November 2016

Liebe Leser

Von Erich Maria Fink und Thomas Maria Rimmel

Das „Heilige Jahr der Barmherzigkeit“ neigt sich dem Ende zu. Am 20. November 2016, dem Christkönigssonntag, wird es Papst Franziskus mit einer Heiligen Messe um 10 Uhr auf dem Petersplatz abschließen. Noch nie in der Geschichte der Kirche wurde die Göttliche Barmherzigkeit so kraftvoll und nachhaltig verkündet wie in diesem Jubiläumsjahr. Erst im Himmel werden wir vollends begreifen, was in dieser Zeit der Gnade geschehen ist. Wir sind Zeugen heilsgeschichtlicher Augenblicke geworden, welche dem Vaterherzen Gottes größte Ehre erwiesen haben und zum Segen für die ganze Menschheit werden können. Die vertrauensvolle und rückhaltlose Hingabe an die barmherzige Liebe Gottes ist seine größte Freude und Verherrlichung.

Wir durften einen feurigen und unermüdlichen Papst erleben, der in diesem Jahr einen wahren Marathon im Dienst der göttlichen Barmherzigkeit gelaufen ist. Ohne Zweifel ist es ihm gelungen, ein umfassendes Bild von Barmherzigkeit zu vermitteln, das vom tiefsten Wesen des ewigen Gottes bis hin zu den menschlichen Werken der Barmherzigkeit reicht, das die ganze Kirche in ihrem Zugehen auf die Menschen in Pflicht nimmt, das die Gläubigen an die Hand nimmt, um ihnen das Sakrament der Versöhnung und alle anderen Gnadenquellen der Kirche neu zu erschließen, das den Blick der Welt zu Gott emporhebt, von dem allein wir die Lösung unserer Probleme erwarten dürfen.

Noch können wir versuchen, die letzten Tage dieses Gnadenjahrs bestmöglich zu nützen, sei es durch das Durchschreiten einer Pforte der Barmherzigkeit, verbunden mit einer Beichte und der Gewinnung des vollkommenen Ablasses, sei es durch eine persönliche Einkehr, um sich der Reinigung des Herzens zu unterzeihen und sich für die Vereinigung mit dem Geheimnis Gottes zu öffnen. Doch entscheidend ist nun, dass wir dieses Heilige Jahr fruchtbar machen und weiterwirken lassen. Der Abschluss muss einer neuen Sendung gleichkommen. Nicht umsonst hat Papst Franziskus das Christkönigsfest gewählt, an dem der Anspruch des Meisters an seine Jünger besonders deutlich wird: „Was ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan!“

Ein besonderer Höhepunkt dieses Jahres war der Einkehrtag für Priester am 2. Juni. Papst Franziskus begann mit den Worten: „Die Barmherzigkeit ist in ihrem mehr weiblichen Aspekt die innige Mutterliebe, die angesichts der Gebrechlichkeit ihres Neugeborenen gerührt ist, es in ihre Arme schließt und für alles aufkommt, was ihm fehlt, damit es leben und wachsen kann (rachamim); und in ihrem speziell männlichen Aspekt ist sie die starke Treue des Vaters, der seine Kinder immer unterstützt, ihnen verzeiht und sie wieder auf den Weg bringt (hesed).“ Und Franziskus fügte hinzu: „Nichts vereint mehr mit Gott als eine Tat der Barmherzigkeit – und das ist keine Übertreibung –, ob es sich nun um die Barmherzigkeit handelt, mit der der Herr uns unsere Sünden vergibt, oder um die Gnade, die er uns schenkt, damit wir die Werke der Barmherzigkeit in seinem Namen vollbringen.“

Um in diesem Licht das Heilige Jahr ausklingen zu lassen, haben wir als Titelthema einen Blick auf das internationale Kinderhilfswerk „Mary´s Meals“ gewählt, dem Aufruf des Papstes verpflichtet: „Seid Apostel der Barmherzigkeit!“

Liebe Leser, wir wünschen Ihnen eine fruchtbare Lektüre der Beiträge, die auch besonders auf Allerheiligen und die Thematik des Monats November eingehen. Ein aufrichtiges Vergelt’s Gott für Ihre Spenden! Von Herzen grüßen wir Sie mit unserem priesterlichen Segen.

 

Grundidee des Hilfswerks: Nahrung und Bildung miteinander verknüpfen

Mary’s Meals

Interview mit Maria Christiana von Habsburg

Zum Abschluss des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit stellen wir ein relativ junges Hilfswerk vor, das ein eindrucksvolles Beispiel für gelebte Barmherzigkeit bildet. Es stellt die Frucht einer Bekehrungsgnade im Leben eines jungen Mannes aus Schottland dar. Bis heute ist der lebendige Glaube als Grundlage des Engagements in der internationalen Kinderhilfsorganisation spürbar. Maria Christiana von Habsburg, die Vorsitzende von Mary‘s Meals in Deutschland, von Beruf Politologin, ist verheiratet und hat sechs Kinder. Im Interview bringt sie zum Ausdruck, dass in der grandiosen Entwicklung des Hilfswerks ganz offensichtlich Gott die Hand mit im Spiel hat. weiter...


„Mary‘s Meals“ ist für viele Familien ein Rettungsanker

Hungerkatastrophe in Malawi

Von Maria Christiana von Habsburg

Die Hilfsorganisation Mary‘s Meals organisiert Schulspeisungen, sodass Kinder in armen Ländern jeden Tag in ihrer Schule kostenlos eine warme Mahlzeit erhalten können. Durch die Verknüpfung von Ernährung und Schule wird auch bewusst die Bildung gefördert. In Malawi, wo Mary‘s Meals schon viele Jahre tätig ist, wird die Unterstützung für unzählige Familien zum einzigen Rettungsanker. Denn dem Land droht eine ungeheure Hungerkatastrophe. weiter...


Zum Fest Allerheiligen

Unsere Heimat ist im Himmel

Von Weihbischof Andreas Laun

Freuen wir uns wirklich auf den Himmel? Erwarten wir das Kommen des Herrn tatsächlich mit großer Sehnsucht, wie wir es in der Liturgie zum Ausdruck bringen? So fragt sich Weihbischof Dr. Andreas Laun. Und er gibt zur Antwort: Die alles entscheidende Perspektive, die oft vergessen und über die selten gepredigt wird, besteht darin, dass wir auf dem Weg zum Himmel sind. Wir müssen diese Hoffnung ständig nähren und dürfen uns auch eine Vorstellung davon machen, selbst wenn sie nie an die Wirklichkeit des ewigen Lebens herankommt. Weihbischof Laun versucht dies auf der Grundlage der biblischen Verheißungen. weiter...


Im Leben der Heiligen offenbart Gott sein Geheimnis

Hagiografische Theologie

Von Ludwig Mödl

Hagiografie ist die Darstellung des Lebens von Heiligen. Doch dabei kann man unterschiedliche Akzente setzen. Professor Dr. Ludwig Mödl hat unter dem Titel „Heilige – Boten Gottes“ ein neues Buch über Heilige herausgebracht. Er stellt sie nicht in erster Linie als Modelle für ein christliches Leben vor, sondern als Verkünder einer theologischen Botschaft. In der Vergangenheit sei oft einseitig das Tugendhafte im Verhalten der Heiligen herausgestellt worden, besonders zu pädagogischen Zwecken. Die jeweiligen theologisch-spirituellen Besonderheiten seien in den Hintergrund getreten. Doch die Kirche betone durch die Form der Heiligsprechung gerade den Aspekt der Glaubenslehre, insofern das Leben der Heiligen etwas vom Geheimnis Gottes vermittle. Das Buch ist auf der Grundlage von Vorträgen entstanden, die er im Rahmen von Exerzitien gehalten hat. Nachfolgend die Hinführung, in der er Inhalt und Stil seines Buchs erklärt. weiter...


Das kurze Leben des Paters Anton Jans (1903-1932)

Kartäuser und Mystiker

Von Hans Jakob Bürger

1934 hatte der bekannte Münchner Theologieprofessor Prälat Dr. Martin Grabmann im Verlag Ars Sacra ein Buch mit dem Titel „Pater Anton Jans – Ein Mystikerleben der Gegenwart“ herausgegeben. Nun unterzog sich ein Verehrer dieses außergewöhnlichen Kartäuserpaters der Mühe, das in altdeutscher Schrift gedruckte Buch neu zu setzen und sowohl in Buchform als auch als E-Book vorzulegen. Der jetzige Titel lautet „Pater Anton Jans – Kartäuser und Mystiker“. Die Neuerscheinung kann als Glücksfall betrachtet werden. Sie birgt einen wertvollen Schatz auch für unsere Zeit. weiter...


Ringen um den richtigen Weg in der frühen Kirche

Auseinandersetzung zwischen Heiligen

Von Papst Benedikt XVI.

Worin besteht Heiligkeit? Dies zeigte Papst Benedikt bei der Generalaudienz am 31. Januar 2007 auf. Das spannungsreiche Verhältnis zwischen Paulus, Barnabas und Markus mache deutlich, dass es auch zwischen Heiligen Auseinandersetzung und Streit geben könne. Doch „die Fähigkeit zu Versöhnung und Vergebung macht uns heilig“. weiter...


Die „Obrigkeitshörigkeit“ der Protestanten (Luther verstehen – Teil 5)

Christ und Gesellschaft

Von Andreas Theurer

In einer Artikelserie zum bevorstehenden Reformationsgedenken geht Andreas Theurer in seinem fünften Beitrag auf das Verhältnis des Christen zur politischen Obrigkeit bei den reformatorischen Glaubensgemeinschaften ein. Die Aufgabe des Weihepriestertums durch die Reformation führte zur Abschaffung des bischöflichen Amtes. Damit stellte sich für die Protestanten die Frage nach der kirchlichen Autorität. Luther übertrug die gesamte Verantwortung für das Leben der Kirche den jeweiligen Landesherren. Theurer zeigt auf, wie sich diese weitreichende Entscheidung bis auf den heutigen Tag auswirkt. weiter...


Zu den Beiträgen über Neuevangelisierung

Die Häresie des Aktionismus

Von Edmund Dillinger

Dass eine neue Evangelisierung zeitgemäße Methoden einsetzen muss, steht für Ehrendomherr Edmund Dillinger außer Zweifel. Doch sieht er auch im missionarischen Engagement die Gefahr, einem Aktionismus zu verfallen. Wenn es der Herr sei, der das Reich Gottes aufbaut, dann müsse gerade auch die Mission aus dem Gebet und den Sakramenten hervorgehen. „Die irregeführten Modernisierer werden aussterben und die wahre Kirche Jesu wird voller Lebenskraft erglänzen“, so Dillinger. Und er fügt hinzu: „Am Ende werden wir überrascht und beglückt, vielleicht aber auch beschämt über den reichen Fischfang unseres Lebens sein.“ weiter...


Interview mit Bischof António Marto von Leiria-Fátima

Eingreifen Gottes in die Geschichte

Interview mit Bischof António Marto, Leiria-Fátima

Bereits am 13. Mai 2016 erneuerte die portugiesische Bischofskonferenz in Fatima die Weihe Portugals und der Kirche in Portugal an das Unbefleckte Herz Mariens. An diesem Tag war die Statue des Heiligtums nach einer einjährigen Pilgerreise durch alle Diözesen wieder in die Erscheinungskapelle zurückgekehrt. Mit einem siebenjährigen Programm bereitet sich das Land auf die Hundertjahrfeier der Marienerscheinungen vor. Der zuständige Ortsbischof von Leiria-Fátima, António Marto, geht in besonderer Weise auf die Bedeutung der Fatimabotschaft für unsere Zeit ein. Das Interview führte Pfarrer Dr. Thomas Maria Rimmel als Mitarbeiter von K-TV sowohl für den Fernsehsender als auch für unsere Zeitschrift. Für die Übersetzung aus dem Portugiesischen stand uns dankenswerterweise Ana Reis zur Seite. weiter...


Die Engelerscheinungen in Fatima 1916 (Teil 2)

Vorbote der Marienerscheinungen

Von Christian Stadtmüller

Die drei Engelerscheinungen von Fatima im Jahr 1916 bilden den Auftakt zu den anschließenden Erscheinungen der Gottesmutter. Sie sind einerseits ein integraler Bestandteil der sog. „Fatimabotschaft“, andererseits eine inhaltliche Vorbereitung auf die späteren Ereignisse. Pfarrvikar Christian Stadtmüller erschließt vor allem den Sinn der Gebete, welche der Engel die Kinder gelehrt hat. Man kann es als göttliche Pädagogik bezeichnen, wie durch die einfachen und doch so tiefen Worte und Gesten des Engels entscheidende Geheimnisse der christlichen Offenbarung wieder ganz neu ins Bewusstsein gebracht worden sind. Nachfolgend der zweite Teil seines Vortrags vom 18. Juli 2016, in dem er die zweite und dritte Erscheinung des Engels behandelt. weiter...


Beitrag zum interreligiösen Dialog

Maria und der Islam

Von Imre van Gaál

Auf dem Internationalen Mariologischen Kongress in Fatima vom 6. bis 11. September 2016 hielt Theologieprofessor Dr. Imre van Gaál, der an der Mundelein University in den USA doziert, einen hochinteressanten Vortrag zum Thema „Maria und der Islam. Eine Spurensuche im Lichte des Namens ‚Fatima‘“. In einem ersten Schritt veröffentlichen wir seine Ausführungen über die Rolle, welche Maria im Islam spielt. Die Thematik ist äußerst aufschlussreich für das Verhältnis zwischen den religiösen Vorstellungen des Islam und der christlichen Offenbarung. Im zweiten Teil, den wir im nächsten Heft publizieren, geht es um Fatima, die vierte Tochter Mohammeds. Dabei wird auch der portugiesische Ort Fatima in den Blick genommen, an dem 1917 die bekannten Marienerscheinungen stattgefunden haben. Der Beitrag wurde von Prof. Imre van Gaál für unsere Zeitschrift überarbeitet. weiter...