August-September 2021
Liebe Leser
Von Erich Maria Fink und Thomas Maria Rimmel
Ökumene ist das Bemühen um die sichtbare Einheit aller Christen. Die katholische Kirche sieht darin ihren ureigenen Auftrag. Denn es gehört zu ihrem Wesen, die weltweite Christenheit zu repräsentieren und dem einen geheimnisvollen Leib Christi einen integralen Ausdruck zu verleihen. Umso größer ist ihre Verantwortung für die Wiederherstellung der sichtbaren Einheit mit den getrennten Christen. weiter...
An welcher Frage entscheidet sich die Ökumene mit den Protestanten?
Gott und die Welt
Von Kurt Kardinal Koch
Am 8. Juni 2021 hielt Kurt Kardinal Koch, der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, auf einer Ökumene-Tagung in Ungarn einen der Hauptvorträge. Die Konferenz, an der neben Péter Kardinal Erdö, dem Erzbischof von Budapest, auch Bischöfe der evangelischen Kirchen in Ungarn teilnahmen, fand in der benediktinischen Erzabtei Pannonhalma statt. In seinem Vortrag zeigte Kardinal Koch den maßgeblichen Unterschied zwischen katholischem und protestantischem Glaubensverständnis auf. Die Reformation hatte die „Gnade“ in den Mittelpunkt der christlichen Erlösung gestellt, doch ihr eine völlig neue Deutung gegeben. Nach reformatorischer Lehre ist „Gnade“ nämlich nur eine vergebende Haltung Gottes gegenüber dem Menschen, aber keine Mitteilung göttlichen Lebens in diese Welt hinein. Kardinal Koch machte diese Zusammenhänge an den drei Begriffen Transzendenz, Immanenz und Transparenz fest. Sein Vortrag in voller Länge. weiter...
Vorausblick auf 500 Jahre „Confessio Augustana“ 2030
In den Unterschieden versöhnte Einheit
Von Papst Franziskus
Am 25. Juni 2021 empfing Papst Franziskus eine Delegation des Lutherischen Weltbundes, darunter den Präsidenten, Erzbischof Musa Panti Filibus, und den damals noch amtierenden Generalsekretär, Pfarrer Martin Junge. Hintergrund ist das Gedenken an die Verlesung der „Confessio Augustana“ am 25. Juni 1530 vor Kaiser Karl V. auf dem Reichstag zu Augsburg, aber auch der Ausblick auf das 500-Jahr-Jubiläum 2030. Papst Franziskus ging in seiner Ansprache davon aus, dass das Augsburger Bekenntnis als Dokument innerkatholischer Versöhnung gedacht war, und legte wichtige Kriterien für den aktuellen ökumenischen Dialog vor. Gleichzeitig erinnerte er an seinen Besuch 2016 in Lund, der Stadt, wo der Weltbund gegründet wurde. „Bei diesem unvergesslichen ökumenischen Ereignis erlebten wir die dem Evangelium innewohnende Kraft der Versöhnung und wir bezeugten, dass wir ,durch Dialog und gemeinsames Zeugnis […] nicht länger Fremde‘ sind (Gemeinsame Erklärung, 31. Oktober 2016), sondern Brüder und Schwestern“, so der Papst. weiter...
„Prognosen für die Zukunft des Ökumenismus“
Zur Frage der katholisch-protestantischen Ökumene
Von Joseph Ratzinger
Sehr häufig wird eine Rede Joseph Ratzingers zum Thema Ökumene zitiert, die er im Rahmen einer Ökumenischen Akademie am 25. und 26. Januar 1976 in Graz gehalten hat. Die Tagung fand zum zehnjährigen Gedenken an die Aufhebung der gegenseitigen Exkommunikationen zwischen den Patriarchaten von Konstantinopel und Rom statt. Professor Ratzinger sprach zum Thema „Prognosen für die Zukunft des Ökumenismus“. Seine Rede wurde zunächst in der Fachzeitschrift Ökumenisches Forum – Grazer Hefte für konkrete Ökumene (Jg. 1 (1977), Nr. 1, S. 31-41) veröffentlicht und später auch in den Sammelband „Theologische Prinzipienlehre“ (München 1982, 203-214) aufgenommen. Zunächst ging Ratzinger auf „die geschichtlichen Grundlagen der Kirchenspaltung“ ein und behandelte dann die „Frage der Wiedervereinigung zwischen Ost und West“ sowie die „Frage der katholisch-protestantischen Ökumene“. Nachfolgend dieser zweite Teil. weiter...
Die „Confessio Augustana“ und der Dialog mit den Protestanten
Für eine aufrichtige Ökumene
Von Erich Maria Fink
Am 25. Juni 1530 wurde auf dem Reichstag zu Augsburg vor Kaiser Karl V. die sog. „Confessio Augustana“, das „Augsburger Bekenntnis“, vorgetragen. Bis heute bilden die 28 Artikel dieser Bekenntnisschrift eine wichtige Glaubensgrundlage für die kirchlichen Gemeinschaften, die aus der Reformation hervorgegangen sind. 2030 jährt sich das Ereignis zum 500. Mal. Der Lutherische Weltbund wird auf seiner Generalversammlung im Jahr 2023 mit der Vorbereitung des Jubiläums beginnen. Papst Franziskus sieht darin eine Chance für die Ökumene. Es wäre ein guter Anlass für einen inhaltlichen Dialog zwischen Katholiken und Protestanten, der beide Seiten auf eine gemeinsame Grundlage zurückführen könnte. Pfarrer Erich Maria Fink geht auf die ökumenischen Perspektiven ein, die das Jubiläum im Blick auf eine gemeinsame Beschäftigung mit der Bekenntnisschrift bietet. weiter...
„Sich selbst vom Herrn reformieren lassen!“ (Papst Franziskus)
Am Ende bleibt die Kirche des Glaubens
Von Richard Kocher
Pfr. Dr. Richard Kocher, Programmdirektor des christlichen Senders „Radio Horeb“, zitiert in seinem Geleitwort zum Programmheft für August 2021 weitere Auszüge aus dem Aufsatz von Joseph Ratzinger „Wir wird die Kirche im Jahre 2000 aussehen?“ aus dessen Buch „Glaube und Zukunft“ (1970). Ratzinger hat eine Prognose über die Zukunft der Kirche abgegeben, die in verblüffender Weise Wirklichkeit geworden ist bzw. auf dem Weg dazu ist. Eine gekürzte Wiedergabe. weiter...
„Die Macht der kleinen Herde“ (4)
Erneuerung von Gott her
Von Lorenz Rösch
Im vierten Teil seiner Artikelserie „Die Macht der Kleinen Herde“ stellt Pfarrer Lorenz Rösch ein inzwischen weltweit bekanntes Beispiel gelungener Gemeinde-Erneuerung vor. Es handelt sich um die Pfarrei Saint Benedict in Ostkanada, die Father James Mallon 2010 als neuer Pfarrer übernahm. Mit Unterstützung seines Bischofs versuchte er, neue Wege missionarischen Aufbruchs einzuschlagen. Seine Erfahrungen sollte er auf Wunsch des Bischofs schriftlich festhalten. Father James konnte damals nicht ahnen, dass sein seelsorgliches Experiment zu einer weltweiten Erneuerungsbewegung werden würde. Sie nennt sich nach dem Titel seines Buches „Divine Renovation“ und stellt ein Netzwerk dar, das Pfarreien auf der ganzen Welt miteinander verbindet und in ihrem Bemühen um Erneuerung unterstützt. Pfr. Rösch sieht hier das zentrale päpstliche Anliegen beispielhaft umgesetzt, „… alles zu verwandeln, damit … jede kirchliche Struktur … mehr der Evangelisierung der heutigen Welt als der Selbstbewahrung dient"[1] weiter...
Entwicklung „neuer“ Menschenrechte (5)
Gibt es das „Recht“, aktive Sterbehilfe zu leisten?
Von Grégor Puppinck
Im fünften Teil seiner Artikelserie „Entwicklung ‚neuer‘ Menschenrechte“ geht Grégor Puppinck auf die Euthanasie ein (Der denaturierte Mensch und seine Rechte, BeBe-Verlag 2021, ISBN 978-3-903602-07-6). Es geht nicht um die aktuelle Frage des assistierten Suizids mit ihrer eigenen Problematik, sondern um die aktive Sterbehilfe, also die vorsätzliche Herbeiführung des Todes einer dritten Person, mit oder ohne deren Wissen. Unter dem Eindruck der nationalsozialistischen Euthanasiepraxis, welche die Welt in Schrecken versetzt hatte, wurde in Europa jede Form aktiver Sterbehilfe verboten. Puppinck fragt sich, wie es plötzlich zu einem solchen Sinneswandel kommen konnte, dass die Tötung von Menschen gar geboten wird. weiter...
Afrikanische Länder im Fadenkreuz des Terrors
Das Evangelium – einzige Quelle der Hoffnung
Von Tobias Lehner
Afrika gehört aktuell zu den Sorgenregionen des weltweiten päpstlichen Hilfswerks „Kirche in Not“. Besonders die Länder der Sahel-Region werden von dschihadistischen Kämpfern überrannt. Wie der aktuelle Bericht „Religionsfreiheit weltweit 2021“ von „Kirche in Not“ darstellt, soll die Region zum Ausgangspunkt eines „transnationalen Kalifats“ werden – einem islamistischen Herrschaftsbereich von Mali bis Mosambik in der Subsahara-Region, über die Komoren im Indischen Ozean bis zum Süden der Philippinen im Südchinesischen Meer. Auch andere afrikanische Länder, wie zum Beispiel Mosambik im Südosten des Kontinents, stehen im Fadenkreuz des Terrors. Millionen Menschen sind auf der Flucht, ganze Landstriche entvölkert. Hilfsorganisationen mussten aus Sicherheitsgründen ihre Mitarbeiter abziehen. Nicht so die Kirche: Priester, Ordensleute und Katecheten bleiben vor Ort und stemmen die Versorgung und die Begleitung der schwer traumatisierten Menschen. „Kirche in Not“ unterstützt sie dabei – und wird so Zeuge von Geschichten der Hoffnung inmitten von Terror und Leid. Wir dokumentieren zwei dieser Geschichten. weiter...
Fatima im Licht der Barmherzigkeit Gottes
Gott will die Sünder retten
Von Anna Roth
Die Theologin und Autorin Anna Roth hatte zum 100-jährigen Jubiläum von Fatima ein Buch herausgebracht, das den Titel trägt: „Maria & Fatima im Licht der Barmherzigkeit Gottes“. Es geht also darum, die Botschaft von Fatima im Licht der Barmherzigkeit Gottes zu verstehen. Doch ist Fatima nicht eine Drohbotschaft mit Höllenwarnung? Sind diese Gegensätze zwischen barmherziger Liebe Gottes einerseits und Höllenqualen andererseits aufknotbar? weiter...
[1] Papst Franziskus: Evangelii Gaudium (EG), Nr. 27: „Ich träume von einer missionarischen [Grund-]Entscheidung, die fähig ist, alles zu verwandeln…“