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November 2024
Liebe Leserinnen und Leser
Von Erich Maria Fink und Thomas Maria Rimmel
Wir leben in einem Zeitalter, in dem die Selbstbestimmung zum höchsten Recht des Menschen erklärt wird. Im Namen der Selbstbestimmung wird dem Menschen das Recht auf assistierten Suizid, auf die freie Wahl seines Geschlechts und auf Abtreibung bis zur Geburt zugesprochen. Diese rechtlich garantierte „Emanzipation“ wird von immer weiterreichenden Antidiskriminierungsgesetzen flankiert.
So wird ein neues Wertesystem geschaffen, das mit dem christlichen Menschenbild und der Morallehre der Kirche unvereinbar ist. Vor allem Berufsgruppen wie Ärzte geraten damit in Konflikt, wenn sie zu Handlungen gezwungen werden, die sie als unmoralisch betrachten und aus Gewissensgründen verweigern. Ein interessantes Buch dazu hat der Rechtsgelehrte Grégor Puppinck unter dem Titel „Gewissensfreiheit und Menschenrechte“ herausgebracht, das wir in der neuen Ausgabe vorstellen.
Aber es ist die gesamte Verkündigung des Evangeliums, die zunehmend unter gesellschaftspolitischen Druck gerät. Christliche Werte dürfen nicht mehr als verbindlich dargestellt und die Sünde nicht mehr beim Namen genannt werden. Wer versucht, einen absoluten Maßstab anzulegen, der sich aus einem Naturrecht, aus einem allgemeinen Wesen des Menschen oder aus dem Glauben an Gott ergibt, wird vom säkularen Staat nicht geduldet, sondern zum Übertreter des Gesetzes abgestempelt. So soll die Kirche zum Schweigen gebracht werden. Immer besser verstehen wir, warum der hl. Papst Johannes Paul II. so sehr auf einen Gottesbezug in der Europäischen Verfassung gedrängt hatte. Denn ohne ihn gebe es keine unantastbare Menschenwürde, so der Moraltheologe Prof. Dr. Peter Schallenberg im Leitartikel. Wir seien dabei, uns „feierlich“ von ihr zu verabschieden.
Die Spannung zeigte sich auch bei der Papstreise Ende September. Auf die harsche Kritik des belgischen Premierministers Alexander De Croo am Missbrauchsskandal ging Papst Franziskus souverän ein. Abweichend vom Manuskript äußerte er mit bewegten Worten Scham und bat um Vergebung. Doch unbeirrt sagte er: „Im Moment gibt es zwei große Krisen. Die Hölle des Krieges, die wir gerade erleben und die sich zu einem Weltkrieg ausweiten kann. Und der demographische Winter. Deshalb müssen wir praktisch sein: Kinder zeugen, Kinder bekommen!“ Und er bekräftigte, „dass der von Gott geliebte Mensch eine ewige Berufung zum Frieden und zum Guten hat und nicht dazu bestimmt ist, sich aufzulösen und im Nichts zu enden“. Auf dem Rückflug bezeichnete er die Abtreibung erneut als „Mord“ und mitwirkende Ärzte als „Auftragsmörder“. De Croo nannte daraufhin die Haltung des Papstes als „völlig inakzeptabel“, bestellte den Vatikanbotschafter ein und meinte: „Die Zeit, in der die Kirche das Gesetz diktierte, ist vorbei.“
Liebe Leserinnen und Leser, das tapfere Zeugnis des Papstes ist uns ein Vorbild, das wir im Gebet und im Apostolat unterstützen. Dabei sind wir gerade am Ende des Jahres auf Ihre großherzige Hilfe angewiesen (meine Volksbank Raiffeisenbank eG, IBAN: DE46 7116 0000 0001 1905 80, BIC: GENODEF1VRR). Mit den besten Segenswünschen zum Allerseelenmonat November sagen wir Ihnen für Ihre Hilfe ein herzliches Vergelt’s Gott!
„Feierlicher Abschied“ von der unantastbaren Menschenwürde
Grundwerte und christliches Gewissen
Von Peter Schallenberg
Der Mensch ist würdig, von Gott geliebt zu werden! Darin sieht Professor Dr. theol. habil. Peter Schallenberg (geb. 1963) den innersten Kern der unveräußerlichen Menschenwürde und den Kern des Gottesebenbildes. Schallenberg ist Lehrstuhlinhaber für Moraltheologie an der Theologischen Fakultät Paderborn und gibt sich keinen Illusionen hin, was die Entwicklung des säkularen Staates angeht. Eigentlich wäre es Aufgabe des Staates, die Grundwerte zu sichern, allen voran das Recht auf Leben. Aber wie schon Kain die Gottebenbildlichkeit seines Bruders nicht mehr erkannte und zum Mörder wurde, so schleicht sich in die moderne Gesellschaft eine „Kultur des Todes“ ein wie inzwischen in vielen europäischen Staaten im Blick auf ein angebliches Recht auf Abtreibung oder auch in Bezug auf Freigabe des assistierten Suizids. Denn in dem Maß, als sie Gott aus dem Blick verliert, opfert sie das umfassende Lebensrecht individualisierter Interessensverfolgung. Umso mehr sind wir nach Schallenberg „auf das Gewissen als letzte Instanz der Verantwortung eines Menschen vor Gott für ein in Ewigkeit gelungenes Leben“ verwiesen. weiter...
Interview mit Pirmin Zurbriggen bei K-TV
Erfolg und Lebensbewältigung: Jesus als Coach
Von Klaus-Hermann Rössler
Als der Geistliche Assistent von K-TV, Pfarrer Dr. Thomas Maria Rimmel, bei einem Aufenthalt in Zermatt am Matterhorn als Konzelebrant bei der Heiligen Messe in der Pfarrkirche St. Mauritius unter den Gläubigen Pirmin Zurbriggen entdeckte, kam ihm der Gedanke, ihn einmal für K-TV zu interviewen. Er erhielt eine Zusage und in lockerem Gespräch gab Zurbriggen ein überaus bemerkenswertes Lebenszeugnis: „Ich habe alles auf Jesus gesetzt“ – der Titel des K-TV-Beitrags ist ein Zitat des sportlichen Stars. Das Interview ist bei youtube einsehbar unter: www.youtube.com/watch weiter...
Mediziner im Konflikt zwischen widersprüchlichen Zielsetzungen
Wahrheit und Gewissen im Dilemma
Von Grégor Puppinck
Heute wird immer häufiger und in den verschiedensten Zusammenhängen ein Recht auf Gewissensfreiheit reklamiert, sei es in Form einer Gewissensklausel für Ärzte, durch den Widerstand gegen eine staatlich verordnete Impfpflicht, oder als Verweigerung an der Mitwirkung an jeder anderen Handlung, durch die man seine moralischen Überzeugungen verletzt sieht. Wie lassen sich die Achtung dieser Überzeugungen, die durch die Gewissens- und Religionsfreiheit garantiert wird, und die Achtung des Gesetzes, das die soziale Ordnung garantiert, miteinander vereinbaren? Ist es legitim, eine Person zu bestrafen, die sich weigert, ein Gesetz zu befolgen, das mit ihren moralischen oder religiösen Überzeugungen unvereinbar ist? Wie ist das Verhältnis zwischen Gesetz, Moral und Religion? Auf diese Fragen antwortet der bekannte Rechtsgelehrte Grégor Puppinck in seinem neuen Buch mit dem Titel „Gewissensfreiheit und Menschenrechte“.[1] Nachfolgend ein Abschnitt aus dem Kapitel über die „Gewissensklausel im Medizinrecht“. Dabei spannt Puppinck den Bogen von Hippokrates im 4. Jh. v. Chr. über René Descartes (1596-1650), Pierre-Jean-Georges Cabanis (1757-1808) und den Nürnberger Ärzteprozess (1946-47) bis hin zu den Erklärungen der Vereinten Nationen und den Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte (EGMR) im 21. Jahrhundert. weiter...
Aus Interviews mit deutschen Bischöfen beim Katholikentag in Erfurt
Geistliche Wegweisungen
Aus Interviews von K-TV
Anlässlich des deutschen Katholikentages vom 29. Mai bis 2. Juni 2024 in Erfurt hat K-TV die Gelegenheit genutzt, um deutsche Diözesanbischöfe zu interviewen. Wir veröffentlichen hieraus auszugsweise besondere „geistliche Perlen“ in der Hoffnung, auch über die Veranstaltung hinaus Impulse der Bischöfe für den Glaubensalltag und die Pastoral zu übermitteln. weiter...
Fünf Jahre Heiligsprechung des „Unruhestifters“ John Henry Newman (1801–1890)
Erwecker der Gewissen
Von Jakob Knab
Auf seiner Englandreise im Jahr 2010 nahm Benedikt XVI. selbst die Seligsprechung des großen Gelehrten John Henry Newman vor. Diesen Moment bezeichnete der Papst aus Deutschland als besonderes Glück in seinem Leben. Am 13. Oktober 2019 wurde Kardinal Newman von Papst Franziskus heiliggesprochen. Studiendirektor a. D. Jakob Knab, der eine große Verehrung für den Konvertiten und Vorkämpfer eines neuzeitlichen Katholizismus hegt, erinnert an die aktuelle Bedeutung vieler Aussagen Newmans. In prophetischer Weise hatte sich dieser unerschrockene Kirchenmann gegen die Anmaßungen und Übergriffe weltlicher Macht gerichtet und das Recht auf die Freiheit des Gewissens eingefordert. Er sah das Propagieren von Feindbildern voraus, mit dem die Tyrannei Gewalt, Grausamkeit und Krieg rechtfertigt. In den Jahren der NS-Gewaltherrschaft wurden viele seiner Schriften auch ins Deutsche übersetzt und unter Intellektuellen verbreitet. Nachweislich bildeten sie eine entscheidende Inspiration für das Widersagen gegen die Nazi-Herrschaft. weiter...
K-TV im Dienst des biblischen „Effata“
Effata – Öffne dich!
Von Kurt Kardinal Koch
Am 11. September 1999 ging der katholische Fernsehsender K-TV zum ersten Mal auf Sendung. Sein Gründer, der Schweizer Pfarrer Hans Buschor, hatte den Namen K-TV als Abkürzung für Kephas-TV gewählt. Das hebräische Wort „Kephas“ bedeutet der „Fels“ und entspricht dem griechischen „Petrus“. Mit der Bezeichnung K-TV wollte Pfr. Buschor die Einheit mit dem Nachfolger des hl. Petrus und die Treue zum kirchlichen Lehramt hervorheben. So führte der Sender zum 25-jährigen Jubiläum eine sechstägige Rom-Wallfahrt durch. Zum Auftakt feierte Kurt Kardinal Koch, Präfekt des Dikasteriums für die Förderung der Einheit der Christen, am 8. September 2024 mit der Pilgergruppe eine hl. Messe in der Kirche Santa Maria dell‘ Anima. Nachfolgend seine ermutigende Predigt im Wortlaut. weiter...
Nachdenken über Tod und Vergänglichkeit
Vorbereitet sein
Von Richard Kocher
Pfarrer Dr. Richard Kocher, Programmdirektor von Radio Horeb, unterstreicht immer wieder den Kernauftrag der Kirche, nämlich den Menschen das Evangelium zu verkünden. Dabei aber muss sie sich an der Predigt Jesu orientieren. Es gilt, authentisch weiterzugeben, was der Sohn Gottes geoffenbart hat. Dr. Kocher betrachtet es als verhängnisvoll, dass heute in der Verkündigung das Thema Gericht vielfach ausgeklammert wird. Zum Monat November hebt er den Entscheidungscharakter des irdischen Lebens hervor und ruft das eindrucksvolle Beispiel von Alfred Nobel in Erinnerung. weiter...
Das Fegfeuer nach den Mitteilungen von Centa Segerer
Seelen auf dem Weg der Reinigung
Von Alois Bäuml
Vorweg sei verwiesen auf den Artikel „Verborgene Sühneseele mit den Wundmalen Christi. Die Mystikerin Kreszentia (Centa) Segerer (1906-1953) aus München“ in der August/September-Ausgabe 2024. Zwar war die geistige Mutterschaft, insbesondere für Priester, die für Centa Segerer von Gott gewünschte Hauptaufgabe, doch durfte sie auch vielen Armen Seelen aus dem Fegfeuer Helferin sein. Alois Bäuml, der im Archiv des Erzbistums München und Freising über tausend Seiten Gesprächsprotokolle mit Centa Segerer durchgearbeitet hat, stellte aus dem umfangreichen Material einige Mitteilungen der Mystikerin über ihre geheimnisvolle Beziehung zu den Seelen im Fegfeuer zusammen.[2] weiter...
Krieg im Libanon: Christen zwischen den Fronten
„Am Rande des Erträglichen“
Von Tobias Lehner, Kirche in Not
„Ich bin 37 Jahre alt und habe jetzt schon sechs Kriege im Libanon erlebt“, bringt es die lokale Projektkoordinatorin von „Kirche in Not“, die Lehrerin Marielle Boutros, auf den Punkt. Der Kampf gegen den Hisbollah-Terror trifft auch die Christen im Libanon, mit 30 Prozent der Bevölkerung die größte Gemeinde im Nahen Osten. Wo es für zivile Helfer zu unsicher wird, bleibt die Kirche und öffnet ihre Tore für alle. „Kirche in Not“ unterstützt sie dabei. Zwei Momentaufnahmen aus dem Kriegsgebiet. weiter...
Schwester Agnes Sasagawa mit 93 Jahren verstorben
Unsere Liebe Frau von Akita
Von Bischof John Shojiro Ito, Niigata/Japan
Am 15. August 2024, dem Hochfest Mariä Himmelfahrt, ist Schwester Agnes Sasagawa, bekannt geworden durch die übernatürlichen Phänomene von Akita, im Alter von 93 Jahren verstorben. Die Japanerin wurde 1930 in einer buddhistischen Familie als Katsuko Sasagawa geboren und durch eine Begegnung mit einer katholischen Krankenschwester getauft. Später trat sie der jungen Gemeinschaft der „Dienerinnen der Heiligsten Eucharistie“ bei. Vom 12. Juni 1973 an machte sie außergewöhnliche spirituelle Erfahrungen. Unter anderem empfing sie drei Mal, und zwar am 6. Juli, am 3. August und am 13. Oktober 1973, eine Botschaft der Gottesmutter. Diese sprach zu ihr aus einer etwa ein Meter hohen Holzstatue im Konvent, die zehn Jahre zuvor geschnitzt worden war. Im Januar 1975 begann diese Marienstatue zu weinen, insgesamt 101 Mal über einen Zeitraum von sieben Jahren. Der zuständige Ortsbischof, John Shojiro Ito von Niigata (1909-1993), erkannte die Ereignisse ein Jahr vor seinem altersbedingten Rücktritt in seinem Oster-Hirtenbrief vom 22. April 1984 als authentisch an. Als Präfekt der Glaubenskongregation bestätigte Joseph Kardinal Ratzinger das Urteil im Jahr 1988. Nachfolgend der zweite und dritte Teil des Hirtenbriefs.[3] weiter...
[1] Grégor Puppinck: Gewissensfreiheit und Menschenrechte, Be+Be Verlag Heiligenkreuz 2024, 158 S., Hardcover, ISBN: 978-3-903602-93-9, Euro 24,90 – direkt bestellbar unter www.klosterladen-heiligenkreuz.at oder unter Tel. 0043-2258-8703-400
[2] Alois Bäuml (Hrsg.): Der Wille Gottes ist mir alles! Centa Segerer, Band 1: Bebilderte Biografie, 192 S., € 10,00; Band 2: Vorträge/Texte für das geistliche Leben, 188 S., € 10,00; Band 3: Äußere Lebensumstände und Inneres Leben, 653 S., € 19,80 – Miriam-Verlag, Brühlweg 1, 79798 Jestetten, Tel. (0) 77 45 / 929830 – www.miriam-verlag.de
[3] P. Teiji Yasuda: Tränen und Botschaften der Gottesmutter von Akita, Media Maria Verlag, Illertissen 2024, 272 S., geb., ISBN: 978-3-947931-60-6, Euro 19,95 (D), Euro 20,50 (A) – direkt bestellbar unter www.media-maria.de oder unter Tel. 07303/9523310