August-September 2016
Liebe Leser
Von Erich Maria Fink und Thomas Maria Rimmel
Am 4. September 2016 wird Mutter Teresa heiliggesprochen. Aus ihrem Dienst an den Ärmsten der Armen ist der Orden der „Missionarinnen der Nächstenliebe“ hervorgegangen. Zwischen vier- und fünftausend „Schwestern der Mutter Teresa“, wie sie auch genannt werden, arbeiten heute in über 130 Ländern der Erde. Auf eindrucksvolle Weise identifizieren sie sich in ihrem weißblauen Sari, dem Gewand der niedrigsten Kaste im indischen Bengalen, mit den „Unberührbaren“, mit denen, die am Rand der Gesellschaft stehen. Für dieses Zeugnis hat Mutter Teresa mit ihrem erfolgreichen, aufblühenden Orden auf der ganzen Welt eine geradezu stürmische Anerkennung gefunden.
Doch ihr Wirken ist mehr als nur Einsatz für eine gerechtere und humanere Welt. Ihr Lebenswerk ist eine der schönsten Blüten katholischer Spiritualität, welche die Kirche im 20. Jahrhundert hervorgebracht hat. Beredter Ausdruck sind die Satzung bzw. Lebensregel des Ordens, die besonderen Gebete und Lieder, welche das Gemeinschaftsleben prägen, aber auch der gesamte Tagesablauf der Schwestern. Darin zeigt sich eine einzigartige Verbindung von gelebtem Evangelium, von intensiver Beziehung zu Jesus Christus in der Eucharistie und einer damit verbundenen Hochachtung des Priestertums, von vertrauensvoller Hingabe an das mütterliche Herz Mariens und von dankbarer Treue zum Petrusnachfolger.
Es ist dieser Geist, der die Ordensgemeinschaft vor liberalem Modernismus, aber auch vor starrem Traditionalismus bewahrt hat. Ihr Weg kann als authentische Verwirklichung des Zweiten Vatikanischen Konzils bezeichnet werden, die aus den lebendigen Quellen der kirchlichen Erneuerung schöpft. Heute bekommt auch diese Gemeinschaft die globalen Veränderungen zu spüren und leidet wie alle anderen Orden unter Nachwuchsproblemen. Die Heiligsprechung der Gründerin ist in dieser Hinsicht eine wertvolle Unterstützung.
Mutter Teresa hat sich nie der Illusion hingegeben, sie könnte durch ihre Aktivitäten die Armut verringern oder sie gar aus der Welt schaffen. Sie wollte nur Wegweiser sein für eine radikale „Option für die Armen“, ohne die weder Kirche noch Welt eine Zukunft haben. Die Kraft dazu schöpfte sie aus ihrer Berufungsvision vom 10. September 1946. Mit dem Ruf „Mich dürstet!“ offenbarte sich der Herr selbst im Schrei und in der Bedürftigkeit der Armen. Letztlich brachte Jesus Christus den Durst nach Liebe zum Ausdruck, von dem jedes Menschenherz erfüllt ist.
Mutter Teresa verstand ihre Sendung als Licht für die Welt. Sie beschäftigte sich nicht mit Programmen zur Überwindung unsozialer Verhältnisse. Sie wollte kein Hilfswerk gründen, sondern mit ihrem Dienst die Barmherzigkeit Gottes und die göttliche Würde eines jeden Menschen kundtun. Ihr Vermächtnis, das in Jesus Christus den einzigen Weg zu Glück und Frieden aufzeigt, hat somit einen zutiefst pastoralen Charakter.
In einem ähnlichen Licht dürfen wir auch das Titelthema sehen. Die „Theologie des Leibes“ ist ein Wegweiser für eine radikale „Option für die Liebe“. Dem hl. Papst Johannes Paul II. ging es nicht um konkrete Anleitungen für gelungene intime Beziehungen. Er lud dazu ein, die Sprache des Leibes nach dem ursprünglichen Plan Gottes für den Menschen zu verstehen und die sexuellen Kräfte ganz in den Dienst selbstloser Hingabe und wahrer Liebe zu stellen.
Liebe Leser, mit dieser neuen Ausgabe wollen wir nach den Worten von Papst Franziskus in Armenien im Geist der Hoffnung und der Versöhnung „nach vorne schauen“. Von Herzen sagen wir Ihnen Vergelt`s Gott für Ihre Spenden und wünschen Ihnen Gottes reichsten Segen.
„Theologie des Leibes“ für die Seelsorge
Die Sexualität als Liebeskraft leben
Von Corbin und Birgit Gams
Corbin und Birgit Gams haben sich die sog. „Theologie des Leibes“, die uns der hl. Papst Johannes Paul II. als Vermächtnis hinterlassen hat, zur Lebensaufgabe gemacht. Sie versuchen diesen Schatz für die Seelsorge und das Leben in Ehe und Familie fruchtbar zu machen. Corbin, lizenzierter Theologe, engagiert sich für den Studienlehrgang „Theologie des Leibes“ an der päpstlichen Hochschule Benedikt XVI. in Heiligenkreuz sowie für die „Initiative Christliche Familie“ der österreichischen Bischofskonferenz. Birgit, Sozialpädagogin, ist Bereichsleiterin eines Wohnhauses für Menschen mit einer geistigen Behinderung. Zusammen mit Pfarrer Leo Tanner haben die beiden ein Buch herausgegeben, in dem sie Hilfen und Orientierung anbieten, wie man seine Sexualität auf christliche Weise verwirklichen und als Liebeskraft entdecken kann. Nachfolgend stellen sie das Buch selbst vor. weiter...
Ringen um Wahrheit und Liebe
Corbin und Birgit Gams veranschaulichen ihre Ausführungen über das christliche Verständnis von Sexualität mit zahlreichen Beispielen aus dem praktischen Leben. Besonders wertvoll sind Zeugnisse, in denen Menschen mit ihren Problemen und Erfahrungen selbst zu Wort kommen. weiter...
Papst Franziskus empfängt 1000plus
Ein starkes Zeichen für das Leben!
Von Kristijan Aufiero
Am 17. Juni 2016 empfing Papst Franziskus eine Delegation der Lebensschutz-Initiative 1000plus in Privataudienz. Begleitet wurde sie von dem Rottenburg-Stuttgarter Weihbischof Thomas Maria Renz. Kristijan Aufiero, der das Projekt im Jahr 2009 initiiert und nun dem Heiligen Vater vorgestellt hat, berichtet voller Dankbarkeit von der beeindruckenden Begegnung. Durch dieses Zeichen päpstlicher Solidarität erfährt die Initiative mit ihrem Plan, die Beratungsarbeit für Frauen im Schwangerschaftskonflikt bis zum Jahr 2020 auf eine Kapazität von 10.000 Beratungsfällen jährlich auszubauen, eine überraschende Bestärkung. weiter...
Für eine „Kultur der Familie“
Das vollkommenste Bild für Gott
Von Corbin und Birgit Gams
Es wird oft davon gesprochen, dass die Familie Grund zur Sorge gibt. Das kommt nicht von ungefähr. Wir sehen viele Ehen und Familien, die auseinanderbrechen, Eltern, die sich nicht mehr mit ihren Kindern verstehen, und die große Zahl der Patchworkfamilien, die weiter stetig zunimmt. Doch Corbin und Birgit Gams sind der Überzeugung, dass die Familie nicht in erster Linie ein „Problemthema“, sondern vielmehr als Grund zur Hoffnung wahrgenommen werden sollte, als eine Quelle der Erneuerung für die Kirche und die Gesellschaft. Als Kirche müssten wir die lebendige Kraft, das tiefe Charisma und das eigentliche Wesen der Familie betrachten, um so eine Kultur der Familie von innen heraus zu erkennen und zu leben. Dieses Licht, das Gott durch die Familien der Kirche und der Welt schenkt, gelte es immer tiefer zu entdecken und zu erfassen. weiter...
Zum 65. Priesterjubiläum von Papst em. Benedikt XVI.
Der Priester – Zeichen der Liebe Gottes
Von Ralph Weimann
Am 29. Juni 1951 wurde Joseph Ratzinger, der emeritierte Papst Benedikt XVI., zusammen mit seinem Bruder Georg im Freisinger Dom durch Michael Kardinal von Faulhaber zum Priester geweiht. Sein 65-jähriges Priesterjubiläum wurde am Vorabend, dem 28. Juni 2016, unter dem Vorsitz von Papst Franziskus mit einer eindrucksvollen Feierstunde im Vatikan begangen. Professor Dr. Dr. Ralph Weimann (geb. 1976), Rom, nimmt dieses Jubiläum zum Anlass, um das Priesterbild Benedikts XVI. zu skizzieren und in seiner aktuellen Bedeutung herauszustellen. Der emeritierte Papst wies in seiner Dankansprache mehrmals selbst auf seine Vorstellung vom priesterlichen Dienst hin. An Angelo Kardinal Sodano gerichtet meinte er: „Ich kann nur sagen, dass Sie so, mit diesen Worten, den Kern meiner Vision des Priesteramtes ausgedrückt haben, meines Wirkens.“ Und Gerhard Ludwig Kardinal Müller, dem Präfekten der Glaubenskongregation, sprach er ausdrücklich seinen Dank aus, „für die Arbeit, die Sie zur Darbietung meiner Schriften zum Priesteramt tun. Mit ihnen möchte ich auch den Mitbrüdern helfen, immer neu in das Geheimnis einzutreten, in dem der Herr sich in unsere Hände gibt.“ weiter...
Das „Sola scriptura“-Prinzip des Protestantismus (Luther verstehen – Teil 3)
Allein die Schrift?
Von Andreas Theurer
In seiner Artikelreihe zum bevorstehenden Reformationsgedenken beleuchtet Andreas Theurer in einem dritten Beitrag das sogenannte „Sola scriptura“-Prinzip Martin Luthers, dem sich alle Reformatoren bzw. protestantischen Glaubensrichtungen angeschlossen haben. Es bedeutet kurz zusammengefasst: Die alleinige Grundlage für die christliche Lehre ist die Heilige Schrift. Theurer legt sehr anschaulich dar, dass jeder Versuch, einen Gegensatz zwischen Bibel und kirchlicher Lehre zu konstruieren, vollkommen unlogisch ist und den geschichtlichen Fakten widerspricht. Denn das Neue Testament ist eine Frucht der Kirche und nicht umgekehrt. Erst wenn dieses nach Theurer eindeutig falsche Prinzip des Protestantismus überwunden wird, „steht der Weg zur Einheit offen“. weiter...
Inhalte einer neuen Evangelisierung (Teil 2)
Das Reich Gottes ist Euch nahe!
Von P. Joh. Paul Chavanne OCist
P. Mag. Johannes Paul Chavanne OCist (geb. 1983) ruft dazu auf, der ganzen pastoralen Arbeit in unseren Pfarreien wieder viel mehr den Charakter der Evangelisierung zu geben. Erforderlich sind nach ihm nicht in erster Linie neue Strukturen, sondern Eifer, Mut und das zielstrebige Verlangen, Menschenfischer zu sein. Es geht also darum, jede Möglichkeit zu nutzen, um mit Begeisterung unseren Mitmenschen den christlichen Glauben zu bezeugen. Und dabei kommt es vor allem auf die Inhalte an. Konkret und praktisch gibt Pater Chavanne die zentralen Inhalte einer neuen Evangelisierung an, wie wir sie in unserer Zeit brauchen. weiter...
Aktueller Beitrag zum Hochfest Mariä Himmelfahrt
Im Hochzeitsgewand der Unsterblichkeit
Von Florian Kolfhaus
„Eine ‚starke‘ Mariologie, die sich gerade auf die einzigartigen Besonderheiten Mariens konzentriert; eine gesunde marianische Frömmigkeit, in der man stolz und dankbar ist, Maria als herausragende Frau ‚voll der Gnade‘, als liebevolle Mutter und mächtige Beschützerin zu kennen; eine mutige Mariologie, die nicht aus falschen Rücksichten weniger sagt, als sie könnte und sollte – das tut unserer Kirche vielerorts not.“ So schreibt Dr. Florian Kolfhaus, ein Mitarbeiter des Päpstlichen Staatssekretariats, in seinem neuen Buch über den Heimgang Mariens. Er scheut sich nicht, in seine theologischen Überlegungen die vielfältigen Erfahrungen der Mystik einzubeziehen, und kommt zu dem Ergebnis, die „Entschlafung“ Mariens habe sich ohne wirklichen Tod als eine ekstatische Vereinigung mit dem dreifaltigen Gott ereignet. Die nachfolgenden Auszüge lassen erkennen, dass es sich bei dieser Frage nicht um eine Nebensächlichkeit handelt, sondern um die zentrale Botschaft der christlichen Hoffnung. weiter...
Glaubensfest im Geist der Neuevangelisierung
Lichterprozession Ostenland
Von Daniel Jardzejewski
In der katholischen Kirchengemeinde St. Joseph, Ostenland, im Erzbistum Paderborn findet seit 2010 jedes Jahr am Sonntag nach dem Hochfest Mariä Himmelfahrt eine feierliche Marienweihe mit Lichterprozession statt. Das Glaubensfest, das weit über die Grenzen des Erzbistums hinaus bekannt geworden ist, führt jährlich bis zu 2000 Gläubige zusammen. Seinen Bericht über diese „geistliche Initiative“ versteht Pastor Daniel Jardzejewski als Impuls zur Neuevangelisierung. weiter...