Sr. Lucia von Fatima hat vor über 30 Jahren mit einer markanten Formulierung den Kampf um Ehe und Familie vorausgesagt. Weihbischof Dr. Andreas Laun greift diese prophetischen Worte auf und deutet sie im Licht der heutigen Gender-Ideologie. Dabei erinnert er an die Anfeindungen, die gegen Kardinal Caffarra losgebrochen waren, nachdem er Abtreibung und Verhütung in einem Atemzug genannt hatte. Hinter beiden verberge sich, so Caffarra, letztlich dieselbe lebensverneinende Grundhaltung.
Von Weihbischof Andreas Laun
Brief an Kardinal Caffarra
Zuerst die Information: „Die letzte Schlacht zwischen dem Herrn und der Herrschaft Satans wird um die Ehe und die Familie geschlagen.“ Dieser Satz steht in einem Brief, den Sr. Lucia dos Santos, eine der Seherinnen von Fatima, an Kardinal Carlo Caffarra, den Erzbischof von Bologna, geschrieben hat. Der Blog „Rorate caeli“ hat Ausschnitte aus einem Interview veröffentlicht, das der Kardinal im März 2008 dem italienischen Magazin „Voce di Padre Pio“ gegeben hat. Wer ist Kardinal Caffarra? Vor Jahren wurde er wegen eines kleinen, durchaus richtigen Satzes in einem Vortrag medial hingerichtet. Es war die Zeit, als man anfing, mit der „Empörungskultur“ unliebsame Menschen medial zu steinigen und auszuschalten. Papst Johannes Paul II. ließ sich nicht beirren: Er gab Carlo Caffarra 1980 den Auftrag, das Päpstliche Institut für Studien zu Ehe und Familie zu gründen, dessen erster Präsident er von 1981 bis 1995 war. Als er die Aufgabe übernommen hatte, schrieb er einen Brief an Sr. Lucia, in dem er sie um ihr Gebet bat. In dem Antwortbrief stand der eingangs zitierte Satz. „Jeder, der sich für die Heiligkeit der Ehe und Familie einsetzt, wird in jeder Hinsicht bekämpft und abgelehnt werden, weil das die entscheidende Frage ist“, fügte Sr. Lucia hinzu. Papst Johannes Paul II. habe dieses Thema ebenfalls für eine Kernfrage gehalten, erinnert sich Caffarra. Es berühre eine Säule der Schöpfung, das Verhältnis von Mann und Frau innerhalb der Generationen. Wenn der Grundpfeiler zerstört sei, breche das ganze Gebäude zusammen, zitiert Caffarra den Papst.
„Gender“ ist die Speerspitze
Lucia hat das in wirklich erschreckender Weise ausgesprochen. Aber alles, was seither geschehen ist, gibt ihr Recht: Speerspitze des großen Angriffs ist die „Gender-Ideologie“. Sie ist in einer Art und Weise an die Macht gekommen, die sprachlos macht, schaudern lässt und die wohl kaum jemand für möglich gehalten hätte. Denn sie ist absolut gegen jede Vernunft, gegen den Hausverstand und gegen die menschlichsten aller Gefühle. Zudem tritt sie totalitär auf, kümmert sich nicht um irgendeine demokratische Kultur, lehrt Schamlosigkeit und agiert selbst ohne Scham – und das alles ausgerechnet in Ländern, die sich pathetisch ihrer Rechtsstaatlichkeit und ihrer Freiheitsliebe rühmen! Die Gender-Ideologen selbst benehmen sich wie eine geistige ISIS oder ein Boko Haram. Ihre wichtigste Waffe ist die Lüge. Und dennoch werden sie mit Geld überschüttet und erhalten von allen Seiten staatliche Unterstützung!
Pädagogik zur „sexuellen Vielfalt“
Trotz allem, was darüber schon geschrieben wurde, wissen es viele immer noch nicht: Letztlich in der Tradition von Karl Marx und Wladimir Lenin bekämpfen diese Ideologen die Familie. Vater und Mutter sollte es eigentlich nicht geben. Es gibt Länder, in denen man nur noch von „Elter 1“ und „Elter 2“ sprechen will. Die Frauen sollen vor allem arbeiten, möglichst getrennt und unabhängig von ihren Männern sein. Kinder, die sie zu ihrer Befreiung nicht verhütet oder abgetrieben haben, sollten sie nur nebenbei, sozusagen schnell und hastig gebären und ja nicht behaupten, es sei schöner, Mutter zu sein als 8 Stunden vor einem Bildschirm zu sitzen. Wenn die Kinder da sind, sollten sie diese, wieder um selbst frei zu bleiben, möglichst früh dem Staat zur ideologischen Verbildung ausliefern. Kernstück der Ideologie ist die absurde Behauptung, dass es nicht Mann und Frau gibt, sondern nur Menschen, die zu dem einen oder anderen Geschlecht „gemacht“ werden oder sich selbst aussuchen, was sie sein wollen. Ein wichtiges Instrument der Indoktrination ist die Pädagogik zur „sexuellen Vielfalt“, in der jede sexuelle Abweichung von der – spöttisch so genannten – „traditionellen“ Ehe gelehrt, empfohlen und da und dort auch eingeübt wird. Man verdirbt die Kinder und will sie schamlos machen! Um diese „Menschen-Anschauung“ durchzusetzen, benützen die staatlichen Behörden all ihre Macht und Tricks zur „Umerziehung“ der Menschen. Leute, die sich nicht unterwerfen wollen, werden mit Hilfe von Ausgrenzung, finanzieller Benachteiligung und mittlerweile sogar mit Strafdrohungen unter Druck gesetzt.
Besonders schlimm ist an all dem: Bei der Werdung der entsprechenden Gesetze haben in fast allen Ländern auch eigentlich christlich orientierte Politiker mitgestimmt, wie W. Palko in seinem erschütternden Buch „Die Löwen kommen“ nachgewiesen hat.
Papst Franziskus nennt es „dämonisch“
Das ist in etwa die Lage! Papst Franziskus hat dazu ganz im Sinn seiner Vorgänger bei der Begegnung mit den österreichischen Bischöfen nur ein Wort gesagt: „Dämonisch!“ Positiv zu vermerken ist: Die Öffentlichkeit beginnt aufzuwachen, Widerstand regt sich da und dort. Auch in der Kirche sind es mehr und mehr Menschen, die den ideologischen Tsunami kommen sehen und daher warnend, immer lauter, ihre Stimme erheben. Man darf nicht vergessen: Menschen haben schon oft auch in sich dumme Ideologien unterschätzt – vielleicht nicht einmal den Inhalt, wohl aber ihre Gefährlichkeit, wenn man sie gewähren lässt. Von den beiden großen Diktaturen des 20. Jahrhunderts mit all ihrem Schrecken hätten wir dies eigentlich längst lernen können.
Beten und das Schweigen brechen
Was kann man tun, welche „Mauern“ zum Schutz errichten? Sr. Lucia würde sicher sagen: „Betet! Haltet Anbetung und betet den Rosenkranz!“ Und sie hat Recht. Dieser Antwort stimmen sicher der jetzige Papst und die früheren Päpste sowie alle Christen zu, die ihren Glauben wirklich ernst nehmen. Aber das schließt nicht aus, dass die Christen mit allen Menschen guten Willens und klaren Verstandes auf die Straße gehen, und vor allem auch, dass sie nicht schweigen. Schweigen war schon oft das offene Tor für den Teufel und eine Sünde, die man besonders leicht übersehen kann!
Um besser zu verstehen, was gegenwärtig in vielen Kindergärten und Schulen unseres Kontinents geschieht, genügt es, das umfangreiche Dokument zu lesen, das den Titel trägt: „Standards für die Sexualaufklärung in Europa. Rahmenkonzept für politische Entscheidungsträger, Bildungseinrichtungen, Gesundheitsbehörden, Expertinnen und Experten“. Um genau zu sein, ist das Dokument erstellt worden vom Regionalbüro für Europa der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA). Dieses Dokument der WHO wurde im Jahr 2010 in Köln ausgeheckt und sieht eine Indoktrination nach Altersgruppen vor, und zwar durch eine informierende und erziehende Tätigkeit zu Themen, deren Lektüre als durchaus aufschlussreich erscheint.
Beginnen wir mit der ersten Altersgruppe: der von null bis vier Jahren. Die Kleinkinder sollen nach dem Standard aufgeklärt werden über „frühkindliche Masturbation“, die „Entdeckung des eigenen Körpers und der eigenen Genitalien“, über die Fähigkeit, ein „Bewusstsein für Geschlechtsidentität zu entwickeln“, über „unterschiedliche Familienbeziehungen“ und über das „Recht, Nacktheit und den eigenen Körper zu erkunden und neugierig zu sein“, und sie sollen eine „Akzeptanz“ erlernen, „dass es verschiedene Möglichkeiten gibt, Kind einer Familie zu werden“.
Die zweite Altersgruppe umfasst das Alter von vier bis sechs Jahren. Die Kinder dieses Alters sollen nicht nur bereits alle Körperteile im Detail kennen, aus denen ihre Genitalien bestehen, sondern sollen vor allem eine „Anerkennung der Unterschiede“ und eine „Anerkennung der Gleichstellung der Geschlechter“ pflegen sowie lernen, die „eigene Geschlechtsidentität zu festigen“ und die „Überzeugung: ,Mein Körper gehört mir‘“ übernehmen, die Möglichkeit „gleichgeschlechtlicher Beziehungen“ und „unterschiedliche Ansichten über Familie“ kennenlernen sowie eine „Anerkennung von Vielfalt“ vollziehen, und sie sollen das „Bewusstsein“ entwickeln, „wählen zu können“, und zwar mit einer „offenen Haltung, frei von Werturteilen“.
Die dritte Altersgruppe ist die zwischen sechs und neun Jahren. Den Kindern dieses Alters sollen die „Grundbegriffe der Empfängnisverhütung (es ist möglich, die eigene Familie zu planen und darüber zu entscheiden)“ eingeflößt werden, und zwar mittels einer vertieften Kenntnis der „verschiedenen Methoden der Empfängnisverhütung“ und des „Geschlechtsverkehrs“ ebenso wie der „sexuellen Rechte von Kindern“ und der „Krankheiten in Verbindung mit Sexualität“. Ferner ist es erforderlich, dass die Jungen und Mädchen zwischen sechs und neun Jahren nicht nur eine „Akzeptanz von Unsicherheiten“ erlernen, „die aufgrund des Körperbewusstseins entstehen“, sondern auch eine „Anerkennung von Vielfalt“, und zwar mit besonderer Aufmerksamkeit darauf, was es bedeutet, „Freundschaft und Liebe von Menschen des gleichen Geschlechts“ zu empfinden, auch durch eine Erziehung zu einer vollen „Achtung gegenüber unterschiedlichen Lebensstilen, Werten und Normen“.
Die vierte Altersgruppe ist die zwischen neun und zwölf Jahren. In diesem Alter ist es erforderlich – abgesehen von einer nunmehr kompletten Kenntnis über das Sexuelle (Menstruation, Ejakulation, Empfängnisverhütung, Abtreibung usw.) –, eine „positive Haltung zur Identität und Gleichstellung der Geschlechter“ sich anzueignen, „Freundschaft und Liebe zu Menschen des gleichen Geschlechts“ zu empfinden sowie „Verständnis und Respekt für sexuelle Vielfalt und Orientierung sowie deren Anerkennung“ zu üben.
Die fünfte Altersgruppe ist die der Jugendlichen von zwölf bis fünfzehn Jahren. Sie sollen informiert werden über „Rollenerwartungen und Rollenverhalten hinsichtlich sexueller Erregung und hinsichtlich Gender-Unterschieden“, die Aspekte der „Geschlechtsidentität und sexuellen Orientierung einschließlich Coming-out und Homosexualität“ vertiefen und natürlich ebenfalls „Verständnis und Respekt für sexuelle Vielfalt und Orientierung sowie deren Anerkennung“ üben.
Eine Lüge wird mit diktatorischen Methoden eingeführt
Gender – eine absurde Ideologie
Mathias von Gersdorff wurde 1964 in Santiago de Chile geboren und studierte dort sowie in Heidelberg und Bonn Volkswirtschaft. Für ihn hat die Menschheit nur auf der Grundlage der christlichen Werte eine Zukunft. So setzt er sich für den Lebensschutz, eine gesunde Erziehung und die Stärkung von Ehe und Familie ein. In einer neuen Veröffentlichung[1] analysiert er die Gender-Ideologie und ihre Konsequenzen. Er beleuchtet sowohl den Ursprung der Bewegung als auch die Folgen für die Betroffenen: die Kinder, die Eltern, die Gesellschaft. Auf allgemein verständliche Weise führt er in die Thematik ein, die vielen erst durch die gesellschaftspolitischen Gefechte um den baden-württembergischen „Bildungsplan 2015“ bewusst geworden ist. Fachübergreifend soll die „Akzeptanz sexueller Vielfalt“ zum Leitprinzip erhoben werden. Gersdorff kommt zu erschütternden Ergebnissen, die wachrütteln und Orientierung vermitteln. In einem Interview für „Kirche heute“ hat er zusammengefasst, was ihn bewegt und wie wir als Christen auf die jüngsten Entwicklungen reagieren sollten.
Interview mit Mathias von Gersdorff
Kirche heute:Verehrter Herr Gersdorff, seit vielen Jahren beschäftigen Sie sich mit gesellschaftspolitischen Fragen. Könnten Sie sich unseren Lesern kurz vorstellen und auch ein wenig auf Ihren beruflichen Werdegang eingehen?
Mathias v. Gersdorff: In diesem Themenkomplex wurde ich 1990 nach dem Fall der Berliner Mauer aktiv: Im Einigungsvertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR einigte man sich nicht über eine Abtreibungsgesetzgebung, die im vereinigten Deutschland gelten sollte. Eine neue Regelung sollte später der Bundestag beschließen. Es war aber ziemlich klar, dass die Abtreibungslobby versuchen würde, den §218 StGB der DDR-Regelung, also der dreimonatigen Fristenlösung, anzupassen. In Westdeutschland galt damals noch die Indikationslösung, die zumindest theoretisch besser das Leben der ungeborenen Kinder schützte. So entflammte eine heftige parlamentarische Debatte um das Thema Abtreibung, an der ich mich aktiv im Rahmen der Aktion SOS Leben der „Deutschen Vereinigung für eine Christliche Kultur“ (DVCK) beteiligte. Diese Initiative, die bis heute existiert, organisierte laufend Aktionen, um die christliche Basis der Gesellschaft zu mobilisieren und so die Gesetzgebungsverfahren im Sinne der Ungeborenen zu beeinflussen. Im Jahr 1993 lancierte dann die DVCK die Aktion „Kinder in Gefahr“, für die ich bis heute die Kampagnen plane, gestalte und die Texte redigiere. „Kinder in Gefahr“ begann vorwiegend als eine Aktion gegen die Unmoral im Fernsehen. Mit der Zeit kamen neue Themen hinzu wie etwa die Proteste gegen die Einführung der „Eingetragenen Lebenspartnerschaft“ durch die rot-grüne Bundesregierung Schröder/Fischer. In jüngerer Zeit kamen die Proteste gegen Projekte wie den „Bildungsplan 2015“ in Baden-Württemberg oder generell die Einführung von Gender in den Schulen hinzu.
Kirche heute:Was bedeutet für Sie der christliche Glaube? Bildet er die entscheidende Motivation für Ihr öffentliches Engagement und Ihre Publikationen?
Mathias v. Gersdorff: Ich bin praktizierender Katholik und, ja, mein Glaube ist die entscheidende Motivation für mein öffentliches Engagement. Aufgrund meines Glaubens bin ich der Überzeugung, dass nur ein christliches Deutschland ein wahres Deutschland ist. Nur eine christliche Politik kann Deutschland zukunftsfähig machen. Auf die Bereiche angewendet, zu denen ich mich in der Öffentlichkeit äußere, bedeutet das: Wir müssen zusehen, dass die Kinder in einer gesunden Atmosphäre aufwachsen: frei von Pornographie, Blasphemie, Religionsfeindlichkeit und Gewaltverherrlichung. Wir müssen dafür sorgen, dass die Kinder in stabilen und gesunden Ehen und Familien aufwachsen. Ehen und Familien, die sich anerkannt fühlen und die über den finanziellen Freiraum verfügen, selber – also ohne Eingriff des Staates – zu entscheiden, wie sie ihr Familienleben und die Erziehung ihrer Kinder organisieren. Christliche Politik bedeutet aber auch, dass die Kinder in den Schulen nicht mit Inhalten konfrontiert werden, die ihre moralische Gesundheit gefährden, wie etwa eine schamzerstörende Sexualerziehung. Es gibt natürlich weitere Themen, doch diese sind meines Erachtens zurzeit die wichtigsten.
Kirche heute:Nun haben Sie sich intensiv mit dem Thema „Gender“ auseinandergesetzt. Was hat Sie dazu bewogen?
Mathias v. Gersdorff: Die „Gender-Ideologie“ ist das jüngste Produkt der 1968er-Revolution. Diese Revolution bestimmt die ideologische, gesellschaftliche und politische Großwetterlage seit fast 50 Jahren. Im Zuge der 68er-Revolution bildeten sich etliche „Bewegungen“: die ökologische Bewegung, die Frauenbewegung mit ihrer Forderung nach einer Entkriminalisierung der Abtreibung, die Homosexuellen-Bewegung usw. Manche von ihnen konnten enorme Erfolge erzielen. Sie mögen sehr unterschiedlich aussehen, doch sie haben einen gemeinsamen Nenner: der Angriff auf die christlichen Werte und Prinzipien, die noch in unserer Gesellschaft Gültigkeit haben.
Kirche heute:Können Sie kurz erklären, was unter „Gender“ bzw. unter der „Gender-Ideologie“ zu verstehen ist?
Mathias v. Gersdorff: Gender besagt im Wesentlichen, dass die Geschlechter Mann und Frau kulturelle Konstrukte, also eigentlich willkürlich sind. Die radikalsten Gender-Ideologen postulieren, dass es gar keine Männer und Frauen gäbe, sondern eine Vielzahl von sexuellen Identitäten oder gar ein Fluidum, und jeder Einzelne würde zwischen mehreren dieser Identitäten hin und her schweben. Jegliche Fixierung auf die Polarität Mann und Frau sei deshalb nicht nur willkürlich, sondern despotisch und fundamentalistisch. Der Zweck dieser Polarität sei die Aufrechterhaltung einer patriarchalen Gesellschaft. Um diese zu überwinden, müsse man die Polarität Mann-Frau auflösen bzw. „dekonstruieren“ – um die Terminologie der Gender-Ideologen zu verwenden. Es gibt aber auch gemäßigtere Vertreter von „Gender“. Gewissermaßen ist „Gender“ eine Flasche Wein, der man unterschiedliche Etiketten ankleben kann, je nachdem, an welches Publikum man sich wendet. Doch alle Schattierungen von Gender haben zwei gemeinsame Nenner: Sie sind radikal egalitär im Hinblick auf die Geschlechter Mann und Frau und möchten die Begriffe Mann und Frau (teilweise) verwischen. Insofern ist Gender eine egalitäre und relativistische Ideologie, da sie nicht an die Eindeutigkeit von Begriffen glaubt.
Kirche heute:Warum stellt dieser Weg Ihrer Ansicht nach eine verhängnisvolle Verirrung dar?
Mathias v. Gersdorff: Weil sie diametral konträr zur Schöpfungsordnung Gottes ist. Gott hat den Menschen als Mann und Frau erschaffen und nicht anders. Diesen Kernpunkt unseres Glaubens, aber auch des Naturrechts, bestreitet „Gender“. Gender erachtet die Natur als nicht definiert oder zumindest nicht erkennbar. Alles ist Produkt der menschlichen Sichtweise.
Kirche heute:Welche Gefahren birgt die Gender-Ideologie für uns ganz konkret?
Mathias v. Gersdorff: Gender ist eine unvernünftige und widernatürliche Ideologie. Je tiefer sie in das Leben der Gesellschaft, der Familien und der einzelnen Menschen eindringt, desto destruktiver wird sie wirken. Unsere gesamte Kultur ist auf der Basis aufgebaut, dass die Menschheit aus Männern und Frauen besteht. Diese banale Tatsache leugnet Gender, was immense kulturelle Konsequenzen hat. Da Gender auch die christliche Schöpfungsordnung leugnet, hätte eine Durchdringung von Gender erhebliche Konsequenzen für die Vermittlung des christlichen Glaubens. Gender schafft im Grunde eine Art gnostische Weltanschauung, in der nichts mehr eindeutig definiert wird; alles ist in Bewegung, das Sein ist nicht mehr eindeutig festgelegt. Weil Gender wider die Vernunft und wider die Natur ist, kann sie nur anhand diktatorischer Methoden eingeführt und aufrechterhalten werden. Das kann man schon seit langem in der öffentlichen Debatte feststellen: Eine normale Diskussion, wie sie in einer Demokratie stattfinden müsste, gibt es nicht. Die Befürworter von Gender versuchen von vornherein, die Gegner zu verleumden und mit Totschlagbegriffen mundtot zu machen und so aus der öffentlichen Debatte auszuschließen. Nirgends wurde Gender oder Gender Mainstreaming aufgrund einer demokratischen parlamentarischen Entscheidung eingeführt. Auch in Deutschland geschah das in Folge einer Richtlinie der Europäischen Kommission. Eigentlich haben sie keine andere Wahl. Mit vernünftigen Argumenten ist Gender nicht durchzusetzen. In dem Moment, wo die Menschen erfahren, worum es wirklich geht, bekommen sie Zustände wie seit zwei Jahren in Baden-Württemberg: Die Menschen unterzeichnen Petitionen, protestieren auf der Straße, versenden Protest-Postkarten usw.
Kirche heute:Welche Rolle spielt in diesem Zusammenhang die staatliche Sexualerziehung?
Mathias v. Gersdorff: Die gegenwärtige Strategie ist, so früh wie möglich mit einer Gender-Erziehung zu beginnen, also bevor die Kinder zu stark vom Elternhaus geprägt werden. Der Grund ist offensichtlich: Je später man mit der Gender-Indoktrination beginnt, desto einfacher durchschauen die Kinder, dass Gender unvernünftig und absurd ist. Deshalb muss man damit anfangen, bevor die Mentalität der Kinder durch die Eltern endgültig geprägt wurde.
Kirche heute:Wo ist auf diesem Gebiet die „Homo-Ehe“ anzusiedeln?
Mathias v. Gersdorff: Was die Abtreibung für die feministische Frauenbewegung war, ist die „Homo-Ehe“ für die Homosexuellen-Bewegung. Sie ist das politische Instrument, um gesellschaftliche und politische Anerkennung zu erreichen. Diese Anerkennung als gleichwertige „Sexuelle Identität oder Orientierung“ war nötig, um anschließend weitere Orientierungen „salonfähig“ zu machen. In Facebook ist es schon möglich, aus einer Liste von über 60 „sexuellen Identitäten“ auszuwählen. Manche meinen, es gäbe viel mehr solche „Geschlechtsidentitäten“. Andere sogar, dass es gar keine eigentliche Geschlechtsidentität gäbe, sondern ein Fluidum, also so etwas wie ein Kontinuum von Geschlechtsidentitäten. Demnach wäre unser Geschlecht in einem immerwährenden Schwebezustand zwischen verschiedenen Realitäten.
Kirche heute:Worin bestehen die Zukunftspläne der Befürworter des Gender Mainstreaming?
Mathias v. Gersdorff: Das Geschlecht ist ein wesentliches Merkmal unserer Identität. Wenn die Menschen zur Überzeugung kommen, dieses sei gar nicht definiert oder würde gar nicht existieren, hat das eine gewaltige Rückkoppelung auf ihr Selbstverständnis. Schließlich entsteht eine Mentalität, die relativistisch ist, die nicht an eindeutig definierte Begriffe und an ein eindeutig bestimmtes Sein glaubt. Das Sein, die Schöpfung wäre nach dieser Sicht der Dinge ein Magma, das ständig in Bewegung ist.
Die Annahme des christlichen Glaubens ist für jemand, der eine solche Weltanschauung hat, unmöglich. Diese Person müsste zuerst einsehen, dass sie ihre grundlegenden philosophischen Ansichten komplett ändern muss.
Es ist vielleicht interessant, an diesem Punkt festzustellen, dass sich in Südamerika, wo die Naturreligionen noch eine gewisse Bedeutung haben, sich Gender relativ rasch mit diesen Naturreligionen verbindet und eine pantheistische Weltsicht entwickelt. Nach dieser sind alle Wesen eins in einem einzigen Wesen (Pan). Klingt zwar radikal, doch das wäre die logische Konsequenz einer Schöpfung, in der das individuelle Sein nicht eindeutig festgelegt ist.
Hinsichtlich Identität spricht man heute von „Bastelbiografie“, „Patchwork-Identität“, des „flexiblen Menschen“ usw. Es herrsche eine „postmoderne Krise der Identität“, Folge der Auflösung der gesellschaftlichen Strukturen, die zur Bildung der Identität beitrugen: Nation, Familie, Geschlecht usw. Aufgrund des Aufbrechens der modernen Gesellschaften lebt der Mensch heute ohne enge Bezüge zu sozialen Größen und „bastelt“ sich seine Identität anhand von Elementen, die ihm die Mode, die Medien und die Popularkultur (Pop-Musik, Pop-Stars, Filmstars, Fernsehserien usw.) vermitteln, so die Wahrnehmung moderner Soziologen.
Kirche heute:Vor kurzem wurde in Baden-Württemberg der Aktionsplan „Für Akzeptanz und gleiche Rechte Baden-Württemberg“ eingeführt. Wie beurteilen Sie diesen Schritt?
Mathias v. Gersdorff: Gegenwärtig versuchen die Genderisten, Fakten zu schaffen: Sie führen Bildungspläne in den Schulen ein, die die Gender-Ideologie beinhalten. Sie entwerfen „Aktionspläne“, um Gender in der Gesellschaft zu etablieren. Eines ist auffällig: Es gibt so gut wie keine privaten Initiativen, die sich hierfür einsetzen. Der Staat wird von der Gender-Lobby geradezu in Besitz genommen, um Gender zu verbreiten. Das geht inzwischen so weit, dass manche Bundesministerien die Regenbogenflagge, die Flagge der Gender-Lobby, vor ihren Häusern gehisst haben. Man muss sich nur vorstellen, welchen Aufschrei es gegeben hätte, wenn ein FDP-Bundeswirtschaftsminister die Flagge des BDIs oder des „Bundes der Steuerzahler“ gehisst hätte. Auch die staatlichen Medien beteiligen sich an den Verleumdungskampagnen gegen die Gegner von Gender. In einer NDR-Sendung wurden sie sogar als „homophobe A…löcher“ bezeichnet. Ungeheuerlich!
Kirche heute:Was erwarten Sie von der Kirche? Was können Priester und Bischöfe tun? Welchen Beitrag könnten kirchliche Verbände und Bewegungen leisten?
Mathias v. Gersdorff: Gott-sei-Dank gab es in der jüngsten Vergangenheit sehr gute Stellungnahmen kirchlicherseits. Ich denke insbesondere an die Hirtenbriefe der portugiesischen, polnischen, slowakischen und spanischen Bischofskonferenzen sowie die Hirtenbriefe von Bischof Vitus Huonder aus Chur und der Bischöfe der Kirchenregion Triveneto. All diese Pastoralbriefe warnen vor Gender, manche schildern diese Gefahr sogar sehr ausführlich. Ich fasse sie kurz in meinem Buch zum Thema zusammen.
Es wäre erfreulich und auch höchste Zeit, dass die deutschen Bischöfe eine ähnlich lautende Stellungnahme abgeben. Gender findet nämlich zunehmend Eingang in Verbänden wie etwa dem „Bund der Deutschen katholischen Jugend“ (BDKJ) oder dem „Katholischen deutschen Frauenbund“ (KDFB).
Kirche heute:Sehen Sie auch Hoffnungszeichen?
Mathias v. Gersdorff: Als Katholik bin ich immer hoffnungsvoll, weil ich an die Allmacht und Barmherzigkeit Gottes glaube. Wenn aber die Gender-Ideologie weiter an Kraft und an Einfluss gewinnt, wird eine Katastrophe unvermeidlich werden, um diese Gefahr abzuwenden, ähnlich, wie das mit anderen unvernünftigen und unmenschlichen Ideologien der Fall war. Man denke bloß daran, was es gekostet hat, die Menschheit vom Kommunismus oder vom Nationalsozialismus zu befreien.
Kirche heute:Gibt es einen Wunsch oder Rat, den Sie gerne abschließend unseren Lesern mit auf den Weg geben möchten?
Mathias v. Gersdorff: Die Gender-Ideologie kann nur an Einfluss gewinnen, wenn sie auf keinen oder nur geringen Widerstand stößt. Es ist deshalb wichtig, sich in irgendeiner Form an den Initiativen zu beteiligen, die Proteste gegen Gender organisieren. Ich habe schon auf die Aktion „Kinder in Gefahr“ hingewiesen, die ich selber leite. Es gibt aber auch das Aktionsbündnis „Demo für Alle“, das die Demonstrationen gegen Gender in Stuttgart organisiert hat – mit zunehmendem Erfolg, was Hedwig Freifrau von Beverfoerde, der Sprecherin des Bündnisses, zu verdanken ist. Jeder kann eine ihm geeignete Aktionsform finden, um sich gegen diese Gefahr für unser Land, unsere Familien und unseren Glauben einzusetzen. Und sehr wichtig, nicht zu vergessen: stets auf die Macht des Gebetes vertrauen.
Kirche heute:Wir danken Ihnen aufrichtig für das aufschlussreiche und ermutigende Gespräch und wünschen Ihnen viel Kraft für Ihren Einsatz.
[1] Mathias von Gersdorff: Gender – Was steckt dahinter? Geb., 128 S., ISBN 978-3-9454011-4-9, Euro 14,95 (D), 15,40 (A) – Bestell-Telefon: 07303-952331-0, Fax: 07303-952331-5 oder mit E-Mail: buch@media-maria.de – Internet: www.media-maria.de
Ehe bleibt Ehe!
Der Kampf zeigt Wirkung
Hedwig von Beverfoerde ist Mitbegründerin der Initiative „Familienschutz“ sowie des Aktionsbündnisses „DEMO FÜR ALLE“. Sie berichtet voller Hoffnung über ihre Erfahrungen und ruft alle Menschen, denen Ehe und Familie am Herzen liegen, zum gemeinsamen Zeugnis auf. Angesichts einer übermächtigen und totalitär auftretenden Gender-Ideologie scheint der Einsatz aussichtslos. Doch Beverfoerde ist überzeugt, dass das Blatt noch gewendet werden kann. Wenn die schweigende Mehrheit ihre Stimme erhebt, gerät das siegesgewisse System der Gender-Akteure ins Wanken. Wir müssen aktiv werden und uns – gestützt vom Gebet – an Unterschriftenaktionen, Demonstrationen, Elterngesprächen in Kindergarten und Schule sowie am Schreiben von Leserbriefen beteiligen. Mit ihrem Engagement gibt Beverfoerde ein ermutigendes, kraftvolles Beispiel.
Von Hedwig Freifrau v. Beverfoerde
Die schweigende Mehrheit beginnt aufzustehen
Ehe muss Ehe bleiben! Für diese Forderung sind wir am 21. Juni 2015 mit mehr als 4.600 Menschen als DEMO FÜR ALLE in Stuttgart auf die Straße gegangen. Es war in Baden-Württemberg das fünfte Mal und – besonders ermutigend – mit doppelt so vielen Teilnehmern wie bei der vorhergehenden März-Demo. Ganz normale Bürger, Mütter, Väter, Familien mit Kindern, Rentner und Jugendliche kamen zusammen, um friedlich und selbstbewusst zu demonstrieren für das, was noch bis vor kurzem selbstverständliche Grundlage unseres Zusammenlebens war: die Ehe zwischen einem Mann und einer Frau und die daraus erwachsende Familie mit Kindern, die von ihren Eltern erzogen, religiös und weltanschaulich geprägt und vor schlechten Einflüssen geschützt werden. Denn nichts davon ist mehr selbstverständlich. Nach jahrzehntelanger schleichender Entwertung von Ehe und Familie versucht jetzt eine Phalanx von grün-rosa-roten Ideologen und schwul-lesbischen Lobbygruppen diese Institutionen zu kapern und alle gesellschaftlichen Bereiche ihrem Gender- und Sexuelle-Vielfalts-Diktat zu unterwerfen. Und da endlich bricht etwas auf. Die schweigende Mehrheit beginnt aufzustehen. Das ist neu und macht Hoffnung. Wie ist es dazu gekommen?
Entstehung des „Familiennetzwerks“
Angesichts einer Politik, die Familien systematisch finanziell ausbeutet, und einer Familienpolitik, die Eltern entmündigt und Kinder in Krippen gedrängt hat, haben vor ca. zehn Jahren die Kinderärztin Maria Steuer und ich begonnen, bundesweit Eltern zu sammeln und politische Aktionen zu organisieren. Als „Familiennetzwerk“ forderten wir die Achtung der Mutter-Kind-Bindung und organisierten u.a. breiten Widerstand gegen die Krippenoffensive der Familienministerin Ursula v. d. Leyen. Die CSU nahm 2007 unseren Protest auf und stellte regierungsintern die Bedingung eines Betreuungsgeldes für Selbsterziehende ab 2013. Um familienpolitische Basis-Aktionen effizienter und professioneller durchführen zu können, gründete ich 2008 gemeinsam mit Beatrix Herzogin Oldenburg (heute v. Storch) unter dem Dach des von ihr geführten Vereins „Zivile Koalition e.V.“ die Initiative „Familienschutz“, die ich seither ehrenamtlich leite. Mit dem Ehepaar Storch verbindet mich neben vielen weltanschaulich-politischen Übereinstimmungen v.a. die gemeinsame Richtschnur des katholischen Glaubens.
E-Mail-Kampagnen für das Betreuungsgeld
Grundanliegen der Initiative „Familienschutz“ ist es, den Familien, die bekanntlich keine Lobby haben, politisches Gewicht und Einfluss zu geben. Wir beobachten die politischen Vorgänge, informieren die Familien über unseren Newsletter und führen mit einer wachsenden Basis Gleichgesinnter gezielte Kampagnen für familienpolitische Anliegen durch. Von Beginn an ist ein Hauptschwerpunkt unserer Arbeit die Aufklärung über die Gender-Ideologie. Außerdem setzen wir uns für eine familienfaire Reform des Steuerrechts und der Sozialabgaben ein. Wir haben als außerparlamentarische Kraft 2012/13 wesentlich daran mitgewirkt, dass das bis aufs Messer bekämpfte Betreuungsgeld allen Widerständen zum Trotz eingeführt wurde. Besonders am Herzen liegen mir alle Themen, die das Elternrecht betreffen. So haben wir Widerstand organisiert gegen eine drohende Kita-Pflicht und bekämpfen die Sexualisierung der Kinder per Schulpflicht in mehreren Bundesländern. Adressaten unserer Aktionen sind politische Entscheidungsträger, also Abgeordnete oder Regierungsmitglieder auf Landes- oder Bundesebene. Der Mechanismus ist einfach. Politiker schauen immer auf die nächste Wahl. Um politisch gehört zu werden, muss man diese Perspektive einnehmen, die eigenen Anliegen entsprechend platzieren, und dann – und das ist das Entscheidende – den nötigen Druck aufbauen. Ohne Druck erreicht man nichts. In den Anfangsjahren organisierten wir vor allem Aktionen vorformulierter Mails, die von Tausenden Bürgern an Politiker geschickt wurden und signalisierten: Wir sind viele und wir werden unsere Wahlentscheidung bei der nächsten Wahl von Ihrem Verhalten bzw. Ihrer Position zu unserem Anliegen abhängig machen. Naturgemäß funktioniert dies am besten kurz vor Wahlen, wenn Politiker hochsensibel auf Bürgeranfragen reagieren. Die Wirkung blieb nicht aus. Die großen Medien wurden auf die Initiative „Familienschutz“ aufmerksam, was mir u.a. Einladungen in Talkshows bescherte.
Erfolgreiche Demonstrationen gegen den Estrela-Bericht
Obwohl unsere Basis an Unterstützern wuchs, wagten wir noch nicht den nächsten Schritt, die Familien zu Demonstrationen auf der Straße aufzufordern. Das änderte sich schlagartig im Oktober 2013. Innerhalb kurzer Frist drohte das Europäische Parlament in Straßburg, ein unsägliches Papier, den so genannten Estrela-Bericht, zu beschließen. Dieser forderte für die EU-Mitgliedsstaaten u.a. ein Recht auf Abtreibung sowie die verpflichtende Einführung einer schamverletzenden Sexualerziehung ab Kindergarten, die ohne Einwilligung der Eltern stattfinden sollte. Dies richtete sich nicht nur gegen die zu jener Zeit laufende Europäische Bürgerinitiative „One of us“ (Einer von uns) zum Embryonenschutz, deren Koordinatorin für Deutschland ich war, sondern auch unmittelbar gegen Kinder und Eltern. Innerhalb von fünf Tagen organisierten wir über unseren Verteiler eine riesige E-Mail-Petitionswelle an die EP-Abgeordneten und, mit Unterstützung von Lebensschutzorganisationen, eine Blitzdemonstration vor dem Parlamentsgebäude in Straßburg. Als die Europaparlamentarier zu ihrer Sitzungswoche anreisten, wurden sie von über 100 Menschen mit Transparenten und Sprechchören empfangen: Estrela – NO! Zu Hause entfachten unzählige Unterstützer einen wahren Gebetssturm für unser Anliegen. Die Überraschung gelang. Familien vor dem Parlament zum Schutz ihrer Kinder vor staatlicher sex-education – das gab es noch nicht. Nach einer weiteren Aktion und Demonstration im Dezember, an der sich jetzt auch Teilnehmer anderer EU-Staaten beteiligten, war das Europaparlament vollends aufgescheucht und lehnte entgegen allen Vorhersagen den Estrela-Bericht in einer spektakulären Parlamentssitzung mit knapper Mehrheit ab. Ein Riesenerfolg für den europäischen Lebens- und Familienschutz, ein tiefer Schock für die erfolgsgewohnte, völlig überrumpelte Gender- und Abtreibungslobby. Mein persönlicher Eindruck war, dass es letztlich die Sturmgebete vor allem zur Muttergottes und zum damals noch seligen Papst Johannes Paul II. waren, die den Ausschlag gegeben hatten.
Wenn auch spätere EP-Abstimmungen verloren gingen, markiert der Estrela-Sieg einen entscheidenden Wendepunkt. Wir Lebens- und Familienschützer, die wir nur die Defensive kannten und unsere Position stets auf der Verliererseite sahen, machten erstmals die Erfahrung, dass wir vernetzt und organisiert gegen eine ideologische Übermacht siegen können – ein Motivationsschub, der durch nichts zu übertreffen ist. Unsere Gegner auf der anderen Seite waren umgekehrt völlig entsetzt über unsere neue Kampagnefähigkeit in Deutschland und auf EU-Ebene. Bei ihnen führte das zu nachhaltiger Verunsicherung und hat ihre Siegessicherheit deutlich geschwächt.
Geburtsstunde der DEMO FÜR ALLE
Währenddessen entzündete sich in Baden-Württemberg der Streit um den Bildungsplan 2015, den die grün-rote Landesregierung mit Leitlinien zur „Akzeptanz sexueller Vielfalt“ plante, als Querschnittsaufgabe für alle Klassen ab erstem Grundschuljahr. Der pietistische Realschullehrer Gabriel Stängle startete dagegen eine Online-Petition, die innerhalb weniger Monate von sage und schreibe 192.000 Menschen unterzeichnet wurde. Davon ermutigt begann eine Gruppe junger Eltern Demonstrationen gegen den Bildungsplan in Stuttgart zu veranstalten. Im Februar 2014 nahmen sie Kontakt zu unserer Initiative „Familienschutz“ auf und baten um Unterstützung. Ich hatte das Gefühl, dass dies eine ganz große Sache werden könnte. Immerhin gingen in Frankreich bereits seit einem Jahr Hunderttausende Bürger gegen die Gender-Agenda auf die Straße und demonstrierten gegen die Öffnung der Ehe für Homo-Paare. Beflügelt von unseren Estrela-Erfahrungen wandte ich mich an eine Reihe mir bekannter Familieninitiativen, -organisationen und Personen, darunter Gabriele Kuby, Christa Meves und Birgit Kelle und gewann sie für ein gemeinsames Aktionsbündnis als Veranstalter der nächsten Demonstration. Wir nahmen uns die französische Bewegung „La Manif Pour Tous“ (LMPT) zum Vorbild und schufen eine Marke unter dem gleichen deutschen Namen „DEMO FÜR ALLE“ mit eigenem Logo in den Farben Rosa und Blau.
Kampf um den Bildungsplan in Baden-Württemberg
Unsere erste „Demo für alle“ sollte im April 2014 stattfinden. Wir luden dazu auch einen Redner der Manif aus Paris ein. Alle im Aktionsbündnis mobilisierten ihre Verteiler. Das Interesse der Presse war hoch. Wir ließen rosa und blaue Schilder und Transparente drucken und füllten Hunderte Luftballons mit Helium. Es sollte neben dem Protest gegen die Sexualisierung der Kinder eine Demonstration der Stärke für Ehe und Familie in positiver Atmosphäre werden. 2.500 Menschen folgten unserem Aufruf. Der Marktplatz in Stuttgart war voll. Die Polizei schützte uns vorbildlich gegen mehrere Hundert linker Gegendemonstranten, die mehrfach unseren Demonstrationszug zum Staatstheater blockierten. Es wurde ein voller Erfolg. Die Presse berichtete vom Schulterschluss der Bildungsplangegner mit der französischen Massenbewegung LMPT und der hohen Professionalität unserer Demonstration. Beim grünen Ministerpräsidenten Kretschmann schrillten alle Alarmglocken. Er musste befürchten, dass sich hier eine neue Großbewegung formierte (à la Stuttgart21), die seine Regierung bedrohen könnte. Nur zwei Tage nach unserer Demo beschloss das Kabinett überraschend, den Bildungsplan um ein Jahr zu verschieben und zu überarbeiten.
Schnell war klar, dass der Bildungsplan 2016 lediglich verbal entschärft wurde. Das Reizwort „sexuell“ tauchte nicht mehr auf, aus den Leitlinien wurden Prinzipien. Nunmehr sollten die Schüler mit „Akzeptanz von Vielfalt“ indoktriniert werden. Alle Änderungen erfolgten in Absprache des Kultusministeriums mit den LSBTTIQ-Interessengruppen (lesbisch, schwul, bi, trans, queer …-sexuell). Allein das – eine Ungeheuerlichkeit. Wir blieben am Ball mit weiteren Demonstrationen, während Grün-Rot die grundstürzende Gender-Agenda weiter vorantrieb. Im Frühjahr 2015 wurden haarsträubende Maßnahmen für einen übergeordneten Aktionsplan zur Privilegierung der LSBTTIQ-Interessen in allen gesellschaftlichen Bereichen bekannt, die sich wie ein Bürger-Umerziehungsplan lesen. Der Maßnahmenkatalog enthielt teils offen totalitäre und grundgesetzwidrige Forderungen, darunter Medienzensur bei „Homophobie“, die Öffnung der Ehe für Homo-Paare, Legalisierung von Leihmutterschaft, kirchliche Segnungen von Homopartnerschaften und LSBTTIQ-Projekte und -Lehrmaterialien in Schulen und Kitas. Erarbeitet unter Führung des baden-württembergischen Sozialministeriums mit einem Beirat, der überwiegend aus Homosexuellen-Vertretern bestand. Mit unserer März-Demo wurde dieses Vorhaben endlich einer breiten Öffentlichkeit bekannt.
Forderung der „Ehe-für-Alle“ nach Irland-Referendum
Seit dem Irland-Referendum für die „Homo-Ehe“ versuchen die Gender-Akteure jetzt den endgültigen Durchmarsch. Mit Unterstützung von Baden-Württemberg wurde die Bundesratsinitiative zur Öffnung der Ehe gestartet. Die Öffnung der Zivilehe wäre ein Meilenstein der Gender-Agenda. Dies muss um jeden Preis verhindert werden! Die „Ehe-für-Alle“-Aktivisten versuchen uns einzureden, die Ehe-Öffnung sei ohnehin nicht mehr zu verhindern. Das ist blanker Unsinn und dient ausschließlich unserer Entmutigung. In Wahrheit gibt es noch sehr viele Menschen, die damit keineswegs einverstanden sind. Als „DEMO FÜR ALLE“ haben wir deshalb dagegen eine große Unterschriftenaktion mit einem Appell an Angela Merkel „Ehe bleibt Ehe!“ begonnen.
Was können wir zum Schutz von Ehe und Familie tun?
Was kann der Einzelne tun im Kampf gegen Gender? Neben dem Gebet ist die Unterstützung der Demonstrationen das Allerwichtigste. Entscheidend für unsere Bedeutung bei Medien und Politik ist, ob die Teilnehmerzahl wächst – oder eben nicht. Daran hängt alles. Es ist ein psychologischer Kampf. Zur Verteidigung der Ehe als fruchtbringendem Lebensbund zwischen Mann und Frau brauchen wir außerdem eine eindrucksvolle Anzahl von Unterzeichnern des Merkel-Appells. Die Gegenseite hat fast 100.000 Unterschriften für die „Ehe für alle“ gesammelt. Unterzeichnen Sie über www.demofueralle.de online und sammeln Sie Unterschriften auf Papier. Unterschriftenlisten finden Sie ebenfalls auf der Internetseite zum Herunterladen.
Fragen Sie aktiv in Schule oder Kindertagesstätte nach, wie es dort mit der Sexualerziehung aussieht. Tun Sie sich mit anderen Eltern zusammen und prüfen Sie verwendete Bücher und Materialien. Berufen Sie sich auf ihr elterliches Erziehungsrecht. Manches lässt sich vor Ort verhindern, wenn Eltern klar ihre Wünsche artikulieren.
Schreiben Sie Leserbriefe! Jeder Leserbrief wird in den Redaktionen als die Meinung von mindestens 100 Lesern angesehen und beeinflusst die Themenwahl der Zeitung.
Melden Sie sich für die Newsletter von „DEMO FÜR ALLE“ und „Familienschutz“ an, damit wir Sie über Aktionen und Demos kurzfristig informieren können. Obwohl es spät ist, sehe ich eine echte Chance, das Blatt noch zu wenden. Gehen wir’s an – mit Gottes und Ihrer Hilfe!
Weiterführende Informationen sind zu finden unter: www.familien-schutz.de und www.demofueralle.de
Professor Dieter Hattrup (geb. 1948 in Herne) ist für seinen spritzigen Stil und sein akrobatisches Denken bekannt. Der zweifache Doktor hat vor seiner Priesterweihe (1980) an der Universität Bonn in Mathematik und danach an der Universität Tübingen in Theologie promoviert. Seit 1991 ist er Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte an der Theologischen Fakultät Paderborn. Seine Themen drehen sich meist um die Zusammenschau von Naturwissenschaft und christlicher Offenbarung. Als Meister der Sprache hat er sich unter anderem durch die Neuübersetzung des Franziskus-Buchs von Gilbert K. Chesterton aus dem Jahr 1923 erwiesen (vgl. Beitrag S. 14f.). Nun bietet er einen kurzen Kommentar zur jüngsten Enzyklika von Papst Franziskus über Umwelt und Ökologie.
Von Dieter Hattrup
1. Wie kann man das ökologische Problem lösen?
Es ist ganz einfach: Man muss nur den Wolf von Gubbio bekehren. Der nahm alles, wonach ihn gelüstete, an einem Tag einen Hasen, am nächsten ein halbes Schwein, sogar eine Jungfrau verschmähte er nicht. Da trat der hl. Franziskus von Assisi auf ihn zu: „Bruder Wolf, komm her! Im Namen Christi befehle ich dir, niemandem mehr Böses zu tun. Und du wirst auch nicht den Bruder Esel fressen.“ Es war für den hl. Franz nicht schwer, den grimmigen Wolf zu bekehren, denn Franziskus war selbst ein Bekehrter. In der neuen Übersetzung des Buches von Gilbert K. Chesterton heißt es: Franziskus ist es, „der so sanft mit seinem Bruder Wolf ist und so hart mit seinem Bruder Esel verfährt“.[1]typo3/#_ftn1 Wer ist der Esel? So nannte Franziskus seinen Leib, dem er einiges an Entbehrung zugemutet hat, besser gesagt, dem er alles zugemutet hat. Dann sollte es auch mit der Ökologie klappen. Wenn alle Welt sich so verhalten wollte wie Franziskus und sein Esel, gäbe es keine Notwendigkeit mehr von Tierrechten, denn alle Welt würde vegetarisch leben. Tierversuche für Medizin und Kosmetik würden entfallen, denn da Franziskus den Schöpfer der Natur erkannt hat, entfällt die Sorge um den Bruder Esel. Eine menschengemachte Erderwärmung gäbe es auch nicht, denn Franziskus machte niemals Urlaub und verlangte auch nicht nach einem Auto oder einer Klimaanlage.
Ob es dem englischen Schriftsteller Chesterton (1874-1936) gelungen wäre, den Wolf zu bekehren, ist aber fraglich. Denn Chesterton war füllig und feist, und er besaß, da er sehr erfolgreich war, ein dickes Bankkonto. Es gibt darüber eine hübsche Anekdote. Er fuhr einmal den hageren G.B. Shaw, seinen Lieblingsgegner, mit den Worten an: „Wenn man Sie so sieht, möchte man meinen, in England herrsche eine Hungersnot.“ Shaw gab trocken zurück: „Und wenn man Sie so sieht, dann weiß man, woher sie kommt.“ Aber soviel können wir doch an Chesterton loben, er wusste, was er tun sollte, weshalb er nach seiner Bekehrung 1922 ja auch so gern über die Heiligen schrieb. Nur musste er sich auf die Lehre des hl. Franziskus beschränken, da ihm das Leben des Franziskus in voller Askese nicht gelingen wollte.
2. Der Mensch als Meister und Herr der Natur
Solche Gedanken sind mir durch den Kopf gegangen, als sich Papst Franziskus vor zwei Jahren nach dem Mann von Assisi benannt hat, und noch mehr sind sie mir durch den Kopf gegangen, als er jetzt im Juni 2015 seine Enzyklika mit dem franziskanischen Titel veröffentlicht hat: „Laudato si – Gelobt seist Du, Herr“. Die Analysen der Weltsituation sind gut oder doch vertretbar. Wie etwa gleich zu Anfang, wenn der Papst die Gedanken der heutigen Erdenbewohner belauscht. Wir späte Menschen der Neuzeit denken tatsächlich, wir seien durch Geburt zu „Eigentümern und Herrschern“ (Nr. 2) der Natur geworden. Das hören wir seit 400 Jahren, als Descartes im Anfang der Neuzeit laut verkündet hat, wir würden zu „maîtres et possesseurs de la nature“ aufsteigen, wenn wir seiner Philosophie folgen wollten.[2]typo3/#_ftn1 Das hat sich uns eingeprägt, und gleichzeitig auch der Gedanke, die Natur, die wir ergreifen können, sei alle Wirklichkeit. Das geht sofort mit dem Gedanken einher, eine Wirklichkeit, die uns ergreift und in deren Hände wir gelegt sind, gäbe es nicht.
Das cartesische Programm galt lange Zeit als sehr fortschrittlich, denn es hat uns die Güter der Erde zu Füßen gelegt. Die Erfindung der Uhr, die Erkenntnis des Weltalls und die Raketen dorthin, die Dampfmaschine, das Auto, das elektrische Licht, die Elektronik und das Internet, die Medizin nicht zu vergessen, das alles ist eine Folge des cartesischen Programms, den Menschen als Meister und Herrn der Erde einzusetzen. Freilich gehören auch die Atom- und Wasserstoffbomben dazu, mit denen der Meister zugleich die Möglichkeit hat, sich wieder abzusetzen. Die Abschaffung des Lebensraumes Erde heißt heute aber weniger Atombombe, sondern Umwelt.
Das fortschrittliche cartesische Programm ist plötzlich rückschrittlich geworden, weil der Besitzer der Natur dabei ist, sie durch allzu innigen Gebrauch zu zerstören. „Diese Schwester schreit auf wegen des Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des Missbrauchs der Güter zufügen“ (Nr. 2).
3. Ist der Dialog der richtige Weg?
Was ist zu tun? Der Papst möchte das Problem weltweit im Dialog lösen. Nicht weniger als 29 Mal habe ich dieses Wort in der Enzyklika gelesen. Ist der Dialog der richtige Weg? Zunächst einmal ja. Die Krise der Umwelt ist eine Krise der ganzen Welt, und was alle angeht, muss auch von allen angegangen werden. Auf die Analyse des Papstes werden viele hören, weil er selbst auf viele Stimmen gehört hat. Er zitiert nicht nur seine Vorgänger, sondern auch Bischofskonferenzen, den Patriarchen Bartholomäus, den Philosophen Ricœur und einen Sufi. Die Empfehlung lautet immer einmütig: Seid zurückhaltend und geht nachhaltig mit den Gütern der Erde um. „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht“ (Nr. 161).
Aber wie immer liegt das Problem nicht in der Diagnose, sondern in der Therapie. Die Krankheiten der Erde kann man leicht feststellen, aber wie die kranke Erde wieder zu heilen ist, das ist ein schweres Rätselraten. Und da bin ich mir nicht sicher, ob der Papst den richtigen Weg geht, oder ob er auf dem richtigen Weg schon weit genug gegangen ist.
Ich bringe ein Beispiel! In Nr. 87 singt Papst Franziskus den Sonnengesang des hl. Franziskus, dessen erste Zeile er ja als Titel gewählt hat. Aber es fehlen die beiden letzten Strophen. Gerade die dunkle Seite des Lobes Gottes, das Lob durch Krankheit und Leiden, hat er ausgelassen. Vor allem das Lob Gottes durch den Bruder Tod fehlt. Vielleicht macht der Papst es diplomatisch ganz richtig, weil er fürchtet, sonst seine Zuhörer zu vergraulen. Aber der Preis könnte hoch sein und die Therapie des guten Willens scheitern lassen.
4. Verwandlung durch die Evangelischen Räte
Bei Theodor Fontane heißt es im Roman „Stechlin“: „Unsre ganze Gesellschaft … ist aufgebaut auf dem Ich. Das ist ihr Fluch, und daran muss sie zugrunde gehen“ (Kap. 15). Daran hat sich in 120 Jahren wenig geändert. Ein freier Schriftsteller darf so frei reden, und den Finger in die Wunde legen. Wer aber so redet, verlangt den Tod des Ich, die Umkehrung des Ich, wie der eitle Franziskus sie im Gefängnis von Perugia vollzogen hat, bevor er der heilige Franziskus wurde. Tod des Ich aber meint für die Kirche die Evangelischen Räte, also Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam, die Franziskus enorm geliebt hat. War er nicht sogar mit der Frau Armut vermählt? Aber kann sich darauf der moderne Geist einlassen? Darum war der Papst wohl so vorsichtig.
In seiner Ökologie-Enzyklika „Gehen wir einer asketischen Weltkultur entgegen?“ von 1978 kann der Philosoph Carl Friedrich von Weizsäcker unverblümter sprechen als der Papst: „Die Bedürfnisverzichte, symbolisiert in den Mönchsgelübden der Armut, der Keuschheit, des Gehorsams, sind Mittel der Bewusstwerdung, der Distanzierung von sich selbst. Die tiefe Verwandlung der menschlichen Natur, die dadurch möglich wird, strahlt dann prägend in die Kultur zurück. … Diese Selbstzucht dient also … nicht nur der Erhaltung der bestehenden Gesellschaft, sondern der Verwandlung des Menschen; dem, was die Religion sein Heil nennt“ (89).
Natürlich können nicht alle Leute in der Kirche wie Mönche leben. Aber die ‚tiefe Verwandlung der menschlichen Natur‘ kann auch durch Stellvertretung geschehen. Nur muss es dann Mönche wie den hl. Franziskus geben, und es muss die Hochschätzung des Mönchtums geben, wovon im Jahr 1964 das Konzil spricht: „So erscheint das Bekenntnis zu den Evangelischen Räten als ein Zeichen, das alle Glieder der Kirche wirksam zur eifrigen Erfüllung der Pflichten ihrer christlichen Berufung hinziehen kann und soll“ (Lumen Gentium Nr. 44).
Einen Papst Franziskus haben wir schon, eine Enzyklika Franziskus haben wir auch, was uns fehlt, ist der hl. Franziskus selber, weil nur er den Wolf von Gubbio bekehren kann.
[1]typo3/#_ftn1Hl. Franziskus von Assisi. Verlag Media Maria 2014, 1. Kapitel. [2]typo3/#_ftn1Discours 1637, VI, 2.
Die Naturliebe des hl. Franziskus
Laudato si
In Erinnerung an den berühmten Sonnengesang des hl. Franziskus nannte der Papst seine zweite Enzyklika vom 24. Mai 2015 „Laudato si“. Was uns Christen zum Umweltschutz und zu einem ökologischen Verhalten verpflichtet, ist der Blick auf Gott, den Schöpfer. Genau das will Papst Franziskus mit dem Einstieg „Gelobt seist du, mein Herr“ von Anfang an unterstreichen. Im Jahr 1923 hat der englische Schriftsteller Gilbert Keith Chesterton (1874-1936) ein außergewöhnliches Buch über den hl. Franziskus veröffentlicht. Darin zeigt er mit markanten Worten auf, dass der Heilige nicht mit einem Naturfreund verwechselt werden darf, sondern aus Liebe zum Schöpfer von einer glühenden Ehrfurcht gegenüber allen Dingen erfüllt war. Nachfolgend einige Auszüge aus der neuen Übersetzung von Dieter Hattrup aus dem Jahr 2013. [1]
Von Gilbert K. Chesterton
Seine Augen glühten von Feuer
Franziskus von Assisi war schlank von Gestalt, von einer Schlankheit, die in Verbindung mit so viel Lebhaftigkeit den Eindruck von Kleinheit vermittelt. Er war wohl größer, als er aussah; mittelgroß, wie seine Biografen ihn beschreiben. Sicher war er sehr aktiv, und in Anbetracht dessen, was er erlitt, muss er von ziemlich zäher Gesundheit gewesen sein. Er hatte eine braune, südliche Hautfarbe und trug einen dunklen, dünnen Spitzbart, wie man ihn auf Bildern unter den Kapuzen von Elfen sieht. Und seine Augen glühten von dem Feuer, das ihn Tag und Nacht verzehrte. In der Schilderung von all dem, was er sagte und tat, könnte man vermuten, dass er von Natur aus noch mehr als die meisten Italiener zu lebhaftem Gebärdenspiel neigte. Wenn dies zutrifft, dann ist ebenfalls sicher, dass all die Gebärden bei ihm sogar noch mehr als bei den meisten Italienern lauter Gebärden der Höflichkeit und Gastfreundschaft waren. Diese Tatsachen, die Lebhaftigkeit und die Freundlichkeit, sind die äußeren Merkmale von etwas, was ihn sehr deutlich von vielen unterscheidet, die vielleicht mehr als er zu sein scheinen, als sie wirklich sind. Mit Recht hält man Franz von Assisi für einen Begründer des mittelalterlichen und damit des modernen Theaters. Er war das Gegenteil einer egoistischen theatralischen Persönlichkeit; aber abgesehen davon, war er eine höchst dramatische Persönlichkeit. Diese Seite seines Wesens lässt sich am besten verstehen, wenn wir das betrachten, was häufig als Eigenschaft der inneren Ruhe angesehen oder als Liebe zur Natur bezeichnet wird. Wir sind gezwungen, diesen Ausdruck zu gebrauchen, und doch ist es ein ganz falscher Ausdruck.
Der hl. Franziskus war kein Naturfreund. Richtig verstanden ist ein Naturfreund genau das, was Franziskus nicht war. Dieser Ausdruck nimmt das materielle Weltall als eine vage Umwelt, als eine Art Gefühlspantheismus, an. Zur Zeit der romantischen Literatur, im Zeitalter eines Byrons und Scotts, konnte man sich leicht vorstellen, dass ein Eremit in den Ruinen einer Kapelle sitzt (möglichst bei Mondschein), in der Harmonie mit feierlich anmutenden Wäldern und stillen Sternen, um Frieden und milde Freude zu finden, während er über einer Pergamentrolle oder einem Bildband grübelt, dessen liturgische Funktion der Autor nicht so recht kannte. Kurz, der Eremit konnte die Natur als Hintergrund lieben. Nun war für den hl. Franziskus niemals etwas im Hintergrund. Wir können sagen, dass sein Leben ohne Hintergrund gewesen ist, außer etwa dem göttlichen Dunkel, aus dem die göttliche Liebe jede bunte Kreatur, eine nach der anderen, erweckt hat. Er sah alles dramatisch an, nicht gestellt, nicht als ganzes Bild, sondern als Handlung wie im Schauspiel. Ein Vogel schoss an ihm vorbei wie ein Pfeil, mit einer Geschichte und einem Ziel, wenn es auch ein Ziel des Lebens und nicht, wie beim Pfeil, ein Ziel des Todes war. Ein Busch konnte ihn genauso gut wie ein Räuber aufhalten. Und tatsächlich war er bereit, den Räuber wie den Busch willkommen zu heißen.
Er wollte jeden für sich und als heilig sehen
Kurz, wir sprechen also von einem Mann, der den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen konnte. Der hl. Franziskus wollte sogar den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen. Er wollte jeden Baum für sich und als heilig sehen, da er ein Kind Gottes und daher Bruder oder Schwester des Menschen sei. Aber er wollte nicht vor einer Bühnenszenerie stehen, die nur als Hintergrund dient und die allgemeine Aufschrift trägt: „Szene: Wald.“ Alles hätte sich im Vordergrund abgespielt, also an der Rampe. Alles hätte in jedem Sinne eine Rolle gespielt. Das ist die Art, in der er als Dichter das volle Gegenteil eines Pantheisten war. Er nannte die Natur nicht seine Mutter, aber er nannte einen Esel seinen Bruder oder einen Sperling seine Schwester. Hätte er einen Pelikan seine Tante und einen Elefanten seinen Onkel genannt, wie er es möglicherweise getan hat, so hätte er damit ebenfalls gemeint, dass sie besondere Geschöpfe seien, denen von ihrem Schöpfer ein besonderer Platz zugewiesen worden sei, ohne ein bloßer Ausdruck der evolutionären Energie der Dinge zu sein.
Diese auffällige oder gar schreckliche Eigenschaft der Dinge, die der hl. Franziskus sah, ist hier wichtig, weil sie charakteristisch sein Leben beleuchtet. Wie er alle Dinge dramatisch sah, so war er selbst immer dramatisch. Er war ein Dichter, dessen Leben ein Gedicht war. Er war nicht so sehr ein Sänger, der nur seine eigenen Lieder sang, als ein Dramatiker, der die Fähigkeit besaß, sein ganzes eigenes Stück selbst zu spielen. Die Dinge, die er sagte, hatten mehr Fantasie als die, die er schrieb, und die Dinge, die er tat, hatten mehr Fantasie als die, die er sagte. Der ganze Lauf seines Lebens bestand aus einer Folge von Szenen, in denen er immerfort das Glück hatte, die Dinge zu einem guten Ende zu bringen. Das Reden über die Lebenskunst klingt heute eher künstlich als künstlerisch. Der hl. Franziskus aber machte in einem genauen Sinne das Leben selbst zur Kunst, wenn es auch eine Kunst ohne Absicht war. Viele seiner Taten werden der Vernunft grotesk und verwirrend erscheinen. Doch waren es stets Taten, keine Erklärungen. Sie bedeuteten immer das, was sie seiner Meinung nach bedeuten sollten. Die wunderliche Lebendigkeit, mit der er sich in das Gedächtnis und in die Fantasie der Menschheit eingrub, liegt vor allem daran, dass er immer wieder unter so dramatischen Umständen gesehen wurde. Vom Augenblick an, als er seine Kleider zerriss und sie seinem Vater vor die Füße warf, bis zu dem Augenblick, wo er sich sterbend auf der bloßen Erde in der Form des Kreuzes ausstreckte, bestand sein Leben aus solchen unbewussten Gebärden und bereitwilligen Gesten.
Höflichkeit und stete Haltung der Ehrfurcht
Die Herzlichkeit des hl. Franziskus und seine ständige Beschäftigung mit der Idee der Brüderlichkeit würde völlig missverstanden werden, wenn man sie, wie so häufig, für Kumpanei hielte, die spießbürgerliche Form der Brüderlichkeit. Häufig haben die Feinde und zu häufig die Freunde dieses demokratischen Ideals die Vorstellung, ein solcher Ton gehöre notwendigerweise dazu. Man meint, Gleichheit bedeute gleiche Unhöflichkeit für alle Menschen, während es doch wohl gleiche Höflichkeit bedeuten sollte. Jedenfalls war es nicht diese Gleichheit, für die Franz von Assisi sich einsetzte, sondern eine Gleichheit gegenteiliger Art. Es war eine Kameradschaft, die in Wirklichkeit auf Höflichkeit beruhte. Selbst in dem märchenhaften Grenzland reiner Fantasie, dem Land der Blumen und Tiere und sogar der leblosen Dinge, blieb er in dieser steten Haltung der Ehrfurcht. Ein Freund von mir bezeichnete einmal einen Bekannten als einen Mann, der eine Katze um Vergebung bitten würde. Der hl. Franziskus hätte sich wirklich bei einer Katze entschuldigt. Als er dabei war, in einem von Vogelgezwitscher erfüllten Wald zu predigen, sagte er mit einer anmutigen Geste: „Kleine Schwestern, nachdem ihr nun zu Wort gekommen seid, ist es Zeit, dass auch ich gehört werde.“ Und alle Vögel wurden still, was ich wohl gern glauben will. Von den Wunderkräften abgesehen, besitzen Menschen mit dieser magnetischen Anziehung und mit solch intensivem Interesse für Tiere oft eine merkwürdige Macht über sie. Der hl. Franziskus übte seine Macht immer mit feiner Höflichkeit aus. Vieles davon war wohl eine Art symbolischer Scherz, eine fromme Pantomime, die nur das Merkmal seiner göttlichen Sendung erkennen lassen sollte, dass er Gott in allen Kreaturen nicht nur liebte, sondern verehrte. Das war typisch für ihn! So bat er nicht nur die Katze oder die Vögel um Entschuldigung, sondern auch den Stuhl, auf den er sich setzte, oder den Tisch, an dem er Platz nahm. Jemand, der ihm in seinem Leben gefolgt wäre, nur um über einen liebenswürdigen Verrückten zu lachen, hätte ihn leicht für einen Verrückten halten können, der sich vor jedem Pfahl verbeugte oder vor jedem Baum seinen Hut abnahm. Das alles gehörte zu seinem Instinkt für fantastische Gebärden. Er lehrte die Welt einen großen Teil der Lektion mit einer Art von göttlich stummem Alphabet. Aber wenn dieses zeremonielle Element sich selbst bei unwichtigen oder geringen Anlässen zeigte, so wurde die Bedeutung ernster in seiner ernsten Lebensarbeit, die ein Appell an die Menschheit oder vielmehr an die Menschen war.
Ich erwähnte, dass der hl. Franziskus absichtlich den Wald vor lauter Bäumen nicht sah. Es entspricht noch mehr der Wahrheit, wenn ich sage, dass er absichtlich die Menschenmenge vor lauter Menschen nicht sah. Das eben unterscheidet diesen echten Demokraten von einem bloßen Demagogen. Er täuschte niemals, weder sich noch andere mit der Illusion der Massensuggestion. Welche Monster ihm auch gefielen, er sah niemals ein vielköpfiges Biest vor sich. Er sah nur das Ebenbild Gottes, vielfältig, aber nie einförmig. Für ihn blieb ein Mensch immer ein Mensch und verschwand so wenig in einer dichten Menschenmenge wie in einer Wüste. Er achtete alle Menschen, das heißt, er liebte sie nicht nur, sondern respektierte auch alle. Was ihm seine ungewöhnliche Macht verlieh? Vom Papst bis zum Bettler, vom syrischen Sultan in seinem Zelt bis zum verlumpten Räuber, der aus dem Wald kroch, gab es nie einen Menschen, der in die braunen brennenden Augen gesehen hätte, ohne gewiss zu sein, dass Francesco Bernardone ein echtes Interesse an ihm und seinem Innenleben hatte, von der Wiege bis zur Bahre; dass er geschätzt und ernst genommen wurde und nicht etwa die Beute der Sozialpolitik oder der Namensliste eines amtlichen Dokuments einverleibt wurde. Für diese so moralische wie religiöse Idee gibt es keine andere Bezeichnung als die der Höflichkeit. Wohlwollen drückt es nicht so aus; denn es ist mehr als nur gedachter Enthusiasmus, Barmherzigkeit drückt es auch nicht aus, denn es ist nicht bloßes Mitleid. Es lässt sich nur als ein Verhalten bezeichnen, das man „gute Manieren“ nennen könnte.
Wenn man will, kann man sagen, dass der hl. Franziskus bei aller nackten und dürftigen Schlichtheit seines Lebens an einem einzigen Fetzen Luxus festgehalten hat, an den höfischen Manieren. Während es jedoch an einem Hof einen König neben hundert Höflingen gibt, gab es in dieser Geschichte einen Höfling neben hundert Königen. Denn er behandelte die Vielzahl der Menschen wie eine Vielzahl von Königen. Wirklich und wahrlich spricht nur dieses Verhalten die Seite im Menschen an, die er ansprechen wollte. Es ist nicht damit getan, Gold oder gar Brot zu geben. Denn es gibt ein Sprichwort, wonach jeder Prasser freigebig sein kann – und voll von Verachtung. Nicht einmal damit ist es getan, Aufmerksamkeit und Zeit aufzuwenden. Denn zahllose Philanthropen und Wohltätigkeitsbeamte tun ihre Arbeit mit völlig kalter und schrecklicher Verachtung im Herzen. Kein Plan oder Vorschlag, keine wirksame Organisation wird einem gebrochenen Menschen die Selbstachtung wiedergeben oder das Gefühl, mit seinesgleichen zu sprechen. Eine Geste bringt es zustande. Mit dieser Geste bewegte sich Franziskus von Assisi unter den Menschen, und es zeigte sich bald, welchen Zauber sie in sich barg und die in doppeltem Sinne verzauberte. Man muss sie sich als ganz natürliche Geste vorstellen, denn es war fast eine Geste der Entschuldigung. Man muss sich vorstellen, wie er mit lebhafter Höflichkeit durch die Welt eilte, fast wie in der Bewegung eines Menschen, der auf die Knie fällt, halb aus Eile, halb aus Ehrerbietung. Das muntere Gesicht unter der braunen Kapuze war das eines Mannes, der stets irgendwohin ging, wie um den Flug der Vögel zu verfolgen und ihnen zu folgen. Der Sinn für Bewegung ist tatsächlich die Erklärung für die große Umwälzung, die er verursachte.
[1] Gilbert Keith Chesterton: Hl. Franziskus von Assisi. Geb., 13,5 x 20,5 cm, 172 S., Euro 14,95 (D), 15,40 (A) – Zu bestellen unter Tel. 07303-952331-0, Fax: 07303-952331-5, E-Mail: buch@ media-maria.de – www.media-maria.de
Die Entwicklung des Hilfswerks KIRCHE IN NOT
Kraftwerk des Glaubens
Volker Niggewöhner zeichnet den Weg des weltweiten Hilfswerks „Kirche in Not“ von seinen Anfängen bis in die Gegenwart nach, um seine heutige Berufung als kirchliche Einrichtung erkennen und verstehen zu können. Das Werk war von Anfang an seelsorglich ausgerichtet und passte sich immer dynamisch an die jeweils neuen Herausforderungen an. So gleiche es mehr einer geistlichen Bewegung als einer sozialen Anlaufstelle für Notleidende. Bischof Gregor Maria Hanke OSB, der Vorstandsvorsitzende der deutschen Sektion von „Kirche in Not“, bezeichnete es deshalb auch als „Kraftwerk des Glaubens“, durch das den Menschen die rettende Liebe Gottes kundgemacht werden soll. Einen Schwerpunkt sieht das Werk heute in der Aufgabe der Neuevangelisierung. Und dabei will es ausdrücklich in der Auseinandersetzung mit der Gender-Ideologie mit all seinen Möglichkeiten zur Seite stehen.
Von Volker Niggewöhner
Der Weg zum weltweiten Hilfswerk
Mit einem Brief in einer unscheinbaren Abteizeitschrift hat alles angefangen. Darin bat der niederländische Prämonstratenser Werenfried van Straaten kurz nach dem Zweiten Weltkrieg seine flämischen Landsleute um Hilfe für die notleidende deutsche Bevölkerung mit circa 14 Millionen Heimatvertriebenen. Aus dieser Hilfsaktion entwickelte sich im Laufe der Zeit eines der großen Hilfswerke der Weltkirche. „Kirche in Not“ ist durch die geistliche Inspiration eines Einzelnen und den aktiven Beitrag vieler entstanden, die sich bewegen ließen. Das Werk trägt den Charakter einer geistlichen Bewegung, die sich immer weiter entwickelt hat, weil sie sich als Antwort auf die Nöte der Zeit versteht.
Viele Leser kennen „Kirche in Not“, seit 2011 eine Stiftung Päpstlichen Rechts, als weltweit tätiges Hilfswerk, das in über 140 Ländern der Welt notleidenden und verfolgten Christen hilft. Oft wird dabei jedoch übersehen, dass das als „Ostpriesterhilfe“ 1947 gegründete Hilfswerk von Anbeginn seelsorglich ausgerichtet war.
Die Not und das Elend, das van Straaten auf seinen Reisen ins zerbombte Deutschland und später in alle Weltteile mit ansehen musste, verstand er als persönlichen Anruf und Auftrag Gottes. Wegen der vielfältigen weltweiten Nöte kamen immer neue Aufgaben und Herausforderungen für das Werk hinzu. Aber nicht nur die Nöte der verfolgten, bedrängten und armen Kirche lagen ihm am Herzen.
Größte Not ist der Glaubensschwund in Europa
In seinen unzähligen Predigten und Veröffentlichungen ging er immer wieder auch auf die Gesamtsituation der Kirche und deren geistliche Nöte ein. Mit Schmerz nahm er den Glaubensschwund in Europa seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil wahr und benannte glasklar die Gründe für diese Entwicklungen. Pater Werenfried war kantig und unbequem. Immer wieder bezog er aus seelsorglicher Verantwortung auch Stellung zu aktuellen gesellschaftspolitischen Debatten. Eine geistliche Bewegung – der Name sagt es schon – ist dynamisch, bleibt nicht stehen. Immer wieder hat sich das Hilfswerk „Kirche in Not/Ostpriesterhilfe“ in seiner Geschichte weiterentwickelt, immer wieder wurde Pater Werenfried deshalb auch angegriffen, innerhalb und außerhalb seines Werkes.
Zeugnis christlicher Versöhnungsbereitschaft
Dies war bereits bei der Gründung der „Ostpriesterhilfe“ der Fall. Denn dass er als Niederländer so kurz nach dem Krieg seine Landsleute um Hilfe für die deutschen Feinde von gestern bat, war natürlich ein Politikum und vielen – auch in der Kirche – ein Ärgernis. Aber das Wagnis gelang. Der flammende Appell an die Nächsten- und Feindesliebe fiel auf fruchtbaren Boden. Übergroß war die Hilfsbereitschaft der flämischen Bevölkerung für die notleidenden Deutschen. So groß, dass es Werenfried sogar wagte, in Vinkt, einem belgischen Ort, in dem die Deutschen 1940 ein Massaker an der Zivilbevölkerung mit 86 Toten verübt hatten, zu predigen und um Versöhnung zu betteln. Es war das größte Wehrmachtsverbrechen des Krieges im Westen gewesen. Aber auch dieses Wagnis gelang: Die Menschen von Vinkt spendeten für die Deutschen, die ihre Verwandten ermordet hatten. Pater Werenfried erkannte: „Der Mensch ist viel besser, als wir denken.“
Hauptakzent war immer die Seelsorge
Aber er sah auch, dass es nicht genug war, die materielle Not der deutschen Heimatvertriebenen mit Lebensmitteln und Kleidung zu lindern. Die seelische Not war genauso groß. Viele vertriebene Katholiken lebten jetzt in einem neuen protestantischen Umfeld und entbehrten der Sakramente und eigener Seelsorger. Auch waren die Herzen wegen des Verlustes der Heimat und der erlittenen Demütigungen erfüllt von Hass und Verzweiflung. Jetzt zeigte sich die ganze Genialität van Straatens: Um die seelsorgliche Not der Vertriebenen zu lindern, motorisierte er die Priester, zunächst mit Motorrädern, später mit erbettelten Volkswagen. Er schickte „Kapellenwagen“, fahrende Kirchen, in die Diaspora. Er ließ – wiederum gegen erheblichen innerkirchlichen Widerstand – Klöster an der innerdeutschen Grenze errichten, die gegen die Gefahr des Kommunismus anbeten sollten. Werenfried van Straaten begegnete der Wohnungsnot in der Nachkriegszeit durch die Gründung eines Bauordens, in dem sich junge Männer und Frauen verpflichteten, ohne finanzielle Gegenleistung Wohnungen und Häuser für mittellose Familien zu bauen. All diese „Großtaten des deutschen Katholizismus“ (Kirchenhistoriker Rudolf Grulich) zeugen davon, wie sehr Werenfried van Straaten auf der Höhe der Zeit war. Papst Pius XII. schrieb dem „Speckpater“, dass er seine Aktivitäten „mit großer Aufmerksamkeit und froher Genugtuung“ wahrnehme und erteilte dem Werk seinen Apostolischen Segen. Dieser Papst war mit seiner Sorge um einen Bürgerkrieg inmitten Europas der Initiator dieser Aktivitäten gewesen.
Europa ist eine Schicksalsgemeinschaft
Schon früh war Pater Werenfried klar, dass Europa eine Schicksalsgemeinschaft ist, die nur durch die Rückbesinnung auf ihr christliches Fundament eine Überlebenschance hat. Er hatte verstanden, dass es in Europa nie Frieden und Versöhnung geben würde, wenn der Hass in den Herzen der Menschen nicht beseitigt würde: „Wir alle fahren auf einem Schiff, und dieses Schiff heißt Europa! Wir Ausländer fahren noch in der Luxuskabine, die Deutschen im Zwischendeck oder gar unten im Schiffsraum. Aber das alles ist gleichgültig, wenn das Schiff leck ist. Und das Schiff Europa ist leck. Da heißt es, die Ärmel hochkrempeln und pumpen, sonst gehen wir alle unter, ganz gleich, wo wir stehen.“ 1965 wurde ihm der Karlspreis der Sudetendeutschen Landsmannschaft für seine Verdienste um die Verständigung und Zusammenarbeit der Völker und Länder Mitteleuropas verliehen.
Solidarischer Kampf für die verfolgte Kirche im Osten
Bereits Anfang der fünfziger Jahre begann eine neue Ära in der Geschichte des Werkes: die Hilfe für die verfolgte Kirche hinter dem Eisernen Vorhang. Ab 1952 fanden in Königstein im Taunus die Kongresse „Kirche in Not“ statt. Sie waren ein einzigartiges europaweites Diskussionsforum über die brennenden Fragen der katholischen Kirche und schärften durch die Teilnahme von Vertretern aus Ländern des Ostblocks den Blick für die Not der verfolgten Kirche hinter dem Eisernen Vorhang. Pater Werenfried besaß ein „hörendes Herz“, und einmal mehr begriff er die erschütternden Berichte der Kongressteilnehmer über übelste Menschenrechtsverletzungen durch das Sowjetregime und seine Satellitenstaaten als persönlichen Auftrag. Schon 1952 begann die Hilfsaktion für die verfolgte Kirche in Ostmittel- und Osteuropa, die fortan einen Schwerpunkt der Hilfe des Werkes bildete.
Aber auch diese Hilfe fand nicht ungeteilte Zustimmung in der Kirche. Mit seiner streng anti-kommunistischen Einstellung („der Kommunismus ist per Definition unchristlich“), war van Straaten allen Politikern und Diplomaten, die an eine „friedliche Koexistenz“ mit den Kommunisten glaubten, ein Dorn im Auge und geriet in die Mühlen der vatikanischen Ostpolitik. Besonders mit dem damaligen Kardinalstaatssekretär Agostino Casaroli, der im Vatikan federführend für die Ostpolitik zuständig war, legte sich der „Speckpater“ oft an. Werenfried griff Casarolis Ostpolitik öffentlich an und erhielt daraufhin prompt Briefe aus dem Vatikan, die ihm nahelegten, seine Predigten zu diesem Thema einzustellen. Als dies einige Male geschehen war, sah Werenfried die Zukunft seines Werkes gefährdet: Wenn er nicht mehr über die Verfolgung durch die Kommunisten in Osteuropa schreiben oder predigen dürfe, könne er der dortigen Kirche auch nicht helfen. Deswegen beantragte er eine Audienz bei Papst Paul VI. und sprach bei ihm vor. „Heiliger Vater, ich weiß nicht, ob ich so weiterarbeiten kann“, sagte er und zeigte ihm den Brief Casarolis. Der Papst antwortete ihm: „Pater, Sie müssen verstehen, dass ich alles Mögliche tun muss, um den Katholiken in Osteuropa zur Hilfe zu kommen. Dafür muss ich sowohl den diplomatischen Weg des Staatssekretärs akzeptieren als auch Ihre Arbeit. Also machen Sie weiter!“ Werenfried dankte ihm erleichtert, äußerte aber gleichzeitig eine Bitte: „Könnte Ihr Staatssekretär bitte damit aufhören, mir solche Briefe zu schicken?“ So geschah es – und der „Speckpater“ sammelte weiter als Mahner gegen den gottlosen Kommunismus Geld für die verfolgte Kirche im Osten, auch wenn ihn seine Gegner deswegen als „letzten General des Kalten Krieges“ beschimpften.
Öffnung des Werks für Lateinamerika
Aber auch innerhalb seiner Organisation gab es Widerstände. Das war so, als er 1961 auf Bitte von Papst Johannes XXIII. die Hilfe für Lateinamerika ins Leben rief. Viele Wohltäter, die die „Ostpriesterhilfe“ als Hilfsaktion für die vertriebenen Deutschen aus den Ostgebieten und als geistliches Bollwerk gegen den Kommunismus verstanden, wandten sich enttäuscht ab, weil sie die neue Dimension des Werkes nicht begriffen und nicht mittragen wollten. Doch Stillstand war Werenfrieds Sache nicht. Wo er eine Not sah, da konnte er nicht stillsitzen – und nicht schweigen.
In stürmische Gewässer geriet sein Werk auch durch das „Lefebvre-Schisma“ von 1988. Zwar stimmte Pater Werenfried der Kritik Erzbischofs Lefebvres an zahlreichen negativen Entwicklungen in der Kirche zu, stellte in seinem Rundbrief „Echo der Liebe“, an seine Wohltäter gerichtet, aber auch unmissverständlich klar: „Ich weigere mich, Lefebvre, der Petrus den Gehorsam kündigt, zu folgen.“ Wiederum verlor er viele Wohltäter.
Unterstützung der Russisch-Orthodoxen Kirche
Ähnliches wiederholte sich 1992, als „Kirche in Not“ begann, auf Bitten von Papst Johannes Paul II., der Russisch-Orthodoxen Kirche zu helfen. Wiederum fehlte es nicht an Kritik. Aber die Geschichte gab ihm recht. Im Geist der Anfänge des Werkes und doch mit frischen Ideen, versorgte „Kirche in Not“ die orthodoxen Gläubigen mit Kapellenschiffen, die in der Tradition der Kapellenwagen stehen. Sie stellen einen wichtigen Beitrag zur Neuevangelisierung Russlands dar. Für Pater Werenfried, ganz durchdrungen von den Fatima-Botschaften, ein ganz entscheidender Punkt. Auch bei der Ausbildung der orthodoxen Geistlichkeit wurde geholfen, was bis heute eine wichtige Grundvoraussetzung für den ökumenischen Dialog ist. Heute haben sich die Beziehungen der katholischen und der Russisch-Orthodoxen Kirche spürbar verbessert, auch wegen des Engagements von „Kirche in Not“. Darauf haben Papst Benedikt XVI., der vatikanische „Ökumene-Minister“ Kurt Kardinal Koch, aber auch Metropolit Hilarion Alfejew, Leiter des Außenamtes des Moskauer Patriarchats, häufiger hingewiesen. 2011 kam es auf dem Kirche-in-Not-Kongress „Treffpunkt Weltkirche“ in Würzburg zu einer historischen Begegnung der beiden Letztgenannten.
Leuchtturm unerschütterlicher Treue zum Papst
Pater Werenfried verstand sich als Verteidiger des Papstes, was ihn immer wieder dazu veranlasste, bei großen kirchenpolitischen Debatten das Wort zu ergreifen. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil und in den Diskussionen um die Enzyklika „Humanae Vitae“ stand der „Speckpater“ felsenfest hinter dem Standpunkt des Papstes und verteidigte dessen Positionen auch gegen den Widerstand mancher Bischöfe. Viele Kritiker warfen ihm vor, er mische sich in Angelegenheiten, die dem Auftrag seines Werkes fremd seien und ihn daher nichts angingen. Er hielt dagegen, dass die Missachtung der Gebote Gottes und die Abstumpfung der Gewissen zum „Zerfall der kulturellen, religiösen, politischen und schließlich auch der wirtschaftlichen Lebensformen der Völker“ führen würden. Daher sein Kampf für christliche Familien und sein Einsatz für den Lebensschutz, 1986 zusammen mit der seligen Mutter Teresa auf einer Kundgebung in Bonn.
2003 ist Werenfried van Straaten im Alter von 90 Jahren gestorben. Seinen Erben ist seitdem aufgetragen, das Hilfswerk im Geist und in der Tradition seines Gründers, jedoch mit immer wieder frischen Ideen fortzuführen. Auf einer Festveranstaltung zum 60. Jahrestag der Gründung von „Kirche in Not“ rief der damalige Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner, ein langjähriger Freund und Kenner des Hilfswerks, den Mitarbeitern und Wohltätern zu: „,Löscht den Geist nicht aus!‘ (1 Thess 5,15), und zwar löscht diesen Geist des Anfangs, dieses Abenteurers, des Wagnisses, der Verrücktheit Gottes nicht aus.“
Weiterführung des Erbes in der Neuevangelisierung
Diesen Weg versuchen seine Nachfolger im Werk weiterzugehen. Die von „Kirche in Not“ produzierten Radio- und Fernsehsendungen, die zahlreichen kreativen Schriften und Materialien zur Glaubensweitergabe und -vertiefung, die Aussendung eines Beichtmobils zur Werbung für das Sakrament der Versöhnung, die vielbeachteten internationalen Kongresse „Treffpunkt Weltkirche“ und viele weitere Veranstaltungen verfolgen letztlich alle das eine Ziel, die Menschen wieder zu Gott zu führen und für eine lebenswerte Kultur in Europa und der ganzen Welt einzutreten.
Karin Maria Fenbert, seit 2009 Geschäftsführerin des deutschen Zweiges von „Kirche in Not“, erläutert: „Pater Werenfried hat früh erkannt, dass Sittenverfall und Glaubensschwund hier auf die Dauer den Fortbestand des Werkes und somit die Hilfe für die verfolgte und bedrängte Kirche stark gefährden.“ Neuevangelisierung, um die Menschen wieder zu Gott zu führen, sei daher auch eine wichtige Aufgabe für „Kirche in Not“ im 21. Jahrhundert. Kirchliche Würdenträger aus dem Nahen Osten äußerten sich im Gespräch gegenüber Fenbert: „Die Kirche im Westen hilft uns nicht nur durch Spenden und Gebet. Wichtig ist für uns auch, dass ihr Christen in Europa entschieden euren Glauben lebt, euch zu euren Werten bekennt und stolz seid, Christen zu sein.“ Auch die modernen Medien werden für die Verkündigung des Evangeliums immer wichtiger. So finanziert „Kirche in Not“ seit Beginn der 60er-Jahre Rundfunksender, Fernsehstationen und Print-Medien, die Nachrichten mit religiösem Programm, Unterhaltung und Erwachsenenbildung verbinden.
Darüber hinaus produziert „Kirche in Not“ für den deutschsprachigen Raum regelmäßig verschiedene Fernseh- und Rundfunksendungen. „Wir reden nicht nur über verfolgte Christen. Bei unseren TV-Sendungen und Veranstaltungen wie dem ,Treffpunkt Weltkirche‘ haben die Bischöfe, Missionare und Ordensfrauen die Möglichkeit, für sich selbst zu sprechen“, so Fenbert. Eine weitere wichtige Aufgabe sieht das Hilfswerk in der Hebung des Glaubenswissens und gibt daher seit 2011 die Faltblatt-Reihe „GlaubensKompass“ heraus, die Orientierung und Antworten gibt auf elementare religiöse Fragen. Mit Erfolg: Seit Herbst 2011 wurden bereits um die drei Millionen dieser Heftchen im DIN-A6-Format unter die Gläubigen gebracht.
Neuer Schwerpunkt Naher Osten
Aber auch bei seinen weltkirchlichen Aufgaben will sich das Hilfswerk treu bleiben und ein offenes Ohr für die Wünsche des Heiligen Vaters und die Nöte der Weltkirche behalten. Karin Maria Fenbert: „Papst Benedikt XVI. hat bei einer Audienz zum 60-jährigen Jubiläum im Jahr 2007 durch seinen Kardinalstaatssekretär die Vertreter von „Kirche in Not“ ausdrücklich um die Unterstützung der Glaubensgeschwister im Nahen Osten gebeten. Diesen Wunsch haben wir beherzigt und konnten nun dank unserer Vorbereitung und Kontakte den verfolgten Christen in Syrien und im Irak, aber auch in anderen Ländern der Region in der jetzt drastisch verschärften Situation, allein im Jahr 2014 mit über 16 Millionen Euro helfen. Auch die verstärkte Medienarbeit in Deutschland deckt sich mit den Weisungen von Papst Benedikt XVI. im Jubiläumsjahr 2007. Denn er hat bei dieser Gelegenheit auch besonderen Nachdruck auf den verstärkten Einsatz der Medien zur Verkündigung der Heil bringenden Botschaft gelegt.“
Klare Orientierung in der geistlichen Verwirrung
Befragt nach den großen Aufgaben der Zukunft, antwortet Fenbert: „Ich bin mir sicher, dass Pater Werenfried, wenn er noch lebte, sehr deutliche Worte zu „Gender Mainstreaming“, zur „Erziehung zur sexuellen Vielfalt“ und einigen anderen Zeitgeist-Erscheinungen finden würde. Ich denke, der Kampf gegen diese Gender-Ideologie, die nichts mit der Gleichwertigkeit von Mann und Frau zu tun hat, die ein Frontalangriff auf das christliche Menschenbild und die Familie ist, ist eine Aufgabe aller Christen und Menschen guten Willens und dürfte uns in den nächsten Jahren sehr beschäftigen.“
Der Vorstandsvorsitzende der deutschen Sektion von „Kirche in Not“, der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke OSB blickt zuversichtlich in die Zukunft des Werkes: „Liebe Schwestern und Brüder, kirchliche Hilfswerke sollen Kraftwerke des Glaubens sein, durch die der Wesenskern unseres Glaubens an Christus offenbar wird: die rettende Liebe Gottes und die liebende Antwort des Menschen. So hat sich „Kirche in Not“ seit Beginn des Werkes verstanden; das ist das Erbe von Pater Werenfried, das wir nicht allein bewahren, sondern auch in Zukunft fruchtbar machen wollen.“
In seinen „Geistlichen Richtlinien“, die sein Vermächtnis sind, fordert der „Speckpater“ von den Leitern, Mitarbeitern und Wohltätern des Werkes auch für die Zukunft einen Geist des Wagnisses und Gottvertrauens, ohne sich von Widerspruch beirren zu lassen: „Nur wenn wir in der geistlichen Verwirrung, deren Ende noch nicht abzusehen ist, den Gläubigen Klarheit, Sicherheit, Trost und Mut geben, werden jene, die Gott suchen, uns mit überraschender Opferbereitschaft helfen, das Werk, das uns von der Kirche anvertraut worden ist, fortzusetzen.“ Der weltweiten Kirche in Not wäre es zu wünschen.
Mit der Einführung der Weltjugendtage (WJT) setzte der hl. Papst Johannes Paul II. nach den Worten von Kurienbischof Dr. Josef Clemens ein „pastorales Jugendprojekt auf weltkirchlicher Ebene in Gang“. Bekanntlich hat dieses Projekt eine Dynamik entwickelt und Ausmaße angenommen, wie es in der Geschichte einzigartig ist. Und zu Recht kann in der Stiftung und Durchführung der WJT auf besondere Weise der Einsatz der Kirche für die Jugend gesehen werden. Ein Rückblick in die Anfänge vor 30 Jahren kann allen Verantwortlichen in der Jugendarbeit eine hilfreiche Wegweisung bieten.
Von Bischof Josef Clemens, Rom
Erfolgreiches Jubiläum der Jugend 1984
Das sehr gelungene Jubiläum der Jugend im Heiligen Jahr der Erlösung vom 11. bis 15. April 1984 war wohl der Auslöser, dass Johannes Paul II. ein pastorales Jugendprojekt auf weltkirchlicher Ebene in Gang setzte. Dieses Projekt sollte auch als Modell für eine Erneuerung der Jugendpastoral auf diözesaner und nationaler Ebene dienen.[1] Und das folgende von der UNO ausgerufene Internationale Jahr der Jugend 1985 bildete für ihn den Kairos, um die Jugend in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der Kirche zu stellen.
Einladung des Papstes zum Jahr der Jugend 1985
Papst Johannes Paul II. widmete daher in diesem Jahr die Botschaft zum XVIII. Weltfriedenstag (1. Jan.) dem Thema „Friede und Jugend, zusammen unterwegs“,[2] er veröffentlichte den Apostolischen Brief „Dilecti amici“ über den Wert und den Sinn der Jugend (31. März)[3] mit einem kurzen Begleitschreiben an die Bischöfe in aller Welt und einem weiteren Brief zu diesem Thema an die Priester zum Gründonnerstag (31. März),[4] und er berief für den Palmsonntag ein neues Internationales Treffen für die Jugend (30./31. März) ein. Man könnte von einer päpstlichen Großoffensive zugunsten der Jugendpastoral auf welt- und ortskirchlicher Ebene sprechen.
Diese Absicht brachte Papst Johannes Paul II. ganz deutlich im besagten Begleitschreiben an die Bischöfe zum Ausdruck. Darin heißt es: „Das laufende Jahr 1985 als Internationales Jahr der Jugend bietet auch uns die Gelegenheit, der Jugend Christus vorzustellen und ihr gleichzeitig den Platz zu zeigen, den sie in der Kirche einnimmt. Deshalb müssen wir etwas Konkretes auf dem Gebiet der Jugendpastoral tun, in Rom wie in den einzelnen Ortskirchen, auf nationaler, diözesaner und pfarrlicher Ebene, im Rahmen der einzelnen Vereinigungen und der einzelnen apostolischen Bewegungen, die die Jugend zusammenschließen."[5]
Stiftung der Weltjugendtage an Ostern 1985
Die Reaktion auf seine Einladung zum Palmsonntag nach Rom übertraf alle Erwartungen und so kündigte Papst Johannes Paul II. bereits eine Woche später am Ostersonntag, den 7. April 1985, im Rahmen der Botschaft und des Segens „Urbi et orbi“ die Einführung der Weltjugendtage an.[6]
Dazu zitiere ich seine Worte: „Am vergangenen Sonntag bin ich mit Hunderttausenden von Jugendlichen zusammengetroffen; das festliche Bild ihrer Begeisterung hat sich meiner Seele tief eingeprägt. Indem ich mir wünsche, dass sich diese wunderbare Erfahrung in den kommenden Jahren wiederholen möge und so ein Internationales Palmsonntagstreffen der Jugend ins Leben gerufen wird, bekräftige ich meine Überzeugung: Die Jugend erwartet eine schwere, aber zugleich packende Aufgabe: die grundlegenden ‚Mechanismen‘ zu verändern, die in den Beziehungen zwischen den Einzelnen und zwischen den Nationen Egoismus und Unterdrückung fördern, und neue Strukturen zu schaffen, die sich an der Wahrheit, der Solidarität und am Frieden ausrichten."[7]
Christologische Ausrichtung der Jugendtreffen
Der immer wieder – vor allem im deutschsprachigen Raum – vorgebrachte Einwand, dass die WJT zu „spirituell“ und zu wenig „sozial“ ausgerichtet seien, wird bereits durch diese erste Ankündigung des Papstes als grobe Fehldeutung erkennbar.
Neben dieser sozial relevanten Dimension bestimmte der Papst an diesem Ostermorgen jedoch ebenso eine klare christologische Ausrichtung der WJT: „Die jungen Menschen sollen jedoch immer daran denken: Um die Strukturen ändern zu können, muss man zuallererst die Herzen ändern. Frieden entsteht im Herzen des Menschen, Friede stirbt im Herzen des Menschen. Christus allein, der das Herz des Menschen kennt, kann diesem ein neues Herz geben, das fähig ist, sich dem Bruder in freier, selbstloser Liebe zu schenken. An Christus muss sich deshalb die heutige Menschheit wenden, um von ihm die Botschaft von Befreiung und Frieden zu empfangen."[8]
Von der Vorsehung Gottes gelenkt
In der üblichen Begegnung am Jahresende zum Austausch der Weihnachtswünsche mit der Römischen Kurie bekräftigte Johannes Paul II. seine Entscheidung, die WJT einzuführen.[9] Mit berührenden Worten schreibt er den großen Erfolg des Palmsonntagstreffens der Hilfe und der Gnade der Allerheiligsten Dreifaltigkeit zu, der er seine tiefe Dankbarkeit bekundet. Er sagte: „Es ist Gott, der die Geschichte leitet, die Geschichte der Welt und des Menschen: die Geschichte, von der wir wissen, dass sie einzig und allein ,Heilsgeschichte‘ ist in einem erlösenden Liebesplan, der seinen Gipfel in der Menschwerdung des Wortes erreicht. Er ist es, der seine Kirche leitet und sie zum bevorzugten Werkzeug der Erlösung macht."[10] Nur in diesem Licht erhält seiner Überzeugung nach das verflossene Jahr mit seinen außergewöhnlichen Ereignissen seine volle Bedeutung.
Zum Motiv und Zweck der WJT führt der Papst aus: „Aber alle Jugendlichen müssen sich von der Kirche begleitet fühlen: Deshalb solle sich die ganze Kirche zusammen mit dem Nachfolger Petri auf Weltebene für die Jugend, ihre Ängste und Sorgen, ihr Offensein und ihre Hoffnung einsetzen, um ihren Erwartungen zu entsprechen. Sie muss ihr die Sicherheit mitteilen, die Christus ist, die Wahrheit, die Christus ist, die Liebe, die Christus ist, mittels einer angemessenen Bildung, die die notwendige und der heutigen Zeit entsprechende Form der Evangelisierung ist."[11]
Drei Gründe für das positive Echo
Unter Bezug auf Ausführungen des Präsidenten des Päpstlichen Laienrates Kardinal Stanisław Ryłko möchte ich die Entscheidung des Papstes unter drei Gesichtspunkten zusammenfassen, die den Sinn der WJT verdeutlichen und auch ihre so positive Aufnahme durch die Jugendlichen erklären.[12]
1. Vertrauen des Papstes in die Jugend
An erster Stelle steht Vertrauen des Papstes in die Jugend. Johannes Paul II. hatte den Mut, auf die Jugendlichen zu setzen, die er als wichtige und unersetzbare Protagonisten im Leben und in der Mission der Kirche ansah. Die Jugendzeit ist kein persönlicher Besitz, sondern – wie bereits gesagt – eine Gabe, die es zu teilen gilt, mit der Gesellschaft, der Kirche und der gesamten Menschheit.[13]
Schon am 22. Mai 1983 hatte Papst Johannes Paul II. den Jugendlichen vor dem Gebet des „Regina Coeli“ vom Balkon des Mailänder Doms aus zugerufen: „Wer könnte mehr als Ihr Jugendlichen die Weite und Tiefe der christlichen Hoffnung erfassen? Ihr erlernt in der Gegenwart den Aufbau einer gerechteren Zukunft für den Menschen. Wer kann mehr als Ihr das Bedürfnis nach Jemandem empfinden, der den Menschen von den vielfältigen Wurzeln des Bösen befreit, das er in sich trägt und das in dramatischer Weise ein Großteil seines Seins und Handelns bestimmt?"[14]
2. Dialogcharakter der Treffen
Der zweite Aspekt betrifft die Form der WJT, insoweit sie einen wirklichen Dialogcharakter besitzen.[15] Die Jugendlichen verdienen angehört zu werden und im Dialog mit ihnen wird Jesus Christus verkündigt.[16] Viele Jugendliche sind den Bischöfen niemals zuvor so direkt und persönlich begegnet, wie es in den Katechesen und den anderen Begegnungen während der WJT geschieht. Und der Papst selbst wies eventuelle Vorbehalte gegenüber den großen Teilnehmerzahlen zurück, da er überzeugt war, dass diese Tage keine Zusammenkunft einer „anonymen Masse, keine Nummer (waren), sondern lebendige und persönliche Präsenz von Jugendlichen, die mit hinreißender und disziplinierter Freude teilnahm in einem Gemeinschaftsakt der Liebe und des Glaubens an Christus, den Herrn […]."[17] Und diese große Glaubenszusammenkunft holt den einzelnen aus einer eventuellen Isolierung heraus, sie lässt ihn die Zugehörigkeit zur Weltkirche erleben, sie macht die Jugendlichkeit und die Lebendigkeit der Kirche sichtbar.
Es gilt hinzuzufügen, dass im heutigen politisch-sozialen Kontext die WJT eine weltweite Sichtbarkeit der Kirche ermöglichen. Sie machen deutlich, dass man den Glauben nicht auf die Privatsphäre reduzieren kann, sondern dass ihm seiner Natur nach ein Öffentlichkeitscharakter zukommt. Die WJT sind daher als Ereignisse anzusehen, die gegen bestimmte politische Projekte angehen, welche den Glauben und die Kirche in die „Sakristei“ verbannen wollen. Zudem verdeutlichen die wechselnden Austragungsorte in aller Welt die Realität eines pilgernden Gottesvolkes, das die Grenzen der Staaten und der Kontinente überschreitet und sich aus vielen Völkern und Nationen zusammensetzt.
Mir scheint, dass die bereits erwähnte anfängliche Reserviertheit in den deutschsprachigen Ländern gegenüber den WJT in ihren großen Teilnehmerzahlen eine weitere Motivation gefunden hatte. Man hatte wohl den Eindruck, es handele sich um erweiterte Taizé-Treffen, die vor allem für Jugendliche aus den italienischen „Movimenti“ bestimmt seien.
Papst Johannes Paul II. weist die Auffassung zurück, dass er der Erfinder der WJT sei: „Niemand hat die Weltjugendtage erfunden. Die Jugendlichen selbst haben sie geschaffen. Diese Tage, diese Begegnungen sind seit damals überall auf der Welt ein Bedürfnis der Jugend. In den meisten Fällen haben sie die Priester und sogar die Bischöfe in hohem Maße überrascht. Sie haben auch ihre eigenen Erwartungen übertroffen."[18]
3. Begegnung mit Christus
Der dritte und einschneidende Aspekt betrifft die WJT als privilegierte Orte einer persönlichen und zugleich gemeinschaftlichen Begegnung mit Jesus Christus.[19] Der gesamte Event ist auf seine Person ausgerichtet, seien es die liturgischen Feiern, die Katechesen, der Kreuzweg und der Austausch von Glaubenserfahrungen. Ein beständiges Zeichen dieser christologischen Ausrichtung bildet seit 1984 das schlichte Kreuz der Weltjugendtage, das seit 2003 von der Marienikonie „Salus Populi Romani“ begleitet wird. Papst Johannes Paul II. erläuterte die Übergabe des Kreuzes mit den Worten: „Liebe Jugendliche, zum Abschluss des Heiligen Jahres vertraue ich Euch das Zeichen dieses Jubiläumsjahres an: das ‚Kreuz Christi’! Tragt es durch die Welt als Zeichen der Liebe des Herrn Jesus für die Menschheit. Und verkündet allen, dass nur im gestorbenen und auferstandenen Christus Heil und Erlösung ist."[20]
„Geistliches Testament“ für die jungen Generationen
Johannes Paul II. hat – zwei Wochen vor seinem Tod – mit einer Botschaft zum Angelus-Gebet am Palmsonntag (20. März 2005) eine Art „Geistliches Testament“ für die jungen Generationen hinterlassen. Der damalige Substitut des Staatssekretariats, Erzbischof Leonardo Sandri, verlas seine Worte: „Vor 20 Jahren nahmen auf diesem Platz die Weltjugendtage ihren Anfang. Daher wende ich mich heute besonders an die jungen Menschen. An euch, meine Lieben, die ihr hier anwesend seid, und an die Jugendlichen der ganzen Welt […]: Heute verehrt ihr das Kreuz Christi, das ihr in die ganze Welt tragt, weil ihr an die Liebe Gottes glaubt, die sich vollkommen im Gekreuzigten offenbart hat […]. Es wird mir immer mehr bewusst, wie es von der Vorsehung gewollt und prophetisch war, dass gerade dieser Tag, der Palmsonntag, euer Tag geworden ist. Dieses Fest enthält eine besondere Gnade, die Gnade der mit dem Kreuz vereinten Freude als Zusammenfassung des christlichen Geheimnisses. Heute rufe ich euch zu: Geht, ohne müde zu werden, auf dem Weg weiter, den ihr eingeschlagen habt, um überall Zeugen des glorreichen Kreuzes Christi zu sein. Habt keine Angst! Die Freude des gekreuzigten und auferstandenen Herrn sei eure Kraft, und die allerseligste Jungfrau Maria sei immer an eurer Seite."[21]
Zusammenfassend können wir sagen, dass die WJT eine prophetische Initiative, ein großes Fest, eine Werkstatt des Glaubens und ein Instrument der Evangelisation sind, die auf die Person Jesu Christi und die zentralen Glaubensinhalte gerichtet ist („Kerygma“).[22] Diese Tage geben Antworten auf die Suche nach Sinn, sie bieten den Jugendlichen authentische Werte an und helfen ihnen, sich selbst zu überschreiten, indem sie den großen Herausforderungen des Lebens nicht aus dem Wege gehen. Nicht wenige Jugendliche haben die Richtung ihres Lebens geändert, haben ihre eigene Berufung entdeckt und eine endgültige Lebensentscheidung getroffen.
Die WJT sind zudem ein wirksames Zeichen der kirchlichen Communio: sie vereinen Jugendliche aus der ganzen Welt und führen die verschiedenen Gruppen, Bewegungen, Vereinigungen und Gemeinschaften um den Papst und die Bischöfe zusammen. Sie sind in spiritueller und praktischer Hinsicht ein Pilgerweg.[23] Sie sind ein bewährtes Modell der Jugendpastoral und sie erfordern eine angemessene Einfügung in das Leben der Pfarreien, Diözesen und nationalen Ortskirchen. Diese Tage sind ein providentielles Geschenk des Heiligen Geistes an die Kirche und ein kostbares Erbe von Papst Johannes Paul II.
[1] Vgl. Guzmán Carriquiry Lecour: Der Weltjugendtag, in: Päpstlicher Rat für die Laien, Hrsg.: Gemeinsam auf den Straßen von Europa. Akten des II. Europäischen Treffens zur Jugendpastoral, Loreto 12.-16. Sept. 1995, Reihe: Laien heute. Dokumentationsdienst Nr. 31, Vatikanstadt 1996, 72-101; Paul Josef Cordes: „Immer nur alte Steine! – Wo sind die jungen Leute?“ Wie eine Kette, die Nationen und Völker verbindet: Ein Bericht über die Entstehung und Wirkungsgeschichte der Weltjugendtage, in: Die Tagespost, 03.04.2004, 4; Stephan Meßner: Die Weltjugendtage mit Erlebnisberichten von jungen Teilnehmern, Verlag Miriam, Jestetten 2004; Martin Guggenberger: Der Weltjugendtag – Ein religiöser Event in der individualisierten Gesellschaft, Diplomarbeit, Theologische Fakultät der Universität Passau 2005; Gino Concetti: Le giornate della gioventù. Da Giovanni Paolo II a Benedetto XVI, Verlag VivereIn, Reihe Parva itinera 32, Rom 2006; Renato Boccardo: Giovanni Paolo II e le Giornate Mondiali della Gioventù, in: Elio Guerriero/Marco Impagliazzo: Il Pontificato di Giovanni Paolo II, Reihe Storia del Cristianesimo, Bd. 11, Verlag San Paolo, Cinisello Balsamo 2006, 103-125; Mimmo Muolo: Generazione GMG, La storia della Giornata Mondiale della Gioventù. Vorwort von Kardinal Stanisław Ryłko. Einführung von Marcello Bedeschi, Verlag Àncora, Mailand 2011; Jan Balik: Giovanni Paolo II in dialogo con i giovani. Einführung von Mons. Renato Boccardo. Vorwort von Mons. Ladislav Hučko, Druckerei Città Nuova der P. A. M. O. M., Rom 2013, 69-92. [2] Vgl. Johannes Paul II: Botschaft für den XVIII. Weltfriedenstag, 1. Jan. 1985, „Frieden und Jugend, zusammen unterwegs“, 8. Dez. 1984, in: O.R. dt., Nr. 51/52, 21. Dez. 1984, 1,4. [3] Vgl. Johannes Paul II.: Apostolisches Schreiben „Dilecti amici“ an die Jugendlichen in der Welt zum Internationalen Jahr der Jugend, 31. März 1985. [4] Johannes Paul II.: Schreiben an alle Priester der Kirche zum Gründonnerstag 1985, 31. März 1985, in: O.R. dt., Nr. 14-15, 4 f. [5] Vgl. Johannes Paul II.: Brief an alle Bischöfe der katholischen Kirche, 31. März 1985, in: O.R. dt., Nr. 13, 29. März 1985, 1. [6] Vgl. Johannes Paul II.: Die Schwelle der Hoffnung überschreiten. Hrsg. von Vittorio Messori, Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg ²1994, 152. [7] Johannes Paul II.: Osterbotschaft vor dem Segen „Urbi et orbi“, Ostersonntag, 7. April 1985, in: O.R. dt., Nr. 16, 19. April 1985, 6 f., 7. [8] Ebd. [9] Vgl. Johannes Paul II.: Ansprache an das Kardinalskollegium und an die Römische Kurie 1985, in: O.R. dt., Nr. 2-Beilage II, 10. Jan. 1986, 7 f., 7. [10] Johannes Paul II.: Ansprache bei den Weihnachtswünschen 1985, 7. [11] Ebd. [12] Vgl. Card. Stanisław Ryłko: Le Giornate Mondiali della Gioventù: „una cascata di luce e di speranza“, Manuskript, Februar 2012; Card. Stanisław Rylko: Giornata Mondiale della Gioventù Cracovia 2016: Le Giornate Mondiali della Gioventù: „una festa della fede e della fraternità“, Manuskript, Januar 2014. [13] Vgl. Johannes Paul II.: „Dilecti amici“, n. 1. [14] Johannes Paul II.: Regina Coeli, Mailand, Balkon des Mailänder Doms, 22. Mai 1983, O.R. dt., Nr. 21, 27. Mai 1983, 3. [15] Vgl. Johannes Paul II.: Ansprache während der Gebetsvigil, XV. Weltjugendtag, Rom 2000, Universitätsgelände Tor Vergata, 19. Aug. 2000, in: O.R. dt., Nr. 34, 25. Aug. 2000, 12. [16] Vgl. Johannes Paul II.: Die Schwelle, 153. [17] Johannes Paul II.: Ansprache bei den Weihnachtswünschen1985, 7. [18] Johannes Paul II.: Die Schwelle, 153; vgl. Johannes Paul II.: Schreiben an Kardinal Eduardo Pironio anlässlich des Studienseminars über die Weltjugendtage in Tschenstochau (Polen), 8. Mai 1996, ital. Original, in: Insegnamenti XIX/1 (1996), 1187-1190. [19] Vgl. Johannes Paul II.: Schreiben an Kardinal Pironio, 1188; Johannes Paul II.: Ansprache bei den Weihnachtswünschen 1985, 7; Johannes Paul II.: Apostolisches Schreiben „Tertio Millennio Adveniente“ zur Vorbereitung auf das Jubeljahr 2000, 10. Nov.1994, in: O.R. dt., Nr. 47/Beilage XLIII, 25. Nov. 1994, 9-16. [20] Johannes Paul II.: Worte bei der Übergabe des Kreuzes des Heiligen Jahres der Erlösung, Ostersonntag, 22. April 1984, Ital. Original, in: Insegnamenti VII/1 (1984), 1105 (vgl. O.R. dt., Nr. 18, 4. Mai 1984, 7: „Danach übergab er das einfache Holzkreuz, welches das ganze Jahr über im Petersdom aufgestellt war, den Jugendlichen des Internationalen Jugendzentrums San Lorenzo. Dort, nahe bei St. Peter, soll es fortan stehen. An alle Jugendlichen richtete er dabei die Aufforderung, das Kreuz als Zeichen der Erlösung des Menschen mutig in alle Welt zu tragen.“) [21] Johannes Paul II.: Botschaft anlässlich des Mariengebetes am Palmsonntag und der Passion des Herrn, 20. März 2005, in: O.R. dt., Nr. 12/13, 25. März 2005, 1 u. 9, 9. [22] Johannes Paul II.: Ansprache während der Gebetsvigil, XV. Weltjugendtag, Rom, Universitätsgelände Tor Vergata, 19. Aug. 2000, in: O.R. dt., Nr. 34, 25. Aug. 2000, 12. [23] Vgl. Pontificio Consiglio per i Laici (Hrsg.): Giornata Mondiale della Gioventù, Memorandum per gli organizzatori, Città del Vaticano 2005, 7.
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