit Unsterblichkeit. Wenn sich aber dieses Vergängliche mit Unvergänglichkeit bekleidet und dieses Sterbliche mit Unsterblichkeit, dann erfüllt sich das Wort der Schrift: Verschlungen ist der Tod vom Sieg. Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel? Der Stachel des Todes aber ist die Sünde, die Kraft der Sünde ist das Gesetz. Gott aber sei Dank, der uns den Sieg geschenkt hat durch Jesus Christus, unseren Herrn.“ Daraus ergibt sich für den Menschen in der Welt ein Verhalten, das ohne diese Botschaft nicht möglich wäre: „Daher, geliebte Brüder, seid standhaft und unerschütterlich, nehmt immer eifriger am Werk des Herrn teil, und denkt daran, dass im Herrn eure Mühe nicht vergeblich ist.“
Es ist schon so: Ich brauche nicht über die Posaunen und ihren Ton und andere mögliche Fragen nachzudenken, um aus ganzem Herzen ja zu sagen zu dem, was Paulus hier schreibt. Und Christ ist wirklich nur einer, der an die Auferstehung in dem hier umschriebenen Sinn glaubt.
Angriffe
Umso erschreckender ist es zu sehen, wie die Angriffe auf den gemeinsamen Glauben aller Christen sogar die Botschaft von der Auferstehung betreffen, und ich füge hinzu: Auch in der katholischen Kirche gibt es solche Einbrüche. Ich nenne zwei Beispiele:
In einem Buch für den katholischen Religionsunterricht reden die Autoren von den „Jenseitsvorstellungen“ der verschiedenen Religionen. Die Einreihung der biblischen Botschaft als eine Vorstellung wie die anderer Religionen und der Begriff „Vorstellung“ suggerieren: es geht eben nur um subjektive „Vorstellungen“, wie sie es auch bei anderen Religionen gibt, die Unverbindlichkeit ist allen gemeinsam, die Frage der Wahrheit stellt sich eigentlich nicht! Vorstellung ja, aber nicht Überzeugung von einer Wahrheit, für die man leben und sterben könnte.
Das zweite Beispiel besteht in einem Erlebnis: Eine Religionslehrerin sagte zu mir: „Über die Eschatologie rede ich überhaupt nicht, da weiß ja ohnehin niemand etwas Genaues!“
Ich fürchte, man könnte noch viele andere Geschichten erzählen, in denen scheinbar gläubige Christen die Auferstehung leugnen, sie in Frage stellen oder so von ihr reden, dass sich aus diesem Reden beim Hörer keine Überzeugung und kein Imperativ bilden können, sondern viel eher Zweifel und Leugnung.
Gegen-Beispiele für den unerschütterlichen Glauben gibt es Gott sei Dank unzählbar viele:
Ich erinnere an das Zeugnis der Lübecker Märtyrer! Einer von ihnen schrieb kurz vor seiner Hinrichtung in einem Abschiedsbrief an seine Eltern: „Seid glücklich, ich bin es auch, in drei Stunden werde ich Jesus sehen!“ Ich erinnere auch an den Bericht von einem evangelischen Pastor in Dachau, der im Bunker verhungerte, aber solange er noch Kraft hatte durch das vergitterte Fenster rief: „Christus lebt!“
Kann man wirklich sagen: Christ ist nur, wer an die Auferstehung glaubt? Man könnte mir entgegenhalten: Müsste man mit diesem Kriterium nicht auch dem Apostel Thomas, jedenfalls vor seiner Begegnung mit JESUS, das Christsein absprechen?
Ich setze entgegen: Wann wurden aus den Aposteln, die gläubige Juden waren, gläubige Juden-Christen? Es war wohl ein geistlicher Weg, eine Entwicklung, kein Aufgeben ihrer jüdischen Identität. Es war das natürliche Werden eines auf den Messias vorbereiteten Juden zum „Judenchristen“.
Zudem ist unsere Situation längst eine ganz andere. Es ist doch so: Jedes getaufte Kind beginnt einen Weg zu Christus hin, bis der Mensch zur „Erkenntnis des göttlichen Glanzes auf dem Antlitz Christi“ gelangt und durch diese Erkenntnis beginnt, ein Christ zu sein.[1] Noch deutlicher ist das sichtbar bei jenen Christen, die als Erwachsene „in den Saal hineingelangen, in dem die Apostel, die Zeugen der Auferstehung, versammelt sind“ und in dem ihnen Jesus begegnet und ihnen Seine Wunden zeigt!
Auferstehung und Ökumene
Aber ich stelle mir jetzt die Frage: Was hat der Glaube an die Auferstehung mit der Ökumene zu tun?
Ein Stück Antwort lautet: Der erklärte Wille und damit Auftrag Jesu ist nicht „versöhnte Verschiedenheit“, sondern „versöhnte Einheit“! So wichtig es in den ersten Zeiten der Ökumene war und natürlich auch bleibt, die Gemeinsamkeiten zu betonen und alle Wege der Liebe zu beschreiten, um das Herz des jeweils anderen zu erreichen, wir dürfen nicht stecken bleiben, sondern es ist höchste Zeit, die „versöhnte Einheit“ zu suchen, gemeinsam zu suchen, mit allem Scharfsinn, mit unbesiegbarer Liebe, aber auch aller Entschlossenheit. Dabei dürfen wir uns vor Augen halten: Der Herr lebt, Er ist auferstanden, Er ist aufgefahren in den Himmel, er hat „unter uns gewohnt“, aber er ist auch „unter uns“ geblieben! Die jüdisch christliche Offenbarung hat uns einen Gott gezeigt, der von der Schöpfung an und auch nach dem Sündenfall mit den Menschen im Gespräch war, dieses trotz der unzähligen und massiven Untreuen Seines Volkes nie ganz abgebrochen hat. Von Anfang an gab es nie nur eine „Menschheits-Geschichte“, sondern immer nur eine gemeinsame Geschichte von Gott mit seinen Menschen und der Menschen mit ihrem Gott. Im Laufe dieser „Gott-Mensch-Geschichte“ ist Gott den Menschen immer näher gekommen bis zu dem unerwartet „wörtlich zu verstehenden“: „Er hat unter uns gewohnt!“ Und noch unerwarteter und unvorstellbarer: Er hat sich durch das Kreuz dem Grauen der Sünde ausgesetzt, das über ihn hereinbrach wie ein Tsunami der Hölle!
Mit der Himmelfahrt schien sein „beim Menschen sein“ zu enden? Nein, als der Auferstandene blieb er bei uns mit seiner begleitenden Vorsehung, mit seiner Gnade, mit seinem Geist. Wir Katholiken glauben: Er steigerte seine Nähe zu uns Menschen in dem Geheimnis der Eucharistie, indem ER im Brot wirklich mit Seinem Leib und Blut bei uns blieb, uns zur Nahrung und zur Löschung und Steigerung unseres beseligenden Gottesdurstes.
Das Bleiben des Auferstandenen ist die Hoffnung der Ökumene. Sie lebt von Ihm gemäß dem Wort der Schrift: „Verhärtet nicht euer Herz, hört auf die Stimme des Herrn!“[2]
Wenn wir trotz unserer Verhärtungen zu hoffen wagen, wir könnten doch noch die Mauern der Trennung hin zur versöhnten Einheit durchbrechen, dann nur, weil der Herr lebt! In England hat Papst Benedikt erlebt, wie trotz bestehender, anglikanischer und sogar katholischer Bedenken und Widerstände Einheit neu zustande kam!
Vielleicht ist es erlaubt, in einer gewissen Nähe zu Paulus zu sagen: So wie durch das Versagen des erwählten Volkes das Heil zu den Heiden kam, so wird einmal durch den Abfall vieler Christen das Heil zu jenen kommen, die Gott erwählt hat, zur vollen Einheit in Seiner, von Ihm gewollten Kirche zurückzufinden.
In diesem Sinn ist die Rückkehr-Ökumene die einzig sinnvolle! Nicht gemeint ist damit, dass sich die Einen bekehren und die Anderen hochmütig „na endlich“ sagen statt die Sünden zu bereuen, mit denen sie den Anderen es so lange schwer und unmöglich gemacht haben, zum Haus des Vaters zu kommen. Antwort gibt die Geschichte vom barmherzigen Vater: Der Sohn, der im Haus des Vaters geblieben war, war ebenfalls ein Sünder und Jesus sagt nicht, wer der größere Sünder gewesen sein mag. Aber zur Geschichte gehört wesentlich: Dem „verlorenen Sohn“ lief der Vater entgegen, dem „gebliebenen Sohn“ lief der Vater nach und es scheint, es war schwieriger, ihn an die Festtafel zu bringen, als den zuerst Genannten, weil sich der Eine seiner Sünde bewusst war, der Andere aber nicht! Aber wie man auch die „Rollen“ verteilt und wer immer sich mehr als der jüngere oder der ältere Sohn fühlen mag: Es tut weh, dass der Ältere zunächst nicht kommen wollte, aber auch, dass der Jüngere nicht dem Beispiel des Vaters folgte, ihm nachging und dann auch seinen Bruder um Verzeihung bat und darum, mit ihm zu feiern!
Schlusswort
Im Epheserbrief steht das bewegende Wort: „Ihr seid auf das Fundament der Apostel und Propheten gebaut; der Schlussstein ist Christus Jesus selbst. Durch ihn wird der ganze Bau zusammengehalten und wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn. Durch ihn werdet auch ihr im Geist zu einer Wohnung Gottes erbaut.“[3]
In diesem „Bau“, in diesem „heiligen Tempel“, in dieser Seiner – nicht „unserer“ – Kirche will Jesus alle haben, die an ihn glauben. Ob einer schon dort ist, darin bleibt, erst eintritt, zurückkommt oder auch lange Umwege auf dem Weg dorthin gemacht hat – was tut es schon, es zählt nur eines: irgendwann dort anzukommen, dort zu sein und dort zu bleiben, wo der Herr uns haben will! Sicher ist: Alle, die dort sind, sind es nicht aufgrund ihrer intellektuellen oder moralischen Leistungen, sondern einzig aufgrund der Treue Gottes zu uns Menschen und auf Grund der Gnade, die uns befähigt hat zu sprechen: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe nach Deinem Wort“.
[1] 2 Kor 4,6-7: Denn Gott, der sprach: Aus Finsternis soll Licht aufleuchten! Er ist in unseren Herzen aufgeleuchtet, damit wir erleuchtet werden zur Erkenntnis des göttlichen Glanzes auf dem Antlitz Christi. Diesen Schatz tragen wir in zerbrechlichen Gefäßen; so wird deutlich, dass das Übermaß der Kraft von Gott und nicht von uns kommt.
[2] Ps 95,8. Hebr 3,8; Hebr 4,1.
[3] Eph 2,17ff.
Deutscher Kulturpreis 2014 für Kardinal Kasper
Gemeinsames Gebet mit orthodoxen Christen
Am 14. Februar 2014 wurde in der Allerheiligen-Hofkirche der Residenz München der mit 30.000 Euro dotierte „Deutsche Kulturpreis 2014“ an Walter Kardinal Kasper verliehen. Zur Begründung sagte der bayrische Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle in seiner Laudatio: „Sie haben sich großartige Verdienste um die Ökumene erworben und so Großes für die Einheit der Christen geleistet – im Zugehen auf die evangelischen Kirchen ebenso wie auf die orthodoxen Christen.“ Auch der evangelische Altbischof Johannes Friedrich hob hervor, als „Ökumene-Minister“ im Vatikan habe Kasper viele Jahre das Verhältnis der katholischen Kirche zu den anderen christlichen Kirchen mitgeprägt. Nachfolgend ein Kurzbeitrag des Kardinals für „Kirche heute“ zur Frage nach der Möglichkeit eines gemeinsamen Gebets mit Vertretern der orthodoxen Kirchen auf offizieller Ebene.
Von Walter Kardinal Kasper, Rom
Gemeinsamer Segen mit dem Ökumenischen Patriarchen
Die Frage des gemeinsamen Gebets mit orthodoxen Christen und Bischöfen ist schon oft besprochen worden. Für die katholische Seite ist da kein Problem. Wir laden die orthodoxen Bischöfe immer zur Teilnahme (nicht Kommunion) bei unseren Eucharistiefeiern ein; sie sind immer gegenwärtig beim Abschlussgottesdienst (ein Vespergottesdienst) in St. Paul vor den Mauern unter dem Vorsitz des Papstes. Umgekehrt ist es völlig selbstverständlich, dass die römische Delegation immer bei der Eucharistiefeier im Fanar in Konstantinopel anwesend ist. Als Kardinal hatte ich immer einen Ehrenplatz gegenüber dem Thron des Patriarchen und gab am Schluss gemeinsam mit ihm den Segen. So ist das gemeinsame Beten mit dem Ökumenischen Patriarch kein Problem. In Jerusalem ist beim Treffen des Papstes mit dem Patriarchen am 25. Mai 2014 ein gemeinsames Gebet in der Grabes-/Auferstehungskirche vorgesehen. Das wäre ein bedeutender Schritt. Ich hoffe, er gelingt.
Im Allerheiligsten der Russisch-Orthodoxen Kirche
Mit der Russisch-Orthodoxen Kirche war das bisher grundsätzlich auch kein Problem. Sie anerkennt, wie mir der frühere Metropolit, heute Patriarch Kyrill, mehrfach sagte, unsere Sakramente und Weihen. Als ich zu Besuch in Smolensk war, wurde ich von ihm eingeladen, in voller liturgischer Kardinalskleidung während der Eucharistie hinter der Ikonostase Platz zu nehmen. Das ist das Höchste, was die Orthodoxen tun können. In Moskau erhielt ich ebenfalls einen Ehrenplatz. Umgekehrt waren Vertreter des Patriarchats bei der Eucharistie in der katholischen Kathedrale anwesend. Metropolit Hilarion durfte in St. Peter in Rom in der Nähe des Petrusgrabs die orthodoxe Eucharistie feiern. Mit der Russisch-Orthodoxen Kirche sollten also keine grundsätzlichen Probleme bestehen. Was gegenwärtig die Praxis in Russland selbst betrifft, müsste auf der ortskirchlichen Ebene geklärt oder zumindest vorbesprochen werden.
Große Schwierigkeiten mit der Griechisch-Orthodoxen Kirche
Anders ist es mit den Griechen, sie sind mehrheitlich gegen das gemeinsame Gebet und erkennen unsere Sakramente nicht an, weshalb sie bei Übertritt die Wiedertaufe vollziehen. Beim Besuch von Johannes Paul II. in Athen war keinerlei gemeinsames öffentliches religiöses Zeichen oder Gebet möglich. Auf dem Areopag durfte keine orthodoxe oder katholische Hymne gespielt werden, sondern Beethovens „Freude schöner Götterfunke“. Die Besuche, die ich in Athen und Thessaloniki machte, waren protokollarisch jeweils sehr freundlich, aber ohne gemeinsames Gebet. Schwierigkeiten soll es neuerdings auch mit der Rumänisch-Orthodoxen Kirche geben. Leider.
II. Vatikanum: Unterscheidung zwischen voller und unvollständiger Communio
Es wäre notwendig, dass sich die orthodoxen Kirchen untereinander in dieser Frage einig werden. Bisher haben sie den Schritt, den die katholische Kirche auf dem Vatikanum II gemacht hat, nicht vollzogen. Sie kennen offiziell nicht die Unterscheidung, die uns allerdings auch erst seit dem II. Vatikanum geläufig ist, zwischen voller und unvollständiger Communio. Da ist auch theologisch noch einiges zu tun.
„Die Kirche steht für Gottes Gebot ein!“
Gescheiterte Ehe?
Der Münchner Pastoraltheologe Prof. Dr. Andreas Wollbold geht in seinem neuen Buch „Licht für meine Pfade. Das christliche Leben neu wagen“ auch auf die heiß diskutierten Fragen der Ehe und die Pastoral an wiederverheirateten Geschiedenen ein. Er baut auf dem Grundsatz auf: „Der Kirche ist es ernst mit der Treue und der Unauflöslichkeit der Ehe. Sie ist anspruchsvoll, weil Christus selbst anspruchsvoll ist: „Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen (Mt 19,6).“
Von Andreas Wollbold
Ein katholischer Christ kann keine Ehe eingehen, wenn er sie nicht vor dem Traualtar eingeht. Eine standesamtliche Trauung oder eine bloß private Verbindung ist allenfalls ein gesellschaftlicher Vertrag. Vor Gott gilt sie nicht. Denn ohne Gottes Hilfe und die Gnade Christi eine Ehe leben zu wollen, hieße Gott selbst zu sagen: „Wir brauchen dich dafür nicht. Wir schaffen das schon allein.“ Das kann nicht gut gehen. Darum kommt alles darauf an, dass ein Zusammenleben auch von der Kirche im Sakrament gesegnet wird. Also nicht: Zusammenleben und dann später einmal kirchliche Trauung, sondern zuerst Trauung und dann die gemeinsame Wohnung!
Auch Scheidung mit Wiederheirat oder eine neue Verbindung stehen darum gegen das ausdrückliche Wort Jesu: Was Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen (Mt 19,6). Aber Scheidung ist Alltag geworden und so fragen sich viele: Ist das Gebot Jesu heute nicht unrealistisch? Gibt es nicht Situationen, in denen ein weiteres Zusammenleben nur noch Schaden anrichten würde?
Möglichkeit der Trennung
Ja, das gibt es, und die Kirche hat darum immer auch die Möglichkeit der Trennung eingeräumt, etwa bei häuslicher Gewalt oder Erniedrigung oder bei einem andauernden Verhältnis des anderen. Doch eine solche „Trennung von Tisch und Bett“ ist keine Scheidung im Sinn der Beendigung der Ehe, auch wenn die zivile Scheidung häufig mit Blick auf ihre Rechtsfolgen notwendig ist, also etwa um nicht in die Schulden des anderen hineingerissen zu werden. Doch auch bei einer zivilen Scheidung ist das Eheband nicht zerrissen. Es wird sozusagen auf Distanz gelebt. Das ist mehr als eine fromme Floskel. Im Gebet für den anderen, vielleicht auch in gemeinsamer Verantwortung für Kinder, manchmal auch in erneutem Beistand etwa in Krankheit oder bei sozialem Abstieg kann man weiterhin für den anderen da sein, auch wenn ein Zusammenleben nicht mehr infrage kommt.
Leben ohne neue Verbindung
Aber was ist, wenn nach der Trennung das Alleinleben schwerfällt und eine neue Beziehung entsteht? Unfreiwillig allein leben zu müssen, vielleicht auch verlassen worden zu sein, gehört zu den schwersten Prüfungen eines Lebens. Als Christ wird man jegliche Hilfe suchen, die einem bei ihrer Bewältigung hilft: Unterstützung durch Seelsorger, Freunde, die eigene Familie und Gleichgesinnte; praktische Hilfen, die das Alleinleben zu einem vollgültigen und glücklichen neuen Lebensentwurf machen können; das Bewusstsein, gerade in der Treue zum Eheband, das der andere beschädigt hat, nicht der Loser zu sein, sondern darin vor Gott Würde und Wert zu finden; nicht zuletzt auch die verstärkte Hinkehr zu Gott, zum Gebet, zu den Sakramenten, zu einem geistlichen Leben, das trägt und in schweren Stunden tröstet. Es gibt das Beispiel vieler Verlassener, die in Treue zum Sakrament entschieden allein leben und keine neue Verbindung suchen, und dies gehört zu den beeindruckendsten Zeugnissen für die Macht der göttlichen Gnade.
Annullierung der ersten Ehe
Dennoch noch einmal die Frage: Was ist, wenn eine neue Beziehung entstanden ist und vielleicht auch bereits zu einer zivilen Ehe geführt hat? Da gibt es zum einen die Möglichkeit eines kirchlichen Ehenichtigkeitsverfahrens für die erste Ehe, das zur sog. „Annullierung“ dieser Ehe führen kann.
Die Kirche schützt die eheliche Treue mit ihrem Recht. Aber sie ist auch erfahren genug zu wissen, dass in gar nicht so seltenen Fällen eine Ehe im Vollsinn gar nicht zustande gekommen ist. Dann kann die Ehe im Nachhinein von einem kirchlichen Ehegericht für nichtig erklärt werden. Die drei Bereiche, in denen Nichtigkeitsgründe vorliegen können, sind die Ehehindernisse, die Formmängel und die Konsensmängel.
Zustand schwerer Sünde
Wenn dies aber nicht infrage kommt, muss man sich eingestehen, dass man mit der neuen Verbindung vor Gott ebenso wie vor den Menschen eine Art Gegenzeugnis gegen die Unauflöslichkeit der Ehe und das unzerreißbare Eheband gibt. Meist entwickeln ja die eigenen Angehörigen und Freunde Verständnis und Mitgefühl mit der eigenen Situation und eine neue Beziehung wird dort meistens geradezu mit Erleichterung begrüßt. Doch diese Freude im eigenen Umfeld hat eine Logik, das sog. Recht auf einen Neuanfang, und diese Logik steht im Fall der Ehe in einem objektiven Gegensatz zum Wort des Herrn: Was Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen (Mt 19,6). Dieses Gegenzeugnis beschränkt sich aber nicht bloß auf die Menschen der eigenen Umgebung. Es greift auch entscheidend in das Verhältnis zu Gott ein. Wer nach einer Trennung eine neue Beziehung eingeht, lebt damit zumindest objektiv auf Dauer in einem Zustand schwerer Sünde, den er zudem auch gar nicht beheben will. „Ich mache das selbst mit meinem Herrgott aus“, führt da nicht weiter, denn abseits des offenbarten Willens Gottes gibt es kein tragfähiges Verhältnis zu ihm. So kann auch die Kirche um der Bedeutung des Ehesakramentes und der Klarheit gegenüber allen Gläubigen willen über das neue Verhältnis nicht hinweggehen. Ist das zu streng? Das wäre es nur, wenn es dabei um nichts ginge. Dabei geht es aber um nichts weniger als um das Heil, denn es ist an die Treue zu Gottes Gebot gebunden. Es ist wichtig, sich diesen Sachgrund vor Augen zu halten. Andernfalls nimmt man das Verhalten der Kirche persönlich und deutet es als Verlust des Respekts oder als Ausgrenzung. Doch ganz im Gegenteil bleibt man selbstverständlich ein Glied der Kirche, ja, Seelsorger und Gläubige sind ganz besonders dazu aufgerufen, sich Menschen in diesen überaus schwierigen Lebenssituationen mit viel Verständnis, Anteilnahme und Klarheit zuzuwenden.
Kein Zugang zu den Sakramenten
Aus diesem Sachgrund eines Lebens im objektiven Gegensatz zur Ordnung der Ehe kann ein solcherart in einer neuen Beziehung Lebender nicht die Sakramente empfangen. Keine Frage, das ist vor allem für Menschen, die mit der Kirche leben möchten, hart. Im heutigen gesellschaftlichen Klima liegt es dann nahe, die Kirche als unbarmherzig zu beschimpfen, ihre Ordnung zu ignorieren oder sich ganz von ihr zu entfernen. Die Härte des Gebotes der Unauflöslichkeit haben bereits die Apostel empfunden und gesagt: Wenn das die Stellung des Mannes in der Ehe ist, dann ist es nicht gut zu heiraten (Mt 19,10). Denn Mose hatte die Scheidung erlaubt, Jesus aber erwiderte: Nur weil ihr so hartherzig seid, hat Mose euch erlaubt, eure Frauen aus der Ehe zu entlassen. Am Anfang war das nicht so (Mt 19,8). So zeichnet sich das Christentum durch den Glauben aus, dass die Reinheit des Anfangs der Schöpfung auch heute lebbar ist – das Bild Gottes kann auch heute aufstrahlen.
Anlass einer tiefgehenden Bekehrung
Umso mehr stellt sich aber die Frage: Was kann die Kirche Menschen in solchen Situationen raten? Bleibt das „Du-darfst-nicht“ ihr letztes Wort, oder spricht sie daneben auch ein „Du-kannst“? Was also ist für einen Christen positiv nach Trennung und bei einer neuen Beziehung zu tun? Zunächst wird man sich ins Gebet vertiefen und dann den Rat eines verlässlichen Priesters suchen. Bei der Bewältigung und Ordnung der Lebenslage wird man sich vielleicht nicht gleich zum großen Schritt in der Lage fühlen. Doch kleine Schritte in die richtige Richtung sind immer möglich, und sie gilt es zu erkennen und zu gehen. Oft legt die Situation nur bloß, dass die lebendige Beziehung zu Gott schon seit Jahren erkaltet, dass das Glaubenswissen gering und dass die Grundlagen der Ehe nicht mit vollem Ernst angenommen worden sind. So kann die Situation zum Anlass einer Bekehrung werden, die den Glauben neu entdecken lässt.
Lösung der dauerhaften Enthaltsamkeit
Eine besondere Lösung bietet sich in dem Fall an, wenn die Sexualität bei der neuen Verbindung nicht im Vordergrund steht – und das ist wohl nicht selten der Fall –, sondern Unterstützung, Freundschaft oder auch die Mitverantwortung für die Kinder. Es mag auch sein, dass man letztlich einfach aus dem Grund eine neue Beziehung eingegangen ist, weil das moderne Leben jenseits des jungen Erwachsenenalters weithin auf Paare eingestellt ist – das beginnt schon im Hotel, wo ein Doppelzimmer oft nur wenig mehr kostet als ein Einzelzimmer. Sicher spielen auch die Erwartungen der Umwelt eine Rolle, und sie gehen nach einer gewissen Zeit der Trennung in Richtung auf eine neue Verbindung, so, als würde man damit das Signal geben: „Jetzt endlich geht das Leben auch für mich weiter!“ Wenn Menschen in der neuen Beziehung einfach ein neues Glück suchen, werden Christen ihnen selbstverständlich mit Verständnis begegnen. Doch das bedeutet nicht, es gutzuheißen. „Ich schaffe es nicht, allein zu bleiben“, ist etwas anderes, als zu sagen: „Das ist alles recht so.“ Gerade wenn aber das vorrangige Motiv der neuen Verbindung der Wunsch danach ist, jemanden an seiner Seite zu haben, steht wie gesagt die sexuelle Begegnung nicht selten gar nicht im Vordergrund. Für ein solches Paar kann eine dauerhafte Enthaltsamkeit – die sog. Josefsehe – der richtige Weg sein, auch wenn es vielleicht Jahre braucht, bis es ihn vollkommen verwirklichen kann. Sie stellt hohe Anforderungen an die Gesprächskultur – aber das ist ja, nebenbei gesagt, auch die wichtigste Bedingung für das Gelingen jeder Beziehung.
Gewiss, auch diese Lösung liegt nicht gerade im Trend der Zeit. Aber unsere Zeit hat wohl insgesamt mehr Probleme im Bereich von Sexualität und Beziehung geschaffen, als sie beseitigt hat. So darf man ihre Lösungskompetenz auch in Fragen der Wiederverheiratung getrost infrage stellen und sich besser der Kirche anvertrauen. Die Kirche hat zweitausend Jahre Erfahrung mit allen Höhen und Tiefen christlicher Ehe. Sie hat vom Herrn klare Richtlinien und dazu die Gnade des Ehesakramentes erhalten, mit deren Hilfe jedes Paar zum Ziel gelangen kann. So ist es eine der großen Aufgaben der Kirche und aller Gläubigen, Menschen jeden Alters und in jeder Lebenssituation zu helfen, diese großen Werte neu zu entdecken und zu verwirklichen.
Andreas Wollbold: Licht für meine Pfade – Das Leben neu wagen. Gebunden mit Schutzumschlag, 272 Seiten. Bestellen unter Tel. 07303-9523310, Fax: 07303-9523315, E-Mail: buch@ media-maria.de – Internet: www.media-maria.de
Rolle des „Päpstlichen Instituts für Studien zu Ehe und Familie“
Zentrales Erbe Johannes Pauls II.
Durch die Heiligsprechung Johannes Pauls II. stellt die Kirche seine Vision von Ehe und Familie als Wegweisung für alle Gläubigen heraus. Die Bischofssynode im Oktober 2014 steht unter dem Thema: „Die pastoralen Herausforderungen der Familie im Rahmen der Evangelisierung“. In einer weiteren Versammlung soll die Synode 2015 neue Leitlinien für die seelsorgliche Begleitung von Ehepartnern und Familien entwickeln. Die von Papst Franziskus auf den Weg gebrachte Vorbereitung der Synode hat bereits auf allen Ebenen zu heftigen Auseinandersetzungen über die kirchliche Sexualmoral und über den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen geführt. Überraschenderweise wurde bislang das von Johannes Paul II. gegründete Institut für Studien zu Ehe und Familie überhaupt nicht in die Diskussion einbezogen. Als Impuls kann die Ansprache Papst Benedikts XVI. vom 11. Mai 2006 anlässlich des 25. Jahrestags der Gründung dieses Instituts dienen – leicht gekürzt.
Von Papst Benedikt XVI.
Die Gründung des Instituts ist mit dem Attentat am 13. Mai 1981 verknüpft
Die Anfänge eures Instituts sind mit einem ganz besonderen Ereignis verknüpft: Am 13. Mai 1981 erlitt mein geliebter Vorgänger Johannes Paul II. auf dem Petersplatz das bekannte schwere Attentat gerade während der Audienz, bei der er die Errichtung eures Instituts hätte ankündigen sollen. Dieser Umstand gewinnt besondere Bedeutung bei dem heutigen Gedenken, das wir etwas über ein Jahr nach seinem Tod begehen. Ihr habt es unterstrichen durch die angebrachte Initiative eines Kongresses zum Thema „Das Erbe Johannes Pauls II. zu Ehe und Familie: Die menschliche Liebe lieben“.
Die Vision von Ehe und Familie ist Mittelpunkt der Sendung Johannes Pauls II.
Mit Recht empfindet ihr dieses Erbe in ganz besonderer Weise als das eure, da ihr die Empfänger der „Vision“ seid – und sie fortführt –, die einer der tragenden Mittelpunkte seiner Sendung und seiner Reflexion war: der Plan Gottes für die Ehe und die Familie. Es handelt sich um eine Hinterlassenschaft, die nicht einfach eine Ansammlung von Lehrsätzen oder Ideen ist, sondern vor allem eine von klarer Einheitlichkeit gekennzeichnete Lehre über den Sinn der menschlichen Liebe und des Lebens. Die Anwesenheit zahlreicher Familien bei dieser Audienz – also nicht nur der heutigen und der ehemaligen Studenten, sondern vor allem auch der künftigen Studenten – ist ein besonders beredtes Zeugnis dafür, dass die Lehre dieser Wahrheit angenommen worden ist und ihre Früchte getragen hat.
Der prophetischen und noch immer aktuellen Enzyklika Humanae vitae verpflichtet
Der Gedanke, „lieben zu lehren“, begleitete schon den jungen Priester Karol Wojtyla und begeisterte ihn später, als er sich als junger Bischof mit den Schwierigkeiten im Gefolge der Veröffentlichung der prophetischen und noch immer aktuellen Enzyklika Humanae vitae meines Vorgängers Paul VI. auseinandersetzte. In dieser Situation begriff er die Notwendigkeit eines systematischen Studiums dieser Thematik. Das bildete die Basis jener Lehre, die dann in seinen unvergesslichen Katechesen über die menschliche Liebe der ganzen Kirche geschenkt wurde. So wurden zwei grundlegende Elemente hervorgehoben, die ihr in diesen Jahren zu vertiefen versucht habt und die die eigentliche Neuheit eures Instituts als akademische Realität mit einer ganz spezifischen Sendung innerhalb der Kirche darstellen.
Geschlechtsunterschied von Mann und Frau hat heilsgeschichtliche Bedeutung
Das erste Element ist, dass Ehe und Familie im innersten Kern der Wahrheit über den Menschen und seine Bestimmung verwurzelt sind. Die Heilige Schrift offenbart uns, dass die Berufung zur Liebe zu jenem authentischen Abbild Gottes gehört, das der Schöpfer seinem Geschöpf einprägen wollte, als er es dazu berief, ihm gerade in dem Maße ähnlich zu werden, in dem es für die Liebe offen ist. Der den Körper des Mannes und der Frau kennzeichnende Geschlechtsunterschied ist also nicht einfach nur eine biologische Gegebenheit, sondern gewinnt eine viel tiefere Bedeutung: Er bringt jene Art der Liebe zum Ausdruck, durch die Mann und Frau – wie es in der Heiligen Schrift heißt – „ein Fleisch“ werden und so eine wahre Gemeinschaft von Personen verwirklichen können, die für die Weitergabe des Lebens offen ist; auf diese Weise arbeiten sie mit Gott an der Zeugung neuer Menschen zusammen.
Vollkommene Liebe kann nur in aufrichtiger Selbsthingabe gefunden werden
Ein zweites Element kennzeichnet die Neuheit der Lehre Johannes Pauls II. über die menschliche Liebe: die besondere Art und Weise, wie er den Plan Gottes gerade in dem Zusammentreffen der göttlichen Offenbarung mit der menschlichen Erfahrung erkennt. In Christus, Fülle der Offenbarung der Liebe des Vaters, wird in der Tat auch die volle Wahrheit über die Berufung des Menschen zu der Liebe deutlich, die nur in der aufrichtigen Selbsthingabe vollkommen gefunden werden kann.
Dem monotheistischen Gottesbild entspricht die monogame Ehe
In meiner vor kurzem erschienenen Enzyklika wollte ich hervorheben, dass gerade durch die Liebe „das christliche Gottesbild und auch das daraus folgende Bild des Menschen und seines Weges“ erhellt wird (Deus caritas est, 1). Mit anderen Worten, Gott hat sich des Weges der Liebe bedient, um das innerste Geheimnis seines trinitarischen Lebens zu offenbaren. Darüber hinaus erlaubt uns die enge Beziehung, die zwischen dem Bild Gottes, der Liebe ist, und der menschlichen Liebe besteht, zu verstehen, dass „dem monotheistischen Gottesbild die monogame Ehe entspricht. Die auf einer ausschließlichen und endgültigen Liebe beruhende Ehe wird zur Darstellung des Verhältnisses Gottes zu seinem Volk und umgekehrt: die Art, wie Gott liebt, wird zum Maßstab menschlicher Liebe“ (ebd., Nr. 11).
Gott offenbart sich auf bevorzugte Weise durch die menschliche Liebe
Diese Darlegung bleibt zum großen Teil noch zu untersuchen. Es zeichnet sich also die Aufgabe ab, die das Institut für Ehe und Familie in der Gesamtheit der akademischen Einrichtungen hat: die Wahrheit der Liebe als Weg der Erfüllung in jeder Form des menschlichen Daseins zu erhellen. Die große Herausforderung der Neuevangelisierung, die Johannes Paul II. mit solchem Schwung angeregt hat, muss durch eine wirklich tiefe Reflexion über die menschliche Liebe unterstützt werden, da gerade diese Liebe ein bevorzugter Weg ist, den Gott gewählt hat, um sich dem Menschen zu offenbaren, und er ihn in dieser Liebe zu einem Leben in der trinitarischen Gemeinschaft beruft.
Ehe darf nicht mit anderen Verbindungsformen verwechselt werden
Dieser Ansatz erlaubt uns auch, die heute weit verbreitete privatistische Auffassung der Liebe zu überwinden. Die echte Liebe verwandelt sich in ein Licht, das das Leben zu seiner Erfüllung führt und das so eine Gesellschaft hervorbringt, in der das Leben für den Menschen möglich ist. Die Lebens- und Liebesgemeinschaft, die die Ehe ist, erweist sich somit als ein wahres Gut für die Gesellschaft. Heute ist es besonders dringlich, zu vermeiden, dass die Ehe mit anderen Verbindungsformen verwechselt wird, die auf einer schwachen Liebe gründen. Nur der Fels der totalen und unwiderruflichen Liebe zwischen Mann und Frau ist imstande, die Grundlage für den Aufbau einer Gesellschaft zu sein, die für alle Menschen ein Zuhause wird.
Die eine Wahrheit über Ehe und Familie in der Vielfalt der Kulturen
Die Bedeutung, die der Arbeit des Instituts in der Sendung der Kirche zukommt, erklärt die ihm eigene Beschaffenheit: Johannes Paul II. hatte nämlich ein einziges Institut mit verschiedenen, auf die fünf Kontinente verteilten Sitzen anerkannt, mit dem Ziel, auf diese Weise eine Reflexion anbieten zu können, die den Reichtum der einen Wahrheit in der Vielfalt der Kulturen aufzeigen sollte. Diese Einheit der Sichtweise in Forschung und Lehre, bei aller Verschiedenheit der Orte und Sensibilitäten, stellt einen Wert dar, den ihr durch Entfaltung der in jeder Kultur verwurzelten Reichtümer bewahren müsst. Dieses Wesensmerkmal des Instituts hat sich für das Studium einer Wirklichkeit wie der von Ehe und Familie als besonders geeignet erwiesen. Eure Arbeit kann deutlich machen, auf welche Weise das in den verschiedenen Kulturen gelebte Geschenk der Schöpfung zur Gnade der Erlösung durch Christus erhoben worden ist.
Maria, die Mutter der schönen Liebe
Damit ihr euren Auftrag als treue Erben des Institutsgründers, des geliebten Johannes Paul II., gut erfüllen könnt, lade ich euch ein, auf die seligste Jungfrau Maria, die Mutter der schönen Liebe, zu blicken. Die erlösende Liebe des fleischgewordenen Wortes soll für jede Ehe und in jeder Familie zu einer „Quelle lebendigen Wassers inmitten einer dürstenden Welt“ werden (Deus caritas est, Nr. 42).
Das neue ESM-Musical erzählt die Geschichte von Guadalupe
Viel Gold, viel Leid und Maria
22 Studenten des aktuellen Jahrgangs der Evangelisationsschule der katholischen Gemeinschaft „Emmanuel“ (Emmanuel School of Mission – ESM) zeigen dieses Jahr ein Musical über die Geschichte von Guadalupe. Am Ende singen sie: „Es ist Gottes große Freude, überall bekannt zu sein, verkündet, geliebt und angebetet zu werden.“ Das ist eigentlich keine besondere Erkenntnis. Doch angesichts eines neuen Kontinents mit Menschen, die eine andere Sprache sprechen, eine völlig andere Kultur haben und deren Religion Menschenopfer verlangte, stand den spanischen Missionaren vor knapp 500 Jahren keine leichte Aufgabe bevor. Von diesen mühsamen Anfängen erzählt das Musical.
Von Claudia Kern
Das neue ESM-Musical mit dem Titel „Guadalupe. Wenn der Himmel eingreift“ zeigt, wie zwei völlig verschiedene Welten aufeinandertreffen und davon, wie der Himmel selbst den Weg zueinander öffnet. Auf der Bühne sehen die Zuschauer auf der einen Seite die Ratlosigkeit der Missionare sowie die Rücksichtslosigkeit der Eroberer und ihre Gier nach Macht und Reichtum, auf der anderen Seite die Verwirrung der Azteken, ihre Angst, dass die Götter sich rächen, ihr Leiden unter den neuen Herren. Zwölf Jahre nach der Eroberung Mexikos ist die Zahl der getauften Indios sehr gering, die Kluft zwischen den verschiedenen Völkern scheint unüberwindbar. Und genau in dem Moment, in dem der aztekische Kalender einen Zeitenwandel vorhersagt, geschieht etwas Ungewöhnliches.
Guadalupe – der größte Wallfahrtsort der Welt
Während bei den Musicals vergangener Jahre bekannte heilige Persönlichkeiten im Mittelpunkt standen, widmet sich das diesjährige Stück dem Thema Marienerscheinungen. Zwar gibt es auch im aktuellen Musical mit dem hl. Juan Diego einen Heiligen auf der Bühne, jedoch erzählt es weniger seine persönliche Geschichte als die eines ganzen Landes. Die Geschehnisse im Dezember 1531 in Mexiko stellen im Hinblick auf die Glaubensverbreitung tatsächlich einen Zeitenwandel dar – genau, wie es der Azteken-Kalender vorhergesagt hatte. Denn die Muttergottes von Guadalupe hatte dem einfachen Bauern Juan Diego nicht nur wiederholt zum Bischof geschickt, um eine Kirche errichten zu lassen, sie hatte ihm auch ein handfestes Beweisstück mitgegeben. Und dieses Beweisstück – ihr Abbild auf dem Umhang des Indios – ist bis heute Anziehungspunkt von ca. 20 Millionen Pilgern jährlich, was Guadalupe zum weltweit größten Wallfahrtsort macht.
Gnadenbild von Guadalupe geht mit auf Tournee
Damals ließen sich innerhalb weniger Jahre acht Millionen Indios taufen. Grund dafür war nicht nur die nicht erklärbare Entstehung des Bildes, sondern auch und vor allem die Sprache des Bildes. Zahlreiche Symbole entsprechen den Bildern und Symbolen der aztekischen Religion, so dass die Indios ohne große Katechesen verstanden, was es mit dieser Frau auf sich hat. An ihrer Kleidung und Frisur sowie aufgrund der Symbole auf ihrer Kleidung sahen sie, dass es sich um eine schwangere Jungfrau handelt, die von edler Herkunft ist und ein göttliches Kind unter ihrem Herzen trägt.
Wenn die Studenten der ESM in diesen Tagen auf Tournee gehen und das Stück ca. 15mal aufführen, führen sie auch das Gnadenbild im Großformat mit, so dass die Zuschauer vor und nach dem Musical selbst schauen können, was es damit auf sich hat. Mit vielerlei wissenschaftlichen Methoden wurde das Original schon untersucht. Doch niemand konnte das Rätsel lösen. Stattdessen kommen mit den modernen Techniken immer neue Entdeckungen hinzu – wie beispielsweise die Spiegelung einer Personengruppe (Juan Diego, der Bischof und seine Gäste) in den Augen der Muttergottes.
Originale Dialoge auf der Musical-Bühne
Wie jedes Jahr hat Autor Francis Manoukian (Priester der Gemeinschaft Emmanuel in Frankreich), wieder viel recherchiert, um den Kern der Geschichte möglichst getreu erzählen zu können. Kurze Zeit nach den Ereignissen wurden die Geschehnisse der Erscheinungen niedergeschrieben. Die Dialoge zwischen Juan Diego und der Muttergottes auf der Bühne entsprechen denen in diesem Bericht wortwörtlich. Sie wurden lediglich ein wenig gekürzt.
Mit dem Musical entstand ein großes Kunstwerk zur Ehre Gottes, das – so hoffen die Akteure – viele Menschen in ihrem Glauben bestärkt oder ermutigt, mehr von ihm zu entdecken. Im Lauf der Tournee werden die Studenten Kontakt mit ca. 10.000 Zuschauern haben.
Nähere Informationen über das Gnadenbild, die Geschichte Mexikos sowie die Tournee-Daten gibt es auf der Homepage www.esm-altoetting.de
Manifest zur Festigung der Familie
Auch die katholische Kirche spricht sich gegen eine Diskriminierung von Homosexuellen aus. Doch was im Namen der Toleranz gefordert wird, betrachtet die bekannte Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin Christa Meves als Angriff auf die demokratische Ordnung in unserer Gesellschaft. Sie nimmt dazu fachbezogen Stellung und gibt für die Auseinandersetzung mit der zunehmenden Diffamierung christlicher Überzeugungen wertvolle Argumente an die Hand.
Von Christa Meves
Das Thema Homosexualität nimmt zurzeit in unserer Gesellschaft in den öffentlichen Diskussionen einen breiten Raum ein, obgleich Handlungsbedarf zunächst nicht vorhanden war; denn in der Bevölkerung herrscht in dieser Hinsicht seit Jahrzehnten eine allgemeine Toleranz vor.
Klagen der „Benachteiligten“ bewirkten Forderungen nach Gleichstellung durch Gesetzesänderungen, denen unverzüglich nachgegangen wurde. Dessen ungeachtet wird jetzt der Anspruch erhoben, das christlich-abendländische Menschenbild, nach dem sich eine Mehrzahl der Menschen durch die Bildung von Familie ausrichtet, per staatlicher Einwirkung auf die Kindergarten- und Schulkinder und mithilfe einer Herabsetzung der bürgerlichen Familienform durch ein Lebensmodell der „Vielfalt“, also durch ein ideologisches kollektivistisches Menschenbild zu ersetzen.
Elterlicher Widerstand unter Berufung auf das Grundgesetz der BRD wird nicht nur hier – sondern als Kampfruf aus dem EU-Parlament[1] mit dem beleidigenden Ausdruck „homophob“ belegt und damit als „krank“ diffamiert. Anders Votierende werden medialer Jagdbeute ausgeliefert. Ein derart zentraler Angriff auf die demokratische Ordnung in unserer Gesellschaft nötigt zu fachbezogener Klarstellung:
1. Homosexualität ist – laut 100jähriger psychotherapeutischer Erfahrung – eine Entwicklungsstörung[2]. Sie entsteht
a. im Vorschul- bzw. Grundschulalter, wenn – in dieser Phase des Bewusstwerdens der geschlechtlichen Identität – die Erziehenden im Umfeld sich für das Kind subjektiv als unzureichende Vorbilder erweisen, oder
b. wenn im Jugendalter während der gelegentlich auftretenden homoerotischen Phase[3] homosexueller Einfluss subjektiv vordringlich wird, oder wenn
c. im Erwachsenenalter nach einer tief enttäuschenden heterosexuellen Beziehung eine homosexuelle Lebensform als Ersatz gewählt wird.
2. Der Geschlechtsunterschied zwischen männlich oder weiblich wird schon im Fötus mithilfe der Geschlechtshormone Testosteron und Östrogen festgemacht und durch entsprechende Hirnvorgänge vollzogen[4].
3. Die Identifikation mit dem angeborenen Geschlecht bedarf aber in der frühen Kindheit im Umgang mit nahen Bezugspersonen einer bewussten Bejahung des Kindes zu dieser Gegebenheit[5].
4. Unzureichende Eindrücke des Kindes können diese Identifikation des Kindes mit seinem angeborenen Geschlecht infrage stellen[6].
5. Deshalb ist es erschwerend, wenn in dieser Phase in Kita, Kindergarten und Grundschule eine noch bestehende Unsicherheit bei einigen der Kinder durch Genderismus verstärkt, das Zeitfenster also durch Außeneinwirkung künstlich offengehalten wird[7].
6. Durch Elternberatung und Psychotherapie ist es hingegen möglich, Kindern, die in diesem Alter noch damit eine Schwierigkeit haben, zum Abbau ihrer Unsicherheit zu verhelfen[8].
7. Nach dem langjährigen Praktizieren einer Perversion ist Veränderung – genauso wie bei jeder langjährigen Eingewöhnung einer bestimmten Verhaltensweise – allenfalls mithilfe eines sehr starken Leidensdruckes des Patienten und seiner intensiven Mitarbeit – selten nur noch gegeben[9].
8. Bei einer vollständigen Aufklärung über Homosexualität müsste sachlicherweise vermittelt werden, dass diese Lebensform ein vermehrtes Risiko in sich birgt, sich mit chronischen, nicht heilbaren Krankheiten wie HIV, Hepatitis C und A u.a. zu infizieren. Infolgedessen ist bei homosexuell praktizierenden Männern die Lebenserwartung statistisch um Jahrzehnte geringer als die von anderen[10].
9. Das Jugendalter eröffnet mit der Geschlechtsreife ein Zeitfenster für Ablösungsbedürfnis, Experimentierfreude und Abenteuerlust[11]. Deshalb ist es für Manipulation auf dem Sektor Sexualität besonders empfänglich.
Die Entfaltungsoffenheit des Menschen in Kindheit und Jugend während der Zeit seiner Unmündigkeit verpflichtet eine demokratische Gesellschaft, durch Elternhaus, Kirche und Schule den Kindern Orientierungshilfen angedeihen zu lassen, die es ihnen ermöglichen, Lebensformen einzuschlagen, die erfahrungsgemäß Leistungsfähigkeit und Gesundheit begünstigen[12].
10. Da darüber hinaus die Produktion von Nachkommen ein existenziell notwendiges Zukunftspotential bedeutet, braucht die sich in dieser Hinsicht bewährt habende Familie eine politische Berücksichtigung, ja eine Abstützung und nicht ihre Minderung. Unsere Gesellschaft bedarf nicht eines Kampfes um die Dominanz einer Lebensform vor derjenigen der anderen, sondern eines gemeinsames Bemühens aller Menschen, um den Abrutsch in die Verarmung aufzuhalten[13].
Quellenangaben:
[1] http://sitzspoe.spoe.at/story/eu-parlament-fordert-fahrplan-gegen-homophobie
[2] http://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_Nicolosi
[3] E. Spranger: Psychologie des Jugendalters, Leipzig 1953.
[4] L. Elliot: Was geht da drinnen vor, Hamburg 2002.
[5] C. Meves: Geheimnis Gehirn, Gräfelfing 2007.
[6] Jacobi, J.: Case of Homesexuality, Journal Analytical Psychology 14,
1969, 51. Zitiert nach C. Vonholdt, Bulletin a.a.O., 11.
[7] G. Kuby: Die globale sexuelle Revolution, Kisslegg 2013.
[8] http://www.kath.net/news/37140.
[9] www.kath.net/news/37140, C. Meves: Wohin? Auf der Suche nach
Zukunft, Bad Schussenried 2011 Dies.: Verführt. Manipuliert. Pervertiert, Gräfelfing 2013.
[10] Hogg, Robert S. Et al.: Modellingthe Impact of HIV Disease on
Mortalitiv in Gay and Bisexual Men, Int. Journal of Epidemiology,
Vol. 26, No.3, 1997, S. 657-661.
[11] A. Dührsen: Psychotherapie bei Kindern und Jugendlichen, Göttingen 1960.
[12] C. Meves: Erziehen lernen, 2012.
[13] H. Birg: Die demographische Zeitenwende, München 2005.
Die Osterkerze des Papstes als Abschiedsgeschenk
Gefährten auf dem Weg durch das 20. Jahrhundert
Es war der 27. April 2002, als die beiden Freunde Abschied voneinander nahmen. Jahrzehntelang waren Karol Wojtyla und Pater Werenfried van Straaten, der Gründer von „Kirche in Not“, Weggefährten gewesen. Auf den Tag genau zwölf Jahre nach dieser letzten Begegnung wird Papst Johannes Paul II. in Rom heiliggesprochen.
Von Eva-Maria Kolmann
Es war eine Geste voller Symbolkraft, als Papst Johannes Paul II. seinem Freund Pater Werenfried die Osterkerze aus seiner Privatkapelle schenkte. Zum letzten Mal hatten sie gemeinsam die heilige Messe gefeiert. Niemand hat diese letzte irdische Begegnung so schön beschrieben wie der 2007 verstorbene italienische Journalist Orazio Petrosillo, der diese Momente miterleben durfte: „Sie waren zu Tränen gerührt. Wie oft hatten sie aneinander gedacht, füreinander gebetet? Jetzt sahen sie sich wieder, der Heilige Vater und sein Freund Pater Werenfried. Beide gezeichnet von Alter und Krankheit, und dennoch voll Leben und Charisma. Nach der Messe umarmten sie sich in der Privatbibliothek. Wenige Worte, lange Blicke, Tränen der Rührung.“
Sie kannten sich schon lange, bevor Karol Wojtyla 1964 Erzbischof von Krakau wurde. Der spätere Papst kam lange Jahre als Beauftragter der polnischen Bischofskonferenz zu Pater Werenfried, um über Hilfsprojekte für die Kirche in seiner kommunistisch regierten Heimat zu sprechen. Ihren ersten gemeinsamen Kampf führten der junge Erzbischof und Pater Werenfried im Jahr 1967, als die Kommunisten in der Nähe von Krakau eine Arbeitersiedlung des Eisenhüttenkombinates für 200.000 Einwohner errichteten, die als „Stadt ohne Gott“ geplant war. Um den Atheismus zu fördern, wurde hier absichtlich keine Kirche eingeplant. Allen Widerständen zum Trotz wurde dennoch Sonntag für Sonntag mit Tausenden Gläubigen die heilige Messe rings um ein unter freiem Himmel aufgestelltes Kreuz gefeiert. Trotz aller Schikanen seitens der Kommunisten wurde schließlich mit der Hilfe von „Kirche in Not“ ein Gotteshaus für 5000 Gläubige gebaut. 1977 konnte die Kirche von Erzbischof Wojtyla eingeweiht werden. Dieser gemeinsame Sieg gegen die Regierung war auch für die Kirche in den ebenfalls kommunistisch regierten Nachbarländern ein großes Zeichen der Ermutigung.
Beide glaubten fest daran, dass der Eiserne Vorhang eines Tages fallen und Gott in die atheistisch regierten Länder zurückkehren würde. Beide geißelten den Kommunismus im Osten ebenso wie die „Kultur des Todes“ im Westen. Beide waren kompromisslos und furchtlos darin, die Wahrheit beim Namen zu nennen und die zahlreichen Angriffe gegen Gott und den Menschen in letzter Konsequenz als Werk des Bösen zu erkennen. „Politische Korrektheit“ und die Meinung des Mainstreams waren nicht ihr Maßstab. Auch in ihrem Streben nach Versöhnung waren sie prophetische Verbündete. So beauftragte Papst Johannes Paul II. Pater Werenfried damit, nach dem Zusammenbruch des Kommunismus die Versöhnung mit der russisch-orthodoxen Kirche zu suchen. Daraufhin reiste Pater Werenfried noch im fortgeschrittenen Alter zweimal nach Russland und begegnete Patriarch Aleksij II. und zahlreichen orthodoxen Bischöfen, denen er sein Gebet und seine tätige Hilfe versprach. Denn die orthodoxe Kirche musste in Russland nach über 70 Jahren der Verfolgung ebenso bei Null anfangen wie die katholische Kirche. Der Papst ließ sich nach beiden Russlandreisen von Pater Werenfried ausgiebig Bericht erstatten und legte höchsten Wert darauf, über alle Entwicklungen persönlich informiert zu werden.
Papst Johannes Paul II. war es, der das Wort prägte: „Wir brauchen zwei Lungen: die westliche und die östliche, mit denen die Christenheit atmet.“ Inzwischen sind Bilder orthodoxer Würdenträger, die im Vatikan ein- und ausgehen, und katholischer Würdenträger, die ihre orthodoxen Mitbrüder im Bischofsamt besuchen, nahezu normal geworden. Im Laufe der Zeit sind viele Freundschaften entstanden. Die jüngere Vergangenheit zeigt nahezu ein Feuerwerk der ökumenischen Begegnungen, von dem noch vor zwanzig Jahren fast niemand zu träumen gewagt hätte. Zu den wenigen Menschen, die es dennoch gewagt haben, gehören Papst Johannes Paul II. und Pater Werenfried. Auch heute noch ist „Kirche in Not“ diesem Auftrag treu, den auch die Nachfolger dieses großen heiligen Papstes mehrfach bestätigt haben. Erst kürzlich forderte Kurt Kardinal Koch, der Präsident des Päpstlichen Einheitsrates, „Kirche in Not“ dazu auf, den Weg des Dialogs fortzusetzen.
Eine besondere Rolle in ihrem Wirken spielte die große Verehrung der Muttergottes, die Papst Johannes Paul II. und Pater Werenfried teilten und die auch Katholiken und Orthodoxe in besonderer Weise verbindet. So wollte es die Vorsehung, dass das Gnadenbild der Muttergottes von Kasan, der in Russland am stärksten verehrten Ikone, zu Sowjetzeiten gewissermaßen „katholisches Asyl“ fand. Nachdem sie Mitte der 1960er Jahre in das Marienheiligtum von Fatima gelangt war, wurde sie Papst Johannes Paul II. im Jahr 1993 als Geschenk überreicht. Der Papst bewahrte sie in seinen Privatgemächern auf und verehrte sie zutiefst. Als er sie im Jahr 2004 der russisch-orthodoxen Kirche zurückgab, sagte er während der Andacht zur Verabschiedung der Kasanskaja: „Wie oft habe ich seit diesem Tag die Muttergottes von Kasan angerufen und sie gebeten, sie möge das russische Volk, von dem sie so sehr verehrt wird, beschützen und leiten und bald den Zeitpunkt herbeiführen, an dem alle Jünger ihres Sohnes sich als Brüder anerkennen und die verletzte Einheit vollkommen wiederherstellen.“
Sowohl Johannes Paul II. als auch Pater Werenfried waren zutiefst mit dem Marienheiligtum in Fatima verbunden, wo die Ikone der Muttergottes von Kasan 30 Jahre lang Asyl gefunden hatte. Sie sahen in den Botschaften, die die Muttergottes 1917 an drei Hirtenkinder gerichtet hatte, eine wichtige Warnung vor den Gefahren des Kommunismus und des Atheismus, denen es zu begegnen galt. Papst Johannes Paul II. schrieb die Tatsache, dass er das Attentat vom 13. Mai 1981 überlebte, der Hilfe Unserer Lieben Frau von Fatima zu. Er ließ die Kugel, die ihn fast getötet hätte, in die Krone der Madonna einarbeiten. Pater Werenfried wurde eingeladen, mit Papst Johannes Paul II. die heilige Messe zu feiern, als dieser am 13. Mai 2000 in Fatima die beiden Hirtenkinder Francisco und Jacinta seligsprach. Die abendliche Lichterprozession, bei der er unmittelbar hinter dem Gnadenbild im Rollstuhl durch die Menge von einer Million Pilger geschoben wurde, gehörte für Pater Werenfried zu den Höhepunkten seines Lebens.
Die beiden Weggefährten sind nun im Himmel vereint. Einer von ihnen wird am 27. April auf den Tag genau 12 Jahre nach ihrer letzten Begegnung heiliggesprochen. Gemeinsam haben sie viele historische Momente des 20. Jahrhunderts erlebt. Seite an Seite haben sie gekämpft, immer waren sie prophetisch, oft wurden sie verkannt. Ihr Vermächtnis ist gigantisch. „Kirche in Not“ ist diesem Erbe bis heute verpflichtet. Orazio Petrosillo berichtete von ihrem Abschied: „Johannes Paul II. legte seinem alten Freund die Hand auf die Schulter. Es war seine Geste als Nachfolger Petri, um ein Werk der Vorsehung wie „Kirche in Not“ mit dem ureigenen Charisma des Papstes gleichsam zu bestätigen.“
Gender-Wahn der Landesregierung – leider kein Einzelfall
Europa und die christliche Familie
Pater Notker Hiegl OSB stellt einen Brief vor, den er an zwei Politiker gerichtet hat. Es handelt sich um Guido Wolf MdL, den Präsidenten des Landtages von Baden-Württemberg, und um Volker Kauder MdB, den Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion in der Hauptstadt Berlin. Wolf hatte ihm in einem Schreiben vom 29. Oktober 2013 für sein „unermüdliches Engagement“ gedankt. P. Notker setze sich „mit ganzer Kraft und voller Hingabe für einen gelebten Glauben in ganz Europa“ ein. Kauder hatte beim jährlichen Weihefest der Kapelle „Maria Mutter Europas“ in Gnadenweiler am 9. Juni 2013 eine flammende Rede über die christliche Identität des europäischen Kontinents gehalten. Angesichts der Auseinandersetzungen um den Bildungsplan in Baden-Württemberg verteidigt Pater Notker die christliche Sicht von Ehe und Familie.
Von P. Notker Hiegl OSB
Zwei Berufspolitikern mit Spitzenfunktionen habe ich einen Brief über die christliche Sicht von „Familie und Ehe“ geschickt. An diesen Werten müssen sich auch die Entscheidungsträger in Politik und Gesellschaft orientieren. Bevor ich näher darauf eingehe, möchte ich den Hauptteil meines Schreibens wiedergeben.
Das Bild der „Sagrada Familia“
„Viele Kirchen tragen den Namen ‚Heilige Familie‘. Die berühmteste unter ihnen ist wohl die Kirche ‚Sagrada Familia‘ in Barcelona, zu der jährlich rund zwei Millionen Besucher strömen. Geplant und begonnen von dem weltberühmten Architekten Antonio Gaudi wird an diesem gigantischen Bauwerk mit den unglaublich-seltsam geformten Türmen seit mehr als 130 Jahren gebaut und ist bis heute nicht vollendet. Die einen rechnen mit der Fertigstellung in rund 30 bis 50 Jahren, die anderen sehen in dem Bauwerk eine Dauerbaustelle, an der jede Zeit ihre künstlerischen Spuren hinterlassen hat und weiterhin hinterlassen wird. Die zeitbedingten Spuren werden allerdings immer so sein, dass der ursprüngliche Plan des Bauherrn erkennbar bleibt, eine gigantische Kirche mit 18 Türmen. Ob diese Kirche ‚Sagrada Familia‘ ein Bild für die Familie im Wandel der Zeit sein kann? Hat nicht jede Zeit ihre Vision von der Familie?
Die gegenwärtige Verwirrung
Die heutige Familie ist nicht mehr die bäuerlich geprägte Familien-Idylle des 19. Jahrhunderts mit zwei, drei Generationen unter ein- und demselben Dach: die Frau daheim am Herd, zuständig für die Kinder und die Hausarbeit, der Mann mit den Knechten auf dem Feld, die Kinder helfen nach der Schule so früh wie möglich mit im Haushalt, ziehen die saubere Schulkleidung ab und legen einen Arbeitskittel den Tag über an. Heute ist vieles anders. Die Soziologen sagen uns, dass sich kaum etwas so stark geändert hat, wie das Bild von Ehe und Familie. Auch die meisten Frauen sind ins öffentliche Arbeitsleben eingebunden, sind finanziell unabhängiger, die Regelung der Vermögensverhältnisse ist nicht mehr einseitig patriarchalisch festgelegt, es gibt mehr und mehr Patchwork-Familien, schon als etwas Normales angesehen, ja fast in jedem Ort gibt es homosexuelle Partnerschaften. Das ist ein Bild der Realität unserer Zeit. Und die Zeitungen berichten soviel über außereheliche Verbindungen und Veranstaltungen, dass man allmählich glauben könnte, ‚normal‘ zu sein ist etwas ‚Unnormales‘.
Herausforderung an uns Christen
Da sind wir Christen natürlich zur Stellungnahme herausgefordert. Ist der ursprüngliche Plan von Familie noch zu erkennen? Bei ,Sagrada Familia‘ in Barcelona kann man in den Skizzen des Architekten Gaudi nachschauen. In welche Baupläne können wir aber schauen? Unser Bauplan der Familie ist einwandfrei die Bibel, das ist unsere ‚Magna Charta‘! Darin entdecken wir sowohl eine zeitbedingte Vielfalt besonders im Alten Testament, aber auch Grundsätze durch Jesus Christus, die für die christliche Ehe unaufgebbar sind. Nicht die Festschreibung traditioneller Geschlechtsrollen, wer verdient oder ob beide Elternteile verdienen gehen, macht Ehe und Familie aus, sondern eine weit umfassendere Aufgabe: Familie ist der konkret erfahrbare Ort der Liebe und gegenseitiger Zuwendung von Mann und Frau, in ihrer Leibesfrucht, dem Kinde. Für Kinder gibt es keinen besseren Ort, an dem sie Verlässlichkeit, Verbindlichkeit und ein fröhliches Miteinander erfahren und lernen können, wie bei Vater und Mutter. Wie soll das Kind es lernen bei ‚zwei Vätern‘ oder bei ‚zwei Müttern‘ (oder auch in der ‚Kita‘)? Es ist eine Perversion, wenn für Homo-Gemeinschaften, seien sie lesbisch oder schwul geprägt, in der Politik und im Steuerwesen der Begriff ‚Ehe‘ benützt wird. Nichts kann die Mutterbrust, die streichelnde Mutterhand, die mütterliche Troststimme, den väterlichen Rat und seine feste Hand ersetzen. Jeder Psychologe wird dies ebenfalls sagen, so zu lesen bei Christa Meves, der berühmtesten Psychologin Deutschlands, die vor wenigen Jahren ob der biblischen Mutter-Kind- und Vater-Beziehung zum katholischen Glauben konvertiert hat. Nichts ist so bereichernd wie die Herzbeziehung zwischen Kind und Mutter und Vater.
Wie das Bild der Familie in 100 Jahren aussehen wird, können wir heute nicht sagen. Unsere Nachkommen werden es erfahren. Die Skizze des Bauherrn, des Schöpfergottes, das wünsche ich mir heute schon – und dafür ‚kämpfe‘ ich – möge erkennbar bleiben: die Familie von Mann und Frau und Kind als Gedeihraum der menschlichen Liebe.“
Soweit aus dem Brief an die beiden Politiker.
Der Gender-Wahn der Landesregierung
In der Montags-Ausgabe des „Gränzboten“ (Tuttlingen, vom 3. März 2014) wird mit Bildern berichtet, wie 400 Befürworter des Grün-Roten Bildungsplanes mit „Liebe kennt keine Geschlechter“ in Stuttgart für die „Gender-Idee“ demonstrieren. Gleichzeitig demonstrieren bei einer Gegenkundgebung 800 Teilnehmer für das „christliche Ehe- und Familienbild“. Die sexuelle „Vielfalt“ soll im Unterricht an Baden-Württembergs Schulen Lehrfach werden: „Komm wir spielen Trans, Schwucke und LesbenMädchen und Erich heiratet Hans…“ Zwei Demonstrationen, die Polizei setzt Reiter ein, es fliegen Bananenschalen, Tomaten, Wasserbomben und Farbbeutel in Richtung der Gegner des Bildungsplanes. Diese sangen Kirchenlieder. – Soweit aus dem Zeitungsbericht.
Was bedeutet „Gender-Ideologie“?
Was ist nun unter der Gender-Ideologie zu verstehen? Hier werden lesbische Frauen, homosexuelle Männer, Bisexuelle, Transsexuelle und so genannte Intersexuelle (Queer) als unhinterfragbare persönliche Prägungen erklärt, die auf der gleichen Ebene stehen wie heterosexuelles Mann- und Frau-Sein. Unterschieden wird das biologische Geschlecht (sex) vom sozialen oder kulturellen Geschlecht (gender), das vom biologischen Geschlecht abweichen könne. Die einflussreichste Vertreterin der Gender-Idee, Judith Butler, ebenfalls eine Lesbe, stellt sogar die sexuell geprägte Leiblichkeit selbst als Kulturprodukt dar: „sex“ löst sich damit in „gender“ auf.
Schon Friedrich Engels hatte eine Abschaffung der Familie und eine Kindererziehung durch das Kollektiv gefordert. Die von den Marxisten stigmatisierte Familie, die als Unterdrückung der Frau gebrandmarkt wird, wird von der neomarxistischen Bewegung der „Frauenbefreiung“ (Women’s Liberation Movement) als allerschlimmste Struktur der Unterdrückung erklärt, die noch tiefer reiche als die Unterschiede zwischen den Klassen. In der Heiligen Schrift jedoch erscheinen Mann und Frau gleichermaßen als Ebenbild Gottes (Gen 1,26). In diesem Miteinander ist ein Zueinander begründet, das seinen Schwerpunkt in Ehe und Familie findet. Mann und Frau sind gleich in ihrer Würde als Person, aber ergänzen sich gegenseitig als Mann und Frau.
Der Liebesbund zwischen Christus und seiner Kirche
Eine Kernstelle der christlichen Ehelehre findet sich im Epheserbrief, der den Liebesbund zwischen Christus und der Kirche mit der Ehe vergleicht (Eph 5,21). Der Mann soll seine Frau lieben, wie Christus sein Leben für die Kirche hingegeben hat. Die Frau hingegen soll ihren Gatten als „Haupt“ respektieren. Beides ist in einer inneren Verbindung zu sehen: Eine jegliche menschliche Gemeinschaft, auch die Ehe, braucht eine personale Leitung; wo das Haupt fehlt, löst sich die soziale Ordnung auf; die Leitungsaufgabe ist freilich als Dienen zu sehen, das bis zur Hingabe des eigenen Lebens geht: „Haupt sein heißt von Christus her sich selbst für die Frau geben“ (J. Ratzinger: Die Zeit der Frau, 1988, 116). Im Sakrament der Ehe hat Christus die ursprüngliche Ordnung erneuert: die unauflösliche Ehe zwischen einem Mann und einer Frau, eine Gemeinschaft, die sich öffnet für Kinder.
Wachen wir Christen endlich auf in der Schlafwagen-Abteilung unseres Europäischen Zuges, angefangen von den Landesregierungen bis hin zu den Europäischen Institutionen! Unser Zeugnis ist in allen Fragen der Öffentlichkeit gefordert. Wir müssen dem Toleranz-Geschwafel von der Gleichwertigkeit und Egalität der Religionen eine mutige Absage erteilen und das Zueinander und Miteinander von Mann und Frau im Licht der biblischen Offenbarung hervorheben. Beten wir dafür, dass Europa ein biblischer, ein christlicher Kontinent bleibt!
Aufruf zum Gebet für die Heiliglandreise im Mai 2014
Die Friedensmission von Papst Franziskus
Am 5. Januar 2014 kündigte Papst Franziskus eine Heiliglandpilgerfahrt mit den Worten an: „In der Atmosphäre der Freude, die für diese Weihnachtszeit typisch ist, möchte ich verkünden, dass ich, so Gott will, vom 24. bis 26. Mai eine Pilgerreise ins Heilige Land machen werde… Ich bitte euch, schon ab jetzt für diese Wallfahrt zu beten, die eine Wallfahrt des Gebetes sein wird.“ Der Kapuziner-Bruder Tilbert Moser betont: „Wir alle sind also aufgerufen, diese Pilgerfahrt mitzubegleiten und geistig mitzutragen.“ In seinem Beitrag versucht er die Tragweite der bevorstehenden Reise zu beleuchten. Gleichzeitig stellt er Papst Franziskus als „Verkünder des Friedensplanes Gottes“ sowie das „Übermenschliche seines Auftrages“ heraus.[1]
Von Br. Tilbert Moser OFMCap
Die bevorstehende Pilgerfahrt von Papst Franziskus führt in drei Zentren und Länder: Jerusalem (Israel), Bethlehem (Palästinensische Autonomie, PA) und Amman (Jordanien). Der Papst wurde eingeladen von den „Chefs“ dieser Länder: Präsident Shimon Peres (der den Papst am 30. April 2013 besuchte) und Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, Präsident Machmud Abbas von der PA (der den Papst am 17. Oktober 2013 besuchte), und König Abdullah II. von Jordanien (der den Papst am 29. August 2013 besuchte).[2] Als Hauptziel dieser Fahrt nennt der Papst, „an das historische Treffen zwischen Papst Paul VI. und dem Patriarchen Athenagoras am 5. Januar (1964) genau vor 50 Jahren zu erinnern“.
Der ökumenische Charakter ist breit gesteckt: Zur Eucharistiefeier in der Heiliggrabkirche von Jerusalem sind alle in Jerusalem anwesenden Kirchen eingeladen. Als Höhepunkt setzt der Papst ein Zeichen der Einheit durch das Mitfeiern mit Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel, dem Nachfolger von Patriarch Athenagoras. Auch in Bethlehem wird der Papst die Messe mit der Liturgie des Weihnachtstages mit Vertretern aller Kirchen und Riten in der Stadt feiern.
In seiner ökumenischen Weite bezieht der Papst auch die Juden, unsere „älteren Brüder“ (Ausdruck von Papst Johannes Paul II.) mit ein. Dazu wird ihn u.a. Pater David Neuhaus SJ, Sohn von Holocaust-Überlebenden, der als Patriarchalvikar für die Hebräisch sprechenden Katholiken beauftragt ist, begleiten. Bekanntlich hat Papst Franziskus viele Freunde unter Rabbinern. Aufsehen erregte das freundschaftliche Zusammensein des Papstes bei koscherem Mahl am 16. Januar 2014 mit 15 leitenden Rabbinern einer argentinischen Gemeinschaft in der Casa Santa Marta, von ihnen erlebt als geistliche Neuorientierung. Der Rabbiner Abraham Skorka, sein besonderer Freund aus Argentinien, der die Gespräche mit ihm als Buch herausgab, wird ihn auf der Pilgerfahrt begleiten. Als Zeichen seiner Solidarität mit seinen „älteren Brüdern“ wird der Papst auch ihre heiligste Stätte besuchen, die Klagemauer am Tempelberg, sowie die Holocaust-Gedenkstätte (Yad Vashem).
Dass der Papst auch den Islam, der im Nahost-Konflikt eine Schlüsselrolle spielt, einbeziehen muss, liegt auf der Hand (obwohl der Dialog mit den Moslems nicht auf derselben Linie wie die Ökumene von Christen und Juden liegt). Am 27. Februar empfing er im Vatikan eine interreligiöse Gruppe, die sich auf der Rückreise aus dem Heiligen Land befand, bestehend aus 15 Juden, 15 Moslems und 15 Katholiken. Sie hatten in den drei Ländern (Israel, Jordanien, PA) hohe Persönlichkeiten aus Politik und Religion besucht. An diesem freundschaftlichen Treffen im Vatikan nahmen auch Kardinal Kurt Koch, Präsident der Kommission für religiöse Beziehung zum Judentum, und Kardinal Jean-Louis Tauran, Präsident des Päpstlichen Rates für Interreligiösen Dialog, teil.
Wir bewundern das Charisma des Papstes, Barrieren zu überschreiten und freundschaftliche Beziehungen zu diametral verschieden gesinnten Menschen zu knüpfen, gewiss nicht aus bloßer diplomatischer Berechnung, sondern aus seinem „evangelischen“ Drang, alle Menschen die Liebe Gottes, die sich in Jesus offenbart hat, spüren zu lassen, ohne dabei in „Proselytismus“ zu verfallen, wie er immer wieder betont. Wer wissen will, was den Papst bewegt und welche Botschaft er allen verkünden will, bekommt eine eindeutige Antwort in seinen Ansprachen und Schreiben (v.a. Evangelii gaudium). Der Geist seiner Pilgerfahrt zeigt sich schon in der Ankündigung: „in der Atmosphäre der Freude, die für diese Weihnachtszeit typisch ist“. Es geht dem Papst um den Frieden, den die Engel bei der Geburt Jesu in Bethlehem ausgerufen haben, den Frieden des Messias Israels und Heilands der Völker.
Bedenken und Spannungen
Verständlicherweise weckt diese Reise bei vielen ernste Zweifel und Bedenken. Überspielt der Papst mit seinem Charme nicht scheinbar unüberwindliche Gegensätze der Weltanschauungen und politischen Optionen? Träumt er nicht insgeheim von einer humanitären „Welteinheitskirche“, wie einige ihm unterschieben, weil er auch Moslems als seine Brüder anspricht und er nicht zu wissen scheint, dass der Gott des Koran dem christlich-jüdischen Gott diametral entgegengesetzt ist?
Obwohl diese Pilgerfahrt ausdrücklich keine politische Friedensvermittlungsaktion sein will, kommt sie nicht darum herum, politische Sensibilitäten und Hoffnungen anzurühren. So sagte der jordanische Pater Rifaat Bader, der zu den Organisatoren der Papstreise gehört, der Papstbesuch „diene den diplomatischen Beziehungen zwischen den drei Staaten“ (ZENIT, 26. Febr. 2014). Der Papst würde im Helikopter von Jordanien nach Bethlehem fliegen „zur Unterstützung des palästinensischen Staates…, der Besuch des Papstes verdeutliche die Position des Heiligen Stuhls, der Palästina anerkenne und unterstütze.“ Dieser Besuch sei „ein Schrei nach Frieden“ und werde unter dem Motto „Freude und Hoffnung“ stehen.
Schon Papst Benedikt hatte bei seinem Heiliglandbesuch die „Zweistaatenlösung“ zur Überwindung des Nahostkonflikts propagiert, wie es später auch Kardinal Koch in seinem Gefolge tat. Doch seither wurde es noch deutlicher, dass dies eine Utopie ist, da die Palästinenser bzw. ihre Rädelsführer weder fähig noch bereit sind, einen eigenen Staat, der friedlich mit einem Judenstaat kooperieren würde, aufzubauen. Mehrmals hatten sie die Möglichkeit, einen eigenen Staat aufzubauen, abgelehnt.
Pater Bader sieht den blutigen Krieg, vor allem in Syrien, als „Krieg des Terrorismus gegen Christen und Moslems in gleicher Weise“. „Es ist für uns arabische Christen die Gelegenheit, unsere Unterstützung beim Dialog und zur Freundschaft zwischen Moslems und Christen zu zeigen. Wir müssen eine einzige Front gegen den Terrorismus und den Fundamentalismus bilden, gegen die erzwungene Einbindung der Religionen in politische Auseinandersetzungen.“ Arabische Christen und Moslems sollen also eine einheitliche Front bilden gegen den Terrorismus (dessen Schärfe sich aus dem Koran nährt!). Darum habe Palästina (d.h. die PA-Führung) neulich entschieden, die religiöse Konfession aus dem Personalausweis zu streichen. „Ich glaube, das ist ein großer Schritt nach vorn. Wir dürfen Menschen nicht nach ihrem Glauben, sondern als menschliche Wesen behandeln. Unser Wunsch ist es, dass der Besuch des Papstes ein Beitrag in Richtung Gleichheit und friedliches Zusammenleben werde.“ Tatsächlich gab es Zeiten, wo christliche und muslimische Araber friedlich zusammenlebten – bis der islamistische Virus einzudringen begann mit der Folge, dass Christen in arabischen Ländern (im Unterschied zu Israel) erschreckend schwinden. Paradebeispiel ist Bethlehem, das einst eine überwiegend christliche Stadt war, wo heute nicht mehr als 15% Christen leben. Mit dem Islamismus hatten sich die rivalisierenden arabischen Großmächte verbündet, die nicht dulden konnten, dass die Palästinenser friedlich in einem Judenstaat bzw. zusammen mit ihm leben konnten, und die darum jede Kooperation blockierten und Israel in einen Verteidigungskrieg trieben. Das von Pater Bader gelobte Zusammenrücken von arabischen Christen und Muslimen und dass die Christen im Personalausweis als Christen verschwinden wollen, könnte schließen lassen, dass die verschwindende Minorität der Christen bereit ist, ihr Profil als Zeugen Christi aufzugeben und damit ihren Auftrag als Brückenbauer zwischen Moslems und ihren „älteren Brüdern“, den Juden, zu verfehlen.
Viele palästinensische Theologen vertreten die Auffassung, dass die zionistische „Heimkehr der Juden ins Land der Väter“ als „illegitime Besatzer“ mit der Gründung ihres Staates schuld sei an ihrem Unglück, weshalb sie den jüdischen Staat delegitimieren und damit die Voraussetzung für eine für beide Seiten vorteilhafte Zusammenarbeit torpedieren, obwohl Historiker (wie Ephraim Karsh) herausgestellt haben, dass die Hauptschuld am Konflikt nicht bei den Juden liegt, sondern dass die Einwanderung der Juden zum großen Segen für die Palästinenser geworden wäre, wenn man sie als Chance angenommen hätte.
Hinter dieser negativen Einstellung steht der alte latente christliche Antisemitismus, der besagt, dass die Juden nicht mehr Gottes besonders erwähltes Volk sind, weil sie Jesus verworfen haben, und dass dadurch alle an sie ergangenen Verheißungen an uns Christen, die nun das „wahre Israel“ seien, übergegangen seien. Das letzte Konzil hat diese Irrlehre korrigiert, indem es auf Grund von Röm 11 erklärte, dass „die Juden immer noch von Gott geliebt sind um der Väter willen; sind doch seine Gnadengaben und seine Berufung unwiderruflich.“ Unwiderruflich ist demnach die Verheißung, dass Gott sein Volk Israel (nach abgebüßter Strafzeit) wieder durch alle Hindernisse hindurch aus allen Völkern ins Land der Väter heimführen und „wiederherstellen“ wird. Die erste Phase dieser „Wiederherstellung“ geschieht nach Ez 37 vor unseren Augen in der äußeren „Heimkehr“, Volkswerdung und Staatsbildung, die zweite in der geistigen Erweckung durch den Glauben an den Messias mit Ausgießung seines Geistes. Dies geschieht heute anfangshaft in der „messianischen Bewegung“, in der Juden auf der Basis des Neuen Testamentes zum Glauben an Jesus kommen (in Israel schätzt man über 15.000, in Nordamerika über 200.000). Ein Teil von ihnen hat sich mit der Bewegung TJC-II (Toward Jerusalem Council II, dem zweiten Jerusalem-Konzil entgegen) verbunden, die das Ziel hat, zusammen mit uns „Heidenchristen“ die Einheit im einen Leib Christi sichtbar zu machen. Papst Franziskus hat diese Bewegung in einer Begegnung in Buenos Aires vor seiner Wahl kennengelernt und dazu gesagt: „Das ist neu für mich, aber es kommt von Gott. Ihr könnt auf mich zählen.“ Ihr katholischer Protektor beim Vatikan ist Kardinal Christoph Schönborn.
Ein Zeichen der Blindheit für Gottes Plan mit seinem Volk ist das von palästinensischen Theologen verfasste „Kairos-Palästina-Dokument“ (2009). Es ist entstanden als ernst zu nehmender Hilferuf aus der Not der Palästinenser, aber schiebt die Schuld daran einseitig den „Besatzern“ zu, die kein besonderes Recht auf dieses Land hätten. Möge der Papstbesuch demgegenüber erkennen lassen, wo der Weg Gottes zum Frieden durchgeht.
Eine vordringliche Aufgabe des Papstbesuches ist demnach, den Christen im Heiligen Land und vor allem ihren Führern über die rein politische Sichtweise hinaus die Augen zu öffnen für den „Wiederherstellungsplan“ Gottes mit den Juden und für unseren christlichen Auftrag, ihnen dazu beizustehen und damit für die biblische „road map“ zum Frieden, entgegen den zum Scheitern verurteilten politischen Friedensplänen. Israelis (wie der ehemalige israelische Militärsprecher Avi Lipkin) sagen, dass Israel nicht überleben kann ohne die Solidarität Israel liebender Christen, nicht indem diese die (oft kurzsichtige) Israelpolitik (die eine Verteidigungspolitik ist) unterstützen, sondern auf der Grundlage der gemeinsamen Heiligen Schrift, wozu (so Lipkin) auch das Neue Testament gehört. Diese Sicht wird gern als „fundamentalistisch“ abgetan, aber setzt sich immer mehr auch in ökumenisch ausgewogenen Kreisen dank solider Israel-Theologen durch.
Dass die „Heimkehr der Juden“ der Beginn der Erfüllung biblischer Verheißungen ist, hat schon Papst Johannes Paul II. mehrmals vor Juden bezeugt. Diese Erkenntnis ist arabischen Theologen, die von westlichen, zum Boykott gegen Israel aufrufenden Kreisen (z.B. dem ÖRK), unterstützt werden, meist zuwider. Sie können die Juden (vor allem in Israel) nur mit politischer Brille sehen, als ein Volk wie andere Völker, „als ein Anhängsel Amerikas“, wie mir ein ostkirchlicher Patriarch sagte.
Die Papstreise führt also in ein Minenfeld großer politischer und weltanschaulicher Spannungen. Menschliche Friedenspläne und Vermittlungsversuche (wie die Oslo-Abkommen und die neuen Vorstöße von John Kerry, US-Außenminister) müssen scheitern, da Gott für „sein Land“ und „sein Volk“ einen besonderen Plan hat. Als der große Widersacher im Nahost-Konflikt erscheint der politische Islam. Da könnte der Papst den Muslimen zusprechen, dass Gott auch sie gemäß Jes 19,18-25, zusammen mit den Juden, zu einem Segen für die ganze Welt machen möchte, und dass auch der Koran diesen Friedensplan fördert. Der Islam-Experte Heinz Gstrein belegt dies: „Alle islamischen Koranerklärer seit frühester Zeit stimmen darin überein, dass mit diesen Koran-Versen (Sure 5,20-26, dazu kommen ergänzend 2,251; 7,137; 10,93; 21,70f; 28,5f) Israel als Land anerkannt ist, das den Juden gehört – ein Geburtsrecht, das ihnen gegeben wurde. … Ein angesehener islamischer Korankommentar aus dem 14. Jh., der „Tsafir Ibn Kathir“, bekräftigt die Unwiderrufbarkeit der Landübergabe an die Juden.“ Dies widerspricht dem politischen Islamismus, gemäß dem die Muslime verpflichtet sind, durch Dschihad dieses Land wieder für Allah zurückzuerobern.
Der Papst als Verkünder des Friedensplanes Gottes
Es ist zu hoffen, dass der Papst klar und zu Herzen gehend den Friedensplan Gottes verkündet, verständlich für Juden, Christen und Moslems. Gott möchte Juden und Christen zu einem „Licht der Völker“ machen, zum Segen für die ganze Welt, angeführt von seinem „Gesalbten“, dem König der Juden und Heiland der Völker, und lädt dazu auch die Moslems ein. Das klare Zeugnis für den „Friedensfürsten“ darf nicht verdeckt werden durch einen bloß humanistischen Ökumenismus und allgemeine Ermahnungen zum humanen Liebsein und zur Achtung der Menschenwürde. Die Herzen der Juden können tief berührt werden durch prophetische Worte aus ihrer (und unserer) Heiligen Schrift. Der Papst muss die dunklen Wurzeln des Nahost-Konflikts (die der öffentlichen Meinung verborgen sind), kennen, um den Weg zur Heilung aus den Wurzeln zeigen zu können.
Dabei kann sich Papst Franziskus in der Rolle seines Namenspatrons Franziskus fühlen, der als „Herold des großen Königs“ während einem blutigen Kreuzzug ohne Waffen zum Sultan, dem Oberbefehlshaber der sarazenischen Armee, vordrang und von ihm als Bruder liebgewonnen wurde. Frieden kommt durch Beziehungen von Herz zu Herz. Papst Franziskus weiß um das Übermenschliche seines Auftrages. Darum ruft er alle auf, sein Vorhaben im Gebet mitzutragen. Wenn dies Abermillionen tun im Mitbeten und Mitdenken, dann kann der Segen nicht ausbleiben. Gott ist auch heute bereit, „mit mächtigem Arm“ in die Weltgeschichte einzugreifen, wenn wir ihn mit vereinter Stimme anrufen.
[1] Ausführlich: www.tilbert.info, Rubrik „Israel“.
[2] Damit möglichst viele diese Pilgerfahrt mit Verständnis mittragen können, hat das Lateinische Patriarchat von Jerusalem eine eigene Webseite in sieben Sprachen eingerichtet: www.popefrancisholyland2014.lpj.org
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