Nachfolgend lediglich die Überschriften und Hinführungen zu den einzelnen Beiträgen.

Die letzten drei Nummern von Kirche heute sind jeweils noch nicht online gestellt.
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August-September 2024

Liebe Leserinnen und Leser

Von Erich Maria Fink und Thomas Maria Rimmel

Am 13. Juni 2024 veröffentlichte der Vatikan ein neues Dokument über das Petrusamt. Es trägt den schlichten Titel „Der Bischof von Rom“ und befasst sich mit der Frage: In welcher Form sollte der Nachfolger des hl. Petrus seinen Dienst ausüben, so dass er auch von den anderen christlichen Konfessionen als Diener der Einheit verstanden und angenommen werden könnte?

Bereits der hl. Papst Johannes Paul II. hatte in seiner Ökumene-Enzyklika „Ut unum sint“ (Damit sie eins seien) vom 5. Mai 1995 ausdrücklich alle christlichen Konfessionen eingeladen, im Gebet und theologischen Austausch gemeinsam Antworten auf diese Frage zu finden. Er zitierte die Worte, die er bereits 1987 an Dimitrios I., den Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, gerichtet hatte: „Der Heilige Geist schenke uns sein Licht und erleuchte alle Bischöfe und Theologen unserer Kirchen, damit wir ganz offensichtlich miteinander die Formen finden können, in denen dieser Dienst einen von den einen und anderen anerkannten Dienst der Liebe zu verwirklichen vermag.“ Die Bitte Johannes Pauls II. blieb nicht unbeachtet. Zahlreiche Vorschläge sind im Lauf der vergangenen Jahrzehnte zusammengekommen. Unter Federführung von Kurt Kardinal Koch, dem Präfekten des Dikasteriums zur Förderung der Einheit der Christen, wurden sie nun im neuen Dokument über den Papst als Diener der Einheit, das 146 Seiten umfasst, aufgearbeitet. Entsprechend lautet der Untertitel: „Primat und Synodalität im ökumenischen Dialog und in den Antworten auf die Enzyklika UT UNUM SINT. Ein Studiendokument“.

Doch ist das Schreiben mehr als nur ein „Studiendokument“. Papst Franziskus will damit die Weichen für die Zukunft stellen. Die katholische Kirche verpflichtet sich, das Petrusamt im Geist der Synodalität auszuüben und legt konkrete Vorschläge dazu vor. Der Dogmatikprofessor Dr. Roman Siebenrock nennt das Dokument in seinem Leitartikel „höchst beachtenswert“ und spricht vom „Anbruch einer neuen Epoche der Interpretation und Praxis des Petrusdienstes für alle Christgläubigen“.

Es ist ein unübersehbares Zeichen der Vorsehung, dass die Publikation dieses Ökumene-Papiers mit der Ankündigung der Seligsprechung des Märtyrerpriesters Dr. Max Josef Metzger zusammenfällt. Nicht zufällig wird die Feier am 17. November 2024 in Freiburg von Kurt Kardinal Koch geleitet werden. Denn Dr. Metzger war ein wahrer Prophet der Ökumene. In visionärer Weise setzte er sich für Veränderungen auch in der Ausübung des Petrusamtes ein. So dokumentieren wir seinen Brief, den er im Advent 1939 aus der Gefängniszelle an Papst Pius XII. gerichtet hat, in voller Länge. Im Rückblick dürfen wir feststellen, dass sich inzwischen alle Ideen dieses ungestümen Theologen in der einen oder anderen Weise verwirklicht haben. Nicht Kritik, sondern Bestärkung geht von diesem neuen Seligen aus.

Wir geben auch die Einleitung seines Werkes über die Kirche wieder, das er mit gefesselten Händen in der Todeszelle geschrieben hat. In diesem Vermächtnis entfaltet er einen ekklesiologischen Ansatz, von dem auch die Enzyklika „Mystici Corporis Christi“ über die Kirche als „geheimnisvoller Leib Christi“ durchdrungen ist. Doch schrieb Dr. Metzger seine Abhandlung ohne Kenntnis dieser Enzyklika. Sie wurde genau an dem Tag veröffentlicht, als er verhaftet wurde, nämlich am 29. Juni 1943, dem Hochfest der heiligen Apostel Petrus und Paulus. Was für ein Zeichen!

Liebe Leserinnen und Leser, für Ihre Spenden, mit denen Sie unser Apostolat ermöglichen, sagen wir Ihnen ein tausendfaches Vergelt’s Gott. Auf die Fürsprache Mariens, der Königin des Friedens, wünschen wir Ihnen Gottes reichsten Segen und eine fruchtbare Lektüre.

 

Zum Dokument „Der Bischof von Rom“ als Diener der Einheit

Anbruch einer neuen Epoche

Von Roman A. Siebenrock

Mit ausdrücklicher Zustimmung von Papst Franziskus hat das Dikasterium zur Förderung der Einheit der Christen am 13. Juni 2024 ein Dokument über den Petrusdienst veröffentlicht. Es heißt „Der Bischof von Rom“ und trägt den Untertitel „Primat und Synodalität im ökumenischen Dialog und in den Antworten auf die Enzyklika UT UNUM SINT. Ein Studiendokument“. Der Dogmatikprofessor Dr. Roman Anton Siebenrock (geb. 1957) hält das Dokument, das unter Federführung von Kurt Kardinal Koch, dem Präfekten des Dikasteriums, entstanden ist, für „höchst beachtenswert“. Er erinnert an das Wort des hl. John Henry Newman, das dieser unmittelbar nach der Dogmatisierung des Primats und der Unfehlbarkeit des Papstes auf dem ersten Vatikanischen Konzil 1870 in prophetischer Weise ausgesprochen hat: „Künftige Päpste werden ihre eigene Gewalt erklären und eindeutig abgrenzen.“ Professor Siebenrock sieht im neuen Ökumene-Dokument den „Anbruch einer neuen Epoche der Interpretation und Praxis des Petrusdienstes für alle Christgläubigen“. Für entscheidend hält er die Ausübung des Dienstes der Autorität im Geist der Synodalität. weiter...

 

Max Josef Metzger im Advent 1939 aus der Gefängniszelle

Brief an Papst Pius XII.

Von Max Josef Metzger

Am 2. März 1939, seinem 63. Geburtstag, wurde Eugenio Pacelli zum Papst gewählt und nannte sich Pius XII. Im Advent desselben Jahres schrieb ihm Dr. Max Josef Metzger (1887-1944) aus dem Gefängnis einen prophetischen Brief über mögliche Schritte zur Wiedervereinigung der Christenheit und berührte darin auch die Ausübung des Petrusamtes. Im Blick auf seine bevorstehende Seligsprechung dokumentieren wir den Brief bewusst in voller Länge.[1] weiter...

 

Einleitung der theologischen Abhandlung über das Königtum Christi

Grundlage der Einheit der Kirche

Von Max Josef Metzger

In der Todeszelle, mit gefesselten Händen und ohne literarische Hilfsmittel, schrieb Dr. Max Josef Metzger eine theologische Abhandlung über das Königtum Christi, die eine erstaunliche Fülle an Gedanken und Zitaten birgt. Er konnte sie am 27. März 1944, drei Wochen vor seiner Hinrichtung, beenden und dem Gefängnisseelsorger Pater Buchholz bei dessen letzten Besuch übergeben. 1919 hatte Dr. Metzger in Graz die „Missionsgesellschaft vom Weißen Kreuz“ gegründet, die 1928 nach Meitingen bei Augsburg verlegt wurde und von da an den Namen „Christkönigsgesellschaft“ (Societas Christi Regis) trug. So nannte Dr. Metzger sein Vermächtnis auch „Theologische Abhandlung über die geistigen Grundlagen der Societas Christi Regis“. Das Kirchenbild, das darin aufleuchtet, ist von einer prophetischen Vision der Einheit und des ökumenischen Auftrags der katholischen Kirche geprägt.  Durch das Zweite Vatikanische Konzil fanden seine Überlegungen eine eindrucksvolle Bestätigung. Nachfolgend die Einleitung der umfangreichen Abhandlung im Wortlaut.[2] weiter...


Metzgers theologische Gedanken über die Einheit der Kirche 1943/44

Una Sancta

Von Marianne Möhring

Das Standardwerk über Dr. Max Josef Metzger war lange Zeit die theologische Dissertation von Marianne Möhring (1932-2002), die 1966 unter dem Titel „Täter des Wortes. Max Josef Metzger – Leben und Wirken“ im Kyrios-Verlag des Christkönigs-Instituts Meitingen veröffentlicht worden war. Darin ist auch der volle Wortlaut der „Theologischen Abhandlung über die geistigen Grundlagen der Societas Christi Regis“ wiedergegeben. Im nachfolgenden Artikel, der in der Festschrift zur 50-Jahrfeier des Kyrios-Verlages (Freising 1966) publiziert worden ist, arbeitet Möhring die Grundlinien des ökumenischen Engagements Dr. Metzgers heraus. Auf dem Hintergrund der bevorstehenden Seligsprechung ist ihre theologische Deutung des Ansatzes Max Josef Metzgers von besonderer Aktualität.[3] weiter...


Aktualität des Lebenszeugnisses von Wanda Półtawska

Leben für die Menschenwürde – leben in Ewigkeit

Von Klaus-Hermann Rössler

Wanda Wiktoria Półtawska wurde am 2. November 1921 in Lublin geboren und starb kurz vor ihrem 102. Geburtstag am 24. Oktober 2023 in Krakau. Bekannt wurde sie vor allem durch ihre lebenslange Freundschaft mit Karol Wojtyła, dem späteren Papst Johannes Paul II., den sie auch im Sterben begleiten durfte. Während des Zweiten Weltkriegs war sie im deutschen Konzentrationslager Ravensbrück inhaftiert und musste die schlimmsten Erniedrigungen durchmachen. 1951 schloss sie ein Medizinstudium ab, erwarb 1964 einen Doktortitel in Psychiatrie, war von 1952 bis 1969 Assistenzprofessorin an der Psychiatrischen Klinik der Medizinischen Universität Krakau und von 1955 bis 1997 Dozentin für Pastoralmedizin an der Päpstlichen Theologischen Fakultät in Krakau. 1967 gründete sie das Institut für Familientheologie an der Päpstlichen Theologischen Fakultät in Krakau und leitete es 33 Jahre lang als Professorin. In den Jahren 1981 bis 1984 war sie zudem Dozentin am Päpstlichen Institut für Studien zu Ehe und Familie an der Lateranuniversität in Rom. In den Fragen Ehe, Sexualität, Empfängnisverhütung und Abtreibung arbeitete sie eng mit Papst Johannes Paul II. zusammen und hatte damit einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Morallehre der Kirche. weiter...

 

Über politische Bestrebungen im Lebensrechtsbereich

Dichtung und Wahrheit

Von Alexandra Maria Linder

Alexandra Maria Linder M.A. (geb. 1966) ist seit 2017 die Bundesvorsitzende des Bundesverbands Lebensrecht e.V. Sie zeigt auf, wie mit Unwahrheiten Politik gemacht wird, um das Grundrecht auf Leben immer weiter auszuhöhlen. Sie ruft dazu auf, jede Gelegenheit zu nützen, um die „Dichtung“ im gesellschaftspolitischen Diskurs zu entlarven und die Wahrheit zu verbreiten. Einen wichtigen Beitrag könne jeder durch die Teilnahme am 20. Marsch für das Leben leisten, der am 21. September 2024 in Berlin und parallel in Köln stattfinden wird. weiter...

 

Lateinamerika – Eine Kirche, die Wunden heilt

An der Seite der Menschen

Von Tobias Lehner

Lateinamerika gehört zu den Kernregionen des katholischen Glaubens. Der Subkontinent leidet unter vielen Problemen wie Drogen- und Menschenhandel, politischer Instabilität und gewaltsamen Unruhen. Sekten nehmen einen enormen Aufschwung. Viele Menschen sehen in der Auswanderung ihre einzige Chance. Die katholische Kirche in Lateinamerika ist an der Seite der Menschen. Das päpstliche Hilfswerk „Kirche in Not“ unterstützt sie dabei. Drei beeindruckende Initiativen stellt dieser Artikel vor. weiter...

 

Die Mystikerin Kreszentia (Centa) Segerer (1906-1953) aus München

Verborgene Sühneseele mit Wundmalen

Von Alois Bäuml

Alois Bäuml ist pensionierter Gymnasiallehrer und hat die Geschichte der Münchener Passionsmystikerin Kreszentia (Centa) Segerer (1906-1953) an die Öffentlichkeit gebracht. Doch warum blieb sie solange verborgen? Während der NS-Zeit musste man befürchten, dass die Behörden Centa in eine Anstalt einweisen und dort umbringen, so Bäuml. Die umfangreiche Sammlung der von der Mystikerin überlieferten Worte – sie befinden sich seit 2009 im Archiv des Erzbistums von München und Freising – beinhalten nicht nur ekstatische Äußerungen und Worte für das geistliche Leben, sondern auch Gespräche mit Besuchern und familieninterne Dinge. Letzteres dürfte der Grund dafür gewesen sein, warum man diese Unterlagen seitens der Familie Segerer erst nach dem Tod der letzten Schwester Centas 1992 in kirchliche Hände übergeben hat. Bäuml, der dieses Material gesichtet hat, veröffentlichte ein dreibändiges Werk mit dem Titel: „Der Wille Gottes ist mir alles!"[4] Anlass für den Beitrag über Centa Segerer ist auch der bevorstehende 800. Jahrestag der Stigmatisierung des hl. Franz von Assisi. Er soll die Wundmale am 14. September 1224 auf dem Berg La Verna empfangen haben. Das Eigenfest wird am 17. September gefeiert. weiter...

 

Franziskus begegnet Jesus auf dem Berg La Verna

Umarmte Wunden

Von Paul Zahner OFM

P. Dr. Paul Zahner OFM (geb. 1966) ist seit 2020 Guardian im Franziskanerkloster Näfels in der Schweiz, wo er 1991 seine Ewige Profess abgelegt hat. Er gehört zur Kustodie der Franziskaner in der Schweiz. An der Hochschule Heiligenkreuz doziert er franziskanische Kirchen- und Ordensgeschichte. In seinem Beitrag über die Stigmatisierung des hl. Franz von Assisi im September 1224 auf dem Berg La Verna bietet er eine tiefe geistliche Deutung dieser Begegnung mit dem Herrn und führt zugleich in das Geheimnis der franziskanischen Kontemplation ein. weiter...

 

Widerstandskämpfer Alfred Kranzfelder

Unser Wollen muss zum Guten führen

Von Jakob Knab

Vor 80 Jahren, am 10. August 1944, wurde Alfred Kranzfelder aus Kempten im Allgäu als Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944 in Berlin-Plötzensee auf grausame Weise hingerichtet. Er war Korvettenkapitän im Oberkommando der Kriegsmarine und kam immer mehr zur Überzeugung, dass der NS-Staat beseitigt werden müsse. Studiendirektor Jakob Knab versucht aufzuzeigen, dass auch für Kranzfelder das christliche Wertefundament die entscheidende Rolle für seine Beteiligung am Attentat auf Hitler gespielt hat. weiter...


[1] Max Josef Metzger: Christuszeuge in einer zerrissenen Welt. Briefe aus dem Gefängnis 1934-1944, hrsg. von Klaus Kienzler, Herder, Freiburg/Basel/ Wien 1991, S. 82-90.
[2] KYRIOS – 50 Jahre Dienst am Wort 1915/16 – 1965/66 (Festschrift zur 50-Jahrfeier des Kyrios-Verlages), Freising 1966, S. 20ff.
[3] KYRIOS – 50 Jahre Dienst am Wort 1915/16 – 1965/66 (Festschrift zur 50-Jahrfeier des Kyrios-Verlages), Freising 1966, S. 24-29.
[4] Alois Bäuml (Hrsg.): Der Wille Gottes ist mir alles! Centa Segerer, Band 1: Bebilderte Biografie, 192 S., € 10,00; Band 2: Vorträge/Texte für das geistliche Leben, 188 S., € 10,00; Band 3: Äußere Lebensumstände und Inneres Leben, 653 S., € 19,80 – Miriam-Verlag, Brühlweg 1, 79798 Jestetten, Tel. (0) 77 45 / 929830 – www.miriam-verlag.de