Die letzten drei Nummern von Kirche heute sind jeweils noch nicht online gestellt.
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Dez. 2024-Jan. 2025
Liebe Leserinnen und Leser
Von Erich Maria Fink und Thomas Maria Rimmel
Papst Franziskus setzt einen Akzent nach dem anderen. Da ist zunächst das Heilige Jahr 2025, auf das wir mit großen Schritten zugehen. Es beginnt am 24. Dezember 2024, dem Fest der Geburt des Herrn, mit der Öffnung der Heiligen Pforte der Petersbasilika im Vatikan. Der Papst hat das Jubiläumsjahr, das bereits jetzt eine große Dynamik zu entfalten beginnt, unter das Thema gestellt: „Spes non confundit“, übersetzt „Die Hoffnung enttäuscht nicht“. In dieser von Angst und Gewalt erschütterten Zeit will er der ganzen Menschheit eine neue Zuversicht und Perspektive vermitteln, ein Licht der Hoffnung aufstrahlen lassen. Doch woher kommt „die Hoffnung, die nicht enttäuscht“? Papst Franziskus lenkt die ganze Aufmerksamkeit auf Jesus Christus. Allein von ihm kann Hoffnung kommen.
In diesem Sinn dürfen wir auch einen weiteren Akzent verstehen, der für erhebliches Erstaunen gesorgt hat. Am 24. Oktober 2024 legte Papst Franziskus seine vierte Enzyklika vor, die den Titel trägt: „Dilexit nos (Er hat uns geliebt) – Über die menschliche und göttliche Liebe des Herzens Jesu Christi“. Der Dogmatikprofessor Dr. Roman Anton Siebenrock stellt diese Herz-Jesu-Enzyklika vor. Er betrachtet sie als Vermächtnis dieses Pontifikats, in dem uns der Papst Einblicke in seine Spiritualität, ja, „in sein eigenes Herz“ gebe.
Und schließlich hat die Bischofssynode zum Thema „Für eine synodale Kirche – Gemeinschaft, Teilhabe und Mission“ ihren Abschluss gefunden. Am 26. Oktober 2024 verabschiedeten die 355 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Synodenversammlung ein 54-seitiges Schlussdokument, das Papst Franziskus noch am selben Abend als offizielles Ergebnis der 16. Bischofssynode mit ihrem synodalen Prozess seit 2021 in Kraft setzte. Er erklärte, er werde kein eigenes nachsynodales Schreiben veröffentlichen, vielmehr gelte dieser Text als Teil des ordentlichen Lehramts. Der aus Italien stammende Bischof Christian Carlassare MCCJ, der für das Bistum Bentiu im Südsudan zuständig ist, sowie Prof. Dr. Roman Siebenrock fassen die Ergebnisse zusammen und geben eine erste Bewertung dieser Frucht der Synode ab. Beide sehen darin ein historisches Ereignis, das die Handschrift des Heiligen Geistes trägt und für die Zukunft der Kirche von größter Bedeutung ist.
Der synodale Prozess hat viel Staub aufgewirbelt. Angesichts des „Synodalen Weges“ in Deutschland betrachteten viele die Initiative des Papstes als unnötiges Verwirrspiel, ja zahlreiche Bischöfe reagierten auf die Ankündigung eines solchen Wagnisses auf weltkirchlicher Ebene mit größter Besorgnis. Doch ihre Befürchtungen haben sich nicht erfüllt. Vielmehr entwickelte sich ein gemeinsamer Weg, der nach dem Zeugnis der Teilnehmer ganz vom Gebet und der Gegenwart Gottes geprägt war. Die Synode mündete in einen mächtigen Aufruf zur Umkehr und zur Mission ein, ganz im Gegensatz zum großen Kampf um Geschäftsordnungen und zu den Versuchen, mit moralisch sozialem Druck bestimmte Agenden durchzusetzen. Die Frucht der Synode ist ein Sauerteig, der das Antlitz der Kirche verwandeln und ihr Leben auf Jahrhunderte hin neu prägen wird. Entgegen allem Achselzucken gilt es nun, die Synode umzusetzen, ganz im Geist der letzten Worte des Dokuments. Es schließt mit einem Gebet an die Jungfrau und Gottesmutter Maria, der die Ergebnisse dieser Weltsynode anvertraut werden: „Lehre uns, ein Volk von missionarischen Jüngern zu sein, die gemeinsam vorangehen: eine synodale Kirche!“
Liebe Leserinnen und Leser, in diesem Sinn wünschen wir Ihnen einen gesegneten Advent und einen gnadenvollen Eintritt in das Heilige Jahr 2025. Schon jetzt sagen wir Ihnen für Ihre großherzige Weihnachtsgabe ein aufrichtiges Vergelt’s Gott (IBAN: DE46 7116 0000 0001 1905 80, BIC: GENODEF1VRR).
Zum Schlussdokument der Bischofssynode über die Synodalität der Kirche
Von den Armen lernen
Von Bischof Christian Carlassare MCCJ, Bentiu
Der aus Italien stammende Bischof Christian Carlassare MCCJ (geb. 1977) ist für das Bistum Bentiu im Südsudan zuständig (vgl. seinen Artikel auf S. 10). Es handelt sich um eines der ärmsten Gebiete auf der ganzen Welt. Bischof Carlassare sieht im Schlussdokument der Synode zur Synodalität einen starken Ruf zu Umkehr. In seinem Beitrag bricht er eine Lanze für den eingeschlagenen Weg, zu dem er keine Alternative sieht. Er ist überzeugt, dass die Kirche in Zukunft ihrem Auftrag der Evangelisierung nur dann fruchtbar nachkommen kann, wenn sie die Ausübung der Autorität auf synodale Weise vollzieht und so zum wahren Dienen fähig wird. Auf dem Hintergrund seiner eigenen Erfahrung kann er besonders der Option für die Armen, wie sie sich Papst Franziskus zu eigen gemacht hat, nur beipflichten. weiter...
Wagnis einer neuen Kultur der Beteiligung und der Mitentscheidung
Zum Schlussdokument der Bischofssynode
Von Roman A. Siebenrock
Die 16. Ordentliche Bischofssynode in Rom behandelte das Thema „Für eine synodale Kirche – Gemeinschaft, Teilhabe und Mission“. Sie wurde als weltweiter synodaler Prozess durchgeführt, der 2021 auf der Ebene der Ortskirchen begann und in die beiden Synoden-Versammlungen 2023 und 2024 in Rom einmündete. Am 26. Oktober 2024 verabschiedeten die 355 Mitglieder der Versammlung mit großer Mehrheit ein 54-seitiges Abschlussdokument. Noch am selben Abend wurde es von Papst Franziskus als offizielles Ergebnis des synodalen Prozesses bzw. der Bischofssynode in Kraft gesetzt. Er werde abweichend von der üblichen Praxis kein eigenes Nachsynodales Schreiben veröffentlichen, so der Papst. Der Text gelte bereits als Teil des ordentlichen Lehramtes der katholischen Kirche. Unter dem Motto „Gemeinsam auf dem Weg (bleiben)“ stellt der Dogmatikprofessor Dr. Roman Anton Siebenrock (geb. 1957) das Dokument vor. „Mit dem Abschluss der Weltsynode beginnt der Weg einer synodalen sich erneuernden Kirche“, so Siebenrock. Und in seiner zusammenfassenden Wertung hebt er hervor: „Wir haben eine pneumatologische Ekklesiologie im Vollzug erlebt, die theologisch und kanonisch erst noch eingeholt werden will.“ weiter...
Herausforderungen der katholischen Kirche im Südsudan
Dienst an den Ärmsten
Von Bischof Christian Carlassare MCCJ, Bentiu
Am 8. März 2021 hatte Papst Franziskus den aus Italien stammenden Comboni-Missionar Christian Carlassare (geb. 1977) zum Bischof der südsudanesischen Diözese Rumbek ernannt. Nördlich davon errichtete nun der Vatikan am 3. Juli 2024 das neue Bistum Bentiu, das an der Grenze zum Sudan liegt. Zeitgleich wurde Carlassare als erster Bischof dieser neuen Diözese eingesetzt. In seinem Artikel beschreibt er die Situation in seinem neuen Wirkungsgebiet und geht auf die Herausforderungen ein, denen sich die katholische Kirche in diesem Grenzgebiet zwischen Sudan und Süsudan stellen muss. weiter...
Vorstellung der neuen Herz-Jesu-Enzyklika von Papst Franziskus
Christus selbst ist das Herz der Welt
Von Roman A. Siebenrock
Am 24. Oktober 2024 legte Papst Franziskus seine vierte Enzyklika vor. Sie trägt den Titel „Dilexit nos – Über die menschliche und göttliche Liebe des Herzens Jesu Christi“. Professor Dr. Roman Anton Siebenrock (geb. 1957), der von 2006 bis 2022 an der Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck Dogmatik doziert hat, stellt die Enzyklika vor. Dabei geht er auch auf das bekannte Herz-Jesu-Bild in der Innsbrucker Jesuitenkirche ein, mit dem das „Herz-Jesu-Gelöbnis“ des Landes Tirol im Jahr 1796 in Verbindung gebracht wird. Siebenrock scheut sich nicht, in seine Ausführungen auch ein persönliches Glaubenszeugnis einfließen zu lassen, zumal er feststellen kann, dass „Papst Franziskus in seinem Schreiben zur Herz-Jesu-Verehrung Einblicke in sein eigenes Herz gibt“. weiter...
Die Menschen wollen beten!
Von Richard Kocher
Programmdirektor Pfarrer Dr. Richard Kocher geht von der Feststellung aus, dass die höchsten Einschaltquoten auf Radio Horeb bei der Übertragung von Gebetszeiten und Hl. Messen zu verzeichnen sind. Warum sehnen sich die Menschen gerade nach dieser Art von Glaubenshilfe? Dadurch werde „in der Welt etwas ins Gleichgewicht gebracht“, so zitiert Dr. Kocher aus der FAZ. weiter...
Beitrag zum Heiligen Jahr 2025
Christliche deutschsprachige Märtyrer des 21. Jahrhunderts
Von Helmut Moll
Auf Initiative von Papst Franziskus stellte Prälat Prof. Dr. Helmut Moll, der Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz für das Martyrologium des 20. Jahrhunderts, Nachforschungen an, welche deutschsprachigen Märtyrer im ersten Quartal des 21. Jahrhunderts ihr Leben für Christus hingegeben haben. Die bewusste Erinnerung an die Blutzeugen unserer Tage bildet einen Beitrag zum Heiligen Jahr 2025. Dabei sollten alle christlichen Konfessionen berücksichtigt werden. Prälat Moll konnte 15 Personen aus dem deutschsprachigen Raum ausfindig machen. weiter...
Bartolomé de Carranza (1503-1576)
Opfer der spanischen Inquisition
Von Jakob Knab
Im Zuge der Nachforschungen über die Wirkungsgeschichte des heiligen Märtyrers John Kardinal Fisher (1469-1535) machte sich Studiendirektor Jakob Knab auch mit der als „Carranza-Tragödie“ bekannten Geschichte des berühmten spanischen Dominikaners und Theologen Bartolomé de Carranza (1503-1576) vertraut. In Anerkennung seiner gewaltigen Verdienste um die katholische Kirche in Europa wurde Carranza zum Erzbischof von Toledo, der Primatsstadt des spanischen Reiches, ernannt. Am 13. Oktober 1558 trat er sein Amt an, doch erfolgte im August 1559 seine Verhaftung durch die Inquisition. Die Art, wie er fast 17 Jahre lang verfolgt wurde, sollte ehrlich aufgearbeitet werden. Die Kirche ist reif, seine Geschichte im Licht des Weges der synodalen Umkehr zu reflektieren, den sie nun eingeschlagen hat. weiter...
Der erste heilige „Millennial“
Carlo Acutis
Von Klaus-Hermann Rössler
Der Heiligsprechung des italienischen Jugendlichen Carlo Acutis steht nichts mehr im Weg. Dennoch wurde er nicht in der Zeremonie am 20. Oktober 2024 einbezogen, in der Papst Franziskus 14 Selige ins Verzeichnis der Heiligen aufgenommen hat, nämlich die elf Märtyrer von Damaskus und drei Ordensgründer. Carlo Acutis sollte in dieser edlen Schar nicht untergehen. Seine Heiligsprechung wird voraussichtlich einen Höhepunkt im Heiligen Jahr 2025 bilden. Die Kirche möchte seine Ausstrahlungskraft besonders in ihrer pastoralen Fürsorge um die jungen Menschen zur Geltung bringen. Inspiriert durch einen Vortrag von Pfr. Tobias Brantl, dem Geistlichen Leiter der „Freunde Carlo Acutis“, in Radio Horeb am 19. September 2024 stellt Klaus-Hermann Rössler diesen ersten heiligen „Millennial“ im Licht des hl. Maximilian Kolbe (1894-1941) vor. Dabei geht er der Frage nach, worin Heiligkeit besteht und ob man von einer Art „Wissenschaft der Heiligen“ sprechen könnte. weiter...
Magdalena Gornik: „Für den Himmel muss man leiden“
Auf den blicken, den sie durchbohrt haben
Von Anton Štrukelj
Die Geschichte des Landes Tirol ist auf einzigartige Weise von der Verehrung des Herzens Jesu geprägt. Am 1. Juni 1796 schlossen die Tiroler einen Bund mit dem göttlichen Erlöserherzen. 1570 hatte Erzherzogin Magdalena, die Tochter Ferdinands I., in Hall bei Innsbruck ein Damenstift begründet. Beraten wurde sie dabei vom hl. Petrus Canisius. Doch 1783 löste Joseph II. das Stift auf und ließ die Herz-Jesu-Basilika schließen. Erst 1912 rief Franz Ferdinand, der 1914 in Sarajewo ermordete Thronfolger, das Damenstift wieder ins Leben und siedelte die Kongregation der „Töchter des Heiligsten Herzens“ an. Bis heute versehen die Schwestern den Dienst der immerwährenden eucharistischen Anbetung. Seit 2001 wird jedes Jahr Ende August die große Herz-Jesu-Wallfahrt durchgeführt. Am 24. August 2024 hielt der slowenische Dogmatikprofessor Dr. Anton Štrukelj (geb. 1952) im Rahmen dieser Wallfahrt die Predigt. Nachfolgend leicht bearbeitet. weiter...
Nicht immer zum Vergnügen der geistlichen Herren
Kinder bringen es auf den Punkt
Von Winfried Henze
Mit 95 Jahren hat Pastor Winfried Henze aus dem Bistum Hildesheim, geb. am 17. Juni 1929, ein humorvolles Büchlein herausgebracht. Es trägt den Titel „Lob der Kalkleiste – und allerlei zum Schmunzeln über ihre Träger. Dazu einiges, was einem beim Nachdenken über längst vergangene Zeiten so alles einfallen kann“. „Kalkleiste“ sei eine „liebevoll-spöttelnde Bezeichnung des römischen Priesterkragens“. Auf 80 Seiten hat Pastor Henze, der am 18. Juli dieses Jahres sein 70. Priesterjubiläum feiern konnte, Anekdoten und Erzählungen zusammengestellt, die wirklich so passiert sind. weiter...