Gesunde Nähe, neuer Blick, gemeinsame Verpflichtung

Papst Franziskus setzt ökumenische Maßstäbe

Einen Kommentar zur Reise des Papstes nach Lund zum gemeinsamen Reformationsgedenken verfasste Dr. Hubertus Blaumeiser, der selbst in Schweden mit dabei war. Blaumeiser (geb. 1954) stammt aus Deutschland und ist katholischer Priester und Theologe. Seine Dissertation schrieb er über die Kreuzestheologie Martin Luthers. Er arbeitet am Internationalen Zentrum der Fokolar-Bewegung in Grottaferrata (Rom) und gehört zur „Scuola Abba“, dem interdisziplinären Studienzentrum der Bewegung, das Bischof Klaus Hemmerle mitbegründet hat. Bis vor kurzem leitete er zugleich den Priesterzweig der Fokolar-Bewegung. Er nahm auch an der 35. internationalen Begegnung von 25 Bischöfen verschiedener Kirchen teil, die im Oktober dieses Jahres in Ottmaring bei Augsburg stattgefunden hat, und hielt dort einen Vortrag über die Theologie Martin Luthers.

Von Hubertus Blaumeiser

Die Entscheidung von Papst Franziskus, nach Schweden zu reisen, um dort gemeinsam mit den Lutheranern das 500. Reformationsgedenken zu eröffnen, war kein oberflächlicher Schritt. Und es war auch keine Selbstverständlichkeit, dass der Lutherische Weltbund diesen Anlass gemeinsam begehen wollte. Es waren mutige und weitblickende Entscheidungen, Frucht von 50 Jahren offiziellem Dialog zwischen Lutheranern und Katholiken.

Als Reben im Weinstock Christus vereint

Beide Seiten sind sich bewusst, dass bedeutsame Verschiedenheiten bestehen bleiben, die es anzugehen gilt. Dies betrifft insbesondere das Amt in der Kirche und ethische Fragen. Doch damit lässt sich nicht rechtfertigen, dass jeder seiner Wege geht. „Wir haben gelernt, dass das uns Verbindende größer ist als das Trennende“, heißt es in der Gemeinsamen Erklärung, die Papst Franziskus und Bischof Munab, der Präsident des Lutherischen Weltbundes, unterzeichneten. In Lund und in Malmö hat man daraus mehr als sonst die Konsequenzen gezogen.

Was uns eint, ist gewichtig: Durch die Taufe sind Lutheraner und Katholiken an Christus und aneinander gebunden. Als Reben des einen Weinstocks – so das Evangelium, das beim Gemeinsamen Ökumenischen Gebet am 31. Oktober in der lutherischen Kathedrale von Lund zu Gehör kam –, als Gliedes einen einzigen Leibes. Das Miteinander im Leben und im Zeugnis – sagte Dr. Martin Junge, Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes, in seiner Predigt – lehrte die Pioniere der Ökumene, „sich gegenseitig nicht mehr als voneinander getrennte Reben wahrzunehmen, sondern vielmehr als Reben, die im Weinstock Christus vereint sind. Ja, mehr noch: sie begannen Christus in ihrer Mitte wahrzunehmen. … Indem wir also Jesus unter uns wahrnehmen, beginnen wir auch, einander in einem neuen Licht zu betrachten“.

Gemeinsam das Evangelium und die Liebe Gottes bezeugen

Auch Papst Franziskus brachte dies zum Ausdruck, noch vor der historischen Begegnung: „Wer ist besser: die Lutheraner oder die Katholiken?“, fragte er am 13. Oktober eine große Pilgergruppe von Lutheranern und Katholiken aus Deutschland und unterstrich: „Besser alle zusammen!“ Im Interview mit Ulf Jonsson, das La Civiltà Cattolica am 28. Oktober veröffentlichte, erklärte er das Anliegen seiner Reise wie folgt: „Meinen Brüdern und Schwestern näher kommen. Die Nähe tut allen gut. Die Distanz hingegen macht uns krank.“ Das Ökumenische Gebet in der Kathedrale von Lund besiegelte diese gegenseitige gesunde Nähe.

Die anschließende Begegnung in der Arena von Malmö zeigte klar die Marschrichtung an: sich gemeinsam in den Dienst derer stellen, die von Leid geschlagen sind, allen die Barmherzigkeit Gottes bezeugen, sich für die Überwindung der Logik der Gewalt einsetzen und sich mit vereinten Kräften um die Bewahrung der Schöpfung für die zukünftigen Generationen bemühen: das gemeinsame Haus. Denn das Evangelium und die Liebe Gottes darf nicht in den Reihen der Gläubigen hängen bleiben, sie sind unersetzliche Ressourcen für das Leben einer zerrissenen Menschheit. Auf diese Ziele haben sich Lutheraner am 31. Oktober verbindlich verpflichtet.

Liebevoll und ehrlich die Vergangenheit betrachten

Noch etwas Anderes ist hervorzuheben und wird von Franziskus immer wieder betont: Die Einheit entsteht „auf dem Weg“. Indem wir gemeinsam vorangehen und uns Seite an Seite in den Dienst der Notleidenden stellen, tut sich ein neuer Blick auf die Vergangenheit und die Gegenwart auf und damit auch eine neue Weise, einander zu sehen. Dazu machte Franziskus in seiner Predigt in Lund bedeutsame Aussagen: „Wir müssen liebevoll und ehrlich unsere Vergangenheit betrachten, Fehler eingestehen und um Vergebung bitten. Allein Gott ist der Richter“; wir müssen „zugeben, dass unsere Spaltung von dem ursprünglichen Empfinden des Gottesvolkes, das sich von Natur aus nach Einheit sehnt, weggeführt hat“; „wir sind uns auch bewusst, dass wir uns in uns selbst verschanzt haben aus Furcht oder Vorurteilen gegenüber dem Glauben, den die anderen in einer anderen Akzentuierung und in einer anderen Sprache bekennen.“

Der dem Thema Buße gewidmete Teil des Ökumenischen Gebets brachte dies klipp und klar zum Ausdruck: „Im 16. Jahrhundert haben Katholiken und Lutheraner ihre Gegner oft nicht nur missverstanden, vielmehr stellten sie deren Meinung übertrieben dar und karikierten sie, um sie lächerlich zu machen. … Sie haben akzeptiert, dass das Evangelium mit den politischen und ökonomischen Interessen der Machthaber verwoben wurde. Ihr Versagen führte zum Tod von Hunderttausenden von Menschen.“

Voneinander lernen und sich verändern lassen

Mehr noch. Der neue Blick lässt uns auch gewahr werden, dass wir voneinander lernen können. „Dankbar – so Franziskus – erkennen wir an, dass die Reformation dazu beigetragen hat, die Heilige Schrift mehr ins Zentrum des Lebens der Kirche zu stellen.“ Und weiter: „Die geistliche Erfahrung Martin Luthers hinterfragt uns und erinnert uns daran, dass wir ohne Gott nichts vollbringen können. … Mit dem Grundsatz ,Allein aus Gnade‘ werden wir daran erinnert, dass Gott immer die Initiative ergreift und jeder menschlichen Antwort zuvorkommt.“

Lund war keineswegs der Endpunkt, sondern Etappe eines Weges, auf dem es fortzuschreiten gilt. „Lutheraner und Katholiken müssen sich selbst ständig durch die Begegnung mit dem Anderen und durch das gegenseitige Zeugnis des Glaubens verändern lassen“, fordert die zweite der fünf „ökumenischen Imperative“, die von dem Dialogpapier „Vom Konflikt zur Gemeinschaft“ (2013) formuliert wurden und auf die sich Lutheraner und Katholiken nun gemeinsam verpflichtet haben.

Die begonnene große Reise schöpferisch fortsetzen

Was am 31. Oktober an der Spitze von zwei weltweiten Gemeinschaften geschah – der römisch-katholischen Kirche auf der einen Seite und dem Lutherischen Weltbund auf der anderen – muss nun vor Ort konkret werden. Darum appelliert die Gemeinsame Erklärung „an alle lutherischen und katholischen Gemeinden und Gemeinschaften, unerschrocken und schöpferisch, freudig und hoffnungsvoll bezüglich ihres Vorsatzes zu sein, die große Reise, die vor uns liegt, fortzusetzen“. – Ein Bild dieses denkwürdigen Tages bleibt einem eingeprägt: Am Ende der Veranstaltung in der Arena von Malmö fuhren Papst Franziskus, der Präsident und der Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes und Kardinal Koch auf einem offenen Elektroauto dem Ausgang entgegen, Schulter gegen Schulter und mit strahlendem Gesicht. Ihr Blick erfasste die versammelte Menge ringsum: gemeinsam, für alle!

Der Artikel ist veröffentlicht in der Zeitschrift Kirche heute Nr. 12/Dezember 2016
© Kirche heute Verlags-gGmbH (Altötting)

Das Treffen des Papstes mit den Lutheranern in Lund

Wege zur Einheit

Im schwedischen Lund hat Papst Franziskus an der Auftaktveranstaltung des Lutherischen Weltbundes zum Gedenken an die Reformation vor 500 Jahren teilgenommen. Das Echo auf die Begegnung fiel sehr unterschiedlich aus. Die weltlichen Medien kommentierten das Ereignis mit nur wenigen Worten. Als ökumenisches Highlight wurde es kaum wahrgenommen. Und auch innerkirchlich war man zurückhaltend bis sprachlos. Die einen vermissten konkrete Ergebnisse, die anderen hatten Zweifel, ob es überhaupt angemessen war, dass der Papst nach Schweden reiste. Pfr. Erich Maria Fink sieht die Veranstaltung in einem positiven Licht und zeigt ihre Bedeutung für den künftigen Weg der Ökumene auf.

Von Erich Maria Fink

Papst Franziskus hat in Schweden Pionierarbeit geleistet. Er traf sich am 31. Oktober 2016, also am Reformationsfest, mit Bischof Munib Younan, dem Präsidenten des Lutherischen Weltbundes. Ja, er nahm an der Feier teil, mit der Vertreter der Lutheraner aus der ganzen Welt das Gedenken an die Reformation vor 500 Jahren einläuteten. Es handelte sich also um einen internationalen Auftakt zum bevorstehenden „Jubiläumsjahr“.

Vorboten einer neuen Ära

Wenn jemand bei dieser Veranstaltung einen „Verrat“ geübt hat, so war es nicht der Papst, sondern es waren eher die Lutheraner. Wer an der Angemessenheit der Reise des Papstes nach Schweden zweifelt, sollte einen Blick in die Geschichte werfen. Bis zum heutigen Tag finden die protestantischen Glaubensgemeinschaften ihre Identität an erster Stelle darin, dass sie sich vom römischen Papst distanzieren. Deshalb nennen sie sich auch Protestanten. Noch eher darf ein Vertreter dieser Glaubensgemeinschaften an der Existenz Gottes zweifeln, als ein positives Wort über den Papst verlieren.

Es ist geradezu eine Sensation, dass die Lutheraner dem Papst überhaupt die Erlaubnis gegeben haben, bei dieser Feier anwesend zu sein, und noch mehr, dass er auftreten und eine Ansprache halten durfte. Letztlich stand der Papst im Mittelpunkt der ganzen Veranstaltung. Die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit richtete sich vor allem auf seine Anwesenheit.

Schon in der Bergpredigt heißt es: „Wenn du deine Opfergabe zum Altar bringst und dir dabei einfällt, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, so lass deine Gabe dort vor dem Altar liegen; geh und versöhne dich zuerst mit deinem Bruder, dann komm und opfere deine Gabe“ (Mt 5,23f.). Genau das hat der Papst gemacht und die Lutheraner sind über ihren Schatten gesprungen. Sie haben Franziskus mit unerwarteter Herzlichkeit und einem überwältigenden Wohlwollen aufgenommen. Der Auftakt zum Reformationsgedenken wurde zum Vorboten einer neuen Ära in der Ökumene.

Martin Luther und das Papsttum

Vor 500 Jahren ist die Einheit der Kirche zerbrochen, weil Martin Luther das „Papsttum“ immer radikaler abgelehnt hat. Im römischen Papst sah er die Ursache für die vermeintliche Abkehr des Christentums vom wahren Evangelium. Nur in der Befreiung der Gläubigen von diesem Joch konnte er sich eine Erneuerung des Glaubenslebens vorstellen. Aus diesem Grund ließ er sich zu immer härteren Urteilen hinreißen. Schließlich bezeichnete er den Papst als den „Antichristen“, wie er schon in der Bibel als Feind der Jünger Jesu Christi schlechthin angekündigt worden war.

Die neue Lehre, die Martin Luther entwickelt hat, lässt sich nicht einfach auf ein legendäres Turmerlebnis und die daraus entstandene Rechtfertigungslehre zurückführen. Vielmehr drehten sich viele Überlegungen des Reformators um die Frage, wie die Kirche ihr Leben unabhängig vom Amt des Papstes einrichten könnte. Auf diesem Hintergrund hat er nach und nach Entscheidungen in Glaubensfragen getroffen und theologische Positionierungen vorgenommen. Seine Abkehr von den sieben Sakramenten, die Aufgabe des Weihepriestertums oder die neue Interpretation der Eucharistiefeier, all dies sind keine zwingenden Folgerungen aus einem bestimmten theologischen Ansatz. Noch weniger sind es Forderungen, die sich aus den biblischen Texten ergeben. Meistens richtete sich der theologische und kirchenpolitische Kompass Luthers an dem einen Ziel aus, nämlich die Verwerfung des Papstes zu rechtfertigen oder einen Ersatz für seine Vollmacht in Lehre und kirchlicher Disziplin zu finden.

Als eine seiner Säulen hat Luther das „Sola scriptura“-Prinzip eingeführt. Es bedeutet, dass als Grundlage für die Lehre allein die Bibel zählt. Er sprach der ganzen kirchlichen Tradition sowie dem kirchlichen Lehramt jegliche Bedeutung ab. Aber warum? Dieses Prinzip ergibt sich nicht als notwendige Konsequenz aus seiner Rechtfertigungslehre, sondern letztlich aus seinem Protest gegen das Papsttum.

Seine Gnadenlehre ist ebenfalls keine Folgerung aus dem Evangelium. Am Anfang steht der Konflikt mit der Kirche. Luther wollte diese sichtbare Kirche mit ihren Ämtern und Sakramenten nicht mehr als Werkzeug des Heils anerkennen. Deswegen lehnte er den sakramentalen Charakter der Kirche insgesamt ab. Für ihn hat die Kirche als mystischer Leib Christi keinerlei Bedeutung für die Rettung des einzelnen Menschen. Er eliminierte jede Vorstellung von Gnadenvermittlung durch die Kirche und das apostolische Amt. Und auch hier besteht eine unmittelbare Verbindung zu seiner ablehnenden Haltung gegenüber dem Papst.

Chance für die Zukunft

Genau darin besteht die herausragende Bedeutung der Papstreise nach Schweden. Sie birgt in sich die große Chance, dass die Verhärtung aufgebrochen und die vom Ursprung her rührende Entfremdung überwunden wird. Die Ökumene erhält gleichsam vom innersten Kern her eine neue Dynamik.

Alle protestantischen Glaubensrichtungen sind sich im genannten Schriftprinzip einig. Für sie ist die Bibel der alleinige Maßstab. Alles, was man nicht mit ihr belegen kann, wird angefochten. Dass das Neue Testament selber eine Frucht der kirchlichen Tradition darstellt, wird verdrängt. Natürlich würde eine Anerkennung dieser Tatsache das protestantische „Sola scriptura“-Prinzip in Frage stellen. Doch selbst, wenn man sich als Katholik auf die Bibel beruft und einen Nachweis für die Lehre der Kirche erbringt, lenken die Protestanten nicht ein, sondern beschwören plötzlich die „Dogmen“ Luthers.

Daraus ergibt sich ein Verlust, der wie eine Hypothek mitgeschleppt wird. Es geht an erster Stelle um das apostolische Amt auf der Grundlage der Priesterweihe, das allen Protestanten fehlt. Und daran hängen insbesondere die Sakramente der Versöhnung und der Eucharistie. Sodann geht es um die eschatologische Dimension der Kirche, nämlich um die Gemeinschaft der Heiligen. Allen Protestanten ist gemeinsam, dass sie die Möglichkeit einer lebendigen Beziehung zu den bereits verstorbenen Heiligen im Himmel kategorisch verneinen.

Das Prekäre dabei ist, dass diese beiden Glaubensgeheimnisse tief im biblischen Zeugnis verwurzelt sind. Würden die Protestanten wirklich auf das Neue Testament hören, könnten sie diese Schätze entdecken. Den meisten Gläubigen in den evangelischen und freikirchlichen Gemeinschaften sind die Hintergründe der protestantischen Lehre gar nicht bewusst. Sie werden von diesen Gnadenquellen mit dem Hinweis ferngehalten, dass allein Christus der Mittler zwischen Gott und den Menschen sei. Niemand dürfe dazwischen treten, weder die Kirche noch Maria oder andere Heilige. Doch die apostolischen Kirchen des Ostens und des Westens stellen die alleinige Mittlerschaft Christi in keiner Weise in Frage. Das Argument der Protestanten geht an der Sache vorbei, ins Leere. Mit einem unzutreffenden Vorwurf versuchen sie seit Jahrhunderten das Aufgeben dieser apostolischen Traditionen zu rechtfertigen. Wer die Zusammenhänge kennt, müsste dies ehrlich eingestehen. Den Verantwortlichen des Protestantismus kommt hier eine große Verantwortung zu.

Papst Franziskus hat die Lutheraner an diese Verantwortung erinnert. Bei seiner Homilie in der Kathedrale von Lund sagte er: „Wir dürfen uns nicht mit der Spaltung und der Entfremdung abfinden, die durch die Teilung unter uns hervorgerufen wurden. Wir haben die Gelegenheit, einen entscheidenden Moment unserer Geschichte wiedergutzumachen, indem wir Kontroversen und Missverständnisse überwinden, die oft verhindert haben, dass wir einander verstehen konnten.“ Und nachdem er selbst Fehler eingestanden und um Vergebung gebeten hatte, wandte er sich an die Lutheraner mit den Worten: „Mit der gleichen Ehrlichkeit und Liebe muss man zugeben, dass unsere Spaltung von dem ursprünglichen Empfinden des Gottesvolkes, das sich von Natur aus nach Einheit sehnt, weggeführt hat und in der Geschichte mehr durch Vertreter weltlicher Macht aufrecht erhalten wurde, als durch den Willen des gläubigen Volkes, das immer und überall der sicheren und liebevoll-sanften Führung durch seinen Guten Hirten bedarf.“

Der Brückenschlag

Ohne eine theologische Diskussion zu führen, baute Papst Franziskus eine Brücke zu den beiden Wirklichkeiten der christlichen Offenbarung, die den Protestanten abgehen. Auf den Reformationstag, der in Lund begangen wurde, folgte die Feier des Hochfestes Allerheiligen in Malmö. Beide Themen, Priestertum und Gemeinschaft der Heiligen, wurden nicht diskutiert, sondern mit der Feier einer heiligen Messe im Swedbank-Stadion „vollzogen“.

Zunächst wollte sich Papst Franziskus auf die Begegnung mit den Lutheranern beschränken, doch die Diaspora-Katholiken aus den skandinavischen Ländern baten ihn um eine heilige Messe. Und so kam nicht nur der Papst dieser Bitte nach, sondern es folgten ihm seine evangelischen Gastgeber. Vor dem Angelus konnte er sagen: „Herzlich grüße ich den Präsidenten und den Generalsekretär des Lutherischen Weltbunds und die Erzbischöfin der Schwedischen Kirche. Ich begrüße die Mitglieder der ökumenischen Delegationen und des Diplomatischen Korps, die aus diesem Anlass zugegen sind, und alle, die sich uns in dieser Eucharistiefeier angeschlossen haben.“

Was Papst und Präsident in der Gemeinsamen Erklärung am Vortag unterzeichnet hatten, wurde auf verheißungsvolle Weise besiegelt. In der Erklärung ging es besonders um die Eucharistie, um „den Schmerz all derer, die ihr ganzes Leben teilen, aber Gottes erlösende Gegenwart im eucharistischen Mahl nicht teilen können.“ „Wir sehnen uns danach, dass diese Wunde im Leib Christi geheilt wird. Dies ist das Ziel unserer ökumenischen Bemühungen. Wir wünschen, dass sie voranschreiten, auch indem wir unseren Einsatz im theologischen Dialog erneuern.“ Was ein „gemeinsames Abendmahl“ betrifft, ist Papst Franziskus keinen Schritt zu weit gegangen. Auch hat er es konsequent vermieden, für die Lutheraner den Begriff „Kirche“ zu verwenden. Doch hob er hervor, dass wir durch die Taufe gemeinsam Glieder an dem einen Leib Christi sind, und brachte seine Dankbarkeit zum Ausdruck, „für die geistlichen und theologischen Gaben, die wir durch die Reformation empfangen haben“. Wenn wir dabei an die Verdeutlichung und Klärung des Zusammenhangs von Gnade, Glaube und guten Werken, die Liebe zur Heiligen Schrift, die Weiterentwicklung der Kirchenmusik oder die Stärkung des Laienapostolats denken, können wir tatsächlich von guten Früchte sprechen, die die Kirche angeregt durch die Reformation empfangen hat.

Ohne die noch bestehenden Grenzen und Unterschiede zu verwischen, hat Papst Franziskus mit seiner Reise nach Lund neue Türen geöffnet.

Der Artikel ist veröffentlicht in der Zeitschrift Kirche heute Nr. 12/Dezember 2016
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Die Frage nach dem „gemeinsamen Abendmahl“ (Luther verstehen – Teil 6)

Die Heilige Messe und das Priestertum

Im sechsten Beitrag seiner Artikelreihe zum Reformationsgedenken behandelt Andreas Theurer das unterschiedliche Verständnis der Eucharistiefeier bei Katholiken und Protestanten. Martin Luther hatte die Heilige Messe nicht abgeschafft, aber theologisch ganz anders interpretiert. In der neuen Deutung der Eucharistie erlebte die Glaubensspaltung ihren Kulminationspunkt. Denn für Luther brauchte es zur Feier der Heiligen Messe keinen geweihten Priester mehr und deren Opfercharakter lehnte er ab. Seine Haltung war dabei eine logische Konsequenz seiner neuen Gnaden- und Rechtfertigungslehre. Die Forderung nach einem „gemeinsamen Abendmahl“ wird oft unabhängig von diesem theologischen Hintergrund erhoben, kommt aber letztlich an einer Klärung der Frage nach dem kirchlichen Amt nicht vorbei.

Von Andreas Theurer

Seit vielen Jahren ist einer der wichtigsten Streitpunkte zwischen Katholiken und Protestanten die Frage nach dem „gemeinsamen Abendmahl“. Nicht nur in konfessionsverschiedenen Ehen wird dessen Unzulässigkeit als großes Leid empfunden. Weite Teile der inner- und außerkirchlichen Öffentlichkeit können oder wollen die Unterschiede in Lehre und Praxis nicht mehr nachvollziehen und sind teilweise sogar bereit, sich über das Verbot einfach hinwegzusetzen. Oft hängt diese Haltung freilich auch mit einer tiefen Unkenntnis der Lehren zusammen, die den jeweiligen konfessionellen Positionen zugrunde liegen. Die wichtigsten davon sollen im Folgenden kurz dargestellt werden.

Was glauben Protestanten vom „Heiligen Abendmahl“?

Hier muss – was vielen inzwischen nicht mehr bewusst ist – grundsätzlich unterschieden werden zwischen Lutheranern und Reformierten.

Die Haltung der Reformierten

Die Reformierten, also die Nachfolger der Reformatoren Zwingli und Calvin, glauben, dass das Abendmahl ein Gedächtnismahl ist, bei dem Christus nicht anders anwesend sei, als überall sonst im Leben der Christen. Die Aussage Jesu „Das ist mein Leib“ bzw. „Das ist mein Blut“ sei nur symbolisch zu verstehen. Der Gläubige gedenke darin des Leidens und Sterbens seines Herrn, bekunde seine Bereitschaft zur Nachfolge und empfange dadurch Segen, während der Ungläubige durch die Kommunion gar nichts (außer einer Oblate und einem Schluck Wein) bekomme.

Die Haltung der Lutheraner

Lutheraner wiederum glauben, dass Christus während der Kommunion in Brot und Wein leibhaftig gegenwärtig ist (Realpräsenz). Der Gläubige empfange also wirklich Leib und Blut Christi. Das gelte auch für den Ungläubigen, ihm gereiche es freilich nicht zum Heil, sondern zum Gericht (1 Kor 11,29).

Allerdings lehnen Lutheraner den katholischen Begriff der Transsubstantiation, also der Wesensverwandlung, ab und sprechen lieber von Konsubstantiation. Ihrer Lehre nach verwandele sich Brot und Wein nicht in Leib und Blut Christi, vielmehr trete die leibliche Gegenwart Christi auf geheimnisvolle Weise zur natürlichen Gestalt der Elemente hinzu, sodass „in, mit und unter der Gestalt von Brot und Wein“ Christus gegenwärtig sei. Diese Gegenwart dauere jedoch nur so lange wie die Kommunion. Die übrig gebliebenen Reste seien dann wieder gewöhnliches Brot und gewöhnlicher Wein. Bei Luther persönlich findet man allerdings noch den Glauben an die bleibende Gegenwart Christi. Erst seine Nachfolger haben diesen Glauben aufgegeben!

Es wird aber auch während der Feier nicht streng unterschieden zwischen „gesegnet“ und „ungesegnet“. So ist es allgemein üblich, wenn der Wein im Kelch ausgeht, diesen aus der Kanne einfach wieder aufzufüllen oder bei Bedarf weitere Hostien aus dem Vorratsbehältnis zu nehmen. Die Aufbewahrung im Tabernakel und die Verehrung der konsekrierten Hostie erübrigen sich damit natürlich auch.

Abendmahlsgemeinschaft zwischen Lutheranern und Reformierten

Es ist offensichtlich, dass diese beiden protestantischen Verständnisse vom Abendmahl miteinander nicht vereinbar sind und dass dabei die lutherische Position der katholischen viel näher ist, als der reformierten. Daher standen sich Reformierte und Lutheraner auch jahrhundertelang unversöhnlich gegenüber. Seit dem Ende des 17. Jahrhunderts kam es jedoch auf staatlichen Druck hin (zuerst in Preußen, dann in manchen anderen deutschen Gebieten) zu „Unionen“ zwischen den beiden protestantischen Bekenntnissen. Gegen diese Zwangsunionen gab es teilweise auch heftigen Widerstand (z.B. von dem berühmten lutherischen Liederdichter Paul Gerhardt), der im 19. Jahrhundert sogar zur Entstehung der lutherischen Freikirche (heute: Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche, SELK) führte.

Erst 1973 (!) wurde in der „Leuenberger Konkordie“ die grundsätzliche Abendmahlsgemeinschaft zwischen (landeskirchlichen) Lutheranern und Reformierten beschlossen, nachdem sich beide Seiten einander angenähert hatten. Heute ist dadurch vielen Protestanten gar nicht mehr bewusst, zu welcher Tradition sie eigentlich gehören, und viele, die nominell Lutheraner sind, hängen tatsächlich eher der reformierten Abendmahlslehre an.

Jeder kann dem Abendmahl vorstehen

Worin sich jedoch alle Protestanten einig sind, ist die Frage, welche Vollmacht erforderlich ist, um eine Abendmahlsfeier halten zu können. Während die traditionellen Kirchen seit Anbeginn der Christenheit davon überzeugt sind, dass es dazu einen geweihten Amtsträger braucht, ist das nach protestantischer Auffassung nicht nötig. Jeder kann es, wenn es auch um der Ordnung willen nicht jeder soll. Entsprechend werden auch Priester- und Bischofsweihe grundsätzlich abgelehnt (siehe Kirche heute, Nr. 10/2016, S. 12f.).

Das ist auch der entscheidende Punkt, warum die Anerkennung des protestantischen Abendmahls – auch des lutherischen – für Katholiken, Orthodoxe und Altorientale einfach nicht möglich ist.

Das katholische Verständnis der heilige Messe als Opfer

Zweitrangig sind demgegenüber die unterschiedlichen Antworten auf die Fragen, ob es sich bei der Eucharistie um ein Opfer handelt, oder ob die Gemeinde auch die Kelchkommunion empfangen soll.

Jahrhundertelang gehörte es zum festen Bestandteil der protestantischen Polemik gegen die katholische Messe, dass dort das Opfer Jesu unblutig wiederholt werde, was unter Verweis auf Hebr 10,10 („ein- für allemal“) als schreckliche Gotteslästerung empfunden wurde. Deshalb hat Luther auch die „Deutsche Messe“ geschaffen, die der katholischen Messe entsprach bis auf alle Texte, die den Opfergedanken enthielten und deshalb von ihm gestrichen wurden. Die „Deutsche Messe“ ist heute noch die normale Gottesdienstform in lutherischen Gemeinden und wird auch von katholischen oder reformierten Besuchern oft als „ziemlich katholisch“ empfunden.

Tatsächlich spielte der Gedanke der Wiederholung des Kreuzesopfers in der katholischen Apologetik gegen den Protestantismus eine wichtige Rolle. Dabei wurde dann oft indirekt der protestantische Vorwurf bestätigt, indem von katholischer Seite die Wiederholung des Opfers auch noch verteidigt wurde.

Die Vergegenwärtigung des Kreuzesopfers

In Wirklichkeit wird das Opfer Jesu aber nicht wiederholt, sondern vergegenwärtigt. Die altkirchliche Theologie geht dabei vom Bild des antiken Theaters aus. Dort sollten die Stücke nicht nur vorgeführt, sondern gegenwärtig werden für das Publikum, das die Handlung miterlebte, als sei die Handlung jetzt und hier Realität. Genauso soll es auch in der heiligen Messe sein. Raum und Zeit übergreifend geschieht auf dem Altar das Opfer von Golgatha – aber nicht erneut zum zigmillionsten Male, sondern das Eine und Einzige Opfer Jesu wird Gegenwart und sowohl die Engel des Himmels wie auch die feiernde Gemeinde erleben es sozusagen „live“ mit.

Das kann man sinnvollerweise nicht mit „Wiederholung“ bezeichnen und so erübrigt sich dieser protestantische Kritikpunkt an der Messe ebenso wie die oberflächliche katholische Verteidigung der Opferwiederholung. Der Opfercharakter der Messe selbst darf dabei natürlich nicht wegfallen! Er gehört – im Sinne der Vergegenwärtigung – zum Fundament der altkirchlichen Eucharistie-Theologie.

Die Forderung nach der Kelchkommunion

Schon von vorreformatorischen Bewegungen wie den Hussiten wurde die allgemeine Kelchkommunion gefordert und die Reformatoren führten auch gleich zu Beginn und als Symbol der neuen Lehre und unter Verweis auf Joh 6,56 die Kommunion „unter beiderlei Gestalt“ ein.

Tatsächlich ist es aus katholischer Sicht nicht notwendig, die Kelchkommunion allein dem Priester vorzubehalten. Es sind rein praktische Gründe, die im Mittelalter zu dieser Regelung führten. Gestützt auf die Konkumitanz-Lehre (in beiden Gestalten ist der Herr jeweils ganz gegenwärtig, d.h. schon in der Hostie empfängt der Gläubige bereits Leib und Blut des Herrn – nicht weniger, als wenn er auch noch aus dem Kelch getrunken hätte), wird den Gläubigen seither in der Regel nur die Hostie gereicht.

Wie sinnvoll diese Regelung gerade heute ist, zeigt meines Erachtens besonders die moderne Entwicklung im Protestantismus, wo vielerorts der Wein in der Abendmahlsfeier aus Rücksicht auf Kinder und Alkoholkranke bereits durch Traubensaft ersetzt wurde. Nicht nur aus katholischer, sondern auch aus konservativ-lutherischer Sicht ist das unzulässig (und ungültig), da „Frucht des Weinstocks“ (Lk 22,18) – wie man inzwischen weiß – zur Zeit Jesu ausschließlich mit Wasser gemischten vergorenen Wein und keinesfalls Saft bedeutete. Auch könnte man sich in evangelischen Gemeinden das Elend des Umgangs mit dem übrigen Abendmahlswein, den man – weil im Voraus die Zahl der Abendmahlsgäste schwer zu kalkulieren ist – meistens wegschüttet, sowie die Gefahr des Verschüttens bei der Kommunion ersparen.

Fundamentale Unterschiede im Glauben an die Eucharistie

So bleibt als Fazit: Ein gemeinsames Abendmahl von Protestanten und Katholiken kann es wegen der unterschiedlichen Verständnisse auf absehbare Zeit nicht geben. Hinderlich sind dabei insbesondere auf reformierter Seite die Ablehnung der wirklichen Gegenwart Christi in den eucharistischen Gaben sowie auf lutherischer und reformierter Seite die Leugnung der Notwendigkeit des geweihten Amtes und die mangelnde Unterscheidung zwischen konsekrierten und nicht-konsekrierten Elementen – sowohl während als auch nach der Abendmahlsfeier.

Der Artikel ist veröffentlicht in der Zeitschrift Kirche heute Nr. 12/Dezember 2016
© Kirche heute Verlags-gGmbH (Altötting)

Reise zum Ursprung der Reformation

Zur Sakramentenlehre Luthers

Zum Reformationsgedenken erscheint in diesen Tagen ein Buch von Richard Niedermeier[1] mit dem Titel: „Martin Luther. Eine Reise zum Ursprung der Reformation“.[2] Sein Anliegen ist es zu verstehen, welche „historischen Gegebenheiten für den Prozess der abendländischen Kirchenspaltung eine gewichtige Rolle“ gespielt haben, wie etwa „menschliches Versagen“, „mangelnde Reformbereitschaft“, „die Gedankenlosigkeit der römischen Institutionen“, „die weitverbreitete Oberflächlichkeit im Religiösen“, „die extrem kontrastierte mit umso radikaleren geistlichen Aufbrüchen, die Last politischer Vorgaben, die auch die Kirche miteinbezogen, die Handlungen auch der kirchlichen Institutionen prägte“ und „die Nöte einer Umbruchszeit, die die Menschen Mitteleuropas in einem heute oft nur schwer nachvollziehbaren Ausmaß verunsicherte“.

Doch außer diesen Gegebenheiten möchte Niedermeier die „viel tieferen Wurzeln“ für den „Kampf Luthers mit der römischen Kirche“ aufspüren, welche er in „geistesgeschichtlichen Komponenten“ erblickt. Und so unternimmt er einen „geistesgeschichtlichen Erkundungsgang“, um ungeschminkt und ohne falsche Rücksichten ein adäquates Bild vom Denken und Handeln des Reformators zu zeichnen (Zitate aus dem Vorwort). Nachfolgend ein Auszug aus dem Abschnitt über die reformatorischen Hauptschriften unter dem Kapitel „Die Formung und Konsolidierung der Reformation“, in dem er einen Blick auf die Sakramentenlehre Luthers wirft (S. 92ff.).

Von Richard Niedermeier

In seinem Werk „De captivitate Babylonica ecclesiae praeludium“ – „Über die babylonische Gefangenschaft der Kirche“,[3] das sich an die Gelehrten richtet, nimmt sich der Reformator Martin Luther die Sakramentenlehre vor, in der Glaube, Frömmigkeit, aber auch kirchliches Verfassungsrecht zusammenlaufen. Wenn er dabei die Siebenzahl der Sakramente aufgibt – es bleiben nur noch Taufe und Abendmahl –, so lehnt er damit ein Sakramentenverständnis ab, das sich bereits seit dem 12. Jahrhundert entwickelt hatte.

Luther und die Beichte

Luther selbst hat die Beichte zwar noch persönlich praktiziert, von der Beibehaltung eines eigenen Bußsakramentes kann man aber nicht mehr sprechen, da die Sündenvergebung als Nichtanrechnung der Schuld im Sinne Luthers mit dem Glauben selbst schon gegeben ist. Der Bußakt wird vor diesem Hintergrund zum bloßen Glaubensbekenntnis, der natürlich keiner priesterlichen Vermittlung mehr bedarf.

Dass das Weihesakrament verloren ging, braucht nicht mehr eigens thematisiert zu werden, wenn er jeden als Papst und Bischof aus der Taufe herausgekrochen ansah.

Die Ehe – eine Allegorie für das Verhältnis Christi zu seiner Kirche

Doch auch die Ehe ist für Luther ein „weltlich Ding“ und kein Sakrament, stelle die Ehe, wie sie auch Paulus mit der Kirche in Zusammenhang bringe, doch nur eine Allegorie für das Verhältnis Christi zu seiner Kirche dar.[4] Wenn Luther ihr den sakramentalen Charakter abspricht, so deshalb, weil sonst der Eindruck entstehen könnte, der Mensch wäre in irgendeiner Weise an der Gnadenvermittlung beteiligt. Für Luther ist klar, dass es auch außerhalb der Kirche (bei Heiden und im AT) gültige Ehen gebe, dass eine Einsetzung durch Christus fehle, sodass die Ehe zwar eine göttliche Einrichtung sei, dabei aber der natürlichen Ordnung angehöre.[5]

Das hindert Luther freilich nicht, die Ehe hoch zu schätzen. Dies zeigt sich vor allem dort, wo er in anderen Schriften gegen den Islam Stellung nimmt, der die Ehe verachte, indem er jedem gestatte, sich „weiber zu nemen wie viel er will“.[6] Wie bedeutsam die Ehe – allerdings nur für das leibliche Leben des Christen – ist, zeigt sich auch an Luthers Wertschätzung der Unauflöslichkeit: So zieht er einer Ehescheidung sogar die Bigamie vor.[7] Diese gerade mit Blick auf Luthers Verwerfung der islamischen Polygamie völlig inkonsequente Haltung wird sich 1539 in dem Rat Luthers an den Landgrafen Philipp I. von Hessen konkretisieren, statt außerehelichen Verhältnissen sich lieber eine Zweitfrau zu nehmen und damit zum Bigamisten zu werden[8] – dies freilich soll nur als außerordentlicher Notfall verstanden werden!

Eucharistie – „drei Gefangenschaften der Kirche“

Luthers Verirrungen erstreckten sich aber auch auf das weiterhin noch anerkannte Sakrament der Eucharistie. Noch 1518/19 hatte er die kirchliche Eucharistielehre uneingeschränkt bejaht; nun fordert er mit aller Heftigkeit und im Anschluss an Hus den Laienkelch. Viel entscheidender aber ist, dass er die Lehre von der Transsubstantiation, die ihm eine Ausgeburt des verhassten aristotelischen Denkens ist, aufgibt zugunsten der Theorie von der Impanation (= Brotwerdung) bzw. der Konsubstantiation, die das Fortbestehen von Brot und Wein „neben“ und „zugleich“ mit der Gegebenheit des Herrenleibes und -blutes meint. Und schließlich lehnt er die Lehre von der Messe als einem Opfer ab.[9]

Diese drei Punkte, die Eucharistie nur unter einer Gestalt, die Transsubstantiation und das Messopfer, markieren für ihn bereits in seiner Frühzeit die „drei Gefangenschaften der Kirche“.

Die Thematik des Laienkelches

Die Thematik des Laienkelches war natürlich von der antipäpstlichen Haltung des J. Hus auf das Äußerste vorbelastet, obwohl selbst das Konzil von Konstanz[10] in seinem Dekret über die „Kommunion allein unter der Brotgestalt“ nur von einer Gewohnheit („consuetudo“) sprach und auch eine andere frühchristliche Praxis anerkannte, die man allerdings zur Vermeidung von „Gefahren“ und „Skandalen“ aufgegeben habe.[11] Luther war aber zweifellos darüber informiert, dass auch nach dem Konstanzer Konzil der Leib und das Blut Christi in unversehrter Weise („integrum Christi corpus et sanguinem“) sowohl unter der Gestalt des Brotes als auch des Weines wahrhaftig gegenwärtig ist. Luther hatte also keinen Grund, hier von einer Gefangenschaft der Kirche zu sprechen. So ist es nicht weit hergeholt, wenn man Luther unterstellt, er habe dieses eigentlich „erledigte“ Thema nur dazu benutzt, um seine Gegnerschaft zum Papsttum zu unterstreichen, aber auch um Schrift und Tradition, Theologie und einfaches Vernehmen des Schriftwortes in einen ganz praxisrelevanten Gegensatz zu bringen. Luther ging also auf Konfrontationskurs und nutzte dazu jede Gelegenheit, selbst wenn es ihm den Vorwurf einbrachte, die Eucharistielehre nicht richtig verstanden zu haben.[12]

Die Ablehnung des Opfercharakters der Messe

Auch die Ablehnung des Opfercharakters der Messe hat über den „sola fide“-Aspekt hinaus noch eine andere Intention: die Vernichtung des Weihepriestertums. Schon Thomas von Aquin hatte das Priestertum in seiner einmaligen Stellung damit begründet, dass dem Priester die „consecratio“ und „perfectio“ dieses Sakramentes obliege.[13]

Die Messe als Opfer musste fallen, damit die Idee des allgemeinen Priestertums das sakrale Priestertum verdrängen konnte. In den 1537 veröffentlichten Schmalkaldischen Artikeln dient seine Ablehnung des Messopfers zum einen dazu, eine deutliche Grenze zur Kirche zu ziehen; andererseits sieht Luther aber auch, dass auch das Papsttum mit dem Opfercharakter fallen muss: „Also sind und bleiben wir [Reformierte und Katholiken] ewiglich geschieden und widereinander. Sie [die Katholiken] fühlen wohl, wo die Messe fällt, stürzt das Papsttum."[14]

Luther begründete seine Ablehnung des Opfercharakters mit der Heiligen Schrift, die nirgends die Messe als ein Opfer behaupte.[15] Wenn Luther das Abendmahl dennoch mitunter als Lob- und Dankopfer für die Erlösung Christi auffasst, so ist dies nur in einem geistlichen Sinne zu verstehen, nicht jedoch als ein Sühnopfer.[16] Sicherlich haben wir zu berücksichtigen, dass Luthers Ablehnung der Messe als Sühnopfer auch mit der vor allem in Volkskreisen populären Vorstellung zu tun hat, dass das Messopfer ein „neues Opfer“ darstelle, das keinen – oder theologisch nur einen damals völlig ungeklärten – Bezug zum Kreuzesopfer Christi habe.[17]

Christologischer Hintergrund

So sehr solche Missstände in die Reaktion Luthers hineinspielen, so ist diese doch von noch grundlegenderen Motiven getragen: Luthers Vorstellung von der Erlösung durch Christus lässt auch ein im Selbstopfer Christi gegebenes Mitwirken seiner Menschheit nicht zu. Die Menschheit Christi – und das ist der Sinn des Bildes vom geköderten Leviathan – wird nur passiv hingegeben, vollzieht aber selbst nicht in der Personeinheit mit dem göttlichen Logos ihre Hingabe. Der Köder ist nur ein willenloses Instrument, sodass alle Aktivität auf der Seite Gottes liegt. Luther sieht zwar in seiner „theologia crucis“ die äußerste Katabasis („Herabsteigen“) Gottes verwirklicht, verkennt aber, dass diese Katabasis einer dadurch erst ermöglichten Anabasis („Hinaufsteigen“) des Menschen zu Gott entspricht. Eine solche Anabasis ist unvereinbar mit der von Luther konzipierten Rechtfertigungslehre und ihrer bloß forensischen Lossprechung. Luthers „Paradox-Christologie“ (P. Althaus)[18] kann weder eine Theiosis („Vergöttlichung“) der Menschheit Christi noch des durch Christus erlösten Menschen denken. Noch weniger lässt sich für ihn denken, dass die Materie als solche im eucharistischen Geschehen in eine neue Wirklichkeit verwandelt wird. Damit ist auch seine Stellungnahme zur Transsubstantiation schon vorgezeichnet.

Haltung zur Transsubstantiationslehre

In der Frage der Transsubstantiation zielte Luther natürlich ebenfalls auf das Weihepriestertum ab, dem die Wesensverwandlung in den Leib des Herrn vorbehalten war. Er konnte darüber hinaus natürlich auch seinem Hass auf Aristoteles Raum verschaffen, der für die Denker des Hochmittelalters das begriffliche Instrumentarium und die metaphysischen Grundlagen für die Transsubstantiationslehre geliefert hatte. Und schließlich schien Luther in dieser Lehre auch einen Beweis dafür gefunden zu haben, dass die Kirche sich vom Wort der Heiligen Schrift entfernt habe.

In der Frage der Realpräsenz verhält sich Luther weitgehend konservativ,[19] wenngleich er noch 1520 an der Eucharistie eher die Zusage Gottes betont hatte. Luther fand in seinen späteren Jahren das Schriftzeugnis als zu eindeutig, um die Realpräsenz aufgeben zu können.[20] Noch in seiner 1524 verfassten Schrift „Brief an die Christen zu Straßburg wider den Schwärmergeist“ gestand Luther ein, dass er erst nach hartem Ringen an der Lehre von der Realpräsenz festgehalten habe und dass er liebend gern einen Beweis gegen sie akzeptiert hätte, schon allein, um gegen das Papsttum schlagen zu können.[21]

Allerdings steht sie bei Luther wie ein erratischer Block innerhalb seiner Lehre; sie ist – und mag er sie auch noch so gegen Karlstadt und Zwingli verteidigen – ohne jede tragende Funktion.

Der Artikel ist veröffentlicht in der Zeitschrift Kirche heute Nr. 12/Dezember 2016
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[1] Richard Niedermeier studierte Philosophie und Theologie in München und war wissenschaftlicher Assistent an der Universität Bamberg. Derzeit betätigt er sich als freier Theologe, Philosoph und Journalist.
[2] Richard Niedermeier: Martin Luther – Eine Reise an den Ursprung der Reformation. Wer war dieser Martin Luther, der für Jahrhunderte die abendländische Christenheit spaltete und die mittelalterliche Glaubenswelt zum Einsturz brachte? Welche Ideen, welche inneren und äußeren Kräfte trieben ihn an und machten ihn zum Rebellen, zu einem Revolutionär des Glaubens, der viele Sterne am Kirchenhimmel stürzen ließ? Dieses Buch will an den Anfang der Reformation zurückführen, um Martin Luther und den Ursprung der Reformation darzustellen, indem es Biografisches, Zeit- und Ideengeschichtliches miteinander verbindet. Geb., 224 S., 17,95 Euro (D),18,40 Euro (A), ISBN 978-3-9454012-6-2, www.media-maria.de
[3] D. Martin Luthers Werke, Weimarer Ausgabe (WA), kritische Gesamtausgabe, die sämtliche Schriften Martin Luthers sowie seine von anderen aufgezeichneten mündlichen Äußerungen in lateinischer oder deutscher Sprache umfasst, 6, 497-573.
[4] WA 6, 552, 16.
[5] Vgl. WA 6, 550.
[6] WA 30 II, 126, 21-25. Luther sieht auch deutlich die Verachtung der Frauen in der Polygamie (wenngleich er die genauen Regelungen im Koran nicht kennt).
[7] WA 6, 559 ,20f.
[8] Auf Bigamie stand die Todesstrafe; der Landgraf, der Luthers Rat folgte, konnte sich nur mit politischen Zugeständnissen vor einer Verurteilung retten.
[9] WA 6, 520, 13-36. Als Opfer erfüllt die Messe nach Luther die Unmöglichkeit eines „opus“ („operatum“), also eines Werkes. Ein weiterer wichtiger Referenztext: WA 8, 482-563.
[10] Bulle „Unigenitus Dei Filius“ von Papst Clemens VI., DS 1198-1200.
[11] Schon Thomas von Aquin, STh. III, q. 80, ar. 12 resp., befürchtete, dass etwas verschüttet werden könnte.
[12] Vgl. B. Neunheuser: Eucharistie in Mittelalter und Neuzeit, 50.
[13] Thomas von Aquin: STh. III, q. 80, ar. 12 resp. Deshalb fand Thomas es auch angemessen, dass der Priester die Eucharistie und beiderlei Gestalten empfängt.
[14] WA 50, 204, 19-21.
[15] Diese These von der Schriftwidrigkeit des Opfercharakters der Messfeier kann heute längst als widerlegt gelten: Vgl. dazu J. Ratzinger: Das Fest des Glaubens, 31-46. Für die Tradition ist bereits bei Tertullian und Cyprian die Rede von einem Opfer belegt: Vgl. M. Kunzler: Die Liturgie der Kirche, 329.
[16] WA 6, 368,1-3. Nach J. Wolff: Programmschriften, 267, hält Luther das Abendmahl lediglich für eine „sich durch Christi Tod vollziehende Testamentshandlung, welche den Glaubenden die Sündenvergebung als Erben testamentarisch zusagt. Ein Christ antwortet auf diese Zusage im Glauben“.
[17] Vgl. E. Iserloh: Der Wert der Messe in den Diskussionen der Theologen vom Mittelalter bis zum 16. Jahrhundert, in: ZKTh 83 (1961), 58-65. Zu dieser Loslösung des Messopfers vom Kreuzesopfer gehört auch die sich dadurch herausbildende „Geschäftsmentalität“, wonach man sich durch Messstipendien die Gnade erkaufen konnte.
[18] P. Althaus: Paulus und Luther über den Menschen, 2. Aufl., Gütersloh 1952, 93f.
[19] Z. B. WA 30 I, 260, 1-24.
[20] WA 30 III, 137, 12-13.
[21] WA 15, 394, 12-20.

Ein reuevolles Herz empfängt Vergebung

Papst Franziskus hat zum Abschluss des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit das Apostolische Schreiben „Misericordia et misera“ veröffentlicht. Diese einleitenden Worte  bedeuten „die Barmherzigkeit und die Erbärmliche“, womit die Ehebrecherin im 8. Kapitel des Johannesevangeliums gemeint ist. Der Papst geht vor allem auf die Beichte als Ort der göttlichen Barmherzigkeit ein. Ein kurzer Auszug.

Die Priester fordere ich erneut auf, sich mit großer Sorgfalt auf den Dienst der Beichte vorzubereiten, der eine wirklich priesterliche Aufgabe ist. Ich danke euch herzlich für euren Einsatz und bitte euch, für alle offen und aufnahmebereit zu sein; Zeugen der väterlichen Zärtlichkeit zu sein trotz der Schwere der Sünde; fürsorglich zu helfen, über das getane Böse nachzudenken; unmissverständlich die moralischen Prinzipien darzulegen; verfügbar zu sein, um die Gläubigen auf ihrem Weg der Buße zu begleiten und dabei geduldig ihr Tempo zu berücksichtigen; weitsichtig zu sein in der Unterscheidung jedes einzelnen Falles und großherzig in der Gewährung der Vergebung Gottes. Wie Jesus vor der Ehebrecherin die Wahl traf, im Schweigen zu verharren, um sie vor dem Todesurteil zu bewahren, so möge auch der Priester im Beichtstuhl weitherzig sein, in dem Bewusstsein, dass jeder Beichtende ihn an seine eigene persönliche Lage erinnert: Sünder, aber Diener der Barmherzigkeit (Nr. 10).

Das Sakrament der Versöhnung muss seinen zentralen Platz im christlichen Leben wiederfinden; … niemandem, der ernsthaft bereut, soll der Zugang zur Liebe des Vaters, der auf seine Rückkehr wartet, verwehrt werden und allen die Möglichkeit offen stehen, die befreiende Kraft der Vergebung zu erfahren (Nr. 11).

Aufgrund dieser Notwendigkeit und damit dem Wunsch nach Versöhnung und der Vergebung Gottes nichts im Wege stehe, gewähre ich von nun an allen Priestern die Vollmacht, kraft ihres Amtes jene loszusprechen, welche die Sünde der Abtreibung begangen haben. Was ich auf den Zeitraum des Jubeljahres begrenzt gewährt habe, wird nun zeitlich ausgedehnt, unbeachtet gegenteiliger Bestimmungen. Ich möchte nochmals mit all meiner Kraft betonen, dass Abtreibung eine schwere Sünde ist, da sie einem unschuldigen Leben ein Ende setzt. Mit gleicher Kraft kann und muss ich jedoch sagen, dass es keine Sünde gibt, die durch die Barmherzigkeit Gottes nicht erreicht und vernichtet werden kann, wenn diese ein reuevolles Herz findet, das um Versöhnung mit dem Vater bittet. Jeder Priester möge daher den Pönitenten bei der Begleitung auf diesem Weg der besonderen Versöhnung Führer, Halt und Trost sein (Nr. 12).

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„Wir rufen aus voller Kraft: Nein zum Krieg!“

30 Jahre nach dem historischen Friedensgebet in Assisi 1986, zu dem Papst Johannes Paul II. Religionsvertreter aus der ganzen Welt eingeladen hatte, fand am 20. September 2016 in Assisi wieder ein Weltgebetstag für den Frieden mit Papst Franziskus statt. Das Treffen stand unter dem Thema: „Durst nach Frieden – Religionen und Kulturen im Dialog“. Die Teilnehmer richteten abschließend einen eindringlichen Appell an alle Menschen guten Willens. Der Aufruf ist mehr als nur eine Absage an Terrorismus, Gewalt und Krieg im Namen der Religion, auch mehr als nur ein flehentliches Gebet um Frieden, er ist ein starkes gemeinsames Zeugnis, Frucht eines lebendigen Dialogs, Dienst am Aufbau einer in gegenseitiger Achtung geeinten Menschheitsfamilie. Der Appell im Wortlaut:

Wir Männer und Frauen verschiedener Religionen sind als Pilger in der Stadt des hl. Franziskus zusammengekommen Hier versammelten sich 1986 – vor dreißig Jahren – auf Einladung von Papst Johannes Paul II. Religionsvertreter aus der ganzen Welt, um zum ersten Mal auf eine sehr intensive und feierliche Weise die unlösbare Verbindung zwischen dem hohen Gut des Friedens und einer echten religiösen Einstellung deutlich zu machen. Seit jenem historischen Ereignis hat sich ein langer Pilgerzug in Gang gesetzt, der viele Städte auf der Welt berührt und so zahlreiche Glaubende in den Dialog und das Gebet für den Frieden einbezogen hat. Er hat vereint, ohne zu vermischen, indem er feste interreligiöse Freundschaften gestiftet und Unterstützung zur Beilegung nicht weniger Konflikte gewährt hat. Das ist der Geist, der uns beseelt: die Begegnung im Dialog zu verwirklichen und uns jeder Form von Gewalt und jedem Missbrauch der Religion zur Rechtfertigung von Krieg und Terrorismus zu widersetzen. Und doch sind in den vergangenen Jahren immer noch viele Völker schmerzlich vom Krieg in Mitleidenschaft gezogen worden. Man hat nicht immer verstanden, dass der Krieg die Welt nur verschlechtert und ein Erbe des Leids und des Hasses hinterlässt. Mit dem Krieg sind alle Verlierer, auch die Sieger.

Wir haben uns im Gebet an Gott gewandt, dass er der Welt den Frieden gebe. Wir erkennen die Notwendigkeit, beständig für den Frieden zu beten; denn das Gebet schützt die Welt und macht sie hell. Der Friede ist der Name Gottes. Wer den Namen Gottes anruft, um den Terrorismus, die Gewalt und den Krieg zu rechtfertigen, beschreitet nicht den Weg des Herrn: Der Krieg im Namen der Religion wird zu einem Krieg gegen die Religion selbst. Mit fester Überzeugung bekräftigen wir daher, dass die Gewalt und der Terrorismus dem wahren religiösen Empfinden widerstreiten.

Wir haben auf die Stimme der Armen, der Kinder und der jungen Generationen gehört, auf die der Frauen und so vieler Brüder und Schwestern, die unter dem Krieg leiden. Mit ihnen rufen wir aus voller Kraft: Nein zum Krieg! Der schmerzvolle Schrei so vieler Unschuldiger bleibe nicht ungehört! Wir flehen zu den Verantwortlichen der Nationen, dass sie die Beweggründe für die Kriege entschärfen: die Gier nach Macht und nach Geld, die Begierde derer, die mit Waffen handeln, die Eigeninteressen, die Vergeltungssucht für Vergangenes. Möge der konkrete Einsatz, die zugrunde liegenden Ursachen der Konflikte zu beseitigen, erhöht werden: die Situationen der Armut, der Ungerechtigkeit und der Ungleichheit, die Ausbeutung und die Geringschätzung des menschlichen Lebens.

Möge endlich eine neue Zeit anbrechen, in der die globalisierte Welt eine Familie von Völkern wird. Möge sich die Verantwortung konkretisieren, einen wahren Frieden aufzubauen, der auf die echten Bedürfnisse der Menschen und Völker achtet, der den Konflikten mit der Zusammenarbeit zuvorkommt, der den Hass besiegt und die Schranken mit der Begegnung und dem Dialog überwindet. Nichts ist verloren, wenn man wirklich den Dialog praktiziert. Nichts ist unmöglich, wenn wir uns im Gebet an Gott wenden. Alle können ,Handwerker‘ des Friedens sein. Von Assisi aus erneuern wir voller Überzeugung unser Vorhaben, dies zu sein, mit Gottes Hilfe und gemeinsam mit allen Männern und Frauen guten Willens.

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Dienst an den Kindern ist „Gottesdienst“

Der nimmt mich auf!

„Jesus stellte ein Kind in die Mitte seiner Jünger, nahm es in seine Arme und sagte zu ihnen: Wer ein solches Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, der nimmt nicht nur mich auf, sondern den, der mich gesandt hat“ (Mk 9,36f.). Diese Verheißung Jesu im Evangelium gilt an erster Stelle für Eltern, die Kindern das Leben schenken, ganz besonders für den hingebungsvollen Dienst der Mütter.

Von Weihbischof Andreas Laun

Vor kurzem bekam ich einen Brief von Freunden, genau gesagt von der Frau eines befreundeten Ehepaars. Er enthält zugleich eine theologische Frage an mich, die ich gerne an unsere Leser weitergeben möchte, auch ein wenig zum Schmunzeln, so ernsthaft sie auch ist. Der Brief hat folgenden Wortlaut:

Lieber Herr Weihbischof! Nun kommt unser 2. Baby, wenn der liebe Gott es so will, in 3 Wochen auf die Welt. Ich finde das Leben derzeit sehr schwer, weil ich mich kaum bewegen kann und ich alles immer als wahnsinnig dramatisch empfinde. Außerdem lebt der Bruder meines Mannes nun seit 5 Wochen bei uns, weil er ursprünglich ein kleines Haus am anderen Ende der Straße bauen wollte. Von Anfang an habe ich meinen Mann dazu „gezwungen“, dass er trotzdem abends mehr Zeit mit mir verbringen muss, damit wir uns gemeinsam durch das Lesen von Büchern und durch Beten vom Rosenkranz auf die Geburt vorbereiten, aber es war wirklich schwierig seine Aufmerksamkeit zu bekommen, weil eben sein Bruder in unserem kleinen Haus mit uns wohnt, und sein Leben viel interessanter zu sein scheint als meines und das unserer kleinen Tochter Philippa. Darum bitte ich Sie dringend um Ihr Gebet, Herr Weihbischof!

Außerdem habe ich eine theologische Frage: Haben Mütter eigentlich einen „Freifahrtschein“ in den Himmel? Sie schenken 9 Monate lang ihrem Baby ihren Körper, achten genau, was sie essen, kontrollieren ihre Stimmungen, weil Babys ja eigentlich alles mitbekommen, machen Bewegung, um das Baby in die richtige Position für die Geburt zu bekommen, überlegen genau, welche Art der Geburt am besten für das Baby ist, usw. Außerdem machen sie all dies, während sie ihrem Mann und den anderen Kindern ein schönes Zuhause bieten, gesunde Ernährung und (in vielen Fällen) fast jeden Tag in die Messe gehen, um für die Familie zu beten und alle Probleme von Ehemann, Kindern, Verwandten und Bekannten aufzuopfern.

Haben Mütter also bessere Chancen, in den Himmel zu kommen, als andere? Oder gibt es ein theologisches Dekret, welches sagt, dass Mütter solche Taten aus Instinkt machen und es daher nur ihre Natur ist?

Vielen Dank für jede Antwort!

Herzliche Grüße aus Neuseeland und Gottes Segen!

Elizabeth

 

„Frag mich was Leichteres“, möchte ich antworten. Nur wegen der „Natur von Müttern“ zu antworten, wäre ein „Biologismus“ eines total falschen Naturrechts-Denkens, würden wirklich alle Theologen sagen. Aber sonst? Ich bin nicht der hl. Petrus, falls dieser für den Himmelseingang oder die Auswertung der Kontrolldaten aus dem Buch des Lebens wirklich zuständig sein sollte! Und so gescheit ich sein mag oder gerne wäre, allwissend bin ich auch nicht! Was soll ich also sagen?

Mir hilft die Erinnerung an P. Pio, der erzählt haben soll, dass Maria die von Petrus für die Nacht sorgfältig verriegelten Fenster und Türen immer wieder aufmacht und alle, die abgewiesen wurden oder die noch in einer Warteschleife hängen, doch noch hereinlässt. Also: Maria ist ja auch eine Frau und Mutter. Ich vermute, dass sie es erst recht für die Mütter so macht, wie es sich P. Pio für die Sünder beiderlei Geschlechtes ausdachte!

Maria war und ist ja selbst eine Frau und Mutter! Ohne es einem Fremden beweisen zu können: Bei meiner Mutter war es so, wie Du, liebe Elizabeth, es meinst, senkrecht in den Himmel! Also, ja sicher, „Freifahrtschein für Mütter in den Himmel“ – Ausnahmen wird es wohl geben. Ist das eine theologisch haltbare Antwort?

P. Pios Lob halte ich für sicher, Papst Franziskus wäre mit dieser Antwort – mit und ohne Theologie – vermutlich sehr zufrieden, auch seine Vorgänger, die erstens ebenso „für Barmherzigkeit“ waren und zudem große Marien-Verehrer. Sollte einer unserer Leser eine bessere Antwort wissen, bitte melden!

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Fortbildung für Priester 2017

Sakrament der Freude

Msgr. Dr. Carlos Encina Commentz, Offizial der Apostolischen Pönitentiarie in Rom, lädt zur IX. Pastoralen Fortbildung für Beichtväter ein, die vom 9. bis 12. Januar 2017 an der Gebetsstätte Wigratzbad stattfinden wird. Auf Bitten zahlreicher Teilnehmer der vergangenen Fortbildungen werden dieses Mal auch Prof. Dr. Pater Karl Wallner und Prof. DDr. Raphael M. Bonelli wieder als Referenten auftreten. Viele Erkenntnisse der Psychologie stellen eine wertvolle Hilfe dar, um in der Seelsorge auf die Fragen des geistlichen Lebens sachgerecht und fruchtbringend eingehen zu können.

Von Carlos Encina Commentz, Rom

Wir sind versucht, die Dinge nach ihrem äußeren Erscheinungsbild zu bewerten. Je besser etwas aussieht, umso wertvoller gilt es. Bei Gott hingegen sind die Kriterien anders. Oft verhält es sich genau umgekehrt. Eine ganz bescheidene und verborgene Tätigkeit wie das Beichthören kann in Seinen Augen einen sehr großen Wert haben. Unzählige Priester machten sich diese Wahrheit im Lauf der Jahrhunderte zu Eigen und widmeten ihr Leben diesem erhabenen Dienst. Priester wird man, um für das Heil der Seelen zu arbeiten, und das Sakrament der Beichte ist eines der vorzüglichsten Mittel, um dieses Ziel zu erreichen.

Es ist an der Zeit, die Größe und Schönheit dieses Sakramentes wiederzuentdecken, gerade nach dem Heiligen Jahr der Barmherzigkeit. Dazu ist es notwendig, Vorurteile und Ängste abzulegen, die uns von diesem Sakrament fernhalten könnten. Wer zur Beichte geht, verliert nichts, ganz im Gegenteil, dieses Sakrament schenkt Verzeihung, Versöhnung und Frieden. Ein spanischer Heiliger nannte daher die Beichte „Sakrament der Freude“.

Man sollte wirklich keine Angst vor der Beichte haben. Sie ist ein wunderbares Geschenk der Barmherzigkeit Gottes. Seit 21 Jahren höre ich regelmäßig Beichten, und es ist meine beständige Erfahrung, dass die Pönitenten den Beichtstuhl glücklich und befreit verlassen. Die Wiederherstellung oder Verbesserung der Beziehung zu Gott ist immer etwas sehr Positives.

In den letzten Jahren hat man Papst Franziskus mehrere Male kniend vor einem Beichtstuhl im Petersdom gesehen. Sein Beispiel hat viele Menschen berührt. Es ist gut und wichtig, wenn die Gläubigen auch Priester sehen, die zur Beichte gehen. Denn damit unterstreichen sie die Bedeutung dieses Sakraments.

Seit 2008 findet in der Gebetstätte Wigratzbad jedes Jahr jeweils im Januar eine pastorale Fortbildung für Beichtväter statt. Sie geht auf die Initiative des damaligen Direktors Dr. Thomas Maria Rimmel zurück. Sie wird von Anfang an mit der Unterstützung der Apostolischen Pönitentiarie durchgeführt. Der jetzige Direktor der Gebetstätte, Geistl. Rat Nikolaus Maier, knüpfte an diese positive Entwicklung an und setzte sie fort. Ihm gebührt besonderer Dank, da er auf diese Weise zum Gelingen der Veranstaltung beiträgt und dafür weder Mühe noch Aufwand scheut.

Die Teilnehmer an diesen Fortbildungen sind zahlreich. Es waren ca. 300 Priester, die in den vergangenen Jahren daran teilgenommen haben. Dabei ist das Alter gut gemischt und die Priester kommen nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus Österreich, der Schweiz, Liechtenstein, Luxemburg, Polen und anderen Ländern. Neben Diözesanpriestern sind auch immer viele Ordenspriester anwesend.

Warum ist diese Art von Veranstaltung so wichtig? Es geht um den wertvollen Dienst der Versöhnung. Jede gute Beichte bedeutet Umkehr und Neubeginn. Damit ist sie für die Menschen eine entscheidende Hilfe. Um diese so schöne priesterliche Aufgabe gut erfüllen zu können, sind geeignete Aus- und Weiterbildungen förderlich. Sie können helfen, Zweifel und Unsicherheiten zu überwinden.

Im kommenden Januar wird die 9. Fortbildung für Beichtväter in der Gebetstätte Wigratzbad stattfinden. Grundsätzlich steht die Teilnahme allen Priestern und Priesteramtskandidaten offen. Jedes Jahr werden neue Themen behandelt und vertieft. Insgesamt stehen 11 Vorträge auf dem Programm. Darüber hinaus bleibt auch genug Zeit zum Austausch und zu mitbrüderlichen Gesprächen. Es gibt nicht wenige Priester, die an allen Fortbildungen teilgenommen haben, weil sie die Veranstaltung als wertvolle Hilfe für ihr priesterliches Wirken erfahren.

Die Apostolische Pönitentiarie ist dankbar für die Unterstützung und die gute Zusammenarbeit zwischen Gebetstätte, Diözese und Referenten.

Thematische Schwerpunkte (aus dem Programm):

P. Prof. Dr. Karl Wallner OCist, Rektor der Hochschule Heiligenkreuz, Wien:

• „Priesterliche Existenz ist Nachahmung der Gesinnung Christi!“

• „Ohne Dogmen geht es nicht“ 

• „Wir brauchen einen missionarischen Aufbruch“

Univ.-Doz. Dr. med. Dr. scient. Raphael M. Bonelli, Wien:

• „Der Priester und die Frau“ 

• „Psychiatrie des Beichtkinds“

• „Kreisen um sich selbst: Perfektionismus und Narzissmus“

Anmeldung und weitere Informationen zum Programm:
Gebetsstätte Wigratzbad, Kirchstraße 18, D-88145 Wigratzbad, Tel. +49(0)8385-9207-0; E-Mail: info@gebetsstaette.de
Internet: www.gebetsstaette.de

Bundesverband Lebensrecht

Berliner Erklärung 2016

Anlässlich des Marsches für das Leben am 17. September 2016 hat der Bundesverband Lebensrecht die sog. „Berliner Erklärung 2016“ abgegeben. Mit ihren treffenden Formulierungen bildet sie eine wertvolle Orientierungshilfe für Seelsorge und Öffentlichkeitsarbeit.

Der Bundesverband Lebensrecht appelliert an Politik und Gesellschaft, das unbedingte Recht auf Leben als oberstes Menschenrecht und elementare Grundlage unserer rechtsstaatlichen Ordnung zu achten und durchzusetzen.

• Jeder Mensch, ob geboren oder ungeboren, hat das Recht auf Leben und Achtung seiner Würde.

• Jeder Mensch ist gleich wertvoll, unabhängig vom Stand seiner Entwicklung, von Eigenschaften und Umständen.

• Die Schutzpflicht des Staates gilt jedem einzelnen Menschen ab der Zeugung. Dessen Menschenwürde und Lebensrecht ist unabhängig von der Entscheidung Dritter.

Deshalb fordern wir:

1. Liebe und Verantwortung statt Abtreibung

Wir brauchen eine neue Willkommenskultur für jedes ungeborene Kind und eine Rückkehr zur Verpflichtung, auch für bereits gezeugte Kinder zu sorgen und ihnen den Schutz zu gewähren, den sie benötigen. Schwangere und Familien in Not müssen wirksame und nachhaltige Hilfe zum Durchstehen der Krisenzeiten und zum Leben mit ihren Kindern erfahren.

2. Inklusion auch vor der Geburt

Zum Schutz von Menschen mit Behinderung, Besonderheiten oder bestimmten genetischen Eigenschaften ist zu einem Verbot aller Pränataldiagnostik und PID zurückzukehren, die nicht dem Leben und der Gesundheit des ungeborenen Kindes und seiner Mutter dient. Die Ausweitung der Schwangeren-Bluttests und deren Einführung als Kassenleistung ist zu verhindern.

3. Achtsame Zuwendung statt Tabuisierung

Häufige Folgen einer Abtreibung, wie posttraumatische Belastungsstörungen bei Frauen, Männern, Kindern und medizinischem Personal, dürfen nicht länger geleugnet und verharmlost werden, sondern müssen vorurteilsfrei erforscht werden, um Wege zur Therapie zu eröffnen.

4. Aufklärung statt Desinformation

Das schwere Unrecht der Tötung von Kindern vor ihrer Geburt ist auch in der Sexualerziehung beim Namen zu nennen und anhand des Grundgesetzes zu begründen. Der Propagierung eines angeblichen „Menschenrechts auf Abtreibung“ ist von staatlicher Seite ebenso entgegenzutreten wie der falschen Behauptung, Abtreibung sei Teil der „sexuellen Selbstbestimmung“.

5. Keine Steuergelder für die Tötung von Menschen

Die weitgehende Finanzierung der Abtreibungen durch den Staat sowie die Förderung von Organisationen, die Abtreibungen durchführen oder gezielt die völlige Freigabe der Abtreibung bis zur Geburt fordern, ist umgehend einzustellen.

6. Handeln statt Schweigen

Möglichkeiten zur massiven Eindämmung der Abtreibung auf Ebene von Bund, Ländern und Kommunen sind zielorientiert und konzertiert zu nutzen, ein bundesweiter Aktionsplan ist zu erstellen. Die Abtreibungsgesetze, das Beratungsgesetz und ihre Praxis sind, wie höchstrichterlich gefordert, einer umfassenden Prüfung ihrer abtreibungsverhindernden Wirkung und einer Korrektur zu unterziehen.

7. Nächstenliebe statt „lebensunwertes Leben“

Zum Schutz von suizidgefährdeten, kranken und alten Menschen und zur Verhinderung einer Entwicklung hin zur fremdbestimmten Euthanasie, wie in Nachbarländern, ist jede Mitwirkung an der Selbsttötung zu verbieten, auch die Beihilfe durch Ärzte, Pfleger und Angehörige. Die Palliativ-Versorgung und die Aufklärung der Öffentlichkeit darüber sind auszubauen.

Wir rufen auf, gemeinsam für ein Europa ohne Abtreibung und Euthanasie einzutreten. Dazu ist auf allen Ebenen ein Umdenken zugunsten von ungeborenen, kranken und alten Menschen erforderlich. Nur so ist allen Menschen ein Leben in Selbstbestimmung, Freiheit und Würde möglich. Gemeinsam für das Leben – immer.

 

Resolution an den Bundestag

Getragen vom Votum der Teilnehmer des 12. Marsches für das Leben 2016 am 17. September 2016, abgegeben auf der Kundgebung vor dem Reichstag, appelliert der Bundesverband Lebensrecht an den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA), an Gesundheitsminister Gröhe und die Mitglieder des Deutschen Bundestags:

Geben Sie nicht dem Drängen von Medizinkonzernen nach, welche sich mit genetischen Tests zur Früherkennung (NIPD), als Kassenleistung anerkannt, einen riesigen Markt zu Lasten aller Krankenversicherten sichern möchten.

Entgegen einschlägiger Werbung, die den Schwangeren ein sicheres Gefühl verspricht, erhöhen diese Tests die Verunsicherung, ohne konkrete Behandlungsmöglichkeiten zu eröffnen.

Im Gegenteil: Die Abtreibungswahrscheinlichkeit erhöht sich massiv bei kleins­ten Verdachtsmomenten, und der Druck auf Schwangere nimmt immer mehr zu, nur noch Kinder ohne Beeinträchtigungen zu bekommen.

Dies verändert das Klima in unserer Gesellschaft erheblich zuungunsten von Menschen mit Behinderungen und deren Eltern. Dies widerspricht allen Inklusions- und Antidiskriminierungsbemühungen.

Darum: Weisen Sie die Herstelleranträge mit aller Entschiedenheit und kraft ihrer Entscheidungsmacht unter ethischen Gesichtspunkten zurück.

Hören Sie auf die Betroffenenverbände, Kinderärzte und Gynäkologen!

Das Parlament fordern wir auf, sich mit der generellen Zulässigkeit dieser Tests unabhängig von der Frage der Kassenzulassung im Lichte unseres Grundgesetzes zu beschäftigen und nicht den Wirtschaftsinteressen das Feld zu überlassen.

Der Artikel ist veröffentlicht in der Zeitschrift Kirche heute Nr. 12/Dezember 2016
© Kirche heute Verlags-gGmbH (Altötting)

Marsch für das Leben 2016

Das Zeugnis wird ernst genommen

Der 12. Marsch für das Leben am 17. September 2016 in Berlin war ein großartiger Erfolg und ein beeindruckendes Zeugnis für die unantastbare Würde des Menschen. Teilgenommen haben mehr als 7.500 Personen aus ganz Deutschland, darunter fünf Bischöfe. Nachfolgend einige Zitate aus der Kundgebung vor dem Reichstag.

Dr. Heiner Koch, Erzbischof von Berlin: „Das Leben ist gottgewollt, die Menschen sind Gottes Geschenk – das wissen wir als Christen sehr genau. Deshalb lassen wir leben und helfen, dass jeder Mensch leben kann, gut leben kann, vom ersten Augenblick im Mutterschoß an bis zum letzten Atemzug. Wir setzen keine Grenzen. Wir legen nicht fest, welches Leben ab wann lebenswert ist, wir machen uns nicht zum Herren über das Leben.“

Dr. Rudolf Voderholzer, Bischof von Regensburg: „Danke, dass Sie heute nach Berlin gekommen sind als Lobby des Lebens. Sie stellen sich auf die Seite derer, die nach Einschätzung mancher gar nicht leben sollten, weil ihr Leben minderwertig oder aus einem anderen Grund unerwünscht ist. Sie machen sich stark für die, die nicht mehr leben sollten, weil sie zu nichts mehr nutzen und für andere vermeintlich nur noch eine Last sind. Mit diesem Einsatz stärken Sie die Säulen einer menschlichen und lebenswerten Zukunft in unserem Land! Wir müssen eintreten für eine Kultur des Lebens.“

Hartmut Steeb, Generalsekretär der Evangelischen Allianz: „Es gibt keine Alternative zum bedingungslosen Recht auf Leben. Schon der frühere Bundespräsident Johannes Rau hat gesagt: Der Mensch entwickelt sich vom Zeitpunkt der Verschmelzung von Ei- und Samenzelle als Mensch und nicht zum Mensch!“

Prof. Dr. Holm Schneider, Kinderarzt und Leiter der Molekularen Pädiatrie am Universitätsklinikum Erlangen: „Eugenische Bestrebungen gab es nicht nur im Nazi-Deutschland. Wer meint, wir hätten dieses Denken überwunden, verkennt moderne Selektionstechniken wie den Praena-Test. Dieser europaweit am häufigen benutzte Bluttest sei als primäres Screening bei Schwangeren jeden Alters und Risikos uneingeschränkt einsetzbar. Vorgeburtliche Trisomie-Tests, die bisher nur aus medizinischem Grund zulässt waren, werden nun also für Screenings verwendet, für eine Art Rasterfahndung. Das kommt einem Jagdrecht für Kinder mit Downsyndrom gleich, denn jedes, das aufgespürt wird, wird abgetrieben. Heute geht es um die Erbgesundheit eines Wunschkindes.“

Mechthild Löhr, Bundesvorsitzende der Christdemokraten für das Leben (CDL): „Euthanasie ist in Europa auf dem Vormarsch. In den Niederlanden sind im letzten Jahr 5.600 Menschen auf Verlangen getötet worden. Wir wollen ein Europa und ein Deutschland ohne Euthanasie!“

Hubert Hüppe, Bundestagsabgeordneter: „Die Lebensrechtsbewegung ist inzwischen zu einer politischen Nummer geworden, die etwas bewegt, die ernst genommen wird und auch von den Gegnern ernst genommen wird. Es geht eigentlich nur um eins: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Diese Würde macht keine Bedingung. Man hat Würde allein deshalb, weil man Mensch ist.“

Der Artikel ist veröffentlicht in der Zeitschrift Kirche heute Nr. 12/Dezember 2016
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„Die Welt braucht eine Revolution gegen Gewalt!“

Fünf Monate Geisel des IS

Was vor den Augen der Weltöffentlichkeit in Syrien und im Irak geschieht, ist unbegreiflich. Mit Hass und religiösem Fanatismus wird das Christentum ausgelöscht und niemand weiß, wie man auf den barbarischen Zynismus der Islamisten reagieren soll. Der syrische Priester Jacques Mourad, der fünf Monate in IS-Geiselhaft verbringen musste, aber mit Hilfe muslimischer Freunde fliehen konnte, gibt ein ergreifendes Zeugnis der christlichen Versöhnungsbereitschaft und Gewaltlosigkeit. Seine Geschichte ist eng mit dem nun zerstörten syrisch-katholischen Kloster Mar Elian verbunden, dessen Ursprung bis ins 4. Jahrhundert zurückreicht.

Von Berthold Pelster

Pater Jacques Mourad ist ein stiller Mann. Seine Taten sprechen mehr als tausend Worte: Der Prior des Klosters Mar Elian, einem syrischen Wallfahrtsort mit Wurzeln bis ins 3. Jahrhundert, war Seelsorger, Organisator, Nothelfer – für Christen wie Muslime gleichermaßen. Er wurde hochgeschätzt in der Stadt Karjatain, gut eineinhalb Autostunden zwischen Homs und Damaskus gelegen. Doch das missfiel den Kämpfern des sog. „Islamischen Staates“ (IS) und seinen Anhängern. Sie werfen Pater Jacques und seinen Mitbrüdern vom Orden „Mar Mousa al-habashi“ (Heiliger Moses von Abessinien) vor, sie würden „Götzendienst“ betreiben – weil sie die Heiligen verehren.

Das Unvermeidliche geschah: Im Mai 2015 wurde Mourad vom IS entführt. Mehrere Wochen wurde er in einem kleinen Badezimmer gefangen gehalten. „Konvertier‘ zum Islam oder wir schneiden dir den Kopf ab“, riefen die Häscher ihm zu. Sein Kloster wurde zu einem großen Teil zerstört. Das Schicksal von P. Jacques Mourad erlangte deutschlandweit Aufmerksamkeit, als ihn Schriftsteller Navid Kermani bei der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels im Oktober 2015 als „Freund“ und „Kämpfer für Versöhnung“ würdigte. Zu diesem Zeitpunkt war Mourad bereits frei. Mithilfe eines muslimischen Freundes war ihm die Flucht gelungen. Heute hält er sich in Europa auf, „als Heimatloser unter Heimatlosen“, wie er selbst sagt. Er setzt alles daran, sein zerstörtes Kloster wiederaufzubauen und der notleidenden Bevölkerung zu helfen. Das weltweite päpstliche Hilfswerk „Kirche in Not“ unterstützt ihn dabei. Auf Einladung des Hilfswerks war er nach Deutschland gekommen. Berthold Pelster hat mit ihm über sein Schicksal und die aktuelle Situation in Syrien gesprochen.

Pelster: Pater Jacques, im Mai 2015 wurden Sie zusammen mit einem angehenden Mitbruder von der Terrormiliz „Islamischer Staat“ entführt und in die Wüste verschleppt. Was war der Auslöser?

P. Mourad: Ich denke, es gab zwei Gründe für meine Entführung: Der IS wollte der Bevölkerung Angst einjagen, um so jeden Widerstand im Keim zu ersticken. Und ich habe als Prior in der Stadtgesellschaft von Karjatain eine wesentliche Rolle gespielt. Unser Kloster bedeutet den Bewohnern sehr viel, Christen und Muslimen. Die Menschen fühlen sich dort wie zu Hause. Und das stört den IS. Es ist für seine Anhänger eine Blasphemie, das dort das Grab des hl. Elian verehrt wird. Als die Terrormiliz Karjatain erobert hat, haben sie als erstes den Friedhof zerstört. Das geschah an vielen anderen Orten in Syrien genauso.

Sie haben es angesprochen: Im August 2015 wurde die Stadt Karjatain vom IS erobert, rund 250 Christen aus Ihrer Gemeinde wurden verschleppt…

Diese 250 Christen, das waren ganze Familien, Kinder, behinderte, alte und kranke Menschen… Darunter war auch eine krebskranke Frau. Wir haben den IS angefleht, ihr Medikamente zu besorgen. Aber das war umsonst. Die Frau starb. Das war Folter. Sie haben die Menschen nicht physisch gefoltert, aber psychisch. Die Terroristen wollten unseren Lebenswillen zerstören.

Wie wurden Sie in der Gefangenschaft behandelt?

Es gab sehr schwere Tage voller Gewalt, und dann wurde ich wieder in Ruhe gelassen. Aber Basis der andauernden psychischen Folter der IS-Schergen war der Satz: „Entweder du konvertierst zum Islam, oder wir schlagen dir den Kopf ab!“

Im Oktober 2015, nach über fünf Monaten, gelang Ihnen die Flucht. Wie haben Sie das geschafft?

Das war eigentlich ganz einfach: Wir waren mittlerweile nach Karjatain zurückgebracht worden. Ich habe einen muslimischen Freund dort gefragt, ob er mich mit seinem Motorrad in Sicherheit bringt. Und dann sind wir losgefahren, quer durch die Wüste. Es ist wie durch ein Wunder nichts passiert.

Und wie sieht es mit den anderen entführten Christen aus? Konnten sie auch ihre Freiheit zurückgewinnen?

Das war einer der Gründe, warum ich geflohen bin: Ich wollte eine Möglichkeit finden, den anderen Christen zur Flucht zu verhelfen. Und das haben wir geschafft. Drei Tage später haben wir 58 Personen befreien können. Nach und nach konnten alle christlichen Geiseln durch die Wüste fliehen – immer mit Hilfe von muslimischen Freunden und Nachbarn!

Anfang April 2016 wurde Karjatain schließlich vom IS befreit. Wie ist die Lage dort?

Die Stadt ist zwar vom IS befreit. Aber ein normaler Alltag ist dort noch immer unmöglich. Die meisten Häuser sind zerstört. Immerhin gibt es mittlerweile wieder Strom und Wasser. Dennoch sind die meisten Menschen noch nicht nach Karjatain zurückgekehrt. Die Angst, dass der IS zurückkommt, ist groß.

In welchem Zustand befindet sich Ihr Kloster Mar Elian?

Der alte Teil des Klosters ist fast völlig zerstört, auch die Kapelle, wo sich der Schrein des hl. Elian befand. Auch die neueren Gebäude sind in einem furchtbaren Zustand. Wir haben sie erst in den letzten 15 Jahren mithilfe von „Kirche in Not“ gebaut. Es tut mir in der Seele weh, dass es so gekommen ist. Aber ich hoffe, dass wir nochmal von vorne anfangen können.

Der Krieg in Syrien geht unvermindert weiter. Friedensverhandlungen sind wiederholt gescheitert. Viele Menschen fliehen – unter ihnen auch Christen. Wie groß ist die Gefahr, dass das Christentum im Nahen Osten ausgelöscht wird?

Die Auslöschung ist längst Realität. Schon heute gibt es im Irak und in Syrien Gegenden, in denen keine Christen mehr leben. Danke an Deutschland und Europa, die mit Großzügigkeit und Liebe viele Flüchtlinge aufnehmen. Aber die Menschen fliehen nicht freiwillig. Sie haben keine andere Wahl. Das gilt besonders für die Christen in Syrien, denn wir sind eine kleine Minderheit. Die Gewalt, die in Syrien herrscht, ist unerträglich. Ich verstehe nicht, warum die anderen Staaten die Realität nicht sehen wollen und keine Entscheidung treffen. Die Welt muss endlich reagieren!

Wie sollte eine solche Reaktion aussehen?

Wenn die Welt es tatsächlich ernst meint und die Fanatiker stoppen will, dann muss sie aufhören, mit Saudi-Arabien Geschäfte zu machen. Denn von dort kommen das Geld und die Waffen für den IS. Die Bombardierungen bringen gar nichts. Seit Jahren bombardieren die USA und Russland Syrien und den Irak. Und was haben sie erreicht? Haben sie die Gewalt der Terroristen gestoppt? Überhaupt nicht!

Was kann die Weltgemeinschaft stattdessen tun?

Die Lösung kann nicht darin bestehen, diejenigen, die uns verfolgen, zu eliminieren. Der Dialog mit dem Islam ist die einzige Möglichkeit, die Extremisten zu stoppen. Das ist meine ganz persönliche Erfahrung. Wir, die Christen meiner Gemeinde, haben uns trotz der Gefahr entschlossen, keine Gewalt anzuwenden. Deshalb sind wir noch am Leben. Das hat uns ein Anführer des IS genau so gesagt: „Ihr ,Leute des Buches‘ [Bezeichnung im Koran für Juden und Christen, Anm. d. Red.]  wendet nicht einmal uns gegenüber Gewalt an.“ Das hat uns das Leben gerettet.

Der Beitrag der Christen in diesem Krieg sollte also Gewaltlosigkeit und Dialog sein?

Im Frühjahr dieses Jahres hatte ich bei einem Gottesdienst folgende Eingebung: Unsere Welt braucht eine Revolution gegen die Gewalt! Nur dann kann sie Frieden finden. Wir wollen Werkzeuge des Friedens sein. So haben wir es in Mar Elian getan – ohne Ansehen der Person oder Religion. Unsere Arbeit wäre nicht möglich geworden ohne unsere Freunde von „Kirche in Not“. Dank Ihrer Unterstützung konnten wir Menschen vor dem Tod bewahren. Wir konnten sie mit Medikamenten versorgen, ihre Häuser wiederaufbauen, Familien Lebensmittel zur Verfügung stellen. Ihre Hilfe ist ein wichtiges Hoffnungszeichen für uns.

Bitte helfen Sie

„Kirche in Not“ hat seit Beginn des Syrienkrieges der notleidenden Bevölkerung mit über 14,6 Millionen Euro geholfen. Damit werden u.a. Lebensmittelpakete, Medikamente, Babynahrung und Wohnraum für kinderreiche Familien finanziert. Ziel ist es, Fluchtursachen zu bekämpfen und den Menschen eine Zukunftsperspektive in ihrer Heimat zu geben. Außerdem unterstützt das Hilfswerk den Wiederaufbau zerstörter Kirchen und Klöster sowie die Arbeit der christlichen Schulen.

Auch in den Nachbarländern, insbesondere im Irak, hilft „Kirche in Not“ in den Flüchtlingscamps beträchtlich, damit die Menschen eine Zukunft in ihrer Heimatregion haben. Um weiter der notleidenden Bevölkerung beistehen zu können, bittet das Hilfswerk um Spenden – online unter www.spendenhut.de oder an folgendes Spendenkonto: 

Empfänger: Kirche in Not, LIGA Bank München, IBAN: DE63750903000002152002, BIC: GENODEF1M05, Verwendungszweck: Syrien

Der Artikel ist veröffentlicht in der Zeitschrift Kirche heute Nr. 12/Dezember 2016
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Zur Seligsprechung von Francisco und Jacinta

„Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder…“

Schwester Ângela Coelho, die Postulatorin für die Selig- und Heiligsprechung der Seherkinder von Fatima, erklärt, wie es zur Seligsprechung der beiden Geschwister Francisco und Jacinta Marto kam und worin die Kirche deren Heiligkeit sieht. Das  Interview führte Pfarrer Dr. Thomas Maria Rimmel als Mitarbeiter von K-TV.

Interview mit Sr. Ângela Coelho

Kirche heute: Schwester Ângela, wir wollen über die beiden Seherkinder Jacinta und Francisco sprechen. Für die Kirche war deren Seligsprechung sehr schwierig, denn es handelte sich ja um Kinder. Und die Herausforderung bestand darin, ihren heroischen Tugendgrad anzuerkennen. Wie wurde diese Aufgabe gelöst?

Sr. Ângela: Viele Jahre lang war es tatsächlich unmöglich, für Kinder einen Seligsprechungsprozess bei der Kongregation in Rom zu führen. Denn man war davon überzeugt, dass Kinder nicht wirklich fähig wären, Tugenden in einem heroischen Grad auszuüben.

Ich denke, was die Kirche zu einer Reflexion über diese Möglichkeit veranlasst hat, war genau die Heiligkeit von Francisco und Jacinta. Denn zahlreiche Bischöfe auf der ganzen Welt bestätigten, dass auf ihre Fürsprache unzählige Gnaden erlangt worden waren. Und die Nachahmung ihrer Tugenden brachte eine große Bekehrung in der Geschichte, so dass die Bischöfe den Heiligen Vater um die Seligsprechung der Kinder baten. Natürlich mussten viele Theologen, viele Moraltheologen, sogar Ärzte und Psychiater, Überlegungen anstellen und sie kamen zu dem Schluss, dass Kinder auf vielen Ebenen menschlicher Werte und Angelegenheiten in besonderer Weise hervortreten können, warum also nicht auch in der Heiligkeit?

Außerdem – und meiner Meinung nach ist das noch wichtiger – gibt es einen Aspekt, der direkt auf Jesus zurückgeht. Heilige sind, wie wir wissen, Fleisch gewordene Seiten des Evangeliums. Aber für eine Seite im Evangelium gab es noch keinen Heiligen und zwar für den Satz Jesu: „Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, werdet ihr nicht in das Himmelreich eingehen.“ Die Kirche hat also, wie ich denke, erkannt und anerkannt, dass Kinder, wenn sie das Alter des Bewusstseins erreicht haben und sich ihrer selbst bewusst sind, also dessen, wer sie sind und was sie tun, mit der Gnade Gottes fähig sind, Tugenden in einem heroischen Grad auszuüben.

Kirche heute: Ein wunderbarer Gedanke! Lassen Sie uns über Jacinta sprechen. Warum ist sie eine Heilige, warum wurde sie seliggesprochen?

Sr. Ângela: Zunächst einmal, weil sie der Gnade, die sie vom Himmel erhalten hat, treu gewesen ist. Wie wir wissen, wurden beide, Francisco und Jacinta, keine Heilige aufgrund der Erscheinungen Unserer Lieben Frau, sondern aufgrund dessen, was sie aus dieser besonderen Gnade, die sie vom Himmel bekommen haben, gemacht haben. Sie waren den Aufrufen des Engels von Portugal, des Engels des Friedens, der hier in Fatima erschienen ist, sowie den Aufrufen Unserer Lieben Frau absolut treu.

Was ich an der Heiligkeit von Jacinta wirklich unterstreichen kann, so war es Mitleid, Erbarmen. Sie hatte wahrlich ein mitfühlendes Herz für alles Leiden, das sie sah. Was auch immer Unsere Liebe Frau ihnen zeigte, das Leiden der armen Sünder, die Kriege, die Verfolgung der Kirche – all das durchbohrte ihr Herz. Doch auch das, was sie in ihrer Umgebung sah, die armen Menschen und die Sünder, dieses Leid der Welt betrachtete sie als etwas, das für sie bestimmt war, für das sie etwas tun musste. Und so ließ sie zu, dass ihr Herz von all dem Leid berührt wurde. Für das eschatologische Leid – die Hölle – und für das gegenwärtige Leiden – Kriege und arme Sünder – brachte sie Gebete und Opfer dar.

Jacinta besaß also ein sehr mitfühlendes und großes Herz. Als sie eines Tages im Gefängnis war und weinte, ermutigten sie Francisco und Lucia und sagten zu ihr: „Jacinta, komm schon, weine nicht! Lasst uns dieses Opfer in einem besonderen Anliegen darbringen! Welches Anliegen möchtest du? Um Jesus zu trösten? Um dem Unbefleckten Herzen Mariens Sühne zu leisten? Für die Bekehrung der Sünder? Für den Heiligen Vater? Welches wählst du aus?“ Und sie sagte: „Ich wähle sie alle, weil ich sie alle liebe.“ Das ist Jacinta Marto.

Kirche heute: Und Francisco?

Sr. Ângela: Francisco war ein bisschen anders. Er war vollkommen angerührt von dieser Vision Jesu in jenem Licht, das die Selige Mutter ihnen in das Herz gelegt hatte. Wenn er gefragt wurde: „Was hast du am liebsten gesehen?“, antwortete er: „Ich habe mich sehr gefreut, den Engel zu sehen. Noch mehr Freude empfand ich beim Anblick Unserer Lieben Frau. Am schönsten aber fand ich den Heiland in jenem Licht, das Unsere Liebe Frau in unsere Brust strahlen ließ. Ich liebe Gott so sehr!“

Francisco war also ein kontemplativer Mensch. Ich muss sagen, dass er vollkommen auf das Wesentliche unseres geistlichen Lebens fokussiert war, nämlich, Gott anzubeten, Gott zu trösten.

Ich denke also, dass man in beiden, Bruder und Schwester, die Sendung der Kirche sehen kann: die kontemplative in Francisco, die Eucharistische Anbetung, und die aktive in Jacinta, durch Gebete und Opfer. Darum werden ihre Prozesse gemeinsam geführt.

Kirche heute: Was war das Wunder, das für die Seligsprechung anerkannt worden ist?

Sr. Ângela: Es handelte sich um eine Frau, Maria Emilia, die viele Jahre hindurch mit einer Knochentuberkulose ans Bett gefesselt war, sodass sie nicht aufstehen konnte. Sie betete viele Novenen zu Jacinta und Francisco, viele Jahre hindurch. Und eines Tages, am letzten Tag ihrer Novene, genau am Geburtstag von Jacinta Martos, dem 20. Februar, also nach vielen Gebeten, die nur an die Hirtenkinder gerichtet waren, hörte sie die Stimme eines kleinen Mädchens, das ihr sagte: „Steh auf und gehe, du kannst es machen!“ Sie tat es. So verlief der Prozess. Dies führte, nachdem 1989 der heroische Tugendgrad verliehen worden war, zur Seligsprechung am 13. Mai 2000.

Kirche heute: In welchem Sinn sind die beiden Vorbilder für uns heute, für uns als katholische Christen, als gewöhnliche Menschen?

Sr. Ângela: Ich glaube, das zeigt sich sehr gut in ihren Tugenden. An erster Stelle: den Gnaden treu zu sein, die Unser Herr uns gibt. Von Anfang an ist es die Taufgnade. Sei treu den Gaben, die du empfängst, den Aufrufen, unserer Berufung! Uns bewusst zu sein, dass wir für die Geschichte der Welt verantwortlich sind, dass ich nicht nur für mein kleines persönliches Leben verantwortlich bin, das ich gerne besser hätte. Nein, ich bin ein Glied des mystischen Leibes Christi. Auch wenn sie nicht vom „mystischen Leib Christi“ sprechen konnten, so war ihnen das bewusst. Sie verstanden, dass sie Glieder der Kirche waren, und sie lehren uns, uns bewusst zu werden, dass wir für die Weltgeschichte Verantwortung tragen, für dessen Fortlauf, in der Kirche und für den Heiligen Vater. Natürlich können wir nur dann beten, Opfer bringen und uns dies alles bewusst machen, wenn wir die Anbetung pflegen, wenn wir eine vertraute Beziehung zu Gott haben, wenn wir ein sehr tiefes geistliches Leben besitzen, natürlich mit dem Gebet des Rosenkranzes, wie es Unsere Liebe Frau gewünscht hat. Ohne diese innige Beziehung mit Gott können wir uns der geschichtlichen Dimension unserer Leben nicht bewusst werden. Ich denke, dafür sind sie Vorbilder!

Kirche heute: Wie steht es um die Seligsprechung von Schwester Lucia?

Sr. Ângela: Schwester Lucias Prozess befindet sich noch auf diözesaner Ebene. Wir haben den Teil der historischen Kommission vollkommen abgeschlossen, was bedeutet, dass all ihre Schriften, die wir auffinden konnten, alle Bücher, jeweils von zwei Theologen gelesen wurden – und dann erarbeitete die historische Kommission ihren Bericht. Wir sprechen hier über ihr Tagebuch, das zweitausend Seiten umfasst, und über Tausende von Briefen. Wir sprechen hier also über eine große Menge Arbeit. Da sie ein langes Leben hatte – sie verstarb im Alter von 97 Jahren – und Kontakt zu vielen Menschen hatte – vom Heiligen Vater bis hin zu der einfachsten und kleinsten Person, die sich an den Karmel von Coimbra wandte – so sprach sie mit vielen Kardinälen, vielen Bischöfen, Priestern, Ordensleuten und Laien, schrieb sie an viele Menschen, denn viele Menschen haben an sie geschrieben. Diesen Teil haben wir also abgeschlossen. Nun bringen wir gerade die Befragung der Zeugen zu Ende, die sie gekannt haben. Wir sind mit diesen Zeugenanhörungen fast fertig. Das muss nach der Lektüre der Schriften erfolgen. Und wenn alles abgeschlossen ist, dann sind wir in der Lage, alle Unterlagen der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse zu übergeben.

Der Artikel ist veröffentlicht in der Zeitschrift Kirche heute Nr. 12/Dezember 2016
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Zeichen der göttlichen Vorsehung

Bedeutung des Namens Fatima

Dass Maria im Jahr 1917 ausgerechnet in dem portugiesischen Ort Fatima erschienen ist, darf nach Professor Dr. Imre von Gaál durchaus als providentiell betrachtet werden. Tatsächlich geht die Bezeichnung des Ortes auf den Namen der vierten Tochter Mohammeds zurück. Doch gedenkt der Ort nicht unmittelbar dieser Tochter, sondern einer maurischen Prinzessin, die im 12. Jahrhundert zum Christentum konvertiert ist. Von Gaál machte sich auf eine „Spurensuche“ und kam zu dem Ergebnis, dass die Gottesmutter mit der Wahl des Ortes ganz offensichtlich eine Brücke zum Islam geschlagen hat. Dort wird Maria, die Mutter Jesu, zwar verehrt, doch ist sie in der Zeit nach der Abfassung des Korans bewusst in den Hintergrund gedrängt worden. Fatima dagegen, die Tochter Mohammeds, wird bis ins Phantastische überhöht dargestellt, um Maria als die höchste aller Frauen zu ersetzen. Nach den Ausführungen von Professor von Gaál über die Rolle Mariens im Islam, welche wir im letzten Heft veröffentlicht haben, wirft er nachfolgend einige Schlaglichter auf die Bedeutung des Namens Fatima.

Von Imre von Gaál

Der ursprünglich arabische Frauenname „Fatima“ ist seit der Tochter „Fatima Zahra“ („Fatima die Leuchtende oder Strahlende“) des islamischen Propheten Mohammed ein häufiger muslimischer Mädchenname.

Ursprung des Ortsnamens „Fátima“

In einer, unter Umständen providentiellen Weise geht auch der portugiesische Wallfahrtsort Fátima indirekt auf die gleichnamige Tochter Mohammeds zurück. Bis 1147 wurde die Region Santarém, zu der auch der Wallfahrtsort Fatima gehört, von muslimischen Mauren beherrscht. Im Jahr 1158 soll die Tochter des maurischen Fürsten des Vali von Alcazar mit dem Vornamen Fatima den christlichen Grafen von Ourém, den gefürchteten „Traga-Moires“ (Maurenverschlinger) Dom Gonçalo Hermingues, geheiratet haben, zum Christentum konvertiert sein und am posthum nach ihr benannten Ort von ihren Nachfahren bzw. von ihrem Mann beerdigt worden sein.[1]

Fatima – die vierte Tochter Mohammeds

Die für die Nachwelt bedeutendste Tochter Mohammeds trägt den Titel „Fatima bint Muhammed“ (606-632). Auch wenn sie im Koran – im Gegensatz zu Maria – keine Erwähnung findet, ist Fatima in der muslimischen Überlieferung (Hadith) und Glaubenswelt die prominenteste Frau überhaupt. Sie war die jüngste von vier Töchtern Mohammeds – nach Zaynab, Rukuyya, und Umm Kulthum. Ihre Mutter war die erste Gattin des Propheten, Chadischa bint Chuwailid (555-619).

Konflikt zwischen Schiiten und Sunniten

Unter den Schiiten genießt Fatima besondere Verehrung, denn ihr Mann war Ali ibn Abi Talib, der verhinderte Nachfolger Mohammeds, der aber von den Schiiten als solcher verehrt wird. Sie, Fatima, ist die Mutter von al-Hasan und al-Husayn. Die Schiiten betrachten sie gar als eine der „Vierzehn Unfehlbaren“ – gemeinsam mit ihrem Vater und den Zwölf Imamen.

Im Kampf an ihrer Haustür mit dem späteren Kalifen Umar ibn al-Chattab (592-644) verlor sie ein Kind. An den Folgen dieses Kampfes starb sie. Dieser, historisch verbriefte, Zwischenfall ist für Moslems peinlich, erklärt aber mit den unversöhnlichen Gegensatz zwischen den zwei Hauptrichtungen des Islam: Sunni und Schia. Seit den Anfängen des Islam wird sie von allen Moslems übereinstimmend unter dem Ehrentitel „Fatemeh az-Zahra“, d.h. „die Leuchtende“, und von Persern gar als „Saiyidat Nisa al-Alamin“, d.h. als „Herrin der Frauen der Welten“ verehrt.[2]

Die Nachbildung der „Hand der Fatima“

Die Nachbildung der Hand von Mohammeds Tochter Fatima („Hand der Fatima“) wird in der gesamten islamischen Welt als ein Unheil abwehrendes Amulett betrachtet und in fast jedem Zuhause verwendet, um besonderen Schutz vor Neid und vor dem bösen Blick zu gewährleisten. Das darauf oft abgebildete blaue Glasauge soll den bösen Blick (auf Arabisch „Nazar“) fixieren.[3]

Legendenbildung nach der Abfassung des Korans

Postkoranische Legenden berichten von Fatimas Gespräch mit ihrer Mutter Khadidja bereits vor ihrer Geburt.[4] Da die Frauen des Stammes der Kuraysch sich weigerten Khadidja zu helfen, seien vom Himmel Sara, Asiya, Maria – nota bene die Mutter Jesu – und Safura herabgekommen, um bei der Geburt der Tochter Fatima zu assistieren. Ehe diese vier Frauen wieder entschwunden waren, begrüßte das neugeborene Kind sie einzeln und namentlich.

Bei ihrer – Fatimas – Geburt verbreitete sich von Ost nach West Licht am Himmel – deshalb ihr Beiname „die Leuchtende.“ Unmittelbar nach ihrer Geburt pries sie Gott, rezitierte als Säugling bereits das erst später entstandene muslimische Glaubensbekenntnis, erkannte im Voraus das Immamat ihres zukünftigen Ehemannes, Ali, an, sagte den damals noch nicht verfassten Koran in toto auf und weissagte Zukünftiges.[5]

Anklänge an die Erbsündenlehre

Die fromme Überlieferung lehrt, jedes Neugeborene schreie, denn es wurde „von Satan in die Seite gestochen“. Einzig Maria und ihr Sohn wurden auch bei der Geburt nicht „vom Satan berührt“. Dies wird auch von Fatima behauptet. Offenkundig findet man an dieser Stelle ein Echo des christlichen Dogmas der Erbsünde (vgl. Gen 3,14f).[6]

Fatima und Maria

Wohl übliche Rivalitäten in einem damaligen arabischen Harem widerspiegelnd antwortet ein wenig ausweichend eine Legende auf die Frage Fatimas, ob nicht Maria die auserwählte Frau sei: „Maria ist die sayyida ihrer Welt; Gott machte Dich zur sayyida der Frauen dieser Welt und der kommenden."[7]

Es ist unstrittig, dass im Islam eine Tendenz vorherrscht, die Grenzen zwischen Maria und Fatima – die über sechshundert Jahre trennen – zu verwischen. Das Bilderverbot gilt erstaunlicherweise nicht für Fatima. Christlichen Marienikonen nachempfunden wird Fatima in einem Bild als im Himmel thronend dargestellt, mit Diadem, Schwert und Ohrringen.[8]

Da Maria als über allen Dingen erhaben, rein und spirituell hochstehend von Mohammed vorgestellt und verbindlich als nachahmenswertes Vorbild gelehrt wird, diskutieren einige muslimische Kommentatoren bis jetzt, ob Maria oder Fatima die vortrefflichste Frau überhaupt sei.

Al Kurtubi und Al-Razi meinen, Maria sei der am meisten geglückte Mensch.[9] Gewöhnlich wird Maryam neben Asiya, Fatima und Khadidja als eine der vier vornehmsten Frauen bezeichnet. Ibn Hanbal meint, sie führe diese Gruppe auch im Paradies an.[10]

In der als früh datierten Sure 19 (mittelmekkanisch) ist von der jungfräulichen Empfängnis Jesu die Rede. Im Gegensatz dazu wird die Geburt Mohammeds als natürlich geschildert. In der Zeit nach der Abfassung des Korans versuchte der Islam ganz offensichtlich, mit Hilfe der Gestalt Fatimas die Aufmerksamkeit auf Mohammed zu lenken.

Nur wenn der Islam an der erst nachkoranisch herausgebildeten Gestalt Fatimas Abstriche macht, kann er einen Zugang zur biblisch fundierten Mariologie des Christentums finden. Doch letztlich geht es darum, dass die Muslime im Zug einer aufrichtigen Neubesinnung die ewige Gottessohnschaft Jesu Christi entdecken.

Der Artikel ist veröffentlicht in der Zeitschrift Kirche heute Nr. 12/Dezember 2016
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[1] P. Thomas Jentzsch: Fatima und der Halbmond, Band I: Eine Spurensuche, Sarto, Altötting, 2007, 33f.
[2] Laura Veccia Vaglieri: Fatima, in: The Encyclopedia of Islam, New Edition, hrsg. von B. Lewis, Ch. Pellat und J. Schacht, 3. Bd., C-G, Brill, Leiden, 1991, 841-850, hier 841f.
[3] Siegfried Seligmann: Der böse Blick und Verwandtes. Ein Beitrag zur Geschichte des Aberglaubens aller Zeiten und Völker, 2 Bände in einem Band, Hermann Barsdorf, Berlin, 1910 (Nachdruck; Olms, Hildesheim, 1985, Bd. 2, 164-188).
[4] Ibid. So Ibn Rustan al-Tabari (10. Jhrdt.) 8; Husayn bin Abd al-Wahhab (ca. 1060) 48, 51 und Ibn Shahrashub (ca. 1092) 119.
[5] Ibn Rustan al-Tabari 9; Hasayn bin Abd al-Wahhab 48; Ibn Shahrashub 119.
[6] Siehe Böttrich, 184.
[7] Ibn Sharashub 10.
[8] Veccia Vaglieri, 849.
[9] Roger Arnaldez: Jésus fils de Marie prophéte de l’Islam, Desclée, Paris, 1980, 77.
[10] Jane D. McAuliffe: Chosen of all women: Mary and Fatima in Qur’anic exegesis, in: Islamochristiana, VII, Pontificio Istituto di Studi Arabi, Rom, 1981, 19-28.

Eine deutsche Gräfin wird Botin für den Papst

Sendung der sel. Maria Droste zu Vischering

Die hl. Margareta Maria Alacoque (1647-1690) hatte am 27. Dezember 1673 in einer Vision von Jesus Christus den Auftrag empfangen, sich für die Verehrung seines Göttlichen Herzens einzusetzen. Mit seiner Enzyklika „Annum sacrum“ vom 25. Mai 1899 erhob Papst Leo XIII. das Fest des Heiligsten Herzens Jesu zum Hochfest, wie es Jesus durch die hl. Margareta ausdrücklich gewünscht hatte. Am 11. Juni vollzog er die in der Enzyklika bereits angekündigte Weihe der ganzen Welt an das Göttliche Herz Jesu. Den entscheidenden Anstoß für diesen Schritt aber hatte die selige Maria Droste zu Vischering (1863-1899) gegeben, der Jesus zwei Jahre zuvor diesen Wunsch geoffenbart hatte. Es ist sehr bezeichnend, dass Papst Leo XIII. so unverzüglich dem Schreiben der jungen Ordensfrau entsprochen hat. Gleichzeitig kann die sel. Maria Droste als Wegbereiterin der Botschaft von Fatima verstanden werden.

Von Christa Bisang

Maria Droste zu Vischering war eine deutsche Ordensfrau mit dem Ordensnamen „Maria vom Göttlichen Herzen“.[1] Sie trat 1888 in das Kloster der Schwestern vom guten Hirten in Münster ein und wurde 1894 nach Portugal als Oberin des Klosters in Porto berufen. Sie setzte sich energisch für die dort untergebrachten jungen, meist armen und kranken sowie „gefallenen“ Mädchen ein, um sie zu einem selbständigen Leben und zu einem lebendigen Glauben zurückzuführen.

Weltweihe an das Heiligste Herz Jesu

Drei Tage nach ihrem Tod, am 11. Juni 1899, weihte Papst Leo XIII. zum ersten Mal in der Geschichte die ganze Welt dem Heiligsten Herzen Jesu. Diese Weihe war auch durch die Visionen von Maria Droste zustande gekommen. Sie wird neben der hl. Gertrud von Helfta als zweite Mystikerin des Herzens Jesu im deutschen Sprachraum bezeichnet. Als die Braut des Herzens Jesu nahm sie in Opferbereitschaft alles an: Mühsal, Widersprüche und Leiden. Im Kloster von Porto erkrankte sie schwer. Am 25. Mai 1899 erfuhr sie noch von der Enzyklika Leos XIII. über die Weihe der Welt an das Heiligste Herz Jesu und verstarb im Alter von 36 Jahren am 8. Juni 1899 während der ersten Vesper des bevorstehenden Herz-Jesu-Festes. Ihre Seligsprechung erfolgte 1975 durch Papst Paul VI. und im Jahr 2013 reichte der gesamte portugiesische Episkopat die Petition für ihre Heiligsprechung ein.

Engagement der Familie für die Kirche

Maria Droste war eine deutsche Gräfin. Sie wurde 1863 in einer der  ältesten Adelsgeschlechter Westfalens, der Familie „Droste zu Vischering“, in der Nähe von Münster geboren. Aus dieser Adelsfamilie waren in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zwei Bischöfe hervorgegangen, die Brüder Kaspar Max (gestorben 1846), Weihbischof von Münster, und Clemens August (gestorben 1845), Erzbischof von Köln. Diese hatten sich nachdrücklich für die Wahrung der Rechte der katholischen Kirche eingesetzt. Ihre Eltern waren auch politisch und wirtschaftlich sehr engagiert. Sie waren tief fromm und ihre Liebe zur Kirche war unerschütterlich.

Berufen zur vollkommenen Hingabe

Der Ruf Christi, Ihm nachzufolgen, erreichte Maria Droste schon ganz früh in ihrem Leben. Seiner Einladung, Ihm allein ihr Herz zu schenken, folgte sie immer mehr. Am Ursprung dieser Berufung stand auch eine innige Herz-Jesu Verehrung der Familie. In der Hauskapelle des Schlosses, in dem sie aufwuchs, wurde jedes Jahr im Monat Juni eine fast lebensgroße Herz-Jesu-Statue aufgestellt. Vertieft im Gebet vor dieser Statue und vor dem Allerheiligsten Altarsakrament spürte sie, wie der Herr sie nach und nach an Sich zog, sie erleuchtete und sie Seine Liebe spüren ließ.

Als Maria Droste 25 Jahre alt war (21. November 1888), trat sie in die Ordensgemeinschaft „Unserer Lieben Frau von der Liebe des Guten Hirten von Angers“ ein. Die Kongregation war 1829 entstanden, und zwar aus dem vom hl. Johannes Eudes 1641 gegründeten Orden „Unserer Lieben Frau von der Liebe“. Der hl. Johannes Eudes war bekanntlich ein großer Apostel der Herz-Jesu- und der Herz-Mariä-Verehrung.

Maria Droste kann als Braut des Herzens Jesu bezeichnet werden. Sie nahm jedes Opfer an, was sie immer mehr mit Ihm vereinigte. Ihre schwere Krankheit bestand in einer Rückenmarksentzündung, welche zur Zerstörung der Nervenbahnen führte. Alles, auch die Lähmungs-Erscheinungen und die Schwäche, empfand sie als eine Gnade des Herrn.

Im Licht der hl. Margareta Maria Alacoque

Die Herz-Jesu-Verehrung war am 27. Dezember 1673 von Christus selber vermittelt worden. Seinen brennenden Wunsch offenbarte er durch die hl. Margareta Maria Alacoque im Kloster von Paray-le-Monial. Sein heiligstes Herz sollte überall verehrt werden, in Kirchen und Familien, als Statue oder Bild, in der Form eines von Liebesglut erstrahlenden Menschenherzens. Die hl. Margareta berichtet, Sein Herz sei so von Liebe für die Menschen und für sie persönlich entbrannt, dass die Glut des göttlichen Herzens ihr wie ein hell leuchtendes, glühendes Feuer erschien. Im Vergleich dazu schien ihr die Glut ihres eigenen Herzens nur ein winziges Körnchen zu sein.

Nach der hl. Margareta bedeutet die liebende Vereinigung mit Christus einen geistigen Schutz, der vor dem Absturz bewahrt. Die Herz-Jesu-Verehrung richte sich gegen die Versuchungen des Satans. Dem heiligsten Herzen Jesu entspringe ein Segen, der für die Heiligkeit des Menschen erforderlich sei. Seine göttliche Liebe und Barmherzigkeit als großen Segen zu verstehen, stand am Anfang der Praxis der Herz-Jesu-Freitage.

Mystische Verbindung mit ihrem Bräutigam

Auch Maria Droste durfte zeitweilig eine mystische Verbindung mit ihrem Bräutigam erfahren. Sie hinterlässt die Gewissheit, dass der Sohn Gottes ein Herz für die Menschen hat. Er hat sich für jeden Einzelnen hingegeben, er hat alle persönlich geliebt. Das Herz Jesu ist deshalb als vorzüglichstes Kennzeichen und Symbol seiner Liebe anzusehen. Durch die Wunden seiner Liebe wird den Menschen immer wieder ein Zufluchtsort geschenkt.

1898 offenbarte Jesus Christus Maria Droste den konkreten Wunsch, dass Papst Leo XIII. die ganze Welt Seinem göttlichen Herzen weihe. Es handle sich um eine außerordentliche Gnade für diesen Papst und für die ganze Menschheit. Mit dem Auftrag einer Weihe der ganzen Welt seien alle Menschen gemeint, zuerst die getauften, dann aber auch diejenigen, die das geistliche Leben durch die Taufe noch nicht empfangen hätten. Die Berufung, eines Tages Kinder der katholischen Kirche zu werden, richte sich an alle Nationen.

Maria Droste schrieb dem Papst, dass Christus durch die Verehrung seines göttlichen Herzens ein neues Licht über die Welt ausgießen werde: „Vom Glanze dieses Lichtes werden Völker und Nationen erleuchtet und von Seiner Glut wieder erwärmt werden.“ Die Briefe von Maria Droste über die Aufforderung Christi zur Weltweihe waren für Papst Leo XIII. der letzte Anstoß zur Ausführung dieses Entschlusses.

Sühne für die undankbaren Menschen

Maria Droste hatte ein tiefes Verlangen, das Herz Jesu zu trösten, die Sakrilegien zu sühnen und Seine Barmherzigkeit zu erflehen. Als Braut seines Herzens bat sie um Gnade und Verzeihung für die armen Sünder. Für die undankbaren Menschen wollte sie sühnen und Christus trösten.

Das Herz Christi zu trösten hatten die Apostel am Ölberg versäumt. Maria Droste hingegen hat es getan. Dabei verstand sie das Leiden ihres Bräutigams Christi am Kreuz als das grundlegende Beispiel für Sühne.

Mit ihren mystischen Erfahrungen hat Maria Droste einen letzten Anstoß zur Weltweihe im Jahr 1899 gegeben. Sie sah in der Weihe an das Herz Jesu die Möglichkeit, die Welt herzlicher zu machen. Durch das Vorbild des Herzens Jesu könne jeder Mensch selbst ein Liebender werden, da durch das geöffnete Herz Christi die Welt die Erlösung von aller Schuld und Sünde empfangen habe.

Wegbereiterin der Botschaft von Fatima

In mehrfacher Hinsicht deuten sich im Leben und in der Sendung von Maria Droste die entscheidenden Elemente der Botschaft von Fatima an. Ihre Spiritualität trägt bereits die spezifische Verehrung des Unbefleckten Herzens Mariens in sich, wie sie knapp 20 Jahre später in Fatima geoffenbart wurde.

Die Hingabe an das Herz Jesu bewirkte in Maria Droste auch eine tiefe Marienverehrung. Denn unter dem Herzen Mariens hatte sich das Herz Jesu herangebildet. Wie in Fatima erscheinen bei ihr die beiden Herzen Jesu und Mariens immer miteinander verbunden.

Die Sühneaufforderungen Jesu an Maria Droste und der Aufruf zur Sühne in der Botschaft von Fatima stimmen vollkommen miteinander überein.

Durch die Weltweihe an das Heiligste Herz Jesu eröffnete sich auch die Möglichkeit der Weihe der ganzen Welt oder einzelner Nationen an das Unbefleckte Herz Mariens.

So kann die selige Maria Droste zu Vischering als wichtige Wegbereiterin der Botschaft von Fatima angesehen werden.

Der Artikel ist veröffentlicht in der Zeitschrift Kirche heute Nr. 12/Dezember 2016
© Kirche heute Verlags-gGmbH (Altötting)


[1] Literaturangaben:
L. Chasle: Schwester Maria vom Göttlichen Herzen Droste zu Vischering, Ordensfrau vom Guten Hirten, Freiburg im Breisgau 91929, [Nachdruck: Wangen im Allgäu 1995, mit dem neuen Untertitel: „…selig gesprochen am 1. Nov. 1975“]. Zur Biographie siehe auch Soeur Muriel du Divin Coeur: Le secret de la bienheureuse Marie du Divin Coeur, Saint-Parres-lès-Vaudes (France) 2014.
M. Bierbaum: Maria vom göttlichen Herzen Droste zu Vischering. Ein Lebensbild, Freiburg i.Br. 1966.
M. Büning: Alles dem Herzen Jesu. Leben und Frömmigkeit der seligen Maria Droste zu Vischering, Kisslegg-Immenried 2014.M. Hauke: Introduzione alla Mariologia, Lugano-Varese 2008.
M. Hauke: Die Bedeutung der Engel in der Botschaft von Fatima, in: Sedes Sapientiae. Mariologisches Jahrbuch 14 (2/1010).
M. Hauke: Die Marienweihe in der deutschsprachigen Theologie (20 Jh.), in: Sedes Sapientiae. Mariologisches Jahrbuch 14 (2/2010).
Lucia: Zweite Erinnerung, II, 2: Schwester Lucia spricht über Fatima, Fatima 31977.
Lucia: Vierte Erinnerung, II, 4: Schwester Lucia spricht über Fatima. Erinnerungen der Schwester Lucia, Fatima 31977.
M. M. Alacoque: Autobiografia, a cura di Luigi Filosomi, Roma 41994.

Die Kirche als „ecclesia militans“ gegen „political correctness“

Wir müssen kämpfen!

„Wir müssen mit Ausdauer kämpfen“ – dies betonte Schwester Lucia von Fatima in einem Interview 1999 sowohl im Hinblick auf das persönliche geistliche Leben als auch im Zusammenhang mit den zunehmenden Anfeindungen, welche die Kirche heute von Seiten  ihrer Gegner erlebt. Darauf geht der bekannte Dogmatikprofessor Dr. Johannes Stöhr (geb. 1931) in einem umfangreichen Beitrag über die Bedeutung der Fatimabotschaft für die Ekklesiologie, das heißt für die Lehre über die Kirche, ein. Unter dem Titel „Maria und die Kirche im Lichte der Botschaft von Fatima“ arbeitet er elf Punkte heraus, unter denen der sechste die Überschrift trägt: Die Kirche als „ecclesia militans“. Prof. Stöhr fasst kurz zusammen, wie die Gottesmutter zum entschiedenen Kampf aufruft, aber auch selbst in den Kampf eintritt und ihren Kindern den Schutz ihrer mütterlichen Liebe anbietet.

Von Johannes Stöhr

Das vatikanische Konzil hat eindringlich auf die Gottesmutter als Typus ecclesiae verwiesen: Sie ist Zeichen der sicheren Hoffnung und des Trostes für das wandernde Volk Gottes.[1] Wie Maria so auch die Kirche (sicut Maria, ita et ecclesia) heißt es schon bei Ivo von Chartres.[2] Maria ist vicaria ecclesia,[3] sie schließt gleichsam die ganze Kirche in sich.[4] Viele Bibeltexte werden in der Patristik und im Mittelalter zum Beispiel in den Hoheliedkommentaren sowohl auf Maria wie auf die Kirche bezogen. Bekannt sind von alters her die Parallelen: Maria virgo – ecclesia virgo; Maria mater – ecclesia mater.

So ist zweifellos auch Fatima von wesentlicher Bedeutung für das Leben der Kirche und auch für die Ekklesiologie. Welche theologischen Schwerpunkte und Orientierungen für die Ekklesiologie können wir mit Hilfe der Botschaften vorfinden?

Unter vielen wichtigen, für die theologische Lehre von der Kirche relevanten Gesichtspunkten ist auch der Aspekt der Kirche als „ecclesia militans“ – „kämpfende Kirche“ zu nennen.

Absage an opportunistische Anpassung

Kampf und Auseinandersetzungen gehören als Wesenselement zur irdischen Kirche. In einer Zeit, in der opportunistische Anpassung, political correctness, falsches Toleranzdenken, Gleichgültigkeit und Wellness-Mentalität so aktuell sind wie heute, verkennt man leicht, dass es in der Kirche immer auch gilt, gegen den Strom zu schwimmen. Es gibt notwendig nicht nur den geistlichen Kampf im persönlichen Leben, sondern auch die ecclesia militans (kämpfende Kirche), die acies ordinata (geordnete Schlachtreihe). Und Maria ist die Siegerin „in den Schlachten Gottes“.

Von Anfang an heftig bekämpft

Erstaunlich, dass dies gerade bei Kindern deutlich geworden ist. Bekanntlich ist Fatima von Anfang an heftig bekämpft worden. Auch die Familie der Seher diente zum Gespött im Heimatort Aljustrel: „La risée du hameau."[5] Es gab hasserfüllte Gegner wie die Freimaurer, aber auch zynische Spötter in der Umgebung. Eine kleine Gnadenkapelle wurde am 6. März 1922 mit Dynamit in die Luft gesprengt. Die Behörde befahl, auch die Steineiche des Erscheinungsortes zu vernichten (was nicht gelang) und beorderte sogar die Nationalgarde nach Fatima, die die Leute vom Besuch abhalten sollte.[6] Bischof José Alves da Silva erinnerte im Hirtenbrief vom 13. Oktober 1930 gegenüber dem spöttischen Hinweis auf die ungebildeten Kinder an 1 Kor 1, 26ff. und an die Apostel, die einfache Fischer waren: Gott erwählt das, was in den Augen der Welt wenig zählt.[7] Der entscheidende geistliche Impuls zur erfolgreichen Verteidigung kam dann interessanterweise weniger von kirchlichen Amtspersonen als vielmehr von der Volksfrömmigkeit.

Der Mut der Seherkinder

Die Kinder von Fatima verteidigten von Anfang an mutig die anvertrauten Geheimnisse. Prof. Dr. Dr. Anton Ziegenaus schreibt dazu: „Das gewalttätige Verhalten der Freidenker gehört zu ihren Schandtaten. Ihr Hass gegen die Kirche war stärker als die Treue zu ihren liberalen Grundsätzen: Es zeigt sich schon um den 13. August 1917, als der Administrator die Kinder – z.T. noch unter zehn Jahren – von ihren Eltern entfernte und einsperrte, um ihnen die Preisgabe der Geheimnisse und das Versprechen, nicht mehr in die Cova da Iria zu gehen, abzupressen.[16] Man drohte den Kindern, sie in einem Kessel mit heißem Öl zu braten. ‚Sie riefen dann Jacinta mit den Worten, sie sei die erste, um verbrannt zu werden… Sie riefen dann Francisco und sagten ihm, dass Jacinta schon verbrannt werde und er das gleiche Schicksal erleiden werde, wenn er das Geheimnis nicht preisgebe. Dann war ich (= Lucia) an der Reihe; sie sagten, dass meine Cousinen schon verbrannt werden und ich dasselbe Schicksal erleiden werde.‘ Die Kinder blieben standhaft. Sie hatten nicht einmal Angst. Francisco sagte: ‚Wenn sie uns wirklich umbringen, sind wir bald im Himmel.‘"[8]

Auch als der Druck der ständigen Verhöre, die Drohungen und die Zudringlichkeit der Neugierigen gewaltig zunahmen: „Uns ist von der Dame ein Geheimnis anvertraut worden."[9] Die Untersuchungen und Prüfungen dauerten Jahrzehnte (zunächst bis Oktober 1930).

Ansage eines geistlichen Kampfes

Der Inhalt der Botschaft war in keiner Weise ein schönes Bild von Wohlstand und Wellness, sondern die Ansage eines geistlichen Kampfes. So erklärt Leo Scheffczyk: „Die Botschaft von Fatima verwischt die großen Gegensätze nicht, die das geistige Leben des Menschen kennzeichnen: den Gegensatz zwischen Gut und Böse, Gnade und Sünde, Himmel und Hölle."[10]

Kardinal Angelo Sodano sagte in seiner Ansprache bei der feierlichen Konzelebration mit dem Papst im Jahr 2000: „Die Vision von Fatima betrifft besonders den Kampf der atheistischen Systeme gegen die Kirche und die Christen und beschreibt das schreckliche Leiden der Glaubenszeugen des letzten Jahrhunderts des zweiten Jahrtausends. Es handelt sich um einen endlosen Kreuzweg, der von den Päpsten des zwanzigsten Jahrhunderts angeführt wird."[11]

Mit Gottvertrauen in die Schlacht

Die erschütternde Einsicht in die Wirkungen der Sünde trieb die Kinder zur heroischen Sühne, zu ungewöhnlichem Eifer für Gebet und Opfer. Dieser Kampf war nur möglich durch ihr großes Gottvertrauen.

Lucia hat im Interview mit Kardinal Vidal nochmals ausdrücklich mit starken Worten auf den kämpferischen Charakter des Christenlebens hingewiesen: „Jesus hat gesagt, dass das Reich Gottes eine Armee im Kampfe ist, und die Kämpfer sind es, die gewinnen. Wie ihr wisst, hat Christus selbst in einer Schlacht gekämpft. Ihr führt keine kleine Schlacht. Deshalb müssen wir mit Gottvertrauen in die Schlacht gehen. Die Jungfrau Maria wird uns die Kraft geben, in dieser Schlacht zu kämpfen.“

Auf den Hinweis auf die vielen Gegner der Herz-Jesu und Herz-Mariä-Verehrung erklärte sie entschieden, man müsse mit Ausdauer kämpfen.[12]

 Der Artikel ist veröffentlicht in der Zeitschrift Kirche heute Nr. 12/Dezember 2016
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[1] Lumen gentium, 69.
[2] Ivo von Chartres: De nat. Domini (PL 163, 570 C).
[3] M. Bélanger OMI: De Maria Ecclesiae vicaria, Maria et Ecclesia II, Romae 1959 (Acta Congressus Mariologici-Mariani in civ. Lourdes anno 1958 celebrati), 101-107.
[4] „Figuram in se sanctae ecclesiae demonstrat“: Ambrosius, in Luc. 2 n. 7 (PL 15, 1555A); Augustinus: De symb. ad cat. c. 1 (PL 40, 661).
[5] C. Barthas da Fonseca: Fatima 1917-1918. Histoire complète des apparitions et de leurs suites, Toulouse 1969, 64; Ders.: Fatima, merveille inouie, Toulouse 1943.
[6] Eine anschauliche und übersichtliche Kurzdarstellung der Aktionen der Gegner von Fatima findet sich bei A. Ziegenaus: Blick auf Fatima, Regensburg 2013, 27-30.
[7] Dokumentation II, 270.
[8] Vgl. A. Ziegenaus: Maria hat sich selbst durchgesetzt. Nicht wir haben es getan (Referat 15.5.2010 in Wigratzbad), in: Kirche heute 7/Juli 2010, 14ff.
[9] C. Barthas da Fonseca: Fatima 1917-1918, 89.
[10] L. Scheffczyk: Maria – Mutter und Gefährtin Christi, Augsburg 2003, 334.
[11] Kongregation für die Glaubenslehre, 13.5.2000.
[12] Carlos Evaristo: Fatima. Soeur Lucia t´émoigne. Le message authentique, Paris 1999, 86-87.

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