750 Jahre Fronleichnamsfest

In der Eucharistie offenbart sich die barmherzige Liebe

Der Wiener Erzbischof Christoph Kardinal Schönborn ist weltweit für seinen Einsatz als „Botschafter“ der Göttlichen Barmherzigkeit bekannt. In einem Interview zum „besonderen Geburtstag des Fronleichnamsfestes“, wie er das 750-jährige Jubiläum nennt, schlägt er denn auch gleich die Brücke zur weltweiten Verehrung des eucharistischen Herzens Jesu und zu den Offenbarungen des „Barmherzigen Jesus“ durch die hl. Schwester Faustyna Kowalska. Im Geheimnis der hl. Eucharistie nämlich begegnen wir nach Schönborn auf unmittelbarste Weise der barmherzigen Liebe Gottes. Und in der eucharistischen Anbetung erschließt sich die Quelle der Kraft, die wir heute zur Bewältigung unserer Aufgaben brauchen.

Interview mit Christoph Kardinal Schönborn, Wien

Kirche heute: Eminenz, am 11. August werden es 750 Jahre, dass Papst Urban IV. mit der Bulle Transiturus de hoc mundo das Fronleichnamsfest eingeführt hat. Welche Bedeutung sehen Sie in diesem Fest für unsere Zeit?

Kardinal Schönborn: Das Fronleichnamsfest verdankt seinen Ursprung einer Frau. Darin sehe ich eine besondere Bedeutung für unsere Zeit. Sicher, es wurde 1264 von Papst Urban IV. offiziell für die ganze Kirche eingeführt. Doch die Idee zu diesem Fest kam nicht vom Papst, sondern von einer Frau aus dem heutigen Belgien, von Juliana von Lüttich (1192-1258). Juliana hatte von Jugend an eine tiefe Liebe zur Eucharistie, zur Gegenwart Jesu in der Hostie, in der bescheidenen Gestalt des eucharistischen Brotes. Mit anderen Frauen zusammen pflegte und förderte sie die Verehrung, die Anbetung des Allerheiligsten, der Eucharistie. Mehrmals hatte sie Visionen, in denen sie den hellen Mond sah, der aber eine dunkle Stelle hatte. Sie deutete dieses Bild als einen Hinweis Jesu: Es fehlt der Kirche noch etwas. Sie braucht ein eigenes Fest für den „Leib des Herrn“ – das bedeutet ja das mittelhochdeutsche Wort „Fron-leichnam“. Trotz vieler Widerstände gelang es Juliana und den Frauen um sie, den Bischof von ihrem Anliegen zu überzeugen. Und als dessen Mitarbeiter Jacques Pantaléon, Archidiakon von Lüttich, später Papst wurde und sich Urban IV. nannte, führte er dieses Fest für die ganze Kirche ein. Er beauftragte sogar den berühmtesten Theologen der damaligen Zeit, den hl. Thomas von Aquin, die Texte und die Hymnen für dieses Fest zu verfassen. Sie werden heute noch überall in der Welt gesungen, wo immer das Fronleichnamsfest gefeiert wird.

Mich beeindruckt es immer wieder, wie stark und tief der Einfluss ist, den Frauen auf das Leben der Kirche haben. Auch die weltweite Herz-Jesu-Verehrung geht ganz entscheidend auf eine Frau zurück, die heilige Marguerite-Marie Alacoque aus Frankreich (1647-1690). Und noch ganz jungen Datums: Der „Sonntag der Barmherzigkeit“, die besondere Verehrung des barmherzigen Jesus, die in allen Teilen der Welt so ein starkes Echo findet, geht ebenfalls auf eine Frau zurück, die heilige Faustyna Kowalska (1905-1936), die erste Heiliggesprochene des neuen Jahrtausends (2000).

Kirche heute: Ist die Prozession, die sich als wichtigstes Kennzeichen des Fronleichnamsfestes entwickelt hat, heute noch zeitgemäß?

Kardinal Schönborn: Das Fronleichnamsfest ist nach wie vor in weiten Teilen unseres Landes beliebt und fest im Leben der Menschen verankert. Was ist das Besondere an Fronleichnam? Einmal im Jahr wird die Verehrung, die Liebe zu dieser ganz besonderen Gegenwart Jesu unter uns Menschen öffentlich sichtbar gemacht. In der Gestalt der Hostie „besucht“ Jesus selber unsere Dörfer und Städte und segnet die Menschen und das Land. Jesus hat ja verheißen: „Ich bin bei euch, alle Tage, bis zum Ende der Welt.“ Das darf auch heute als etwas besonders Hoffnungsvolles gefeiert werden.

Kirche heute: Papst Urban IV. betonte in der Bulle, er verordne die Feier des Festes, „um den wahren Glauben zu stärken und zu erhöhen“. Vorausgegangen war im Jahr 1215 das Vierte Laterankonzil, das die Wandlung der eucharistischen Gestalten mit der so genannten „Transsubstantiationslehre“ präzisiert und zum Dogma erhoben hatte. Kann das Fest die ursprüngliche Absicht in unserer Zeit und in der heutigen Form erfüllen?

Kardinal Schönborn: Natürlich kann das Fronleichnamsfest „den Glauben stärken und erhöhen“. Es hat ja vor allem den einen Sinn: das Geheimnis anzubeten, das in diesem kleinen Stück Brot Gegenwart ist. Dios solo basta, sagt Teresa von Avila, in ihrem berühmten Gedicht: Nada te turbe – Gott genügt, er allein! Nichts beunruhige dich! Anbetung braucht keine soziale Rechtfertigung. Sie hat Sinn in sich. Jesus Christus, wahrhaft gegenwärtig im Sakrament, vere, realiter, substantialiter, wie die Lehre der Kirche sagt: Wahrhaft, wirklich, wesenhaft ist Jesus hier gegenwärtig. Dieses Geheimnis anzubeten, bedarf keiner Nützlichkeitsbilanz. Es ist sinnvoll in sich, den anbetend zu verehren, der sich für uns in solcher Hingabe verschenkt, der mit uns so eng verbunden sein will wie der Weinstock mit den Rebzweigen, Er, der uns bittet: „Bleibt in mir, wie ich in euch!“ Ohne diese vitale Verbundenheit ist alles Nützliche hohl und ohne Tragweite: „… denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen“.

Gott um Gottes willen suchen! – Jesus Christus verehren und anbeten in der Gestalt seiner eucharistischen Gegenwart: das ist der Sinn der eucharistischen Verehrung an Fronleichnam, der lebendige Kern der bis heute gepflegten Tradition.

Kirche heute: Sie sprechen von der Anbetung, die sich aus dem Glauben der Kirche heraus ergibt, dass der lebendige Christus unter den eucharistischen Gestalten über die Feier der Heiligen Messe hinaus gegenwärtig bleibt. Welche Rolle spielt Ihrer Ansicht nach die eucharistische Anbetung für die Erneuerung des kirchlichen Lebens?

Kardinal Schönborn: Aus der Haltung der selbstlosen Anbetung des Geheimnisses erwächst eine innere Freude, die Freude an Gott selber, die hilft, alle Widrigkeiten zu ertragen, die in keinem Leben fehlen. Letztlich macht die selbstvergessene Anbetung des Geheimnisses frei, frei von uns selber, frei vor Gott, frei für den hingebungsvollen Dienst am Nächsten. Der unerschöpfliche Quell dieser Hingabe ist das Geheimnis Gottes in Jesus Christus. Die Momente der Anbetung – wie auch die zweckfreie Prozession an Fronleichnam – halten die Quelle zugänglich, aus der unserer Gesellschaft frische, neue Kraft zufließt.

Hoffnungsvoll macht mich auch die Feststellung, dass wir in unserem Land so etwas wie einen „eucharistischen Frühling“ erleben. Immer mehr Menschen – gerade auch Junge – entdecken, welche Kraftquelle es ist, die Gegenwart Jesu in der Hostie, im Tabernakel, im stillen Verweilen bei ihm zu erfahren.

Kirche heute: Sie haben an die weltweite Herz-Jesu-Verehrung und an den „Sonntag der Barmherzigkeit“ erinnert, der auf die „Botschaften des Barmherzigen Jesus“ an die hl. Schwester Maria Faustyna Kowalska zurückgeht. Welche Rolle spielten diese Botschaften für das Pontifikat und die Lehrverkündigung des inzwischen heiliggesprochenen Papstes Johannes Paul II.?

Kardinal Schönborn: Wie zentral dieses Thema im Leben Papst Johannes Pauls II. war, hat er immer wieder betont. Vor allem aber sah er in den Botschaften von Schwester Faustyna, die im Grunde nichts anderes sagen, als was das Evangelium uns sagt, eine Antwort auf die unbeschreiblichen Ausmaße des Bösen im 20. Jahrhundert, deren Zeuge er selber in seinem Leben wurde, die Gräuel des Nationalsozialismus, die unvorstellbaren Leiden des polnischen Volkes unter der Nazibesetzung und dem nachfolgenden Kommunismus. Im Rückblick auf die Jahre des Leidens hat er 1997 gesagt: „Die Botschaft von der Göttlichen Barmherzigkeit ist mir immer nahe und lieb gewesen. Es ist, als hätte die Geschichte sie in die tragische Erfahrung des Zweiten Weltkrieges eingeschrieben. In diesen schweren Jahren war sie eine besondere Hilfe und eine unerschöpfliche Quelle der Hoffnung, nicht nur für das Volk von Krakau, sondern für die ganze polnische Nation. Das war auch meine persönliche Erfahrung, die ich mit mir nahm auf den Stuhl Petri, und die in gewissem Sinn das Bild meines Pontifikats prägt“ (7. Juni 1997).

Kirche heute: Wollte Papst Johannes Paul II. eigentlich die mit den „Botschaften des Barmherzigen Jesus“ verbundenen Frömmigkeitsformen besonders fördern?

Kardinal Schönborn: Wir kennen das Bild von Krakau-Łagiewniki des barmherzigen Jesus mit den Strahlen, die von ihm ausgehen, wir kennen vielleicht den Rosenkranz der Barmherzigkeit oder die so genannte „Stunde der Barmherzigkeit“. Johannes Paul II. hat diese Frömmigkeitsformen sicher geschätzt, aber er hat sie selten thematisiert. Es geht dabei, so glaube ich, um etwas Umfassenderes. In den Botschaften von Schwester Faustyna fand er in einfacher Sprache das thematisiert, was die große Herausforderung für unsere Tage ist. Papst Johannes Paul II. hat im Licht dieser Botschaften, die diese einfache Ordensfrau bekommen hat, ein Leben lang über das große Geheimnis der Göttlichen Barmherzigkeit nachgedacht und versucht, es auch in seine Bischofstätigkeit und schließlich in sein Papstamt einfließen zu lassen. Ich denke, es waren vor allem zwei Themen, die ihn dabei bewegt haben: das Geheimnis des Vaters und die Frage, was die Flut des Bösen in unserer Zeit eindämmen kann.

Kirche heute: Und doch hat er den ausdrücklichen Wunsch Jesu erfüllt und ganz konkret den Barmherzigkeitssonntag eingeführt. Was bedeutet für Sie dieser Schritt Johannes Pauls II.?

Kardinal Schönborn: Ja, am Weißen Sonntag des Heiligen Jahres 2000 hat Papst Johannes Paul II. tatsächlich erklärt, fortan soll dieser Sonntag nach Ostern „Sonntag der Barmherzigkeit“ heißen. Gleichzeitig hat er an diesem Tag Schwester Faustyna Kowalska, die einfache Schwester aus Krakau, heilig gesprochen, die erste Heilige des neuen Jahrtausends, wie ich sagte. So endete auch sein irdischer Weg am Sonntag der Barmherzigkeit. Es ist schwer, in diesem Zusammentreffen nicht ein „Zeichen des Himmels“ zu sehen, gewissermaßen die Unterschrift Gottes unter ein Lebensprogramm, das Papst Johannes Paul II. oft und ausdrücklich als seine Sendung bezeichnet hat. 1997 hat er in Łagiewniki, in dem Ort, wo Schwester Faustyna gelebt hat und begraben ist, gesagt: „Die Botschaft von der Göttlichen Barmherzigkeit hat in gewisser Weise das Bild meines Pontifikats geprägt“ (7. Juni 1997).

Kirche heute: Sie sind als Kardinal einer der engagiertesten Botschafter der Göttlichen Barmherzigkeit. Was hat Sie dazu bewogen, worauf kommt es Ihnen bei dieser Thematik besonders an?

Kardinal Schönborn: Bei seinem letzten Besuch in Polen – es war der Abschied von seiner Heimat im Jahr 2002 – hat er die neue Basilika von Łagiewniki, das Heiligtum der Göttlichen Barmherzigkeit, geweiht. Ich zitiere einige Worte aus dieser Predigt, die für mich ein Auftrag an seine polnische Heimat, aber auch an die ganze Weltkirche war, ja eine innige Bitte des Papstes und letztlich eine Bitte Jesu an unsere Zeit. Damals am 17. August 2002 sagte er in Łagiewniki: „Wie dringend braucht die heutige Welt das Erbarmen Gottes. Aus der Tiefe des menschlichen Leids erhebt sich auf allen Erdteilen der Ruf nach Erbarmen. Wo Hass und Rachsucht vorherrschen, wo Krieg das Leid und den Tod unschuldiger Menschen verursacht, überall dort ist die Gnade des Erbarmens notwendig, um den Geist und das Herz der Menschen zu versöhnen und Frieden herbeizuführen. Wo das Leben und die Würde des Menschen nicht geachtet werden, ist die erbarmende Liebe Gottes nötig, in deren Licht der unfassbare Wert jedes Menschen zum Ausdruck kommt. Wir bedürfen der Barmherzigkeit, damit jede Ungerechtigkeit in der Welt im Glanz der Wahrheit ein Ende findet.“

Ich denke, diese Worte des großen Papstes, die er bei seiner letzten Reise, einen Tag vor seinem Abschied, in Polen zurückgelassen hat, sind eine Art Weisung an die ganze Kirche für diese Zeit.

Kirche heute: Welchen Einfluss muss Ihrer Meinung nach das Geheimnis der Göttlichen Barmherzigkeit auf das gesellschaftspolitische Engagement der Christen haben?

Kardinal Schönborn: Alle Werke der Barmherzigkeit haben eine gesellschaftliche, politische, öffentliche Dimension. Hungernde speisen, Dürstende tränken, Kranke besuchen: alles das hat sehr viel mit Strukturen des Erbarmens zu tun, mit Gesetzen, Institutionen, Organisationen, die die Barmherzigkeit gewissermaßen verkörpern. So sind Spitäler entstanden, Sozialeinrichtungen, soziale Netze, wie sie bei uns im Sozialstaat existieren. Ohne diese „organisierte Barmherzigkeit“ ginge es nicht. Die katholische Soziallehre hat ein großes Rahmenwerk geschaffen, das die Bedingungen für eine möglichst gerechte Gesellschaft formuliert. Aber es wird dennoch immer der konkreten Barmherzigkeit bedürfen. Es wird nie genügen, die „Werke der Barmherzigkeit“ völlig auf die Institutionen „abzuwälzen“.

In der Enzyklika „Deus Caritas est“ hat Papst Benedikt XVI. das sehr klar gesagt: „Liebe – Caritas – wird immer nötig sein, auch in der gerechtesten Gesellschaft. Es gibt keine gerechte Staatsordnung, die den Dienst der Liebe überflüssig machen könnte. Wer die Liebe abschaffen will, ist dabei, den Menschen als Menschen abzuschaffen. Immer wird es Leid geben, das Tröstung und Hilfe braucht“ (Deus caritas est, 28). Die Barmherzigkeit muss größer sein als die Gerechtigkeit. Ohne Barmherzigkeit wird die Gerechtigkeit selber zum Unrecht. Sie führt zum Gericht. Allein die Barmherzigkeit besiegt das Gericht. Wir alle hoffen auf diesen Sieg. Er ist unsere einzige Hoffnung.

Kirche heute: Eminenz, wir danken Ihnen von ganzem Herzen, dass Sie uns dieses Interview gewährt haben. Es ist ein echtes Geschenk für unsere Leser. Wir schließen Ihren wichtigen Dienst in unsere Gebete ein und wünschen Ihnen für Ihre Zukunft die Fülle der „Göttlichen Barmherzigkeit“.

Die eucharistische Anbetung im neueren Lehramt

Quelle wahrer Erneuerung

Heuer begeht die Kirche den 750. Jahrestag des Fronleichnamsfestes, das am 11. August 1264 mit der Bulle Transiturus de hoc mundo durch Papst Urban IV. (reg. 1261-1264) für die ganze Kirche eingeführt wurde. Da das Fronleichnamsfest die Verehrung des in der Eucharistie gegenwärtigen Christus in den Mittelpunkt rückt, versucht der nachstehende Beitrag von Dr. Wolfgang Vogl, Professor für „Theologie des geistlichen Lebens“ an der Universität Augsburg, einen Blick auf die neueren lehramtlichen Aussagen zur Spiritualität der eucharistischen Anbetung zu werfen.

Von Wolfgang Vogl

Neue Offenheit für die eucharistische Anbetung

Ein großes Anliegen der Liturgischen Bewegung und des Zweiten Vatikanums bestand darin, den Stellenwert der Eucharistiefeier als Mitte und Höhepunkt der Liturgie wieder deutlich herauszustellen. Dieses Bestreben richtete sich keineswegs gegen die von der Kirche immer praktizierte und empfohlene Anbetung des in der Eucharistie sakramental gegenwärtigen Christus, wohl aber gegen die zunehmende Verselbständigung der eucharistischen Anbetung gegenüber der Messfeier und dem Kommunionempfang. Nachdem in der Zeit nach dem Zweiten Vatikanum die eucharistische Anbetung im Zusammenhang mit der Liturgiereform teilweise etwas kritischer gesehen wurde, erleben wir in der gegenwärtigen Kirche eine neue Offenheit für die Verehrung der Eucharistie außerhalb der Messfeier, wie gerade der Eucharistische Kongress im Juni 2013 in Köln gezeigt hat. Offenbar hat sich die Kritik, dass die eucharistischen Gaben als geistliche Speise primär zum Genuss und weniger zur Anbetung da seien, nicht destruktiv ausgewirkt, sondern einen vertieften Sinn für den Stellenwert der Anbetung im eucharistischen Mysterium entstehen lassen.

Innere Einheit von Messopfer, Kommunion und Anbetung

Bis ins 20. Jahrhundert hinein war in der Tradition der westlichen Kirche die Lehre über die Eucharistie in die Bereiche Anbetung, Kommunion und Messopfer aufgeteilt. In entsprechender Weise hatten sich seit dem Mittelalter auch verschiedene und voneinander getrennte Formen der eucharistischen Spiritualität herausgebildet, nämlich Anbetungsfrömmigkeit, Kommunionfrömmigkeit und Frömmigkeitsübungen während der Messfeier. So sehr man diese drei in sich legitimen Aspekte in einer reichen Andachtsliteratur zu erschließen versuchte, so fehlte dennoch der Sinn für das Ganze, so dass im spirituellen Bewusstsein der Gläubigen Eucharistieverehrung, Messfeier und Kommunion als mehr oder weniger voneinander unabhängige Dinge empfunden wurden. Die Liturgische Bewegung wollte dieses Auseinanderdriften von Anbetungs-, Kommunion- und Messfrömmigkeit überwinden und die drei Aspekte wieder vereinen, um die Eucharistie deutlicher als Höhepunkt und Quelle des kirchlichen Lebens hervortreten zu lassen. Begleitet war dieser Prozess durch Bemühungen, die Gläubigen zu einer tätigen Teilnahme an der Eucharistiefeier und zu einem verstärkten Kommunionempfang innerhalb der Messfeier zu führen, nachdem durch die jahrhundertelange Konzentration auf die anbetende Schau des in der Hostie sakramental gegenwärtigen Christus die Kommunion zurückgegangen war, die oft nur selten und teilweise auch außerhalb der Messfeier empfangen wurde.

Das II. Vatikanum geht vom eucharistischen Opfer aus

Da das Konzil kein eigenes Dokument über die Eucharistie veröffentlichte, wurden die verschiedenen Aspekte des eucharistischen Glaubensmysteriums innerhalb des Bogens der Konzilsdokumente beleuchtet,[1] besonders in der am 4. Dezember 1963 verabschiedeten Liturgiekonstitution Sacrosanctum Concilium und in der ein Jahr später am 21. November 1964 promulgierten Kirchenkonstitution Lumen Gentium. So bezeichnete die Liturgiekonstitution die Eucharistiefeier als „Gipfelpunkt, zu dem das Tun der Kirche strebt“, und gleichzeitig als „Quelle, aus der all ihre Kraft strömt“, indem die Gläubigen „sich versammeln, inmitten der Kirche Gott loben, am Opfer teilnehmen und das Herrenmahl essen.“[2] In gleicher Weise bezeichnete auch die Kirchenkonstitution das eucharistische Opfer als „Werk unserer Erlösung“[4] und als „Quelle“ und „Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens“,[5] wobei durch die Kommunion die Einheit des Volkes Gottes „vergegenwärtigt und verwirklicht“ wird[6] und „auf konkrete Weise“ zur Darstellung kommt.[6] Die Kirchenkonstitution betonte im Hinblick auf das Laienapostolat, dass durch die Eucharistie „die Liebe zu Gott und den Menschen mitgeteilt und genährt“ wird[7] und die Gläubigen mit Christus und untereinander verbunden werden.[8] Auch das am 7. Dezember 1965 verabschiedete Priesterdekret Presbyterorum ordinis formulierte, dass die Eucharistie als „Quelle und Höhepunkt der ganzen Evangelisierung“ das Heilsgut der Kirche in seiner ganzen Fülle enthält,[9] und das am 28. Oktober 1965 promulgierte Bischofsdekret Christus Dominus bezeichnete die Eucharistiefeier erneut als „Mitte und Höhepunkt des ganzen Lebens der christlichen Gemeinde“.[10] Damit hat das Zweite Vatikanum die Eucharistiefeier mit der Kommunion explizit als Quelle und Gipfel des Gottesdienstes und des christlichen Lebens hervorgehoben und auch implizit klargestellt, dass die in der Kirche geschätzte eucharistische Anbetung – diese Wertschätzung kommt beispielsweise in Presbyterorum ordinis zum Ausdruck, wo die Priester zur Besuchung des Tabernakels und zur eucharistischen Andacht aufgefordert werden[11] – als Folge der zentralen Eucharistiefeier zu begreifen ist, ohne neben der Mess- und Kommunionfrömmigkeit ein Eigenleben zu führen.

Paul VI. empfiehlt die Besuchung des Tabernakels

Noch vor der Schließung des Konzils am 8. Dezember 1965 ging Papst Paul VI. in seiner am 3. September 1965 verfassten Enzyklika Mysterium fidei über die Lehre und den Kult der Heiligen Eucharistie ausdrücklich auf die eucharistische Anbetung ein. Der Papst erklärte, dass die Partizipation der Gläubigen an der Eucharistie die möglichst häufige Teilnahme an der Eucharistiefeier mit Kommunion, aber auch die Besuchung des Allerheiligsten im Tabernakel beinhaltet.[12] Wörtlich formulierte die Enzyklika, dass die Gläubigen es „nicht unterlassen“ sollen, „das allerheiligste Sakrament“ auch „tagsüber“ im Tabernakel „zu besuchen; ein solcher Besuch ist ein Beweis der Dankbarkeit und ein Zeichen der Liebe und der schuldigen Verehrung gegenüber Christus, dem Herrn, der hier gegenwärtig ist.“[13]

Paul VI. ging dann auf die spirituelle Ebene über und legte idealhaft dar, wie der eucharistisch gegenwärtige Christus das sittliche Verhalten zu formen, die Tugenden zu nähren, die Trauernden und Schwachen zu stärken und die Gläubigen in seine Nachfolge einzuladen vermag,[14] um dann noch eigens die geistlichen Früchte der eucharistischen Verehrung zu thematisieren: „Jeder, der eine besondere Andacht zur Heiligen Eucharistie hat und sich bemüht, die unendliche Liebe Christi zu uns vorbehaltlos und großmütig zu erwidern, erfährt daher und erfasst zutiefst mit großer innerer Freude und Frucht, welchen hohen Wert ein Leben hat, das mit Christus in Gott verborgen ist [vgl. Kol 3,3] und was es bedeutet, mit Christus eine Zwiesprache zu pflegen, die hier auf Erden das Beglückendste und das Wirksamste auf dem Wege zur Heiligkeit ist.“[15]

Aufgrund der eucharistischen Gegenwart Christi sollten dann auch die Aufbewahrungsorte der Eucharistie zu geistlichen Mittelpunkten der Gemeinden werden, die die Liebe Christi für die Kirche und die Welt sozial fruchtbar machen,[16] indem das eucharistische Sakrament „Zeichen und Ursache der Einheit des mystischen Leibes Christi ist und in denen, die es mit größerem Eifer verehren, ein stärkeres, zur Tat drängendes Kirchenbewusstsein weckt“,[17] das vor allem in geistlicher Opfergesinnung und im Beten um die Einheit der Kirche zum Ausdruck kommt.[18]

Am 21. Juni 1973 wurde mit dem Rituale De sacra communione et cultu mysterii eucharistici extra Missam die konkrete liturgische Praxis der Kommunionspendung und Eucharistieverehrung außerhalb der Messfeier geregelt. Dieses Rituale empfahl „eindringlich“ die außerhalb der Messfeier erfolgende private und öffentliche eucharistische Anbetung des sakramental gegenwärtigen Christus[19] und bezeichnete sie als eine glückliche Weise, um die Christus geschuldete Anbetung zu fördern.[20] Den geistlichen Prozess, der sich in der Seele der Gläubigen bei der eucharistischen Anbetung zu vollziehen vermag, beschrieb das Rituale in ähnlicher Weise wie Mysterium fidei als dankbares Antworten auf das Erlösungsmysterium Christi, als vertrauensvolles Verweilen bei Christus, als für sich selbst und für die Welt bittendes Gebet, als gemeinsam mit Christus im Geist erfolgende Hingabe des eigenen Lebens an den Vater, um in Glaube, Hoffnung und Liebe zu wachsen und mit neuer Ehrfurcht die Eucharistie zu feiern und die Kommunion häufig zu empfangen.[21]

Johannes Paul II. ruft zur Sühne für die Welt auf

Auch unter Johannes Paul II., der die Erneuerung der eucharistischen Anbetung zu seinem besonderen Anliegen erklärt hatte, setzte sich die bisher deutlich gewordene theologisch-spirituelle Linie des Lehramtes fort. In seinem am 24. Februar 1980 an die Bischöfe verfassten Apostolischen Gründonnerstagsschreiben Dominicae cenae betonte der Papst bei der Darlegung der verschiedenen Formen der eucharistischen Verehrung die lehramtliche Kontinuität[22] und bezeichnete die „Belebung und Vertiefung der eucharistischen Frömmigkeit“ als „Beweis für jene wahre Erneuerung“, die sich das Zweite Vatikanum zum Ziel gesetzt hat.[23] Johannes Paul II. argumentierte dann in spiritueller Diktion, dass Jesus selbst in diesem „Sakrament der Liebe“ auf uns wartet und dass deshalb den Gläubigen keine Zeit dafür „zu schade“ sein darf, um Jesus in der Anbetung zu begegnen, „voller Glauben, bereit, die große Schuld und alles Unrecht der Welt zu sühnen.“[24] Kirche und Welt hätten die „eucharistische Verehrung sehr nötig“, und in diesem Sinne dürfe die Anbetung Christi „nie aufhören.“[25] Demnach zeigt sich bei Johannes Paul II. eine noch weiter gehende spirituelle Vertiefung der eucharistischen Anbetung, indem er die sakramentale Gegenwart Christi in pointierter Weise personalisierte und das anbetende Verweilen noch ausdrücklicher auf den geistlichen Dienst der Stellvertretung hin öffnete, bei dem es darum geht, sich vor dem Allerheiligsten die in der Eucharistie enthaltene Liebe Christi geistig anzueignen und im Sinne eines Weiterschenkens für die Kirche und die Welt aufzuopfern.

In der am 17. April 2003 veröffentlichten Enzyklika Ecclesia de Eucharistia stellte Johannes Paul II. die eucharistische Anbetung erneut in die Linie des Lehramtes und bezeichnete sie als eine wiederholt empfohlene Praxis von unschätzbarem Wert für das Leben der Kirche.[26] Sie sei „eng mit der Feier des eucharistischen Opfers verbunden“, komme von ihr her und bereite auf die Kommunion vor.[27] Einen neuen spirituellen Akzent setzte der Papst, indem er nach Joh 13,25 das Verweilen beim eucharistischen Christus mit dem Ruhen des Lieblingsjüngers an der Seite Christi verglich, um „von der unendlichen Liebe seines Herzens berührt zu werden.“[28] Der Papst berichtete dann auch aus der eigenen geistlichen Erfahrung, wie sehr man bei der stillen Anbetung im Zwiegespräch mit dem sakramental gegenwärtigen Christus Trost und Stärkung schöpfen kann.[29] Die Eucharistie sei ein unermesslicher Schatz, da nicht nur die Messfeier, sondern auch das Verweilen vor der Eucharistie außerhalb der Messe den Gläubigen gestatte, „aus der Quelle der Gnade zu schöpfen“.[30]

Benedikt XVI. betont die Anbetung beim Kommunionempfang

Benedikt XVI. hat die lehramtlichen Äußerungen zur eucharistischen Anbetung mit dem am 22. Februar 2007 veröffentlichten Nachsynodalen Apostolischen Schreiben Sacramentum Caritatis noch einmal zusammengefasst und zugleich vertieft.[31] Zur tieferen Darlegung der lehramtlich wiedererlangten Beziehung von Messfeier und Anbetung schloss sich Benedikt XVI. der latreutischen Argumentation der Enzyklika Mysterium fidei an,[32] indem er ebenfalls das dort bereits von Paul VI. zitierte Wort des Augustinus anführte: „Niemand isst dieses Fleisch, ohne zuvor anzubeten; […] wir würden sündigen, wenn wir es nicht anbeteten.“[33] Aber während Paul VI. Augustinus zitierte, um die Anbetungswürdigkeit des sakramental gegenwärtigen Christus nicht nur innerhalb, sondern auch außerhalb der Messfeier herauszustellen,[34] rekurrierte Benedikt XVI. auf das patristische Zeugnis zur Anbetung Christi beim Kommunionempfang in der Messfeier, um den Blick auf die Einheit von Eucharistieverehrung und Eucharistiefeier zu lenken. Das anbetende Schauen auf die Eucharistie bei der Kommunion war Benedikt XVI. ein wichtiges Anliegen, nicht nur wegen seiner ökumenischen Dimension, da diese Form der eucharistischen Anbetung in der Ostkirche bis heute praktiziert wird, sondern weil sich durch den Verweis auf die Anbetung während der Eucharistiefeier und beim Kommunionempfang auch der tiefere Sinn der Eucharistieverehrung außerhalb der Messfeier zu erschließen vermag.

So wie man beim Kommunionempfang Christus angebetet hat, so lässt sich der gleiche Christus auch außerhalb der Eucharistiefeier anbeten, um die sakramentale Vereinigung für das geistliche Leben fruchtbar werden zu lassen. Die kurze Stille beim Kommunionempfang in der Messfeier kann in der eucharistischen Anbetung zum längeren meditativen Verweilen bei Christus und tieferen Verkosten seiner Gegenwart werden. Wie Benedikt XVI. betonte, kann die eucharistische Anbetung dem Gläubigen helfen, dass aus der Kommunion auch eine echte Kommunikation mit Christus wird, denn wer die Kommunion sakramental empfängt, möchte auch mit Jesus personal kommunizieren und dabei das überreiche Geheimnis der Eucharistie dankbar erwägen und verherrlichen, um schließlich im anbetenden Schweigen ganz in Gott zu ruhen.[35]

Zusammenfassung und Ausblick

Zusammenfassend wird deutlich, dass das Anliegen einer zeitgemäßen und zukunftsweisenden Anbetungsspiritualität darin bestehen wird, die in Messfeier und Kommunion erfahrene Vereinigung mit Christus durch die eucharistische Anbetung zu vertiefen, damit sie Früchte bringt für ein Wachsen in der Beziehung zu Christus und zu den Gliedern seiner Kirche, indem sie den Beter für ein Mitwirken am Erlösungswerk Christi zum Heil der Welt öffnet. Wie Aktion und Kontemplation eine Einheit bilden, so mündet auch die Aktion des Kommunionempfangs in die anbetende Kontemplation des Leibes Christi, um sich in der Liebe Christi aktiv dem Dienst der stellvertretenden Fürbitte für die Glieder seines mystischen Leibes zu öffnen und die Sehnsucht nach der sakramentalen Kommunion erneut wachzurufen.

In der Eucharistie macht uns Christus das Geschenk, in seine absolut genugtuende Erlöserliebe einzutreten, indem wir in der Kommunion an seinem Liebesüberfluss teilhaben und diesen Überfluss in der eucharistischen Anbetung durch geistliche Aneignung noch vermehren, um ihn dann weiterfließen zu lassen. Angesichts der gegenwärtigen pastoralen Situation, in der die Kirche die Menschen trotz aller gutgemeinten Aktionen immer weniger zu erreichen vermag, bekommt eine Spiritualität eucharistischer Sühneanbetung eine unerwartete Aktualität. Auch wenn wir heute vielfach Menschen nicht mehr zu Christus führen können, so können wir uns doch selbst mit ihm in der Kommunion vereinigen und uns in der Anbetung die sakramental empfangene Liebe zum geistigen Besitz machen, um sie an andere weiterzuschenken.


[1] Vgl. Ecclesia de Eucharistia 9 (Johannes Paul II., Ecclesia de Eucharistia, Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls 159, hg. v. Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, Bonn 2003), 10-11.
[2] SC 10 (Konstitution über die Heilige Liturgie Sacrosanctum Concilium, in: Die Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils. Konstitutionen, Dekrete, Erklärungen. Lateinisch-deutsche Studienausgabe, hg. v. Peter Hünermann (Herders Theologischer Kommentar zum Zweiten Vatikanischen Konzil, Bd. 1, hg. v. Peter Hünermann / Bernd Jochen Hilberath), Freiburg/Br. 2004, 3-56, hier: 10).
[3] LG 3 (Dogmatische Konstitution über die Kirche Lumen gentium, in: Die Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils. Konstitutionen, Dekrete, Erklärungen. Lateinisch-deutsche Studienausgabe, hg. v. Peter Hünermann (Herders Theologischer Kommentar zum Zweiten Vatikanischen Konzil, Bd. 1, hg. v. Peter Hünermann / Bernd Jochen Hilberath), Freiburg/Br. 2004, 73–185, hier: 75).
[4] LG 11 (wie Anm. 3; 91).
[5] LG 3 (wie Anm. 3; 75).
[6] LG 11 (wie Anm. 3; 91).
[7] LG 33 (wie Anm. 3; 134).
[8] Vgl. LG 7; 11; 26 (wie Anm. 3; 82, 91, 121).
[9] PO 5 (Dekret über den Dienst und das Leben der Presbyter Presbyterorum ordinis, in: Die Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils. Konstitutionen, Dekrete, Erklärungen. Lateinisch-deutsche Studienausgabe, hg. v. Peter Hünermann (Herders Theologischer Kommentar zum Zweiten Vatikanischen Konzil, Bd. 1, hg. v. Peter Hünermann / Bernd Jochen Hilberath), Freiburg/Br. 2004, 532-591, hier: 543).
[10] CD 30 (Dekret über das Hirtenamt der Bischöfe in der Kirche Christus Dominus, in: Die Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils. Konstitutionen, Dekrete, Erklärungen. Lateinisch-deutsche Studienausgabe, hg. v. Peter Hünermann (Herders Theologischer Kommentar zum Zweiten Vatikanischen Konzil, Bd. 1, hg. v. Peter Hünermann / Bernd Jochen Hilberath), Freiburg/Br. 2004, 242-283, hier: 270).
[11] Vgl. PO 18 (wie Anm. 9; 582). Zur Gutheißung und Empfehlung der eucharistischen Anbetung siehe auch: Katechismus der Katholischen Kirche, München 1993, Nr. 1378.
[12] Vgl. Mysterium fidei 67 (Paul VI., Mysterium fidei, in: Mysterium fidei. Über die Lehre und den Kult der hl. Eucharistie. Rundschreiben Papst Pauls VI. v. 20. September 1965; und Mense maio, Enzyklika vom 30. April 1965, Recklinghausen 1965, 3-22, hier: 19-20).
[13] Mysterium fidei 67 (wie Anm. 12; 19-20).
[14] Vgl. Mysterium fidei 68 (wie Anm. 12; 20).
[15] Mysterium fidei 68 (wie Anm. 12; 20; Einfügung im Zitat durch Verfasser).
[16] Vgl. Mysterium fidei 69-70 (wie Anm. 12; 20).
[17] Mysterium fidei 71 (wie Anm. 12; 20).
[18] Vgl. Mysterium fidei 71 (wie Anm. 12; 21).
[19] Vgl. De sacra communione et cultu mysterii eucharistici extra Missam 79 (Dokumente zur Erneuerung der Liturgie, Bd. 1: Dokumente des Apostolischen Stuhls 1963-1973 und des Zweiten Vatikanischen Konzils, hg. v. Martin Klöckener, Kevelaer 20022, 1280-1299, hier: 1291).
[20] Vgl. De sacra communione et cultu mysterii eucharistici extra Missam 82 (wie Anm. 19; 1292).
[21] Vgl. De sacra communione et cultu mysterii eucharistici extra Missam 80 (wie Anm. 19; 1291-1292).
[22] Vgl. Dominicae cenae 3 (Johannes Paul II., Dominicae cenae (Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls 15, hg. v. Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, Bonn 1980), 7).
[23] Dominicae cenae 3 (wie Anm. 22; 7).
[24] Dominicae cenae 3 (wie Anm. 22; 7).
[25] Dominicae cenae 3 (wie Anm. 22; 7).
[26] Vgl. Ecclesia de Eucharistia 25 (wie Anm. 1; 25).
[27] Ecclesia de Eucharistia 25 (wie Anm. 1; 24).
[28] Ecclesia de Eucharistia 25 (wie Anm. 1; 24).
[29] Vgl. Ecclesia de Eucharistia 25 (wie Anm. 1; 24-25).
[30] Ecclesia de Eucharistia 25 (wie Anm. 1; 25).
[31] Vgl. Sacramentum Caritatis 66 (Benedikt XVI., Sacramentum Caritatis (Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls 177, hg. v. Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, Bonn 2007), 88–89).
[32] Vgl. Mysterium fidei 56–57 (wie Anm. 12; 17-18).
[33] „Nemo autem illam carnem manducat, nisi prius adoravit“ (Augustinus, Enarrationes in Psalmos 98,9 (Sancti Aurelii Augustini opera, pars X,2: Enarrationes in Psalmos LI–C, hg. v. Eligius Dekkers / Johannes Fraipont (Corpus Christianorum. Series latina 39), Turnhout 1956, 1385)). Deutsche Übersetzung nach: Sacramentum Caritatis 66 (wie Anm. 31; 88–89); vgl. Mysterium fidei 56 (wie Anm. 12; 17).
[34] Vgl. Mysterium fidei 56-57 (wie Anm. 12; 17-18).
[35] Vgl. Josef Ratzinger, Theologie der Liturgie. Die sakramentale Begründung christlicher Existenz (Josef Ratzinger. Gesammelte Werke, Bd. 11, hg. v. Gerhard-Ludwig Müller), Freiburg/Br. u.a. 2008, 475; vgl. Wolfgang Buchmüller, Subjektive und objektive Frömmigkeitsgestalt. Individuelle und sakramentale Spiritualität, in: Geist und Leben 84 (2011), 250-268, hier: 263 und 263, Anm. 48.

Benedikt XVI. über Anbetung und eucharistische Frömmigkeit

Sakrament der Liebe

Im Nachsynodalen Apostolischen Schreiben „über die Eucharistie – Quelle und Höhepunkt von Leben und Sendung der Kirche“ vom 22. Februar 2007 befasst sich Papst Benedikt XVI. eingehend mit der eucharistischen Anbetung außerhalb der Heiligen Messe. Er betont, dass die eucharistische Verehrung aus der anbetenden Haltung bei der Eucharistiefeier, insbesondere aus einem ehrfürchtigen Empfang der Heiligen Kommunion heraus erwächst. Entscheidend sei das lebendige Bewusstsein, dass wir uns vor der unendlichen Majestät Gottes befinden, die auf demütige Weise in den sakramentalen Zeichen zu uns komme. Von daher müsse der tiefen Bedeutung von Gesten wie der Haltung des Kniens Rechnung getragen werden. Das Dokument beginnt mit den Worten „Sacramentum caritatis“, d. h. „Sakrament der Liebe“. Nachfolgend die Abschnitte 65 bis 69 mit den originalen Zwischenüberschriften.

Von Papst Benedikt XVI.

Die Ehrfurcht vor der Eucharistie

Ein überzeugendes Zeichen für die Wirkung, die die eucharistische Katechese auf die Gläubigen ausübt, ist mit Sicherheit ihr zunehmendes Empfindungsvermögen für das Mysterium des unter uns gegenwärtigen Gottes. Das kann durch spezifische Ehrfurchtserweise gegenüber der Eucharistie festgestellt werden, in die der mystagogische Weg die Gläubigen einführen muss.[1] Ich denke ganz allgemein an die Bedeutung der Gesten und der Haltung wie das Knien während der wichtigen Augenblicke des eucharistischen Hochgebetes. In Anpassung an die legitime Verschiedenheit der Zeichen, die im Zusammenhang der unterschiedlichen Kulturen praktiziert werden, soll jeder das lebendige Bewusstsein haben und zum Ausdruck bringen, dass er sich in jeder Feier vor der unendlichen Majestät Gottes befindet, die auf demütige Weise in den sakramentalen Zeichen zu uns kommt. 

Die innere Beziehung zwischen liturgischer Feier und Anbetung

Es war einer der intensivsten Momente der Synode, als wir uns gemeinsam mit vielen Gläubigen zur eucharistischen Anbetung in die Basilika von Sankt Peter begeben haben. Mit diesem Zeichen des Gebetes wollte die Versammlung der Bischöfe stärker als nur mit Worten die Aufmerksamkeit auf die Bedeutung der inneren Beziehung zwischen Eucharistiefeier und Anbetung lenken. In diesem bedeutungsvollen Aspekt des Glaubens der Kirche liegt eines der entscheidenden Elemente des kirchlichen Weges, der nach der vom Zweiten Vatikanischen Konzil  angeregten liturgischen Erneuerung zurückgelegt wurde. Während der ersten Schritte dieser Reform wurde manchmal die innere Beziehung zwischen der Heiligen Messe und der Anbetung des Allerheiligsten Sakramentes nicht genügend deutlich wahrgenommen. Ein damals verbreiteter Einwand ging zum Beispiel von der Bemerkung aus, das eucharistische Brot sei uns nicht zum Anschauen, sondern zum Essen gegeben. In Wirklichkeit erwies sich diese alternative Gegenüberstellung im Licht der Gebetserfahrung der Kirche als gänzlich unfundiert. Schon der hl. Augustinus hatte gesagt: „Nemo autem illam carnem manducat, nisi prius adoravit … peccemus non adorando. – Niemand isst dieses Fleisch, ohne zuvor anzubeten … wir würden sündigen, wenn wir es nicht anbeteten.“[2] In der Eucharistie kommt uns ja der Sohn Gottes entgegen und möchte sich mit uns vereinigen; die eucharistische Anbetung ist nichts anderes als die natürliche Entfaltung der Eucharistiefeier, die in sich selbst der größte Anbetungsakt der Kirche ist.[3] Die Eucharistie empfangen heißt, den anbeten, den wir empfangen; gerade so, nur so werden wir eins mit ihm und bekommen in gewisser Weise einen Vorgeschmack der Schönheit der himmlischen Liturgie. Der Akt der Anbetung außerhalb der Heiligen Messe verlängert und intensiviert, was in der liturgischen Feier selbst getan wurde: „Nur im Anbeten kann tiefes und wahres Empfangen reifen. Und gerade in diesem persönlichsten Akt der Begegnung mit dem Herrn reift dann auch die soziale Sendung, die in der Eucharistie enthalten ist und nicht nur die Grenze zwischen dem Herrn und uns, sondern vor allem auch die Grenzen aufreißen will, die uns voneinander trennen.“[4]

Die Praxis der eucharistischen Anbetung

Gemeinsam mit der Synodenversammlung empfehle ich darum den Hirten der Kirche und dem Gottesvolk von Herzen die eucharistische Anbetung, sei es allein oder in Gemeinschaft.[5] In diesem Zusammenhang wird eine angemessene Katechese von großem Nutzen sein, in der den Gläubigen die Bedeutung dieses kultischen Aktes erklärt wird, der es ermöglicht, die liturgische Feier an sich tiefer und fruchtbringender zu erleben. Im Bereich des Möglichen sollten dann vor allem in den bevölkerungsreicheren Gebieten Kirchen oder Oratorien bestimmt und eigens für die ewige Anbetung bereitgestellt werden. Außerdem empfehle ich, den Kindern im katechistischen Unterricht und besonders in den Vorbereitungskursen zur Erstkommunion den Sinn und die Schönheit des Verweilens bei Jesus nahezubringen und das Staunen angesichts seiner Gegenwart in der Eucharistie zu pflegen.

Ich möchte hier allen Instituten gottgeweihten Lebens, deren Mitglieder einen bedeutenden Teil ihrer Zeit der eucharistischen Anbetung widmen, meine Bewunderung und Unterstützung zum Ausdruck bringen. Auf diese Weise bieten sie allen das Beispiel von Menschen, die sich von der wirklichen Gegenwart des Herrn formen lassen. Ebenso möchte ich die Vereinigungen von Gläubigen wie auch die Bruderschaften ermutigen, die diese Praxis als ihre besondere Verpflichtung übernommen haben; sie werden so zum Ferment der Betrachtung für die ganze Kirche und zum Hinweis auf die Zentralität Christi für das Leben des Einzelnen und der Gemeinschaften.

Formen eucharistischer Frömmigkeit

Die persönliche Beziehung, die der Einzelne mit dem in der Eucharistie gegenwärtigen Jesus herstellt, verweist ihn immer auf das Ganze der kirchlichen Gemeinschaft, indem sie in ihm das Bewusstsein seiner Zugehörigkeit zum Leib Christi nährt. Darum lade ich nicht nur die einzelnen Gläubigen ein, persönlich die Zeit zu finden, im Gebet vor dem Altarssakrament zu verweilen, sondern halte es für meine Pflicht, auch die Pfarreien und andere kirchliche Gruppierungen zu ersuchen, Momente gemeinschaftlicher Anbetung einzurichten. Selbstverständlich behalten alle bereits bestehenden Formen eucharistischer Frömmigkeit ihren Wert. Ich denke zum Beispiel an die eucharistischen Prozessionen, vor allem an die traditionelle Fronleichnamsprozession, an die fromme Praxis des vierzigstündigen Gebets, an die lokalen, nationalen und internationalen Eucharistischen Kongresse und an die anderen, ähnlichen Initiativen. In angemessener Weise aktualisiert und den verschiedenen Umständen angepasst, verdienen diese Frömmigkeitsformen, auch heute gepflegt zu werden.[6] 

Der Standort des Tabernakels in der Kirche

In Verbindung mit der Bedeutung der Aufbewahrung der Eucharistie sowie der Anbetung und Ehrfurcht vor dem Sakrament des Opfers Christi hat die Bischofssynode sich gefragt, welches der angemessene Standort des Tabernakels in unseren Kirchen ist.[7] Seine richtige Position hilft nämlich, die wirkliche Gegenwart Christi im Allerheiligsten Sakrament zu erkennen. Es ist nötig, dass der Ort, an dem die eucharistischen Gestalten aufbewahrt werden, für jeden, der in die Kirche eintritt, leicht auszumachen ist, nicht zuletzt auch durch das ewige Licht. Zu diesem Zweck muss die architektonische Anlage des sakralen Gebäudes berücksichtigt werden: In den Kirchen, in denen keine Sakramentskapelle existiert und der Hauptaltar mit dem Tabernakel fortbesteht, ist es zweckmäßig, sich zur Bewahrung und Anbetung der Eucharistie dieser Struktur zu bedienen und zu vermeiden, davor den Sitz des Zelebranten aufzustellen. In den neuen Kirchen ist es gut, die Sakramentskapelle in der Nähe des Presbyteriums zu planen; wo das nicht möglich ist, sollte der Tabernakel am besten im Presbyterium an einem ausreichend erhöhten Ort im Apsisbereich aufgestellt werden oder an einem anderen Punkt, wo er ebenso gut zu sehen ist. Solch umsichtige Maßnahmen tragen dazu bei, dem Tabernakel, der immer auch künstlerisch sorgsam gestaltet werden sollte, Würde zu verleihen. Natürlich ist es nötig, alles zu berücksichtigen, was die Allgemeine Einführung in das Römische Messbuch zu diesem Thema sagt.[8] Das letzte Urteil in dieser Sache liegt in jedem Fall beim Diözesanbischof.


[1] Vgl. Propositio 34.
[2] Enarrationes in Psalmos 98,9: CCL XXXIX, 1385; vgl. Benedikt XVI., Ansprache an die Römische Kurie (22. Dez. 2005): AAS 98 (2006), 44-45.
[3] Vgl. Propositio 6.
[4] Benedikt XVI., Ansprache an die Römische Kurie (22. Dezember 2005): AAS 98 (2006), 45.
[5] Vgl. Propositio 6; Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung, Direktorium über Volksfrömmigkeit und Liturgie (17. Dez. 2001) Nr. 164-165, Vatikanstadt 2002, S. 137. 139; Kongregation für die Riten, Instr. Eucharisticum Mysterium (25. Mai 1967): AAS 57 (1967), 539-573.
[6] Vgl. Relatio post disceptationem, 11; L’Osservatore Romano (dt.) 35. Jg. Nr. 45, S. 13.
[7] Vgl. Propositio 28.
[8] Vgl. Nr. 314.

Der heilige Franziskus und das Altarsakrament

Mit Datum vom 4. November 2010 hatte Papst Benedikt XVI. eine Botschaft an die damals in Assisi versammelten Bischöfe Italiens gerichtet. Darin ging er auf die eucharistische Frömmigkeit des hl. Franziskus (1181-1226) ein und stellte sie der heutigen Zeit als Beispiel vor Augen. Er nahm Bezug auf die Lehre von der sog. „Transsubstantiation“, der Wesensverwandlung von Brot und Wein in Leib und Blut Christi bei der hl. Messe, wie sie auf dem IV. Laterankonzil (1215) verkündet worden war. Dabei unterstrich er, dass derselbe Papst, nämlich Innozenz III. (1198-1216), der die Gemeinschaft des Poverello aus Assisi erstmals kirchenrechtlich anerkannt hatte (1210), auch den Vorsitz dieses Konzils innehatte. Franziskus aber sei durch die Vereinigung mit dem Herrn in der hl. Eucharistie zu einer Ikone des gekreuzigten Christus geworden.

Von Papst Benedikt XVI.

Der Poverello aus Assisi war eine lebende Ikone Christi

In Assisi ist „der Welt eine Sonne geboren“ worden (Dante, Paradies, XI. Gesang): Der hl. Franziskus, der seine Frische und Aktualität bewahrt hat – die Heiligen gehen niemals unter! –, was dem Umstand zu verdanken ist, dass er sich Christus, dessen lebende Ikone er war, völlig gleichgestaltet hatte. Wie unsere, so war auch die Zeit, in welcher der hl. Franziskus lebte, von tiefgreifenden kulturellen Veränderungen geprägt, die von der Entstehung der Universitäten, von der Entwicklung der Stadtgemeinden und von der Verbreitung neuer religiöser Erfahrungen begünstigt wurden.

Gerade in jener Zeit leitete die Kirche dank des Wirkens von Papst Innozenz III. – derselbe Papst, von dem der Poverello aus Assisi die erste kirchenrechtliche Anerkennung erhalten hat – eine tiefgreifende Liturgiereform ein. Herausragender Ausdruck dieser Entwicklung ist das IV. Laterankonzil (1215), das zu seinen fruchtbaren Ergebnissen das „Brevier“ zählen kann.

Die tatsächliche Gegenwart Christi im eucharistischen Opfer

Außerdem führte das IV. Laterankonzil, das sich mit besonderer Aufmerksamkeit dem Altarsakrament widmete, in das Glaubensbekenntnis den Begriff „Transsubstantiation“ ein, um die tatsächliche Gegenwart Christi im eucharistischen Opfer zu bestätigen: „Sein Leib und sein Blut sind unter den Gestalten von Brot und Wein, wahrhaft im Sakrament des Altars enthalten, wenn durch göttliche Macht das Brot in den Leib und der Wein in das Blut wesenhaft verwandelt wird“ (DS 802).

Aus der Teilnahme an der Heiligen Messe und aus dem frommen Empfang der Heiligen Kommunion entspringt das dem Evangelium gemäße Leben des hl. Franziskus und seine Berufung, den Weg des gekreuzigten Christus nachzugehen: „Der Herr“, so lesen wir im Testament von 1226, „gab mir soviel Glauben in den Kirchen, dass ich einfach so betete und sprach: Dich, Herr Jesus, beten wir in allen deinen Kirchen auf der ganzen Welt an und loben dich, da du mit deinem Kreuz die Welt erlöst hast“ (Fontes Franciscani, 111).

Die große Ehrerbietung des hl. Franziskus gegenüber den Priestern

Aus dieser Erfahrung entspringt auch seine große Ehrerbietung gegenüber den Priestern und die Mahnung an die Brüder, sie immer und überall zu respektieren, „weil ich vom höchsten Sohn Gottes leiblich in dieser Welt nichts anderes sehe als den allerheiligsten Leib und sein Blut, die allein sie konsekrieren und nur sie den anderen spenden“ (Fontes Franciscani, 113).

Welch große Verantwortung für das Leben, liebe Brüder, folgt angesichts dieses Geschenkes daraus für jeden von uns! „Achtet auf eure Würde, priesterliche Brüder“, empfahl Franziskus weiter, „und seid heilig, weil er heilig ist“ (Schreiben an das Generalkapitel und an alle Brüder, in: Fontes Franciscani, 220)! Ja, die Heiligkeit der Eucharistie verlangt, dass man dieses Mysterium im Wissen um seine Großartigkeit, Bedeutung und Wirksamkeit für das christliche Leben feiert, aber sie fordert von jedem von uns auch Reinheit, Konsequenz und ein heiligmäßiges Leben, damit wir lebendige Zeugen des einzigartigen Liebesopfers Christi sind.

Die Liturgie ist der über der Erde der Menschen geöffnete Himmel

Der Heilige aus Assisi hörte nicht auf, betrachtend darüber nachzudenken, dass „sich der Herr des Universums, Gott und Sohn Gottes, so erniedrigte, dass er sich um unserer Rettung willen im unscheinbaren Brot verbarg“ (ebd., 221), und mit Eindringlichkeit bat er seine Brüder: „Ich bitte euch, mehr als ich es für mich selbst tun würde, dass ihr, wenn es angebracht ist und ihr es als notwendig anseht, die Priester demütig anfleht, dass sie den Heiligsten Leib und das Blut unseres Herrn Jesus Christus und die heiligen Namen und seine Worte, die den Leib konsekrieren, über alle Dinge verehren“ (Brief an alle Kustoden, in: Fontes Franciscani, 241).

Der wahre Gläubige erfährt jederzeit in der Liturgie die Gegenwart, den Vorrang und das Wirken Gottes. Sie ist „veritatis splendor“, Glanz der Wahrheit (Sacramentum caritatis, 35), hochzeitliches Ereignis, Vorgeschmack auf die neue und endgültige Stadt und die Zugehörigkeit zu ihr; sie ist die Verbindung von Schöpfung und Erlösung, über der Erde der Menschen geöffneter Himmel, Übergang von der Welt zu Gott; sie ist Ostern im Kreuz und in der Auferstehung Jesu Christi; sie ist die Seele des christlichen Lebens, Aufruf zur Nachfolge, Versöhnung, die zur brüderlichen Liebe anregt.

80. Todestag von Fritz Gerlich

Wunder der Eucharistie

Zum 80. Todestag von Dr. Fritz Gerlich hielt der Regensburger Bischof Dr. Rudolf Voderholzer am 30. Juni 2014 ein Pontifikalamt. Als Ort wurde nicht zufällig Konnersreuth gewählt. Denn die Begegnung mit Therese Neumann hatte dem kritischen Intellektuellen das Geheimnis der Eucharistie eröffnet, das ihn schließlich verwandelte und auf seinen Märtyrertod vorbereitete. Ein Auszug aus der Predigt des Bischofs.

Von Bischof Rudolf Voderholzer, Regensburg

1934 wurde Fritz Gerlich in Dachau erschossen

Am 30. Juni 1934, näherhin in der Nacht vom 30. Juni auf den 1. Juli, wurde im Konzentrationslager Dachau, vor den Toren Münchens, Dr. Fritz Michael Gerlich erschossen, nachdem er über ein Jahr in sog. „Schutzhaft“ gefangen gehalten worden war. Gerlich war nicht das einzige Opfer unter den Nazi-Gegnern, die an diesem bzw. darauffolgenden Tag ihr Leben lassen mussten. In Berlin wäre zu nennen: Dr. Erich Klausener, Polizeipräsident und Vorsitzender der Katholischen Aktion. Auch der Reichsführer der Deutschen Jugendkraft, Adalbert Propst, wurde in Braunlage, im Harz, verhaftet und, wie es dann beschönigend hieß, „auf der Flucht erschossen“. Ebenso haben die anderen Mitglieder des Konnersreuther Kreises im anti-nationalsozialistischen Widerstand ihr Leben eingesetzt und zum großen Teil auch hingeben.

Therese Neumann lebte allein von der Eucharistie

Zu den Geheimnissen des Lebens der Therese Neumann gehört, dass sie ganz von der Eucharistie her gelebt hat. Fritz Gerlich wollte das wie viele kritische Zeitgenossen – und wie sollte man zunächst auch anders denken? – nicht glauben und den Schwindel entlarven. Doch er fand keine Hinweise für einen Schwindel oder Betrug und er begann, umzudenken. Es begann ein Prozess der Verwandlung in ihm. Fritz Gerlich, ein kritischer, ein scharfer, ein analytischer, ein naturwissenschaftlich geschulter Geist, kann keinen Betrug erkennen und kann nicht umhin, zu beginnen, an das Phänomen zu glauben.

Aus dem Humanisten wird ein bekennender Katholik

Gerlich fängt an, seinen kritischen Geist unter die Wahrheit zu beugen. Es gibt dieses Brot vom Himmel, das nicht irdisches, sondern ewiges Leben schenkt! Aus dem Skeptiker wird ein Bekenner. Der Kritiker verwandelt sich in einen Beter. Aus dem getauften Humanisten wird ein überzeugter, leidenschaftlich glaubender Christ und Katholik. Am 29. September 1931 empfängt Fritz Gerlich in Eichstätt die Erstkommunion. Resl schenkt ihm ein Bild des gekreuzigten Herrn und schreibt auf die Rückseite einen Segensgruß darauf. Ich durfte dieses Kommuniongeschenk erst vor wenigen Wochen zum ersten Mal in Händen halten. Gestärkt durch den Hl. Geist beginnt Fritz Gerlich die letzte Etappe, in der sein verschlungener Weg ein wirklich „gerader Weg“ wird. Mysterium der Kirche, gelebt aus der Eucharistie! So lautet auch der Titel der Enzyklika des hl. Papstes Johannes Paul II.: „Ecclesia de Eucharistia“.

Er wird Christus ähnlich bis in den Tod

Der Herr hat am Kreuz sein Leben für uns, für das Heil der Welt, hingegeben. Aus seiner Seitenwunde entströmen Blut und Wasser – Zeichen für die Sakramente der Kirche, die den Leib Christi, die Kirche, auf ihrem Weg durch die Zeit aufbauen und stärken. In der Taufe und in der Eucharistie! An Fritz Gerlich sehen wir: Die Eucharistie will uns Christus ähnlich machen! Sie will uns verwandeln. Sie gibt schließlich, wenn es der Augenblick gebietet und die Zeitumstände danach sind, sogar die Kraft, in sein Kreuzesopfer einzugehen, sodass die betreffende Person mit IHM im Leiden und im Kreuz verbunden wird – wie es bei Fritz Gerlich der Fall war.

Wir brauchen die Inspiration aus der hl. Eucharistie

Danken wir für das Lebenszeugnis von Fritz Gerlich und den vielen anderen, die uns in dieser dunklen Zeit ein Licht hinterlassen haben, das stärker leuchtet als alle Schatten und alle Finsternis von Schuld und Versagen! Bitten wir den Herrn, dass er der Kirche unserer Tage eine tiefe Liebe zur Eucharistie schenke! Bitten wir um die Erleuchtung durch den Heiligen Geist, dass uns klar wird, was wir tun, wenn wir die Heilige Eucharistie empfangen. Wir werden in den Leib Christi aufgenommen und ER will uns wieder neu verwandeln in sich. ER will uns alle zu Zeugen machen von seiner Leben spendenden Gegenwart in der Welt und uns auch die Kraft schenken, dort, wo es nötig ist, dem Zeitgeist zu widerstehen.

Keiner von uns muss heute Angst haben, in ein Konzentrationslager gebracht zu werden. Aber es genügt schon mancher Angriff und manches Unverständnis des Zeitgeistes, um uns herauszufordern und uns deutlich zu machen, wie sehr wir die Kraft und Inspiration aus der Heiligen Eucharistie nötig haben.

Ein katholischer Märtyrer im Kampf gegen Hitler

Fritz Gerlich und sein „gerader Weg“

Der Regensburger Bischof Dr. Rudolf Voderholzer setzt sich nachdrücklich für die Seligsprechung von Dr. Fritz Gerlich (1883-1934) ein. Er ist fasziniert von seinem Lebenszeugnis und verehrt ihn als einen Blutzeugen, den er bekannt machen möchte. Wie er berichtet, habe ihn die Süddeutsche Zeitung mit einer Artikelserie im Jahr 1993 auf deren früheren Chefredakteur aufmerksam gemacht. Als am 30. Juni 1994 in München eine Gedenktafel für Gerlich angebracht wurde, gehörte der damalige Assistent am Lehrstuhl für Dogmatik zur kleinen Schar der Zuhörer. Anlässlich des 80. Jahrestags der Verhaftung von Gerlich am 11. März 2013 trat Voderholzer bei einer Veranstaltung in München bereits als Bischof auf. Nun nützte er den 80. Todestag am 30. Juni 2014 für einen ausführlichen Vortrag[1] in Konnersreuth, den wir als Beitragsreihe wiedergeben. Nachfolgend der erste Teil.

Von Bischof Rudolf Voderholzer, Regensburg

Wenn vom christlich motivierten Widerstand gegen den Nationalsozialismus die Rede ist, dann denkt man in der Regel erst einmal an die seligen Pater Rupert Mayer (1876-1945), Bernhard Lichtenberg (1875-1943), Karl Leisner (1915-1945) oder an den 2001 seliggesprochenen Publizisten und christlichen Gewerkschaftler Nikolaus Groß (1898-1945) sowie auch an den dem „Kreisauer Kreis“ angehörenden Jesuiten Alfred Delp (1907-1945) und Augustin Rösch (1893-1961) auf katholischer Seite. Auf evangelischer Seite an Dietrich Bonhoeffer (1906-1945) und Martin Niemöller (1892-1984); oder auch an die Geschwister Scholl mit ihrer Münchener Widerstandsgruppe „Weiße Rose“. Sie alle sind bereits hinreichend und auch über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt als Vertreter eines christlich begründeten Widerstandes gegen den Nationalsozialismus.[2] Ihr zum größten Teil blutiges Martyrium vollzog sich mehr in der zweiten Hälfte, ja zumeist sogar erst kurz vor dem Ende der unseligen Naziherrschaft.

Bisher wenig beachtet: der frühe Widerstand

Im Schatten der Aufmerksamkeit stehen dagegen nach wie vor Leute, die sich schon in den 20er und frühen 30er Jahren des 20. Jahrhunderts kritisch mit dem Nationalsozialismus auseinandergesetzt, seine verhängnisvollen Implikationen treffend „diagnostiziert“,[3] energisch vor Hitler gewarnt und in manchen Fällen ihren Widerstand bereits damals mit dem Leben bezahlt haben.

Einer, der mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln gegen den Nationalsozialismus gekämpft und dafür sein Leben hingegeben hat, ist Dr. Fritz Gerlich (1883-1934), Historiker, Publizist, langjähriger Chefredakteur der „Münchener Neuesten Nachrichten“ (der heutigen „Süddeutschen Zeitung“)[4]und von 1930 bis 1933 Herausgeber der Wochenzeitung „Der gerade Weg“. Der evangelische Kirchenhistoriker Klaus Scholder sprach im Blick auf Fritz Gerlich, seinen Mitstreiter Pater Ingbert Naab OFMCap (1885-1935) und ihr gemeinsames Zeitungsprojekt von den „entschiedensten und kompromisslosesten Gegnern Hitlers überhaupt“.[5]

„Prophetien wider das Dritte Reich“ schon 1946 veröffentlicht

Die Gründe für den geringen Bekanntheitsgrad der frühen Märtyrer sind vielfältig. Es kann damit zusammenhängen, dass sich Freunde und Weggefährten nach dem Krieg sofort an die Sicherung des Erbes und die Wahrung des Andenkens gemacht haben und damit zu früh kamen,[6] denn die Zeit war (noch) nicht reif für eine Auseinandersetzung mit der Geschichte des Widerstandes, von den katastrophalen wirtschaftlichen Verhältnissen ganz abgesehen, die zu anderen Prioritäten zwangen. Tatsache aber ist, dass Johannes Steiner, der ehemalige Geschäftsführer des Naturrechtsverlages, in dem die Zeitung „Der gerade Weg“ erschien, schon 1946 eine Sammlung der wichtigsten Artikel von Fritz Gerlich und seinem Kampfgefährten aus dem Kapuzinerorden unter dem Titel „Prophetien wider das Dritte Reich“[7] in Buchform herausgegeben, und dass Erwein Freiherr von Aretin, ein ehemaliger Kollege und Freund Gerlichs, zum „Konnersreuther Kreis“ gehörig, bereits 1949 ein ausführliches Lebensbild Gerlichs verfasst hat.[8] Die genannten Publikationen fanden zum Zeitpunkt ihres Erscheinens jedoch nicht die ihnen gebührende Aufmerksamkeit.

Durch den Glauben erkannte Gerlich die Gefahr

Ein weiterer Grund mag eine bestimmte Definition von „Widerstand“ sein, welche die Warner und mit geradezu prophetischer Weitsicht ausgestatteten frühen Kritiker des Nationalsozialismus deshalb nicht in den Blick bekommt, weil sie von „Widerstand“ erst redet, wo Menschen sich gegen ein schon etabliertes Unrechtsregime aufbäumen.

Andererseits aber gilt, was Erich Kästner in seiner Ansprache auf der Hamburger PEN-Tagung vom 10. Mai 1958, also genau 25 Jahre nach der ersten Bücherverbrennung in Berlin am 10. Mai 1933 gesagt hat: „Drohende Diktaturen lassen sich nur bekämpfen, ehe sie die Macht übernommen haben. Es ist eine Angelegenheit des Terminkalenders, nicht des Heroismus.“[9]

Die Zeitung, die Fritz Gerlich herausgab, hieß zuletzt, genauer ab 1932, „Der gerade Weg“. Der Lebensweg Fritz Gerlichs aber war keineswegs so gerade, wie es sich zum Schluss hin zeigt. Er schrieb selbst am 2. August 1931: „Die Vorsehung geht oft wunderbare Wege. Mein Lebensweg bis zu dem heutigen Tage, wo ich Katechumene der katholischen Kirche bin, ist durch viele viele Irrtümer hindurchgegangen. Ich bin ein Mensch, der nicht nur viel geirrt, sondern bei der Leidenschaftlichkeit seines Temperaments sicher mehr gefehlt hat als die meisten meiner Zeitgenossen. Ich habe allerlei wieder gutzumachen. Aber unser Herr und Heiland Jesus Christus wird dem Manne, der wegen der offenen Aussprache seiner Überzeugung mit dem Strick um den Hals eines Tages zum letzten Urteil vor ihn hintritt, sicher vieles verzeihen.“[10]


[1] Der Vortrag ist die geringfügige Erweiterung von Rudolf Voderholzer: Fritz Gerlich (1883-1934). Ein katholischer Märtyrer im Kampf gegen Hitler, in: Pawel Podeszwa/Waldemar Szczerbinski (Hg.): Ad sapientiam cordis. Ksiega Pamiatkowa dedykowana ksiedzu Professorowi Ludwikowi Gladyszewskiemu w 70. Rodcznice urodzin (Festschrift für Ludwik Gladyszewski zum 70. Geburtstag), Gniezno 2002, 579-602. Seit der Veröffentlichung dieser Festschrift ist vor allem erschienen Rudolf Morsey (Bearb.): Fritz Gerlich – ein Publizist gegen Hitler. Briefe und Akten 1930-1934 (= Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte, Reihe A: Quellen, Bd. 56), Paderborn u.a. 2010. Neben den aufschlussreichen Akten findet sich dort eine Einführung (7-38), die den bisherigen Kenntnisstand resümiert und in Leben und Werk einführt.
[2] Eine erste Information über Personen im deutschen antinationalsozialistischen Widerstand gibt: Peter Steinbach/Johannes Tuchel (Hgg.): Lexikon des Widerstandes 1933-1945, München 1994. Speziell zum christlichen Widerstand vgl. auch: Joël Pottier (Hg.): Christen im Widerstand gegen das Dritte Reich, Stuttgart/Bonn ²1995.
[3] Vgl. Martin Kugler: Die frühe Diagnose des Nationalsozialismus. Christlich motivierter Widerstand in der österreichischen Publizistik, Frankfurt am Main u.a. 1995. Kugler untersucht die Schriften von P. Cyrill Fischer OFM (1892-1945) und Dietrich von Hildebrand (1889-1977). Ihnen kann für Bayern ein anderer Franziskanerpater zur Seite gestellt werden: Vgl. Michael Fellner: Pater Erhard Schlund OFM (1888-1953) und seine Auseinandersetzung mit der völkischen Bewegung und dem Nationalsozialismus, in: Beiträge zur altbayerischen Kirchengeschichte 43 (1998), 131-214.
[4] Mitarbeiter dieser größten und auch überregional bedeutendsten Tageszeitung Bayerns haben dem langjährigen Chefredakteur Fritz Gerlich ein würdiges Denkmal gesetzt: Hans-Günter Richardi/Klaus Schumann: Geheimakte Gerlich/ Bell. Röhms Pläne für ein Reich ohne Hitler, München 1993.
[5] Klaus Scholder: Die Kirchen und das Dritte Reich. Band I. Vorgeschichte und Zeit der Illusionen, 1918-1934, Frankfurt am Main u.a. 1977, 160.
[6] Rudolf Morsey: Fritz Gerlich (1883-1934), in: Karl-Joseph Hummel/ Christoph Strohm (Hgg.): Zeugen einer besseren Welt. Christliche Märtyrer des 20. Jahrhunderts, Leipzig 2000, 37-57, hier: 56.
[7] Prophetien wider das Dritte Reich. Aus den Schriften des Dr. Fritz Gerlich und des Paters Ingbert Naab O.F.M.Cap. Gesammelt von Dr. Johannes Steiner, München 1946.
[8] Erwein Freiherr von Aretin: Fritz Michael Gerlich. Ein Martyrer unserer Tage, München 1949. Zum 100. Geburtstag und 50. Jahrestag der Verhaftung Gerlichs erschien eine zweite, um zwei Vorworte und ein Nachwort erweiterte Auflage. Das Nachwort: Karl Otmar Freiherr von Aretin: Fritz Gerlich als Journalist im Umfeld der bayerischen Politik, in: Erwein Freiherr von Aretin: Fritz Michael Gerlich, München /Zürich ²1983, 149-167, ist etwas erweitert auch abgedruckt in: Georg Schwaiger (Hg.): Das Erzbistum München und Freising in der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft, Band II, München/Zürich, 157-172. Die Biographie von Erwein von Aretin wird im Folgenden nach der 2. Auflage zitiert.
[9] Erich Kästner: Über das Verbrennen von Büchern, in: Ders.: Gesammelte Schriften für Erwachsene, Band 8, Zürich 1969, 277-285, hier: 285. Der Hinweis auf Kästner bei: Kugler: Die frühe Diagnose des Nationalsozialismus (wie in Anm. 2), 13. Kästner fährt fort: „Als Ovid sein ‚Principiis obsta!‘ niederschrieb, als er ausrief: ‚Bekämpfe den Beginn!‘, dachte er an freundlichere Gegenstände. Und auch als er fortfuhr: ‚Sero medicina paratur!‘, also etwa: ‚Später helfen keine Salben!‘, dachte er nicht an Politik und Diktatur. Trotzdem gilt seine Mahnung in jedem und auch in unserem Falle.“
[10] Prophetien wider das Dritte Reich (wie in Anm. 6), 90 (= „Illustrierter Sonntag“, Nr. 31 vom 2. August 1931, „In wessen Diensten schreibt Fritz Gerlich“).

Weg der göttlichen Vorsehung

Die Geschichte des Fronleichnamsfestes zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie die göttliche Vorsehung in der Geschichte der Kirche mit der Ausübung des Obersten Hirtenamtes zusammenwirkt. Umso deutlicher scheint dadurch auch die überzeitliche Dimension dieses Festes auf. Seine Einführung durch Papst Urban IV. vor 750 Jahren war eine Weichenstellung, welche die Kirche auf den Weg der eucharistischen Anbetung führte und sie für die großen Auseinandersetzungen in der Reformations- und Aufklärungszeit wappnete. Ebenso kann heute die Überwindung der nachkonziliaren Glaubenskrise verbunden mit einer Erneuerung des kirchlichen Lebens vor allem dort beobachtet werden, wo die Anbetung des Allerheiligsten Sakraments zu einem „eucharistischen Frühling“ geführt hat. So drückte sich Papst Benedikt XVI. im Jahr 2010 aus, als er die außerordentlichen Hintergründe der Einsetzung des Fronleichnamsfestes beleuchtete.

Von Erich Maria Fink

„Was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein“ (Mt 16,19). Mit diesen Worten deutete Jesus die „Schlüsselgewalt“, als er dem Apostel Petrus und – wie wir glauben – seinen Nachfolgern „die Schlüssel des Himmelreichs“ anvertraute. In der Geschichte der Kirche können wir eine ganz besondere Form beobachten, wie Gott die damit gegebene Zusage erfüllt. Immer dann, wenn der Papst eine Entscheidung trifft, scheint der Himmel darauf einzugehen und mit einer ungeahnten Gnadengabe zu antworten. Oft kommt eine Entwicklung in Gang, die mit frappierender Deutlichkeit einen Zusammenhang zur vorausgehenden Initiative des Papstes erkennen lässt. Man spürt, dass der Nachfolger des hl. Petrus mit seinem Schlüssel Schleusen der Gnade öffnen kann.

Weltumspannende Dimension der „Schlüsselgewalt“

Ein schönes Beispiel ist die Entscheidung Papst Benedikts XV., während des Ersten Weltkriegs zur Gottesmutter Zuflucht zu nehmen und ihr offiziell den Titel „Königin des Friedens“ zu verleihen. Um der Anrufung einen liturgischen Charakter zu verleihen, fügte er sie in die Lauretanische Litanei ein. Die Verordnung erfolgte am 5. Mai 1917. Gleichzeitig ließ er von Guido Galli eine weiße Marmorstatue mit dem Titel „Regina Pacis“ anfertigen. Im traurigen Gesicht der himmlischen Mutter spiegelt sich die Tragödie der zerrissenen Menschheit wider. Die Statue der auf einem Thron sitzenden „Königin des Friedens und Herrscherin des Universums“ wurde in der römischen Basilika „Santa Maria Maggiore“ aufgestellt. Es ist nicht zu übersehen, dass der Himmel schon wenige Tage nach der Entscheidung des Papstes „reagiert“ hat. Am 13. Mai 1917 begannen die Erscheinungen der Gottesmutter in Fatima. Sie offenbarte einen großen Friedensplan, der weit über den Ersten Weltkrieg hinausgeht. Und wiederum wurde das Petrusamt in das Gnadenangebot Gottes eingebunden. Der Papst müsse die Welt dem Unbefleckten Herzen Mariens weihen, um sie vor dem bevorstehenden, noch größeren Unheil zu bewahren. Das Ringen um die Weltweihe, die Papst Pius XII. schließlich am 31. Oktober 1942 vorgenommen hat, zeigt die Dramatik und zugleich weltumspannende Dimension der „Schlüsselgewalt“ des römischen Pontifex. Bekanntlich hatte sich nach diesem feierlichen Akt das Blatt gewendet. Genau von diesem Zeitpunkt an war das Ende des „Tausendjährigen Reiches“ der Nationalsozialisten besiegelt.

Das IV. Laterankonzil und die Lehre von der „Transsubstantiation“

Ähnlich verhält es sich bei der Einführung des Fronleichnamsfestes. Vorausgegangen war eine Lehrentscheidung über die Eucharistie auf dem IV. Laterankonzil im Jahr 1215. Unter dem Vorsitz von Papst Innozenz III. (1198-1216) hatte die Kirche definiert, dass sich bei der Heiligen Messe durch göttliche Macht eine „wesenhafte Verwandlung“ des Brotes in den Leib und des Weines in das Blut Christi vollziehe. Die Lehre von der „Wesensverwandlung“, der sog. „Transsubstantiation“, zielte nicht auf eine stoffliche Vorstellung ab, als werde bei der Heiligen Kommunion „Fleisch von den Zähnen der Gläubigen zermalmt“, wie es damals manche Theologen formuliert hatten. Der philosophische Ausdruck Substanz meint eben nicht eine physische Sache, sondern bezeichnet die geistige Seinsgrundlage, welche den Dingen ihre bleibende Identität verleiht. So zielte die Lehre von der Wesensverwandlung auf die unsichtbare, aber wirkliche und über die Feier der Heiligen Messe hinaus bleibende Gegenwart des ganzen lebendigen Christus unter den Gestalten von Brot und Wein ab. Dazu genügt nach kirchlicher Lehre der kleinste, als solcher noch erkennbare Teil der eucharistischen Gestalten. So bildete die Lehre von der „Transsubstantiation“ die Grundlage für die liturgische Anbetung der Heiligen Eucharistie außerhalb der Heiligen Messe. Erst auf diesem Fundament konnten sich die Gebete und Hymnen, aber auch die äußeren Formen der Verehrung mit Monstranz, Inzenz und Prozessionen entwickeln, welche es vor dem 13. Jahrhundert nicht gegeben hatte.

Die Vorsehung Gottes im Lebensweg Urbans IV.

Die nun einsetzende Entwicklung aber war keine notwendige Folge der kirchlichen Lehrentscheidung, sondern wurde durch eine Antwort Gottes auf das Bekenntnis der Kirche zur bleibenden Gegenwart Jesu Christi in der Heiligen Eucharistie angestoßen. Sie trägt von Anfang an die Züge einer Initiative des Himmels, eines gnadenhaften Hineinwirkens Gottes in die Geschichte der Kirche. Als die etwa 1400 Teilnehmer des Konzils im römischen Lateran Mitte November 1215 gleich als ersten Canon die Transsubstantiationslehre verabschiedetet hatten, wählte Gott in Troyes, 180 km südöstlich von Paris, den jungen, etwa 16 Jahre alten Jacques Pantaléon Ancher als sein Werkzeug aus. Er war der Sohn eines Schusters, studierte in Paris Theologie, wurde zunächst Kanonikus in Laon, einer Diözese im Nordosten Frankreichs, und dann Archidiakon in Lüttich. Als der dortige Bischof, Robert von Thourotte, mit den mystischen Erlebnissen der hl. Juliana (um 1192-1258) konfrontiert wurde, übertrug er die Prüfung seinem Archidiakon. Zusammen mit anderen Gelehrten kam Jacques Pantaléon zu dem Ergebnis, dass die Visionen, die bereits 1209 begonnen hatten, echt sind und riet seinem Bischof, das von Jesus gewünschte Fronleichnamsfest in seiner Diözese einzuführen. Dieser ließ sich überzeugen und feierte es 1246 das erste Mal in seinem Bistum. Zwei Jahre später schickte Papst Innozenz IV. den Archidiakon, den er im Sommer 1245 auf dem Ersten Konzil von Lyon kennen und schätzen gelernt hatte, als seinen Delegaten nach Breslau, um dort eine Synode der Gnesener Kirchenprovinz zu leiten. Nachdem er diese Aufgabe erfolgreich erfüllt hatte, erhob ihn der Papst 1251 zum Bischof von Verdun. Die Diözese war hoch verschuldet, doch innerhalb weniger Jahre bekam er die Situation in Griff. Beeindruckt von seinen Fähigkeiten ernannte ihn Papst Alexander IV. im Jahr 1255 zum Patriarchen von Jerusalem. Als dieser 1261 starb, konnten sich die acht verbliebenen und in zwei Lager gespaltenen Kardinäle drei Monate lang nicht auf einen Kandidaten aus ihrer Mitte einigen. Da richtete sich ihre Aufmerksamkeit auf den Jerusalemer Patriarchen, der zufällig in diesen Tagen an der Kurie weilte. Am 29. August wählten sie ihn zum Papst, obwohl er kein Kardinal war und nicht zum Konklave gehörte.

Die Einführung des Fronleichnamsfestes 1264

Doch Urban IV., wie er sich als Papst nannte, verstand nicht sofort, was Gott eigentlich mit ihm vorhatte. Es bedurfte eines erneuten Winks von oben, damit er seine Berufung erkennen konnte. Seine Residenz hatte er in Orvieto aufgeschlagen. Da meldete sich im Jahr 1263 bei ihm ein böhmischer Priester, der aus dem nahegelegenen Bolsena herbeigeeilt war. In seiner Beichte berichtete er dem Papst, was er bei der Feier der Heiligen Messe über dem Grab der hl. Christina erlebt hatte. Als er die Hostie gebrochen habe, sei Blut auf das Korporale und den Altarstein getropft. Aus jedem Blutstropfen habe ihn das dornengekrönte Haupt des Erlösers angeblickt und dadurch von seinem Unglauben befreit. In seinem Schrecken habe er das Tuch zusammengepackt und in eine Schublade der Sakristei gesteckt. Der Papst ließ die Sache überprüfen und kam zum Glauben an den übernatürlichen Ursprung des Ereignisses. Als Ausdruck seiner Überzeugung und der kirchlichen Anerkennung des Wunders veranstaltete er mit dem Korporale eine Prozession von Bolsena nach Orvieto, wo er zum Abschluss das Volk mit der wunderbaren Reliquie segnete. Gleichzeitig begriff Urban IV., dass sich dieses Zeichen nicht nur für den Priester ereignet hatte, der in seiner Glaubensnot als Pilger nach Rom unterwegs war, sondern in erster Linie für ihn. Als Papst sollte er dem Wunsch Jesu nachkommen und das Hochfest des Leibes und Blutes Christi für die ganze Kirche anordnen. Dazu hatte ihn Gott zunächst nach Lüttich geführt und schließlich zum Obersten Hirten der Kirche gemacht. Am 11. August 1264 veröffentlichte er ein entsprechendes Dekret, die Bulle „Transiturus de hoc mundo“. Damit hatte er seinen Auftrag erfüllt und starb bereits am 2. Oktober desselben Jahres.

Im Geist des Pfingstereignisses

Die päpstliche Bulle unterstreicht die Lehre der Kirche und stimmt einen langen Lobpreis auf das Allerheiligste Sakrament des Altares an. Und bevor die eigentliche Anordnung zur jährlichen Feier des Fronleichnamsfestes am Donnerstag nach der Pfingstoktav beginnt, weist Urban IV. ganz offenherzig darauf hin, er habe „ehemals“, als er „noch mit einer geringeren Würde bekleidet war, vernommen, es sei einigen Katholiken göttlicherweise geoffenbart worden, dass das Fronleichnamsfest allgemein in der ganzen Kirche gefeiert werden sollte“.  An erster Stelle meint er hier offensichtlich die hl. Juliana von Lüttich. Obwohl der Papst in diesem Dokument noch nicht ausdrücklich von Prozessionen durch die Straßen außerhalb der Gotteshäuser spricht, hat sich diese Form der öffentlichen Kundgebung schließlich als wesentliches Kennzeichen des neuen Festes herausgebildet. In Deutschland beispielsweise fand die erste Fronleichnamsprozession 1273 im oberbayerischen Benediktbeuern statt. Die Gläubigen sollten nach dem Vorbild der vom Pfingstgeist erfüllten Apostel mutig auf die Straßen hinausgehen und voll Dankbarkeit Zeugnis von der Gegenwart Christi im Altarsakrament ablegen, so hatte die hl. Juliana erklärt. Gleichzeitig war ihr in Visionen bereits im Voraus gezeigt worden, wie die eucharistischen Umzüge mit Fahnen und Blumen in Zukunft aussehen werden.

Schlüssel zur Erneuerung

Ausgerechnet in seiner Auslegung der großen Rede Jesu über die Eucharistie (Joh 6) tat Luther seine ablehnende Haltung gegenüber Frohleichnam kund: „Ich bin keinem Fest mehr feind … als diesem. Denn es ist das allerschändlichste Fest. An keinem Fest wird Gott und sein Christus mehr gelästert, denn an diesem Tage und sonderlich mit der Prozession.“ Nicht Äußerlichkeiten störten ihn, sondern die theologische Begründung. Mit der eucharistischen Anbetung wird die Gnadenlehre Luthers und damit der gesamte reformatorische Ansatz aus den Angeln gehoben. Nirgendwo wird das protestantische Sakramentenverständnis so herausgefordert, wie in dieser liturgischen Praxis. Ebenso hat sich die Fronleichnamsprozession während der Aufklärungszeit als Bollwerk zur Verteidigung des Glaubens an die Übernatur erwiesen. Ähnlich schieden sich die Geister an der eucharistischen Verehrung auch im sog. „Modernismusstreit“ zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die destruktiven Züge des Modernismus, der zum Teil auch berechtigte Anliegen vertrat, erlebten in der Ablehnung des kirchlichen Dogmas nach dem II. Vatikanischen Konzil eine Neuauflage. Mit Benedikt XVI., der einen „neuen eucharistischen Frühling“ anbrechen sieht, dürfen wir vor allem von der eucharistischen Anbetung die Überwindung der heutigen Glaubenskrise und eine fruchtbare Neuevangelisierung erwarten.

Kardinal Dolan zu Obama: „Wir werden uns nicht anpassen!“

Neuevangelisierung verlangt mutiges Bekenntnis

Der mutige Widerstand, den der Erzbischof von New York, Timothy Kardinal Dolan, den Forderungen des amerikanischen Präsidenten im Rahmen der laufenden Gesundheitsreform entgegensetzt, erinnert nach Weihbischof Dr. Andreas Laun an das unbeugsame Zeugnis des hl. Basilius des Großen, des Bischofs von Caesarea, beim Kampf gegen die staatlich geförderte Irrlehre des Arianismus im 4. Jahrhundert. Laun beleuchtet die Notwendigkeit des Bekenntnisses aller Christen auf dem Hintergrund der „Kultur des Todes“, die immer deutlicher die Gestalt einer neuen Tyrannei annehme. Dabei bezieht er sich auf die Darstellung von Vladimir Palko in seinem Buch „Die Löwen kommen“. Der ehemalige Innenminister der Slowakei analysiert die derzeitige Entwicklung in der westlichen Welt, die seiner Meinung nach die Grundfundamente der freiheitlichen Ordnung bedroht. Er ruft zu einem entschiedenen, jedoch demütigen und friedlichen Kampf auf.

Von Weihbischof Andreas Laun

Basilius der Große (330-379) – Bollwerk gegen den Arianismus

Aus der Zeit des arianischen Streits um die Frage, ob Jesus wirklich Gottes Sohn war oder eben nicht, ist eine Auseinandersetzung zwischen einem kaiserlichen Präfekten und Bischof Basilius überliefert, die einen Ehrenplatz in der Kirchengeschichte einnimmt: Der Beamte sollte den Bischof im Sinn der Häresie der Arianer umzustimmen versuchen. Aber es gelang ihm nicht und so sagte er schließlich zornig: „Niemand hat bis zum heutigen Tag mit solcher Freiheit mit mir zu reden gewagt.“ Bischof Basilius gab die denkwürdige Antwort, mit der er die Feigheit mancher anderer Hirten gutmachte: „Ihr seid offenbar noch nie einem Bischof begegnet.“[1]

Erzbischof Timothy Dolan von New York bietet Obama die Stirn

Gott sei Dank gibt es auch heute solche bischöfliche Zeugen des Glaubens! Dem Beispiel des hl. Basilius ist die Antwort ebenbürtig, die Kardinal Timothy Dolan, damals Vorsitzender der amerikanischen Bischofskonferenz, dem mächtigsten Mann der Welt, Präsident Barack Obama, gegeben hat. Zunächst hatte dieser dem Kardinal versichert, dass im Zug der Gesundheitsreform die Gewissensfreiheit weiter geachtet werde. Aber nur wenig später gab das Gesundheitsministerium eine Verordnung (HHS mandate) heraus, das alle einschlägigen Einrichtungen im Gesundheitsdienst verpflichten sollte, Verhütungsmittel, Sterilisierung und Abtreibung anzubieten. Im Januar 2012 rief Präsident Obama dann den Kardinal an und teilte ihm mit: Die Verordnung gelte auch für die Kirche und diese habe bis zum August des Jahres Zeit, sich anzupassen. Kardinal Dolans Antwort war eindeutig: „Wir brauchen keine Zeit, weil wir uns nicht anpassen werden.“ Dazu der Baptist Mike Hubabee: „Jetzt sind wir alle Katholiken!“[2]

Das Zeugnis der Lübecker Märtyrer – „Ökumene des Blutes“

Ein Bischof um das Jahr 370 in Cäsarea – ein Kardinal in unserer Zeit: beide von demselben Geist erfüllt! Es gab nicht nur früher Zeugen des Glaubens und es waren natürlich nicht immer nur Bischöfe. Wie jeder Christ in seinem Beruf, mit seiner Bildung, mit seinen Fähigkeiten oder auch Krankheiten ein Heiliger werden sollte und mit der Gnade Gottes auch werden kann (das lehrte besonders eindrücklich der hl. Franz von Sales), so auch hier: Jeder Christ, jeder Jude, einfach jeder, der an den lebendigen Gott glaubt, soll Zeugnis ablegen für Gott, vielleicht bis hinein in die „Ökumene des Blutes“ (Papst Johannes Paul II.) etwa nach dem Vorbild der Lübecker Märtyrer. Dabei genügt es, seinem Gewissen zu folgen, vor allem, wenn dieses verbunden ist mit dem wahren Glauben an den lebendigen Gott, mit dem Glauben Abrahams, Isaacs und Jakobs, an den Gott, der in Jesus Christus „unter uns gewohnt hat“ und bis ans Ende der Welt wohnt!

Neuevangelisierung ohne Furcht vor den Sanktionen der Welt

Angesichts der jeden Tag an Stärke und auch Gemeinheit zunehmenden Christenverfolgung von heute ist es dringend nötig, sich auf diesen „Teil“ der Botschaft Jesu zu besinnen. Er gehört auch zur Neuevangelisierung! Natürlich, das Schweigen ist wichtig und in bestimmten Situationen notwendig, aber in besonderen Situationen eben auch der Mut, das offene Bekennen zum Glauben in Wort und Tat. Der Christ sollte jederzeit bereit sein, Rechenschaft zu geben, und zwar auch dann, wenn die Sanktionen jener Welt vorauszusehen sind, deren Fürst der Satan ist.

Heute erfolgen die Sanktionen bei uns nicht oder noch nicht blutig und mit Gefängnisstrafen, wohl aber in Form von Spott, Rufzerstörung, Mobbing, gesellschaftlicher Isolation oder bisweilen sogar schon jetzt Vernichtung der materiellen Existenz.

Das Bekenntnis in der Öffentlichkeit hat seine Wirkung

Manchmal sind es scheinbar kleine Stellungnahmen in einem harmlosen Gespräch, die beim Gegenüber ihren Eindruck hinterlassen. Aber sie können Zeugnisse für Christus sein, die der Zuhörer nicht vergessen wird. Vielleicht genügt ein Kreuzzeichen vor dem Essen, das unter Ungläubigen sitzend einen „kleinen Mut“ verlangt, oder die Kniebeuge beim Betreten einer Kirche, die man mit einer Gruppe ungläubiger Touristen besucht. Jeder hat seine Momente und seine Art, Zeuge für Christus zu sein. Es gibt aber auch Zeugnisse in der Gemeinschaft wie unter Priestern, Diakonen oder Ordensleuten, die auch auf Reisen nicht verbergen, was sie sind, sondern es im Gegenteil mit ihrem Gewand sichtbar zeigen.

Und dann gibt es auch noch das moderne Zeugnis: sowohl im Internet bei Aktionen wie „One of us“ und auf der Straße in Form von Demonstrationen – damit es niemals heißen kann: „Auch ihr Christen habt geschwiegen, obwohl ihr wusstet, was passiert!“ Ja, auch wenn die ersehnte politische Wirkung momentan nicht eintritt, niemand weiß, was Gott in den Herzen wirkt, welches „Bild“ oder „Wort“ im Herzen eines Anderen „abgespeichert“ bleibt und zu irgendeiner Zeit wie von selbst auf dem Bildschirm der Erinnerung wieder auftaucht und sich auch nicht löschen lässt.

Die „Kultur des Todes“ wird immer aggressiver und gewalttätiger

Ganz konkret für heute gesprochen: Man erinnert oft und oft, wenn auch manchmal recht selbstgerecht und heuchlerisch, an den Holocaust. Aber dieser ist Geschichte und wir können nichts mehr daran ändern, auch nicht an den Orgien des Mordes im Archipel Gulag, im China der Kulturrevolution, in Ruanda, an den Armeniern und an vielen anderen Orten der Welt. Heute fließt das Blut – diskret und ideologisch legitimiert –weltweit vor allem in den Abtreibungszentren. Darum sollten diese Hochburgen des Teufels, des „Mörders von Anbeginn“, wie ihn Jesus nennt, von den Christen und allen „Sehenden“ belagert werden: durch ihre Worte, durch ihr unermüdliches Gebet, aber auch durch ihre demonstrative Präsenz auf der Straße! Durch ihr Zeugnis tragen die Christen Gott auch zu den Ungeborenen – wie Maria den ungeborenen Jesus zu dem ungeborenen Johannes, der noch im Mutterleib jauchzte vor Freude über den, der da „zu ihm gebracht wurde“.

Aus den USA hört man: Bei den Lebensmärschen sind immer auch viele Bischöfe dabei. In Europa fehlt dieses Zeugnis noch weitgehend. Vorläufig sind es vor allem die Laien, die vorangehen und dabei immer auch auf ihre Hirten hoffen. Aber der Tag wird kommen, zumal sich die „Kultur des Todes“ immer aggressiver ausbreitet und auch immer gewalttätiger zu werden droht: gegen das menschliche Leben am Anfang und jetzt auch an dessen Ende sowie an der zweiten Front gegen die Familie mit Hilfe der Gender-Lüge.

Es ist höchste Zeit aufzuwachen, denn „die Löwen kommen“

Wer das für „übertriebene Panikmache“ hält, lese das oben zitierte Buch von Vladimir Palko mit dem Titel: „Die Löwen kommen“. Und wer dann immer noch meinte, „es sei nicht so schlimm“, dem ist nicht zu helfen. Er wird erst dann aufwachen, wenn es zu spät ist. In Wahrheit ist es höchste Zeit!

Wie bei allem, es kann sich auch in den Mut ein unheiliges Element einschleichen: Eitelkeit und das Bedürfnis nach Selbstbestätigung oder nach Beachtung, die jemand auf diese Weise bekommen möchte: „Schau, der traut sich etwas!“ Natürlich, ohne Reinigung durch die Gnade Gottes kann niemand wirklich Gutes tun!

Auch mag es manchmal das Richtige sein, auszuweichen und zu fliehen wie die Schlange, deren Klugheit Jesus den Seinen empfiehlt. Paulus ist als Märtyrer gestorben, aber einmal hat er sich über die Stadtmauer hinab zur Flucht verhelfen lassen. Kurz gesagt: Gott will keine Draufgänger, die sich mutwillig zerstören lassen, Er will Zeugen für Seine Liebe. Sie sollen sowohl klug und vorsichtig als auch mutig und unerschrocken sein – so wie Gott es in der jeweiligen Situation gewährt: Das eine Mal ermöglicht Er Rettung durch Unauffälligkeit oder Flucht, ein anderes Mal verleiht er Stärke, um sich des Wolfes zu erwehren, dann wieder schenkt Er die Kraft, standhaft zu bleiben bis zum Tod!


[1] Vgl. H. Rahner, Kirche und Staat im frühen Christentum, München 1961, 97.
[2]
Vgl. V. Palko, Die Löwen kommen, 1. Aufl. Kißlegg 2014, 377.

Einsatz der katholischen Kirche im Amazonasgebiet

Leprakranke in Brasilien: „Sie lebten wie Tiere im Wald“

Seit 1999 leitet Bischof Joaquín Pertíñez Fernández, der dem Bettelorden der Augustiner-Rekollekten angehört, die Diözese Rio Branco im brasilianischen Einzugsgebiet des Amazonas nahe der Grenze zu Bolivien und Peru. Er nimmt sich der Nöte der Menschen an, wo sie von staatlicher Seite keine Hilfe bekommen. So richtete er eine Klinik für Leprapatienten ein und kümmert sich um Drogenabhängige. Florian Ripka, stellvertretender Geschäftsführer bei „Kirche in Not Deutschland“, zeigt auf, wie das soziale Engagement in das seelsorgliche Bemühen eingebunden ist, den Menschen die Botschaft Gottes bekannt zu machen.

Von Florian Ripka

Rio Branco im Nordwesten Brasiliens ist die Hauptstadt des Bundesstaates Acre. Die Region nennt man auch „Amazonien“. Auf den Besucher wirkt sie wie das Ende der Welt. Hier hat Dom Joaquín Pertíñez Fernández seinen Sitz, der Bischof der Diözese Rio Branco. Seine größten Herausforderungen sind in diesem entlegenen Teil der Erde vor allem die großen Entfernungen im unwegsamen Urwald, der Priestermangel und die Korruption der öffentlichen Verwaltung. Seine Diözese betreibt Seelsorge für rund 300.000 Gläubige. Die Kirche ist oft die einzige Institution, die sich um die kranken und von der Gesellschaft ausgestoßenen Menschen kümmert. Das katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ unterstützt diese wichtige Arbeit.

Die Krankheit Lepra ist in der Region auch heute noch weit verbreitet. Bei den Betroffenen können schon kleinste Körperverletzungen zu schweren Verstümmelungen führen. Wegen der Ansteckungsgefahr sind sie selbst im 21. Jahrhundert noch immer Ausgestoßene der Gesellschaft. Früher gab es zehn Kilometer außerhalb von Rio Branco ein regelrechtes „Lepra-Ghetto“ für Aussätzige und ihre Familien – ein rund 200 Hektar großer Ort des Siechtums und des Leids inmitten der Wildnis. „Sie lebten wie Tiere im Wald“, sagt uns eine Schwester aus der Kongregation der Josephinen, die sich um die Kranken kümmert. „Sie mussten im Wald hausen und waren auf Lebensmittelspenden der Bevölkerung angewiesen.“ Eine medizinische, soziale oder seelsorgliche Betreuung gab es nicht, bis die Kirche einen verlassenen Gutshof renovierte und darin das „Casa de Acolhida Souza Araújo“ (Pflegestelle Souza Araújo) gründete. Dieses Haus ist sowohl eine kirchlich getragene ambulante Tagesklinik für Leprapatienten aus der unmittelbaren Umgebung, als auch eine stationäre Klinik für etwa 70 Patienten, die hier ein menschenwürdiges Zuhause finden.

Besonders wichtig ist Bischof Pertíñez Fernández die Einrichtung von Doppelzimmern, denn eine der schlimmsten psychologischen Folgen der Krankheit ist die Vereinsamung der Kranken. „Erst dachte man, es sei gut, wenn jeder Kranke sein eigenes Zimmer bekommt“, erzählt der Bischof. „Dann aber merkte man, dass die Patienten auf diese Weise nicht aus ihrer Verschlossenheit und Depression heraus kamen.“ So sei man auf die Idee gekommen, das Problem psychologisch anzugehen. „Wenn man sich ein Zimmer mit jemandem teilt, muss man miteinander sprechen. Das war sehr effektiv“, berichtet Bischof Pertíñez Fernández. Die Stimmung im „Casa de Acolhida Souza Araújo“ besserte sich deutlich. Dazu trug auch die liebevolle Pflege und die religiöse Seelsorge für die Kranken durch die Ordensschwestern bei.

Der Bischof selbst ist oft zu Gast in diesem Haus. Er kennt die Namen aller Patienten und scheut auch nicht den Kontakt mit den schwer von ihrer Krankheit Gezeichneten, obwohl er sich durchaus selbst anstecken könnte. Zwar ist Lepra einmal behandelt meist nicht mehr ansteckend, aber ein Risiko bleibt, das der Bischof gerne in Kauf nimmt. Die Kranken lieben ihren Bischof dafür. Es wird gescherzt, viele umarmen ihn. „Der heilige Franziskus scheute sich nicht davor, die Aussätzigen zu umarmen. Warum also sollte ich mir Sorgen machen?“, sagt er. Mehr als ein Achselzucken ist ihm die Gefahr nicht wert. Viel wichtiger sind ihm die menschliche Wärme und die Gemeinschaft, die er den Leprakranken durch seine Geste schenken kann. „Natürlich sind die Seelen dieser Menschen auch heute noch schwer gekennzeichnet“, sagt Bischof Pertíñez Fernández. „Aber sie können jetzt in Gemeinschaft und Würde leben – pastoral und medizinisch versorgt.“ Ohne die Kirche müssten sie noch heute als Ausgestoßene im Wald leben.

Im „Casa de Acolhida Souza Araújo“ wird noch eine weitere Krankheit therapiert: die Drogensucht. Außer den Schwestern und dem angestellten Pflegepersonal arbeiten hier auch ehemalige Drogenabhängige des Projekts „Arco Iris“ (Regenbogen). Die Drogensüchtigen in Behandlung – hier „Rekuperanten“ (das heißt sich Wiederherstellende) genannt – absolvieren in der Einrichtung eine der vier Phasen des Drogenausstiegsprogramms der Diözese. Dazu gehören neben der Arbeitstherapie vor allem Gespräche mit Seelsorgern, Psychologen und Sozialarbeitern und das tägliche Gebet. Alle zwei Wochen können die Rekuperanten an der Eucharistie teilnehmen. Sie leben in unmittelbarer Nähe der „Casa de Acolhida Souza Araújo“ und kümmern sich um Schweine, Ziegen und Rinder, um die Fischteiche, die Gemüsebeete und den Obstbau. All das dient zum einen der Arbeitstherapie, aber auch der Versorgung von insgesamt sieben Sozialeinrichtungen der Diözese sowie der beiden Priesterseminare.

Die Kirche kümmert sich hier flächendeckend um die gesundheitliche Versorgung der Menschen. Malaria und Denguefieber sind weit verbreitet. In vielen Pfarreien gibt es deswegen eine „Gesundheitspastoral“, was bedeutet, dass die Kirche die Menschen dazu ausbildet, Alternativmedizin aus in der Umgebung wachsenden Heilmitteln herzustellen. Das ist nötig, da andere Medikamente für viele Menschen unerschwinglich sind. So wird zum Beispiel das fiebersenkende Mittel Chinin aus der Rinde eines Regenwaldbaumes gewonnen, und auch viele weitere Naturheilmittel werden von Freiwilligen kostengünstig hergestellt. Darüber hinaus betreibt die Diözese in Rio Branco das einzige Krankenhaus der Region, das sich mit westlichen Ansprüchen messen kann.

Über diese gesundheitliche Betreuung hinaus liegt Bischof Pertíñez Fernández besonders die Ausbildung seiner Seelsorger am Herzen, denn er will nicht bei der medizinischen und sozialen Versorgung stehenbleiben. Ist die größte materielle Not gelindert, geht es für ihn darum, dass die Menschen im Alltag ein gutes Leben führen können. Groß ist die Gefahr, dass sie sich in den Drogenkonsum flüchten oder in die Hände von ausbeuterischen Sekten geraten. „Wer Gott kennt, fällt nicht so leicht auf falsche Versprechungen herein“, weiß der Bischof aus Erfahrung zu berichten.

 

„Kirche in Not“ unterstützt die Kirche im Amazonasgebiet vor allem bei der Beschaffung von geeigneten Fahrzeugen, der Ausbildung von Priestern und Katecheten sowie durch Existenzhilfe für aktive und kontemplative Ordensschwestern. Spenden sind online möglich unter www.spendenhut.de oder an: Kirche in Not, Verwendungszweck: Brasilien, IBAN: DE63750903000002152002, BIC: GENODEF1M05, LIGA Bank München.

Dem Leben auf der Spur

Ein Licht erstrahlt

In diesen Tagen erscheint ein Buch mit dem Titel „Stürzende Sterne – Ein Licht erstrahlt“. Es besteht aus drei mitreißenden Erzählungen von Pfarrer Klaus-Peter Vosen, der in früheren Jahren schon mehrfach ähnliche Sammlungen veröffentlicht hat. Der Buchtitel ist von einer der drei Geschichten abgeleitet, welche mit den Worten „Stürzende Sterne, steigendes Licht“ überschrieben ist, die anderen beiden heißen „La grande peur – Die Angst vor der Einsamkeit“ und „Der scharlachgelbe Domino“.

Von Erich Maria Fink

Wieder einmal hat Pfarrer Klaus-Peter Vosen sein großes erzählerisches Talent unter Beweis gestellt. Seine beiden früheren Sammlungen liegen schon eine geraume Zeit zurück. 1993 war das Bändchen „Der Purpur der Seligkeit“ mit Geschichten vor biblischem Hintergrund erschienen, 1997 das Büchlein „Fabrizio“ mit einer Erzählung, die im 15. Jahrhundert spielt.

„Viel Zeit, ein beträchtliches Stück meiner Lebenszeit ist seit den 1990er Jahren vergangen. Geblieben ist meine Überzeugung, dass Gottes Gnade mächtig war und ist in dieser Welt, und dass sie bereit steht, die Fäden des Menschenlebens zu gutem, heilvollem Gewebe zu vereinigen, wenn wir sie ihr je neu in die Hand geben“, so schreibt Vosen im Vorwort zu seinem jüngsten Werk.

Mit seinen Schilderungen führt Vosen den Leser in drei verschiedene geschichtliche Situationen hinein: in das kirchliche Leben der nachreformatorischen Zeit im Norden Italiens um 1600, in das Schicksal Frankreichs wenige Jahre nach Ausbruch der Französischen Revolution 1789 und in das Leben der österreichischen Kaiserstadt Wien am Ende des 19. und am Beginn des 20. Jahrhunderts. Dem Autor gelingt es, die historischen Gegebenheiten so anschaulich zu vermitteln, dass allein schon durch diesen Rahmen eine wertvolle Einordnung geschichtlicher Zusammenhänge geschieht.

Gleichzeitig wünscht sich der gefesselte Leser, die Geschichten hätten tatsächlich einen historischen Hintergrund. Und fast ein bisschen enttäuscht muss er feststellen, dass sich nur bei einer einzigen Erzählung ein schmaler Bezug zur Wirklichkeit herstellen lässt. Umso strahlender leuchtet die lebendige Phantasie des Erzählers auf. Er zeichnet Bilder, deren Linien immer wieder neu zu einer stimmigen Gesamtaussage zusammenlaufen. Obwohl die Verbindung der einzelnen Elemente manchmal phantastische Züge annimmt, wird der Leser nie überfordert, sondern von den Anliegen des Autors eingenommen. Auch der sprachliche Stil wird dem Inhalt der Geschichten gerecht und spiegelt Ausgewogenheit wie Schönheit wider.

Im Eigentlichen geht es Vosen um die Formung des Herzens. Er nimmt den Leser an die Hand, um mit ihm innere Einkehr zu halten. Wo sind in meinem Herzen Wunden noch nicht geheilt? Wie wirken sich unaufgearbeitete Erfahrungen aus der Kindheit auf mein Verhalten aus? Gelingt es mir, Freundschaften aufzubauen und fruchtbar zu leben? Worüber kann ich stolpern? Welche fehlgeleiteten Haltungen stehen mir im Weg oder können mein ganzes Leben scheitern lassen? Worin sehe ich den Sinn meines Lebens und wie kann mir der Glaube die notwenige Stärke, Gelassenheit und Ausgeglichenheit vermitteln? Doch in Bezug auf religiöse Unterweisung bleibt Vosen sehr zurückhaltend, so dass sich das Buch für jedermann bestens eignet.

Ein kurzes Zitat mag die Art des Autors veranschaulichen, wie er dem Leser Ratschläge mit auf den Weg gibt: „Versuche nie Deinem Großvater darin ähnlich zu werden, dass Du den Menschen Masken abreißt. Versuch, sie so zu lieben, dass sie sie selbst abnehmen. Und – wenn Du Kraft hast, lege sie bei Dir selbst ab – damit das Bild Gottes in anderen sich selbst in Dir erkenne.“

Die Erzählungen sind nicht zuletzt die Frucht einer langjährigen pastoralen Erfahrung, aber auch das Ergebnis eines persönlichen Bemühens, durch Aufrichtigkeit, Demut und Offenheit zu einem echten, erfüllten Leben zu gelangen.

 

Broschur, 144 Seiten. Direkt bestellen unter Tel. 07303-952331-0, Fax 07303-952331-5 oder mit E-Mail: buch@media-maria.de

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