Die letzten drei Nummern von Kirche heute sind jeweils noch nicht online gestellt.
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Mai 2025
Liebe Leserinnen und Leser
Von Erich Maria Fink und Thomas Maria Rimmel
Am Morgen des 21. April 2025 hat Gott Papst Franziskus zu sich gerufen. Noch am Vortag, dem Ostersonntag, durfte er von der Loggia des Petersdoms aus der ganzen Welt den Segen „Urbi et orbi“ erteilen und anschließend durch die Reihen der Gläubigen auf dem Petersplatz fahren. Es waren seine letzten öffentlichen Worte. Was für ein gnadenvoller Schlussakkord am Ende eines Pontifikats, in dem er unermüdlich versuchte, den Menschen die Nähe des Guten Hirten und die allumfassende Liebe des Barmherzigen Vaters spüren zu lassen! Es war ein Geschenk der göttlichen Vorsehung, dass er nicht im Krankenhaus gestorben ist, sondern dieses letzte Zeichen seiner mitfühlenden Hinwendung zu allen Menschen setzen konnte.
Franziskus wollte nicht von seinem Amt zurücktreten, sondern seinem Auftrag bis zum letzten Atemzug treu bleiben. Deshalb dürfen wir seinen Heimgang auch als Erlösung betrachten, einerseits für ihn persönlich, andererseits aber auch für die Leitung der Weltkirche, die sich zusehends schwieriger gestaltete. Gott selbst wird das Steuer des Kirchenschiffs nun in die Hände eines Nachfolgers übergeben. Wir sind gerufen, mit großem Eifer dafür zu beten, dass uns der Herr einen Papst nach seinem Herzen schenkt. Gleichzeitig gilt es, das reiche Erbe, das uns Franziskus hinterlassen hat, zu bewahren und nach Gottes Willen umzusetzen.
Am 14. Januar 2025 erschien seine Autobiografie mit dem Titel „Hoffe“. Sie ist das Ergebnis einer sechsjährigen Zusammenarbeit mit dem Journalisten Carlo Musso. Zunächst war es nicht die Absicht, diesen sehr persönlich gehaltenen Rückblick bereits zu Lebzeiten des Papstes zu veröffentlichen. Doch kamen die Beteiligten 2023 zur Überzeugung, das Buch könnte einen wertvollen Beitrag zum Heiligen Jahr 2025 leisten. Es passt wunderbar zum Motto „Pilger der Hoffnung“. Carlo Musso meinte: „Hoffnung ist die tragende Säule, die das gesamte Leben von Papst Franziskus durchzieht, und der rote Faden, der diese lange Geschichte zusammen-hält, selbst auf den Seiten, auf denen er wahre Schrecken schildert.“ So entschied der Papst, seine Erinnerungen bereits zum Auftakt des Jubiläumsjahres der Öffentlichkeit vorzulegen.
Wir haben verschiedene Persönlichkeiten gewonnen, die aus unterschiedlichen Richtungen auf das nun zu Ende gegangene Pontifikat zurückblicken: den aus Italien stammenden Bischof Christian Carlassare MCCJ von Bentiu im Südsudan, der sich bei seinem Dienst in Afrika von Papst Franziskus immer verstanden, inspiriert und unterstützt fühlte; den Dogmatikprofessor Dr. Roman Anton Siebenrock, der im Dienst dieses Papstes prophetische Weichenstellungen sieht, besonders in der synodalen Weggemeinschaft, die er angestoßen hat; den Historiker Dr. h.c. Michael Hesemann, der bereits 2013 auf der Grundlage einzigartiger Recherchen in der Heimat des neuen Papstes das Buch „Papst Franziskus. Das Vermächtnis Benedikt XVI. und die Zukunft der Kirche“ herausgegeben hat und nun seine zwölfjährige Amtszeit kommentiert; den Historiker Klaus-Hermann Rössler, der die Autobiografie ausführlich rezensiert, und schließlich die Theologin Dr. Veronika Ruf, welche die Verbindung von Papst Franziskus zum Marienbild der Knotenlöserin in Augsburg entfaltet, was einen schönen Einstieg in den Marienmonat Mai bildet. All diese Beiträge lassen den ganzen Reichtum des jüngsten Pontifikats aufscheinen, der auch uns mit tiefer Hoffnung und Zuversicht erfüllen möge.
Liebe Leserinnen und Leser, zwölf Jahre lang haben wir aufrichtig und mit gläubiger Treue zur Kirche versucht, die Inhalte des Pontifikats von Papst Franziskus zu erklären und zu vermitteln. Für uns ist sein Heimgang ein besonderer Meilenstein, den wir mit Dankbarkeit für Ihre Treue und Verbundenheit in unser Gebet um einen guten Nachfolger einschließen. Auf die Fürsprache Mariens, der Maienkönigin, wünschen wir Ihnen Gottes reichsten Segen!
„Bittet ‚Maria Knotenlöserin‘ für mich!"
Papst Franziskus und das Gnadenbild von Augsburg
Von Veronika Ruf
Die in Rom promovierte Theologin Dr. Veronika Ruf war von 2002 bis 2012 Studienleiterin bei „Theologie im Fernkurs“ in Würzburg, eine Einrichtung, die im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz theologische bzw. berufsqualifizierende Kurse im Fernstudium anbietet. Dr. Ruf war u.a. für die Organisation des neu konzipierten Grundkurses zuständig. 2012 wechselte sie zu Beginn des neugegründeten „Instituts für Neuevangelisierung und Gemeindepastoral“ der Diözese nach Augsburg. Seit 2017 ist sie Theologische Referentin im Fachbereich Liturgie des Bistums Augsburg. Sie hat eine Novene zur Knotenlöserin mit Gebeten von Papst Franziskus verfasst (Fe-Medien). In ihrem Beitrag geht sie auf die große Aufmerksamkeit ein, die Papst Franziskus dem Bild der „Knotenlöserin“ ge-schenkt hat, das sich etwa seit 1700 in der Augsburger Kirche St. Peter am Per-lach befindet. weiter...
Zum Fest „Patrona Bavariae“ am 1. Mai
Zeichen der Hoffnung
Von Eugen Kleindienst
Prälat Dr. Eugen Kleindienst (geb. 1952) wurde 1978 zum Priester geweiht und war von 1984 bis 1993 Generalvikar, danach Finanzdirektor und Domdekan im Bistum Augsburg. 2003 wurde er vom Auswärtigen Amt zur Deutschen Botschaft beim Heiligen Stuhl nach Rom in den diplomatischen Dienst berufen. Dort war er bis zu seinem Ruhestand 2015 geistlicher Botschaftsrat I. Klasse. 2023 erschien im Kunstverlag Josef Fink ein Büchlein mit dem Titel „Schönheit und Fülle des Glaubens. Maria, Heilige, Kirche – Geistliches Leben“. Darin veröffentlichte Dr. Kleindienst geistliche Texte, die er zum größten Teil als Predigten in der Basilika St. Ulrich und Afra in Augsburg gehalten hat. Nachfolgend dürfen wir dankens-werterweise die Predigt zum Fest der Schutzfrau Bayerns, der „Patrona Bavariae“, wiedergeben, das seit 1970 am 1. Mai gefeiert wird. weiter...
Rückblick auf das zwölfjährige Pontifikat von Papst Franziskus
Der Volkspapst
Von Michael Hesemann
Der Historiker Dr. h.c. Michael Hesemann (geb. 1964) kann auf eine bewegte Karriere als Journalist und Autor zurückblicken. Er hat Dutzende von Büchern herausgegeben und ist unermüdlich auf Vortragsreisen unterwegs. Bereits 2013 veröffentlichte er ein Buch über den eben zum Papst gewählten Kardinal Jorge Mario Bergoglio aus Südamerika, der dem Jesuitenorden angehörte, sich aber den Namen Franziskus gab, um ganz bewusst an das Charisma des hl. Franz von Assisi anzuknüpfen. Die 288 Seiten umfassende Publikation trägt den Titel „Papst Franziskus. Das Vermächtnis Benedikt XVI. und die Zukunft der Kirche“. Um dieses Buch zu schreiben, reiste er eigens nach Argentinien und sprach vor allem mit Maria Elena Bergoglio, der Schwester des Papstes. Er konnte aber auch viele Freunde und Vertraute befragen wie den Rabbiner Abraham Skorka oder Pater Guillermo Marcó, den vielleicht engsten Vertrauten des vormaligen Erzbischofs von Buenos Aires. Mit ähnlicher Aufmerksamkeit, wie er damals den Wurzeln Kardinal Bergoglios nachging, verfolgte Hesemann dessen weiteren Weg als Petrusnachfolger. So kann er nun im Rückblick auf die vergangenen zwölf Jahre eine umfassende Einordnung des nun zu Ende gegangenen Pontifikats vornehmen und dabei unterschiedliche Sichtweisen berücksichtigen. weiter...
Veränderungen im Geist des Evangeliums
Ein Pontifikat mit Überraschungen
Von Bischof Christian Carlassare, Bentiu/Südsudan
Wie sieht der aus Italien stammende Comboni-Missionar Christian Carlassare (geb. 1977) das jüngste Pontifikat? Seit 2005 ist er im Gebiet des heutigen Südsudans tätig. 2021 wurde er von Papst Franziskus zum Bischof der südsudanesischen Diözese Rumbek ernannt. Am 3. Juli 2024 setzte ihn der Vatikan als ersten Bischof des neu errichteten Bistums Bentiu an der Grenze zum Sudan ein. Angesichts des dortigen Bürgerkriegs, der auch immer mehr nach Süden überschwappt, ist er gewaltigen Herausforderungen ausgesetzt. Auf dem Hintergrund seiner Erfahrungen versucht er, die Akzente einzuordnen, die Papst Franziskus als oberster Hirte der Weltkirche gesetzt hat. weiter...
„Rahel weint um ihre Kinder“
Von Bischof Christian Carlassare, Südsudan
2011 wurde der Südsudan unabhängig, versank aber in einem langjährigen Bürgerkrieg, bis sich Präsident Salva Kiir und Rebellenführer Riek Machar als Vizepräsident auf die Bildung einer gemeinsamen Regierung einigten. Am 27. März ließ Salva Kiir seinen Vize verhaften und wieder steht das Land vor einem Krieg. Was der neue Gewaltausbruch konkret mit sich bringt, geht aus einem Hirtenbrief des Bischofs der Diözese Bentiu v. 5. April 2025 hervor. weiter...
Das Pontifikat von Papst Franziskus als Hören auf die Synodalität Gottes mit allen Geschöpfen
Die Freude des Evangeliums
Von Roman A. Siebenrock
Auch wenn Professor Dr. Roman Anton Siebenrock (geb. 1957), der von 2006 bis 2022 an der Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck Dogmatik doziert hat, nicht direkt auf die Autobiografie von Papst Franziskus eingeht, so bildet sie doch den Anlass, wichtige Aspekte seines Pontifikats zu beleuchten. Gerade darin liegt der Wert dieses Beitrags, dass er eine persönliche Stellungnahme darstellt und spüren lässt, wie Papst Franziskus mit seinen Gesten und Äußerungen auf einen erfahrenen Dogmatiker gewirkt und welche Saiten der oberste Hirte der Kirche im Herzen eines Theologen zum Schwingen gebracht hat. Im Sinn des hl. John Henry Newman sieht Professor Siebenrock in diesem Pontifikat eine besondere Verschränkung des apostolischen Amtes der Leitung mit dem prophetischen Amt in der Kirche und dem Glaubenssinn der Glaubenden, was letztlich die Grundstruktur der Kirche ausmacht. weiter...
„Hoffe“ – das Buch für die „Pilger der Hoffnung“ im Heiligen Jahr 2025
Christentum als Schule der Empathie und Hoffnung
Von Klaus-Hermann Rössler
Am 14. Januar 2025 wurde die Autobiografie von Papst Franziskus der Öffentlichkeit vorgestellt. Eigentlich war geplant, dieses 400 Seiten umfassende Erinnerungsbuch erst nach dem Tod des Papstes zu veröffentlichen. Doch schließlich setzte sich die Überzeugung durch, dass gerade ein so persönliches Zeugnis des obersten Hirten der Kirche mit dem Titel „Hoffe“ eine befruchtende Inspiration für das Heilige Jahr sein könnte. Tatsächlich entspricht der inhaltliche Schwerpunkt ganz dem Motto des Jubiläumsjahres, das bekanntlich „Pilger der Hoffnung“ lautet. Klaus-Hermann Rössler erschließt in seiner Rezension das umfangreiche Werk, indem er die wesentlichen Aspekte auf spannende und freimütige Weise herausstellt. Er würdigt die Autobiografie als ausgesprochen „kurzweilige Lektüre“, die zur Gewissensbildung beiträgt und Hoffnung vermittelt. Vor allem rege sie dazu an, die Herzensbildung ernster zu nehmen und mit mehr Empathie auf die Mitmenschen zuzugehen. Aber Rössler scheut sich auch nicht, Fragen zu formulieren, die sich für ihn stellen, nachdem er das ganze Buch gelesen hat. weiter...
Russisch-orthodoxes Geschenk für die katholische Fatima-Kirche in Rjabinino
Zeichen der Einheit und des Friedens
Von Erich Maria Fink
Am 13. April 2025 fand ein außergewöhnliches Projekt seinen abschließenden Höhepunkt: eine russisch-orthodoxe Ikonenschule für Kinder übergab der katholischen Kirche Unserer Lieben Frau von Fatima im nördlichen Ural eine prachtvolle Ikone. Sie zeigt drei ausgewählte Heilige, nämlich jeweils einen aus der frühen Kirche im Heiligen Land sowie aus der West- und der Ostkirche, die zusammen ein eindrucksvolles Zeichen für Einheit und Frieden darstellen. weiter...
Wie man Reichtum einsetzt, um in den Himmel zu kommen
Das Nadelöhr
Von Klaus-Hermann Rössler
Im Media Maria Verlag, Illertissen, ist 2024 ein Buch mit dem Titel „Pater Pio und Mary Pyle. Seine hochgeschätzte geistliche Tochter und Vertraute“ erschienen. Verfasst wurde es von Esther von Krosigk, einer außergewöhnlichen Journalistin, die sich seit vielen Jahren für die katholische Kirche interessierte und 2019 konvertierte. In ihrem Buch geht sie eigentlich auf vier Hauptfiguren ein, nämlich auf die Amerikanerin Mary Pyle (bis zu ihrer Konversion Adelia McAlpin Pyle), den hl. Pater Pio, dem sie über mehrere Jahrzehnte als enge Vertraute beistand, Dr. Maria Montessori, die sie bis zu ihrer Begegnung mit Pater Pio begleitete, und ihre Mutter Adelaide McAlpin Pyle. Klaus-Hermann Rössler spricht in seiner Rezension „von einer der in der Tat ungewöhnlichsten, weitgespanntesten, gleichwohl unbekanntesten Biografien einer einflussreichen Person des 20. Jahrhunderts“. weiter...
Versuch der Gleichschaltung mit dem NS-Regime ist misslungen
Kirche im Dritten Reich
Von Jakob Knab
Studiendirektor Jakob Knab stellt in seinem Artikel aus verschiedenen Blickwinkeln dar, wie sich die katholische Kirche im Dritten Reich zum NS-Regime verhalten hat. Es handelt sich um eine aufschlussreiche Zusammenstellung von Fakten, die zum größten Teil bekannt sind. Doch lädt gerade eine solche Zusammen-schau zur weiteren Aufarbeitung der NS-Zeit ein und richtet einen starken Appell an die Kirche in den Herausforderungen der aktuellen Weltlage. Papst Johannes Paul II. hatte sich bereits am 24. Juni 1988 bei seinem Besuch der KZ-Gedenkstätte Mauthausen besorgt darüber gezeigt, dass wir „mit allzu großer Eile in unserem Gedächtnis und Bewusstsein die Spur der alten Verbrechen auslöschen“. weiter...
Leuchtendes Beispiel für ein „offenes Christentum“ in der Russisch-Orthodoxen Kirche
Erzpriester Alexander Kubelius (1946-2019)
Von Dionisij Martyschin und Pawel Botschkow
Die beiden russisch-orthodoxen Geistlichen Dionisij Martyschin und Pawel Botschkow (Pavel Bochkov) setzen gleichsam ihre Reihe fort, mit der sie herausragende Vertreter wissenschaftlich-theologischen Denkens in der Russisch-Orthodoxen Kirche vorstellen (vgl. Kirche heute, 4-2025, S. 16-19). Wie den Erzpriester Alexander Men (1935-1990) sehen sie auch den Erzpriester Alexander Kubelius (1946-2019) als Brücke zwischen den christlichen Traditionen der Ost- und Westkirche.
Ähnlich wie Papst Franziskus zunächst als Chemietechniker in einem lebensmittelwissenschaftlichen Labor arbeitete und erst kurz vor seinem 33. Geburtstag die Priesterweihe empfing, war auch Kubelius ein Spätberufener, der nach seiner Ausbildung als Radio-Ingenieur-Technologe zunächst ein Studium am Kiewer Technologischen Institut für Lebensmittelindustrie absolvierte. Danach studierte er am Leningrader Theologischen Seminar und promovierte 1980 an der Lenin-grader Theologischen Akademie zum Thema „Das Moskauer Patriarchat in seiner historischen Entwicklung“. Ebenfalls mit knapp 33 Jahren wurde er 1979 zum Priester geweiht und 1992 nach vielseitigem pastoralem Einsatz und intensiver Lehrtätigkeit zum Rektor der Theologischen Akademie sowie des Priesterseminars in Kiew ernannt.
Allerdings wurde ihm diese Verantwortung wieder entzogen, als er sich kategorisch weigerte, Studenten, die unter der Schirmherrschaft der Behörden standen, überhöhte Noten zu geben. Insbesondere geriet er mit einem Geistlichen in Konflikt, der für seine unangemessene Lebensführung und die Zusammenarbeit mit den Geheimdiensten bekannt war. weiter...